Von Werner Vycichl, Paris
1. Es gibt eine Reihe von Wörtern im Ägyptischen und in den Berber¬
sprachen Nordafrüsas, die unzweifelhaft miteinander zusammenhängen,
aber auf der semitischen Seite keine Entsprechungen zeigen. Äus dem
Älter der Belege sowie aus dem lautlichen Aspekt ergibt sich, daß es sich
unmöglich um Entlehnungen der historischen Zeit handeln kann, weder im
einen noch im anderen Sinn.
2. Es handelt sich demnach wahrscheinlich um die Reste einer Sprache,
die vor dem Einbruch der Hamiten in Ägypten und den angrenzenden
Teilen der Berberei gesprochen wmde. Ich habe diese Sprachschicht
typhonisch genannt, nach Seth oder Typhon, der gewisse Züge des berberi-
schen Himmelsgottes zu besitzen scheint (W. Vycichl: L'Histoire de la
Langue Berbere. Actes du XXI© Congres des Orientalistes. Paris 1949,
S. 319 bis 320).
3. Es seien nun einige Beispiele dieser typhonischen Sprachschicht
angeführt. Was dabei die berberischen Belege anbetrifft, so möge man
bedenken, daß diese seit mindestens 5000 Jahre vom Ägyptischen ge¬
trennt sind. Von den Hauptwörtern tragen die meisten fest angewachsen
ein Element, das in der Regel m. a, pl. i und f. ta, pl. ti lautet. Es handelt
sich hier um den alten berberischen ArtUiel, der heute mit dem Nomen
eine Einheit bildet. Die lateinischen Lehnwörter asinus, pidlus, causa,
scala heißen daher im Schilhischen-von Süd-Marokko asnus .Esel' (be¬
sonders der junge oder auch der wildlebende), afullus ,Hühnchen',
tagausa , Sache', taskala ,Leiter, Stiege' oder im Plmal isnäs, ifuMüsen,
tigausiwin, tiskaliwin.
4. In manchen Fällen erscheint aber auch im Singular der Laut i bei
den Präfixen auf, statt a, so bei ibrlr ,Monat April', iger ,Äcker', ifilu
,Faden', iklker ,Kichererbse', tikira ,Wachs' (besonders die Wachs¬
rückstände im Bienenstock), was auf Umlautbildung zurückzuführen ist.
Diese Wörter kommen von Aprilis, ager, filum, cicer, cera beziehungs¬
weise schon vulgären Formen z. T. im Akkusativ ohne m.
5. Im modernen Berberischen ist also derselbe Fall eingetreten wie im
Aramäischen. Hier hat ebenfalls der status determinatus die indetermi¬
nierte Form verdrängt. Im Biblisch-Aramäischen heißt noch jöm ,Tag'
und jöm-ä ,derTag'. In den modernen Dialekten hat aber das suffigierte
ä jede determinierende Bedeutung verloren und, wie etwa aus dem Neu-
5*
68 Webner Vycichl
Aramäischen von MaclOla im Antilibanon bekannt ist, heißt dort paita
einfach ,Haus', hazzüra jApfel', dappöba ,Fliege' und kaukapta
, Stern' (A. Spitaler: Grammatik des neuaramäischen Dialektes von
^ MaClüla. Abh. f. d. Kde. d. Mgldes XXIII, 1. Leipzig 1938).
6. Diese hier behauptete determinative Kraft der berberischen Präfixe
hat sich aber dort erhalten, wo berberische Wörter ins marokkanische
Arabisch übergegangen sind. Hier heißt nämlich atai ,der Tee', azeffän
,der Hummer', amalüs ,der Schlamm', tanazzäret ,die Tischlerei'.
Diese Wörter können daher den arabischen Artikel nicht annehmen und
sind an sich determiniert.
\ 7. Es seien nmi in Kürze einige Beispiele dieser typhomschen Sprach¬
schicht besprochen, die sich in einigen Fällen bis in den Sudan verfolgen
läßt, so im Haussa, Logone, Buduma, den Kotoko-Dialekten am Tschad-
See und im Muii in Wadai. Diese Sprachen besitzen statt der emphati¬
schen Laute sogenamite Kehlverschlußlaute, die aus einer engen Verbin¬
dung von / und dem entsprechenden Konsonanten bestehen. Das Haussa
hat 'b, 'd, 'j, dann aber k', ts' und dialektisch auch p'. Bei den Stimm¬
haften wird der Kehlverschluß also gleichzeitig mit der Okklusion geöff-
net, bei den Stimmlosen unmittelbar nachher.
