Tigriüa-SprichwOrter
Von Enno Littmann, Tübingen
Wie ich in ZDMG, Bd. 92, S. 611, ausgeführt habe, erhielt
ich von Herrn Dr. Winqvist im Jahre 1906 die Erlaubnis, die
von ihm. gesammelten Sprichwörter und Rätsel zu bearbeiten,
d. h. zu transkribieren und zu übersetzen. Die Rätsel wurden
1938 von mir herausgegeben. Die Sprichwörter, 471 an der
Zahl, stehen auf S. 46—60 des Sillabario nella lingua Tigrinja.
Tradotto da Dre C. Winqvist insieme con maestri indigeni.
Pubblicato dalla Missione Svedese nella Colonia Eritrea. Stam¬
pato nella Tipografia della Missione Svedese in Asmara. Anno
MDCCCXGVI. Ich ließ sie mir von meinem Diener Paulus (P.),
der aus Hamäs§n stammte, diktieren und erklären, und zwar
in der Zeit vom 12.—17. März und vom 26. März bis 5. April
1906; vgl. Deutsche Aksum-Expedition, Bd. I, S. 12f.
Bisher war es mir nicht vergönnt, meine damaligen Auf¬
zeichnungen über diese Sprichwörter herauszugeben. Nun er¬
schien im Jahre 1942 das Buch Proverbi tradizioni e canzoni
tigrine von Cablo Conti" Rossini, dem Führer unter den
hervorragenden italienischen Kennern Abessiniens. Dadurch
ist der größte Teil meiner eigenen Arbeit überholt worden;
denn die von Conti Rossini veröffentlichten Proverbi sind,
wie er auf S. 12 sagt, Teile einer „collezione donatami durante
i lontani miei anni d'Eritrea, la quale sostanzialmente con-
corda con un altra, inserta in un volumetto didattico della
Missione Svedese di Asmara". Von den Sprichwörtern bei
Conti Rossini (C. R.) fehlen 42 bei Winqvist (W.); dafür
hat letzterer 24, die bei ersterem fehlen. Diese 24 gebe ich
im folgenden nach meinen früheren Aufzeichnungen heraus,
indem ich sie neu nummeriere und in Klammem die Zahlen
der Ausgabe von Winqvist hinzufüge (Teil I).
E. LimuHH, Tigrifia-Sprichwörter 209
Da aber Sprichwörter oft schwer zu erklären sind, und
auch die einheimischen Erklärer oft in ihren Deutungen von¬
einander abweichen, habe ich meine Aufzeichnungen der
Sammlung W. mit der Veröffentlichung von C. R. verglichen
und dabei nicht nur einige Varianten im Wortlaut und in der
Lesung der Tigrina-Texte gefunden, sondern auch in der
Übersetzung und in der Auffassung des Sinnes. Diese Va¬
rianten habe ich zusammengestellt, zugleich mit einigen
wenigen Druckfehlern bei C. R. (Teil II).
Fernw habe ich frühere Veröffentlichungen von Tigrina-
Sprichwörtern verglichen. Es handelt sich hier um die Samm¬
lungen Pbaetobius (Praet.) und F. da Oitbio (Off.) sowie
die Sprichwörter, die F. da Bassano an verschiedenen Stellen
seines Wörterbuchs angeführt hat. Praet. ist erschienen in
ZDMG, Bd. 37, S. 443—450; 38, S. 481—485; 39, S. 322—326;
42, S. 62—67. Diese Sammlung ist aber nicht von Praet.
selber aufgenommen worden, sondern sie ist ihm mit Über¬
setzungen und Erklärungen von einem ungenannten Missionar
zur Veröffentlichung übersandt worden; es sind 60 Sprich¬
wörter. F. DA Offeio veröffentlichte im Anthropos I, S. 296
bis 301, und III, S. 207—212, in Umschrift 150 Sprichwörter
(Off. I) und in seiner Grammatica della lingua tigrai, von
der ich die 2. Auflage zur Verfügung habe, 50 in abes¬
sinischen Typen (Off. II). Die letzteren sind fast alle in Off. I
enthalten. Die Umschrift in Off. I ist nicht wissenschaftlich;
immerhin ist sie in Anthropos I noch etwas besser als in III.
Ich verzeichne in meinen Bemerkungen zu C. R. alle Paral¬
lelen aus Praet., Bass. und Off., soweit sie mir bekannt
geworden sind. Die Umschrift bei C. R. ist unendlich viel
genauer als bei Off. I, und so könnten die Hinweise auf
letztere an und für sich überflüssig erscheinen; ich habe sie
aber doch angeführt, da sich hier und da kleine Abweichungen
im Wortlaut und in der Übersetzung finden, die zu beachten
sind. Ein paar Verweise auf Bass. und Off. II sind auch bei
C. R. gegeben. Das Buch von W. Leslau, Documents Ti¬
grigna (Paris 1941). auf das mich mein Freund J.-J. Hess
verwies, konnte ich mir trotz mehrfachen Bemühungen nicht
210 E. LirniASK, Tigrifia-Sprichwörter
verschaiTen ; ich weiß daher nicht, ob dort auch Sprichwörter
veröffentlicht sind.
Im einzelnen sei noch das folgende bemerkt. Das System
meiner Umschrift ist etwas verschieden von dem bei C. R.,
hauptsächlich in der Vokalbezeichnung. Wenn auf Grund von
W. oder P. nur Druckfehler verbessert sind, habe ich das
System von C. R. in der verbesserten Form beibehalten. Bei
Varianten aus W. und in Fällen, in denen andere Wörter
nach P. angeführt sind, habe ich meine Umschrift gewählt,
wie natürlich auch überall in Teil I. Wo ich im folgenden von
meiner früheren Niederschrift abgewichen bin, darüber habe
ich in „Tigriüa-Rätsel", S. 614, berichtet. Nur in einem Falle
bin ich auch darüber hinausgegangen : für das spirantische k
habe ich jetzt weder kh noch ^ gesetzt, sondern ft, um das
Verhältnis der beiden Laute zueinander klarer zum Ausdruck
zu bringen. Wo d in letzter Silbe zu erwarten ist, habe ich
vor Laryngalen d geschrieben nach der Aussprache von P.
Vokalvarianten gegenüber C. R. habe ich nur angeführt, wenn
dadurch der Sinn verändert wird. Die Varianten aus W. sind
oft in Umschrift mitgeteilt; das bedeutet die Aussprache von
P. Über die Bezeichnung des Akzentes vergleiche man meine
Ausführungen in „Tigrina-Rätsel", S. 615. Ich habe hier
manchmal den Akzent fortgelassen, wo er mir zweifelhaft er¬
schien, oder bei Wörtern außerhalb des Kontextes.
Bei Varianten in der Erklärung der Sprichwörter habe ich
mich so verhalten, daß ich in Fällen, in denen C. R. eine
Erklärung gibt, die bei P. fehlt oder die besser ist als bei
F., meist nicht darauf hingewiesen habe; hier halte ich mich
an den Text bei C. R. Die Bedeutung der Sprichwörter im
Leben der Morgenländer ist in der Einleitung zu meiner
Schrift „Morgenländische Spruchweisheit", Leipzig 1937, kurz
besprochen.
Abkürzungen
Armbruster = C. H. Abxbbubtbb, Amharic-English Vocabu¬
lary with Phrases, Cambridge 1920.
E. LiTTKAior, Tigriüa-SprichwOrter 211
Baeteman = J. Baetkman, Dictionnaire Amarigna-Franfais,
Dire-Daoua 1929.
BasB. = Padbb Francbsco da Bassano, Vocabolario Tigray-
Italiano e Repertorio Italiano-Tigray, Roma 1918.
C.-S. = P. S. CouijBeaüx et J. Schbeibes, Dictionnaire de la
langue tigrai, Wien 1915.
De Vito = L. DE Vrro, Vocabolario della lingua tigrigna,
Roma 1896.
Off. I und Off. II, s. oben S. 209.
P. = Paulus, s. oben S. 208.
Praet. = Pbaetobius, s. oben S. 209.
Schweinfurth = G. Schwedtpubth, Abyssinische Pflanzen¬
namen, Berlin 1893.
W. = C. Winqvist, s. oben S. 208.
Die Zahlen hinter C. R., Praet. und Off. beziehen sich auf
die Nummern der Sprichwörter. Über die Zahlen in Teil I,
vgl. oben S. 208.
I.
Sprichwörter der Sammlung Winqvist
1 (1). mazmür beh&fa nagär bSmSsiPa. „Das Psalmodieren
[beginnt] mit Halle[lujah], die Rede [beginnt] mit einem
Sprichwort."
Dieser Spruch ist mehrfach mit kleinen Varianten über¬
liefert.
Aus dem Tfia stammen die Fassungen Off. I, 18: mesmür
behäle negar bemesäU; Oiff. II, S. 256, Anm. 1: fli»")|fl«»-C «
^lYA. « « Uffli^, Bass., Sp. 89: MC • •(ir^Ai «•
'fl'flCA ' „il ragionamento, il discorso (deve essere confer¬
mato) con proverbi; l'idromele (deve essere bevuto) nelle
caraffe." Aus dem Amharischen stammen C.-S., S.6: lt*7 »
AYA» • VIC • (iffli^ (amh.) „Tout chant commence par halii
et tout discours par une parabola"; Armbruster, S. 3: V7C«
n9"4A> ' ^% > nVAi „a subject (should be illustrated) by exam¬
ples, a hymn (should be embellished) by hallelujahs." Baete-
212 E. LrmuicK, Tigrifia-Sprichwörter
man, Sp. 4: fli»TI«^C • flYA» • HC « 11^4^ > mit der ge¬
reimten Übersetzung:
Comme l'AHöluia tout chant doit pr^luder,
Ainsi, proverbe doit tout discours commencer.
I. Guidi, Proverbi strofe e racconti abissini, S. 5, Nr. 13
vereint die drei Teile des Sprichwortes: mazmür hahällU ndgar
bam'sälit täg bablrlUit „II saimo i bello, sta bem coli' alleluia,
il discorso cogli esempi, il vino coUa bottiglia." Ogni cosa
deve stare con ciö che ad essa conviene.
