Ein Bericht des Preußischen Gesandten zu Konstantinopel
aus dem Jahre 1819
veröffentlicht von W. Heffening f, Bonn
Auf Betreiben Georg Wilhelm Freytags, des ersten Ordinarius der
orientalischen Sprachen an der im Jahre 1818 gegründeten Universität
Bonn, beantragten Rektor und Senat am 2. Mai 1819, durch die kgl.
Preußische Gesandtschaft in Konstantinopel türkische Bücher für die
Universitätsbibliothek beschaffen zu lassen. Im Verlaufe dieser Aktion'
erhielt der damalige Regierungsbevollmächtigte für die Universität
Bonn, der kgl. preußische Oberpräsident Graf von Solms-Laubach in
Köln, von dem ihm befreundeten preußischen Gesandten in Konstanti¬
nopel Herrn VON Schladen folgenden Brief:
Ew. Excellenz
geäußerten Wunsche gemäß, gebe ich mir die Ehre Ihnen in der An¬
lage das Verzeichniß der, in der kaiserlicJien Druckerey zu Scutari,
bisher erschienenen Werke ganz ergebenst zu übersenden, und übernehme
sehr gern die Verfjlichtung Ew. Excellenz ebenfalls von den, in der
Folge erscheinenden, in Kenntniß zu setzen.
In der Voraussetzung daß ein Überblick des gegenwärtigen Zu¬
standes der Litteratur innerhalb der Ocmannischen (!) Staaten, den
verehrlichen Mitgliedern der neuen Rheinischen Hohen Schule, welche
sich diesem Fache widmen, willkommen seyn dürfte, gereicht es mir zum
besonderen Vergnügen Ew. Excellenz in dem beygeschloßenen Aufsatze
einige, zu diesem Behufe gesammelte Bemerkungen mittheilen zu können.
Während mir jede Veranlaßung Ihnen meine Willfährigkeit zu be¬
weisen, höchst erwünscht seyn wird, ergreife ich die sich darbietende Gelegenheit um Ew. Excellenz die Versicherung meiner ausgezeichneten
Hochachtung und aufrichtigen Freundschaft zu erneuern.
Buyukdiri. am Ufer des Bosphorus, den 26sten Juny 1819.
Schladen
Das in diesem Schreiben erwähnte Verzeichnis der Erzeugnisse der
türkischen Staatsdruckerei und den erwähnten Bericht über die da-
* Die UB Bonn erwarb dadurch im Jahre 1821 die wichtigsten Kon¬
stantinopler Drucke, so die Geschichtswerke des Na'imä, Eäsid, Sämi,
'Izzi, Wä^if, das öihännumä des Häggi Halifa, das Wörterbuch des
WänqOli, das Ferhenk-i Su'üri, das Burhän-i qäti' und das Lehget al-lugät.
über Buch- und Druckwesen in der alten Türkei 593
maligen literarischen Verhältnisse im Osmanischen Reich hatte Freytag
bereits in den Fundgruben des Orients abdrucken wollen, was aber unter¬
bleiben mußte, da die Fundgruben damals grade ihr Erscheinen einstellten.
So blieb der interessante Bericht in den Akten des Bonner Kmatoriums
in dem Faszikel 100/1 „Förderung des Studiums der orientalischen
Sprachen" bis heute unbeachtet.
Durch diesen Bericht wird unsere Kenntnis von den Reformbestre¬
bungen, den sog. Nizäm-i gedid, Sultan Selim's III. (1789—1807) auf
geistigem Gebiete durch einige interessante Einzelheiten bereichert,
ebenso wie auch die Reaktion gegen diese Bestrebungen unter Sultan
Mustafä IV. (1807—1808) und Mahmüd II. (1808—1839) treffend ge¬
kennzeichnet wird. Aber daß Mahmüd II. später dennoch in die Fu߬
stapfen Selims III. trat und die Tanzimät-Periode vorbereitete, kündigte
sich damals bereits an, indem er unter der Hand französische Werke ins
Türkische übersetzen ließ. Von Interesse dürften auch die Mitteilungen
über das geistige Streben bei den Griechen am Vorabend der griechischen
Unabhängigkeitsbewegung sein.
