keiten konsequenter genutzt werden, etwa beim ambulanten Operieren. Zur Förderung ambulant erbrachter, hoch- spezialisierter Leistungen an Kliniken soll eine eigene Anschubfinanzierung bereitgestellt werden – je 0,5 Prozent von Krankenhäusern und Krankenkas- sen. Die IV-Verträge sollen weiterent- wickelt werden und künftig auf „bevöl- kerungsbezogene Flächendeckung aus- gerichtet sein“, heißt es in dem Eck- punktepapier darüber hinaus. Die An- schubfinanzierung für die IV wird nochmals verlängert.
Ungewöhnliche Partnerschaft
Gemeinsam zu mehr Qualität und Ef- fienz in der Patientenversorgung wol- len die KBV, die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und die Sana Kliniken GmbH kommen. Die unge- wöhnliche Partnerschaft der ärztli- chen Körperschaften mit einem der führenden privaten Krankenhausbe- treiber in Deutschland kam Anfang Dezember 2005 zustande. In einem so genannten Memorandum of Under- standig erklärten die Vertragspartner ihren Willen zu einer strategischen
Kooperation, die einen „Meilenstein bei der Überwindung der Sektoren- grenzen“ darstellen soll.
Die Mitgift in dieser jungen Ehe ist beachtlich. Sana betreibt bundesweit 33 eigene Krankenhäuser. 25 weitere Häuser, die über Managementverträge mit Sana verbunden sind, zählen zum Klinikverbund. 19 Pflegeheime und di- verse Dienstleistungsgesellschaften run- den das Sana-Spektrum ab. Demgegen- über stehen die KBV und bisher zehn der insgesamt 17 KVen als Spitzenorga- nisationen der niedergelassenen Ärzte.
Die Kooperation ist langfristig ange- legt. Zunächst, so KBV-Chef Dr. med.
Andreas Köhler und Sana-Geschäftsfüh- rer Dr. Michael Philippi, sollen an ausge- wählten Standorten einzelne Projekte modellhaft erprobt werden. Konkret geht es um den Aufbau von Notfallpra- xen an Sana-Standorten, die Etablierung von Gesundheitszentren, die gemeinsa- me Sicherstellung einer flächendecken- den Versorgung und um das Über- leitungsmanagement an der Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Hierzu zählen die Harmoni- sierung der Arzneimittelverordnungen, die Koordination des vor- und nachsta- tionären Krankenhausaufenthalts, die
Erarbeitung gemeinsamer Behandlungs- standards sowie ein abgestimmter Infor- mationstransfer. KBV, KVen und Sana sehen zudem übergreifende Kooperati- onsmöglichkeiten – insbesondere mithil- fe der Informationstechnologie. Die Überlegungen zielen derzeit auf elektro- nische Krankenhauseinweisungen und ebensolche Entlassbriefe.
Dass bei der Zusammenarbeit mit Sa- na die vorrangigen Interessen der nie- dergelassenen Ärzte zu kurz kommen könnten, glaubt Andreas Köhler nicht.
„Wir haben uns mit den Sana Kliniken darauf verständigt“, sagt der KBV-Vor- sitzende gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt, „dass der Grundsatz ,ambu- lant vor stationär‘ gilt.“ Beide Partner stimmten darin überein, dass niederge- lassene Haus- und Fachärzte in der am- bulanten Versorgung unverzichtbar sei- en. Sana-Geschäftsführer Michael Phi- lippi glaubt, dass die Kooperation erfolg- reich sein wird, wenngleich an der Basis noch einiges an Vertrauensbildung gelei- stet werden müsse. Philippi: „Die Ärzte haben die angestrebte Zusammenarbeit überwiegend konstruktiv angenommen, aber die langjährige Trennung der Sek- toren wirkt schon noch nach.“
Dr. med. Birgit Hibbeler, Josef Maus, Thomas Gerst P O L I T I K
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A1880 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 27⏐⏐7. Juli 2006
E
igentlich war es anders geplant, erzählt Dr.med. Rolf Bauer*. Ein paar Fachärzte in der Kleinstadt wollten ein Ärztehaus bauen und sich dort niederlassen. Das örtliche Krankenhaus er- weiterte jedoch und bot ihnen an, sich in dem Neubau anzusiedeln. Tür an Tür sollten sich am- bulante und stationäre Versorgung besser ver- zahnen lassen – soweit die Idee. Und heute?