Zur sprachlichen Form sei bemerkt, daß häWe und mes-
säl*S mit verdoppeltem mittleren Konsonanten am bestan über¬
liefert sind. P. mag hiha mit einfachem l wegen des Reimes
diktiert haben; ist mit einfachem s auch bei Guidi
geschrieben. Über den Gebrauch der Sprichwörter bei den
Abessiniern vgl. C. R., S. 14/15.
% (58). nagärkäitäsdiyäqä^dfälasi^MkäitäfdiyäqiwähaUa.
„Wenn der Prozeß noch nicht verdorben ist, [so ist der Redner]
ein großer Mann; wenn die Zukost noch nicht verdorben ist,
[so ist die Köchin] eine kluge Frau."
Zu 'äfäla vgl Bass., Sp. 580 h9A. Statt *»Ai (so P., wohl
Dialektaussprache) ist besser säbhi zu lesen (so .W. und Bass.,
Sp. 961).
3 (63). samäy ^aiyitimmät midri ^aiyfSmmät. „Der Himmel
kann nicht erspäht werden, die Erde nicht gemessen werden."
Bass., Sp. 487, hat eine andere Wendung, die in Über¬
setzung lautet: „Der Einarmige messe nicht; der Schielende
spähe nicht!" Eine noch andere Wendung's. Off. I, 83.
4 (132). män zayiftäuwSn rasli männl zayikäuwin gäSSä.
„Wer wird nicht [einmal] ein Leichnam? Wer geht nicht auch
[einmal] auf Reisen?"
P. las gaSSä mit a in erster Silbe und mit SS; das ist wohl
Dialektaussprache. W. hat P7i; CR., Bass. und de Vito
haben gäSä.
5 (135). kSnsämme'' bewära kenrS't birärä. „Laßt uns durch
Bericht hören, laßt uns klar sehen!"
E. LiTTMAini, Tigrifia-Sprichwörter 213
Dies wird bei Zeugenaussagen gesagt, d. h. laßt uns die
Sache hören, damit wir klar erkennen! Nach P. bedeutet
rär yatä „leer, offen, klar werden". Das -a in hirära soll des
Reimes wegen stehen.
S (139). 'iruä tSbäüek 'argMt 'Intä täzimmir'abkdndt „Wenn
du Holz haust, [so nimm] Argüdi; wenn du singst, [so tu es]
bei einer Hochzeit."
Argüc^ ist nach Schweinfurth Gymnosporia senegalensis
(Lam.), nach Bass., Sp. 498 Carguddi) Gymnosporia spinosa
Nob.; das Holz ist leicht zu hauen. Singen soll man lieber
bei einer Hochzeit als im Kriege. Nach P. ist kondi (h»'WL) ^
die Hochzeitsnacht, die im Hause des Bräutigams gefeiert
wird.
T (177). gas zayihäffir bäqli 'ayisrär. „Wer vor einem
[vornehmen] Antlitz keine Achtung hat, steige nicht aufs
Maultier."
Wenn mah auf einem Maultier reitet und vornehmen
Leuten begegnet, so muß man absteigen ; dies dient als Ehren¬
bezeigung. So oft der Statthalter von Nordabessinien, Dä-
gäzmäö Gabra SSlIäse, und ich einander in Aksum reitend
begegneten, stiegen wir beide im selben Augenblick ab. Nur
der Oberpriester stieg nicht ab, und so blieb ich auch im
Sattel; vgl. Deutsche Aksum-Expedition, Bd. I, S.20. Wer
keinen Respekt vor Leuten hat, reite nicht; dann kommt er
nicht in die Verlegenheit, absitzen zu müssen.
8 (234). mÖtSn kSramäten 'aitärrifni. „Tod und Regen¬
zeiten bleiben nicht aus."
Mramät ist der Plural von khamti.
9 (243). miküh därisH 'ibhüy k^äUdsi. „Der Prahler macht
viel des Rühmens; der Hochmütige steckt sich den Mund
voll."
Während der Prahler den Mund zum Reden benutzt,
gebraucht der Stolze, der vor lauter Hochmut nicht redet,
ihn zum Essen. P. wollte däräsl nach der amharischen Be¬
deutung ,, ankommen" erklären; aber das ergibt keinen rechten
Sinn. Zur Bedeutung von ft^Jrt im Tna vgl. Bass., Sp. 761.
214 E. LiTnumi, TigriSa-Sprichwörter
lf (283). niidrl ^Sntäzlgimtäl T&i^intl misägäbnä ^abaylm-
mo köinnä. „Wenn die Erde sich umdrehte, würden wir satt
an ErdmandelnI" — „Aber wo wären wir dann?"
Das erste sagt nach P. ein junger Affe, der meint, wenn
die Erde sich umdrehe, so könne man die Erdmandeln nur
so greifen; ihm antwortet ein alter Affe mit dem zweiten
Satz. k"S^Sim ist die eßbare Knolle des Zypergrases, Cyperus
bulbosus V. (nach Schweinfurth, Bass. und Fossati, Uod
Baracä, S. 175).
11 (285). nännfmS'ü bibdqti 'a'äbiyü bS'igrl. „Sein Kleiner
[sitzt] immer auf dem Maultier; sein Großer [muß] immer zu
Fuß [gehen].".
Das ist umgekehrte Welt; sonst reiten die Älteren, und
die Kinder laufen nebenher. Den gleichen Sinn hat Praet. 14:
'i'iaf-4'9' ' »aöid i ^tAfhhr « m"^. vgi. off. i, 4o.
W. hat n'h'^'Plf' mit u in der vorletzten Silbe wegen des
folgenden ü.
IX (295). wäiyo kuiön tShUÜ waiyö ^emnSn sabUl 'tW. „Ha,
der Kuhfladen ist untergegangen; ha, der Stein schwimmt
oben."
Zum Gebrauch von waiyö vgl. C. R. 403. Die Form 'iZü
(masc.) weist darauf hin, daß ein großer Stein gemeint ist;
das Femininum würde einen kleinen Stein bezeichnen. — Vgl.
Rbinhabdt, Ein arabischer Dialekt gesprochen in '■Oman und
Zanzibar, S. 417, Nr. 190: „Der Stein schwimmt und der Mist
sinkt (= heutzutage, wo die Wahrheit Mist ist)."
13 (342). nagär zaisägäba g^äl wdtä ya'^ttü. „Wer nicht
genug reden kann, führt die Tochter des Bänkelsängers heim."
Der Bänkelsänger (wätä) redet und schimpft viel; wer
dessen Tochter heiratet, lernt das von ihr.
14 (343). nagär wätä ^asgätätä. „Die Rede des Bänkel¬
sängers ist Geschwätz."
Nach P. ist 'asgätätä Subst. und Adj. und bedeutet „un¬
geordnet, formlos".
15 (355). säb ^ahdn yihddmü säb ^äräiittin yiwäg^ü. „Die
Besitzer der Kühe fliehen; die Besitzer der Häute kämpfen."
E. LiTTiuKH, Tiglrifia-Sprichwörter 215
D. h., die Herren fliehen, während die Diener Kämpfen. —
W. hat fJiS^o^ und J&*Mli.; meine Niederschrift hat ihddmä
und {wäg^ü. Das erste Verbum wird 0 1 sein mit ä wegen
des h; statt des zweiten erwartet man ySwag^ä O 1 oder y(w-
wäg'ü T 3. Das Wort 'ahä (vgl. Dillmann, Lexicon, Sp. 721)
ist im Tigre sehr gebräuchlich, im Tüa kommt es wohl nur
als Dialektwort vor; vgl. auch C. R. 318, 466.
IC (373). käm ''ätär zlq^Srtäm yäVbon käm mäy demmä
zlsittä yäUion. „Es gibt nichts, das gekaut wird wie die R.icher-
erbse; es gibt auch nichts, das getrunken wird wie Wasser."
Nach P. soll sich dies Sprichwort auf das beziehen, was
man beim Wandern auf dem Wege zu essen und zu trinken
findet.
IT (380). 'ab 'aqab zällö nSfds yesäddö 'ab golg'olzällö weU^
yesäddö. „Was auf dem Abhang ist, das nimmt der Wind weg;
was in der Ebene ist, das nimmt die Strömung weg."
P. las wShii, vgl. de Vito, S. 91, und ID-Ajf ft^ Praet. 34;
W. hat a>*A.^ , vgl. Ge'ez Oh-Hulf und wühig C. R. 214.
18 (381). mäy kinässef 'intä dälä yesäiye'. ,,Wenn das
Wasser nahe am Austrocknen ist (wörtl. austrocknen will),
so stinkt es."
Das sagt man, wenn ein Mann schimpft, um Streit an¬
zufangen.
19 (386). samäy kainediyyib rehiqü-nnä medri kainStiqlil
gaflhü-nnä. ,,Der Himmel ist zu fern für uns, als daß wir
hinaufsteigen könnten; die Erde ist zu ausgebreitet für uns,
als daß wir [sie] aufrollen könnten."
20 (387). samäy Mnde 'äudi midrl Mnde ni'edl. ,,Der Him¬
mel ist gleichsam eine Tenne; die Erde ist gleichsam eine
Bank."
' In meinem Tigrina-Rätsel Nr. 3 (ZDMG, Bd. 92, S. 617)
wird der Mond mit einer Tenne verghchen. Die „Bank"
(ni'idl) ist Bass., Sp. 450, näher beschrieben; vgl. Tigrina-
Rätsel Nr. 51.
81 (406). zabän käm negusü 'äudi käm nejäsü. „Die Zeit
ist wie ihr König; die Tenne ist wie ihr Wind."
216 E. liimAim, Tigrifia-Sprichwörter
Dies Sprichwort findet sich auch Bass., Sp. 701, und OiT. I,
14; II, 17. Dort ist das erste Wort zämän.
t» (449). be'ab\y*'A kdUö fidd'yä blqürUb mdy-dö tStilq'yä.
