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Haltung von Sportpferden unter besonderer Berücksichtigung der Leistung

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Academic year: 2022

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________________________________________________________

Haltung von Sportpferden

unter besonderer Berücksichtigung der Leistung

INAUGURAL-DISSERTATION Zur Erlangung des Grades einer

Doktorin der Veterinärmedizin (Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von

Stephanie Arnemann geb. Hulke aus Neustadt a. Rbge.

Hannover 2003

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Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. Dr.habil. Dr.h.c. F. Ellendorff Prof. Dr. E. Kallweit

1. Gutachter: Prof. Dr. Dr.habil. Dr.h.c. F. Ellendorff 2. Gutachter: Prof. Dr. M. Coenen

Tag der mündlichen Prüfung: 18.11.2003

(3)

Meiner lieben Familie

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1 EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG... 1

2 LITERATURÜBERSICHT... 3

2.1 NATÜRLICHER LEBENSRAUM DER EQUIDEN... 3

2.1.1 Charakter... 3

2.1.2 Größe der Aktionsräume... 4

2.2 BESCHREIBUNG VON HALTUNGSSYSTEMEN UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DES PLATZANGEBOTES... 5

2.2.1 Allgemeines... 5

2.2.2 Einzelhaltung... 6

2.2.3 Gruppenhaltung... 7

2.2.4 Häufigkeit der verschiedenen Haltungssysteme... 11

2.3 BEWEGUNGSVERHALTEN UNTER NATÜRLICHEN BEDINGUNGEN UND BEI STALLHALTUNG/BEIM REITEN... 12

2.3.1 Anteil am Zeitbudget... 12

2.3.2 Täglich zurückgelegte Wegstrecken... 14

2.3.3 Gangarten... 15

2.4 ERKRANKUNGEN, NUTZUNGSDAUER UND ABGÄNGE BEI REITPFERDEN: EINFLUß DER HALTUNG... 17

2.4.1 Erkrankungen des Bewegungsapparates... 19

2.4.2 Erkrankungen des Atmungsapparates... 21

2.4.3 Erkrankungen des Verdauungsapparates... 23

2.4.4 Verhaltensstörungen... 25

2.5 TABELLARISCHE DARSTELLUNG DER VORTEILE UND NACHTEILE VERSCHIEDENER HALTUNGSSYSTEME... 30

2.6 BEURTEILUNG DER LEISTUNGSFÄHIGKEIT... 31

2.6.1 Laktat... 31

2.6.1.1 Physiologische Grundlagen... 31

2.6.1.2 Reaktion auf Belastung... 32

2.6.1.3 Meßgrößen ... 33

2.6.1.4 Veränderung durch Training... 34

2.6.2 Herzfrequenz... 35

2.6.2.1 Physiologische Grundlagen... 35

2.6.2.2 Reaktion auf Belastung... 35

2.6.2.3 Meßgrößen ... 36

2.6.2.4 Veränderung durch Training... 36

2.7 SCHLUßFOLGERUNGEN AUS DER LITERATURÜBERSICHT... 37

(6)

3.1 ZIELSETZUNG... 39

3.2 MATERIAL UND METHODE...39

3.2.1 Pferde... 39

3.2.2 Haltung...41

3.2.2.1 Gruppenauslauf... 41

3.2.2.2 Einzelboxen... 42

3.2.3 Laufband... 43

3.2.4 Führanlage... 43

3.2.5 Versuchsplan... 43

3.2.5.1 Vortraining... 44

3.2.5.2 Versuchsphase I………... 44

3.2.5.3 Zwischentraining………...45

3.2.5.4 Versuchsphase II……….………...……… 45

3.2.6 Training...……....………... 45

3.2.6.1 Trainingsprogramm...………... 45

3.2.6.2 Trainingsablauf... 47

3.2.7 Stufenbelastungstest... 47

3.2.7.1 Vorbereitung... 47

3.2.7.2 Durchführung... 47

3.2.7.2.1 Blutentnahme... 48

3.2.7.2.2 Herzfrequenzmessung... 49

3.2.8 Verarbeitung der Blutproben... 49

3.2.9 Analyseverfahren... 49

3.3 STATISTISCHE AUSWERTUNG... 50

4 ERGEBNISSE... 52

4.1 LAKTAT... 52

4.1.1 Entwicklung der Laktatkonzentration bei den Stufenbelastungstests... 52

4.1.1.1 Eingangstest Versuchsphase I... 54

4.1.1.2 Abschlußtest Versuchsphase I... 55

4.1.1.3 Vergleich Eingangs- und Abschlußtest Versuchsphase I ... 56

4.1.1.4 Eingangstest Versuchsphase II... 58

4.1.1.5 Abschlußtest Versuchsphase II... 59

4.1.1.6 Vergleich Eingangs- und Abschlußtest Versuchsphase II... 60

4.1.2 Entwicklung der Laufgeschwindigkeiten bei Laktatkonzentrationen von 2 und 4 mmol/l bei den Stufebelastungstests... 62

(7)

4.2.1.1 Eingangstest Versuchsphase I... 65

4.2.1.2 Abschlußtest Versuchsphase I... 66

4.2.1.3 Vergleich Eingangs- und Abschlußtest Versuchsphase I... 67

4.2.1.4 Eingangstest Versuchsphase II... 69

4.2.1.5 Abschlußtest Versuchsphase II... 70

4.2.1.6 Vergleich Eingangs- und Abschlußtest Versuchsphase II... 71

4.2.2 Entwicklung der Laufgeschwindigkeiten bei der Herzfrequenz von 150 Schlägen/min (V150)... 73

5 DISKUSSION... ... 74

6 SCHLUßFOLGERUNGEN... 82

7 ZUSAMMENFASSUNG... 83

8 SUMMARY... 85

9 LITERATURVERZEICHNIS... 87

10 ABBILDUNGSVERZEICHNIS... 108

11 TABELLENVERZEICHNIS... 110

12 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS... 111

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1 Einleitung und Problemstellung

Das Pferd ist seit seiner Domestikation vor mehr als 5000 Jahren stets ein enger Partner des Menschen gewesen. Über Jahrtausende hinweg diente es beim Militär, in der Landwirtschaft und im Transportwesen als Reit-, Trag- und Nutztier, das hoch geschätzt und unentbehrlich war. Die fortschreitende Technisierung verdrängte es jedoch aus diesem Aufgabenfeld und die Zahl der in Deutschland gehaltenen Tiere sank drastisch ab. In den 70er Jahren war mit einer Anzahl von ca. 250 000 Pferden der absolute Tiefstand in der Bundesrepublik erreicht.

In den darauffolgenden Jahren wurde das Pferd mehr und mehr als Sport- und Freizeitpartner entdeckt, was zu einer gewissen Erholung der Bestandszahlen führte. Heutzutage werden 98 % aller Pferde hobbymäßig genutzt, wobei dem Freizeitsport die größte Bedeutung zukommt (PIRKELMANN 2002). Die Pferde stehen daher im allgemeinen „höher im Blut“

als früher (ZEITLER-FEICHT 2002).

Der oben beschriebene Nutzungswandel hat sich bisher nur sehr begrenzt auf die Haltung ausgewirkt (PIOTROWSKI 1992), und viele Pferde verbringen die meiste Zeit des Tages im Stall, um sich nach Feierabend die alltägliche Stunde unter dem Sattel fortzubewegen (BEYER 1998; ZEITLER-FEICHT 2002). Weder die physische noch die psychische Gesundheit der Pferde bleibt da unberührt: das Auftreten von Lahmheiten, respiratorischen Erkrankungen, Verdauungsstörungen und Stereotypien gehört zur Tagesordnung (RODEWALD 1989). Obwohl dies aus tierschutzrechtlicher Sicht bedenklich ist, wird häufig die Auffassung vertreten, Gruppenhaltung sei für Sportpferde nicht praktikabel (WACKENHUT 1994). Andererseits hat eine von der FN in Auftrag gegebene Marktanalyse gezeigt, daß 80 % der Reiter eine Haltung mit Auslauf als optimal ansehen (DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG 2001).

Als im Jahre 1997 in Mariensee die Versuchspferdeanlage erbaut wurde, entschied man sich aus Gründen der Tiergerechtheit für eine Gruppenauslaufhaltung. Bisher durchliefen zwei zehnköpfige Gruppen Warmblutwallache die Anlage und die gesammelten Erfahrungen sind durchaus positiv. Im Laufe der Zeit entstand sogar der Eindruck, daß die pferdegerechte Anlage die Ausdauerleistungsfähigkeit der Tiere beeinflußt. Als die erste Versuchsgruppe 1998 zum Anreiten und zur weiteren Ausbildung nach Warendorf gebracht wurde, brachen die konditionellen Fähigkeiten der Pferde trotz intensiven Trainings zunächst ein. Die Betreuer führten die Umstellung von der Gruppenauslaufhaltung in die Einzelboxenhaltung ohne zusätzlichen Auslauf als mögliche Ursache an (SCHÄFER 2000).

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Die auf den folgenden Seiten geschilderte Untersuchung soll einen Beitrag zur Klärung der Frage leisten, ob sich der Managementfaktor Aufstallung tatsächlich auf die Ausdauerleistungsfähigkeit von Pferden auswirkt. Zu diesem Zweck wurde die Gruppenauslaufhaltung der am weitesten verbreiteten konventionellen Boxenhaltung gegenübergestellt. Das im Rahmen des Versuchs durchgeführte Ausdauertraining und die Ausdauerkontrollen wurden nach den Ergebnissen leistungsphysiologischer Vorgängerstudien gestaltet (OKONEK 1998; MELFSEN-JESSEN 1999; SCHÄFER 2000; MARC 2000;

LEWING 2001; HENNINGS 2001; LANGHORST 2003).

