Eingang zur Clinica alemana
Foto: Stefan Rehart Individuelles Art und Ebene von
Kassenwahlrecht Ausgleichsverfahren Erweiterung der Reduzierung von strukturell Kassenwahlfreiheit bedingten Beitragssatzunter- unter Wahrung des schieden; Ablehnung eines gegliederten Systems kassenartenübergreifenden
Finanzausgleichs Erweiterung der Wahlfrei- kassenartenübergreifender
heiten mit dem Ziel einer Risikostrukturausgleich, Öffnung der großen Ersatz- vorrangig auf Länderebene
kassen auch für Arbeiter
unterschiedliche Auffassungen keine einheitliche Position;
von mehr Entscheidungsfrei- Präferenzen für kassenarten- räumen im gegliederten Kassen- interne Beitragssatzan-
system bis zu weitgehenden gleichungen nach dem SGB V;
Zuweisungsregelungen, z.B. überwiegende Ablehnung von für Berufsanfänger; kassenartenübergreifenden keine "totale Wahlfreiheit" Finanzausgleichen Abbau von Zwangsmitglied- entschiedene Ablehnung von
schalten bei Erhalt des kassenartenübergreifenden gegliederten Systems: Finanzausgleichen;
keine "totale Wahlfreiheit" Erprobung von kassenarten- internen Ausgleichsverfahren
durch die Kassenverbände FDP
(Fortsetzung)
Koalitions- vereinbarung der Bundes- regierung
Gesundheits- ministerin Hasselfeldt (CSU) CDU
Regionalbezug
(keine Aussage)
(keine Aussage)
kein einheitlicher Standpunkt
keine Regionalisierung der Ersatzkassen
freie Kassenwahl innerhalb einer Region für alle Versicherten; keine Unter-
schiede mehr zwischen Arbeitern und Angestellten;
Kontrahierungszwang der Kassen
z.T. für kassenarteninteme bundesweite Ausgleiche, z.T. für kassenartenüber- greifenden Risikostruktur- ausgleich auf Länder- bzw.
auf Bundesebene; neuester Vorschlag: ein sogenanntes
"solidarisches Rückver- sicherungsmodell der GKV"
SPD z.T. für, z.T. gegen
regionale Beitragssätze in den überregionalen Krankenkassen (insbes.
in den Ersatzkassen für Angestellte)
Eine kleine Klinik in La Paz
In La Paz, der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt, befindet sich die Clinica alemana, die auch in den einschlägigen Reiseführern einen hervorragenden Ruf genießt. Der Arzt „in charge", ein junger Bolivi- aner, ist bereit, mir bei einer Besich- tigung alles zu demonstrieren, und das mit Stolz, denn mich erwartet ei- ne äußerst gepflegte kleine Klinik, die in Ein- bis Zweibett-Zimmern bis zu 20 Patienten stationär aufnehmen kann.
Bis vor wenigen Jahren stand das Haus noch unter Führung der katholischen Kirche und wurde von deutschen Nonnen geleitet. Heute wird das Belegkrankenhaus von fünf bolivianischen Ärzten geführt, von denen vier ihr Medizinstudium in
Deutschland abgeschlossen haben.
Diese „Sociedad Medica" leitet das Krankenhaus privat, es werden auch nur Privatpatienten aufgenommen, die dann 85 Bolivianos (rund 40 DM) pro Tag zahlen müssen (zwei große Kliniken in La Paz behandeln bedürftige Patienten unentgeltlich).
Es gibt einen kleinen OP-Raum mit Narkosegerät und modernem Zusatzgerät, eine „intensive care-u- nit" mit neuem Defibrillator sowie eine Neugeborenen-Station mit Kreißsaal (rund zehn Geburten pro Monat) und einen Inkubator. Auch eine Notfall-Ambulanz für trauma- tologische Fälle ist eingerichtet.
Das Labor ist für alle gängigen Blut- und Urin-Analysen. An größe- ren Eingriffen werden Schrittmacher gelegt sowie kleinere Eingriffe der Bauchchirurgie vorgenommen.
Die größten Schwierigkeiten be- züglich der Gesundheit der Bevölke- rung, so erzählt mir der bolivianische Doktor, bereiten die hygienischen
Verhältnisse. Mangelernährung, Jodmangel mit Schilddrüsendysfunk- tionen, parasitäre Erkrankungen und Infektionsepidemien sowie die schlechte ärztliche Versorgung auf dem Land sind große Problemberei- che. Junge Ärzte müssen den Nach- weis eines einjährigen Praktikums in ländlichen Gebieten erbringen, um die dortige Versorgung wenigstens einigermaßen sicherzustellen.
Der Verdienst des boliviani- schen Kollegen beträgt monatlich 1000 Bolivianos (rund 500 DM) und zusätzlich die an Privatpatienten er- brachten Leistungen, so daß monat- lich ungefähr 1500 Bolivianos zur Verfügung stehen; damit gehört er zu einer durchaus privilegierten Schicht, wenn man bedenkt, daß gro- ße Teile der Bevölkerung unterhalb des Existenzminimums leben.
Als Arzt oder Famulus besteht die Möglichkeit, in der Klinik ein Praktikum zu absolvieren, wobei die Beherrschung der spanischen Spra- che Voraussetzung ist. Kontakt- adresse: Direcion Sociedad Medica Alemaia SRL., Avenida 6 de Agosto 2216, La Paz, Bolivia.
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Stefan Rehart Herderstraße 15
W-6000 Frankfurt 1
Dt. Ärztebl. 88, Heft 34/35, 26. August 1991 (25) A-2773