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Entwicklung der Laufgeschwindigkeiten bei Laktatkonzentrationen

4.1 LAKTAT

4.1.2 Entwicklung der Laufgeschwindigkeiten bei Laktatkonzentrationen

Unter Berücksichtigung der exponentiellen Beziehung zwischen Laktat und Geschwindigkeit können Laktat-Laufgeschwindigkeitskurven erstellt werden, die die Berechnung der Leistungsparameter v2 und v4 ermöglichen. Die auf Grundlage der vier Stufenbelastungstests ermittelten Werte sind in der Tabelle 16 dargestellt.

Tab. 16 Mittelwerte ( ), Standardfehler (SEM) und Variationskoeffizienten (CV) für die Geschwindigkeiten bei Laktatkonzentrationen von 2 und 4 mmol/l (v2 und v4 [m/min]) bei den vier Stufenbelastungen

Versuchsphase I Versuchsphase II

Eingangstest Abschlußtest Eingangstest Abschlußtest v

* signifikante Unterschiede zwischen Gruppen innerhalb Test (*p<0,05;**p<0,01;***p<0,001) Im Eingangstest der Versuchsphase I liegt der v2-Wert der Boxenpferde signifikant unter dem der Gruppenhaltungspferde. Dieser Unterschied ist im Abschlußtest nicht mehr vorhanden: der v2-Wert der Boxenpferde ist auf das Niveau der Gruppenhaltungspferde gestiegen. Bezüglich der v4 haben sich keine statistisch signifikanten Veränderungen eingestellt.

Die Versuchsphase II führt weder bei den Gruppenhaltungspferden noch bei den Boxenpferden zu einer statistisch signifikanten Veränderung des v2- oder v4-Wertes.

Ein Einfluß der Haltungsform auf die Ausdauerleistungsfähigkeit der Pferde ist statistisch nicht nachweisbar.

4.2 Herzfrequenz

Die Herzfrequenzwerte, die im Rahmen der Stufenbelastung in 5-Sekunden-Intervallen aufgezeichnet wurden, wurden zur statistischen Auswertung zu Minuten-Mittelwerten zusammengefasst.

4.2.1 Entwicklung der Herzfrequenz bei den Stufenbelastungen

Tabelle 17 ermöglicht einen Überblick über die mittlere Herzfrequenz bei den vier Stufenbelastungstests bei jeder Geschwindigkeitsstufe und zu ausgewählten Zeitpunkten in der Erholungsphase.

Die bei den vier Stufenbelastungstests ermittelten Herzfrequenzwerte steigen mit Erhöhung der Belastung kontinuierlich an. Zum Zeitpunkt der maximalen Belastung betragen sie das 2,2- bis 3-fache der im Schritt ohne Steigung gemessenen Werte. Die Erholungsphase ist von einem raschen Rückgang der Herzfrequenz geprägt: nach zwei Minuten ist sie bereits auf 54 – 61 % des Herzfrequenzpeaks abgesunken. Zum Zeitpunkt der letzten Messung (Erholungsphase Minute 15) liegt die Herzfrequenz höchstens noch 6 % über dem Anfangswert, drei der zehn Mittelwerte liegen sogar darunter.

Versuchsphase I

Im Eingangstest unterscheiden sich die Herzfrequenzen der zukünftigen Gruppen- und Boxenhaltungspferde nur minimal. Es bestehen keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.

Bei dem am Ende der Versuchsphase durchgeführten Abschlußtest liegen die Herzfrequenzen der Gruppenhaltungspferde ausnahmslos unter denen der Boxenpferde. In der Erholungsphase sind die Unterschiede statistisch signifikant. Der Meßwerte der zehnten Minute deutet an, daß das Ergebnis aus einer Verbesserung der Gruppenhaltungspferde resultiert.

Versuchsphase II

Im Eingangstest der zweiten Versuchsphase bestehen in der Erholungsphase signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen: die zukünftigen Boxenpferde erreichen in der zweiten und fünften Minute nach Belastung signifikant niedrigere Werte als die angehenden Gruppenhaltungstiere.

