S C H L U S S P U N K T
[64] Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 2017. Mai 2002
J
ede Bank hat ihre hauseige- nen Fonds, das ist ja be- kannt. Die Bandbreite der Produkte reicht vom kreuz- lahmen, aber soliden Renten- fonds bis zum hoch spekulati- ven Neue-Markt-Fonds.Wissen Sie, wie viele In- vestmentfonds in Deutsch- land oder Europa zum Ver- trieb zugelassen sind? Für den europäischen Raum zählt die Statistik die sehr erstaunliche Menge von 25 000 Fonds, und davon geht gut ein Drittel in deutsche Depots. Und alle suggerieren dem Anleger, ge- nau für ihn das Gelbe vom Ei zu sein. Wenn Sie jetzt schon die Ahnung beschleicht, wie schwierig da eine vernünftige Selektion ist, zwirbeln wir bei- de am gleichen roten Faden.
Das gilt umso mehr, wenn Sie sich mit dem Phänomen vertraut machen, dass in den USA bloß 10 000 Fonds am Markt angeboten werden. Der
direkte Schluss, dass Invest- mentfonds hierzulande ein sehr lukratives Geschäft für die Banken sind, liegt somit doch sehr nahe, anders ist eine sol- che „Überversorgung“ nicht zu erklären. Jeder versucht, vom großen Kapitalkuchen mög- lichst viel abzubekommen.
Erstaunlicherweise führt der übersättigte Markt hierzu- lande (noch) nicht zu mehr Wettbewerb. Die Kosten deut- scher Fonds sind nach wie vor enorm hoch. Ein Ver- gleich aus den USA hilft uns hier auf die Sprünge. Der größte Indexfonds dort kostet jährliche Gebühren von 0,18 Prozent, während ein jüngst in Deutschland aufgelegter die Anleger erst mal mit einem
Ausgabeaufschlag von fünf Prozent und einer jährlichen Managementgebühr von 0,95 Prozent zur Kasse bittet, wer schröpft sagt, liegt möglicher- weise nicht daneben.
Die großen deutschen Fonds- gesellschaften haben im ver- gangenen Jahr auch einen ziemlich kräftigen Schluck aus der Pulle genommen. Fast im Gleichschritt (Adig, Dit, DWS) haben sie ihre jährliche Ma- nagementgebühr deutlich an- gehoben, teilweise verdoppelt.
Dabei haben die Institute auch keine Probleme, einen Fonds zu schließen, wenn er sich aufgrund zu geringer Volumina nicht mehr rechnet. In den ver- gangenen zwölf Monaten wur- den insgesamt 60 Investment-
fonds „liquidiert“, eine erstaun- liche Bilanz für kostenbewuss- tes Denken der Fondsbranche.
Wo wenig Transparenz, da ist der Drang nach höherer Weisheit umso größer. Wie also finde ich den besten Fonds?
Diese einfache Frage wird doch wohl irgendjemand vernünftig beantworten können, zumal es ja mittlerweile auch Ratinga- genturen (Feri Trust, Lipper und andere) gibt, die mehr oder minder schlau beweisen, wie gut oder schlecht ein Fonds ist.
Das Problem ist aber nur, dass die unterschiedlichen Ratingagenturen oft genug nicht immer dieselben Fonds als „Die Besten“ bewerten.
Das gilt übrigens auch für die meisten Wirtschaftsmagazine.
Der Fondsgewinner des ersten Quartals 2002 ist selten mit dem des ersten Quartals 2003 identisch. Die Qual der Wahl bleibt also. Die quälenden Kosten bleiben leider auch. )
Fonds
Wahl mit Qual
D
er Schäferhund war au- ßer sich vor Begeisterung.Oder Aufregung. Dr. med.
Hans-Joachim Hofstetter, sein
„Herrchen“ (was angesichts seiner Erscheinung etwas selt- sam klingt), hatte eben den
Siegespreis als bester Blitz- spieler (nur fünf Minuten Zeit für jeden Spieler pro Partie) gewonnen, lautes Bellen ver- kündete es auch dem Letzten im Kurhaussaal in Bad Neu- enahr.
Mal was anderes. Schließ- lich hatte der Journalist der
„Rhein-Zeitung“ beim Blick über die mucksmäuschenstill ihrem Schachhandwerk nach- gehenden Kollegen gemeint:
„Angenehm, diese Stille – das habe ich leider selten in mei- nem Beruf!“ Und dann noch erstaunt: „Die sehen ja alle ganz normal aus!“ Ob sich seine Verwunderung auf die Spezies der Schachspieler oder Ärzte oder deren aparte Mischung bezog, vergaß ich leider zu fragen.
Zurück zu Dr. Hofstetter, einem Mann der Gegensätze.
Jagt er an einem Tag die Figu- ren übers Brett, dass manch einer kaum mit dem Auge, geschweige denn mit dem Verständnis folgen kann und insofern stillschweigend im- pliziert, dass alles trotz der
Schnelle wohl hervorragend sei, so lässt er sich ein ander- mal auch wieder drei Tage Zeit für einen einzigen Zug.
Diese Schule der Langsam- keit heißt auch Fernschach.
Und nun muss ich doch von einer kleinen Anormalität des augenärztlichen Kollegen aus Bad Kissingen berichten. Als Weißer pflegt er seine Fern- partien mit dem eigenartigen Zug 1. a3 zu eröffnen. Angeb- lich keine Sehstörung mit Ausfall des zentralen Sicht- felds, sondern um seine Geg- ner von Beginn an auf un- gewohnte Pfade zu locken.
Verständlich, dass einem das Feld a3 mit der Zeit so ans Herz wächst, dass man es für alle Ewigkeit besitzen möchte und für seinen Erwerb sogar 1 000 Euro pro Jahr bezahlt.
Wie das, fragen jetzt Sie sich vielleicht etwas verblüfft?!
Nun, der Deutsche Schach- bund sucht für die 64 Fel- der des Schachbretts Förde- rer, die so die in letzter Zeit so erfolgreiche Nationalmann- schaft unterstützen. Dafür
wird man auf einem besonde- ren Schachbrett der Natio- nalmannschaft – real und vir- tuell im Internet – eingra- viert, einmal im Jahr zu ei- nem Abendessen mit den Großmeistern eingeladen und so weiter.
Zum Schluss einen schach- lichen Leckerbissen Dr. Hof- stetters (einziges Manko: das Feld a3 spielt keine Rolle).
Sehen Sie, wie er als Schwar- zer am Zug gegen Jens- Frieder Mükke (der auch im Vorderfeld landete) mit kom- binierten Drohungen zwangs- läufig eine Figur gewann?
Lösung:
Dr. Hofstetter liebt a3.
Und Sie?
DR. MED. HELMUT PFLEGER
Post Scriptum
Börsebius
Nach 1. .. . Dg5! war nicht nur der
angegriffene Springer f4 gedeckt, sondern es drohte auch unmiss- verständlich Matt auf g2 und – besondere Gemeinheit – das Schlagen des Springers e5, weil der Bauer d4 gefesselt ist. Weiß ist in jedem Fall verloren. Er ver- suchte noch das plausible 2.Dg3,
doch nach 2. .. .T xe5! war der
Springer futsch (3.dxe5 Dxg3 – nun ist der Bauer f2 durch den
Läufer b6 gefesselt – oder 3.Dxg5
Txg5).