8. Es erscheint dmchaus möglich, daß auch das Typhonische derartige
Laute besessen hat. Abgesehen von etymologischen Entsprechungen wie
haussa/w'dw ,vier': ägypt. f-d-w, ku'buta , Schuh, Sandale': ägyptisch
du. kb-u)j oder cb-wj ,zwei Sandalen', k'asi ,Knochen' : ägypt. q-s sind
hier die Paare b und 'b, d und 'd zusammengefallen, jedoch nicht g und k',
die hier als g und q (k) aufscheinen. Das erinnert an den Zusammenfall
von d und t im ägyptischen Lautsystem wo semitisch q-t-f als q-d-f über¬
nommen ist, jedoch g und q streng auseinandergehalten werden.
9. Schilhisch heißt agil ,Arm' pl. igallen. Ägyptisch heißt es, wie schon
G. Möller gesehen hat {Z.D.M.G. 76, S. 16) wahrscheinlich aus *'-l.
Wegen der griechischen Umschrift ToTiai? für den Titel T-p-j 's wird
man **ai ansetzen, was altem *Hi entspräche {*'-il).
10. Schilhisch ihs ,Knochen' pl. ihsan hat ebenfalls schon G. Möller
zu ägyptisch q-s mit gleicher Bedeutung gestellt. Das q liegt in dem Kom¬
positum taqsmart ,Kiefer' erhalten vor, das aus qs (Knochen) und mar
(Kinn, Bart) besteht.
Koptisch KXC wird als "'qis zu vokalisieren sein. Die Konfusion mit
dem Verbum q-r-s ,begraben' ist relativ spät. Es gibt kein Indiz dafür,
daß je das Wort ein r enthalten hätte. Erst als q-r-s in q-s-s übergegangen
war und der Plural von q-s ein Aleph entwickelt hatte, wmden beide
Wortstämme zusammengeworfen,
j 11. Ihs entspricht im Tuareg eges, im Kabylischen iges. Man wird
parallel zu ägyptisch *qis auch hier ein *a-qis ansetzen, was mit Eintritt
des Umlautes je nach dem Sprachgebiet ihs, eges, iges ergab. Eine be¬
sondere Erscheinung ist aber die Endung des Plurals als -an, worin ich
ein stammhaftes i plus der eigentlichen Endung n oder en sehen möchte.
12. Daß modernes ä aus älteren *e entstanden ist, dafür gibt es zahl¬
reiche Beispiele: MaxyoüpTjßoi. n. trih. arabisch Magräwa,Zenites n. trib.
arabisch Zenäta, punisch zetim tuarcg ahätim 1. Olivenöl, öl, 2. Frucht des
wilden Ölbaums (Ch. de Foucauld: Dictionnaire Abrege Touareg.
Francais. Alger 1918. vol. I, S. 457), Caesarea lol n. loc. heute SerSäl aus
*Cesräjel ,Chercheir. Ein Berberstamm der Antike wird Nuxtxioi oder
NüyßTjvoi genannt, wobei der Wechsel gb:kp in das Bereich der griechi¬
schen Grammatik gehört. Hier endet der Singular Nukpi auf i, der Plural
auf -en, was modernem *-ä wentspricht. Daß Namen berberischer Stämme
einmal vom Singular und dann wieder vom Plural gebildet wurden sieht
man auch beim Namen der Autololes in Marokko, die ebenfalls Galaules
(zu lesen Galöles) genannt werden. Es liegt hier ga- ,Sohn' und pl. aut-
coll. , Söhne' vor, wie schilhisch u oder gu- und pl. ait (H. Stumme:
Handbuch des Schilhischen von Täzerwalt. Leipzig 1899. § 37).
13. Ich möchte daher annehmen, daß die Urform von ihs im Ber¬
berischen ebenfalls *qisi war, wie Nukpi und daß der Plural ihsan aus
*i-q{i)si-(u)n über *i-qse-n entstanden ist.
Diese Ansetzung wird von ägyptischer Seite durch das Koptische be¬
stätigt, vgl. § 32.
14. Tuareg andba ,Panther' pl. inabaten (A. Hanoteau: Essai de
Grammaire de la Langue Tamachek'. Alger 1896, S. 21, Z. 10) gehört
offensichtlich zu ägyptisch n-b-j.t ,Panther' f. des Dramatischen
Ramesseumspapyrus. Die Form wird nbjj.t geschrieben.
Aus dem Dialekt der Tuareg von Air ist anäba ,großer Bock' bekannt.
Die obige Gleichung wird dadurch nicht gestört.
15. Zoologisch interessant ist die Gleichung zwischen schilhisch agjul
jEsel' pl. igjal und ägyptisch koptisch Cid). In den Wörterbüchern
findet man das ägyptische Wort gewöhnlich unter doch kann an der
Existenz des j nach der koptischen Form kein Zweifel sein.
