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Archiv "Entscheidungsfindung: Damit die Wahl nicht zur Qual wird" (11.11.2011)

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ENTSCHEIDUNGSFINDUNG

Damit die Wahl nicht zur Qual wird

Jede Entscheidung für eine Variante ist auch eine Entscheidung gegen etwas. Das macht die Sache nicht leichter. Tipps, wie man die „richtige“ Entscheidung trifft

H

inter jeder Ecke lauern ein paar Richtungen. So hat der polnische Satiriker Stanislaw Jerzy Lec die Qual der Wahl auf den Punkt gebracht. Oft genug hakt es jedoch nicht nur bei den großen Entscheidungen, sondern schon in kleinen Dingen. Aus Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, zö- gert man, bis man unter Zugzwang steht. Hastig wird das Erstbeste ge- wählt, oder andere bestimmen. Zur Zufriedenheit führt das selten.

Schwierig wird es oft, wenn man zu viel über ein Problem nachdenkt und zu sehr ins Detail geht. Angst vor Konsequenzen, uneinschätzba- re Risiken, Hadern mit „fertigen“

Lösungen, die Bedeutung des Ent- schlusses ins Unermessliche stei- gern, Angst vor Veränderungen und Unsicherheit, die eigenen Wünsche betreffend – das sind nur ein paar der Gründe, die uns zögern lassen.

Typische Fehler

Bei den ganz kleinen Dingen hilft es, spontan auf das Erste zu hören, was innerlich zu vernehmen ist. Au- ßerdem kann man sich fragen:

„Wird es morgen wichtig sein, ob ich heute die vegetarische oder die Salami-Pizza gewählt habe?“ Kann man Fragen dieser Art verneinen, bedeutet es: Das Erstbeste ist ge- nauso gut wie das nach einer halben Stunde Entschiedene. Eine andere Methode für die schnelle Entschei- dung ist das „K.o.-System“, das Birgit Preuss-Scheuerle in „Ent- scheide und gewinne“ vorstellt (1).

Hier stellt man ein paar Punkte auf, die die Lösung nicht haben soll. Die sind oft einfacher zu benennen als die positiven Kriterien.

Typische Fehler beim Treffen von Entscheidungen sind:

Es gibt nur ein Entweder-oder.

Oft genug sind noch mehr Varian- ten da.

Nichts wie weg. Die Flucht ist nur ein Aufschieben, man kommt in der Sache nicht weiter.

Das Arbeiten auf der falschen Baustelle. Statt zu überlegen, ob man die Praxis verkauft oder nicht, sieht man sich ersatzweise nach ei- ner neuen Lebenspartnerin um.

Sich unter Druck setzen und dabei auf der Stelle treten.

Sich Vorwürfe für Weichen machen, die man in der Vergangen- heit gestellt hat.

In „Ja, Nein, Vielleicht? – Ent- scheidungen leichter treffen“ nennt Gitte Härter die Voraussetzungen für gute Entscheidungen (2). Zu- nächst das Erkennen und Anerken- nen der eigenen Bedürfnisse und Gefühle. Wenn Angst da ist, stellt sich die Frage: wovor. Meistens ist das schlimmstmögliche Ereignis re- lativ unwahrscheinlich. Das Tren- nen von unfruchtbaren Spekulatio- nen und weiterhelfenden Fakten will gelernt sein. Fakten liefert das informative Gespräch mit den An- gestellten oder Kollegen. Hier gilt es zu beachten: Was wird gesagt?

Ist es für die eigene Situation zu ge- brauchen? Hintergrund und Blick- winkel bringen neue Gesichtspunk- te. Wesentlich ist auch die persönli- che Einstellung zu dem Auskunft- geber. Meistens ist es schwieriger, Ideen von Nichtfavoriten anzuneh- men. Der neutrale Blick und die Re- aktion auf die Inhalte und nicht auf die Person sind gefordert.

Die Prioritätenliste mit Gewich- tung ermöglicht eine Übertragung der weichen zu harten Faktoren.

Beim Abwägen zwischen mehreren Entscheidungsmöglichkeiten tarie- ren wir unsere Überlegungen nach verschiedenen Vorteilen, die sich aus dem Thema ergeben. Für jedes Kriterium erteilt man die eins bis vier, wenn diese Alternative der Entscheidung wenig (ein Punkt)

oder stark (vier Punkte) zutrifft. Der Vorteil „niedrige Kosten“ ist zum Beispiel gegeben bei zwei Varian- ten, die dritte ist eher eine teure Idee. Das wären dann für die ersten beiden Ideen jeweils vier Punkte und für die dritte Möglichkeit als teuerste nur ein Punkt. So geht man mit allen Vorteilen um und erstellt eine erste Liste, indem man die Punkte auf die Varianten anwendet.

Der Clou besteht nun in einer zweiten Runde, in der es darum geht, wie viel einem selbst die ein- zelnen Vorteile bedeuten. Man ver- sieht alle Vorteile in seiner Liste mit einem, zwei oder drei Punkten.

Bleiben wir beim Beispiel „niedrige Kosten“: Ist das besonders wichtig, bekommt es den Punktwert drei, ist es nicht vorrangig, bekommt es nur den Punktwert eins. Nun wendet man sich den Entscheidungsvarian- ten wieder zu und multipliziert die bereits vorhandenen Punkte mit dem jeweiligen Wert des Vorteils.

Das Ergebnis zeigt eine deutliche Präferenz.

Sich mit seinen Bedenken ausei- nanderzusetzen spart Zeit, da man nach der Entscheidung auf alle Eventualitäten gefasst ist und sich seine Reaktionen bereits überlegt hat. Dadurch kann man bei seinem Entschluss bleiben, anstatt nach- träglich ins Wanken zu geraten und das Ganze wieder aufzurollen. Stel- le man sich den der Entscheidung inne liegenden Verzicht vor: Ist er erträglich? Die Antwort bedeutet wieder eine Entscheidungshilfe.

Ute Jürgens, KomMed – Einzelcoaching und Seminare, Lilienthal

LITERATUR

1. Preuss-Scheuerle B: Entscheide und Ge- winne. Gräfe und Unzer 2006.

2. Härter G: Ja, Nein, Vielleicht? – Entschei- dungen leichter treffen. Lebensrat BW Ver- lag 2005.

B E R U F

Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 108

|

Heft 45

|

11. November 2011 [62]

Referenzen

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