Tab. 17 Mittelwerte ( ), Standardfehler (SEM) und Variationskoeffizienten (CV) der Herzfrequenz (HF) [Schläge/min] während der Stufenbelastungstests im Schritt ohne und mit 3 % Steigung, im Trab und in den 4 Galoppstufen (je 2 min Dauer) sowie zu ausgewählten Zeitpunkten der Erholungsphase

Versuchsphase I Versuchsphase II

Eingangstest Abschlußtest Eingangstest Abschlußtest Belastungsphase Gruppe

* signifikante Unterschiede zwischen Gruppen innerhalb Test (*p<0,05;**p<0,01;***p<0,001)

abungleiche Buchstaben=signifikante Veränderungen zwischen Tests innerhalb der Gruppe

Im Abschlußtest liegen die Herzfrequenzen der Boxenpferde sowohl in der Aufwärm- als auch in der Belastungsphase über denen der Gruppenhaltungspferde. Bezüglich der maximal erreichten Herzfrequenzen ist der Unterschied statistisch signifikant. Während sich sämtliche Stufenmittelwerte der Gruppenhaltungspferde vom Eingangs- zum Abschlußtest verbessert haben, haben sich die der Boxenpferde verschlechtert. Im Schritt (+ 3% Steigung), im Galopp (7 m/sec und 9 m/sec) und bei Erreichen des Herzfrequenzpeaks ist die Erhöhung statistisch signifikant.

4.2.1.1 Eingangstest Versuchsphase I

Neben den Blutlaktatwerten wurde vor Versuchsbeginn auch die Herzfrequenz der Pferde aufgezeichnet. Die Auswertung erfolgte entsprechend der vorgesehenen Gruppeneinteilung.

Abb. 19 Mittlere Herzfrequenz [Schläge/min] der zukünftigen Gruppenauslauf- und Boxenpferde (n=5) zu Beginn der ersten Versuchsperiode

T [min] 3 3 4 2 2 2 2 15 v [m/sec] 1,5 3,5 6 7 8 9 1,5

Steigung [%] 0 3 0

0,0 50,0 100,0 150,0 200,0 250,0

HF [Schläge/min]

Gruppenauslaufhaltung Boxenhaltung

Im Eingangstest der ersten Versuchsphase stellen sich die Gruppen sehr ähnlich dar:

ausgehend von nahezu identischen Ruhefrequenzen steigt die Herzfrequenz im Schritt kontinuierlich an. Im Trab bildet sich ein Frequenzplateau heraus, das mit Beginn der Galoppphase in einen linearen Anstieg übergeht. Nach Belastungsende fällt die Herzfrequenz rasch ab: bereits nach zwei Minuten beträgt die der Gruppenhaltungspferde noch 55 % der maximalen Herzfrequenz, die der Boxenpferde noch 59 %. In der fünfzehnten Minute der

Erholungsphase liegen die Meßwerte noch 26 % (Gruppenhaltungspferde) bzw. 14 % (Boxenpferde) über der Ruhefrequenz.

Die beiden Gruppen starten in die Trainingsphase, ohne daß die Herzfrequenzen sich signifikant unterscheiden.

4.2.1.2 Abschlußtest Versuchsphase I

Abb. 20 Mittlere Herzfrequenz [Schläge/min] der Gruppenauslauf- und Boxenpferde (n=5) am Ende der ersten Versuchsperiode

schraffierte Fläche = signifikanter Gruppenunterschied, p im Text

T [min] 3 3 4 2 2 2 2 15 v [m/sec] 1,5 3,5 6 7 8 9 1,5

Steigung [%] 0 3 0

0,0 50,0 100,0 150,0 200,0 250,0

HF [Schläge/min]

Gruppenauslaufhaltung Boxenhaltung

Zu Beginn des ersten Abschlußtests liegt die Herzfrequenz der Boxenpferde deutlich über der der Gruppenhaltungspferde, beim Einstellen der Steigung gleichen sich die Gruppen an.

Während im Trab keine Frequenzunterschiede auftreten, erreichen die Boxenpferde in der Belastungs- und Erholungsphase deutlich höhere Herzfrequenzen als die Gruppenhaltungspferde. Zwischen der 20. und 29. Minute ist der Unterschied statistisch signifikant (p < 0,01).

Das Ergebnis könnte auf eine durch die Gruppenauslaufhaltung verbesserte Erholungsfähigkeit hindeuten.