Die Struktur des ägyptischen Wortes ist nach Sethe's System dem¬
nach *^'jäfiw, d. h. wohl wahrscheinlicher 'ajälö und es sieht aus, als
ginge auch agjul auf diese Form zurück.
16. Daß berberisches u auf ein altes ä zurückgeht, läßt sich nämlich
erweisen. Die Plurale wie igudar ,Kastehe, Mauern', tigumma , Häuser'
von agadir, tigemmi erinnern in der Vokalgebung an arabisch sanadiq
jKoffer, Kisten', makättb ,Briefe'. Wir wissen aus § 12 daß ä auf altes?
zurückgehen kann und hier scheint das u dem arabischen ä zu ent¬
sprechen. Ferner heißt imüt ,er ist gestorben' (mit sekundärer Setzung
des Präfixes i- gleich arabisch ja-) gegen arabisch mät. Die intransitiven
70 Weeneb Vycichl
Verben des Typs buked ,blind sein', kusem , salzig sein' gehören zur
3. Form des arabischen Verbums wie tägar .Händler sein', qätal .Kämp¬
fer sein'. Endlich läßt sich das Perfekt der Verben wie as plus dd
.kommen' als jüsa-dd ,er ist gekommen' durch eine Verschmelzung
von ja, dem sekundär gesetzten Präfix plus asa-dd erklären: jaasa-dd
ergab zunächst jäsadd, und hieraus entwickelte sich jösa-dd (etwa zur
Zeit der Antiiie, vgl. die Stufe e der Entwicklung von f zu ä) und modern jüsa-dd.
17. Schließlich zeigen noch die Verben III. ae inf. im Dialekt des
Djebel Nefusa u, wo ursprünghch a stehen mußte : ifrü ,er ist geflogen'
(Skelett f-r-j, vgl. hebr. p-r-j, ägyptisch p-i-j), igrü ,er hat gerufen'
(Skelett q-r-i), insü ,er hat übernachtet' (Skelett n-s-j aus *m-s-j,
ebenso arabisch, ägyptisch m-s-w.t ,Abendbrot'). Die Präfixe sind hier
sekundär und fehlen oft noch in der Poesie der Tuareg. Man hat slso
*/rä, *grü, *nsü gegen hebräisch pärä, arabisch qarai, masä zu vergleichen.
18. Wichtig bei dieser Gleichung ist der Umstand, daß der ägyptische
Esel nicht der vorderasiatische ist, sondern mit dem Somal-Esel zu¬
sammengehört. So erscheint es auch plausibel, daß er einen afrikanischen
Namen besitzt. Auch die Domestizierung des Esels wird man schon dem
typhonischen Element zuschreiben dürfen.
19. Tuareg tehele, ghadames tabali .Schaf (A. de C. Motylinsky:
Le Dialecte Berbere de R'edames. Bulletin de Correspondance Africaine
tome XXVIII. Paris 1904. S. 4) wird man mit ägyptisch b-i zusammen¬
stehen, das wohl ursprünglich b-l war.
Das Schaf des ältesten Ägyptens war ein Haarschaf (ovis longipes
palaeaegyptiacus), das erst im Mittleren Reiche (um 2000 v. Chr.) vom
wolltragenden Fettschwanzschaf verdrängt wmde. Auch hier ist die
Übereinstimmung zwischen Namen und Rasse vollständig, denn auch die
Tuareg besitzen das langbeinige Haarschaf.
20. Tuareg ehenSi , Schakal, loup peint' pl. ihenStten entspricht, wie
man sieht, ägyptischem w-n-S, das herkömmlich als .Wolf übersetzt
wird.
Als gemeinsamen Stamm möchte ich wanSi ansetzen; ahenSi stammte
dann aus *a-wanSi. Die Entsprechung h: w bereitete keine Schwierigkeit,
denn tuareg tahargit .Traum' entspricht beispielsweise schilhisch
tawargi. Koptisch hat manOYü)M(y aus *wäneS, pl. A OYANü) aus *wan-
Sium, f. als n. pr. f. Totavcrtt; aus t-i plus *WanSi.t-u ,Lupa'.
Die schilhische Nebenform uSSen, die schon G. Möllee bemerkt hatte,
ist aus einer Metathesis waSni entstanden und geht auf *öSäin aus
*a-wSäin zurück, pl. uSSänen aus i plus *wäSin-(u)n.
21. Der .Fuchs' heißt bei den Senhäza von Srair in Nord-Marokko
iwhar, pl. iwahriwen, bei den Beni Urjagel im Rif uhar. Hierzu sei trotz
des Bedeutungsunterscbiedes ägyptisch w-h-r ,Hund' gesteht, koptisch
0Y20p pl. oyzoop Über die berberischen Formen vergleiche man
A. Renisio: jStude sur les Dialectes Berberes des Beni Iznassen, du Rif
et des Senhaja de Srair. Paris 1932. S. 288.
