• Keine Ergebnisse gefunden

Starterkulturen für RohwürsteBei der Herstellung von Roh-

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Starterkulturen für RohwürsteBei der Herstellung von Roh-"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

12 Wissen

30. Juli 2015 — Fleisch und Feinkost Nr. 15

Forschung

Starterkulturen für Rohwürste

Bei der Herstellung von Roh- würsten spielen Mikroorganis- men eine wichtige Rolle.

Ursprünglich wurden Rohwürste ohne zusätzliche Zugabe von Mik- roorganismen hergestellt. Die so- genannte «Hausflora», die aus den Rohmaterialien (v. a. Fleisch), von Gerätschaften und aus Räumen stammte und sich während der Reifung in Abhängigkeit der Um- gebungsbedingungen mehr oder weniger vermehrte, führte zu den

«typischen» Produkten. Spontane Fermentationen sind aber mit Risi- ken verbunden, die von Fehlaromen bis zur Gesundheitsgefährdung des Konsumenten führen können. In der heutigen Rohwurstproduktion wer- den daher in der Regel Starterkultu- ren eingesetzt, um die Fermentation unter kontrollierten Bedingungen ablaufen zu lassen, die zu sicheren und qualitativ einwandfreien Le- bensmitteln führt. Starterkulturen müssen bei der Rohwurstherstel- lung zur Erreichung folgender Ziele beitragen:

– Hemmung und Abtötung von krankmachenden und Verderb- nis erregenden Mikroorganismen (Bildung einer Konkurrenzflora gegen unerwünschte Mikroorga- nismen)

– Entwicklung der typisch roten Farbe

– Entwicklung der Schnittfestigkeit – Entwicklung des typischen Ge-

schmacks

Starterkulturen für Fleisch ent- halten meistens Laktobazillen und Pediokokken (Milchsäurebakte- rien) sowie Mikrokokken und Sta- phylokokken.

Die Laktobazillen und Pedio- kokken sind verantwortlich für eine standardisierte und reproduzierba- re Säuerung und Aromabildung. Zu- cker wird zu Milchsäure fermentiert.

Dadurch wird der pH gesenkt, was zu einer Hemmung unerwünschter Mikroorganismen führt. Gleich- zeitig wird durch die Verwertung der vorhandenen Zucker das Nähr- substrat für das Wachstum und die Vermehrung unerwünschter Mik- roorganismen ebenfalls entzogen.

Zudem wird durch die Absenkung des pH die Konsistenz des Produk- tes härter, was zu einer besseren Schnittfestigkeit führt. Daneben werden die Abtrocknung und eine beschleunigte Umrötung gefördert.

Bei der Auswahl der Milchsäure- bakterien ist darauf zu achten, dass diese auch nicht zu schnell säuern.

Ist die Säuerung zu schnell, werden für die Aroma- und Texturbildung wichtige Enzyme inaktiviert, was zu

einem mangelhaften Produkt führt.

Es gilt also, ein optimales Gleichge- wicht der Säuerungsgeschwindig- keit sowie der Aktivität der Enzyme zu finden. Dieses Gleichgewicht muss an den jeweiligen Prozess an- gepasst werden (Temperaturfüh- rung, Rohstoffe etc.).

Mikrokokken und Staphylokok- ken bilden Nitratreduktase, welche die Reduktion von Nitrat zu Nitrit und somit die Umrötung ermöglicht.

Zudem bilden sie Katalase. Dadurch werden Peroxide abgebaut, und das Fett wird vor Oxidation geschützt.

Bei der Auswahl eines Stammes für eine Starterkultur gilt es, darauf zu achten, dass dieser sehr robust ist.

Das heisst, er muss die im Fleisch natürlich vorkommende Flora ver- drängen können. Dies ist nur mög- lich, wenn der Stamm möglichst gut an diese Umgebung angepasst ist und somit die vorhandenen Nähr- stoffe schneller als die Konkurrenz- flora verwerten kann. Der Beitrag der Starterkulturen zur Aromatisie- rung ist speziell bei salzreduzierten Produkten von Bedeutung. Dies ist insofern interessant, da nach der

Empfehlung der Weltgesundheits- organisation (WHO) der Salzgehalt in Lebensmitteln generell gesenkt werden sollte. Eine salzreduzier- te Ernährung soll dazu beitragen, Bluthochdruck zu reduzieren und somit die Gesundheit der Bevölke- rung zu fördern. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) entwickelte darauf basierend für die Schweiz die sogenannte Salzstrategie mit den Zielen, den Salzgehalt in Le- bensmitteln stufenweise zu senken und die Bevölkerung zu sensibilisie- ren. Mit verschiedenen Versuchen konnte Agroscope zeigen, dass der Kochsalzgehalt auch bei Rohwürs- ten ausgehend von Mittelwerten im Jahre 2008 um ca. 15% gesenkt wer- den kann, ohne dass technologische oder sensorische Mängel auftreten oder die Lebensmittelsicherheit ge- fährdet ist.