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2 Literaturübersicht

Das Pferd hat sich im Laufe der Evolution zu einem hochspezialisierten Lauf- und Fluchttier entwickelt (ZEEB 2000). In freier Wildbahn bewegen sich die Tiere im Rahmen der Futtersuche 12 bis 16 Stunden am Tag fort. Sie leben im Familienverband und können, da sie jederzeit auf die Flucht vor Feinden vorbereitet sein müssen, hoch leistungsfähige Sinnes-, Atmungs- und Bewegungsorgane vorweisen. Trotz Domestikation, Einflüsse über das Zuchtgeschehen und Umweltveränderungen sind diese Eigenschaften bis heute erhalten geblieben, woraus sich ein Anspruch auf entsprechend tiergerechte Haltungsverfahren ableitet (PIRKELMANN 2002). Mangelhafte Aufstallungsarten können zu physischen und psychischen Erkrankungen führen (RODEWALD 1989). Inwieweit auch die Leistung von Pferden durch Haltungsbedingungen beeinflußt wird, ist weitgehend ungeklärt.

2.1 Natürlicher Lebensraum der Equiden

2.1.1 Charakter

Die Equiden besiedelten einst die Steppen und Halbwüsten, zum Teil auch Buschwälder und Trockenwälder Afrikas und Asiens. Die Mehrzahl der Arten ist heute im Freiland ausgestorben, andere sind bedroht. Nur das Steppenzebra ist noch häufig anzutreffen, vor allem die nördlichste Unterart, das Böhmzebra, mit drei- bis vierhunderttausend Individuen (KLINGEL 1972). Neben den nur noch spärlich vertretenen Wildequiden existieren auf nahezu allen Kontinenten Populationen verwilderter Hauspferde, die entweder in völliger Freiheit oder in großzügig angelegten umzäunten Arealen leben.

Wildequiden leben zumeist in Gebieten, in denen sie durch die ökologischen Bedingungen zu jahreszeitlichen Wanderungen gezwungen werden. Bei Hauspferden wurde ein genetisch unterschiedlicher Wandertrieb beobachtet (EBHARDT 1958). Da die Tiere auf regelmäßiges Trinken angewiesen sind, trifft man sie nur in der Nähe von Wasserstellen an. Diese werden mindestens jeden zweiten bis vierten Tag aufgesucht (KLINGEL 1972; SCHÄFER 1991).

Die Tiere, die sich in der Regel zu Familien- oder Junggesellenverbänden zusammenschließen, bewohnen geographische Gebiete, sogenannte Aktionsräume, die alle für sie lebensnotwendigen Ressourcen enthalten: Wasserstellen, geeignete Weideplätze, Zonen zum Schutz von Insekten und extremer Witterung, Schlafplätze, Wälzplätze und Scheuerstellen (KLINGEL 1972; WARAN 2001).

(12)

Diese Fixpunkte werden oft monatelang beibehalten, ändern sich aber mit den ökologischen Bedingungen. Die Aktionsräume verschiedener Gruppen überschneiden sich, wenn identische Ressourcen genutzt werden müssen. Territoriales Verhalten, also Verteidigung von Gebietsgrenzen gegenüber anderen Gruppen, ist selten.

2.1.2 Größe der Aktionsräume

Die Größe der Aktionsräume frei lebender Equiden ist sehr variabel. Die folgende tabellarische Aufstellung gibt einen Überblick.

Tab. 1: Aktionsräume frei lebender Equiden

Equidenart Geographischer Lebensraum

Größe des

Aktionsraumes Autor Steppenzebra Afrika, Ngorongoro-

Krater 80 – 200 km² KLINGEL (1972) Mustang USA, Montana, Pryor

Mountains 25 km²

FEIST and McCULLOUGH

(1976) Mustang USA, Arizona, Grand

Canyon 7 – 36 km² BERGER (1986)

New-Forest-Pony Europa, Südengland 0,8 – 10 km² TYLER (1972) Verwildertes

Hauspferd Kanada, Sable Island < 7 km² WELSH (1975) Verwildertes

Hauspferd

USA, Insel

Shackleford Bank 6 km² RUBENSTEIN

(1981) Bergzebra Afrika, Nationalpark

Südafrika 3 – 5 km² KLINGEL (1972)

Tiere, die jahreszeitliche Wanderungen durchführen, bewohnen wesentlich größere Gebiete als solche, die ortstreu sind. Während die meisten Populationen der Steppenzebras jahreszeitliche Wanderungen durchführen, sind die Bergzebras im Bergzebra-Nationalpark ortstreu (KLINGEL 1972). Je dichter Wasser, gute Weide, Schattenspender und Schutzmöglichkeiten zusammenliegen, desto kleiner sind die Aktionsradien (KLINGEL 1972; TYLER 1972; FEIST u. McCULLOUGH 1976). Weitere Einflußfaktoren stellen Art und Durchschnittsalter der Tiergruppe dar: Junggesellenverbände haben größere Aktionsräume als Familiengruppen, durchschnittlich ältere Junggesellenverbände bewohnen größere Areale als aus Jungtieren bestehende Gruppen. Dies läßt sich auf die permanent stattfindende Suche der Hengste nach einem eigenen Stutenverband zurückführen.

(13)

Der bestehende Drang nimmt mit dem Alter zu (BERGER 1986). Bei hoher Tierdichte auf begrenztem Raum kann es zu territorialem Verhalten kommen: Haremshengste beginnen, die Grenzen ihrer Aktionsräume zu verteidigen (RUBENSTEIN 1981).

2.2 Beschreibung von Haltungssystemen unter Berücksichtigung des Platzangebotes

2.2.1 Allgemeines

Obwohl das artspezifische Verhalten von Pferden von Natur aus jeder Art von Stallhaltung widerspricht (FINK 2000), ist aufgrund äußerer Umstände eine Aufstallung unserer Pferde oft nicht zu umgehen. Laut der von der Sachverständigengruppe tierschutzgerechte Pferdehaltung erarbeiteten Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten (1995) ist die Aufstallungsart dabei so zu wählen, daß dem einzelnen Pferd die nach Umständen der Nutzung größtmögliche Entfaltung seines arttypischen Verhaltens ermöglicht wird. Es muß vor Schäden bewahrt werden und darf in seiner Entwicklung nicht behindert werden. Selbstverständlich gilt dies auch für die in dieser Arbeit betrachteten Reit- und Sportpferde.

Grundsätzlich werden Einzelhaltung und Gruppenhaltung sowie Ställe ohne oder mit angeschlossener Auslaufmöglichkeit unterschieden. Übergangsformen zwischen den Haltungssystemen können vorkommen.

Abb. 1: Stallhaltungssysteme für Pferde

Stallhaltungssysteme

Einzelhaltung Gruppenhaltung

Anbindestand Einzelbox Gruppeninnenlaufstall

(„Einraumlaufstall“) Gruppenauslaufstall („Gruppenauslaufhaltung“)

Innenbox Außenbox Box mit Auslauf

(Paddock) Mehrraumauslaufhaltung

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2.2.2 Einzelhaltung

Einzelaufstallungen müssen grundsätzlich so gestaltet sein, daß die Pferde möglichst ungehindert Sicht-, Hör-, und Geruchskontakt zu Stallgefährten haben (SACHVERSTÄNDIGENGRUPPE 1995).

Der Anbindestand ist das traditionelle Haltungssystem vergangener Jahrhunderte. Es stammt aus einer Zeit in der Pferde täglich mehrere Stunden im Arbeitseinsatz waren und vor allem Kaltblutrassen gehalten wurden. Die Tiere sind am Kopf angebunden und von ihren Stallnachbarn durch einen Flankierbaum oder eine halbhohe feste Wand getrennt.

Fortbewegung im eigentlichen Sinne ist nicht möglich.

In der heutigen Zeit werden Pferde größtenteils als Freizeit- und Sportpartner eingesetzt. Ein Großteil der Tiere steht „höher im Blut“ und verbringt die meiste Zeit des Tages im Stall.

Die Anbindehaltung gilt daher als überholtes Haltungssystem und ist als Daueraufstallung unter Tierschutzgesichtspunkten abzulehnen (SACHVERSTÄNDIGENGRUPPE 1995).

In Hessen ist die Ständerhaltung bereits seit 1998 verboten, Schleswig-Holstein und Thüringen folgten dem Vorreiter einige Jahre später. In Rheinland-Pfalz, Mecklenburg- Vorpommern und Niedersachsen sind mittlerweile ebenfalls Verbote erlassen worden, allerdings bestehen hier noch Übergangsfristen, die in Rheinland-Pfalz im November 2003, in Mecklenburg-Vorpommern am 31. Dezember 2004 und in Niedersachsen am 31.03.2004 enden.

Trotz vieler kritischer Anmerkungen aus tierschutzrechtlicher Sicht ist die Einzelbox bislang das gebräuchlichste Aufstallungssystem (PIRKELMANN 2002). Haltungstechnische Vorteile für den Pferdehalter wie die Durchführung der individuellen Betreuung und Fütterung und der bequeme Zugriff auf das Tier begründen diesen Sachverhalt (PIRKELMANN 1993). Die Mindestgrundfläche einer Einzelbox soll die doppelte Widerristhöhe zum Quadrat betragen ((2 x Wh)²) (SACHVERSTÄNDIGENGRUPPE 1995), wobei die Schmalseite nicht kürzer als 1,5 x Widerristhöhe sein darf (SCHNITZER 1970). Dem Pferd wird ein Minimum an Bewegung ermöglicht, das jedoch täglich wesentlich ergänzt werden soll. Als Mindestbewegungszeit wird eine Stunde gefordert (ZEITLER-FEICHT u. GRAUVOGL 1992; PIRKELMANN 1993).

(15)

Abb. 2: Fläche einer Einzelbox

Hat das Pferd durch eine geöffnete Obertür Zugang nach außen, so spricht man von einer Außenbox. Zum einen wird durch diese bauliche Maßnahme die Atemluft wesentlich verbessert, was sich positiv auf die Lungengesundheit der Tiere auswirkt, zum anderen können die Pferde dem Geschehen in ihrer Umwelt folgen, was die psychische Ausgeglichenheit fördert (PIRKELMANN 2002).

Als die sicherlich tiergerechteste Einzelaufstallung ist die Einzelbox mit angeschlossenem Auslauf zu nennen. Zusätzlich zu den Vorteilen, die die Tiere in der Außenbox erfahren, haben sie wesentlich bessere Bewegungsmöglichkeiten. Während die SACHVERSTÄNDIGENGRUPPE (1995) für die Maße eines solchen Auslaufs mindestens Boxengröße vorgibt, fordert PIRKELMANN (2002) eine Tiefe von 8 – 10 m.

