Chronische Krankheit
Unterstützung auch für Eltern
Kinderchirurgen sehen Bedarf für psychologische Betreuung.
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ltern von Kindern mit chro- nischen kinderchirurgischen Krankheitsbildern wie Spina bifida oder Hydrocephalus brauchen besonders während des stationären Aufenthalts ihrer Kinder psychologische Unterstützung. Darauf mach- te die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie bei ih-rer 40. Jahrestagung in Leip- zig aufmerksam. Die an der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am Univer- sitätsklinikum Leipzig an- gestellten Psychologinnen Dr.
Christiane Niemeyer und Bir- git Kleber untersuchten in einer interdisziplinären Stu- die, wie Eltern die chroni- sche Krankheit ih- rer Kinder be- wältigen. Befragt wurden 106 Müt- ter und 85 Väter.
Während Mütter auf die emotiona- le Belastung eher depressiv reagier- ten und sich stär- ker auf das kran- ke Kind fokussier- ten, zogen sich die Väter tendenziell stärker aus Sozi- alkontakten zu- rück. Die meisten Eltern rea- gierten auf die Diagnose- stellung ihrer Kinder mit ei- nem stärkeren depressiven Bewältigungsstil als die Pati- enten einer Studie, bei denen selbst eine schwere Erkran- kung festgestellt wurde. Die Konfrontation der Eltern mit der schweren Erkrankung ih-
rer Kinder stelle ein kriti- sches Lebensereignis dar, bei dem psychologische Unter- stützung unerlässlich sei.
Sexualstrafrecht
Schutzlücken schließen
Union will Sexualstraf- täter härter bestrafen.
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inen Gesetzentwurf zur„Verbesserung des Schut- zes der Bevölkerung vor Se- xualverbrechen und anderen schweren Straftaten“ legte die Fraktion der CDU/CSU im Deutschen Bundestag vor.
Die Union will das Recht der Sicherheitsverwahrung wei- ter verschärfen, damit diese auch nachträglich gegen Tä- ter angeordnet werden kann, deren Gefährlichkeit sich erst im Strafvollzug zeigt. Sicher- heitsverwahrung soll künftig auch bei Heranwachsenden angewandt werden können – derzeit ist dies generell ausge- schlossen. Der Entwurf sieht
weiter vor, sexuellen Miss- brauch von Kindern nicht mehr als Vergehen, sondern als Verbrechen zu ahnden, das heißt mit einer Strafe von mindestens einem Jahr zu belegen. Das Anbieten von Kindern für sexuellen Miss- brauch sowie die Verabre- dung zum Missbrauch sollen unter Strafe gestellt werden.
Zudem müsse die Telekom- munikation bei allen Straf- taten sexuellen Kindesmiss- brauchs, der Verbreitung und Herstellung von Kinderpor- nographie überwacht werden – der Strafrahmen sei hier zu gering. Schließlich müsse die DNA-Analyse konsequent bei jeder Straftat mit sexuellem Bezug eingesetzt werden kön- nen – bisher sei die DNA- Analyse gegen den Willen des Betroffenen nur in engen Grenzen rechtlich zulässig.
Bundesjustizministerin Bri- gitte Zypries (SPD) sagte am 14. November im Bundestag, die Forderungen der Union seien „stückweit deckungs- gleich“ mit denen der Re- gierungskoalition. Noch vor Weihnachten soll ein eige- ner Gesetzentwurf vorgelegt werden.
A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 4829. November 2002 AA3217
Zervixkarzinom
Impfung gegen Krebs
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rstmals haben US-Forscher nachge- wiesen, dass sich Infektionen mit Warzenviren und damit möglicherwei- se auch durch die Erreger ausgelöste Zervixkarzinome durch einen Impf- stoff verhindern lassen (New England Journal of Medicine 2002; 347: 1703).Die Gruppe um Dr. Laura Koutsky von der University of Washington und Dr.
Kathrin Jansen von den Merck Re- search Laboratories in West Point (USA) hatten in einer randomisierten Studie etwa 770 Frauen im Alter zwi- schen 16 und 25 Jahren einen Impfstoff injiziert, der zur Vermehrung unfähige humane Papillomviren vom Typ HPV- 16 enthielt. Die Frauen erhielten drei Injektionen im Laufe eines halben Jah-
res. Während der folgenden 17 Monate steckte sich keine einzige Frau dauer- haft mit dem Erreger an. Von weiteren 800 Probandinnen, die nur eine Place- bo-„Impfung“ erhalten hatten, infizier- ten sich 41 mit dem Virus, neun davon hatten HPV-16-positive Schleimhaut- dysplasien entwickelt. „Dieses Ergebnis ist ein Meilenstein“, sagt der Frauenarzt Dr. Jörg Dose (Universität Hamburg),
„die Vorbeugung des Zervixkarzinoms rückt in greifbare Nähe.“
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llerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis der Impfschutz gegen Warzenviren auf den Markt kommen wird. „Für einen breiten Einsatz ist die- ser Impfstoff noch nicht optimal, weil er nicht vor den weiteren Warzenviren schützt, die Gebärmutterhalskrebs aus- lösen können“, sagt Dose. Bis heute wurden mehr als 20 verschiedene HPV- Typen mit Zervixkarzinomen assoziiert So entwickelten sich in beiden Grup- pen bei jeweils 22 Frauen Dysplasien,die offenbar durch andere Papillomvi- ren ausgelöst worden waren. Offen ist zudem, wie lange der Impfschutz an- hält. Und derzeit gibt es keine Hinwei- se, dass der Impfstoff bei bereits infi- zierten Frauen eine Abheilung der In- fektion bewirkt.
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urzeit nehmen Unikliniken in Ham- burg, Berlin und München bereits an einer weiteren Studie teil: An meh- reren 1 000 Frauen um die 20 Jahre wird weltweit ein Impfstoff erprobt, der gleichzeitig vor vier verschiede- nen Warzenviren und Hepatitis B schützen soll. Neben HPV-16 enthält der Impfstoff auch HPV-18, einen weiteren als Mitursache des Zervix- karzinoms verdächtigten Virus-Typ. Die- se beiden Viren werden in den In- dustrieländern etwa in drei von vier Gebärmutterhals-Tumoren nachgewie- sen. Zusätzlich soll der Impfstoff auch vor zwei Erregern von Genitalwarzenschützen. Klaus Koch
Akut
Die schwere Erkrankung des Kindes ist für Eltern ein kritisches Lebensereignis. Foto: epd