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Archiv "Wenn Blicke Geschichten zeugen: Im Gespräch mit Dieter Wellershoff" (11.10.1990)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT KULTURNOTIZEN

Steuerleitfaden für Ärzte und Zahnärzte

Von H. Beckermann und W. Spiegels 2. völlig neu bearbeitete Auflage,

mit der 2. Ergänzungslieferung, Stand 1.4.1990, 1142 Seiten, Loseblattwerk in 2 Ordnern, DM 79,—

Seitenpreis der Ergänzungslieferungen DM 0,20 ISBN 3-7691-3053-7

Die 2. Ergänzungslieferung zur 2. Auflage berücksichtigt vor allem die Änderungen, die sich durch das Gesetz zur steuerli- chen Förderung des Wohnungsbaus und zur Ergänzung des Steuerreformgesetzes 1990 (sog. Wohnungsbauförderurigsge- setz) ergeben haben. Außerdem liegen inzwischen die Vermö- gensteuerrichtlinien 1989 vor, deren Änderungen ebenfalls beriicksichtigt wurden. Auf folgende Änderungen sei vor al- lem hingewiesen:

• Verbesserung der Abschreibungsbedingungen für bestimmte Gebäude, um den privaten Wohnungsbau zu fördern;

• Einführung des Sonderausgabenabzugs für Bau-

maßnahmen zur Förderung der zu eigenen Wohnzwecken genutzten Wohnungen;

• Erhöhung des Höchstbetrags der abziehbaren Auf-

wendungen für Unterhaltsleistungen an den geschiedenen oder dauernd getrennt lebenden, unbeschränkt

steuerpflichtigen Ehegatten;

• Vereinfachung der Regelungen über Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit;

• Für Bauherrengemeinschaften sind alle Kosten, die dem Investor entstehen, Anschaffungskosten;

Widerrufsrecht: Die Bestellung des Loseblattwerkes kann ich schriftlich innerhalb von 10 Ta- gen durch Mitteilung an die Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, Postfach 400265, 5000 Köln 40 widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Den Bezug der Fortsetzungen kann ich jederzeit durch Mitteilung an den Verlag kündigen.

® Deutscher Ärzte-Verlag

Postfach 4002 65 5000 Köln 40 Telefon (02234) 7011-316

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Ja, ich bestelle bei der Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, Postfach 40 20 65, 5000 Köln 40

Expl. Beckermann, Steuerleitfaden je DM 79,—

(incl. 2. Ergänzungslieferung)

Bei Übernahme eines Loseblattwerkes senden wir Ihnen automatisch die Ergänzungsliefe- rungen zu.

Widerrufsrecht: Die Bestellung des Loseblattwerkes kann ich schriftlich innerhalb von 10 Ta- gen durch Mitteilung an die Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, Postfach 400265, 5000 Köln 40 widerrufen. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Den Bezug der Fortsetzungen kann ich jederzeit durch Mitteilung an den Verlag kündigen.

Datum, Unterschrift DÄ 41-90

Name, Vorname PLZ, Ort

Das Nachschlagewerk

Straße Datum, Unterschrift

V

or Jahren bezog Dieter Wellershoff in einer von Baumreihen bevölkerten kleinen Straße in Köln seine re- novierte Altbauwohnung mit langem Flur, der zwangsläufig in das kleine Arbeitszimmer mündet, vorbei an vollgestopf- ten Bücherregalen. Vor dem Fenster: der Baum aus der No- velle „Die Sirene". Überall stolpert das Auge des Besu- chers über verstreute Realitäts- partikel, die zur glaubwürdigen Untermauerung phantastischer Fiktionen in die strengen Handlungen fließen, dem er- weiterten Realismus zuliebe.

Wer nicht mit den Büchern dieses unglaublich aufmerksa- men Mannes vertraut ist, fällt womöglich auf die abwehren- den Rezensionen mit den sich wiederholenden Vorwürfen verdammender Feuilletonisten herein, wonach der Essayist in

Wellershoff den Erzähler längst überrundet habe. Eine typisch deutsche, in Frankreich unvorstellbare Abwertung der Literatur eines Schriftstellers, der sich, wenn erforderlich, auch im Reich essayistischer Wahrnehmung bewegt.

Sitzt man Wellershoff erst einmal gegenüber und hört zu, wie er mit beiden Beinen in seinen gelebten Geschichten steht, entschwindet nach und nach der Faktor Zeit: alles wird zu einem ungewöhnlichen Kon- zentrat an Gleichzeitigkeit.