4.2.1.3 Vergleich Eingangs- und Abschlußtest Versuchsphase I

Abb. 21 Mittlere Herzfrequenz [Schläge/min] der Gruppenauslaufpferde vor und nach der ersten Versuchsperiode (n=5)

T [min] 3 3 4 2 2 2 2 15

v [m/sec] 1,5 3,5 6 7 8 9 1,5

Steigung [%] 0 3 0

0,0 50,0 100,0 150,0 200,0 250,0

HF [Schläge/min]

mittlere Herzfrequenz Eingangstest mittlere Herzfrequenz Abschlußtest

Während sich die Aufwärmphasen beider Stufenbelastungen kaum unterscheiden, liegen die Herzfrequenzen im Galopp im Abschlußtest unter denen des Eingangstests. Die mit Ende der Belastungsphase erreichten maximalen Herzfrequenzen unterscheiden sich nur unwesentlich.

In der Erholungsphase liegen die Herzfrequenzen des Abschlußtests erneut unter denen des Eingangstests.

Sowohl in der Belastungsphase als auch in der Erholungsphase tendieren die Gruppenhaltungspferde zu niedrigeren Herzfrequenzen. Statistisch signifikante Unterschiede bestehen zu keinem Meßzeitpunkt, der Trend weist jedoch auf eine infolge des Gesamtversuchs (Training und Haltung) verbesserte Ausdauerleistungsfähigkeit hin.

Abb. 22 Mittlere Herzfrequenz [Schläge/min] der Boxenpferde (n=5) vor und nach der ersten Versuchsperiode

T [min] 3 3 4 2 2 2 2 15

v [m/sec] 1,5 3,5 6 7 8 9 1,5

Steigung [%] 0 3 0

0,0 50,0 100,0 150,0 200,0 250,0

HF [Schläge/min]

mittlere Herzfrequenz Eingangstest mittlere Herzfrequenz Abschlußtest

In der Schrittphase liegen die Herzfrequenzen im Abschlußtest über denen des Eingangstests, Belastungs- und Erholungsphase verlaufen nahezu identisch. Im Gegensatz zu den Gruppenhaltungspferden ist bei den Boxenpferden kein Einfluß des Gesamtversuchs erkennbar.

Der aus dem Vergleich der Abschlußtests hervorgehende Hinweis, daß sich die Gruppenauslaufhaltung möglicherweise positiv auf die Erholungsfähigkeit der so gehaltenen Pferde ausgewirkt haben könnte, wird bekräftigt.

4.2.1.4 Eingangstest Versuchsphase II

Abb. 23 Mittlere Herzfrequenz [Schläge/min] der zukünftigen Gruppenauslauf- und Boxenpferde (n=5) zu Beginn der zweiten Versuchsperiode

schraffierte Fläche = signifikanter Gruppenunterschied, p im Text

T [min] 3 3 4 2 2 2 2 15

v [m/sec] 1,5 3,5 6 7 8 9 1,5

Steigung [%] 0 3 0

0,0 50,0 100,0 150,0 200,0 250,0

HF [Schläge/min]

Gruppenauslaufhaltung Boxenhaltung

Im Eingangstest der zweiten Versuchsphase liegen die Herzfrequenzen der Gruppenhaltungspferde im Schritt über denen der Boxenpferde, im Trab kehren sich die Verhältnisse um. In der 8. Minute ist der Unterschied statistisch signifikant (p < 0,05). Unter Belastung verlaufen die Kurven nahezu identisch, in der Erholungsphase weisen wieder die Boxenpferde niedrigere Herzfrequenzen auf. Zwischen der 20. und der 24. Minute sind die Unterschiede ebenfalls statistisch signifikant (Min. 20 u. 21 p < 0,01, Min. 23 u. 24 p < 0,05).

Anhand der Herzfrequenzen könnte geschlußfolgert werden, daß die Boxenhaltungspferde mit einer besseren Ausdauerleistungsfähigkeit in die zweite Versuchsphase gehen als die Gruppenhaltungspferde.