„Wenn der Frühling auf seiner Höhe ist, werdet ihr [Frauen]
dann von wenig Wasser naß ?"
Nach Bass., Sp. 970, ist sSddyä „stagione asciutta prima
delle pioggie; maggio e giugno". Nach de Vito, S. 126, ist
K\f „la primavera (dal termine della stagione piovosa ai
primi d'ottobre". Je nachdem ist das Sprichwort auszulegen.
P. erklärte: „Wenn erst sidd'yä in seiner ganzen Größe
kommt 1 — werdet ihr [denn jetzt schoä] von wenig Wasser
naß?" — W. hat als erstes Wort 'flO'flK*.
X3 (459). käm wl^üldi dägazmdti ba'aldi. „Gemäß meinem
Kontrakt bin ich selber ein Dägazmäti (Dä^äzmäö, Statt¬
halter)."
D. h., ich bin Herr über meine Angelegenheit.
«4 (470). siSbMiq (fSbbü') ygdärfü 'ab dihrü yStärß. „Sie
singen gut, bleiben [aber doch] zurück."
D. h., sie reden viel und schön, aber schließlich tun sie doch
nicht, was sie sagen.
II.
Bemerkungen zu den von Conti Rossini veröffent¬
lichten Sprichwörtern
*. Vgl. Off. I, 21.
S. L. 'aqil mit '; vgl. Bass., Sp. 686.
C. Das Sprichwort findet sich auch Bass., Sp. 595, und
Off. 1, 150. Für nSzigaiyis „für den, der auf Reisen geht" hat
Bass. die Form nlzigaiyiS, Off. nezpgheisc; hier ist s wegen des
vorhergehenden t-Lautes zu S geworden, und so hat Bass.,
Sp. 833, auch gieSe, während die ursprüngliche Form gesa
im Tigre gebräuchlich ist. Als Nebenform von kärfäs „Ring
am Pflug" wurde mir qSrßz angegeben.
T. Nach W. sä'rä nMafkafd ^Ifä nSddgäfi; der Sinn ist
der gleiche. Statt 1$ bei C. R. ist aber wohl zu lesen.
E. LnmiAmr, Tigrifia-Sprichwörter 217
8. Statt wereffd ist nach W. und Bass. wereß zu lesen.
Der zweite Teil ist nach W, ham'in niwassik; dies wurde mir
erklärt „der fahrende Sänger ist für Zugabe (eigentlich Im¬
perativ: gib zu!)", d. h. er will immer mehr Geld haben. Der
ham*än treibt nach P. auch Handel, preist seine Ware sehr
an und verlangt höhere Preise, indem er immer sagt wässik;
vgl. auch Bass., Sp^ 41. Als Plural von ID^/n wurde mir wa-
räß angegeben.
" 9. Vgl. Off. I, 148.
Vgl. Off. I, 109.
lt. Für gässä gab P. mir die Bedeutung „Regenmantel
oder Regendach aus sSm (d. i. Cyperus)". Der Sinn des
Sprichwortes ist dann also: Das Volk versammelt sich auf
der Tenne wie das Wasser auf dem Regendach.
14. Vgl. Off. I, 10; II, 2.
18. L. eUV'ä statt dShä; vgl. Off. I, 147.
1». P. las bSfittiw (vgl. Bass., Sp. 1000) statt biflÜUv(C. R.),
aber auch bi'Sudw, während C. R. bVüäw hat (vgl. Bass.,
Sp. 525).
Xt. Vgl. Off. 1, 112, wo für zerjvä die Variante negher steht.
tt. C. R. übersetzt „Deila maldicenza (ö peggiore) la
carestia", und fügt hinzu: „Vi d sempre un peggio". Diese
Erklärung ist denkbar. Aber die mit käb ('^nÄcäi)'beginnenden
Sprichwörter besagen meist „Besser als (dasundda^) ist (das-
unddas)", und dann bedeutet dies Sprichwort: Es ist besser,
arm zu sein, als zu verleumden (oder: verleumdet zu werden).
So hat denn auch Off. 1, 13: £ migliore lä fame che la calunnia.
ti. Dies Sprichwort findet sich auch Bass., Sp. 1001, so¬
wie Off. I, 26; II, 40.
«5. Vgl. Off. I, 45.
t%. C. R. sagt im Kommentar, der Laut q verändere sich
im tigrai oft in q. Nach meinen Erfahrungen muß q zm q
spirantisiert werden, wenn es zwischen zwei Vokalen steht;
wenn nach einem vokalisch .auslautenden Worte eine Pause
gemacht wird, kann das folgende q als Verschlußlaut bleiben.
Das Gleiche gilt für A; und b. — Der Wechsel von netiri und
netiqe ist mir nicht ganz klar. — Dagegen habe ich oft gehört,
1 r.
218 E. LiTTMAinr, Tigrina-Sprichwörter
daß q statt p (^^, nicht p) gesagt wurde. Zu den angeführten
Beispielen käme auch qäqimen = päg^imen, d. i. der Schalt¬
monat, inayöpsvtti.
ü*. Vgl. Praet. 9; dort lauten die beiden ersten Wörter
'Snkäb mghSrö-siyä. Vgl. ferner Off. I, 25; II, 20.
C. R. hat käb ikll nifql, käb fetli qetni „Dei cereali, una
misura nifqi; del refe, un filo assai fino", und fügt hinzu: „Di
ogni cosa conviene avere il piü e il meglio". Nach W. lautet
das letzte Wort tänqi, und diese Lesart ist des Reimes auf -qi
wegen wahrscheinlicher. P. verstand den Sinn nicht recht, da
er tänqi in der Bedeutung „Gefahr" auffaßte. Es bedeutet
aber nach Bass. auch „un vaso molto piccolo per la birra",
und so könnte man übersetzen „Vom Getreide ein großes
Maß (etwa 12 Liter), vom Faden ein kleines Maß".
33. Das Sprichwort findet sich auch Bass., Sp. 766, und
Off. 1, 108. C. R. übersetzt „L'uomo col suo carattere, il vestito
doppio delle donne co' suoi pidocchi". Aber dirri'itö bedeutet
ein „altes, mehrfach geflicktes Gewand", von dem Bass., sagt
un vero semenzaio di pidocchi". Dadurch wird der Sinn
verständlicher.
3S. Vgl. Praet. 56, mit der Variante 'ab für näb; dann
ist zu übersetzen: „Der Mönch ist in seinem Kloster, der Löwe
in seinem Busch". Vgl. ferner Off. I, 9.
38. Vgl. Praet. 55; Off. I, 106 und II, 16. Als Plural von
^audl „Tenne" wurde mir genannt 'a^wuddi oder 'audStät.
3». Vgl. Praet. 47; Off. I, 129.
4». Vgl. Off. I, 49; II, 45.
43. Vgl. Off. I, 146; II, 36.
44. L. dik^ä statt d(hä. — Statt yedihlnnä hat meine
Niederschrift nach W. yäd{S)h(nännä; letztere Form ist gram¬
matisch richtiger.
45. Vgl. Off. 1,84; II, 42.
4C. Vgl. Off. I, 11; II, 13.
4T. Vgl. Off. I, 12; II, 19.
4'', V^. Off. I, 58; II, 48. W. hat fäsmt statt fi^mi.
4s.. Vgl. Off. I, 61; II, 47.
51. Vgl. Off. I, 96.
E. LiTTMAinr, Tig^fta-Sprichwörter 219
5%. C. R. übersetzt „Se le donne sono molte, un corvo fa
bruciare Ia verdura", indem er das Wort qurä' durch „corvo"
wiedergibt. Es ist mir aber nur in der Bedeutung „Kochtopf"
(pentola) bekannt; so haben es auch die Wörterbücher (Bass.,
C.-S., de Vito). M. E. ist zu übersetzen „Wenn die Frauen
viele sind, lassen sie den Gemüsetopf anbrennen." Dazu paßt
auch die letzte Verbalform yehirirä. Und so heißt es bei
Off. I, 4; II, 22 „faranno bruciare i cavoli nella pentola". Das
amhar. Wort gürä'„Rabe" ist im Dialekt von Aksum bekannt;
vgl. meine Tigrifia-Rätsel, 33 B.
5T. Dies Sprichwort wurde mir diktiert hilif Mblä hlwis
yfblä; statt Ikiwis ist aber vielleicht eher l^wis zu lesen, da
C. R. und Bass. hier den mittleren Radikal als verdoppelt
angeben, während C.-S. und de Vito hier den einfachen Kon¬
sonanten haben. C. R. übersetzt „(Le donne) mentre dicono
„passa vial" dicono „unisci". Aber hilif bälä heißt einfach
„vorübergehen" und M{w)w6s bälä „sich einmischen". Der
Sinn ist also „Beim Vorübergehen mischen (die Frauen) sich
ein". Die Form ytblä ist wohl von P. des Reimes wegen ge¬
wählt, W. hat h.'IIA und f^.
S$. Statt temeseleüä nach P. tämässäläUä, also im Stamme
T 2, für den ich aber in den Wörterbüchern keinen Beleg
finde. Der Sinn ist nach P. „Wenn es gut für sie ist (d. h.,
ihr gut bekommt), machen [die Frauen] Polenta für sie".
C«. Vgl. Off. I, 140.
Cl. Der Sinn ist nach P.: [Die Dienerinnen sagen:] „Man
sagt von uns: „Die Dienerinnen taugen nichts", [wenn wir
lange ausbleiben]; [aber] wenn wir nach Hause kommen,
glaubt man uns, [daß wir gute Leute sind]."
CS. Statt „accade" vielleicht besser „cade per terra". Der Sinn ist : „Kann eine erfahrene Frau einen Teller zerbrechen?"
— „Ja, wenn er hinfällt, was soll sie dann tun?"
CC. L. 'ammäf statt ^amäs. Vgl. Praet. 48. Statt key-
deqqesi hat Praet. kaidäqqis; dazu vgl. unten zu Nr. 195.
C9. L. fenferä'' statt fenterd.