Inwieweit nun Starterkulturen den sensorischen Eindruck von salzreduzierten Produkten verbes- sern können, wurde am Agroscope Institut für Lebensmittelwissen- schaften ILM geprüft. Ziel war es, durch Kombination unterschied-

licher Laktobazillen und Staphylo- kokken eine gute Säuerung zu er- zielen und durch den Proteinabbau und die Freisetzung von Peptiden die «Salzigkeit» bei salzreduzier- ten Produkten zu erhöhen. Aus der Agroscope-Stammsammlung wur- den daher Laktobazillenstämme der Spezies Lactobacillus plantarum, Lactobacillus curvatus und Lacto- bacillus sakei sowie Staphylokok- kenstämme von Staphylococcus equorum, Staphylcoccus carnosus und Staphylococcus xylosus in verschiedenen Kombinationen ge- prüft. Als Vergleich dienten zwei kommerziell erhältliche Kulturen aus dem Handel. Ein wichtiges Testkriterium für die Stämme war eine optimale Anfangssäuerung, da diese für die mikrobiologische Sicherheit und die Konsistenzbil- dung von zentraler Bedeutung ist.

Alle eingesetzten Kulturen erreich- ten nach drei Tagen einen pH-Wert

< 5,0 (Abbildung). Die pH-Absen- kung erfolgte mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Die Varianten mit L. sakei wiesen nach einem Tag die tiefsten pH-Werte auf, säuerten aber nachher weniger stark weiter. Die- se mit L. sakei hergestellten Roh- würste waren tendenziell fester.

Mit dem ausgewählten L. curvatus resultierten geschmacklich nicht überzeugende Resultate, und bei den gewählten Stammkombinatio- nen mit S. xylosus war die Umrötung ungenügend. Das Ziel, durch geziel- ten Kultureneinsatz ein verstärktes

«Salzempfinden» bei reduziertem Kochsalzeinsatz zu erreichen, konnte nicht zufriedenstellend er- reicht werden. Die Varianten mit L.

plantarum wurden vereinzelt ver- gleichsweise als «leicht salziger»

und sensorisch fehlerfrei beurteilt.

Generell wurden die gegenüber früherem Standard mit rund 12%

weniger Kochsalz fabrizierten Sa- lami bezüglich «Salzigkeit» nicht bemängelt.

Insgesamt konnte mit den ge- prüften Stämmen L. plantarum, L sakei, S. equorum sowie S. carnosus eine sichere, sensorisch fehlerfreie und aus technologischer Sicht ein- wandfreie Rohwurst hergestellt wer- den. Abschliessend ist zu erwähnen, dass die beiden Komponenten der Starterkultur, Milchsäurebakterien und Staphylokokken, sich gegen- seitig beeinflussen. So kann ein S.

xylosus in Kombination mit ande- ren Milchsäurebakterien durchaus gute Umrötungen erreichen. Es gilt daher auch, die für die Anwendung richtige Kombination der Stämme zu bestimmen.

Helena Stoffers und Ueli von Ah, Agroscope ILM, Liebefeld 4

4.2 4.4 4.6 4.8 5 5.2 5.4 5.6 5.8 6

0 2 4 6 8

pH -Wert

Reifungsdauer in Tagen

kommerzielle Kultur 1 kommerzielle Kultur 2 L. plantarum + S. equorum L. sakei + S. equorum

pH-Verlauf in Rohwurst (Salami), die mit verschiedenen Kulturen hergestellt wurde, während der ersten Reifungswoche. (Grafik: Agroscope ILM) Die Wahl der richtigen Starterkultur ist bei der Rohwurstherstellung entschei-

dend. (Bild: fotolia.com/expressiovisual)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Für einige Rohstoffe konnte ihre Eignung für die Herstellung von Faserplatten ebenfalls in Pressversuchen in zwei Dichtebe- reichen (mitteldichte Faserplatten (MDF) und

1,500 ha in Germany — were possible, the development of suitable sales markets for the fi bre produced in hemp decortication (ca. Although the price of hemp shives of approx. 180

Die damit erzeugten Starter- kulturen sind aber nicht nur für die Herstel- lung hochwertiger Futtersilagen, sondern auch für die Konservierung von verderbli- chen Rohstoffpflanzen

The new method is based on the separate cul- tivation of two lactic acid producing bacteria lines recognised as very suitable for ensiling of grass (Lactobacillus plantarum and

Konjugierte Linolsäuren (CLA = conjugated linoleic acid) sind Fettsäuren, die 18 Kohlenstoffatome enthalten und bei denen die zwei Doppelbindungen im Fettsäuremolekül durch

➾ Phagenanalytik: Die grösste Bedrohung der Stabilität von Kulturen kommt von der Natur selbst: Bakteriophagen sind gefürchtete Viren, welche Bakterienstämme befallen und

In der dritten Arbeit wird in einem Über- blick der Einsatz von Nitrit in fermentierten Fleischprodukten bezüglich Vor- und Nach- teilen sowie der relevanten Konzentrationen

Anpassung des Herstellungsverfah- rens, damit sich die Zugabe von Zu- satzstoffen erübrigt (Stabilisatoren und Geschmacksverstärker) Einsatz alternativer Zusatzstoffe, welche