4.2.1.5Abschlußtest Versuchsphase II

Abb. 24 Mittlere Herzfrequenz [Schläge/min] der Gruppenauslauf- und Boxenpferde (n=5) am Ende der zweiten Versuchsperiode

schraffierte Fläche = signifikanter Gruppenunterschied, p im Text

T [min] 3 3 4 2 2 2 2 15

v [m/sec] 1,5 3,5 6 7 8 9 1,5

Steigung [%] 0 3 0

0,0 50,0 100,0 150,0 200,0 250,0

HF [Schläge/min]

Gruppenauslaufhaltung Boxenhaltung

Im Abschlußtest der zweiten Versuchsphase erreichen die Boxenhaltungspferde sowohl in der Aufwärm- als auch in der Erholungsphase höhere Herzfrequenzen als die Gruppenhaltungspferde, obwohl es sich im Eingangstest noch umgekehrt verhielt. Zwischen der fünften und achten Minute und in der vierten Galoppstufe (Minute 18) sind die Unterschiede statistisch signifikant (Min. 5 u. 6 p < 0,05; Min. 8 p < 0,01; Min. 18 p < 0,01).

Die Erholungsphasen unterscheiden sich kaum.

Die im Abschlußtest erreichten Herzfrequenzen lassen vermuten, daß sich die Gruppenauslaufhaltung positiv auf die Ausdauerleistungsfähigkeit der Pferde ausgewirkt hat.

4.2.1.6 Vergleich Eingangs- und Abschlußtest Versuchsphase II

Abb. 25 Mittlere Herzfrequenz [Schläge/min] der Gruppenauslaufpferde (n=5) vor und nach der zweiten Versuchsperiode

T [min] 3 3 4 2 2 2 2 15

v [m/sec] 1,5 3,5 6 7 8 9 1,5

Steigung [%] 0 3 0

0,0 50,0 100,0 150,0 200,0 250,0

HF [Schläge/min]

mittlere Herzfrequenz Eingangstest mittlere Herzfrequenz Abschlußtest

Die Gruppenhaltungspferde erreichen im Abschlußtest der zweiten Versuchsphase in der Schrittphase niedrigere Herzfrequenzen als im Eingangstest, der Unterschied ist jedoch nicht statistisch signifikant. In der Belastungs- und Erholungsphase verlaufen die beiden Herzfrequenzkurven nahezu identisch.

Es wird deutlich, daß der im Abschlußtest vorhandene Gruppenunterschied nicht auf eine Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit der Gruppenhaltungspferde zurückzuführen ist.

Abb. 26 Mittlere Herzfrequenz [Schläge/min] der Boxenpferde (n=5) vor und nach der zweiten Versuchsperiode

schraffierte Fläche = signifikanter Gruppenunterschied, p im Text

T [min] 3 3 4 2 2 2 2 15

v [m/sec] 1,5 3,5 6 7 8 9 1,5

Steigung [%] 0 3 0

0,0 50,0 100,0 150,0 200,0 250,0

HF [Schläge/min]

mittlere Herzfrequenz Eingangstest mittlere Herzfrequenz Abschlußtest

Die Herzfrequenzen der Boxenpferde liegen im Abschlußtest von Beginn an über denen des Eingangstests. In der Aufwärmphase (Minuten 6 bis 8) und in der zweiten Galoppstufe (Minute 14) sind die Unterschiede statistisch signifikant (Min. 6 p < 0,01; Min. 7 u. 8 p <

0,05; Min. 14 p < 0,01).

Der im Abschlußtest bestehende Gruppenunterschied ist auf die Erhöhung der Herzfrequenzen der Boxenpferde zurückzuführen.

4.2.2 Entwicklung der Laufgeschwindigkeit bei der Herzfrequenz von 150 Schlägen/min (V150)

Der folgenden Tabelle 18 ist zu entnehmen, bei welcher errechneten Laufgeschwindigkeit die Versuchspferde im Mittel eine Herzfrequenz von 150 Schlägen/min erreicht haben.

Tab. 18: Mittelwerte ( ), Standardfehler (SEM) und Variationskoeffizienten (CV) der Geschwindigkeiten bei einer Herzfrequenz von 150 Schlägen/min

Versuchsphase I Versuchsphase II

Eingangstest Abschlußtest Eingangstest Abschlußtest Gruppe

* signifikante Unterschiede zwischen Gruppen innerhalb Test (*p<0,05;**p<0,01;***p<0,001)

abungleiche Buchstaben=signifikante Veränderungen zwischen Tests innerhalb der Gruppe

Versuchsphase I

Im Eingangstest weisen die zukünftigen Gruppenhaltungspferde eine höhere V150 als die Boxenpferde auf. Während sich dieser Wert bei den Gruppenpferden im Abschlußtest verringert hat, ist er bei den Boxenpferden angestiegen. Es haben sich keine signifikanten Gruppenunterschiede herausgebildet.

