1 3. NACHKRIEGSDEUTSCHLANDUND DOPPELTE STAATSGRÜNDUNG
Frank Lauenburg: Sternstunden Geschichte 9 / 10 © Auer Verlag
3.3 „Jugend erwach!“ zum „Rock Around the Clock“ – Jugend in den deutschen Teilstaaten
Kompetenzen
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Sachkompetenz: Die Schüler können grundlegen- de Merkmale der Jugend in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR darstellen und diese voneinander unterscheiden.•
Methodenkompetenz: Die Schüler können zwei Lieder aus der Zeit begründet einem der beiden deutschen Teilstaaten zuordnen.•
Urteilskompetenz: Die Schüler können die Vor- und Nachteile einer Jugend in der Bundesrepu- blik Deutschland sowie der DDR benennen und hieraus ein kriterienorientiertes Werturteil formu- lieren.Vorbereitung / Material:
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Musik für den Einstieg:– „Rock Around the Clock“1
(Bill Haley & His Comets, 1954, 2:10 Min.) – „Jugend erwach!“2
(Reinhold Limberg, 1947, 2:05 Min.))
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Der Lehrer kopiert die AB „Jugend in der Bundes- republik Deutschland A “ (M 1) und „Jugend in der DDR B “ (M 2) auf Papier für jeweils die Hälfte der Schüler.•
Der Lehrer kopiert den Arbeitsauftrag und die Tabelle (M 3) auf Papier für die Schüler und auf Folie für die Sicherung und anschließende Bewertung.Motivation
Als Einstieg bietet es sich an, die beiden Lieder
„Rock Around the Clock“ (von Bill Haley & His Comets, 1954, 2:10 Min.) und „Jugend erwach!“ (von Reinhold Limberg, 1947, 2:05 Min.) abzuspielen.
Die Schüler sollen damit zu einer ersten Assoziation aufgefordert werden. Daraus lässt sich die Leitfrage der Unterrichtsstunde in die Richtung erarbeiten:
„Wie sah die Jugend in den beiden deutschen Teilstaaten aus?“
Erarbeitung / Sicherung
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Im Zentrum der Erarbeitung stehen die Merkmale sowie die möglichen Vor- und Nachteile der Jugend in den beiden deutschen Teilstaatenanhand der AB „Jugend in der Bundesrepublik Deutschland A “ (M 1) und „Jugend in der DDR B “ (M 2).
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Diese Phase lässt sich gut im Sinne des koopera- tiven Lernens (Think – Pair – Share) organisieren.Somit würde der erste Schritt darin bestehen, dass die Schüler jeweils ihr Material inklusive der zentralen Merkmale erarbeiten (Think).
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In einem zweiten Schritt würden sich die Schüler materialgleich zusammenfinden und sich einer- seits über ihre Ergebnisse austauschen bzw.diese miteinander abgleichen und anschließend – ebenfalls noch materialgleich – im Austausch die möglichen Vor- und Nachteile notieren (Pair).
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In einem dritten Schritt würden sich die Schüler nun mit einem Mitglied der jeweils anderen Gruppe zusammenfinden, somit material- differenziert, und sich über ihre Ergebnisse austauschen (Share).Vertiefung
Als Rückgriff auf den Stundeneinstieg sollten erneut die beiden Lieder „Rock Around the Clock“ und
„Jugend erwach!“ gespielt werden. Nun sollten die Schüler auch in der Lage sein, die beiden Lieder begründet einem der beiden deutschen Teilstaaten zuzuordnen.