Yt. Statt aykahasü besser 'ayikkahasä^ Der Sinn des
Sprichwortes ist nach P.: Durch Botschaft kann man nicbt
220 E. LiTTMAmr, Tigrifla-Sprichwörter
herrschen (man muß einen Häuptling einsetzen); durch eigene
Hand kann man keinen Ersatz erhalten (man muß zum Rich¬
ter gehen und reklamieren, nicht still zu Hause sitzen).
Tl. Vgl. Off. I, 43; II, 46, Dort heißt es: „Der Häuptling
befiehlt, der Priester tröstet."
Tt. Vgl. Off. II, 34.
t'4. Vgl. Off. I, 104.
TS. Statt tiggihäUn wohl besser tigihäUn (so P.).
T8. W. hat yibldkkä statt yblukä. Diese Form paßt besser
zu dem vorhergehenden Suffix -ö.
T9. Statt aytiVdkd sprach P. 'aüiVdkkö. Diese Form ist
nach der Aussprache des Tigrö und nach der Überlieferung des
Ge'ez wahrscheinlicher. Off. I, 134 hat aiteleacd.
81. Der erste Teil des Sprichwortes ist zu übersetzen:
„Wenn du 'iskSskis machst, so ist das noch kein Gesang."
Nach P. bedeutet '(skSskls, daß jemand zu singen oder zu
tanzen anfangen will, aber nicht kann. Nach Bass., Sp. 506,
bezieht sich 'Sst^isel^ auf das Begleiten des Tanzes mit Ge¬
bärden und Mundgeräuschen,
8t. Statt s6nqi hat W. sänki. P. erklärte das Sprichwort :
„Besser als ein Unglücksmensch,, der zu dir eintritt, ist, daß
zu dir jemand eintrete, der bald stirbt."
84. Nach P. bedeutet der Spruch: „Wer nur an seinen
Lebensunterhalt denkt, hat keinen Anteil am Erbe seines
Vaters (was als Schmach gilt)".
85. Vgl. Off. I, 16; II, 38. — C. R. hat hier die Form
aytitiäbä' ,, verbirg dich nicht", meine Umschrift (nach P.) hat
ayt(ttähaBä\ Letztere Form ist grammatisch richtiger. Im
Imperfekt des Reflexivstammes der Verba I. gutt. wird im
Jussiv das { nicht assimiliert; also Indikativ yih6bbd\ Jussiv
yiuähaid'; vgl. auch Conti Rossini, Lingua Tigrina, S. 143.
Das Verbum für „verbergen" kann im Tigrifia wie im Tigrä
mit ' oder mit ' als letztem Radikal gesprochen werden.
8«. Vgl. Off. I, 24. — Statt 'äSh besser 'äSSä (oder 'aiSä) ;
P. und Bass. (Sp. 685) haben hier SL
8T. Statt jüttün hat W. jißn „eilig". Beide Lesarten sind
möglich; die von C. R. scheint mir etwas besser.
E. LirniAinr, Tigriüa-Sprichwörter 221
9t. Hier ist der Vetter als Feind gedacht; dazu vgl. Fest¬
schrift für Friedrich Carl Andreas, S. 3f. C. R. übersetzt
zeyV'Swwün (bei mir zaygJldnwin) negir „l'affare prima che sia
(coticluso)" ; P. erklärte es als „eine ungehörige Rede".
91. Vgl. Praet. Nr. 22; Off. I, 2, wo das Sprichwort ein
wenig anders gewendet ist.
93. Statt ayenägSr und ayesägSr las P. 'ayänndgSr und
'ayässdgir. Im Tigrifia wird A3 meist durch AT 3 ersetzt;
hier ist auch AT 3 am Platze. P. erklärte den Spruch: „Ein
[fester] Kontrakt (oder: Termin) läßt keine weitere Rede zu;
der geschwollene Takkazö läßt sich nicht überschreiten."
94. P. las das erste Wort 'aSWdlä und erklärte es als
„schön, groß". C. R. hat oi'aW, Bass. (Sp. 511) 'aSa'alä; sie
geben es durch „Tier mit weißer Schnauze" wieder. Letzteres
ist richtiger; das Wort'ist aus arabisch Wai und Sa'lä' kon¬
taminiert, P. kannte die genaue Bedeutung nicht. Aber 'aS'alä
nSd^dt wird hier dasselbe bedeuten wie sa'adä nid'ai, das
nach C. R. „una grande miseria" ist; wir würden sagen
„blanke Armut" oder „blanke Not". Dann bleibt auch die
Erklärung von P. bestehen: „Wenn du große Armut auch im
Hause verbirgst, so kommt sie doch nach.^ draußen und
schreit." Demnach ist die Rede nicht von einem Tier mit
weißer Schnauze, das aufs Feld geht und vor Hunger um
Hilfe schreit. Im Deutschen könnte man auch von „schreiender
Not" sprechen. Statt te'wl (C. R.) ,,sie schreit" hat P. tä^wl;
vgl. Bass., Sp. 543.
95. Statt ahrimkä hat W. 'ahrimkä. P. erklärte: „Du hast
den Wind schlagen lassen (d. h., viel zu viel Lärm gemacht),
[und so] hast du die Menschen hören lassen." Vgl. unten zu
Nr. 193.
9T. Statt zibiW und zeybilä' hat P. zliiilW und zayebSUd',
also „was gegessen wird" und „was nicht gegessen wird",
d. h. „Eßbares" und „Nichteßbares".
Itt. Statt Selek^uä sprach P. SälöM, mit Epenthese des
U-Lautes; vgl. u. a. Tigrifia-Rätsel, Nr. 29. Das Wort ist hier
gleichbedeutend mit hamham, also nicht „spiga di granturco",
sondern „nichteßbarer Kürbis". Das Sprichwort bedeutet
Zdtwhritt d. D^O Bd. 97 (Nene Folge Bd. ii li
1 «
222 E. LriTMAnr, Tigrifla-SprichwArter
nach. P.: „Was ich für ein Dorf hielt, [war] eine Wüste; was
ioh für einen eßbaren Kürbis hielt, [war] ein nichteßbarer."
— Statt iXbelküvod hat W. zSlküaö wie im ersten Teil des
Spruches.
Itl. W. hat das Wort dubbä nach bequiluni (bä^ilAnnl).
Dadurch wird der Sinn umgekehrt: „Was ich nicht gesät
hatte, erwuchs mir; was ich für einen eßbaren Kürbis hielt,
ward mir ein nichteßbarer"; vgl. Nr. 100.
ItX. Das Sprichwort „Wenn das Gold verlorengeht, so
geht die Goldwaage doch nicht verloren", wurde mir folgender¬
maßen erklärt: Wenn ein Schuldner sein Geld verliert, so
verliert der Gläubiger seine Goldwaage nicht, und der Schuld¬
ner muß doch zahlen.
It4. Statt ayneffi 1. ayneffir.
Its. Vgl. Praet. 4; Off. I, 143 und II, 50; femer die Fabel
bei Off. II, die auf di« Sprichwörter folgt.
It«. Statt düfä 1. dihf'ä.
Its. Nach P. ist misif hier nicht = tnlsitt „Abend", son¬
dem es ist mlssä „ein Kommaß (etwa H Liter)". Dann be¬
deutet der Sprach nicht „Üna persona grande alla sera si
trova oon la famiglia dei poveri", sondem „Ein [zu] großes
Maß findet sich im Hause des Armen", d. b., wenn er Kom
kaufen will, ist selbst ein halbes Litermaß noch zu groß, da
er'es nicht ganz bezahlen kann.
l|t. Vgl. Praet. 27.
III. Statt zikäweneUä besser zikk-,
114. Vgl; Off. I, 20.
UT. Vgl. Off. 1,30; 11,6.
1«». Vgl. Off. I, 124; II, 10.
ISS. Statt ayetiffr und ayel^ffi' hat W. 'ayäfß' und
ayältfi\ Eine wörtliche Übersetzung des Sprichwortes w&re
dann: „Wem man ,Setz hini' gesagt hat, der lasse es nicht
verlorengehen! Wem man ,Tu gutl' gesagt hat, der mache
ea nicht schlecht 1"
IM. Fttr inu belkuV'i und beUtuki hat W. die Varianten
'intkkakt und yilküM.
ISS. L. zeynegerkä und ley^A^S^^.
E. LiTTMAinr, TigriAa-SprichwArter 223
1S(. Statt aytizebbil hat W. 'ait&Ail; dies ist wohl- die
bessere Lesart.
139. Statt hSwkit hat W. die gebräuchlichere Form hükät.
14«. Vgl. Off. 1, 1; 11,8. Als erstes Wort hat 1, 1 sd)äq
(d. i. flbbüq) ; als letztes haben beide eine Form, die hiddr zu
schreiben ist.
141. P. erklärte den Spruch. folgendennaBen: „Besser als
eiper, der Worte stiehlt (d. h. ein Spion), ist einer, der einen
Sack stiehlt."
14». Vgl, Off. I, 57.
143. W. hat hier denselben Wortlaut wie C. R. Aber P.
las das dritte Wort bibärbärä und erklärte: „Mit Salz ist es
gerade das Nötige, icnit Pfeffer wird es gelobt."
144. P. erklärte: „Wer auf Fels tritt, hat keine Spuren
[vor sich]; wer Wasser trinkt (d. h. trinken.muß), [fttr den]
hat es keinen Geruch (auch wenn es brackig ist; d. h., er kann
nicht wählen)."
14C. Statt ymlPeq 1. yn^iq. Dem entspricht die Schreibung
bei Off. I, 23.
148. Nach C. R. und Bass. (Sp. 987) bedeutet fir'ä näbsl die
„Testikeha"; P. erklarte es als „Penis". Die Wörter fttr diese
beiden Körperteile wechseln zuweilen; vgl. fithiop. ^iskit.
ISl. W. bat die Varianten qadämötnl und dähr6tni fttr
qedämdt und dakärdt. — S. 51, Z. 17: L. 'addoÜU statt 'adotät.
ist. Nach P. kürümtl und fat{g'ümä statt kuirimti und
fufu^umü.
1S3. Statt mäsm las P. mäSäld; fttr dies Wort gelten
verschiedene Aussprachen.
