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Archiv "zum Zins: Fiese Anlegerfalle" (15.08.2003)

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S

icherlich gibt es auch den intoleranten Humor, den der Kölner aber vehement ablehnt: Verletzende Gehäs- sigkeit, ätzender Wahnwitz und beleidigende Aggressi- vität, das sind Dinge, die in sein eigenes Weltbild nicht passen würden. „Humor in der Sonderpädagogik“, ein solches Seminar gibt es natür- lich an der Kölner Uni, wo sonst? In diesem Zusammen- hang sei ein chinesisches Sprichwort zitiert: „Du kannst die Sorgenvögel nicht abhal- ten, über deinem Kopf zu kreisen, aber du kannst ver- hindern, dass sie ihr Nest auf deinem Kopf bauen.“ Und dafür gibt es nicht nur in Köln eine gute Taktik – sich vor La- chen biegen oder sich vor La- chen schütteln. Der Unter- schied zu anderswo: In Köln macht man es eben viel häufi-

ger, schon deswegen, damit ei- nem die Domtauben nicht auf den Kopf scheißen können.

Der Kölner liebt mehr das Paradox-Absurde, die grotes- ke Satire, Persiflage als Pfeile, aber ohne Gift. Und so fragt man sich manchmal auch, ob nicht die in Köln unverhält- nismäßig häufig anzutreffen- de Hypochondrie in Form ge- spielter Wehleidigkeit eben- falls ein Zeichen seines Hu- mors ist. Denn indem er sich

Krankheiten, die er nicht hat, einbildet, kann er sich lustig über sie machen, und zwar oft in der Weise, wie er damit an- gibt. Einerseits entschuldigt das so einiges, andererseits aber ruft es immer wieder Be- wunderung oder Schmunzeln hervor, „wie der das trotzdem alles noch so schafft – man soll- te es nicht für möglich halten“.

Persönliche Angriffe auf den Kölner sind witzlos, denn mit humorvollen Gegenargu- menten blockt er sie ab. Die- ses pseudo-arrogante, aber er- staunlich selbstbewusste und scheinbar selbstsichere Geba- ren äußert sich in den vielen Sätzen, die mit „Isch sage“

oder „do sage isch“ beginnen oder die oft nur mit „Isch“ an- fangen. Gegen solche egozen- trischen Kernsätze ist schwer anzukommen, eben weil sie, real gesehen, einer gewissen Komik nicht entbehren. Hu- mor schont sein Ego. Wie ge- sagt: Die Kölner lassen mit sich reden, wenn man sie nur (mit sich) reden lässt.

Denn Lachen heißt für den Kölner nicht, dem Ernst des Lebens zu „entsagen“. Humor ist für ihn wie ein Kapital, für dessen Vermehrung er nicht zu arbeiten braucht. Und so schützt ihn der Humor auch auf diplomatische Art, indem er sich nicht der Lächerlich- keit aussetzt, weil er sich für Lachen einsetzt, beispiels- weise als „ruchbar“ wurde, dass sich Düsseldorf eine Hu- morforschungsabteilung lei- sten konnte und ausgerechnet die Kölner Uni nicht!

Entnommen aus: Jürgen Bennack/

Gerhard Uhlenbruck: Humor als kölsche Philosophie. Psychosoziale und medizinische Einsichten, Köln, 2003, 190 Seiten, 14,95 AA

E

s ist mal gerade so eben ein halbes Jahr her, dass ich an dieser Stelle (Deut- sches Ärzteblatt, Heft 8, vom 21. Februar 2003) geschrieben habe, die Zinsen werden stei- gen und „das nicht zu knapp“.

Diese Prognose wider die herrschende Meinung hätte freilich auch gute Chancen gehabt, den Autor wahlweise des Größenwahns zu bezich- tigen oder der Lächerlichkeit preiszugeben, wie das halt so ist, wenn gegen den Strich ge- bürstet wird.

Kalte Dusche für Zinsoptimisten

Tatsächlich habe ich nach dem Artikel erboste Anrufe von Bankern bekommen, die ihren renitenten Kunden, mit dem Börsebius-Artikel bewaffnet, keine lang laufenden Anlei-

hen oder Rentenfonds mehr verkaufen konnten. Ob der Mann denn noch alle Tassen im Schrank habe angesichts weiter bestehender Zinssen- kungsfantasien, beeilten sich manche Anlageberater, ihre Kunden doch noch ins Boot zu bekommen.

Indes, die kalte Dusche ist über die Zins-Optimisten in der Realität längst niederge- gangen. Die Rendite zehn- jähriger Bundesanleihen ist alleine in den letzten drei Mo- naten von 3,4 auf 4,3 Prozent gestiegen. Das sieht optisch nach nicht so sehr viel aus, hat aber bei lang laufenden An- leihen einen ziemlich herben

Effekt auf die Kurswerte, wo schon bis zu fünf Prozent Mi- nus aufgelaufen sind.

Und was nun? Fallen die Zinsen wieder, steigen sie munter weiter? Wenn mich nicht alles trügt, strebt das Kapitalmarktniveau mit un- verändertem Dampf nach oben. Zwar zeigen die ökono- mischen Daten immer noch Licht und Schatten, aber der Konjunkturfrühling steht un- zweifelhaft vor der Tür. Dazu kommt die steigende Unlust der Zentralbanken, die Stell- schraube für Zinsen weiter nach unten zu drehen, ganz im Gegenteil soll es schon Pläne geben, bei Gelegenheit

wieder den Daumen nach oben zu halten. Die Zinsen im Zehnjahresbereich könn- ten meines Erachtens auf Sicht der nächsten 24 Monate an der Kante zu sechs Pro- zent durchaus anstoßen.

Rat für Anleger:

kurz, kurz, kurz

Im Ergebnis kann für den An- leger, so er mir folgt, nur lau- ten; kurz, kurz, kurz. Auf dem Geld sitzen bleiben, Geld- marktfonds kaufen oder sich mit Floatern auf der sicheren Seite halten, Renten bis ma- ximal drei Jahre Laufzeit er- werben. Die mickrigen Zinsen aber bitte nicht als Ärgernis ansehen, sondern als Bonus gegen alternative Kursverlu- ste bei lang laufenden Werten.

Alles eine Frage des Blick-

winkels. )

S C H L U S S P U N K T

[100] Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 3315. August 2003

Humor als mentale Medizin

Gegen miese Mitmenschen und miese Meteorologie zum Zins

Fiese Anlegerfalle

Börsebius

Post Scriptum

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