Dem Kurator der Universität Bonn, Herrn Dr. Joachim Kiecke-
busch, möchte ich für die von ihm freundlichst erteilte Grenehmigung
zum Abdruck des Berichtes auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten
Dank aussprechen.
Der Bericht hat folgenden Wortlaut:
Im ganzen Umfange des osmanischen Reichs bestehet nxir eine einzige
Türkische Druckerey', welche sich zu Scutari, Constantinopel gegenüber
befindet, und unter der Leitung eines von der hohen Pforte dazu er¬
nannten Aufsehers, auf Kaiserliche Kosten betrieben wird. Die daselbst
aufgelegten Werke, sind in dem beygeschloßenen Verzeichniße* angeführt.
In der Handschriften-Litteratur hat die neuere Zeit nichts Bemerkens-
werthes erzeugt. Sie beschränkt sich auf einige Gedichte, Erzählungen,
und theologische Abhandlungen, welche meistens Persischen oder Ara¬
bischen Urprungs, und theils dem Auslande schon bekannt, theils von
wenigem Interesse für dasselbe sind. Die einzige Handschrift welche ihres
politischen Inhalts whlen ein besonderes Interesse erregen dürfte, findet
sich am Schluße des angebogenen Verzeichnisses aufgeführt.^
' Sie wurde im Jahre 1728 von Ibrähim Müteferriqa gegründet auf
Grund eines Hatt-i Serif Sultan Ahmeds III. vom 5. Juli 1727. Vgl. über
die Geschichte dieser Druckerei Babinger, Stambuler Buchwesen im
18. Jahrh., Leipzig 1919.
^ Da dieses Verzeichnis nichts Neues bietet, sehe ich von einem Ab¬
druck ab.
^ In diesem Verzeichnis heißt es: Mirat-oul-akhbar ou Miroir des
6venements, ouvrage historique concernant les revolutions de Constan¬
tinople en 1221,22 et 23 de l'högire (1806, 7 et 8 de J. C), le dötrönement
Unter Sultan Selims Regierung, welcher selbst einen seltenen Grad von
positiver Bildung besaß, und zuerst den kühnen Versuch wagte, auf den
abgestorbenen Baum der Wissenschaft des Orients, (trotz seiner 307 ver¬
schiedenen Zweige — siehe Hammers Encyklopädische Übersicht der
Wissenschaften des Orients' —) das frische Reis der abendländischen
Pflanzschule zu impfen, heßen sich wesentliche Fortschritte im Gebiethe
der Litteratur erwarten. Die Kaiserliche Privatbibliothek und die In¬
genieurschule, wmden mit den kostbarsten Auflagen der vorzüglichsten
französischen Werke, mit der vollständigen Kartensammlung von Arrow
Smith^, mit trefflichen Instrumenten usw. bereichert, ja man erreichte
sogar in derselben Anstalt zu Scutari, eine französische Druckerey, von
welcher die (2) im Verzeichniße unter Nr. 9 und 21 angeführten Werke*
herrühren, und so sehr es mit den Vorurtheilen der Muselmänner über¬
haupt, besonders aber mit dem Fanatismus der Janitscharen, und der,
daraus entspringenden Zerstörungswuth aller neuern Einrichtungen,
vereinbar war, blieb nichts unversucht um die Wißbegierde zu wecken,
die Mittel zu ihrer Befriedigung zu vervielfältigen, und die Europäischen
Lehrmethoden, auf die morgenländischen Schulen anzuwenden. Seit dem
gewaltsamen Tode dieses ausgezeichneten Fürsten aber, für dessen Ent¬
würfe das Türkische Zeitalter in der That noch nicht reif war, scheint die
Hohe Pforte die Verminderung aller Berührungspmikte mit dem Aus¬
lande, die Rückkehr zur früheren intellectuellen Isolirung, die Ent¬
fernung aller Ungläubigen von den islamitischen Anstalten, und das
sorgfältige Abwehren aller Neuerungen, in scientifischer wie in politischer,
in administrativer wie in commercieher Hinsicht, zugleich als die einzige
Bürgschaft der Fortdauer ihrer Integrität, und als das einzige Ver-
söhnimgsmittel zwischen der Regierung und dem Volke erkannt zu
et la mort de Selim III et autres circonstances particulieres. 1 vol. in 4°.
