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itte des letzten Jahres schienen noch alle Vor- aussetzungen für eine Rohstoffhausse vorzuliegen.Die US-amerikanische Wirt- schaft befand sich bereits im sechsten Jahr eines robusten Aufschwungs. Auch in Euro- pa zeigte die Konjunktur alle Anzeichen für eine zügige Aufwärtsentwicklung. Alle Industrieländer – von Japan abgesehen – befinden sich in einer kräftigen Erholung. Ei- nen Strich durch alle Progno- sen machte allerdings die asia- tische Krise, die zu kräftigen Wachstumseinbußen führte – mit der Folge, daß die Nach- frage nach Rohstoffen regel- recht einbrach. Dies zeigt sich auch deutlich in der Preisent- wicklung für Rohstoffe. Von wenigen Ausnahmen abgese- hen, liegen die Rohstoffnotie- rungen weit unter Vorjahres- niveau. Viele Roh-
stoffe notieren in der Nähe ihrer lang- fristigen Tiefststän- de. Der Journal of Commerce-Index für industrielle Roh- stoffe fiel im Febru- ar auf sein Vier-Jah- res-Tief. Auch viele Agrarrohstoffe ha- ben erhebliche Preis- einbußen hinneh- men müssen.
Vor diesem Hin- tergrund haben es die Manager von Rohstoff-Fonds schwer, eine ver- nünftige Perfor- mance zu erzielen.
Die sogenannten Rohstoff- oder Energie-Fonds le-
gen nicht direkt in Rohstof- fen an. Die meisten dürfen dies nach ihren Anlage- grundsätzen auch gar nicht.
Sie investieren in Aktien von Unternehmen, die Rohstoffe fördern. Das ist weit weniger riskant, als direkt Rohstoffe zu erwerben. Aber in den Ak- tien der Förderunternehmen spiegelt sich der Preisverfall natürlich wider. Dennoch können diese dem Preisver- fall, dem die Rohstoffe selbst nicht entgehen können, aus- weichen oder seine Folgen
mildern. Goldproduzenten sind zum Beispiel dazu über- gegangen, weniger rentable Minen zu schließen. Auf diese Weise können manche auch bei niedrigen Preisen noch auskömmlich fördern. Ande- re haben große Teile ihres in Zukunft zu fördernden Gol- des bereits zu besseren Prei- sen in der Vergangenheit ver-
kauft. Das bringt es mit sich, daß die Goldminenaktien oft schon bei einem leichten An- ziehen des Goldpreises er- heblich im Kurs steigen und einen weiteren Preisanstieg des Metalls vorwegnehmen.
Gleichwohl scheint im Augenblick wenig für Roh- stoff-Fonds zu sprechen – auch wenn sich die Zeichen mehren, daß bei einigen Roh- stoffen nach unten übertrie- ben worden ist, so wie an den Aktienmärkten offenbar der- zeit nach oben übertrieben
wird. Übertreibungen ge- hören zur Börse; durch die immerwährende Korrektur von Übertreibungen versu- chen die Marktteilnehmer, sich an den richtigen Preis heranzutasten. In vielen Roh- stoffnotierungen sehen Ex- perten dann auch die schlimmsten Befürchtungen im Hinblick auf den Nachfra-
geausfall der asiatischen Kri- senländer bereits enthalten.
Die Manager von Roh- stoff-Fonds können auch dar- auf verweisen, daß die Ent- wicklung dieser Märkte nicht mit der der Aktienmärkte korreliert. Das heißt über- spitzt: Die Rohstoffbörsen haussieren, wenn die Aktien- börsen darniederliegen, und umgekehrt. Für Anleger be- deutet das, daß sich durch ei- ne Beimischung von Roh- stoff-Fonds zu einem Aktien- depot (oder einem Porte-
feuille von Aktienfonds) ei- ne Portfoliooptimierung er- reichen läßt. Wenn die Ak- tienbörsen wieder einmal schlechtere Zeiten erleben, können Rohstoff-Fonds, die dann möglicherweise in eine Aufschwungphase kommen, mögliche Kursrückgänge des Aktienteils abfedern. Im Au- genblick werden viele Anle- ger auf diese Wirkung gerne verzichten wollen – die Bör- sen boomen ja, Rohstoff- Fonds verschlechtern derzeit nur die Performance des Ge- samtportefeuilles. Aber auch die längste Hausse geht ein- mal zu Ende.
Das gilt allerdings auch für die Baisse bei vielen Rohstof- fen. Experten der Deutschen Bank Research meinen zum Beispiel, daß bei Kupfer, Nickel und Zink die Preis- einbußen den tatsächlichen Rückgang der Nach- frage weit über- zeichnen. In einem aktuellen „Anlage- Management“ der Deutschen Bank, ei- ner Informations- schrift für Anleger, wird die Meinung vertreten, „. . . daß die Marktpreise auf mittlere Sicht eher durch spekulative als durch fundamen- tale Einflüsse beein- flußt werden“.
Vor dem Hinter- grund einer allge- meinen Baisse an den Rohstoffmärk- ten haben sich die Rohstoff-Fonds schließlich gar nicht schlecht gehalten.
Vor allem die Energie-Fonds konnten in den letzten 12 Mo- naten noch eine positive Bi- lanz vorlegen, so der CS Equi- ty Fund Energy und der DWS Energiefonds. Aber auch das hat nicht in jedem Fall vor ei- ner schlechten Performance geschützt: Orbitex Natural Resources zum Beispiel hat einen Depotschwerpunkt bei Ölwerten. Aber der Fonds setzte vor allem auf Ölexplo- rationswerte, die unter dem Preiseinbruch für Erdöl be- sonders leiden. Armin Löwe A-1546 (62) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 24, 12. Juni 1998
V A R I A WIRTSCHAFT
Rohstoffe
Energie-Fonds legten teilweise etwas zu
Tabelle
Fonds Kapitalanlage- Wertentwicklung Ausgabe- Wertpapier- Gesellschaft per Ende Januar Aufschlag Kennummer
1988 in Prozent 1 Jahr 3 Jahre
DWS Energiefonds DWS 25,8 115,9 4 847413
CS Equity Fund
Energy Credis 24,5 102,4 4 970297
Hypo-Invest Hypo-
Geo Tech Invest 4,4 39,4 5 971345
DIT Rohstoffonds DIT – 5,4 25,8 3 847509
Fondiro Adig – 5,6 18,8 5 847116
Oppenheim
Rohstoffwerte Oppenheim – 5,9 34,1 5 848649
Gartmore CSF
Global Res. Gartmore – 15,8 0,6 5 974437
DWS Rohstoffonds DWS – 18,3 – 5,2 3 847412
Orbitex Natural
Resources Orbitex – 26,0 29,0 5,93 971239
Quelle für Wertentwicklung: DM Fonds Aktuell