22. Spiegelbebg [Koptisches Handwörterbuch. Heidelberg 1921. S. 177)
bemerkt zu diesen Formen, wozu noch f. OySOpe ,Hündin' kommt und
pl. B OyzCDp : „Aus diesen z. T. unkorrekten Formen ergibt ich etwa fol¬
gendes Bild: Sg.m.0y20p (S.B.): Oy2Ap (A), f. Oy2(Dp6pl.Oy200p
(S): Oy2G3p (B)." Diese Ansetzungen sind vom Geiste der SETHE'schen
Vokahsation inspiriert und wären gültig, wenn es sich um ein Wort der
hamitischen Komponente handelte. Hier, bei einem Wort einer fremden
Sprachschicht, muß man von einer Basis *wahäri ausgehen. Diese darf
man auch aus dem Berberischen erschließen. Sie erklärt den Umlaut
von iwhar aus a-w{a)hari umgelautet und erhalten ist i noch unbekannt
in iwahriwen, was als *i-wah(a)ri-w{u)n zu interpretieren sein wird.
23. Tuareg ehelbes , Schmetterling' gehört sicherlich zu ägyptisch
h-n-m-s, d. i. wohl hd-m-s ,Mücke, Stechmücke', trotz des Bedeutungs¬
unterschiedes. Koptisch ü)0\MC deutet auf eine Lautfolge ha wegen des
Überganges von ha zu Sa. Vieheicht darf man *halbis ansetzen.
Auch ein Auslaut mit i kann vorliegen, wie bei q-s, w-h-r u. a.^
24. Man kennt die Vorliebe des Ägyptischen für die Lautgruppe
nm, nb, so s-n-b ,heil sein' gegen semitisch s-l-m, k-n-m-w wahrscheinlich
,Hund' entsprechend semitisch kalb, h-nm- ,riechen' wo nach Ausweis
des Koptischen h-l-m vorlag wegen Ü)Ü)\M, h-n-m-s ,Freundschaft' und
arabisch hilm u. a. So scheint es sicher, daß *halbis o. ä. die Grundform ist.
25. Die Dattelpalme heißt in Ghadames tabirMut (A. de C. Moty¬
linsky op. cit. S. 4 als taf'inaout) was zu ägyptisch b-n-j gehört, koptisch
S BNN6, B BGNI. Koptisch heißt das Wort m. ,Dattel' und f. ,Dattel-
palme'. Die Schreibung b-n-r-j ist meines Erachtens pseudohistorisch
und inspiriert von anderen Fällen, wo r tatsächlich in j übergegangen ist.
,Dattelwein' d. i. wohl der Legbi, den man auf den berberischen
Oasen fabriziert — ich habe ihn auf der Oase Charga getrunken — heißt
ägyptisch b-n-j-w. Ich glaube, die Form hätte hier r haben müssen, wenn
wirklich r vorgelegen hätte.
Haussa debino stammt aus dem Berberischen. Der Übergang t zud ist
auf die Vermittlung eines JTototo-Dialektes zu setzen.
26. Das ,Auge' heißt in Ghadames wel, ägyptisch gibt es ein b-r d. i.
b-l, wegen koptisch BXX in gleicher Bedeutung. Man wird hier mit
Sethe *bil ansetzen, ich nehme an, daß die älteste Form bili hieß.
^ Bei dieser Gleichimg ist allerdings Vorsicht geboten; es gibt arabisch ein hämüs ,Mücke'. Vielleicht gehört auch irgendwie gr. KmvcoiJj (Herodot) II, 95) hierher, das unerklärten Ursprungs ist,
72 Weener Vycichl
Im Ägjrptischen gab es noch ^jn d. i. *cajn-u und j-r.t d. i. *jira.t-u
und du. m-r.t-j ,die beiden Augen' was vieheicht mit m-i-s , sehen'
zusammenhing. ^-Zist erst spät belegt, muß aber alt sein, weil in <l)ap-
ßaiSoc, heute Horbeit n. loc. (K. Bäedeckbr: Ägypten und der Sudan.
8. Auflage. Leipzig 1928, S. 176), der Kuhstätte des Hr mr-tj {Hr-b.-.t-j)
der Dual *baiti aus *bii.taj erhalten ist. Der Übergang von l zu s zeigt,
daß es sich um eine alte Form handeln muß, ebenso wie die Form B\\6
f. BWH pl. aus *billdjj, f. *billej.t und pl. *billdjju für *bilj-djj, f.
