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114 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2013 | www.pta-aktuell.de

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as Symptom kann die Folge unzähliger un- terschiedlicher Krank- heiten wie zum Beispiel Lähmungen oder Muskelentzün- dungen verschiedener Genese sein.

Manchmal verursachen auch Verän-

derungen an der Halswirbelsäule (Spornbildung) über eine Reizung von Nervenwurzeln die Probleme.

Selten werden die Beschwerden, zusammen mit Hals- und/oder Ge- sichtsschmerzen sowie Schmerzen beim Drehen des Kopfes, durch eine

abnorme Verlängerung eines Fort- satzes des Schläfenbeins verursacht.

Dann sind Kortikoidinjektionen, Neuroleptika oder manchmal eine Operation erforderlich.

Ein weiterer sehr seltener Grund für Probleme mit dem Schlucken sind Ausbuchtungen der Speiseröhren- wand (Ösophagusdivertikel);

wenn nötig, werden diese operativ behandelt.

Bewegungsstörungen im Ver- dauungstrakt … Andere Ursachen, die die Speiseröhre betreffen, sind verschiedene Motilitätsstörungen wie beispielsweise der Ösopha- gusspasmus (vor allem bei älteren Menschen). Es handelt sich um An- fälle von Kontraktionen der Speise- röhrenmuskulatur, die krampfartige Beschwerden verursachen, oft mit Schmerzen hinter dem Brustbein.

Bisweilen können diese als Zeichen einer Herzerkrankung fehlgedeutet werden. Manchmal bleiben (beim Nussknacker-Ösophagus) in- folge der Krämpfe ganze Nahrungs- brocken stecken.

Zu diesen Funktionsstörungen ge- hört auch die Achalasie. Hier ist der Transport des Speisebreis in den Magen gestört. Zugrunde liegt die Degeneration eines Nervengeflechts, das für die Wandbewegungen der Speiseröhre zuständig ist. Wodurch die Schäden entstehen, ist unbe- kannt. Sie bewirken jedenfalls, dass sich der untere Schließmuskel der Speiseröhre beim Schlucken nicht mehr automatisch entspannt. Die Beschwerden reichen bis zur völli- gen Unmöglichkeit, einen Bissen in den Magen zu schleusen. Die Folge:

Speisebrei wandert, vor allem im Liegen, wieder nach oben (Regur- gitation). Zusätzlich kommen meist Brustschmerzen vor. Durch alleinige endoskopische Spiegelung der Spei-

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PRAXIS SCHLUCKBESCHWERDEN – TEiL 2

Schluckbeschwerden sind nicht „nur“ ein „Handicap“, das Essen mitunter zu einem sehr mühsamen Unterfangen macht.

Die Folgen können sogar schwer bis lebensbedrohlich sein.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2013 | www.pta-aktuell.de

seröhre wird das Krankheitsbild oft nicht erkannt, da das dünne Instru- ment die Engstelle noch passieren kann. Aussagekräftiger ist der so genannte Breischluck: Dabei wird ein Kontrastmittelbrei oral verab- reicht und anschließend die Spei- seröhre samt Übergang zum Magen geröntgt.

… und ihre Therapie Leichte Moti- litätsstörungen sprechen manchmal auf Substanzen an, die relaxierend auf die glatte Muskulatur wirken, wie Nitrate oder Anticholinergika; diese

müssen kurz vor dem Essen einge- nommen werden. Vereinzelt wurde auch über eine Linderung durch we- nige Tropfen Pfefferminzöl in etwas Wasser berichtet. Bei stärkeren Be- schwerden durch die Achalasie wei- tet man die verengten Strukturen mit einem Ballonkatheter auf, wobei ein gewisses Perforationsrisiko be- steht. Oder es wird Botulinumto- xin in die betreffende Muskulatur injiziert, um eine Entspannung des verkrampften Muskels zu erreichen.

Diese Prozedur muss circa alle sechs Monate wiederholt werden. Schwere Fälle erfordern ein operatives Vor- gehen.