2.2.3 Gruppenhaltung

Laut der Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten (1995) sollten Pferde, wo immer dies möglich ist, in Gruppen (zwei oder mehr Pferde) gehalten werden. Die gemeinsame Haltung entspricht dem Sozialbedürfnis von Pferden (SCHÄFER 1991), außerdem regen sich die Tiere gegenseitigen zur Bewegung an (SOENDERGAARD u. SCHOUGAARD 2000). Im Gegensatz zur Wildbahn sind die bei Stallhaltung gebildeten Gruppen jedoch nicht natürlich gewachsen, daher stellt die

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bedarfsgerechte Betreuung solcher zum Teil recht inhomogenen Lebensgemeinschaften mitunter eine Herausforderung dar (PIRKELMANN 2002).

Die einfachste Form der Gruppenhaltung ist der Einraumlaufstall. Bei dieser Aufstallungsart werden mehrere Pferde zusammen in einem großen Raum, etwa einer Scheune oder ähnlichem, gehalten (SCHÄFER 1991). Die zur Verfügung stehende Grundfläche sollte pro Pferd, wie bei der Haltung in Einzelboxen, mindestens die doppelte Widerristhöhe zum Quadrat betragen (SACHVERSTÄNDIGENGRUPPE 1995). Einraumlaufställe sind häufig in Gestüten zu finden, da dort meist gleichaltrige, homogene Gruppen gehalten werden, die kaum Veränderungen in der Herdenzusammensetzung erfahren (VON SACHSEN-COBURG UND GOTHA 1991). Da die Pferde bei dieser Aufstallungsart nur wenig Ausweichmöglichkeiten haben, wird sie für Reit- und Sportpferde nicht empfohlen (PIRKELMANN 2002).

Abb. 3: Fläche eines Einraumlaufstalles

Die Guppenauslaufhaltung besteht aus einem Gruppenlaufstall mit ständigem Zugang zum Auslauf. Das Liegeflächen-Richtmaß liegt bei dieser Haltungsform etwas unter dem des Einraumlaufstalles, da die Pferde sich auch außerhalb des Stalles aufhalten und bewegen können. Pro Tier sollte eine Fläche von 3 x Wh² zur Verfügung stehen. Damit die Pferde unter Vermeidung von Rangkämpfen und individuell gefüttert werden können, wird die Installation von Freßständen empfohlen, die 80 cm breit und 1,8 x Wh lang sein sollten. Die für die Freßstände benötigte Fläche ist im oben genannten Liegeflächen-Richtwert nicht enthalten (SACHVERSTÄNDIGENGRUPPE 1995).

Die Gruppenauslaufhaltung bietet dem von allen Aufstallungssystemen das höchste Maß an Bewegung, sozialem Kontakt und natürlichen Klimabedingungen. Durch Berücksichtigung

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dieser artspezifischen Ansprüche werden ein ausgeglichenes Wesen und die Konditionierung der Pferde gefördert (GRAUVOGL et al. 1997). Bei wenig wechselndem Tierbestand ist diese Haltungsform für Reit- und Sportpferde durchaus geeignet (PIRKELMANN 2002).

Abb. 4: Fläche einer Gruppenauslaufhaltung

Die Mehrraumauslaufhaltung kann als Weiterentwicklung der Gruppenauslaufhaltung verstanden werden. Sie ist durch die strikte Trennung in einzelne Funktionsbereiche charakterisiert. Ruhe-, Fütterungs- und Tränkebereich werden an verschiedenen Plätzen innerhalb der Anlage eingerichtet, wobei Fütterungs- und Ruhebereich möglichst weit voneinander entfernt sein sollten. Die Tränke wird zur Förderung der Bewegungsaktivität in der Nähe des Ruhebereiches angebracht (PIOTROWSKI 1988). Die Paddockfläche ist mit 20 – 30 m² pro Pferd ausreichend groß bemessen (PIOTROWSKI 1988; PIRKELMANN 2002), denn doppelt bis dreifach größere Ausläufe haben keine nennenswerten Zunahmen an Bewegungsaktivität zur Folge (VIEDT, W. 1983 u. 1986). Neben der Fläche sollte auch die Auslaufform berücksichtigt werden, da Beobachtungen zeigten, daß der Flächenzuschnitt Einfluß auf das Bewegungsverhalten von Pferden hat:

der Vergleich von Weideflächen gleicher Größe mit unterschiedlicher Form ergab, daß die insgesamt zurückgelegten Strecken in den einzelnen Gangarten annähernd gleich waren, sich das Galoppverhalten jedoch deutlich unterschied. Je schmaler die Weiden waren, desto häufiger bremsten die Pferde aus vollem Galopp in einer Ecke ab und desto enger wurden die im Galopp beschriebenen Kurven. Da abruptes Abbremsen und scharfe Wendungen im Galopp extreme Belastungen für Sehnen, Bänder und Gelenke darstellen, sollten Paddocks nach Möglichkeit quadratisch gestaltet werden (KUSUNOSE et al. 1987, Abb. 5).

(18)

Auslaufhaltungen sind besonders für die große Zahl der unregelmäßig genutzten und damit zu wenig bewegten Sport- und Freizeitpferde zu empfehlen, unentbehrlich sind sie für die Aufzucht junger Pferde. Bei sachgerechter Konzeption können alle Pferderassen aller Nutzungsziele auf diese Art und Weise gehalten werden (PIRKELMANN 2002). Dem bei Gruppenhaltung bestehenden Verletzungsrisiko sind Pferde auch bei gemeinsamem Weidegang ausgesetzt (PIRKELMANN 1993).

Abb. 5: Bewegungsverhalten im Galopp in Abhängigkeit von der Weideform:

5a: Lokalisationen des abrupten Stehenbleibens aus dem Galopp 5b: Arten der Richtungsänderung im Galopp

5c: Verteilung der Arten der Richtungsänderung auf die verschiedenen Weideformen

Abb. 5a Abb. 5b

Abb. 5c

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2.2.4 Häufigkeit der verschiedenen Haltungssysteme (Tab. 2)

Obwohl in den letzten Jahrzehnten viel Forschungs- und Aufklärungsarbeit hinsichtlich der Tiergerechtheit von Pferdegruppenhaltung erbracht wurde, sind nach wie vor mehr als zwei Drittel der in Deutschland gehaltenen Pferde einzeln untergebracht. Die Einzelbox als Innenbox ohne Außenklappe oder Auslauf hat absoluten Vorrang. Dies ist nur in Deutschland der Fall. Weltweit leben dagegen 60 % der Pferde in Herden mit 2 bis 200 Tieren (BRUNS 1989).

Tab. 2: Vorkommen der Haltungsformen in Deutschland in Prozent

Einzelhaltung Gruppenhaltung

Nutzungsgruppe Anbinde-

stand Einzelbox

ges. Innenbox Außenbox Box

mit Auslauf

Einraum- laufstall

Gruppen- auslauf-

haltung

Autor alle

Nutzungsgruppen 12 86 53 31 2 - 2 RODEWALD

1989 Ponies u.

Kleinpferde 14 54 - - - 11 21 REICHERT

1990

Großpferde 6 82 - - - 7 5 REICHERT

1990 Hochleistungs-

sportpferde - 100 90 10 - - - WACKEN-

HUT 1994 alle

Nutzungsgruppen 2 76 54 20 2 10 8 BEYER

1998*

* die verbleibenden 4 % werden ganzjährig auf der Weide gehalten (hauptsächlich Robust- und Jungpferde); im Einraumlaufstall sind fast ausschließlich Jungpferde untergebracht

Der oben beschriebene Sachverhalt ist vermutlich geschichtlich begründet: die deutsche Reiterei entstand ursprünglich aus der Militärreiterei und beim militärischen Dienst war es erforderlich, daß die Pferde stets einsatzbereit, sauber und schnell verfügbar waren. Zudem mußten die Kosten gering gehalten werden. Da Arbeitskraft beim Militär nichts kostete, war der Anbindestand die zweckmäßigste Haltungsform. Das Beispiel der Kavallerie prägte auch die Haltung und Aufstallung der Pferde in Landwirtschaft und Transportgewerbe; es wirkt sich bis heute aus (MARTEN 1996).

(20)

2.3 Bewegungsverhalten unter natürlichen Bedingungen und bei Stallhaltung / beim Reiten

2.3.1 Anteil am Zeitbudget

Unter natürlichen Lebensbedingungen verbringen Equiden den größten Teil ihres 24- Stunden-Tages mit der Nahrungsaufnahme. Danach nehmen Stehen im wachen bzw.

dösenden Zustand und die Lokomotion die meiste Zeit in Anspruch.

Die Lokomotion (ohne die mit dem Weiden verbundene Vorwärtsbewegung) hat einen Anteil von 4 – 14 % an der Gesamtaktivität (Tab. 3). Berücksichtigt man zusätzlich die Bewegung, die das Pferd beim Weiden im langsamen Schritt zurücklegt, werden täglich bis zu 16 Stunden erreicht (ZEEB 1984).

Bei in Einzelboxen gehaltenen Reitpferden ist die Fortbewegung zeitlich geringer bemessen.

Ein Großteil der Tiere hat nur selten und für kurze Zeit die Möglichkeit, sich auf Weiden oder Paddocks frei zu bewegen. In der Regel findet hier Lokomotion fast ausschließlich an der Longe oder unter dem Reiter statt (RODEWALD 1989). Der Anteil am Zeitbudget beläuft sich auf 3 – 6 %.

Tiere, die einen Auslauf zur Verfügung haben, nutzen diese Bewegungsmöglichkeit ähnlich wie ihre in Freiheit lebenden Artgenossen. Beobachtungen von in Zoos gehaltenen Przewalskipferden ergaben ein zeitliches Lokomotionsbudget von 7 – 13 %; Haflinger in einer Mehrraumauslaufhaltung wechselten täglich häufiger als 80mal zwischen den verschiedenen Funktionsbreichen und verbrachten durchschnittlich 38 % der Gesamtzeit im Auslauf (PIOTROWSKI 1988).

Sehr unterschiedlich gestaltet sich zudem die Verteilung der Lokomotion über den Gesamttag.