Bewertung
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Die Urteilsbildung sollte in die Richtung gehen, in welchem der beiden deutschen Teilstaaten sie lieber Jugendliche gewesen wären. Ein angemes- senes Sachurteil zu fällen, wird den Schülern schwerfallen, da sie vermutlich nicht über aus- reichend politisches sowie wirtschaftliches Hintergrundwissen verfügen.•
Somit empfiehlt es sich, nur auf ein differenziertes Werturteil abzuzielen. Entscheidend bleibt hierbei jedoch, dass die Lernenden die Kriterien ihrer Bewertung klar benennen können. Hierzu bieten die notierten Vor- und Nachteile aus der Erarbei- tungsphase wichtige Anknüpfungspunkte.1 U. a. über folgenden Link zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=zju6KbP_1xY
2 U. a. über folgenden Link zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=j3g-PLunYp4
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VORSC
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Jugend in der DDR B M 2
Obwohl die Mitgliedschaft in der Freien DeutschenJugend (FDJ) offiziell freiwillig war, waren zunehmend etwa 90 % aller Kinder und Jugendlichen in ihr orga- nisiert. Ein blaues Halstuch und das Pionierabzeichen waren das äußere Zeichen der Mitgliedschaft bei den Jungpionieren und – ab der 4. Klasse – bei den Thäl- mannpionieren. Ab dem 14. Lebensjahr wurde man in die FDJ aufgenommen. Die FDJ war in der Schule präsent (Klassensprecher hießen in der DDR „FDJ- Sekretär“), half bei Lernschwierigkeiten, organisierte Freizeitaktivitäten von der Disco bis zum Zeltlager und beteiligte sich aktiv am allgemeinen politischen Leben.
Ein weiteres zentrales Element der DDR-Jugend- politik – als nichtreligiöses Gegenstück zur Konfir- mation oder Kommunion – war die Jugendweihe, die
seit 1954 eine feste Einrichtung in der DDR war. Jugendliche wurden nach acht Jahren Schule feierlich in die Welt der Erwachsenen aufgenommen. Etwa 95 % aller Jugendlichen nahmen daran teil, seit 1956 wurde die Jugendweihe in das Familienstammbuch eingetragen.
Die Parteizeitung „Neues Deutschland“ berichtete am 16.12.1965, dass Erich Honecker, der damalige Vorsitzende des FDJ-Zentralrates, vor dem Zentralkomitee der SED kundgetan hatte, „den Erscheinungen der amerikanischen Unmoral und Dekadenz“ werde nicht offen genug entgegengetreten. Was besonders auch für den Bereich der heiteren Musik gelte. Dabei werde übersehen, dass „der Gegner diese Art Musik ausnutzt, um durch die Über steigerung der Beat-Rhythmen Jugendliche zu Exzessen aufzuputschen. Der schädliche Einfluss solcher Musik auf das Denken und Handeln von Jugendlichen wurde grob unterschätzt. Niemand in unserem Staate hat etwas gegen eine gepflegte Beat-Musik.“
Aber vor allem die „Exzesse“ müssten verhindert werden und so wollte Honecker diesen Musikstil nicht akzeptieren. „Entschieden und systematisch“ sollten die dekadenten Züge bekämpft werden, „die im Westen in letzter Zeit die Oberhand gewannen und auch bei uns Einfluss fanden“. Diese „hektische“ und „aufpeitschende Musik“ begünstige „die moralische Zersetzung der Jugend“.
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Weltjugendfestspiele in Budapest 1949:
Vorbeimarsch der FDJ
Gelöbnis zur Jugendweihe (1969):
LIEBE JUNGE FREUNDE!
[…] Seid ihr bereit, als würdige Mitglieder der sozialistischen Gemeinschaft stets in kameradschaftlicher Zusammenarbeit gegenseitiger Achtung und Hilfe zu handeln und euren Weg zum persönlichen Glück immer mit dem Kampf für das Glück des Volkes zu vereinen, so antwortet:
JA, DAS GELOBEN WIR!
Seid ihr bereit, als wahre Patrioten die feste Freundschaft mit der Sowjetunion weiter zu vertiefen, den Bruderbund mit den sozialistischen Ländern zu stärken, im Geiste des proletarischen Internationalismus zu kämpfen, den Frieden zu schützen und den Sozialismus gegen jeden imperialistischen Angriff zu verteidigen, so antwortet:
JA, DAS GELOBEN WIR!
Quelle: http://www.ddr-schulrecht.de/Schulrechtssammlung%20-%20DDR-Dateien/pdf/GELoeBNIS1969.pdf 5
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