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Georg Anton Urlaub, 20.6.1713 Thüngersheim-Würzburg 20.2.1759, Das letzte Abendmahl, um 1751

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Academic year: 2022

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22 GEORG ANTON URLAUB

20.6.1713 Thüngersheim - Würzburg20.2.1759

Das letzte Abendmahl, um 1751

FederundPinsel in Braunüber Graphit, weiß gehöht aufblauem, vergilbtemTonpapier 191 /194 x 240 mm

Amunteren BlattrandMaßstabsangaben:

»4, 5, 10, 14« (FederinBraun)

PROVENIENZ: Richard Tüngel (1893-1970), Ahrensburg - erworben 1972 von Beatrice Tüngel-Disclez (1918-2008), Niederweiler / Baden

LITERATUR: Sieveking 1976, S. 749, Farbabb. - Knott 1978, S. 248, Nr. Z 255 - Ausst.-Kat. Würzburg 1996, S. 136 f., Nr. 61, Farbabb.

GEORGANTON URLAUB, DAS LETZTEABENDMAHL, 1753, DECKENFRESKOIM CHORDER PFARRKIRCHE ZU EYERSHAUSEN,UNTERFRANKEN

Von den bisher behandelten Zeichnungs­

entwürfen von Georg Anton Urlaub unter­

scheidet sich diese Abendmahlsdarstel­

lung durch ihre größere Ausführlichkeit und Bildmäßigkeit - sie konnte als direkte Vorlage für ein Fresko dienen, wofür auch die Maßangaben sprechen. In diesem Falle handelt es sich um den Entwurf für das in eine Vierpassform gefügte Chorfresko der Pfarrkirche in Eyershausen in Unterfran­

ken aus dem Jahr 1753 (Abb.). Da von Urlaub keine »modelli« in Öl zur Vorlage beim Auftraggeber existieren, scheinen derartige ausgeführte zeichnerische Ent­

würfe diese Funktion übernommen zu haben. Dem Anbringungsort entsprechend ist die Darstellung in Untersicht gearbei­

tet. In gewisser Weise verschränkt sie zwei unterschiedliche Modi. Zum einen ist die Darstellung formal hierarchisch und sym­

metrisch angeordnet, verstärkt durch die gänzlich klappsymmetrische architektoni­

sche Rahmung. Der Kopf Christi, noch genauer die Mitte seines Gesichtes mit seiner Nasenspitze findet sich im abso­

luten Zentrum der Vierpasskonstruktion.

Die Ausführung des Entwurfes im Fresko ersetzt die Vierpassform durch eine vier­

blättrige Kleeblattform, was eine gewisse Modifizierung und Vereinfachung der Darstellung zur Folge hatte.

Der Entwurf, keine Frage, orientiert sich an Giovanni Battista Tiepolos Abend­

mahlsentwurf, wie er sich auf einer Öl­

skizze im Louvre findet. Sie scheint zu einer Gruppe von Tafelbildentwürfen für Giacomo Concolo in der Kirche S. Polo in Venedig zu gehören und wäre damit auf 1745-47 zu datieren. Urlaub könnte den Entwurf also schon in Venedig im Atelier Tiepolos gesehen und studiert haben. Aber das ist nicht einmal nötig, denn gerade die kleine Gruppe von Bildern für Concolo ist in Tiepolos Atelier mehrfach von Schülern bzw. den Söhnen Tiepolos zur Einübung in den Stil Giovanni Battistas kopiert wor­

den, wohl auch von Domenico Tiepolo.

Vergleicht man Tiepolos und Urlaubs Ent­

würfe, so gibt es Nähe und Differenz zu­

gleich. Zwar findet sich auch bei Tiepolo eine klappsymmetrische Architekturku­

lisse, auch ein entsprechender Vorhang hinter Christus, der selbst ebenfalls in gänzlicher Frontalität erscheint, doch sehr typisch für Tiepolo ist Christus ein Stück aus der Mittelachse des Bildes nach links gerückt, und die Apostel sind in deutlich größerer Unruhe wiedergegeben, so dass Christus gerade die Worte gesprochen

haben könnte: »[...] und ich sage Euch, einer unter Euch wird mich verraten«, zu­

mal Judas vor dem Tisch geradezu gewalt­

sam an den Kopf seines Nachbarn stößt.

Urlaub ist konventioneller, er wählt die übliche Anordnung Christi in der absolu­

ten Bildmitte mit dem an ihn gelehnten Lieblingsjünger Johannes und den die Gruppe rahmenden Petrus und Paulus.

Vor dem Tisch rechts, vom Konchenpfeiler betont, Judas mit dem Geldbeutel in der Hand. Auflockerung bei ihm bildet allein das zusätzliche Personal, in dem er offen­

sichtlich die Tradition von Veronese zitiert:

Speise wird herangetragen, Wein im Vor­

dergrund wird aus einem großen Weinbot­

tich geschöpft, Treppenstufen führen zum Abendmahlstisch. Tiepolo erfüllt zwar die konventionellen Ikonografieanforderun- gen gerade noch, doch im Grunde genom­

men hebt er sie auf. Urlaub erfüllt sie voll­

kommen, die Ausschmückungen bleiben bloßer Zusatz, das Geforderte dominiert.

Tiepolos Darstellung ist ein intellektuelles Spiel, das etwa durch die ungewöhnliche Betonung des Jacobus Major auf den Na­

men des Auftraggebers Giacomo Concolo anzuspielen scheint. Dieser wird wie bei den anderen Bildern der Gruppe (eine Gethsemaneszene und eine Dornenkrö­

nung) die besondere Inventionskraft Tiepolos und die Freiheit im Umgang mit der Ikonografie zu schätzen gewusst haben. Entsprechendes wäre in einer Pfarrkirche wie derjenigen von Eyers­

hausen undenkbar gewesen. Hier segnet Christus Brot und Wein. Die Darstellung ist strikt funktionsgebunden.

Werner Busch

74 Originalveröffentlichung in: Prange, Peter ; Stolzenburg, Andreas (Hrsgg.): Spurenlese : Zeichnungen und Aquarelle aus drei Jahrhunderten, München 2016, S. 74-75

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