*biljej.t, pl. *biljdjju, die auf einen Stamm *bili hinweist. Sonst wäre
nämlich die Gemination des l im Koptischen unerklärlich.
27. Tuareg takukait ,Dum-Palme, Hyphaene Thebaica' paßt gut zu
koptisch K.OYK.. Als Grundform wird man vieheicht ein käJcaj ansetzen
dürfen, oder ägyptisch *qäqaj, beeinflußt durch den trockenen Vokal.
Bei hamitischen Wörtern bleibt k und q streng getrennt, bei anderen
scheint der Vokalismus seine Rolle mitzuspielen. So heißt der Hund des
Königs Antef berberisch s-b-s-q-r mit q und tuareg abaikur mit k (zuletzt
W. Hölscher: Libyer und Ägypter. Glückstadt, Hamburg, New York
1937. S. 26).
28. Schilhisch slem .riechen' entspricht ägyptisch h-n-m, d. i. h-l-m
gleicher Bedeutung, koptisch CQCDXM. Der Weg von ä zu s wird im
Berberischen wohl über S gegangen sein. Man denkt an semitisch h-m-s
'5' und schilhisch semmus, ferner berberisch ser ,bei'. ägyptisch h-r,
oder ParaUelformen wie Tuareg enher, enser ,zerreißen'.
29. Schilhisch tikelt oder tikli .Mal' und sikel .reisen', tuareg tekle
.Reise' aus *ta-jkle mit seinem Stamm j-k-l scheint zu ägyptisch
m-j-c-n koptisch MOGIT zu gehören, einem nomen loci mit Präfix ma zu
einer Wurzel j-k-l ,betreten, reisen, gehen'. Sikel ist Kausativ, aus
*sajkal.
30. Schilhisch sdudu ,zittern' gehört offenkundig zu s-d-i-d-;, was
schon mehrfach bemerkt worden ist. Koptisch heißt es CTO)T aus *sedädei
älter *sedasdas mit Dissmilation der beiden /, wie dies auch in /->'-/-?
,Kopf' und f--'-j-i-j ,Feind' eingetreten ist und in b-i-b-i ,Höhle, (geschrie¬
ben bsbiw), koptisch XCDX, XXXe aus jdjas, ^jajidjj, *böbös (älter
*bu!bui).
31. Koptisch KXC sowie das durch Herodot ausdrücklich als libysch
belegte Wort für .Fuchs' (ßaccrapta pl.) bilden Plurale die von der
Norm abweichen:
KXC .Knochen'
Oysop ,Hund'
BXCgop .Fuchs'
pl. Keec pl. oyzoop pl. Bxcgoop
In die gleiche Kategorie gehören augenscheinlich auch die folgenden:
MCX2 .Krokodil' pl. MC002
KXOM .Kranz' pl. KXOOM
Nach den bekannten Lautgesetzen müßte man bei diesen Wörtern ent¬
weder lange Vokale oder zumindest Diphthonge erwarten, wie bei pO
.Mund' pl. pmOY oder CNX2 .Fessel' pl. CNXyS.
32. Um diese Bildungen zu verstehen, muß von der Tatsache ausgegan¬
gen werden, daß diese Nomina im ältestenÄgyptischenauf-i endeten. Vor
der Pluralendung -m. die gerade in den ältesten Texten nie konsonantisch
ausgeschrieben wird und offenkundig mit dem -ü des Semitischen beim
Nomen und Verbum sowie bei haussa -ü zusammenhängt (W. Vycichl:
Haussa und Ägyptisch. MSOS III. Berlin 1934) ergaben sich Formen, die
in der Stufe I etwa qisjü, waharjü, baSSarjü, muzühjü, qlömjü lautete.
Nur bei den drei ersten Beispielen ist die Vokahsation des Wortstam¬
mes einigermaßen sicher. Das u im Wort für ,Krokodile' ist durch keil¬
schriftlich namsuhu d. i. NMC002 gegeben.
Diese Formen entwickeln im Neuägyptischen anstelle der Gruppe
Konsonant plus j eine Geminate.
Über die Entstehung dieser sekundären Geminaten vergleiche man
meinen Aufsatz über ,Ägyptische Ortsnamen in der Bibel' (ZÄS 76,
besonders S. 81) wo Formen wie
M66pe .Mittag' m-t-r.t über *mirra
002 .Mond' (jy-h-w über *idhho
MXXXe .Ohr' m-s-j-j über *me//e
erklärt werden, durch Ersatz dieser Doppelkonsonanz dmch Doppcl¬
vokal plus einfachen Konsonanten. Es handelt sich hier um zweigipfelige
Vokale, d. i. mit Hoch-Tief-Ton, wofür die Phonetik des Somali in¬
teressante Parallelen bietet.