1ST. VgL Off. I, 117; 11,43.
|S9. G. R. ttbersetzt : „Una-strada angusta, il mercato le
d stretta." Die Erklärung von P. „Fttr den Geizigen ist der
Marktweg zu eng" ist verständlicher.
1C9. Statt /Unoi haben P. und Bass. (Sp. 60) hatavl; aber
de Vito und C.:S. baben das w ohne Verdoppelimg.
Kl. P. erklärte dies Sprichwort anders: mls{i)hö ist
„frische Butter", sihsihö (wie P. statt sissihö las) bedeutet
„Dreck, der beim Filtern des Bieres zurückbleibt". DaaSprich-
li»
224 E. LiTTtuinc, Tigrifia-Sprichwörter
wort wäre dann zu übersetzen „Ihr Mund [ist süß wie] frische
Butter; ihr Inneres [ist bitter wie] Bierrückstände".
1««. Vgl. Off. I, 138. — 1C3. Statt guähiir hat P. gühür.
1€4. Vgl. Off. I, 110. Statt neqd hat P. näqqö, Off. neccd;
s. Bass., Sp. 444.
16T. Statt bliicü^ffA „ohne es" hat W. biüäkkä'i;
letztere Form wird durch Bass., Sp. 336, bestätigt.
169. Statt ngkuilnä „uns allen" las P. nSkull'nä.
ITI. Nach P. lautet die Übersetzung: „Wenn du laufen
willst, so tausche dein Huhn gegen ein Perlhuhn um!" Das
Perlhuhn (Pharaohuhn) läuft sehr rasch.
1T8. Übersetzung nach P. : „Wenn er sagt ,Iß', gibt er dir
nicht zu essen, außer wenn die Zukost dir schmeckt." Das
Wort terfö wird Bass. 362 wiedergegeben durch „eccetto,
meno, senza ece".
1T5. Statt guobcLt mSdqäsü las P. g^äbbät mSdeqqäsü; diese
Lesung wird durch Bass. (Sp. 875 und 773) bestätigt.
IT6. Nach P. ist zu übersetzen: „Schlange, wenn du wie
deine glatte Haut wärest (d. h., ohne Gift), so wärest du der
Gürtel des Johannes geworden." Das bezieht sich auf den
Gürtel des Täufers Johannes (Marc. 1, 6). Als Plural von
qenät „Gürtel" wurde mir qSnauti angegeben.
ITT. Statt leqäUquö und arag'äyyd las P. laqälSqqÖ und
'arrägS'aiyö. Das sind Imperative mit dem Suffix der 3. Pers.
masc. sing, von laqälaqä ,, ausspülen" und 'arräg'ä „gerinnen
lassen". Über das Suffix -aiyö bei Verbis tert. alf vgl. Pbak-
TOBius, Tigrinasprache, S. 152.
1T8. Statt qetln las P. qattin; vgl. Bass., Sp. 279.
1T9. Vgl. Off. I, 79. — Statt semmäm las P. ?amdm; vgl.
Bass., Sp. 953.
189. Statt mesewS'i und meqew'i las P. mäsauwS'i und
mäqauwg'i; diese beiden Formen sind grammatisch richtiger.
181. L. 'Syd (P. las 'lyyb) statt Syd. Es ist daher nicht =
iyä, sondern das Wort für „Arbeit" ; vgl. Bass., Sp. 706.
18». Statt zahali 1. zahale (nach P. und Bass., Sp. 720).
184. Statt sSnqSkä hat W. säntqSkä, das P. mit Assimi¬
lation als sämkkii aussprach. Das Sprichwort bezieht sich auf
E. LimAmc, Tigrifta-Sprichwörter 225
die oft genannte Zwiesprache zwischen Heuschrecke und
Storch. [Sie sagt:] „Storch, wohin?" [Er antwortet:] „Mit
dir!" [Sie fragt:] „Was hast du als Wegzehrung?" [Er ant¬
wortet:] „Dich!".
IM. Vgl. Off. I, 35; II, 24.
1»S. Vgl. Off. I, 21. — Statt aytShremellä 1. aytlh-.
„Schlagen',' ist harämä; vgl. oben zu Nr. 95.
194. P. erklärte dies Sprichwort: „Soll ich nicht von dieser
Schwelle absteigen?" (D.h., um mich nicht durch Sitzen
darauf zu ermüden). Eigentlich ist dändällä nicht„Schwelle",
sondem ein „Holzgestell"; vgl. Bass., Sp. 786.
195. Statt keyweddiq hat W. kaiwädäqä. Dies erklärte P.
als „ehe er (es) fällt". Danach hat kai- mit dem Perfekt, wie
auch sonst, dieselbe Bedeutung wie 'intai; zu letzterem vgl.
. PsAETOBiüS, Tigrinasprache, S. 359. S. unten zu Nr. 202,234.
19S. Die Endung -syä (in kebdSsyä) kommt mehrfach in
den Sprichwörtern vor, besonders bei Praet., so z. B. in 9;
s. oben zu Nr. 29. Vgl. Mhf C. R., S. 327, Zt 16. Gelegentlich
kommen -s (altes -sa) und -yä bei Praet. an getrennten Wör¬
tern vor; vgl. unten zu 285. P. sagte, daß -Ssyä oder -^ä bei
etwas unsicheren Aussagen oder Berichten gebraucht werde.
Zu -yä vgl. noch ZDMG, Bd. 37, S. 444.
198. Statt tefgffi' „richtet zugmnde" hatW. tlfaffi' „geht
zugrunde". Der Sinn ist ungefähr der gleiche; die Lesart bei
C. R. scheint besser.
199. Vgl. Off. I, 73. — Die Variante ygdilfifü erscheint
bei W. als yätälfifü; ersteres scheint richtiger zu sein, aber
neben dälfäfä mag talfä^S, gebräuchlich sein.
«•«. Statt abböy hat W. 'odai. P. erklärte den letzten Teil
des Sprichwortes „Woher, wohin ist er gegangen?" Besser
wäre vielleicht „Wo [ist e*] nun? Wohin ist er gegangen?"
Beide Lesarten, G. R. und W., sind nicht recht verständlich.
X91. Nach P. ist das Holz von habbi folllm (Jasminum
abyssinicum) „bitter", und wenn damit gefeuert wird, er¬
hält das Fleisch einen schlechten Geschmack. Zu diesem
Sprichwort vgl. das Sprichwort bei Bass., Sp. 51.
226 E. LimuHir, TigriSa-SprichwOrter
C. R. übersetzt: „Non soltanto hai bevuto il gelso-
mino vermifugo, ma anche se non lo hai bevuto hai avuto Ia
diarrea." Nach P. ist zu übersetzen: „Jetzt hast du doch
wenigstens das Bandwurmmittel getrunken; ehe du es tran¬
kest, [warst du schon] ängstlich." Beide Übersetzungen sind
Djöglich. Das Wort fara^ra^ä wird von C. R. zu färägräq
bälä gestellt, das nach Bass., Sp. 989, bedeutet „temere forte-
mente" und „aver Ia diarrea". P. erklärte es als ein Adjektiv
„furchtsam" und sagte, hier stände es für jarräh ^tkä. —
Zu kai- in kaisätSJtä in der Bedeutung „ehe" vgl. oben zu
Nr. 195.
!6i4. W. hat die Varianten 'ayingäd und 'ayihräs.
ÜM. Nach P.: „Feuer ohne deine Hand [ist wie] Band-
wivmmittel, ohne deinen Mund [zu berühren]; jenes brennt
nicht, dies ist nicht bitter." Das soll sich darauf beziehen,
wenn jemand zu Unrecht beschuldigt wird; z. B., wenn je¬
mand sagt: „A hat das getan" und A böse wird, weil es nicht
wahr ist, dann sagt B dies Sprichwort.
Nach P. ist 'argö „Kälberfutter aus Mehl und Was¬
ser", nach Bass., Sp. 682, „bava che emettono i vitelli quando
poppano". Nach Bass., Sp. 498, ist 'orgä „dente caiuno".
MS. Nach P. : „Wenn der Ochse geht, wohin er will, dann
halt den Pflugbaum festl"
%\%. P. sprach die Nebenform siq für sSRi
Xll. Für klSbW hat W. die Variante lu^fiin; meine Um¬
schrift ist hier unsicher. Nach P. bedeutet der Spruch: „Um
4inen zu treffen (d. h., indem sie fttr einen Speise bereiten),
würzen [die Frauen] mit Salz fttr sieben."
XIX. Bei W. Variante zäla fttr xSbeU.
XIS. L. ma'az statt ma'az.
XIC. Statt wä'rd 1. voSrd; vgl. Bass., Sp. 653.
XIT. P.lasXrildfastattÄciUäfil. Sta^t ist Z^A:^ zu lesen.
Dann wäre zu ttbersetzen: „Wenn dein Freuncl den Bart
rasiert, netze deinen Bart mit Wasser." Aber vielleicht ist das
Passiv (Wenn der Bart deines Freundes rasiert wird) besser,
da man sich meist vom Barbier rasieren läßt.
E. LimiAmr, Tigrifia-Sprichwörter 227
tl8. Dies Sprichwort wird nach P. gesagt, wenn einer
nicht gerade heraus antwortet.