Manuscrit Turc, avec la traduction francaise interfoliöe, Egalement manu¬
scrite 195 feuilles. — Ire Partie: fivenements de Rom61ie et declaration de
guerre ä la Russie et l'Angleterre par la Porte. — 2de Partie: fivenements
qui ont pr6e6d6 le d6tr6nement de Selim III. — 3me Partie: fivenements
qui ont caus6 la mort de Selim III. — L'auteur un Turc, tömoin de ces
evenements, qui vit encore. Le traducteur et ecrivain de cet exemplaire,
un grec (probablement Mr. Rasi). — Dies Werk fehlt bei Babinger, Oe-
schichtsschreiber der Osmanen.
1 Dieses Werk von Jos. v. Hammer- Purgstall erschien Leipzig 1804.
^ Aaron Aerowsmith(1750 —1823) begründeteeinenbekannten, damals
bedeutenden kartographischen Verlag in London, der zahlreiche Atlanten
und Kartenwerke herausbrachte.
' Es sind dies: Nouveaux riglemens de la Porte. Par Mahmoud Rayf,
vormaliger Reis Efendi, französisch mit Kupfern, klein fol. 1798 und:
Diatribe de l'ingenieur Sayd Mustafa, sur l'itat actuel de l'art militaire, du ginie et des sciences ä Consple., klein fol. pag. 33. 1803.
über Buch- und Druckwesen in der alten Türkei 595
haben. Dieser Ansicht gemäß ist nunmehr der Bann über Ahes aus¬
gesprochen was im Geiste des großen Selim gedacht war, und während
die meisten, aus jener Zeit herrührenden Anstalten, des Mangels an
Unterstützung wegen eingegangen sind, ist auch die Druckerej' so sehr
gesimken, daß der Kaiserhche Aufseher nicht einmal die nöthigen Vor-
schüße hat erhalten können, um wenigstens die bereits angefangenen
Werke zu vollenden.
Dem Gedeihen anderer, von Privaten unternommenen Druckanstalten
würde sich, wenn je ein solcher Versuch gewagt werden sohte, haupt¬
sächlich die Zimft der Schreiber -nddersetzen, deren fortdauerndes Mo¬
nopol übrigens schon hinlänglich durch den Greschmack der morgen¬
ländischen Litteratoren und Bibliomanen gesichert ist, indem die (3)
zu imtemehmenden ersten typographischen Versuche, welche gleichsam
die Incunablen der morgenländischen Litteratur seyn würden, keines¬
wegs jene strengen Forderungen befriedigen könnten, welchen die äußerst
künstlichen, sinnigen, und erfindungsreichen cahigraphischen Ver¬
zierungen Genüge leisten.
So imabläßig Sultan Mahmud übrigens auch beschäftigt ist, sein Volk
zu überzeugen, wie er nur beabsichtigt den Glauben an die Vortrefflich¬
keit und Unfehlbarkeit der islamitischeii Eimichtungen in seiner ganzen
Reinheit wieder herzustehen, und von allen unlautern Zusätzen des
Abendlandes zu reinigen, so hat er doch unter der Hand die Übersetzung
ins Türkische des berühmten Tableau gindral de l'Empire Ottoman von
Muradgea d'Ohsson' und des Congräs de Vienne von M. de Pradt^ selbst
veranlaßt, an welcher verschiedene gelehrte Griechen eifrig arbeiten.
Schanzadö AttauUah Efendi*, einer der gelehrten Ulemas, beschäftigt sich
mit der Übersetzung mehrerer anatomischer Werke ausdemitaliänischen.