Während sich die Fortbewegung bei in Freiheit lebenden Tieren relativ gleichmäßig über den 24-Stunden-Tag verteilt (BOYD et al. 1988, Abb. 6), ist sie bei in Einzelboxen aufgestallten Pferden auf eine, manchmal zwei zusammenhängende Trainingseinheiten beschränkt (RODEWALD 1989). Bei in Auslaufhaltung untergebrachten Tieren entspricht die Verteilung weitgehend den natürlichen Umständen.

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Tab. 3: Anteil verschiedener Verhaltensweisen am Zeitbudget in Prozent Verhalten

Rasse/

Nutzungsart Lebensbedingungen Fressen Stehen Stehen wach

Stehen dösend

Loko- motion

Autor

Koniks Reservat 1600 ha 70 23 - - 4 KOWNACKI

et al. 1978

Przewalski Semireservat 46 34 - - 7 BOYD et al.

1988 Camargue Reservat 300 ha,

Sommer 57 28 10 18 10 DUNCAN 1980

Reitpferde 24-stündiger

Weidegang 29 - - - 14

ZEITLER- FEICHT u.

BUSCHMANN 2002 Przewalski Auslaufhaltung,

Zoo Denver 65 22 - - 7 GRIFFITTS

1985 Przewalski Auslaufhaltung,

Zoo Bronx 55 25 - - 13 POPOLOW

1984

Abb. 6: Prozentuale Verteilung von 4 Verhaltensweisen während des Tages (Przewalski, Semireservat). Zur Darstellung wurden die Daten von 8 beobachteten Pferden gemittelt (nach BOYD et al. 1988)

0 20 40 60 80 100

00.00- 04.00

04.00- 08.00

08.00- 12.00

12.00- 16.00

16.00- 20.00

20.00- 24.00 Tageszeit

Prozent

Bewegung Liegen Stehen Fressen

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2.3.2 Täglich zurückgelegte Wegstrecken (Tab. 4)

Die Länge der täglich zurückgelegten Wegstrecken hängt unter natürlichen und naturnahen Bedingungen in erster Linie von ökologischen Gegebenheiten ab. Lage und Häufigkeit der Wasserstellen, Weiden, Futteraufwuchs und Klima sind die bedeutendsten Faktoren. Während in ariden Gebieten lange Wanderungen bis zur nächsten Wasserstelle erforderlich sind (FEIST u. McCULLOUGH 1976), sind Equiden bei reichlichem Nahrungsangebot und ausreichenden Wasserstellen relativ ortstreu (BERGER 1986). Weiterhin wirken sich Gruppenstruktur und Geschlecht auf die Weite der Wege aus. Familienverbände, denen ständig Fohlen und tragende Stuten angehören, legen kürzere Strecken zurück als Junggesellenverbände. Letztere werden dabei von dem Drang getrieben, selbst eine Familie zu gründen oder zu erkämpfen.

Der Haremshengst, der für den Zusammenhalt des Familienverbandes verantwortlich ist, legt im Zuge seiner Arbeit weitere Wege zurück als seine Stuten (DUNCAN 1980; BERGER 1986).

Bei Stallhaltung sind der Lokomotion Grenzen gesetzt, die stark von der jeweiligen Haltungsform abhängen. In Einzelboxen gehaltene Pferde können sich nur sehr eingeschränkt fortbewegen und ein hoher Anteil der ausgeführten Schritte besteht aus seitlichen und drehenden Bewegungen (ZEITLER-FEICHT 2001). Beim Reiten legen Privatpferde im Mittel 4,9 km zurück, Schulpferde bewältigen 9,9 km (RODEWALD 1989). Boxen mit angeschlossenem Auslauf verbessern das Bewegungsangebot, von Einzeltieren wird es jedoch nicht in dem Maß angenommen wird wie von Tieren, die in Gruppen gehalten werden (SOENDERGAARD u. SCHOUGAARD 2000).

Die in Auslaufhaltung zurückgelegten Wegstrecken lassen sich gut durch bauliche und fütterungstechnische Maßnahmen beeinflussen. Die Einteilung der Haltungseinheit in Funktionsbereiche und Erhöhung der Anzahl der Fütterungszeiten steigern die täglich zurückgelegten Strecken von 1,8 km auf 4,8 km (PIOTROWSKI 1988; FRENTZEN 1994).

Die weitesten Strecken legen Hauspferde bei Weidehaltung zurück. Die Gesamtleistung wird dabei von der Dauer des Weidegangs, von der Weidegröße und von der Pferderasse beeinflußt. Während Vollblutjährlinge bei großzügigem Platzangebot innerhalb von 7 Stunden bis zu 7 km zurücklegen (KUSUNOSE et al. 1985), legen Haflinger auf einer Portionsweide wechselnder Größe in 24 Stunden mehr als 8 km zurück (FRENTZEN 1994).

(23)

Für erwachsene Vollblutpferde wurden Weidestrecken von bis zu 15,6 km pro Tag ermittelt (DURUTTYA 2003).

2.3.3 Gangarten

Die natürlichen Gangarten der Equiden sind Schritt, Trab und Galopp, bei manchen Arten kommen fakultativ Paß und Tölt vor.

Obwohl Pferde besonders gut an die Schnellbewegung angepaßt sind, kann der Schritt unter natürlichen Lebensbedingungen als Hauptgangart bezeichnet werden: neben dem Grasen, das unter langsamer Fortbewegung stattfindet, erfolgen alle Wanderungen in dieser Weise (HAßENBERG 1971; HEINTZELMANN-GRÖNGRÖFT 1984). Die schnelleren Gangarten Trab und Galopp werden bei Laufspielen, Rangkämpfen oder auf der Flucht gezeigt (ZEEB 1959; KLINGEL 1972; DUNCAN 1980).

Alter und Geschlecht haben insofern einen Einfluß als daß Jungtiere und Hengste einen höheren Anteil der Gangarten Trab und Galopp an der Gesamtfortbewegung aufweisen als Stuten (DUNCAN 1980; BERGER 1986). Rückwärtsgehen, Seitengänge, Kehrtwendungen, Steigen und Niederknien zählen ebenfalls zu den normalen Bewegungsabläufen. Sie können im Verlauf sozialer Interaktionen sowie bei Imponieren beobachtet werden (ZEITLER- FEICHT 2001).

Unter dem Sattel wird die Hauptgangart Schritt von vielen Reitern stark vernachlässigt.

Häufig besteht mehr als die Hälfte der geleisteten Arbeit aus Trab- und Galoppreprisen (RODEWALD 1989, Abb. 7).

(24)

Tab. 4: Täglich zurückgelegte Wegstrecken in Abhängigkeit von Lebensraum und Rasse

Lebensraum Art/Rasse Strecke Autor

Tansania,

Ngorongoro-Krater Steppenzebra 17 km KLINGEL 1972 Montana,

Pryor Mountains Mustang 13 - 16 km

FEIST u.

McCULLOUGH 1976 Frankreich,

Camargue, 335 ha Camargue-Pferd 6 km SCHÄFER 1991 Arizona,

Grand Canyon Mustang 2,5 km BERGER 1986

Einzelbox - 0,17 km* ZEITLER-FEICHT

2001 Einzelbox, 3 Std. Paddock Warmblutabsetzer

als Einzeltier 0,8 km SONDERGAARD u. SCHOUGAARD

2000 Einraumlaufstall, 3 Std. Paddock Warmblutabsetzer

in der Gruppe 1,4 km

SONDERGAARD u. SCHOUGAARD

2000

Gruppenauslaufhaltung - 1,8 km ZEITLER-FEICHT

2001 Mehrraumgruppenauslaufhaltung,

Fütterung ad lib. Haflinger 3 km PIOTROWSKI

1988 Mehrraumgruppenauslaufhaltung,

Fütterung 6 x täglich Haflinger 4,8 km FRENTZEN 1994 7 Stunden Weidegang auf

0,2 – 4,2 Hektar Vollblutjährlinge 3,4 – 7 km KUSUNOSE et al.

1985 10 Stunden Weidegang,

10 Tiere pro Hektar Vollblutstuten 8,6 km DURUTTYA 2003 10 Stunden Weidegang,

1 Tier pro Hektar Vollblutstuten 15,6 km DURUTTYA 2003 24 Stunden Weidegang,

Portionsweide Haflinger 8,4 km FRENTZEN 1994

* insgesamt 578 Schritte, davon 39 % seitlich, 32 % drehend, 20 % geradeaus und 9 % rückwärts

Abb. 7: Anteil der Grundgangarten am Arbeitspensum (nach RODEWALD 1989)

Privatpferde

43%

37%

20%

Schulpferde

10%

41%

49% Schritt Trab Galopp

(25)

In Auslaufhaltungen findet der wesentliche Teil der täglichen Fortbewegung im Schritt statt, die schnelleren Gangarten Trab und Galopp werden verhältnismäßig selten ausgeübt (REHM 1981; PIOTROWSKI 1983; FRENTZEN 1994). Die von FRENTZEN (1994) untersuchten Haflinger führten täglich 5 bis 12 Antritte im Trab oder Galopp aus.

Bei Weidehaltung ist der Anteil der Gangarten Trab und Galopp an der täglichen Gesamtbewegung erheblich höher. In Abhängigkeit von Weidegröße, Besatzdichte und Anzahl der auf der Weide verbrachten Stunden bewegen sich die in den schnelleren Gangarten zurückgelegten Wegstrecken zwischen 600 und 8800 m (Tab. 5).

KUSUNOSE et al. (1985) stellten fest, daß sich die Weidengröße bis zu einer Fläche von 1,5 Hektar signifikant auf die pro Galoppaktion ausgeführten Schritte auswirkt. Auf kleinen Flächen sind die Galoppreprisen kürzer als auf großzügig bemessenen.

Tab. 5: Von Vollblütern bei Weidehaltung zurückgelegte Wegstrecken in Metern Weidebedingungen Gesamtstrecke Schritt Trab Galopp Autor

7 Std. auf 0,2 ha 3400 2800 60 540 7 Std. auf 1,1 ha 5100 4200 400 500 7 Std. auf 1,5 ha 6700 3800 1100 1800

KUSUNOSE et al.