Versuchsphase II

Beide Gruppen beginnen das Training mit einer über 6 m/s liegenden V150, die der Boxenpferde ist höher als die der Gruppenhaltungspferde. Im Abschlußtest erreichen die Gruppenhaltungspferde den Meßwert bei einer höheren Geschwindigkeit als im Eingangstest, während die Boxenpferde ihn bei einer signifikant niedrigeren erreichen (p < 0,05). Der im Abschlußtest bestehende Gruppenunterschied ist statistisch absicherbar (p < 0,01).

Eine durch den Versuch bedingte, statistisch signifikante Verbesserung der V150 läßt sich nicht nachweisen.

5 Diskussion

Die vorliegende Arbeit ist Teil eines Versuchsprojektes, das sich mit der Ermittlung und Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit von Warmblutpferden beschäftigt. Während Vorgängerarbeiten den Forschungsbereichen physiologische Grundlagen (OKONEK 1998;

MELFSEN-JESSEN 1999; MARC 2000), Trainingsmethoden (SCHÄFER 2000; LEWING 2002; HENNINGS 2001), angewandte Leistungsphysiologie (LANGHORST 2003) und Verhalten (LEHMANN 2000; STREIL 2001) entstammen, soll diese Untersuchung einen Beitrag zum Thema Einfluß der Haltung auf die Ausdauer leisten. Aufgrund der ausführlichen Literaturrecherche kann davon ausgegangen werden, daß bisher keine wissenschaftliche Untersuchung existiert, die dieser Fragestellung nachgegangen ist. Die vorliegende Arbeit kann daher als Pilotstudie betrachtet werden.

Die im Rahmen des Versuchsprojektes eingesetzten Warmblutpferde absolvierten als angehende Vielseitigkeitspferde vor dem Anreiten ein Ausdauertraining auf dem Laufband.

Während dieser Zeit waren sie in einer Mehrraumgruppenauslaufhaltung untergebracht, einer bei Sportpferden wenig vertretenen Haltungsform. Viele Sportpferdehalter fürchten, daß ihre Tiere Verletzungen davontragen könnten und daß die freie Bewegungsmöglichkeit zu einer Motivations- und Leistungsdepression führt. WACKENHUT (1994) vertritt die Auffassung, daß Gemeinschaftslaufställe für die Sportpferdehaltung nicht praktikabel sind. In Mariensee hingegen deutete sich an, daß sich diese Form der Haltung positiv auf die Ausdauerleistungsfähigkeit der Pferde auswirkt. Als die ersten Versuchspferde aus der Gruppenauslaufhaltung in Einzelboxen verbracht wurden, verschlechterte sich die Ausdauerleistungsfähigkeit der Pferde (SCHÄFER 2000).

Ziel dieser Untersuchung war es daher zu überprüfen, ob ein negativer Einfluß der Gruppenauslaufhaltung auf die Ausdauerleistungsfähigkeit der Pferde ausgeschlossen werden kann und ob sich möglicherweise ein ausdauerverbessernder Effekt nachweisen läßt. Die auf eine Gruppenauslaufhaltung und eine Boxenhaltung aufgeteilten Pferde wurden nach gleichem Muster auf dem Laufband trainiert, vor und nach der Trainingsperiode wurden Leistungstests durchgeführt, anhand derer der Blutlaktatgehalt und die Herzfrequenz der Pferde verglichen werden konnten.

Ein konsistenter Einfluß der Haltungsform auf die Ausdauerleistungsfähigkeit der Warmblutpferde wurde nicht festgestellt. Die erzielten Ergebnisse werden im Folgenden erläutert.

Vergleicht man die Blutlaktatkurven von Eingangs- und Abschlußtest jeder Gruppe (Haltungsformen), läßt sich der Effekt des Gesamtversuchs (Training und Haltung) beurteilen.

