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Archiv "Buy On Bad News" (21.05.1993)

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VARIA WIRTSCHAFT

Buy On Bad News

Sehr unterschiedlich prä- sentieren sich derzeit die wichtigsten Aktienbörsen die- ser Welt. Wie bereits vor ei- nem Jahr kann von einem einheitlichen Trend keines- falls die Rede sein. Die US- Konjunktur hat die Wende zum Besseren quasi geschafft.

Mit Zinssenkungen stiegen die Aktienkurse. An der japa- nischen Aktienbörse kam die Talfahrt im vergangenen Jahr zum Stillstand. Selbst der Schweizer Aktienmarkt ver- besserte sich seit seinem Tief- punkt Anfang 1991 um knapp 50 Prozent.

Ganz anders präsentiert sich die deutsche Börse. Seit dem mehrjährigen Tiefst- stand im Herbst 1992 sind deutsche Aktien im Durch- schnitt um lediglich 12 Pro- zent gestiegen. Die Tarifaus- einandersetzungen in der ost- deutschen Metallindustrie und das gerade veröffentlich- te Frühjahrsgutachten brem- sen den Börsenzug. Die deut- sche Wirtschaft befindet sich in der stärksten Rezession seit Ende des zweiten Welt- kriegs. Die Inflationsrate mit 4,3 Prozent im April ist im- mer noch auf einem relativ hohen Niveau. Die Neuver- schuldung des Bundes dürfte sich auf 70 bis 80 Milliarden DM belaufen. Die Unterneh- mensgewinne der deutschen Börsenwerte werden im lau- fenden Jahr erneut rückläufig sein. Faßt man zusammen, so müßte das Ergebnis die alte Börsenweisheit „Seil in May and go away" geradezu bestä- tigen.

Mit Sicherheit werden die Anleger noch manche Mo- mente der Unsicherheit in den kommenden Wochen zu überstehen haben, doch soll- ten sie sich nicht wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange verhalten.

Denn gerade wenn der Pessi- mismus am größten ist, lohnt es sich, über den Tellerrand hinaus zu schauen.

Wie der aktuelle Handels- blatt-Frühindikator zeigt, sta-

bilisiert sich die deutsche Konjunktur nämlich auf nied- rigem Niveau und könnte — wie auch das Frühjahrsgut- achten vorhersagt — gegen Ende 1993 wieder leicht an- ziehen. Neben der exportori- entierten Belebung rechnen wir — trotz der laufenden Streikwelle — mit einer Ver- stetigung der wirtschaftlichen Verhältnisse in den neuen Bundesländern, so daß für 1994 eine gesamtdeutsche Konjunkturbelebung erwartet werden kann. Ebenfalls wird das rasche Tempo des Zins- rückgangs zur Jahreswende wie auch im laufenden Jahr seine Wirkung nicht verfeh- len, zumal sich durch die mo- deraten Tarifabschlüsse eine allmähliche Preisberuhigung einstellen sollte; die APO- Bank rechnet mit 3,5 bis 3,7 Prozent. Damit wird im Jah- resverlauf der Weg für weite- re Leitzinssenkungen geeb- net, um die deutsche Wirt- schaft noch stärker zu stimu- lieren. Die reichlich vorhan- dene Liquidität — rund 400 Milliarden DM befinden sich derzeit auf Festgeldkonten — dürfte teilweise dem Aktien- markt zugute kommen. Auch ausländische Anleger werden wieder mehr Gefallen am deutschen Aktienmarkt fin- den.

Wo lohnt der Einstieg?

Zunächst aber erwarten die APO-Banker für die kom- menden Wochen eine Seit- wärtsbewegung in Bandbreite 1580 bis 1650 im Deutschen Aktienindex, bevor mit einem nachhaltigen Kursanstieg zu rechnen ist. Nachdern der Aktienmarkt die schwachen 92/93er Unternehmensergeb- nisse weitestgehend in den Kursen vorweggenommen hat und die Phantasie auf die 94er Gewinne erst im späte- ren Verlauf dieses Jahres auf- leben wird, werden deutsche Aktien zunächst nur von der Zinsseite Impulse erhalten.