1985 10 Std., 10 Tiere pro ha 8600 5400 1300 1900

10 Std., 1 Tier pro ha 15600 6800 1400 7400 DURUTTYA 2003

2.4 Erkrankungen, Nutzungsdauer und Abgänge bei Reitpferden: Einfluß der Haltung Die Aufzucht oder Anschaffung und nachfolgende Unterhaltung eines Reit- oder Turnierpferdes ist eine kostenintensive Angelegenheit. Angeführt vom Kaufpreis, der stark von den individuellen Ansprüchen des Reiters abhängig ist, folgen, vor allem bei jungen, vielversprechenden Tieren, Aufwendungen für Ausbildung und Turnierqualifikation.

Turnierreiter geben monatlich etwa 307 EUR für das Reiten aus, Freizeitreiter wenden 212 EUR auf 1 (DEUTSCHE REITERLICHE VEREININGUNG 2001).

1Ausgaben incl. Füttern, Stallunterbringung, Reitunterricht und Hufschmied

(26)

Eine in Großbritannien durchgeführte Erhebung zeigt, daß Haltungs- und Trainingskosten für Pferde, die nicht in Rennen starten, jährlich insgesamt 3,7 Millionen Pfund betragen (JEFFCOTT et al. 1982).

Abgesehen von dem selbstverständlichen Gebot des Tierschutzes lassen daher auch wirtschaftliche Gesichtspunkte ein möglichst gesundes und langes Leben des erworbenen Pferdes erstrebenswert erscheinen.

Wissenschaftliche Untersuchungen, Versicherungsstatistiken und Schlachthoferhebungen belegen, daß Erkrankungen des Bewegungsapparates die häufigsten Ursachen für Nutzungsausfälle, Abgänge aus dem Sport und Schlachtungen der Reit- und Turnierpferde sind. An zweiter und dritter Stelle plazieren sich Krankheiten des Atmungs- bzw. des Verdauungsapparates (Tab. 6).

Tab. 6: Ursachen für Nutzungsausfälle, Unbrauchbarkeit und Schlachtungen bei Pferden in Prozent

Grund des Verlustes Anzahl

Pferde

Unter- suchungs-

zeitraum

Art des

Verlustes Bewegungs-

apparat

Atmungs- apparat

Verdauungs-

apparat/Kolik Sonstiges Autor

6464 1971 –

1974 Tod oder

Unbrauchbarkeit 55 18 9 18 GUTEKUNST

(1977)

2532 1974 –

1982 Schlachtung

Warmblüter 32 25 2 41* BUTLER u.

ARMBRUSTER (1984)

172 1983 –

1988 Nutzungsausfall

Reitpferde 48 29 19 4 RODEWALD

(1989)

579 1993 –

1994 Nutzungsausfall

Vollblüter 72 9 - 19 OLIVIER et al.

(1997)

2594 1990 -

1995 Tod oder

Unbrauchbarkeit 45 9 13 31 SEIDENSTICKER

(1999)

* 23 % der Pferde wurde ohne Krankheitsursache geschlachtet, vor allem Tiere unter 3 Jahren

Die Auswertung von Versicherungsstatistiken ergab, daß das Durchschnittsalter der aufgrund von Tod oder dauernder Unbrauchbarkeit entschädigten Pferde bei 8,5 Jahren liegt (GUTEKUNST 1977), eine Schlachthoferhebung bestätigte dieses Abgangsalter (BUTLER u.

ARMBRUSTER 1984). Davon ausgehend, daß die Nutzung eines Pferdes im Alter von 3 Jahren beginnt, ergibt sich eine mittlere Nutzungsdauer von 5,5 Jahren (GUTEKUNST 1977;

BUTLER u. ARMBRUSTER 1984).

Ein anderer, nicht direkt vergleichbarer Aspekt ist, daß sich die Altersstruktur in der Population im Laufe der letzten Jahrzehnte merklich verändert: von 1935 bis 1938 waren

(27)

24,7 % der Pferde über 14 Jahre alt, was bis 1962 im Wesentlichen so blieb. Im Jahre 1988 lag der Anteil der über 14-jährigen Pferde dann nur noch bei 9,2 % (BMELF 1957 – 1979;

MARTEN u. MAJER 1991).

Die Zahlen könnten darauf hinweisen, daß sich der Gesundheitszustand der in Deutschland gehaltenen Pferde in den letzten Jahrzehnten eher verschlechtert als verbessert hat.

2.4.1 Erkrankungen des Bewegungsapparates

Die meisten Nutzungsausfälle, Abgänge und Schlachtursachen von Reitpferden sind durch Erkrankungen des Bewegungsapparates begründet (Tab. 6). Das Symptom „Lahmheit“ führt die Liste der Schlachtursachen bezüglich dieses Organsystems an. Des weiteren folgen Knochenbrüche, Hufrollenveränderungen, Hufrehe und Sehnenverletzungen (BUTLER u.

ARMBRUSTER 1984).

Bislang häufig unerwähnt blieb die Tatsache, daß Lahmheiten auch eine primäre Ursache für Leistungseinbrüche bei Sportpferden darstellen (LILLICH u. GAUGHAN 1996). Milde Gangveränderungen bleiben nicht selten unerkannt, bis sich die Erkrankung verschlimmert (GAUGHAN 1996). Von 100 Rennpferden, die durch Leistungseinbrüche auffielen, auf der Rennbahn jedoch ohne sichtliche Lahmheit liefen, wiesen 69 % muskuloskeletale Veränderungen auf. Die Lokalisierung der Prozesse, bei denen es sich um belastungsinduzierte Knochenumbauprozesse oder Muskeldefekte handelte, erfolgte in den meisten Fällen per Szintigraphie (MORRIS u. SEEHERMAN 1991). Die negativen Auswirkungen milder unilateraler Lahmheiten auf den Energiehaushalt wurden jüngst belegt:

einseitig lahmende Pferde nehmen signifikant geringere Sauerstoffmengen auf als beidseitig oder nicht lahmende Pferde. Die bei Maximalbelastung erreichten Blutlaktatkonzentrationen unterscheiden sich nicht, wohl aber die pro Minute gemessene Akkumulationsrate (PARENTE et al. 2002).

Eine über einen Zeitraum von 2 Jahren in 6 Reitställen mit insgesamt 172 Pferden durchgeführte Studie weist darauf hin, daß das Auftreten von Lahmheiten sowohl durch die Haltung als auch durch die Nutzung des Pferdes beeinflußt wird. Hohe Reitgeschwindigkeiten und Adipositas begünstigen das Vorkommen von Störungen des Bewegungsapparates, Weidegang hingegen ist negativ mit dem Auftreten von Lahmheiten korreliert. Bei in Einzel- oder Gruppenauslaufhaltung gehaltenen Pferden kamen keine lahmheitsbedingten Nutzungsausfälle vor. Diese Tendenz wurde durch die Analyse der Patientendaten eines ansässigen Tierarztes bestätigt: bei 100 Pferden aus Gruppenauslaufhaltung waren

(28)

Erkrankungen wie Hufrollenentzündung, Huflederhautentzündung, Hufabszesse oder Strahlfäule nicht aufgetreten (RODEWALD 1989).

Knochengewebe besteht aus Knochenzellen (Osteozyten) und Interzellularsubstanz, die Interzellularsubstanz wiederum setzt sich aus einer Grundsubstanz und scherenartig angeordneten Kollagenfibrillen zusammen. In die Grundsubstanz sind Salze eingelagert, vor allem Calciumphosphate und Calciumcarbonate, die wichtig für die Härte und Festigkeit des Knochens sind. Die Elastizität des Skeletts wird durch die organischen Bestandteile (Grundsubstanz und Kollagenfibrillen) gewährleistet (KAUNE 2000).

Daß sich neben der Fütterung auch die Haltung und Bewegung signifikant auf die Knochenstruktur auswirkt, ist für das Jungpferd bereits nachgewiesen. Absetzer und Jährlinge, die auf der Weide gehalten werden oder zumindest 12-stündigen Weidegang erhalten, weisen im Vergleich zu den in Stallhaltung aufgewachsenen Tieren signifikant höhere Mineralgehalte im Hauptmittelfußknochen auf. Bei Jungtieren, die mit Trainingsbeginn von der Weide in die Box gestellt werden, kommt es zum Rückgang des Knochenmineralgehaltes. Auch gezieltes Laufbandtraining kann diese Entwicklung nicht ausgleichen, und die Gefahr von Knochenverletzungen steigt (MÄENPÄÄ et al. 1988;

NIELSEN et al. 1997; HOEKSTRA et al. 1999; BELL et al. 2001).

Inwieweit sich die Haltungsform auf das Skelett älterer Tiere auswirkt, wurde bisher nicht untersucht.

HUSKAMP et al. (1996) geben an, daß sich die distale Wachstumsfuge des Unterarms beim Vollblutpferd im Alter von 24-30 Monaten schließt, die proximale des Oberarmknochens folgt im Alter von 36 Monaten. Bei edlen Warmblutpferden schließt sich die distale Wachstumsfuge des Unterarms erst zwischen dem 36. und 39. Monat, über die des Oberarmknochens liegen keine Angaben vor (DIETZ et al. 1988). Der endgültige Querschnitt der Röhrenknochendiaphyse und der Umbau der Röhrenkortikalis in Osteone ist erst im Alter von ca. 5 Jahren abgeschlossen, ausgereift ist das Skelett nach 5 – 6 Jahren (HUSKAMP et al.

1996). Auch das erwachsene Skelett unterliegt als Mausergewebe einem ständigen Umbau, bei dem Osteolyse und Osteogenese im Gleichgewicht stehen. Dieser Umbauprozeß wird von der funktionell-mechanischen Belastung ausgelöst. Allgemein gilt, daß Belastungen die Osteogenese und Entlastungen die Osteolyse fördern (DÄMMRICH 1991). Daher erscheint es nicht unwahrscheinlich, daß Bewegungsmangel bzw. nicht den natürlichen Gegebenheiten entsprechende Bewegungsmodi auch bei Reit- und Sportpferden negative Auswirkungen auf die Festigkeit und Belastbarkeit das Skeletts haben könnten.

(29)

Der Gelenkknorpel ist aufgrund seines Baues auf Druck- und Scherenbelastungen eingerichtet. Er besitzt die Fähigkeit, durch Wasseraufnahme aufzuquellen und damit seine Druckelastizität zu erhöhen. Um seine volle Belastbarkeit zu erreichen, benötigt der Knorpel nach experimentellen Messungen eine Mindestzeit von 10 bis 15 Minuten (HERTSCH 1992).