Für beide Gruppen und Versuchsphasen stellt sich ein ähnliches Bild dar: in der Belastungsphase liegen nahezu alle in den Abschlußtests gewonnenen Laktatwerte unterhalb denen des Eingangstests und während die erreichten Maximalwerte sich kaum unterscheiden, liegen die Werte in den Erholungsphasen der Abschlußtests ausnahmslos unter denen der Eingangstests. Obwohl die Unterschiede nicht statistisch signifikant sind, ist eine klare Linie erkennbar.

Eine isolierte Betrachtung des Einflusses der Haltungsform verdeutlicht, daß sich weder die Gruppenhaltung noch die Boxenhaltung auf den Verlauf der Laktatkurven ausgewirkt hat.

Zwar liegen im Abschlußtest der ersten Versuchsphase sämtliche Laktatwerte der Gruppenhaltungspferde unter denen der Boxenpferde, was aufgrund der Konstanz der Unterschiede den Eindruck entstehen läßt, daß sich der Muskelstoffwechsel der Gruppenhaltungspferde besser an die gestellten Anforderungen angepaßt hat, als es bei den Boxenpferden der Fall ist. Sieht man im Abschlußtest der zweiten Versuchsphase von den Ruhe- und Aufwärmwerten ab, wird das Bild des ersten Abschlußtests scheinbar bestätigt.

Die Laktatkurven der Gruppenhaltungspferde lagen jedoch bereits in den beiden Eingangstests mit Ausnahme eines einzigen Meßwertes (Versuchsphase I, Probenzeitpunkt 4) unter denen der Boxenpferde, so daß ein erkennbarer Einfuß der Haltungsform auf die Blutlaktatkonzentrationen nicht eindeutig nachzuweisen ist. Folglich hat vor allem das Training den Verlauf der Blutlaktatkurven beeinflußt.

Trainingsbedingte Verminderungen der Laktatakkumulation und Verbesserungen der Laktatelimination sind schon häufig in der Literatur beschrieben worden (ENGELHARDT 1973; KRZYWANEK et al. 1977; MILNE et al. 1977; PERSSON et al. 1983; ROSE et al.

1983; THORNTON et al. 1983; McCUTCHEON et al. 1987; SEXTON et al. 1987; MILLER u. LAWRENCE 1987; HARKINS et al. 1990; RONEUS et al. 1994), was durch Versuche der eigenen Arbeitsgruppe bestätigt werden konnte (OKONEK 1998; MELFSEN-JESSEN 1999;

SCHÄFER 2000; LEWING 2001; HENNINGS 2001).

Als Ergebnis des Trainings tritt der Laktatanstieg unter Belastung weniger ausgeprägt auf, was als verlangsamter Abfall des pH-Wertes in der Zelle interpretiert werden kann. Somit können die zur Muskelkontraktion notwendigen chemischen Reaktionen über einen längeren Zeitraum ungehemmt ablaufen und Ermüdungserscheinungen treten zu einem späteren Zeitpunkt als vor Trainingsbeginn auf (MAINWOOD u. RENAUD 1985; SILBERNAGEL u.

DESPOPOULOS 1991; ENGELHARDT 2000). Die Ausdauerleistungsfähigkeit verbessert sich folglich. Möglicherweise hätte die für beide Haltungsgruppen gleichermaßen vorhandene Tendenz mit Hilfe eines etwas intensiveren Trainingsprogramms auch statistisch abgesichert werden können (HARRE 1997; SCHÄFER 2000; LEWING 2001). Der in Anlehnung an MELFSEN-JESSEN (1999) erstellte Plan sollte den submaximalen Belastungsbereich jedoch nicht verlassen, damit die Effekte des hypothetischen Selbsttrainings nachweisbar bleiben.

Der Versuch hatte schließlich nicht zum Ziel, den Effekt eben dieses Trainingsprogramms nachzuweisen, sondern den der Haltungsform.