«1». Vgl. Off. I, 98.
tti. Statt ylbeläUf hat W. yibbaldläf.
tts. Nach P. : „Ein Kranker, der nicht genest {zaiyähauwi),
verlangt Pilze im Sommer." Die gibt es im Sommer nicht. —
Man sagt 'Intäy yirrä'ayäkkä, „was beliebt dir?"
tts. Die wörtliche Übersetzung lautet: „Dagäsä und ver¬
regnet [ist wie] ein Schlechter und schlagend." D. h., wenn
Dagäsä (Eragrostis longifolia), das an und für sich eine wenig
gute Getreidesorte ist, auch noch verregnet ist und fault
{bafird'), so ist es wie ein^schlechter Mepsch, der auch noch
um sich schlägt.
ttr. Vgl. Off. 1,113.
tt8. Vgl. Praet. 42.
tt9. Statt guolgudl guolgudl besser nach W. guolguole
guolguol; vgl. mäye mäy im ersten Teil des Sprichworts.
tSf. C. R. übersetzt nätiy belenni „Di a me mio'". P.
erklärte: „Er sagte mir: „[Du bist] mein", d. h., er schützt
mich. Beide Auffassimgen sind möglich; bälänni kann Per¬
fekt oder Imperativ sein.
tSl. Der Ausruf „Stirb tmd werde [durcb dich] selbst
wieder lebendig!" wurde mir als sarkastischer Fluch bezeich¬
net.
tS4. In keytemenol^uä steht kai- mit dem Perfekt wieder
in der Bedeutung „ehe, bevor" ; vgl. oben zu Nr. 195 und 202.
tSC. „Wer seine Wunde verbirgt, der verbirgt sein Heil¬
mittel" bedeutet nach P. „der findet sein Heilmittel nicht".
tS9. 'intä ist nach C. R. „vergogna", nach Bass., Sp. 530,
„difetto", nach P. „Art, Charakter, Anlage".
t4t. Der Siim des Sprichwortes ist von C. R, ähnlich
wiedergegeben wie von P. Aber tahawUfidm yl^Jtivotwd be¬
deutet nicht „Avendo vomitato, Io spargono (il vomito)",
sondem „In Erregung lassen sie es (d. h. irgend etwas) fallen".
t45. P. erklärte: „Der AffeiBt mit ihr [und] läuft mit ihr",
d. h. mit derselben Hand. Nach P. ist 'arä-däbrl oder ^äl-
bäräkd eine Bezeichnung für den Affen (hä^di); vgl. Bass.,
228 E. LimfAmc, Tigrifia-Sprichwörter
Sp. 493 u. 7. In QamäsSn bedeutet 'arä noch „Löwe", wie
die entsprechenden Formen im Hebräischen und Syrischen;
dann ist der Plural 'anSbis oder 'cmcSHsti.
t4<. P. erklärte: „Der Großräuber [kommt offen] ins
Dorf, der Wegefagerer [geht] auf die Landstraße." Der Plural
von zämäll ist zämdtH, von kätäri kätärtt.
%41. Vgl. Praet. 6 und Off. I, 41; II, 39.
X48. „Schwangerschaft tmd Niederkunft [werden bald]
vergessen" ist ein Sprichwort der Frauen.
tS%. W. hat kätäMbbir statt kitihobbir. P. umschrieb dies
Sprichwort: „Die dir ein Maß (m^j^rd, etwa 1 Liter) Getreide
und einen Spaten geben und dich aufs Land schicken, um
zu säen, togen dir: „Was übrigbleibt, (d. h., was nicht in
die Furchen fällt), das mische mit Erde (d. h., grab es ein
und laß es so in den Boden dringen) I" Vielleicht ist mit Hin¬
sicht auf C. R. 251, das bei W. fehlt, die Lesart kiUhabbgr
besser; vgl. die Erklärung von C. R.
tss. Vgl. Praet. 41.
t<9. W. hat die Formen zlfardnni und zlfat^uninnl, nicht
zlf- und zl/-. P. erklärte: „Sonem Hasse gemäß schlägt er
mich; seiner Liebe gemäß umarmt er mich."
Ml. P. las ^arqäy, aber W. hat 'arqäy wie C. R. und die
Wörterbücher. Statt ptqä hat W. t^i^i P* »gat,
fest, solide" bedeutet. Dann ist zu fibersetzen: „Das feste
Rohr hielt das Feuer die Nacht fiber in Gang." Bei der Nacht¬
wache muß man ein Feuer dauernd in Brand halten, vor allem
zum Schutze gegen die wilden Tiere.
Mt. Statt 'ain ... 'ain hat W. 'am ... 'ain. Dies erklärte
P. als „entweder ... oder". Das Sprichwort bedeutet nach
ihm: „Wenn eine Dura-Äbre höher ist als die anderen, so
[ist sie] entweder für den Vogel oder für den Stein der Schleu¬
der." Man vertreibt die Vögel von den Kornfeldern, indem
man von einem Gestell her Steine auf sie schleudert; ein
so geschleuderter StMn kann leicht eine höhere Dura-Ähre
treffen, wenn sie nicht schon von Vögeln gefressen ist; so ist
sie von zwei Seiten her in Gefahr,
Abb. 2. Silherschalc, König mit der Krone Vero£ I.
auf der Treibjagd Paris, Hibliothtquc Nationale
AbV>. 3. Ausschnitt der Schale Abb. 2
Abb. 4
Münze Khusrau's II.
Abb. 5
Münze Peroz
Zu Erdmasn, „Jagdschalen"
Abb. 0. Silhi'rsriiiili- nul Shnimr IJ. auf der Washiaiflon, Kroor CuUeoUou
Abb. 7. Silbcr.^r/uilr mit fiKciii. .'^assiinn/i.schen /itermulUeh. XJinniu- Ii i auf der Jasd
Abb. 8. Silhcrsclifilc mil unbekanntem sassanidischen
König auf der Jagd (spiitsassaiiidische Kopie nacli
V, einer iscliale des 'i. —5. Jahrliunderts)
p Paii.s. SaiuniluiiK Feuardent
Abi). 9. Silherschale mit Shapur III. im Kampf mit
einein J'iinther lA'ningrrad, ErniitUKe Zu Kki>.man.n', ..Jagdschaleu"
E. LmuAxm, Tigrißa-Sprichwörter 229
IMS. Das Wort aieme „geben" ist aus 'at'amä entstanden,
das ursprünglich „zu kosten geben" bedeutet; diese Ety¬
mologie findet sich auch bei Bass., Sp. 917.
MS. Statt zebillä hat W. zäbHlä.
XS8. Vgl. Off. I, 137. — Statt ayläsin las P. 'ayilläsän
(Passiv). Letzteres scheintbesser zu sein; vgl. oben zu Nr. 217.
M». Vgl. Off. I, 135; II, 14.
»W. Vgl. Off. I, 95.
STS. W. hat die Jussivformen 'ayäsännUtd und 'ayifthki
„er begleite dich nicht I" und „er liebe dich nicht I" Die Formen
bei Off. I, 145 sind nicht klar.
ÜM. Statt kefä'Shf^ä 1. kejä'il^eL. Des Reimes wegen ist
vorher besser me^a'el^ä und we^a'il^ä zu lesen. Diese Formen
gab P. an. — Off. I, 27; II, 4 hat die Parallele: „Wer kommt,
ohne geladen zu sein, geht fort, ohne satt zu sein."
tT8 ist ein Segenswunsch.
%79. In W. fehlt bi- vor gezzif und newih.
t81. W. hat niyäu nä^du „dorthin [und] hierher".
Mt. Statt zidelli hat W. zidäla.
t8S. Vgl. Praet. 25; die ersten beiden Wörter lauten dort
tämän-yä zirffayd-s.
t87. Nach P. : „Wer um des Gastes willen jammert (d. h.,
wem die Ausgaben für den Gast leid tun), läßt seinen Schwie¬
gervater hungern."
t88. P. fügte hinzu 'aiti'imdnnöm. Also: „Traue dem
Mönche nicht, ehe er tot ist, dem Weizen nicht, ehe er reif
ist." So hat auch Off. I, 101, aiuamen; II, 15 Kf^h^-
Femer sagte P., wenn Mönche Kinder hätten, so würde es
erst nach ihrem Tode bekannt.
t8»..P. las yätfi' statt yetiffS' und erklärte: „Möge [Gott]
einen heuchlerischen Ehrenmann und einen schwanzlosen
Stier vernichten 1"
tM. P. erklärte: „Als die Herrschaft in Schoa war,'als die
Steine Brot waren", d. h. vor langer Zeit. C. R. gibt eine
andere grammatische Erklämng, aber denselben Sinn.
t9l. W. hat die Variante 'aüffitüivd für 'aytideyi.
1 6
230 E. Lirnuim, Tigriüa-SprichwOrter
XM. P. las Ussän „Zunge", während C. R. imd Bass.
lisän haben. Aber im TigrS wird nlssäl gesprochen und ffir das
Ge'ez wurde mir von einem Priester in Aksum lissän an¬
gegeben. Auch die Vokalisation des entsprechenden syrischen
Wortes scheint die Verdoppelung des mittleren Konsonanten
anzudeuten. Statt 'ain 'ain hat W. wiederum 'ain ...
'ain, wie oben in Nr. 262. Dann ist zu übersetzen: „Wenn die
Zunge döppeli redet (d. h., lügt), so [führt es] entweder zu
Krankheit oder zum Aussatz." Das Wort für „Aussatz"
('imsän) war durch den Reim auf lissän gegeben, und da lag
das Wort für „Krankheit" nahe. Gemeint ist natürlich „Un¬
heil".
X94. Statt agmä I. 'aqmü. Für wodil hai W. w&ddl. P.
erklärte dies Sprichwort: „Wer zum Schlechten keine Kraft
hat {sa'dn-'aqmA), wird ein Ehrei^naim genannt." Der Aus¬
druck wäddS haläl ist dem arabischen ibn il-haläl nachgebildet ;
wodil haläl bei C. R. scheint eine tigrinisch-arabische Misch¬
form zu sein.
XM. Statt 'aSä 1. 'aSSä. Statt yJd'elW 1. yhf^elU'.
X9T. Über dies Sprichwort berichtete P., es stamme von
dem französischen Missionar Abuna M&kär, der seit der Ägyp¬
tischen Zeit im Lande gewesen, aber 1896 vertrieben sei.
XM. Vgl. Off. I, 8; II, 3.
X»». Statt felä'l 1. ?em.
SM. Statt atätlyyö 1. auätlyyd. Das Verbum tatätäyS be¬
deutet „anfangen zu gehen, die ersten Schritte machen"; das
Kausativ ist 'attätäyä, das dann auch die allgeineinere Be¬
deutung „beistehen, helfen" hat; vgl. auch Bass., Sp. 378.