Pferde, die höheren Belastungen ausgesetzt werden sollen, werden daher in der Regel zu Beginn der Arbeit vorsichtig warmgeritten. Beim Haltungsmanagement wird laut HERTSCH (1992) zu wenig Augenmerk auf diesen Zusammenhang gerichtet. Vor allem im Winter, wenn viele Pferde in unseren Breitengraden im Stall gehalten werden, ist die freie Bewegung auf einige Stunden am Tag begrenzt. Überschüssige Muskelkraft wird beim Freilaufenlassen sofort abgetobt, das heißt noch bevor der Gelenkknorpel seine maximale Belastbarkeit entwickelt hat. HERTSCH (1992) sieht hierin einen möglichen Entstehungsweg für häufig vorkommende Arthrosen.

Für die Muskulatur gilt ähnliches wie für den Knorpel: nur ein durch ausreichendes Abreiten vorbereiteter Muskel ist im Stande Leistung zu erbringen, ohne daß er Schaden davonträgt.

Tobt ein Pferd, das sich nicht regelmäßig bewegen kann, aus dem Stand davon, sind Muskelelastizität und Haltbarkeit gegenüber Zugkräften herabgesetzt, und die Gefahr von Muskelverletzungen steigt (SAFRAN et al. 1988).

2.4.2 Erkrankungen des Atmungsapparates

Die zweithäufigste Ursache für reduzierte Leistungsfähigkeit (MORRIS u. SEEHERMAN 1991), Nutzungsausfälle, Abgänge und Schlachtungen von Reitpferden (Tab. 5) sind Krankheiten der Atemwege. In einer Auswertung der Abgangsursachen der Jahre 1990 – 1995 rangieren sie an dritter Stelle (SEIDENSTICKER 1999). Der Autor führt dies unter anderem auf eine Verbesserung der bestehenden Haltungsbedingungen zurück.

Die anteilig am stärksten vertretene Erkrankung ist die chronische obstruktive Bronchitis (COB, COPD = chronic obstructive pulmonary disease), gemeinhin als Dämpfigkeit bezeichnet. Die allgemeine Bedeutung der Krankheit kommt in zwei Untersuchungen zum Ausdruck, nach denen 54 % bzw. 53 % aller Pferde einer zufällig ausgewählten Pferdepopulation in der Schweiz bzw. in Süddeutschland an einer subklinischen bis mittelgradigen COPD leiden (BRACHER et al. 1991; HERHOLZ et al. 1994).

(30)

Der Begriff „Chronic obstructive pulmonary disease“ (COPD) wurde aus der Humanmedizin übernommen. Er beschreibt eine entzündliche, mit einer Obstruktion der unteren Atemwege einhergehende Erkrankung des erwachsenen Pferdes.

Klinisch kranke Tiere zeigen chronischen Husten, Dyspnoe, geblähte Nüstern und verstärkte Abdominalatmung. Endoskopisch werden Bronchospasmen, Ödeme und Entzündungen der Trachealschleimhaut und vermehrte Schleimansammlungen sichtbar. Die Pferde sind nicht mehr in der Lage, physisch anstrengende Arbeit zu leisten (LEKEUX 1993). Subklinisch krankte Pferde zeigen verminderte Leistungsbereitschaft und Leistungseinbußen (COUROUCE-MALBLANC et al. 2002).

Bei physischer Belastung weisen sowohl die klinisch als auch die subklinisch kranken Tiere signifikant höhere Blutlaktatkonzentrationen und Herzfrequenzen und einen niedrigeren peripheren Sauerstoffpartialdruck auf als gesunde Tiere (MAIER-BOCK u. EHRLEIN 1978;

PERSSON 1983; PERSSON u. LINDBERG 1991; ART et al. 1998; COUETIL u.

DENICOLA 1999; COUROUCE-MALBLANC et al. 2002).

Die Entstehung der COPD wird im Zusammenhang mit der Stallhaltung beobachtet, in Regionen in denen Pferde permanent im Freien gehaltenen werden kommt die Erkrankung nur selten vor (MAIR u. DERKSEN 2000). Die in konventionellen Stallungen eingeatmete Luft kann zahlreiche Kontaminanten enthalten. Bisher wurden mehr als 50 aus Heu und Stroh stammende Pilze differenziert, die mögliche Allergene darstellen (CLARKE u. MADELIN 1987a; WEBSTER et al. 1987; WOODS et al. 1993). Aspergillus fumigatus, Faenia rectivirgula und Thermoactinomyces vulgaris besitzen die größte Bedeutung im Zusammenhang mit der COPD (McPHERSON et al. 1978; DERKSEN et al. 1988;

McGORUM et al. 1993). Junge Pferde, die seit ihrer Geburt auf der Weide leben, entwickeln Entzündungen der oberen und unteren Atemwege, sobald sie aufgestallt werden (HOLCOMBE et al. 2001). Obwohl die genaue Pathogenese der Krankheit noch unklar ist, gilt die Hypersensitivität des Respirationstraktes gegenüber Pilzsporen und thermophilen Aktinomyceten als gesichert (MAIR u. DERKSEN 2000).

Soll sich die Symptomatik bessern, muß dringend eine Heustaubexposition verhindert werden. Nach Möglichkeit sollten COPD-kranke Pferde auf der Weide gehalten werden, ohne daß Heu oder Stroh zugefüttert wird. Die Allergenexposition ist hier mit Abstand am geringsten (McGORUM et al. 1998). Ist eine Aufstallung unumgänglich, muß Heu, die

(31)

wichtigste Allergenquelle, durch Gras- oder Heusilage oder ein rohfaserreiches, pelettiertes Alleinfutter ersetzt werden. Die Maßnahme betrifft den ganzen Stalltrakt; werden die Boxennachbarn des kranken Pferdes weiterhin mit Heu gefüttert, wird die Allergenmenge in der Umgebungsluft nicht ausreichend reduziert (THOMSON u. McPHERSON 1984;

WEBSTER et al. 1987; CLARKE u. MADELIN 1987b; WOODS et al. 1993; GERBER 1997; VANDENPUT et al. 1998).

Die COPD ist eine unheilbare Erkrankung, die lebenslang bestehen bleibt (MAIR u.

DERKSEN 2000). Werden symptomfreie COPD-Pferde aufgestallt und mit schimmelpilzhaltigem Heu oder Stroh in Kontakt gebracht, treten innerhalb von Stunden klinische manifeste Erscheinungen auf (DERKSEN et al. 1985; FAIRBAIRN et al. 1993a;

FAIRBAIRN et al. 1993b; McGORUM et al. 1993; DIXON et al. 1995).

2.4.3 Erkrankungen des Verdauungsapparates

Die mit Abstand häufigste Magen-Darm-Erkrankung des Pferdes ist das Koliksyndrom. Von den zwischen 1996 und 2000 in der Pferdeklinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Zürich eingelieferten Pferden mit Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes litten 74,3 % unter Koliksymptomen (FEIGE et al. 2002).

Der Begriff Kolik wurde von dem griechischen Wort „kolike“ = Bauchschmerz, vom Grimmdarm (Kolon) herrührender Schmerz abgeleitet. Er beschreibt keine Krankheit sondern einen Symptomkomplex, der eine gründliche klinische Untersuchung mit nachfolgender Diagnosestellung erfordert. Das klinische Bild variiert. Häufig kann Niederlegen zu ungewöhnlichen Zeiten, motorische Unruhe, Hin- und Hertrippeln, Scharren mit den Vordergliedmaßen, wiederholtes Sichumsehen zum Bauch und häufiges Niederlegen und Aufstehen beobachtet werden. In schwereren Fällen wälzen sich die Tiere.

Die infolge der klinischen Untersuchung am häufigsten gestellte Diagnose ist die Krampfkolik, aber auch Obstipationen kommen sehr oft vor.

Bei der Krampfkolik handelt es sich um eine Motilitäts- und Sekretionsstörung des Magen- Darm-Traktes. Durch Erhöhung des Parasympathikotonus kommt es zu vermehrter Peristaltik bei gleichzeitiger Erhöhung des Darmtonus. Im weiteren Verlauf kann sich ein tonischer Dauerkrampf entwickeln, der die Darmbewegung unterdrückt oder vollständig hemmt.

(32)

Obstipationen, Darmverlagerungen und andere Kolikformen stellen mögliche Komplikationen dar.

Als Obstipation bezeichnet man die Anhäufung und Eindickung von Ingesta in einem sich gleichzeitig erweiternden Darmabschnitt, der dadurch für den Durchgang fester Futtermassen verschlossen wird. Meistens ist das große Kolon betroffen, aber auch Blinddarmobstipationen und Obstipationen des kleinen Kolons werden verhältnismäßig oft diagnostiziert.

Primäre Anschoppungen können zum Beispiel entstehen, wenn aufgrund von Langeweile oder rohfaserarmen Futterrationen exzessiv Stroh gefressen wird, auf kurzgefressenen Weiden Sand aufgenommen wird oder über einen längeren Zeitraum zur Verfilzung neigendes Futter (z. B. Klee- oder Luzerneheu) vorgelegt wird. Die meisten Obstipationen entwickeln sich jedoch aufgrund eines spastischen Passagehindernisses, das im Rahmen des allgemeinen Koliksyndroms auftritt (KRAFT 1997; HUSKAMP et al. 1999).

Da das Koliksyndrom Pferdehalter und Tierärzte so stark beschäftigt wie wohl kaum eine andere Pferdekrankheit, ist die Ursachenforschung bereits sehr weit fortgeschritten. Neben Fütterung, Parasitenbekämpfung, endogenen Faktoren und klimatischen Einflüssen sind auch die Managementfaktoren Haltung und Bewegungsaktivität auf ihre Bedeutung im Zusammenhang mit der Kolik untersucht worden:

Pferde, die ganzjährig auf der Weide gehalten werden, leiden erheblich seltener unter Koliken als solche, die in Stallungen untergebracht sind. Für letztere steigt das Kolikrisiko proportional zu den in der Box verbrachten Stunden an (COHEN et al. 1999; HILLYER et al.