Der Vorteil des parallel durchgeführten Trainings liegt darin, daß ein durch den Haltungseffekt eventuell erzieltes Ergebnis ins Verhältnis zum Trainingsergebnis gesetzt werden könnte. Während die Laufbandbelastung vor allem in den Gangarten Trab und Galopp durchgeführt wurde und die pro Trainingseinheit zurückgelegte Gesamtstrecke innerhalb der 5 Wochen von 3780 m auf 5280 m gesteigert wurde, legten die Gruppenhaltungspferde die aus der Literaturübersicht geschlußfolgerte Höchststrecke von 4900 m überwiegend im Schritt zurück. Da auch das Training nur tendenzielle Laktatveränderungen hervorgerufen hat, muß angenommen werden, daß die Versuchspferde trotz sechswöchiger Trainingspause noch so gut trainiert waren, daß das milde Selbsttraining an dieser Stelle nicht zu statistisch signifikanten Gruppenunterschieden führen konnte.

Nicht von Bedeutung für die Beantwortung der Fragestellung, jedoch durchaus von wissenschaftlichem Interesse, sind die Ruhe- und Aufwärmphase der Laktatkurven des Abschlußtests der zweiten Versuchsphase. Sowohl bei den Gruppen- als auch bei den Boxenhaltungspferden liegen diese Laktatwerte über denen des Eingangstests. Dieser Sachverhalt spiegelt die psychogene Beeinflußbarkeit der Ruhelaktatwerte wider, die sich in der Regel eher in Form eines Absinkens durch Gewöhnung an die Versuchsdurchführung bemerkbar macht (MILNE et al. 1977; ENGELHARDT 1977; BAYLY et al. 1983; SEXTON et al. 1987). Die Studie von KING et al. (1995) verdeutlicht, daß auch mit gegenteiligen Effekten gerechnet werden muß: Pferde, die wiederholt Laufbandtests absolvierten, wiesen im fünften und letzten Test die höchsten Laktatwerte auf. Als mögliche Erklärungen führen die Autoren zum einen an, daß sich die Pferde aufregen, weil sie wissen, daß die Testbelastung folgt. Andererseits waren beim letzten Test mehr Personen anwesend als bei den ersten vier, was die Pferde ebenfalls erregt haben könnte. Die Variabilität der Werte war bei 4 m/s besonders deutlich, höhere Geschwindigkeiten führten zur Annäherung der Kurven.

Auch im vorliegenden Versuch bleibt der Effekt auf die Ruhe- und Aufwärmwerte beschränkt. Bei den Gruppenhaltungspferden sinken die Laktatwerte des Abschlußtests in der zweiten Galoppstufe unter die des Eingangstests (Probenzeitpunkt –4), bei den Boxenpferden geschieht dies bereits in der Trabphase (Probenzeitpunkt –8). Die Werte der Belastungs- und Erholungsphase ergeben sich aus dem absolvierten Laufprogramm. Sie sind weniger stark durch psychogene Faktoren bestimmt.

Bei der Beurteilung der Herzfrequenzkurven sollten die Versuchsphasen getrennt betrachtet werden, da sich die Ergebnisse deutlich unterscheiden. Im Abschlußtest der ersten Versuchsphase tendieren die Gruppenhaltungspferde sowohl in der Belastungs- als auch in der Erholungsphase zu niedrigeren Herzfrequenzen als im Eingangstest, was als positiver Trainingseffekt gewertet werden könnte. Die Unterschiede sind jedoch nicht statistisch absicherbar. Die Herzfrequenzkurve der Boxenpferde unterscheidet sich minimal von der Kurve des Eingangstests, es ist keine Tendenz erkennbar. Bei der Gegenüberstellung der beiden Abschlußtestkurven liegen die Herzfrequenzen der Gruppenhaltungspferde sowohl in der Belastungs- als auch in der Erholungsphase unter denen der Boxenpferde, was theoretisch einem positiven Haltungseffekt zugunsten der Gruppenhaltungspferde entspricht. Der Unterschied ist jedoch nur in der Erholungsphase statistisch signifikant und auch die V150 der Gruppenhaltungspferde läßt nicht mehr als eine tendenzielle Verbesserung erkennen, die rechnerisch nicht absicherbar ist. SCHÄFER (2000) und HENNINGS (2001) stellten fest, daß sich nachhaltige Trainingseffekte durch Bewertung der Belastungsherzfrequenzen und der V150 erkennen lassen, Erholungsfrequenzen hatten sich jedoch nicht als Leistungskennwerte bewährt. Die Aussagen gehen mit den Erkenntnissen von SKARDA et al. (1976), MILNE et al. (1977) und ROSE et al. (1983) einher, die einen Trainingseffekt auf die Erholungsfrequenz ebenfalls verneinen. Andere Autoren, die ein fitneßbedingtes Absinken derselben bejahen, konnten gleichzeitig erniedrigte Belastungsfrequenzen nachweisen (BAYLY et al. 1983;

MILLER u. LAWRENCE 1987; SEXTON et al. 1987). Das Ergebnis aufgrund der signifikant niedrigeren Erholungsfrequenzen der Gruppenhaltungspferde als kardiovaskulären Trainingsfortschritt zu bewerten, erscheint nicht gerechtfertigt.