Oft unterdiagnostiziert Es gibt eine große Gruppe mehr oder min- der starker Beeinträchtigungen der Schluckfunktion, die sich langsam entwickeln oder im Rahmen einer neurologischen Erkrankung auftre- ten. Allein durch das Altern kann das Schlucken schwieriger werden:

Oft steht weniger Speichel zur Ver- fügung und der Schluckreflex wird

schwächer, Zahnersatz sitzt manch- mal nicht optimal. Zudem kann auch eine schwächere Wahrnehmung von Berührungsreizen im Mundraum die koordinierten Bewegungsab- läufe erschweren. Verschärft wird das Problem häufig durch zu geringe Flüssigkeitszufuhr und/oder Medi- kamente, welche die Speichelpro- duktion drosseln (z. B. trizyklische Antidepressiva).

Verschiedenste neurologische Ur- sachen führen dazu, dass die kom- plexe Koordination der beteiligten Muskeln aus dem Tritt gerät. So kann etwa jeder zweite Schlaganfall- patient zumindest vorübergehend, oft aber langfristig, nicht mehr prob-

lemlos schlucken. Sehr häufig leiden auch Patienten mit Morbus Parkin- son oder Multipler Sklerose unter Dysphagie.

Betroffenen ist es oft unangenehm, das Thema anzusprechen. Insbe- sondere bei Demenzkranken gilt es, genau hinzusehen: Verschluckt sich ein Patient häufig, muss er nach dem Essen oder Trinken oft husten und sich räuspern? Auch extrem lang- sames Kauen oder auch das Verwei- gern von Nahrung können Hinweise sein.

Dramatische Folgen Die langfris- tigen Folgen sind Mangelernährung, Gewichtsverlust und auch Dehydra- tion (Flüssigkeitsmangel). Vor allem droht die Gefahr, dass Speisereste in die Atemwege gelangen (Aspi- ration). Gelingt es dann nicht, das Material durch Abhusten wieder aus den Luftwegen hinauszubefördern, kann sich eine Lungenentzündung entwickeln. Als „stille Aspiration“

bezeichnet man es, wenn der Hus- tenreflex fehlt.

Mit einer individuell gestalteten funktionellen Schlucktherapie helfen Logopäden, Ergo- und Ernäh- rungstherapeuten. Beispielsweise werden Bewegungsabläufe des Schluckvorgangs trainiert und bei Verlust bestimmter Funktionen Er- satztechniken eingeübt. Hilfsmittel wie spezielle Trinkbecher oder Be- steck unterstützen die Maßnahmen.

In vielen neurologischen Abteilun- gen gibt es spezielle ‚Schluckzen- tren‘: Dort erarbeiten spezialisierte Ärzte und andere Experten gemein- sam mit den Patienten auf sie abge- stimmte Lösungen. ■

Waltraud Paukstadt, Dipl. Biologin Tipps für BeTroffene

+ genug Zeit nehmen

+ kleine Bissen zu sich nehmen + aufrecht sitzen

+ nicht gleichzeitig essen und trinken sowie möglichst nichts essen, das dünn- flüssige und feste Bestand- teile gleichzeitig enthält (nudelsuppe!): Die unter- schiedlichen Konsistenzen erschweren die Koordination der erforderlichen Bewe- gungen im Mundraum + meist kommen Betroffene

mit dickflüssigen speisen besser zurecht als mit dünnflüssigen. rührt man spezielle Verdickungsmittel in Getränke ein, wird verhin- dert, dass die flüssigkeit zu schnell in den rachen fließt.

+ auf das essen konzentrieren:

am besten intensive Gespräche erst nach der Mahlzeit führen

+ im Anschluss noch eine Weile sitzen bleiben + parkinsonexperten empfeh-

len außerdem, nach jedem Bissen sicherheitshalber zwei Mal zu schlucken.

+ ungünstig sind Mahlzeiten, die Körner, fasern oder Kerne enthalten, sowie tro- ckene oder klebrige speisen.

»Verschärft wird das Problem

häufig durch zu geringe Flüssigkeits-

zufuhr und/oder Medikamente.«

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