33. Der phonetische Eindruck dieses flüchtigen, tieftonigen Vokales
war der eines Chatuph-Vokals. Daher hat man hebräisch die Schreibung
mit X für *jdir{o) .Nil' aus j-t-r-w beziehungsweise demotisch sogar
'ain, wie in h-f-l-'-l-e .Eidechse' (Griffith-Thompson: The Demotic
Magical Papyrus, Vol. VIII. London 1909, S. 541) um den Doppelvokal
in 2XMX66X6 wiederzugeben.
Es wird sich empfehlen den Ausdruck ,gebrochene Vokale' zu ver¬
meiden, da z. B. im Skandinavischen unter ,Vokalbrechung' eine andere
Erscheinung verstanden wird, wie altnordisch hjalmr aus urgerm.
*helmoz. Dieser Doppelvokal ist im Neuägyptischen bereits voll ent¬
wickelt und man benutzt zu seiner Schreibung bezeichnenderweise jenes
j, das in vielen Fällen zu seiner Entstehung beigetragen hatte.
Man schreibt also für kasmu .Weinberge' k-i-m-j-u (Harris 10, 4)
vgl. koptisch eOOM, obwohl hier nie ein j gestanden hatte.
74 Weeneb Vycichi,
Es verdient aber festgehalten zu werden, daß die sogenannten Nisbe-
bildungen hier nie Verdoppelung zeigen, wie GBGIT ,Imker' pl.
6BeiXT6. Das mag vielleicht damit zusammenhängen, daß hier langes
*t vorlag.
34. Man hat sich die Entwicklung demnach folgendermaßen zu denken:
Als Parallele ist mäivu ,Wasser' entsprechend arabisch mäs gewählt.
Das gleiche Schema gilt auch für die restlichen Nomina dieser prä-
hamitischen Gruppe. Es scheint auch das Wort für ,Auge' hierher¬
zugehören, dessen Dual *BXITe und Plural *Bee\ lauten müßte. Daß
die Form *bili in der 1. Stufe lautete und nicht einfach *bil, sieht man
weil das Wort für ,blind' koptisch BXXG mit ll, aus *bilj-djj, f. BXXH
aus bilj-ej.t (so Stufe 2) heißt.
Es sei abschließend nur noch der berberische Artikel untersucht.
35. Durch seine Scheidung in m. und f., sowie den Gebrauch des
Femininzeichens t erweist sich der berberische Artikel von vornherein als
der semitischen Schicht zugehörig.
In einem noch ungedruckten Aufsatz über den Artikel des Bedscha
habe ich dort den Nachweis geführt, daß dort ebenso der Singular von
Plural durch den Wechsel der Vokale unterschieden war: sg. *a und
pl. *i, genau wie im Berberischen.
36. Diese Opposition von a als Zeichen des Singulars und i als Zeichen
des Plurals findet sich auch im Semitischen, allerdings an einer so ver¬
steckten Stelle, daß die meisten Forscher daran vorübergegangen sind.
Es handelt sich nämlich um den Akkusativ.
So heißt es arabisch :
sg. nom. ibn-u-n ,ein Sohn' bin.t-u-n ,eine Tochter'
Vöhig klar ist das Verhältnis beim Femininum. Beim Maskulinum wird
man dagegen annehmen, daß in banüna folgende Elemente stecken:
1. der Stamm (ban), 2. eine Pluralendung (*ü), 3. eine Nominativendung
(u), 4. ein Element der Indetermination (-na).
In banina vermute ich dagegen in gleicher Reihenfolge: 1. den Stamm
(ban), 2. die Pluralendung (ü), 3. eine Akkusativendung (i), entsprechend
der bei banätin, 4. ein Element der Indetermination (na).
1. Stufe: sg. qisi 2. Stufe: sg. qes 3. Stufe: sg. qes 4. Stufe: sg. qes 5. Stufe: sg. qäs
pl. qisjü mäwu pl. qesju mäw
pl. qessu mäw
pl. qessu mäw
pl. qess mow
acc. ibn-a-n ,einen Sohn' pl. nom. ban-ü-na , Söhne'
acc. ban-t-na , Söhne'
bin.t-a-n ,eine Tochter' ban-ä.t-u-n ,Töchter' ban-ä.t-i-n ,Töchter'
37. Daß ü als Pluralendung angesetzt wird, geschieht einerseits aus der
Überlegung heraus, daß *ü-u wohl von neuem ü ergeben kann, jedoch
*ü-i regulär t ergeben muß (vgl. beim Partizip, arabisch : marmin ,ge-
worfen' aus *ma-rmüj-u-n für *marmijin, *'marmm von r-m-j).