Der gegenwärtige Reichshistoriograph Aßim Efendi*, hat den Ruf
eines sehr gelehrten Mannes. Die Annalen der Regierung Kaiser Mah-
1 Das bekannte in Paris 1787—1790 in zwei Bänden erschienene Werk.
* Dominique DurouB de Pradt, Du Congres de Vienne au congres de
Radstadt. T. 1. 2. Paris 1815.
' Sänizäde 'Atä' Ulläh Mehmed Efendi, der damalige Richter von Ejjüb
und spätere Reichshistoriograph, machte seine ersten Studien in Italien
(vgl. Reinaud in Bull, dea sciences historiqu.es XIX, 1831, S. 279) und kom¬
pilierte aus französischen und italienischen Abhandlungen das hier wolü
gemeinte medizinische Werk Mirfat al-abdän fl taSrih a'zä' al-insän, dessen erster Band Stambul 1235/1820 erschien. Vgl. Babingeb, Geschichtsschreiber,
S. 346; Brusah Mehmed Tähir, 'Osmanli Mü'ellifleri, III, 221.
* Ahmed 'Ä?im Efendi, Reichshistoriograph seit 1807, gest. 28. Nov.
1819. Sein Geschiohtswerk schließt aber mit der Thronbesteigung Mah-
müds II. Die Regierung Mahmüds schildert sein Nachfolger, der in der
vorhergehenden Anmerkung genannte Sänizäde 'Atä' Ulläh Efendi. Vgl.
Babingeb, Geschichtsschreiber, S. 339 f.
39 ZDMG 100/2
muds, sind zwar bisher noch nicht bekannt geworden, es läßt sich aber
voraussetzen, daß der Verfasser, dessen Werke so wie jedes andere
Geistesproduct auf Türkischem Boden, unter der unmittelbaren Censur
der Kaiserlichen Willkühr stehen, sich eben so wenig als seine Vorgänger
durch zu große Freimüthigkeit oder zu strenge Wahrheitsliebe aus¬
zeichnen wird.