Das Gegenteil von Memoiren- Dasein. Der angstlose Blick zu- rück in die Zeit des Krieges vermischt sich mit dem, was ihn jetzt angeht, interessiert und bewegt. Die Beschreibbarkeit plötzlich auftauchender Bilder, hier ein Indiz seiner Anwesen- heit in der Zeit. Wellershoff, der leidenschaftliche Dauerer- zähler, kennt nicht die falsche Scham, die ausklammert, was war, oder das Zurückweichen vor dem Unbekannten.

Beim Wiederbeleben des- sen, worauf er sich nicht tagtäg- lich bezieht, sticht die Art ins Auge, wie er von Geschichte zu Geschichte und von Bild zu

Bild springt. Ein Wille zur auf- richtigen Erinnerung, der sich in dem gut lesbaren Buch über

„die Arbeit des Lebens" nie- derschlug. Es stellt die Auto- biographie eines Jungen dar, der im Alter von siebzehn Jah- ren zum Frontdienst mit der Waffe eingezogen wird.

Wenn er spricht, scheint Wellershoff zu jeder Sekunde über alle Augenblicke seines Lebens zu verfügen. Befragt nach seiner ästhetischen Theo- rie, blockiert er. Begriffliches Reden behagt ihm nicht. Wich- tiger ist ihm, dem besonnenen Meisterinterpret mit besonde- ren Vorlieben, der locker zwi- schen diversen Theorieansät- zen springt, das Erzählen, das Umschreiben, die begrifflose Annäherung an Phänomene.

Dabei beherrscht er das Hand- werk des Deutens wie kaum ein anderer. Der dichte Aufsatz

über die zunehmende „Auflö- sung des Kunstbegriffs", 1976 erschienen, mag da als Kost- probe dienen, aber auch seine dickleibige Studie über „die Romane und die Erfahrbarkeit der Welt" von 1988.

Ja, um etwas anderes als ums Erzählen geht es Wellers- hoff nicht mehr, ist es ihm nie gegangen. Als er, lange Zeit als Lektor tätig, sich zum ersten Mal der obskuren Macht dis- kursiver Sprache bediente, tat er dies vor allem, um die Früchte seiner angegriffenen Literatur zu verteidigen. Die alleserklärende Theorie diente ihm als willkommener Schutz- mantel.

Kommt er auf Dostojweski, Blazac, Flaubert, Sartre, Ed- mund Husserl, Maurice Merle- au-Ponty zu sprechen, dann nicht, ohne auf das Phänomen der Schizophrenie, seine Theo- rie der Erfahrung und die von ihm kritisierten, auch aufmerk- sam verfolgten Lehren des Nouveau Roman einzugehen.

Auch seine uneingeschränkte Vorliebe für den irrsinnigen Sog laufender Kinobilder und für die Produktivität der Lang- weile, wie er sie als aus dem

Wenn Blicke Geschichten zeugen

Im Gespräch mit Dieter Wellershoff

Irrtümer und Preisänderung vorbehalten. A-3162

(98) Dt. Ärztebl.

87,

Heft 41, 11. Oktober 1990

(2)

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lebte, kommt dann in aller Aus- führlichkeit zu Wort.

Immer dann, wenn Wellers- hoff ins ungegängelte Erzählen kommt, belebt sich seine Stim- me, anknüpfend an den Erfah- rungsschatz seines Lebens. Er erfindet und durchlebt dabei Figuren, die er auf deren Reise durch ungewisse, den Rhyth- mus der Gewohnheit stören- de Zustände begleitet. Um die letzten Erkenntnischancen geht es ihm dabei, vor allem im Rahmen einer dominanten Kulturindustrie, die nur das all- zu Bekannte duldet und „al- les mit Ähnlichkeit schlägt"

(Theodor W. Adorno). Die Li- teratur behauptet sich da als ei- ne der wenigen „Möglichkei- ten, aus dem Gefängnis des ge- sicherten Alltags auszubre- chen".

Soweit Wellershoff, der Liebhaber fiktiver Extremer- fahrungen, der für die radikale Störung des sturen Gleichlaufs einer bis ins Detail beherrsch- ten Ordnung mit Nachdruck plädiert. „In plötzlichen Mo- menten", betont er, „rutscht je- der mal aus dem trägen Fluß der Tage heraus. Aber dem nachzugehen, bis zu den ex- tremsten Möglichkeiten, das auszufabeln, das ist die Mög- lichkeit, die der Kunst naturge- mäß innewohnt. Diese Auffas- sung von Literatur enthält na- türlich auch ein Votum für kri- senhafte Situationen. Jeden- falls habe ich deshalb eine Vor- liebe für Leute, die im Leben gescheitert sind, die Entfrem-

Dieter Wellershoff Foto: Jocks

dung erleben, wie es modell- haft Sartre in seinem Roman ,Der Ekel' dargestellt hat."