2002). Die ganztägige Boxenaufstallung von Pferden ist einer der am stärksten mit Kolik korrelierten Faktoren (HILLYER et al. 2002).

Eine Einschränkung der Bewegungsmöglichkeit durch Reduzierung der Trainingsintensität zieht ebenfalls ein erhöhtes Kolikrisiko nach sich (LOVE et al. 1994; COHEN et al. 1995;

COHEN et al. 1999; HILLYER et al. 2002). Obwohl die genaueren Mechanismen noch unklar sind, sehen Humanmediziner einen Zusammenhang zwischen Dickdarmmotilität und physischer Betätigung. Dieser Sachverhalt könnte auch beim Pferd den prädisponierenden Einfluß verlängerter Stehzeiten bezüglich Obstipationen erklären (HILLYER et al. 2002).

Auf den jüngst nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Obstipationen und der Stereotypie

„Koppen“ (HILLYER et al. 2002) wird im Kapitel Verhaltensstörungen näher eingegangen.

(33)

Je weiter sich die Haltung eines Pferdes von seinem natürlichen Lebensraum entfernt, desto höher das Obstipationsrisiko (HILLYER et al. 2002).

2.4.4 Verhaltensstörungen

Es ist anzunehmen, daß das Verhalten eines Pferdes auch durch Umwelt- und Haltungsfaktoren beeinflußt wird, weiterhin ist denkbar, daß sich bestimmte Verhaltensmuster auch auf die Leistung eines Tieres auswirken.

Die Verhaltensprobleme des Pferdes lassen sich in zwei qualitativ unterschiedliche Kategorien einteilen: die eigentlichen Verhaltensstörungen und die sog. unerwünschten Verhaltensweisen. Als eigentliche Verhaltensstörungen werden solche Verhaltensmuster bezeichnet, die vom Normalverhalten des Pferdes abweichen, bei Wildequiden oder unter seminatürlichen Bedingungen gehaltenen Hauspferden also nicht auftreten. Im Gegensatz dazu stellen die unerwünschten Verhaltensweisen einen normalen Bestandteil des pferdespezifischen Verhaltens dar, sie beeinträchtigen jedoch den Gebrauchswert des Tieres (z. B. Tendenz zur kopflosen Flucht oder dominanzbedingte Aggression). Zu den echten Verhaltensstörungen des Pferdes zählen auch die sog. Stereotypien. Der Begriff beschreibt Verhaltensmuster, die sich über eine längere Zeitspanne nahezu identisch wiederholen, ohne daß sie eine erkennbare Funktion haben. Sie lassen sich nach ihrem Ursprung im Normalverhalten ordnen (LEBELT 1999).

Tab. 7: Stereotype Verhaltensweisen des Pferdes, gegliedert nach Ursprung im Normalverhalten (nach LEBELT, 1999)

Nahrungsaufnahme Fortbewegung Komfortverhalten Koppen

Krippenwetzen Holzkauen*

Zungenspielen/Lecken Lippenschlagen

Scharren*

Polydipsia nervosa Polyphagia nervosa

Weben Boxenlaufen Koppellaufen

Automutilation*

Headshaking*

Schweifscheuern*

* Verhaltensweisen können andere Ursachen haben, kommen aber auch als reine Stereotypie vor

Die am häufigsten vorkommenden Stereotypien sollen an dieser Stelle kurz beschrieben werden.

(34)

Das Koppen ist eine der bekanntesten Stereotypien des Pferdes. Es tritt relativ häufig auf.

Untersuchungen, die in den letzten Jahren in verschiedenen Ländern durchgeführt wurden, zeigen, daß je nach Rasse, Haltung und Nutzung 1 bis 8 % aller Pferde koppen (ZEITLER- FEICHT 2001). Beim Koppen bringen die Pferde ihren Hals in eine gebogene Haltung und spannen die vordere Halsmuskulatur an. Dadurch werden Kehlkopf und Zungengrund etwas aboral verlagert sowie der Schlundkopf erweitert und geöffnet.

Es strömt Luft in die Speiseröhre ein, und ein dumpfer, rülpsender Ton, das „Köken“, ist zu hören. Der Großteil der Luft entweicht bei Entspannung der Muskulatur aus dem Pharynx;

nur sehr kleine Mengen werden abgeschluckt und gelangen in den Magen (McGREEVY et al.

1995a).

Stützen die Pferde beim Koppvorgang ihre Schneidezähne auf den Krippenrand oder eine andere harte Unterlage, bezeichnet man dies als Aufsetzkoppen oder Krippensetzen. Beim Freikoppen verzichtet das Tier auf die Abstützung.

Das Weben ist eine der häufigsten Bewegungsstereotypien des Pferdes. Je nach Rasse, Haltung und Nutzung sind zwischen 1 und 9,5 % der Pferde betroffen. Beim Weben pendeln Kopf und Hals des Pferdes von einer Körperseite zur anderen. Die Vorderbeine sind zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts leicht gespreizt, sie können wechselseitig beim Schwingen auch vom Boden etwas abgehoben werden. Bei sehr großen seitlichen Ausschlägen wird auch der Vorderkörper in die Schwingbewegung mit einbezogen. Eine schrittartige Bewegung auf der Stelle entsteht.

Das Boxen- und Koppellaufen kann bei 1 bis 7 % der untersuchten Pferde beobachtet werden.

Besonders häufig kommt es bei Arabern vor. Erkrankte Pferde schreiten zwanghaft teilweise stundenlang in der Box oder im Auslauf umher. Die dabei ausgeführte Laufbewegung erfolgt nach einem stets gleichbleibenden Muster (gleiche Schrittzahl, gleiche Laufrichtung, gleiche Wendungen usw.) (WINTZER 1997; RICHTER 1999; ZEITLER-FEICHT 2001).

Obwohl außer Frage steht, daß hochblütige Rassen und einzelne Erblinien eher zu Stereotypien neigen als Pferde mit ruhigerem Temperament (KILEY-WORTHINGTON 1983; VECCHIOTTI u. GALANTI 1986; LUESCHER et al. 1998; BACHMANN et al.

2003), sind die Ursachen für Verhaltensstörungen in erster Linie im Haltungsmanagement zu suchen (KILEY-WORTHINGTON 1983; BACHMANN et al. 2003).

(35)

Pferde, die täglich hohe Kraftfuttergaben und dadurch relativ geringe Gesamtfuttermengen erhalten, weisen im Vergleich zu solchen, die viel Heu erhalten, ein erhöhtes Stereotypierisiko auf. Der natürliche Freßtrieb kann auf diese Art und Weise nicht befriedigt werden, was in Frustration mündet. Auch der Ersatz von Stroh durch alternative Einstreuarten ist positiv mit dem Auftreten von Stereotypien korreliert (McGREEVY et al. 1995b;

WATERS et al. 2002; BACHMANN et al. 2003). Im ersten Moment verwunderlich erscheint, daß Pferde, die drei- bis viermal pro Tag gefüttert werden, häufiger unter Stereotypien leiden.

BACHMANN et al. (2003) führen diesen Sachverhalt darauf zurück, daß die Futtererwartungshaltung die unterbeschäftigten Pferde in großen emotionalen Streß versetzt und dies eben nicht nur ein- bis zweimal am Tag sondern häufiger passiert. Übersteigt die Futtervorlage viermal pro Tag, kommt dies einer ad libitum-Fütterung gleich.

Aber auch die Haltungsart und die damit verknüpfte Möglichkeit Sozialkontakte zu pflegen und sich frei zu bewegen wirkt sich wesentlich auf die Entwicklung von Stereotypien aus.

Fohlen, die zum Absetzen in eine Box oder einen geschlossenen Laufstall verbracht werden, entwickeln wesentlich häufiger abnormale Verhaltensweisen als solche, die nach der Trennung vom Muttertier in Paddocks gestellt werden. Erfolgt die sich anschließende Aufzucht im Stall statt auf der Weide, steigt die Stereotypie-Häufigkeit weiter an (WATERS et al. 2002). Beim erwachsenen Pferd setzt sich dieser Trend fort. Täglicher Freigang in einem Paddock oder auf der Weide reduziert das Auftreten von Verhaltensstörungen signifikant (McGREEVY et al. 1995b; BACHMANN et al. 2003). Pferde, die tagsüber im Stall stehen, weben weniger, wenn die Gitteraufsätze zwischen den Boxen herausgenommen werden (COOPER et al. 2000). Unter den Sportpferden sind jene am wenigsten gefährdet, die zeitintensiv trainiert werden müssen und demnach verhältnismäßig wenige Stunden des Tages in der Box verbringen. Dressurpferde weisen häufiger Stereotypien auf als Vielseitigkeitspferde, Distanzpferde sind am wenigsten betroffen (McGREEVY et al. 1995c).

REDBO et al. (1998) stellten fest, daß Trabrennpferde seltener Koppen, Weben und Boxenlaufen als Galopper. Die ausführliche Managementstudie zeigte, daß erstere mehr Sozialkontakte haben und häufiger Freigang gewährt wird.

Ob aufgrund der oben genannten Stereotypien mit gesundheitlichen Folgen gerechnet werden muß, ist nach wie vor umstritten. Aus der hippologischen Literatur wird ersichtlich, daß Verdauungsstörungen und Koliken schon immer als gefürchtete Folgen des Koppens galten (ENGELHARDT 1990), die aktuelle veterinärmedizinische Fachliteratur jedoch bestreitet

(36)

einen Zusammenhang. Während WINTZER (1997) angibt, daß nur im Einzelfall mit rezidivierenden Koliken infolge einer Magentympanie gerechnet werden muß, ist es laut ZEITLER-FEICHT (2001) eindeutig widerlegt, daß abgeschluckte Luft zu einer vermehrten Gasansammlung im Magen- und Darmtrakt führt. Eine jüngst durchgeführte Studie deutet darauf hin, daß früheren Untersuchungen möglicherweise eine zu unspezifische Fragestellung und ein falscher Denkansatz zugrunde lag.

HILLYER et al. (2002) stellten fest, daß die Diagnosen Kolonobstipation und Aufgasung sogar sehr eng mit dem Vorbericht „Kopper“ korreliert waren. Als mögliche Ursache wird nicht etwa abgeschluckte Luft sondern die nachweislich verlängerte Darmpassagezeit in Betracht gezogen (McGREEVY et al. 2001).