Auf den blühenden Inseln des Archipels, in Ohio und Pathmos —
zwischen den Trümmern des alten Griechenlandes, in Joanma, Patras,
Athen — auf den Höhen des Athos — in der Moldau und Wallachei —
(4) ja selbst unter den argwöhnischen Augen der neidischen Türkischen
Behörden und auf asiatischen (!) Boden, in Smyrna, Caesarea und Ky-
donia, wo der Islamismus Christliche Cultur am eifrigsten verfolgt,
überah zeigt sich unter den zerstreuten, bedrückten und gemißhandelten
Griechen das rastlose Streben nach einer geistigen EntM'icklung, überall
erwacht die Erinnerung an eine glorreiche Vorzeit, nach allen Richtungen
strebt die rege Sehnsucht der Vorältern würdig zu seyn, die Freyheit des
Geistes wieder zu erringen, das Joch des Despotismus und des Aber¬
glaubens abzuschütteln. Schon sind mehrere der größten und gefähr¬
lichsten Hindemiße besiegt worden. So groß die Opfer, und so mühsam
die Anstrengungen waren, so wichtig sind auch die gewonnenen Re¬
sultate, so erfreulich die Hoffnungen für die Zukunft. Die unverkenn¬
baren Einwirkungen der französischen Revolution, die Verbreitung vor¬
züglicher französischer Schriften in neugriechischer Ubersetzung, die
Hoffnungen welche die Rußische Politik erregt und unterhält, der
häufigere Verkehr mit Emopa, der wachsende Handel, der steigende
Reichthum, die fortgesetzten Besuche gelehrter Reisenden, haben in den
letzten 25 Jahren eine solche moralische Umwälzung unter den Neu¬
griechen hervorgebracht, daß man diese Epoche wirklich als das erste
Erwachen aus dem lethargischen Schlafe seit der Zerstörung des morgen¬
ländischen Kaiserthums' betrachten darf. Seit dem (!) sind die alten un-
vollkommnen Lehranstalten umgeschmolzen worden. — Uberall bilden
sich neue nach dem Vorbilde emopäischer Universitäten. Die hohen
Schulen in Chio und Smyrna, zählen allein 1500 Schüler, jene zu Caesarea
500, zwischen 3 a 400 jede der übrigen. — Nach allen Theilen Europas
wandern junge Gelehrte, welche eifrig (5) sammeln, um bey der Rückkehr
in die Heimath den Lehranstalten vorzustehen, und die erworbenen
Schätze mit den wißbegierigen Brüdem zu theilen. Die alten Klassiker
werden neu aufgelegt und mit erläuternden Anmerkungen versehen. Die
alte Sprache in ihrer msprünglichen Reinheit hergestellt, die neue be¬
reichert mid systematisirt — Die Schätze fremder Sprachen, besonders
der teutschen, in die vaterländische übergetragen — Die Gemeinden und
1 Gemeint ist das byzantinische Kaisertum.
über Buch- und Druckwesen in der alten Türkei 597
der Handelsstand verwenden mit seltner Freygebigkeit beträchtliche
Summen auf die Gründung und Dotirung öffentlicher Schulen ; so wurden
die Anstalten zu Joanina, Athos, Smyrna und Chio mit mehreren hundert¬
tausend Piastern auf ein Mal beschenkt. Mehr als 50 jmige Männer be¬
reisen in diesem Augenblicke, Italien, Frankreich und Deutschland auf
öffentliche Kosten, zu welchen noch ganz kürzlich Alexander Mauro',
Handelsmann in Constantinopel 15000, und N. Babazy^ aus Taganrock
50000 Piaster beytrugen.
So rege, so muthig und rastlos aber auch das Streben der Bessern unter
den Neugriechen ist, so tief ist die Mehrzahl gesunken, so zahlreich und
so schwer zu besiegen sind die Hindemiße, welche sich der Aufklärung
widersetzen. Der übermüthige Stolz der Türken, die -wdhkhrlichen Er¬
pressungen der öffentlichen Behörden, die Habsucht und die finstere
Tiranney der griechischen Klerisey, die Zwietracht zwischen den ränke¬
süchtigen Fanariotten, erzeugen täglich neuen Widerstand, neue
Schwierigkeiten und Beschränkungen. Je größer die Entfernung von der
Hauptstadt, je sicherer das Gedeihen jeder Unternehmung. Die früher
im Fanar zu Constantinop[e]l angelegte und später nach Kurutschesm^^
am Ufer des Bosphorus versetzte hohe Schule, hat sich trotz der eifrigen
Bemühungen und (6) des mächtigen Protectorates des geistreichen
Fürsten Morusi*, dem feindlichen Einfluße des Patriarchen und der
Archonten nicht entziehen können. Die Wissenschaften haben hier wie
anderwärts keine ärgeren Feinde zu bekämpfen, als den politischen Ehr¬
geiz und die geistliche Herrschsucht. Diesen mächtigen Ursachen und
dem Argwohne der Türken ist es zuzuschreiben, daß alle typographischen
Anstalten imter den Griechen noch sehr unvollkommen sind, und ahe
vorzüglichem Werke der Eugenius Bulgari*, Neophita Theodochi^, Nico¬
laus Maurocordato*, Rigas Valestinli'^, Anthimas Gazis^, Neophita Cavso-
' Diese beiden Handelsleute konnte ich nirgends feststellen.
^ Kuru^e^me.
^ Demetrio Muruzi (1768—1812) gründete diese hohe Schule. Vgl. Livre
d'or de la noblesse Phanarioie. Athen 1892, S. 89.
^ Eugenios Vulgaris (1716—1806), bedeutender Schulmann und Philo¬
soph. Vgl. Rim. Nicolai, Geschichte der neugriechischen Literatur, Leipzig
1876, S. 123; K. N. Sathas, Neo£XX7)vixr) (fikokoyia. BioypxtfLoLi, Athen 1868,
S. 566ff. ' Nicht zu ermitteln.
° Nikolaos Mavrokordatos (ca. 1670—1730). Vgl. K. N. Sathas, a. a. O.
S. 422 f.
' Rhigas Pheräos (1754—1798), der größte griechische Freiheitssänger.
