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Augusterlebnis 1914 erklären und bewerten - Geschichte Kl.9/10

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Academic year: 2022

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1 2. VOM ERSTENZUM ZWEITEN WELTKRIEG

Frank Lauenburg: Sternstunden Geschichte 9 / 10 © Auer Verlag

2.1 „Alle schreien Hurra!?“ – Eine kritische Beurteilung des „Augusterlebnisses“ 1914

Kompetenzen

Sachkompetenz: Die Schüler können den Begriff

„Augusterlebnis“ darstellen und die Ursachen unterschiedlicher historischer Deutungen erklä- ren.

Methodenkompetenz: Die Schüler können histori- sche Fotos interpretieren sowie verschiedene Historikerurteile mithilfe einer Quelleninterpretati- on analysieren.

Urteilskompetenz: Die Schüler können den Be- griff „Augusterlebnis“ differenziert bewerten.

Vorbereitung / Material

Der Lehrer kopiert die Bilder „ ‚Augusterlebnis‘ im Bild“ (M 1) für den Einstieg auf Folie.

Der Lehrer kopiert das AB „Das Augusterlebnis im Urteil der Historiker“ (M 2) und das Quellen- material „Das Augusterlebnis in Zeitungsberich- ten und privaten Aufzeichnungen 1914“ (M 3) auf Papier für die Schüler.

Motivation / Begegnung

Als Einstieg bieten sich die Fotos der Truppen- transporte aus dem August 1914 an (M 1). Die Schüler sollen diese als Erstes ausschließlich beschreiben. Wichtig ist es hierbei, auf die Details zu achten; dazu zählen vor allem die Schriftzüge auf den Waggons (z. B. „Russische Eier, Französi- scher Sekt, deutsche Hiebe, hei wie das

schmeckt“, „Freie Fahrt über Lüttich nach Paris“

und „Von München über Metz nach Paris“) sowie die Mimik der Personen.

Über die Deutung der Symbole und die damit ver- bundene Einordnung der Fotos in den histori- schen Kontext sollen die Lernenden zu der ersten Erkenntnis gelangen, dass der Beginn des Ersten Weltkrieges scheinbar als ein besonderes Ereig- nis wahrgenommen – beinahe schon gefeiert – wurde und sich die Beteiligten darüber freuten.

Als Überleitung bietet es sich an, mithilfe eines kurzen Lehrervortrages auf den Begriff des „Au- gusterlebnisses“ einzugehen. Die Lernenden sol- len hierbei erkennen, dass der Begriff eine natio- nale Begeisterungswelle bezeichnet, welche die Mehrheit der Deutschen mit der deutschen Mobil- machung im August 1914 ergriff. Dieser auch als

„Hurrapatriotismus“ bezeichnete Effekt entstand einerseits aus dem als Erlösung empfundenen Beginn des Krieges – Erlösung, weil seit Jahren eine regelrechte Kriegsstimmung unter der Ober- fläche gebrodelt hatte, die sich nun „endlich“

Bahn brach – und andererseits aus der Tatsache, dass der Krieg – vor allem aufgrund der vorange- gangenen Propaganda – als ein Verteidigungs- krieg aufgefasst wurde, der Deutschland von den anderen Mächten aufgezwungen wurde.

Erarbeitung:

Im Zentrum der Erarbeitung stehen unterschiedli- che Historikerurteile bezüglich des „Augusterleb- nisses“ (M 2), welche die Schüler mithilfe der Me- thode der Quelleninterpretation analysieren sollen.

Anschließend können sie in Partnerarbeit die Ur- teile miteinander vergleichen und in Beziehung setzen.

Eine mögliche Ursache für die unterschiedlichen Urteile kann damit begründet werden, dass die drei Historiker unterschiedlichen Generationen entstammen:

Thomas Nipperdey, 1927 geboren, lebte in der Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges und ist, wenn auch nicht als Befürworter des Nationalsozialismus zu bezeichnen, so doch durch die Argumentationen während des Zweiten Weltkrieges geprägt worden, in dem Sinne, dass der Erste Weltkrieg den Deut- schen aufgezwungen worden war und der Zweite Weltkrieg somit eine „legitime“ Konse- quenz des Ersten gewesen wäre.

Wolfgang Kruse, 1957 geboren, lebte in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges und somit, auch wenn er die Schrecken des Zwei- ten Weltkrieges nicht miterlebt hatte, in dem Bewusstsein, dass die Deutschen weder in den Ersten noch in den Zweiten Weltkrieg „hi- neingeschlittert“ seien.

Jeffrey Verhey, 1961 geboren, kann zwar zur Nachkriegsgeneration Kruses gezählt werden, ist jedoch Amerikaner und hat somit einen anderen, vielleicht distanzierteren Blick auf den Ersten Weltkrieg.