Die zweite Versuchsphase hat bei den Gruppenhaltungspferden nur unwesentliche Veränderungen der Herzfrequenzkurve bewirkt. Bei den Boxenpferden hingegen liegen die Herzfrequenzen im Abschlußtest deutlich über denen des Eingangstests, in einigen Punkten ist dieser Unterschied rechnerisch absicherbar. Die Verringerung der V150 ist ebenfalls

statistisch signifikant. Ein Rückgang dieser Leistungsparameter kann auf eine Verschlechterung der kardiovaskulären Fitneß hinweisen, aber auch Herzerkrankungen, Lungenerkrankungen oder Lahmheiten machen sich auf diese Art und Weise bemerkbar (EVANS 1994). PERSSON (1967) stellte den Zusammenhang zwischen einer geringen V150

und Übertraining her. Im vorliegenden Fall kann sowohl eine Verschlechterung der kardiovaskulären Fitneß als auch eine zu hohe Trainingsbelastung ausgeschlossen werden. Es ist davon auszugehen, daß der durch die Gruppenauslaufhaltung entstandene Fitneßgrad durch das Laufbandprogramm zumindest nicht verschlechtert wurde.

Eine Überforderung kann aufgrund der moderaten Trainingsintensität ebenfalls ausgeschlossen werden. Außerdem hätte sich eine nachhaltige Trainingsunterbelastung oder -überbelastung auf beide Gruppen ausgewirkt. Auch ein Krankheitsfall ist sehr unwahrscheinlich, da alle im Versuch eingesetzten Pferde vor den Belastungstests einer gründlichen klinischen Untersuchung unterzogen wurden. Es muß jedoch berücksichtigt werden, daß auch subklinische Krankheiten zu nachweisbaren Leistungseinbußen führen (MAIER-BOCK u. EHRLEIN 1978; PERSSON 1983; PERSSON u. LINDBERG 1991; ART et al. 1998; COUETIL u. DENICOLA 1999; COUROUCE-MALBLANC et al. 2002), daher sollte dieser theoretischen Ursache nachgegangen werden. Die Statistik hilft an dieser Stelle, denn die im Vergleich zu den anderen Versuchsdurchgängen nicht übermäßig hohe Standardabweichung läßt die Wahrscheinlichkeit einer Einzeltiererkrankung gering erscheinen.

Bereits in Ruhe liegt die Herzfrequenz der Boxenpferde im Abschlußtest über der im Eingangstest, darüber daß Ruhefrequenzen jedoch nicht durch Training beeinflußbar sind, sind sich etliche Autoren einig (SKARDA et al. 1976; MILNE et al. 1977; THOMAS et al.

1983; BAYLY et al. 1983; MILLER u. LAWRENCE 1987). Noch im Schritt werden die Unterschiede statistisch signifikant. Die rechnerische Nachweisbarkeit verliert sich erst ab einer Galoppbelastung von 8 m/s, bei der die Herzfrequenz im Mittel 181 Schläge pro Minute beträgt. Das Ergebnis deckt sich mit dem von KING et al. (1995), die feststellten, daß sich Erregungszustände nicht nur auf Laktatwerte sondern auch auf Herzfrequenzen auswirken.

1983; BAYLY et al. 1983; MILLER u. LAWRENCE 1987). Noch im Schritt werden die Unterschiede statistisch signifikant. Die rechnerische Nachweisbarkeit verliert sich erst ab einer Galoppbelastung von 8 m/s, bei der die Herzfrequenz im Mittel 181 Schläge pro Minute beträgt. Das Ergebnis deckt sich mit dem von KING et al. (1995), die feststellten, daß sich Erregungszustände nicht nur auf Laktatwerte sondern auch auf Herzfrequenzen auswirken.