Aber nicht nur zwischen Obstipationen und dem Koppen konnte ein Zusammenhang hergestellt werden, sondern auch Magengeschwüre treten bei koppenden Pferden gehäuft auf (NICOL et al. 2002). Die Autoren vermuten, daß die Tiere durch Ausübung der Stereotypie dem aufgrund von Futterrestriktion stark absinkenden Magen-pH-Wert entgegenwirken.

Durch Verabreichung einer säurebindenden Diät ließ sich die Dauer der Koppperioden verringern. Der Beweis, daß Koppen die Sekretion des alkalischen und somit puffernden Speichels erhöht, muß jedoch noch erbracht werden.

In der hippologischen Literatur wurde vielfach angegeben, daß Weben zu Leistungsminderung, Schäden der Sehnen und Gelenke der Vordergliedmaßen und bodenweiter Stellung führt, ebenso häufig wurde dies jedoch bestritten (ENGELHARDT 1990).

RADTKE (1985) konnte keinen schädigenden Einfluß des Webens auf die physische Gesundheit feststellen. Sie untersuchte den Gesundheitszustand der Vorderextremitäten webender Pferde durch Anamnese, Adspektion und Palpation und zog die aktuelle Leistungsfähigkeit zur Beurteilung heran. Auch COOPER et al. (2000) und ZEITLER- FEICHT (2001) geben an, daß neuere Untersuchungen keine überdurchschnittliche Krankheitshäufigkeit im Bereich der Vorderextremitäten erkennen lassen. Ein wissenschaftlicher Nachweis, der darauf schließen läßt, daß die Stereotypie Weben den Gesundheitszustand betroffener Pferde beeinträchtig, liegt demnach nicht vor.

Das Boxen- und Koppellaufen allerdings verursacht nicht nur eine ständige Unruhe im Stall, sondern kann vor allem bei Rennpferden auch zu einer Leistungsminderung führen (RICHTER 1999).

(37)

Die Angst vor gesundheitlichen Folgen ist in den Köpfen der Pferdebesitzer nach wie vor präsent, und auch die Furcht vor Nachahmung durch Stallgenossen, obwohl nicht wissenschaftlich dokumentiert, besteht noch immer. Pferde, die Stereotypien ausüben, sind daher erheblich in ihrem Wert gemindert.

(38)

2.5 Tabellarische Darstellung der Vorteile und Nachteile verschiedener Haltungssysteme

Tab. 8: Vorteile und Nachteile der Einzelboxenhaltung und Gruppenauslaufhaltung/

Weidehaltung 2

Einzelboxenhaltung Gruppenauslaufhaltung/Weidehaltung Vorteile

einfache individuelle Betreuung und bequemer Zugriff auf das Einzeltier (PIRKELMANN 1993)

Sozial- und Bewegungsverhalten wenig eingeschränkt (SCHÄFER 1991; ZEITLER- FEICHT 2001)

geringeres Verletzungsrisiko

unabhängig vom Reiten stattfindende Lokomotion unabhängig vom

Stallmanagement (RODEWALD 1989) längere täglich zurückgelegte Wegstrecken (SOENDERGAARD u. SCHOUGAARD 2000)

bessere Bedürfnisbefriedigung fördert

ausgeglicheneres Wesen (GRAUVOGL et al.

1997)

Weidegang ist negativ mit dem Auftreten von Lahmheiten korreliert (RODEWALD 1989) höherer Mineralgehalt im

Hauptmittelfußknochen von Jungpferden (HOEKSTRA el al. 1999; BELL et al. 2001) Nachteile

Sozial- und Bewegungsverhalten stark eingeschränkt (SCHÄFER 1991; ZEITLER- FEICHT 2001)

individuelle Betreuung erfordert gute Sachkenntnisse

(SACHVERSTÄNDIGENGRUPPE 1995), Zugriff aufs Einzeltier unbequemer unabhängig vom Reiten stattfindende

Lokomotion vom Stallmanagement abhängig (RODEWALD 1989)

Verletzungsrisiko größer (PIRKELMANN 1993)

unkontrollierter Abbau des Bewegungsstaus beim Freigang fördert Entstehung von Arthrosen (HERTSCH 1992)

negative Auswirkungen auf die

Lungengesundheit (McGORUM et al. 1998;

MAIR u. DERKSEN 2000; HOLCOMBE et al. 2001)

höheres Kolikrisiko (COHEN et al. 1999;

HILLYER et al. 2002)

höheres Stereotypierisiko (McGREEVY et al.

1995b; WATERS et al. 2002; BACHMANN et al. 2003)

2 keine Reihung nach Bedeutung

(39)

2.6 Beurteilung der Leistungsfähigkeit

Die Ermittlung und Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit von Reitpferden auf der Grundlage physiologischer Meßgrößen ist Gegenstand zahlreicher am Institut durchgeführter Vorgängerarbeiten. Die in diesem Zusammenhang zur Verfügung stehende Literatur ist daher schon mehrfach aufgearbeitet worden (OKONEK 1998; MELFSEN-JESSEN 1999;

SCHÄFER 2000; MARC 2000; LEWING 2001; LANGHORST 2003). Deshalb werden die dieser Arbeit zugrunde liegenden Leistungsparameter Laktat und Herzfrequenz und deren physiologische Grundlagen an dieser Stelle nur knapp dargestellt.

2.6.1 Laktat

2.6.1.1 Physiologische Grundlagen

Laktat ist ein Intermediärprodukt der anaeroben Glykolyse, das bei körperlicher Anstrengung gehäuft in den Muskelzellen anfällt.

Wenn ein Muskel arbeitet, wird chemische Energie in mechanische umgewandelt:

energiereiches Adenosintriphosphat (ATP) wird in energieärmeres Adenosindiphosphat (ADP) und anorganisches Phosphat (Pi) gespalten. Die freiwerdende Energie ermöglicht Filamentgleiten und Muskelkontraktion.

Die im Muskel gespeicherte ATP-Menge reicht lediglich für etwa 10 Kontraktionen aus.

Dauert die Arbeit an, wird ATP über verschiedene Wege neu gebildet.

Es stehen drei Prozesse zur Verfügung, die alle kurz nach Arbeitsbeginn anlaufen, ihren Versorgungshöhepunkt jedoch zu verschiedenen Zeiten erreichen.

In den ersten 10 bis 30 Sekunden nach Arbeitsbeginn wird ATP vor allem durch die Spaltung von Kreatinphosphat (CrP) gebildet: die energiereiche Phosphatbindung des CrP wird auf ATP übertragen.

In den Sekunden 30 – 60 überwiegt die anaerobe Glykolyse, in deren Verlauf aus 1 Mol Glukose nur 2 Mol ATP gebildet werden.

Nach einer Minute wird ATP in erster Linie über den effektiveren aeroben Stoffwechsel bereitgestellt, bei dem aus 1 Mol Glukose 36 – 38 Mol ATP entstehen. Auch Fettsäuren können aerob als Energielieferant dienen (länger andauernde Ausdauerleistungen).

Wird leichte bis mittelschwere Arbeit ausgeführt, löst die effizientere aerobe Glykolyse den anaeroben Weg vollständig ab. Um schwere Arbeit zu vollbringen, reicht die aerob zur Verfügung stehende Energie jedoch nicht aus.

(40)

Aerobe und anaerobe Glykolyse laufen dann parallel und es kommt zur Akkumulation von Milchsäure, die durch Pufferung zu Laktat umgewandelt wird. Der pH-Wert sinkt sowohl in der Muskelzelle als auch systemisch (Laktazidose) und die zur Muskelkontraktion notwendigen chemischen Reaktionen werden mehr und mehr gehemmt. Ein Mangel an ATP ist die Folge (=Ermüdung) und die Arbeit wird abgebrochen (MAINWOOD u. RENAUD 1985; SILBERNAGEL u. DESPOPOULOS 1991; ENGELHARDT 2000).

Im Ruhezustand bewegt sich der Plasma-Laktatwert des Pferdes im Mittel zwischen 0,7 und 1,3 mmol/l (OKONEK 1998; MELFSEN-JESSEN 1999; SCHÄFER 2000; HENNINGS 2001; LANGHORST 2003). Den bei einem Stufenbelastungstest gemessenen Ruhewert von 2,6 mmol/l führt MELFSEN-JESSEN (1999) darauf zurück, daß sich einzelne Pferde beim Katheterisieren stark aufregten.

Bei der Ermittlung und Bewertung von Laktatwerten muß beachtet werden, daß die in Plasma gemessenen Konzentrationen etwa 40 bis 50 % über den in Vollblut gemessenen liegen (ROSE u. HODGSON 1994b).

2.6.1.2 Reaktion auf Belastung

Obwohl auch bei leichter Arbeit der anaerobe Stoffwechsel in Anspruch genommen wird, verändern sich die Blutlaktatwerte nicht oder nur wenig: der Lakatabbau hält mit der Laktatproduktion Schritt (WEBER et al. 1987).

Bei mittlerer bis schwerer Arbeit kann dieses Gleichgewicht nicht lange gehalten werden. Der Prozentsatz anaerob arbeitender Muskelfasern nimmt zu und der Laktatwert steigt. Zu Beginn ist dieser Anstieg nur seicht und nahezu unabhängig von der Intensität der Belastung. Alsbald wird jedoch ein Punkt erreicht, an dem der Laktatspiegel drastisch in die Höhe schnellt: die aerob-anaerobe Schwelle oder OBLA (onset of blood lactate accumulation). Sie liegt im Bereich von 2 bis 4 mmol Laktat pro Liter Blut oder Plasma. Die Laktat- Geschwindigkeitskurve verläuft somit exponentiell (LINDHOLM u. SALTIN 1974;

PERSSON 1983; WILSON et al. 1983; HARRIS et al. 1987; GOTTLIEB-VEDI et al. 1988;

GALLOUX et al. 1995). Die im Pferdeleistungssport erreichten Laktatwerte variieren verständlicherweise mit der jeweiligen Turnierdisziplin. Während nach Distanzritten nur selten Blut- oder Plasmalaktatwerte von 10 mmol/l erreicht werden, lassen sich nach Trab-

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