Das Wort stammt aus der Kinderstube; wenn die kleinen
Kinder das Gehen lernen, faßt man sie an der Hand imd sagt
tä-ii tä-ti; vgl. das deutsche „dede" oder „dada".
SM. W. hat ^ainässähiqOm. Das Sprichwort bedeutet nach
F.: „Unser Dorf sei in Eintracht; aber unsere Kinder wollen
wir nicht zusammen spielen lassen."
SM. F. erklärte: „Das Huhn kann nach hinten pflügen",
d. h., wenn es kratzt.
MT. F. erklärte mahäUfö = mH^ifo als „anstatt".
E. LmMAm, Tigrilia-SprichwArter 231
3t8. Dies Sprichwort findet sich auch in Bass., Sp. 697.
Statt ingüUi ist in 308 und 309 'Ingulli zu lesen; diese Pflanze
ist nach Bass. Solanum camplycanthum St.
SU. Vgl. Praet. 38 (mit geringer Variante).
SIX. Statt tiseggir 1. mit W. iisiggh, da gerade dies Ver¬
bum vom Laufen (Paßgang) der Maultiere tmd. Pferde ge¬
braucht wird; vgl. Bass., Sp. 206. Die Übersetzung „pasaa il
fiume" wtlrde übrigens tSssäger voraussetzen.
S14. Statt ayhabbif hat W. 'ayihbäf (Jussiv); vielleicht
besser. Hier scheint der Stamm 0 1 im Siime von A 1 ge¬
braucht zu sein.
SIT. P. erklärte Sändäf yälä: 1. als gleichbedeutend mit
Säläl yäUl „etwas aufgeben, sich nicht darum kümmern";
2. als „unvorsichtig reden". Beide Bedeutungen würden hier
passen. — Vgl. Off. I, 105; II, 5.
SI9. P. erklärte die zweite Hälfte: „Gegürtet ringe, damit
du nicht unterliegst!" Nach ihm bedeutet tämäti „beim
Ringen zu liegen kommen".
Stf. Der Ausdruck „Bescheidenheit macht Essen zur
Sünde" besagt nach P. : „Wenn einer langsam ißt, so sagen die
Leute, der Mann esse aber viel."
St«. Vgl. Off. I, 82; II, 31 (mit leichten Varianten).
StT. Vgl. Off. I, III.
St8. Statt rnffidki hat W. rnffislkl „rauhes Fell". Diese
Lesart paßt besser, als Gegenstück zu nat'SJtl „weiche Decke".
St». Statt yenS>bir hat W. yänbir. P. erklärte: „Möge
[Gott] den König erhalten, damit er (der König) das Recht
zeige."
554. Statt 'oi^A* hat W. 'SSÖft „Domen". Erstere Form
ist mir nicht bekannt; vielleicht ist der Plural 'a'jöft gemeint.
Statt des zweiten zey'arrl 1. zey'arrl. Off. I, 81, hat esdoch
und zwei andere leichte Varianten.
555. Nach P. bedeutet keyfewüu^ä woy bii nicht „se non
ti chiamano, lamentati", sondern, „ohne daß man dich ruft,
sage: ,hier bin ich'!" P. fügte hinzu: „Wenn zwei reden und
man ruft woi, so glauben sie, ibre Rede sei gehört, und hören
auf."
232 E. LiTTMAKir, Tigrifia-Sprichwörter
SM. Statt hezifelete hat W. bSzSfälätö; statt bSzUfeletd hat
W. bSzaifälätö. Durch letztere Form wird der Sinn verändert,
so daß es heißt „der Mensch urteilt (entscheidet), ohne die
Sache zu kennen".
3S9. Nach P. bedeutet der Sprjich: ,,Ein Pferd, dem man
Futter hingeworfen hat, [ist wie] ein Richter, dem man eine
Anklage vorgetragen hat"; beide werden fett davon.
$4Ä. Bei W. fehlen die beiden Endungen -In und das Wort
bisib. Nach P. ist zu übersetzen: „Linse ist die Brecherin,
Kichererbse hat immer die Schuld." Er fügte hinzu: „Man
glaubt, daß Linsen und Kichererbsen, weil sie wenig Ol ent¬
halten, die Glieder zerbrechen, besonders die Knie ; aber wenn
man jemand hinken sieht, heißt es immer säbbära säblruwö
(nicht blrsSn s."), „die Kichererbse (Lathyrus sativus) hat
ihn gebrochen", obwohl man weiß, daß s. vielleicht unschuldig,
b. schuldig ist. Das Verbum 'amrärä bedeutet in übertragenem
Sinn ^die Schuld auf jemand schieben"; dazu ist tämärärä
das Passiv.
344. Nach P. bedeutet räbbl Säbbdyä „den sucht Gott
[mit seiner Strafe] heim". Das paßt auch besser zum Sinn des
Sprichworts.
34«. P. las bällh (vgl. Bass., Sp. 308); aber W. hat bilhi,
C. R. bm. Statt 'aSä 1. 'aSSä.
34T. Dies Sprichwort findet sich auch in Bass., Sp. 889;
es ist nach P. ein Ruf der Bettler, wenn sie um Aknosen bitten.
Der Ausdruck „damit Gott dich nicht enttäusche" bedeutet
„damit Gott dich nicht bestrafe", „damit du nicht in die
Hölle kommst" ; vgl. unten zu Nr. 479.
348. Statt ayiSirif 1. mit W. ayl^rif.
349. P. las 'ayimmä'dd und 'ayi^sä'dd als T 1; dann ist
zu übersetzen : „Einem Toren gebe man keinen Rat; ein Toter
werde nicht als Zeuge angerufen."
359. Statt inkäb ist wohl besser mit W. 'enkä zu lesen.
Dann ist zu übersetzen: ,, Indem er sagte: ,Nimm!', schickte
er einen Grauhaarigen." Man kann alte Leute nicht ohne
woitercs schicken, sondern muß ihnen ein Geschenk geben.
E. LiTTMANir, Tigrifia-Sprichwörter 233
351. Da8 Verbum wäqärä bedeutet nach P. „Korn auf
den Mühlstein gleichmäßig hinlegen".
35T. Nach P. bedeutet tämmätä „abspenstig machen". Der
Sinn ist nach ihm: „Wer abspenstig macht (z. B. den Diener
dem Herren, die Frau dem Manne), verführt zur Sünde."
359. Statt aybUuV^ä 1. mit W. aybelukf'ä (P. : 'ayl^äluM).
3C0. Statt bizet hat W. bSzzSt. P. erklärte: „Wenn sie den
Bürgen aufessen (d. h. auf seine Kosten essen), so ist es ßtfSt;
wenn sie ihn ausbreiten (d. h. sich auf seine Kosten ein Lager
bereiten), so ist er eine weiche [Decke]." Über die Bereitung
des beliebten Nationalgerichtes fitßt s. Guibi, Proverbi, S.30.
3St. Nach P.: „Dein Gegenadvokat sei dir fern, dein
Bürge sei dir nahi"
3M. P. las zayähessö und zaitallim, und sagte, der Spruch
„Ich habe einen Gott, der sein Wort nicht Lügen straft [und]
seinen Bund nicht bricht" werde von Frauen gesungen, wenn
sie beim Ausbleiben des Regens umherziehen oder in den
Feldern jäten. Der Text bei W. hat die Verbalformen wie
C. R.; der Sinn wird dadurch kaum geändert.
3SS. Nach P.: „Die Rede hat kein sSU (d. h. anstatt aut¬
zuhören, redet man immer weiter), das Mehl hat keine Ver¬
mehrung (d. h., wenn es zu Ende ist, gibt's nichts mehr)."
Diese Erklärung liegt grammatisch näher, da sa'an gern mit
dem folgenden Worte verbunden wird und da zerevän und
hariini durch die Endung gewissermaßen isoliert werden.
368. Für keybelä hat W. die Variante kaylblu.
369. Vgl. Off. I, 149.
3TI. Vgl. Off. I, 139.
37%. Statt zewesd und zemesö las P. zäwuse'6 und zämise'ö
(= zSyäwussü'ö und zeyäm6ss6'ö).
314. Nach P. bedeutet der Spruch: „Wer nicht dabei war,
ist unschuldig."
3T6. Statt bir änä sprach P. bSrännä; so ebenfalls Bass.,
Sp. 316, wo sich dies Sprichwort auch fmdet, und so ist der
Reim auf wännä genauer. Praet. 28 hat die Variante 'inkäb
für 'ab (C. R.), bi- (Bass.); aber 'ab oder bi- ergeben besseren
Sinn.
16«
234 E. Limujnc, Tigrifia-Sprichwörter
STT. Statt aynägerä besser mit P. ayinnägetü.
S8t. Statt klrstiyhn besser krSstiyän (so W.) oder kistiyän
(so im Index bei C. R.). Vgl. Praet. 51; Off. I, 48 und II, 7
(mit leichten Varianten).
S8S. Statt Inteüowä hat W. 'Sntälä „indem sie sagen",
wofilr P. auch 'iniäiälä zur Wahl stellte; statt inte beli hat
W. 'intälä; statt inti belenni hat W. 'intälänni.
S8C. In W. fehlt mi- beim letzten Verbum; daher erklärte
P.: „Wie wenn wir uns nicht verborgen hätten, haben die
Hyänen uns vernichtet." Aber die Übersetzung bei C. R.
(Wenn ..., so hätten ...) ist wohl richtiger; P. scheint käm
als Konditionalpartikel (Pbabtobius, Tigrinasprache, S. 362)
nicht gekannt zu haben.
588. Nach P.: „Das" Wasser tut keinen Schaden; das
Reden ist ohne Ende." Vgl. Off. I, 100. Dies wird nach P.
gesagt, wenn man einen Wörtstreit abbrechen will. Die Form
ayguddä* (so auch nach Pt) ist ungenau.
589. Statt kelokkäm sprach P. käll&kkum, also nicht
„mentre vi intimo", sondem „wenn euch ist". Er führte aus :
,',Wenn z&än nigüs, „Rücken des Königs", das Wort, das so¬
fort zur gerichtlichen Entscheidung führt, auch nahe ist, d. h.
noch nicht gesagt ist, so streitet ihr doch von Morgen bis
Abend."