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3 2. VOM ERSTENZUM ZWEITEN WELTKRIEG

Frank Lauenburg: Sternstunden Geschichte 9 / 10 © Auer Verlag

„Augusterlebnis“ im Bild M 1

Truppentransport deutscher Soldaten nach der Mobilmachung im August 1914

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Frank Lauenburg: Sternstunden Geschichte 9 / 10 © Auer Verlag

2. VOM ERSTENZUM ZWEITEN WELTKRIEG

1. Analysiere die Quellen. Ergänze hierzu die Tabelle.

2. Die drei Historiker vertreten unterschiedliche Positionen zum „Augusterlebnis“.

Überlege mit einem Partner, wie diese unterschiedlichen Urteile entstanden sein könnten.

M e rkma l Q u e ll e 1 Q u e ll e 2 Q u e ll e 3 Au to r A dr e ss a te n Q u el le ng at tu ng Th e ma En tst e h u n gsd a tu m Inh al t u n d G e d ank e n g an g

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2. VOM ERSTENZUM ZWEITEN WELTKRIEG

Das Augusterlebnis in Zeitungsberichten und privaten Aufzeichnungen 1914 M 3

Die regierungsnahe „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ berichtete am 6. August 1914 aus Berlin:

Was sich vom 30. Juli bis heute [6. August; F.L.] in Berlin abspielte, ist eine Offenbarung des starken nationalen Empfindens, das in unserem Volke lebt. […] Wer die Massen in den Straßen Berlins gesehen hat, wer fortgerissen mit ihnen marschierte, der wird Ein- drücke bekommen haben, die sich ihm bis an das Lebensende nicht verwischen werden.

[…] Welch ein großer Tag war das! Die Erregung stieg zu einer nicht beschreibbaren Höhe an. […] Man war brüderlich; der Arbeiter, der in der Bluse barhäuptig die Fahne trug, der Akademiker, der neben ihm schritt, Kaufleute, […] Studenten mit dem Verbin- dungsband auf der Brust, Soldaten, die, zum Teil schon in der grauen Felduniform, sich singend in die Reihen der Marschierenden eingegliedert hatten. Oft ging man Arm in Arm, in Reihen zu 30 und 40 Menschen.

Quelle: Norddeutsche Allgemeine Zeitung vom 6. August 1914, S. 1.

Die sozialdemokratische „Volkszeitung“ aus Düsseldorf kommentierte am 31. Juli 1914 die Ereignisse so:

In ganz ungeheuerlicher, unglaublicher Weise ist in den letzten Tagen die Bevölkerung planmäßig in eine Aufregung hineingehetzt worden, die zur Besinnungslosigkeit führt, führen soll, um die Volksmassen den Plänen gewisser Kreise gefügig zu machen. Mit gewissenlosen Hetzartikeln und erlogenen Nachrichten wird versucht, dem Volke die Meinung beizubringen, als ob es jeden Tag von Russland und Frankreich mit Krieg über- zogen werden könnte. Dadurch soll die Bevölkerung hier in Deutschland in eine Kriegs- stimmung hineingehetzt werden.

Quelle: Volkszeitung vom 31. Juli 1914, S. 1.

Aus den Aufzeichnungen eines Pfarrers in der südbayerischen Provinz im August 1914:

Die Verhängung des Kriegszustandes am 31. Juli und der Mobilmachungsbefehl vom 1.

August haben in Marienheim dieselbe Aufregung, ja Bestürzung hervorgerufen wie an- derswo. War doch die Ernte noch nicht hereingebracht und waren doch im Ort selbst wie in der ganzen reformierten Pfarrgemeinde eine Anzahl von Militärdienstpflichtigen, die sich sofort zum Abschied von den Ihrigen rüsten mussten.

Quelle: Ziemann, B.: Front und Heimat. Ländliche Kriegserfahrungen im südlichen Bayern 1914 – 1923.

Essen 1997, S.43.

Tagebuchnotiz eines Bremer Sozialdemokraten vom 1. August 1914:

Der ganze Bahnhof voll von Menschen. Die katzenjämmerlichste Stimmung herrschte, die ich je erlebt habe. Mütter, Frauen und Bräute und die übrigen Angehörigen bringen die jungen Männer zum Zuge und weinen. Alle haben das Gefühl: es geht direkt zur Schlachtbank. […] Auf dem Bahnhof spielen sich unangenehme Abschiedsszenen ab.

Die alte Mutter umarmt ihren Sohn, und beide verharren lange Zeit in dieser Stellung.

Abfahrt. Man winkt. Man weint.

Quelle: Eildermann, W.: Jugend im Ersten Weltkrieg. Tagebücher, Briefe, Erinnerungen. Berlin 1972, S. 61f.

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