Außerdem erscheint -ü als m. Pluralendung beim Perfekt des Verbums :
qatal-ü ,sie haben getötet'.
38. Ebenso verhält es sich im Akkadischen. Hier heißen die alten
Eormen von Sarrum ,ein König' und Sarratum ,eine Königin' wie folgt
(A. Ungnad: Babylonisch-Assyrische Grammatik. München 1926, S. 78):
Hier scheint es, als sei Sarr-ü aus *Sarr-ü-u hervorgegangen und Sarr-t
aus *Sarr-ü.-i. Dann wäre auch hier die Endung des Akkusativs im Singu¬
lar -a und im Plural -i.
So kommt es auch, daß im Dual und Plural die Endungen des Genetivs
und Akkusativs zusammenfaUen, weil hier die Kasusendung in beiden
Fällen -i ist.
39. Es darf somit als erwiesen gelten, daß die Elemente des Artikels
im Bedscha und im Berberischen hamitischen, d. i. frühsemitischen Ur¬
sprungs sind.
Da aber der Weg von Westasien nach der Berberei zwangsläufig über
das Niltal führt, wird man erwarten, die Elemente sg. -a und pl. -i auch
im Ägyptischen zu finden.
Es soh damit keineswegs die Existenz einer Kasusflexion gesucht
w^erden, denn diese hat sich im Semitischen erst nach der Abspaltung des
Hamitischen entwickelt. Was im Bedscha als Nominativ gilt, ist in
Wirklichkeit ein Ergativ, eine enge Verbindung des kasuslosen Artikels
mit einer Präposition ,in'.
40. Im Ägyptischen gab es wohl in zahlreichen Fällen eine Nominal¬
endung (nicht Kasusendung) -u. So erklärt sich m-w ,Wasser' gegen
arabisch mäi zwanglos aus *mä-w-u, wobei das w nur zur Überbrückung
des Hiatus diente. Die OsziUation zwischen h-r-j und h-r-w , oberer',
h-r-j und b-r-w ,unterer' wird auf Versuche deuten, ein hart-u als
*hart-j-u oder *hari-w-u zu interpretieren. Da aber Formen auf w nach der
Präposition r ,hin zu' vorkommen (r h-r-w), kann man hier nicht semi¬
tischem Gebrauch einen Genetiv auf -i sehen, da in diesem Falle der
konsonantische Reflex eindeutig r h-r-j, d. i. *hart-j-i sein müßte.
41. Das aber -i, das gleiche Element wie das des semitischen Genetivs
auch ägyptisch vorhanden war, ergibt sich aus den zahlreichen Nisbe-
sg. nom. Sarr-u-m acc. Sarr-a-m pl. nom. Sarr-ü
acc. Sarr-t
Sarr-at-u-m Sarr-at-a-m Sarr-ät-u-m Sarr-ät-i-m
76 Webneb Vycichl
Adjektiven, die ich auch im Berberischen nachgewiesen habe. Hier bildet
man von einer Wurzel *werzi ,Ferse' {awurz pl. iwurzan) ein turziit aus
*ta-vmrzi-i4 , Sandale' (E. Destaing: Etude sur la Tachelhit du Sous.
Dictionnaire. Paris 1938, S. 255). Es ist also das Element des Genetivs
ägyptisch und berberisch bekannt, ebenso auch im Bedscha, doch noch
nicht in der reinen Kasusfunktion des Semitischen.
42. Es bleibt jetzt übrig, nach der Opposition a:i zu suchen. Das er¬
scheint im Ägyptischen dadurch erschwert, weil die Sprache die Vokale
nicht schreibt. In einem Fall läßt sich aber ein Element ä (und zwar als
Länge) deutlich als Element der Richtung feststellen. Hierzu vergleiche
man hebräisch Fälle wie hä-Hr-ä ,hin nach der Stadt' oder nelek-ä ,laßt
uns gehn' und arabisch li-nadhab-a ,damit wir gehen'. Ich denke hier
an die Form sedmöf, die unmöglich aus einem Partizip und einem
Personalelement zusammengesetzt sein kann, aus dem einfachen Grunde,
weil hier das , impulsive Element' fehlte. Ein perjöf heißt ,er wird hin¬
ausgehn, er soll hinausgehn'.
43. Diese Frage löst sich aber ohne Schwierigkeit, wenn man annimmt,
diese Form habe ursprünglich aus drei Elementen bestanden und zwar aus
einem Infinitiv *'parj .Hinausgehen' oder besser einem Verhalnomen,
dem ,Richtungselement' ä und der malten Form des Pronomens, etwa
*fi, also *parj-ä-fi der 1. Stufe oder *parjdf der 2. Stufe hätte demnach wörtlich bedeutet: ,,er (fi) ist zum Hinausgehn, he is to go out".