Bauers Bilanz ist zwiespältig. „Wir wollten mehr stationär arbeiten, aber das ist nicht so einfach für Niedergelassene“, sagt der Inter- nist. Betten anmieten auf einer Station und dort Patienten behandeln, so etwas geht nicht ohne weiteres. Umgekehrt tun sich die Kolle- gen im Krankenhaus seiner Erfahrung nach schwer, Geräte bei einem niedergelassenen Arzt zu nutzen. Ein gewisser Dünkel spiele da- bei auch eine Rolle, aber: „Diese Strukturen gehören aufgeweicht. Dann könnte die Versor- gung vielleicht sogar billiger werden.“
Manches läuft allerdings schon recht gut. Die belegärztlich tätigen Kollegen Bauers sind zu- frieden mit der Nähe zum Krankenhaus, ebenso die Chirurgen, die dort ambulant operieren. Der niedergelassene Gastroenterologe hat bis auf ein kleines Sprechzimmer seine Räume in der Klinik
und nutzt den dortigen hohen Standard, um selbst qualitätsgesichert zu arbeiten. Für manche Vertreter der Inneren Medizin wie Bauer ist die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus aller- dings schwieriger. „Wir liegen schon ein bisschen
im Clinch“, sagt er. Ihnen mauert der Chefarzt zu stark. Umgekehrt fänden sie zwar eine stärkere Öffnung der Klinik zur ambulanten Versorgung hin besser, aber nur, wenn es nicht zu ihrem Nachteil ist. So bleiben Potenziale ungenutzt.
Ursprünglich war beispielsweise angedacht, die Röntgengeräte der Klinik zu nutzen, statt selbst noch einmal zu investieren. Doch Bauer und seine Kollegen misstrauten dem Tempo der Klinikärzte aus eigener Erfahrung. „Früher im Krankenhaus habe ich nach einer Stunde mal gefragt, wo mein Patient bleibt, wenn er nicht vom Röntgen wiederkam. In der Praxis muss das
heute gehen wie Brezelbacken“, erläutert er. Ein anderes Beispiel: Bauer und sein Praxispartner setzen Belastungsuntersuchungen ein, für die es zwei Arten von Geräten gibt. Eines steht in der Praxis, das zweite hätten sie der Klinik gern ab- gekauft. Es stand dort weitgehend ungenutzt herum, hatten ihnen die Kollegen erzählt. Doch als sie dies dem Chefarzt vorschlugen und anbo- ten, für die Klinik bei Bedarf die Untersuchung zu übernehmen, stießen sie auf Abwehr: Das Gerät sei regelmäßig im Einsatz, hieß es auf einmal.
Unter dem Strich ist der Facharzt aber nicht unzufrieden. „Es sind schon alle Weichen auf Kooperation gestellt“, findet er. „Ich bin der festen Überzeugung, dass das noch wächst.“
Es müssten eben alle ein wenig über ihren Schatten springen. Dann bliebe ihm und seinen Kollegen häufiger der durchgängige Kontakt zu den eigenen Patienten erhalten – etwas, was er als Niedergelassener zuweilen vermisst. Dafür gefällt Bauer, dass er regelmäßig die Kollegen aus der Klinik trifft und sich mit ihnen aus- tauscht.Wie er das schafft? „Ich kann die Kran- kenhauskantine mitbenutzen.“ Rie
* Name von der Redaktion geändert