Deshalb hat mich das Buch auch so ungeheuer beein- druckt, damals als Student, aber auch die Kriminalität als ein Bereich, wo sozusagen der Konsens verlassen wird."

Um dem gerecht zu werden, ist Wellershoff neugierig auf fiktionale Schreibweisen, „pro- jektive Phantasien, über die die innere Erfahrungsstruktur in einem fiktionalen Rahmen und über fiktionale Pilotfiguren sei- ne Wünsche, Ängste und Zwangsvorstellungen aus- agiert."

Die organische Phantasie, die beim Erschreiben unge- wöhnlicher Situationen zum Zuge kommt, bezieht ihre Nah- rung aus der Fülle großstäd- tischer Wahrnehmungen. So durchstöbert Wellershoff, wenn er nach die Handlung vorantreibenden Szenen sucht, die Straßen mit ihren Schau- fenstern und Situationen nach brauchbaren Signalen, Indizien und Hinweisen. Die Gesichter der Stadt, von ihm gesehen als ewige Fundgrube, aus der der Bildsucher schöpft.

Es ist auffällig, wie sehr sich Wellershoff in die prekäre La- ge eines anderen versetzt, wie zuletzt in dem dickleibigen Ro-

man „Der Sieger nimmt alles"

geschehen. Dort konfrontiert er den Leser mit dem Psycho- gramm des Ulrich Vogtmann, der sich, den Jahren studen- tischer Orientierungslosigkeit plötzlich der Magie des Geldes verfallen und als Provinzunter- nehmer in der Konservenfabrik seines Schwiegervaters tätig, in der Übernahme einer ange- botenen Supermarktkette die Chance wittert, ganz groß raus- zukommen. Damit beginnt das fürchterliche Drama eines in die Wirtschaftsfalle laufenden Menschen, der alles verliert.

Die Ehe mit seiner wohlhaben- den Ehefrau bricht. Von sei- ner Luxusgeliebten verlassen, hockt er auf einem ihn bedrük- kenden Schuldenberg. Nach Betteltouren, die ergebnislos verlaufen, erwartet ihn am En- de seiner Wege ins Ungewisse der Tod. Er kündigt sich über- all an. Alles in allem wird hier das tragische Ende einer All- machtsphantasie vorgestellt:

der Sog der Katastrophe.

Eine Unmenge von Recher- chen über die innere Logik ökonomischer Abläufe, über das geschickte Prolongieren ausgelaufener Wechsel, über die halbkrimminellen Handels- kontakte zu korrupten Büro- kratien der Dritten Welt und über die Kapitalkapazitäten

deutscher Mittelbetriebe ging dem Erfinden eines ins Chaos führenden Schicksals voraus, aber auch lockere Spaziergän- ge, die ihn vor Schaufenstern anhalten ließen. Dort sah er ein „auf- und zuklappendes Reklamemesser, das ihm wie ein Wink, wie das Bild des be- vorstehenden Todes" seines an einem Herzkrampf Sterbenden erschien. Die Bedrohlichkeit des Geräts kehrt im Buch als übergangenes Warnsignal wie- der. Aber auch der irgendwo gesehene Penner, der eine Pla- stiktüte mit kleinen Besitztü- mern bei sich trägt, taucht als alarmierendes Symbol gleich mehrmals auf.

So verknüpft sich Gesehe- nes mit Ausgedachtem, dank einer Wahrnehmung, die selek- tiert. „Alles, was man genau ansieht", faßt Wellershoff, der Ganztagsvoyeur, zusammen,

„ist interessant." Damit steht für den Schriftsteller die Inter- pretation der Welt in ihrer Of- fenheit als Ausdruck wechseln- der Subjektivität, und nicht de- ren objektive Erfassung im Vordergrund. Darum bemüht, sich nicht als Gefangener eines Ichs, das bei sich angekomme- nen ist, mißzuverstehen, bevor- zugt Wellershoff all das, was ihm zufällt. Eine Abkehr von Notwendigkeiten, die eingren- zen und Identitäten festsetzen, wird hier propagiert.