Vgl. Nicolai, S. 153 f.; K. Dietrich, Geschichte der byzantinischen und neu¬
griechischen Literatur, 2. Aufl., Leipzig 1909, S. 173ff.
' Anthimos Gazis (1764 —1837), Verfasser der bekannten 'EXXr]vixyj
ßißXioö^x-/), Wien 1807 und des As^ixöv IXXtivwöv, Wien 1809—16. Vgl.
Sathas, a. a. O., S. 693.
39»
calivit', Sergius Maccrea^, Coray*, Codrica*, Govdella^, Zenovius Pope®,
Cumas', Dimetrio Skina*, Alexander Bythyno®, Valeta, genannt Aristo-
menes^^", Vardalacho^^ u.s.w., in Venedig, Leipzig, Wien oder Paris auf¬
gelegt wurden.
Gegenwärtig giebt es im ganzen osmannischen (!) Reiche nur drey
griechische Druckereyen.
Die erste im Patriarchat-Gebäude zu Constantinopel unter der un¬
mittelbaren Leitung und Censm des Patriarchen. Lettern und Papier
sind gleich schlecht. Die Censur ist unerbittlich streng, auch sind die Ex-
communicationen an der Tagesordnung, und es werden meistens nur
orthodox-theologische Abhandlungen, Gebetbücher, oder Kinder¬
schriften daselbst gedruckt.
Die zweite in Bucarest ist in jeder Hinsicht noch schlechter. Sie be¬
findet sich unter der Leitung und Censur des Metropoliten, und besitzt
neben den griechischen auch slavonische Alphabete, mittelst welchen
Gebetbücher und öffenthche Verordnungen in Wallachischer Sprache^^
gedruckt werden.
Die dritte in Jassy, ebenfals (!) unter der Leitung und Censur des (7)
Metropoliten, auf welche jedoch der Hospodar günstig einwirkt. Es sind
daselbst mehrere Werke mit gutem Drucke und reinem Papiere auf¬
gelegt worden. Das merkwürdigste derselben ist das bürgerliche und
rechtsherkömmliche Gesetzbuch für die Moldau, welches auf die römische
^ Neophitos Kavsokalivitis (1702—1780), bedeutender Grammatiker.
Vgl. Sathas S. ölOff.; Nicolai S. 34.
^ Sergios Makräos (gest. 1819), Dichter kirchlicher Hymnen. Vgl.
Sathas S. 629 f.
^ Adamantios Korais (1748—1833), Vorkämpfer der griechischen Frei¬
heit, fruchtbarer Schriftsteller und Sprachschöpfer. Vgl. Nicolai S. 103ff. ;
Sathas S. 662 ff.
* Panagiotis Kodrikas (gest. 1827), in sprachlichen Dingen der Gegner
des Vorigen. Vgl. Sathas S. 654.
' Dimitrios Govdolas, Philosoph und Mathematiker. Vgl. Andeeas
Papadopulos, NEOeXXrjvw}) tfikokoYia., Athen 1857, II, 257.
' Zinovios Pop, Metriker. Papadopulos, a. a. O. II, 324.
' Konstantin Michail Kumas (1777—1836), Polyhistor, Mitbegründer
der Philologensohule in Smyrna, korrespondierendes Mitglied der Berliner
Akademie. Vgl. Nicolai S. 125; Sathas S. 676f.
8 Dimitrios Schinas, Dichter. Vgl. Papadopulos II, 338.
' Nicht zu ermitteln.
Spyridon Valettas, Übersetzer von Rousseaus Traktat über die Ver¬
schiedenheit der Stände (Paris 1818). Vgl. Nicolai S. 109.
Konstantin Vardalachos (1775—1830), Verfasser einer altgriechischen
Grammatik. Vgl. Nicolai S. 101; Sathas S. 691 f.
Mit ,,Wallachisoh" ist das heutige Rumänische gemeint, mit ,,sla-
vonischem Alphabet" die kyrillische Schrift, in der das Rumänische früher geschrieben wurde.