44. Das Problem, das sich hier ergibt, ist das des Sinnes. Die Bedeutung
von ffl wäre einmal determinativ, anderseits richtungsweisend also prä-
positional.
Nun soll keineswegs behauptet werden, alle ,Grundelemente' müßten
historisch die gleiche Form darstehen. Es wird niemandem einfallen,
die verschiedenen s des Englischen (Genetiv, Plural, Endung der 3. Per¬
son sg. und als Abkürzung von is) als ursprünglich identisch zu erklären
oder alle deutschen Endungen, die sich unter der Form -er finden.
45. Wir haben also folgende Belege:
a) berberisch: a (Singular) i (Plural)
b) ägyptisch: a (Richtung) (unbelegt)
c) bedscha: a (Singular) i (Plural)
d) semitisch: a (Singular) i (Plural)
ffl (Richtung)
Es ist vor allem die Übereinstimmung der Formen für Singular und
Plural — berberisch und bedscha im Artikel, semitisch in der Akkusativ¬
endung — die es nahelegt, die Formen als verwandt zu betrachten, in
zweiter Linie erst der Gebraucb als Richtungspartikel im Ägyptischen
und Semitischen.
46. Wenn daher das Berberische Nomina der Formen anaha, agjul,
tabali etc. zeigt, so sind die Elemente des Artikels a und ta zweifehos
hamitischer Herkunft. Der Stamm dieser Wörter gehört jedoch einer
prähamitiscJien Sprachschicht an, die hier typhonisch genannt wird, und
die im Altägyptischen wie im Berberischen gleichermaßen vorliegt. —
Bibliographie a ) Berberisch
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6 ) Tschadohamitisch
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Sprache der Buduma im Zentralen Sudan. Leipzig 1936. Zentral-
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RoPEE: Tu Bedawie, A Handbook for Sudan Officials. Rejaf 1928.
Althamito-semitische nominale Genusexponenten in heutigen Hamitensprachen^
Von August Klingenheben, Hamburg
Zu den typologischen Gründen, die uns berechtigen, von einer hamito-
semitischen Sprachengruppe zu sprechen, gehört das Genus, das gram¬
matische Geschlecht. Schon in den ältesten uns bekannten Vertretern der
Hamiten- und Semitensprachen tritt es uns in ausgeprägter und in seinen
Grundzügen voll entwickelter Gestalt entgegen, die, abgesehen von ge¬
wissen Sonderentwicklungen innerhalb einiger ihrer jüngeren Glieder,
bis heute im wesentlichen unverändert geblieben ist. In ihr umfaßt das
Genus zwei große Formkategorien, die wir Maskulinum und Femininum
nennen. Nach diesen gliedern sich nicht nur die sexuell differenzierten
Lebewesen, sondern jedes Substantivum, auch das zur Bezeichnung
sexuell indifferenter Gegenstände oder abstrakter Begriffe dienende,
gehört grundsätzlich einer dieser beiden Kategorien an. Wird ausnahms¬
weise einmal das gleiche Substantiv nach beiden Genera konstruiert, so
bezeichnet — abgesehen von einem bloßen Schwanken des Sprach¬
gebrauchs bzw. einer individuellen Unsicherheit des Sprechers nament¬
lich bei seltener gebrauchten Wörtern — das gleiche Wort entweder An¬
gehörige beider Geschlechter, z. B. Somali vx)läl, das als Maskulinum
,, Bruder" und als Femininum ,, Schwester" bedeutet, oder der Genus¬
verschiedenheit des gleichen Lautkomplcxes entsprechen Bedeutungs¬
unterschiede anderer Art, z. B. Bedauye sa', das in maskuliner Ver¬
wendung ,,Kuh" und in femininer ,, Fleisch", oder Somali her, das als Maskulinum ,, Leber" bzw. ,,Herz" und als Femininum ,, Acker" be¬
deutet. Es mag dahingesteht bleiben, ob in Fällen der letztgenannten Art
der phonetischen Identität der heutigen Wortform immer auch eine ety¬
mologische entspricht.
Da in der Hauptsache, wenn auch nicht ausnahmslos, die sexueh
männlichen Lebewesen sprachlich dem einen, Maskulinum genannten
Genus, und die sexuell weiblichen dem andern, Femininum genannten, an¬
gehören, so lag der Schluß nahe, daß das Genus seinen Ursprung vom
Sexus genommen imd sich erst von hier aus auf den sexueh indifferenten
Teil des nominalen Wortschatzes der Sprachen ausgedehnt habe. Dem¬
gegenüber sind sowohl im Hinblick auf die Semiten- wie die Hamiten-
^ Vortrag auf dem Deutschen Orientalistentag in Marburg 1950.