„Das Wort Identität", so- Wellershoff, „ist viel zu massiv und gußeisern. Denn das Ich ist in der Lage, sich wie ein phan- tastisches Verwandlungsinstru-

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT AUS DER INDUSTRIE

Harninkontinenz — noch inuner tabu

ment auf Situationen einzustel- len, und trotzdem ist da so ein Kern. Aber man ist anders mit einer Frau als mit einem Kind, und anders mit einer alten als mit einer jungen, und im Stra- ßenverkehr anders als, wenn man mit jemanden im Zimmer ist. Es gibt unendlich viele Va- riationen, in denen Menschen aufeinander zu und aneinander vorbeigehen. Das erlebe ich wie eine Lebensmassage, der man dauernd ausgesetzt ist.

Dabei ist das kostenlos.

Wenn man nur durch die Straßen geht, wird man von Strömen, von einer unglaubli- chen Fülle erotischer Angebote erfaßt. Ein kurzes Wegblicken, das ist schon der Beginn einer Geschichte." „Solche Sachen"

findet Wellershoff prägend, wobei er, wenn es um die Kunst des Untertauchens in der Men- ge geht, vom „schnellen Blick mit einem klischeehaften Inter- esse" spricht. Er weiß, das flüchtiges Sehen von Men- schen, die sich auf der Stra- ße taxieren, nur eine „Ahnung von Individualität" hinterläßt.

Doch zieht er aus alltäglichen Szenen Lebenskraft, eine tag- täglich zu erneuernde.

Drum schaut sich Wellers- hoff, in Cafes Platz nehmend, ohne erkannt zu werden, gerne um und fragt sich, wie die, die da herumsitzen, sich erleben.

Dabei stellt er sich vor, „wie die sich womöglich in ihren Kör- pern fühlen". Von einem Über- schuß an unverwendbaren An- geboten von Leben, die um ei- nen herumströmen, spricht der Allesbeobachter in diesem Zu- sammenhang. „Auf das meiste jedoch", so Wellershoff, „kann man nicht eingehen." So viel- seitig das Leben, so spannend und reich die Literatur. „Unser eigenes Leben", so heißt es in der Aufsatz-Sammlung, „Das Verschwinden im Bild", „ist er- möglicht worden durch das Le- ben vieler anderer Menschen, die vor uns da waren, bei denen unsere Ziele, Werte und Ideen und unsere Hinterlassenschaf- ten aufgehoben sind. Ohne das Vertrauen in den kulturellen Zusammenhang ist der einzel- ne von Selbstverneinung be- droht." Gegen sie rebelliert der Lebensbejaher, der Geschich- ten erzählt, von Blicken ge- zeugt.

Heinz Norbert Jocks

Unter Inkontinenz der Blase oder des Enddarms lei- den in der Bundesrepublik rund 3,5 Millionen Men- schen. Trotz der schweren psychischen und körperlichen Belastung für den Einzelnen aber ist das Problem „Inkon- tinenz" weitgehend ein Ta- buthema geblieben.

Diagnose und Therapie der unterschiedlichen For- men der Haminkontinenz (HI) bildeten den Schwer- punkt bei dem deutsch-deut- schen Erfahrungsaustausch

„Aspekte der Harninkonti- nenz", der am 6. und 7. Juli in Münster stattfand. Veranstal- ter des Treffens war das Un- ternehmen Dr. R. Pfleger, Bamberg.

In der ehemaligen DDR sei etwa jede dritte Frau in der zweiten Lebenshälfte von HI betroffen, berichtete Prof.

Dr. Wolfgang Fischer, Direk- tor der Abteilung für Urogy- näkologie der Frauenklinik an der Ostberliner Charitd.

Bei der Behandlung setze

Mehr als dreißig verschie- dene Betablocker werden derzeit angeboten. Ist diese Vielzahl an Präparaten erfor- derlich angesichts der unter- schiedlichen Indikationen für diese Arzneimittelgruppe (Hypertonie, KHK, akuter Myokardinfarkt, Reinfarkt- prophylaxe, Tachyarrhyth- mien, Hyperthyreose u. a.)?

Oder kann der Arzt sich „gu- ten Gewissens" einige wenige Präparate aussuchen, um sei- ne Patienten dennoch indivi- duell zu therapieren?

Nach Ansicht von Prof.