über Buch- und Druckwesen in der alten Türkei 599
Gerichtsordnung gegründet ist, und auch in der Wallachei befolgt wird.
Der Verfasser ist der gegenwärtige Hospodar Fürst Carl Cahimachi'.
Neuerlich haben sich mehrere der angesehensten Einwohner in Chio
vereinigt, um geschickte Buchdrucker und auserlesene Lettern aus Wien
zu verschreiben. Der Erfolg dieses gemeinnützigen Unternehmens steht
zu erwarten.
* Carl oder besser Scarlato Callimachi war 1812—1819 Hospodar der
Moldau und wurde 1821 ermordet. Er schuf im Jahre 1816 das hier er¬
wähnte moldauische Gesetzbuch, den sog. Code Callimachi, der teilweise
heute noch in Geltung ist.
Von Walther Heissig, Darmstadt 1. Einleitung
Das 1835 von dem Ordos-Mongolen FiJNÖurJAB verfaßte Werk Subud
erike („Die Perlenschnur") ist nicht mit dem gleichnamigen Werke mo¬
ralistischen Inhaltes identisch. Letzteres ist die mongolische Bearbeitung
der chinesischen Spruchsammlung l^^M Lien-chu-chi (1699)'. Ts.
Zhamtsarano hat die Chronik Subud erike (von nun an SE) mit
Bolur erike (1774/75), Bolur toli (1810/13) nnd Erdeni-yin erike (um 1859)
unter die sekundären mongolischen Geschichtswerke eingereiht^. Auf
Beziehungen zwischen Bolur toli und SE hat kurz B. Y. Vladimirtsov
hingewiesen*. Einige Zeilen aus SE hat Pater A. Mostaert in seinem Auf¬
satz „L'ouvertme de sceau' et les adresses chez les Ordos"* zitiert und
übersetzt, ohne sie jedoch als aus SE entnommen zu identifizieren; in
„Note sur un texte de Sanang setsen"^ erwähnt er eine Chronik, die eben¬
falls SE war, wie weiter unten gezeigt werden wird.
SE weicht inhaltlich und im Gesamtaufbau nicht wesentlich von den
bekannten Werken der genealogischen mongolischen Geschichts¬
schreibung ab, wie die Inhaltsangabe unter 5 zeigt. Trotz dieses Manie¬
rismus und seines geringen Umfanges aber hat SE einiges historisches
Material über das Tsinggis Khan-Heiligtum bewahrt, welches sonst noch
imbekannt ist und daher diese Randbemerkung rechtfertigt.
2. Bekannte Manuskripte
Folgende Mss. von Subud erike sind mir gegenwärtig als erfaßt bekannt :
1. Svhuderike, 15 fois., Verfasser: Funjigjab, in der Staats-Bibliothek Ulan-bator* ;
' Cf. B. liAUFEB, Skizze der mongolischen Literatur, Keleti szemle
VIII, 1907, p. 237. Dort erst mit 1728 datiert, obwohl es schon in einer
mandjur.-chin. Ausgabe von 1699 vorliegt (cf. W. Fuchs, Beiträge zur
mandj. Bibliographie und Literatur, Tokyo 1936, p. 34).
^ Mongol'skie letopisi XVII veka (Mongolische Chroniken des 17. Jahr¬
hunderts), Trudy Instituta Vostokovedeniya XVI, Leningrad 1936, p. 80.
^Nadpisi na skalakh khalkhaskogo T.soktu taidzi (Die Felsinschriften
des Tsoktu taidzi der Khalkha), Izvestiya Akad. Nauk SSSR 1926, p. 1280.
* Monumenta Serica I, 2, Peking 1935, p. 330.
' Ordosica, Bulletin Nr. 9 (1934) of the Catholic University of Peking, p. 64.
' Cf. G. N. RuMiYANTSEV ill einer japanischen Übersetzung seines Auf¬
satzes ,,Die mongolischen Manuskripte der Staatsbibliothek Ulanbator"
in der jap. Zeitschrift Moko X, 9, Tokyo 1943, pp. 27—32.