Dabei sollte der Anleger das

Augenmerk speziell auf die Geldmarktzinsen richten, die wegen der bestehenden inver- sen Zinsstruktur in diesem kurzen Bereich noch stärker fallen werden. Die anhaltend unsicheren Tage im Mai und Juni können daher genutzt werden, um antizyklisch zu kaufen.

Unter Ertrags- und Risi- koaspekten sind im Bran- chenvergleich weiterhin die Finanzwerte (Banken und Versicherungen), Bautitel so- wie Versorger zu bevorzugen.

Wie kommt der Mensch zu einem Haufen Geld?

„Nichts einfacher als das", werden Sie vielleicht vor- schlagen, „wenig einsetzen, viel gewinnen!" Ist doch ganz einfach, nicht?

Lachen Sie nicht, die Sa- che ist mir ernster, als Ihnen jetzt deucht. „Wenig einset- zen, viel gewinnen" hört sich ganz toll an, ist aber wissen- schaftlich gesehen (und vom gesunden Menschenverstand aus) totaler Blödsinn.

Wenn obiges Prinzip Gül- tigkeit besäße, müßte es auch konsequenterweise bei Null Einsatz maximalen Gewinn bringen. Alles kalter Kaffee, sagen Sie, für Sie ist das nichts Neues. Warten wir ab.

„Wenig einsetzen, viel ge- winnen", so scheint mir, ha- ben ganz besonders die Käu- fer von Immobilien, die Zeichner von Bauherrenmo- dellen und Berlin-Darlehen auf die Fahne geschrieben.

Besonders bei Eigentums- wohnungen wird oft nach die- sem Motto verfahren. Gerade da zeigt sich, daß der Unsinn auch noch Methode hat.

Es gibt nämlich nur und ausschließlich zwei Möglich- keiten, vernünftig zu wirt- schaften. Entweder mit einem fixen (Geld)Einsatz einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen oder einen geplanten (späteren) Gewinn mit einem möglichst niedrigen (Geld)

Unter Vorwegnahme eines Ertragsswings bei den 94er Gewinnen — wir erwarten ei- nen Anstieg bei den im DAX enthaltenen Unternehmen um 15 Prozent — sind auch erste Käufe in zyklischen Ak- tien wie BMW, Mannesmann und Rheinmetall vertretbar.

Die drei Großchemiewerke sowie der Spezialchemietitel Henkel können jetzt ebenfalls einem Aktiendepot beige- mischt werden.

Dieter Thomaschowsky

Einsatz. Viele Käufer von Eigentumswohnungen ver- fahren keineswegs nach die- sem Grundsatz.

Beispiel: Es kauft einer ein Grundstück mit 10 Wohn- einheiten für eine Million Mark. Wert einer Einheit also 100 000 Mark. Der schlaue Investor „Listig Bauträger GmbH" wandelt die Wohn- einheiten in Eigentumswoh- nungen um und vermittelt sie über die „Geldwieheutreu- handgesellschaft" an Interes- senten. Kaufpreis jetzt 170 000 Mark. Damit Sie nicht zu knurren anfangen, werden Ihnen die schönsten Steuersparmodelle um die Ohren gehauen. Die Kosten werden vor Ihnen wunder- schön versteckt. Finanzie- rungsvermittlung, Agio, Be- treuungsaufwand, Zwischen- vermieterkosten, Treuhand- zuschläge, Anstandszahlun- gen, Bearbeitungsgebühren und wäs weiß ich noch alles.

Am Wert der ETW von 100 000 Mark hat sich logi- scherweise nichts geändert.

Nur einer hat sich ökono- misch völlig richtig verhalten:

Der ehemalige Grundstücks- käufer. Zurück bleibt bei Ih- nen ein schales Gefühl. Wie im Maxim halt, wo einem edelster Champagner vorge- gaukelt wird, was bloß Schlabberwasser ist.

Börsebius

Börsebius:

Heut' geh'n wir ins Maxim

Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 20, 21. Mai 1993 (77) A,-1529

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