Dr. D. Palm, Ordinarius für Pharmakologie an der Uni- versität Frankfurt, reichen für die tägliche Praxis drei ver- schiedene Betablocker-Typen aus, um alle Einsatzgebiete sicher und effektiv abzudek- ken. Palm war Gastredner auf dem Seminar „Beta-l-selek- tiv: Fortschritte in der Be-

sich die „Berliner Mehr- schritt-Therapie" immer mehr durch, die mit konserva- tiven Maßnahmen beginnt, mit denen bereits 40 bis 50 Prozent der Patienten zufrie- dengestellt werden können.

Die übrigen benötigen als zweiten Schritt eine Operati- on, der sich in jedem Falle wieder eine konservative Nachbehandlung anschließe.

Bei 10 bis 20 Prozent der Fäl- le seien die Ergebnisse aller- dings nicht ausreichend: Sie müssen mit Inkontinenz-Hil- fen behandelt werden.

Wichtigste Grundlage für den Erfolg einer Inkontinenz- therapie seien individuelle Betreuung und Versorgung des Patienten, betonte Prof.

H. G. Willital, Direktor der Kinderchirurgie der Universi- tät Münster. Dort wurde ein kostenloser telefonischer Be- ratungsdienst eingeführt. Au- ßerdem wurde eine besonde- re Sprechstunde etabliert, die sich ausschließlich mit den Problemen der Urin- und

handlung mit Beta-Rezepto- renblockern", zu dem das Un- ternehmen E. Merck, Darm- stadt, im August nach Frank- furt eingeladen hatte. Anlaß war die Vorstellung eines gleichnamigen Videofilms fiir die ärztliche Fortbildung.

Wie Palm erläuterte, sollte sich der niedergelassene Arzt aus der Präparatepalette ei- nen „nicht-selektiven" (Pro- panolol-Typ), einen „Beta-1- selektiven" (Bisoprolol-Typ) sowie einen Betablocker mit

„intrinsischer Aktivität" (Pin- dolol-Typ) aussuchen. Da die meisten therapeutischen Ef- fekte dieser Arzneimittel- gruppe über eine Hemmung der Beta-l-Rezeptoren zu- stande kommen (z. B. Ver- minderung der Herzfre- quenz), Nebenwirkungen aber vor allem durch Blocka- de der Beta-2-Rezeptoren (z. B. Kontraktion der glatten

Stuhlinkontinenz befaßt. Für Patienten, die die Klinik nicht aufsuchen können oder wol- len, besteht ein Hausbesuchs- dienst.

Untersuchungen von mehr als 1500 Fällen haben erge- ben, daß sich die Inkontinenz im Kindes- und Jugendalter durch regelmäßige Betreuung und durch intensive konserva- tive Maßnahmen sehr wesent- lich bessern läßt. Den Pflege- kräften komme dabei eine au- ßerordentlich wichtige Rolle zu, betonte Willital.

Die Prophylaxe der HI sollte nach übereinstimmen- der Meinung künftig größere Beachtung finden. Prof. Fi- scher schlug vor, dieses The- ma in die Aufklärungsarbeit bzw. Gesundheitserziehung der Schulen mit aufzuneh- men und Frauen nach der Schwangerschaft auf die Pro- blematik aufmerksam zu ma- chen. Solche Ziele verfolgt auch eine im letzten Jahr ge- gründete Europäische Ar- beitsgemeinschaft zur Hilfe inkontinenter ICinder und Ju- gendlicher, die ihren Sitz in England hat. Michael Simm

Muskulatur von Bronchien, Arteriolen und Uterus) auf- treten, werden Beta-1- selektive Rezeptorenblocker heute am meisten verwendet.

„Allerdings ist die Beta-1-Se- lektivität einer Substanz nur nutzbar, wen sie niedrig do- siert wird", so Prof. Dr. G. G.

Belz (Institut für kardiovas- kuläre Therapie, Wiesbaden),

„da mit steigender Dosis auch die Beta-2-Rezeptoren blok- kiert werden." Die „Kardio- selektivität" bestimmter Prä- parate sei daher relativ und nicht absolut einzuschätzen.

Doch wann kann ein Re- zeptorantagonist als „beta-1- selektiv" bezeichnet werden?

Welche klinische Relevanz haben derartige Substanzen?

Hierauf gibt der jüngst veröf- fentlichte Videofilm inner- halb von 25 Minuten gezielte Antworten. Mit Hilfe von Trickdarstellungen und Com- putergrafiken werden selbst komplizierte Organfunktions- studien sowie Radio-Rezep-

Wieviel Betablocker braucht der Arzt?

A-3164 (100) Dt. Ärztebl. 87, Heft 41, 11. Oktober 1990

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