$»4. Statt ftfOibn 1. täüäm. So auch nach W.
S9T. Statt qerimä besser qerrimä nach P.; vg^. Bass.,
Sp. 252. Nach P. ist qarrim Aine kleine Emte, 'ofld eine volle
Emte.
398. Eine genauere Übersetzung ist nach P.: „Der [ge¬
meinsame] Weg schafft Eintracht, der Markt läßt zusammen¬
treffen."
3»». Für belä hat W. die Variante ydlät.
4tt. Fehlt bei W. Statt qeqidmi würde ich lieber qeqqldmi
lesen, da bei der Reduplikation der erste Konsonant des ur¬
sprünglichen Wortes meist verdoppelt wird.
4*1. Das Wort keloi fehlt bei W. Statt zi'atit hat W. zä'ittii,
P. erklärte: „Er schätzt das Feuer, wie wenn er Holz herbei¬
bringt" ; aber manche Leute wollen essen, ohne zu arbeiten.
E. Lrmmnr, Tigrifia-SprichwOrter 235
4tX. Nach P.: „Ein schneller Esel verliert das Gepäck";
beim schnellen Laufen kann leicht etwas verlorengehen. Aber
die Erklärung bei C. R. ist vielleicht besser.
4t5. Statt memharellä hat W. mämharäüü. Dies erklärte
P. als mi + 'amharällü; und nach ihm bedeutet 'amharS
„Schönheit verleihen". Dann ist zu übersetzen: „Für den
Löwen würde eine Glocke gut passen."
4%9. Das Sprichwort: „Guten Tag für seine Schwester;
der Holzklotz für seine Frau" soll nach P. bedeuten, daß der
Mann sich mit seiner Schwester unterhalte, aber Holz und
andere Dinge für seine Frau ins Haus bringe, ohne mit ihr
zu sprechen. Ich habe jedoch in Abessinien öfters beobachtet,
wie Frauen Holz schleppten, und daher kann die zweite Hälfte
auch bedeuten, wie C. R. annimmt, daß die „propria familia
immediata", hier durch die Frau repräsentiert, das Holz usw.
ins Haus zu bringen hat.
411. Wenn man eine Schlange mit einem Stock tot¬
geschlagen hat, so wirft man den Stock fort, oder man zieht
ihn siebenmal durchs Feuer, oder man wirft ihn siebenmal
auf die Erde, wie ich beobachtet habe.
41X. Statt „i flgli lo ^reditano" besser „il figlio lo eredita".
Vgl. auch Praet. 60.
413. Die beiden Verba stehen im Indikativ; die italienische
Übersetzung gibt den Jussiv wieder, aber der Sinn bleibt sich
gleich.
4IS. Vgl. Praet. 44 und OfF. I, 97. Praet. bat für adgi das
amharische Wort h%f'
41«. Vgl. Praet. 35.
41T. Statt felmeti yahaggulsä hat W. hddarä yähiggits.
Der Sinn ist der gleiche.
418. Statt zä'gäf hat W. zäggif ,^struppig". Vom letzten
Wort fehlt im Text W. der erste Buchstabe; P. las hargif
„Vielfraß", aber dergäf, wie C. R. hat, ist besser.
419. „Die Verwandtschaft von Esel und Maultier ist auf
der Wiese" bedeutet nacb P., daß man bei diesen Tieren nicht
wie bei Pferden und Kühen den Stammbaum kennt; Esel und
236 E. LiTTMAim, Tigrifla-Sprichwfirter
Maultiere, die bald aus dem einen, bald aus dem anderen Dorf
kommen, sind nur durch die gemeinsame Wiese'verwandt.
4%t. W. und Off. I, 99 baben zu Anfang hau fdusi haa
„ein Bruder ist Arzenei für den anderen", d. h. er schützt
ihn, hält ihn im Besitz des Erbes usw. ; dann folgt der Wort¬
laut wie bei CR.
4!84iehlt bei W. Statt ySseUll I. yl^mi oder yesSim.
4X5. Statt ayte?mi hat W. 'aüäfUl.
4t9. Vgl. Off. I, 94. — Vor eSieyti ist ' zu ergänzen.
43t. Statt aylssendedü hat W. das Aktiv 'aySsindldä; das
ergibt den Sinn: „Was man erzeugt hat, wirft man nicht weg".
Man vermißt dann aber ein Suffix; die Lesart C. R. „Die
erzeugt haben (d. h. die Eltern) sollen nicht weggeworfen
werden (d. h. sollen geehrt werden)" ist daher vorzuziehen.
43«. Vgl. Off. I, 19; II, 18.
433. Statt mlbäWM 1. me-.
434. Die bei C R. angeführte Variante findet sich bei W.
Aber P., der dies Sprichwort nicht kannte, wollte käb statt
'ab lesen, wie denn auch im Text bei C R. steht. Statt hawi
ist jedoch haw zu lesen; ebenso in Nr. 435. Denn hau „Bruder"
wird m. W. und auch nach den Wörterbüchern ohne die
Endung -i gebraucht; es könnte sonst auch zu leicht mit
ha(u)wl „Feuer" verwechselt werden.
43T. Statt weyle'ä 1. weyWä. In der Übersetzung 1. „chi
ti ha generate".
438. Vgl. Off. II, 1.
441. Statt zeymMlrkä las P. zaimMriU. Vgl. Off. I, 142.
44«. Vgl. Off. I, 91.
443. Statt hall&wl las P. auch Tmlläw. Vgl. Off. I, 102.
445. Statt yebärSk und yedSrrSk las P. yäbbärek und
yäddärgJt, also AT 3. Dann ist zu übersetzen: „Die Abend¬
mahlsehe vereint (schafft Genossen); der Aufstieg auf Berge
veranlaßt gegenseitige Unterstützung." Nach P. bedeutet
däräkä „schieben, helfen, unterstützen".
44«. Statt zeblUca hat W. lUlAh; P- las aber zaibUkä.
— Vgl. Off. I, 15.
/E. LiTTMAmr, Tigrifia-Sprichwörter 237
44T. P. sagte, der Lohn eines Hirten sei früher 2 % Meter
Tuch für drei Monate gewesen, nun seien es 12 Taler.
448. Statt aytS'Sbbi las P. 'aitS'Siä. Die Verdoppelung des
b ist hier unnötig, kann aber durch das folgende 'aitSrässf'
veranlaßt sein. — Vgl. Off. I, 90.
459. Vor arki ist ein ' zu ergänzen.
451. Statt ng?elä'Stkä 1. ne§elffhkä. Statt „il tuo nemico"
besser „i tuoi nemici".
459. Der Satz „Wenn du keinen König hast, so hast du
kein Gold" bedeutet nach P. : Dein Gold ist dann nicht dein
Gold, jeder Rebell kann kommen und es dir wegnehmen.
469. Vgl. Off. I, 42. 461, Vgl. Off. I, 47.
46%. Vgl. Off. I, 5 und II, 23. In der letzteren Fassung
heißt der Spruch: „Der Priester und der Schmetterling ge¬
raten wissend ins Feuer".
465. Vgl. Off. I, 46. •
46T. Vgl. Off. I, 63, wo chescl statt jeläsl steht.
468. Für zeyssanäbet hat W. die Variante yissan&bät; aber
die Lesart von C. R. ist besser. Am Schlüsse hat W. tisiJil
statt tesilli; hier sind beide Formen möglich. — Vgl. Off. 1, 141.
469. Statt temäW 1. temälä\ W. hat am Schlüsse tämälä'
wäldä'aiSzgt. C. R. übersetzt „apportatore di viatico 6 il figlio
di Padre Dio." P. erklärte „fülle dich mit Wegzehrung.
Welda 'AbSzgi". Letzteres ist ein beliebig gewählter Eigen¬
name, der hier des Reimes wegen steht. 'Ablzgl bedeutet
nach P. „in Gott". CnaNO, Vocabolario Italiano-Tigrai e
Tigrai-Italiano, S. 326, übersetzt abizgl durch „da Dio".
419. P. erklärte: „Was durch Gott (d. h., von Gott) herab¬
kommt, ist nicht schwer für die Erde (d. h., tut ihr keinen
Schaden)."
4TI. Vgl. Off. I, 51. 4TÄ. Vgl. Off. I, 22.
4T3. Nach P. : „Der Affe, der nicht an Gott glaubt, bringt
die Nacht zu, indem er die Höhle stützen will." Man sagt,
der Affe sitze die ganze Nacht mit den Augen nach oben
gerichtet, wenn er im Freien ist, aus Furcht, der Himmel
könne einstürzen; wenn er in seiner Höhle ist, wolle er deren
Decke stützen, was er natürlich nicht vermag.
ZeltKhrUt d. DMa Bd. 97 (Nene Fol|* Bd. ») 16
238 E. Lmiiijni, Tigrifia-SpiichwOrter
4T$. Nach P.: „Der Dieb (Räuber) kennt keinen Schöp¬
fer." — Vgl. Off. I, 107.
419. Nach P.: „Rufe Gott an, o Seele, damit du nicht in
die Hölle kommst." (Die Übersetzung bei C. R. ist gram¬
matisch nicht gut möglich.) So rufen die Bettler, wenn sie
um Almosen bitten. Vgl. oben zu Nr. 347.
48*. W. hat dies Sprichwort mit der Variante ziMsäsa
für zegelgeli. Das soll bedeuten: „Wer für die (bei der) Kirche
anklagt, [findet] Gerechtigkeit; wer für den (bei dem) König
anklagt, [fmdet] Gold." Aber Off. I, 50 hat die Variante:
,,Wer an den König denkt, denkt an Gold; wer an die Kirche
denkt, denkt an Gerechtigkeit."
481. Statt ayq^ä' und aylwü^ä' las P. 'aygqSfsd' und
'ayhois^d\ Dann ist zu übersetzen: „Der Vater kann nicht
bestraft, der Himmel nicht erstiegen werden." Die von Off.
II, 37, gegebene Form „Der Himmel wird nicht gepflügt; der
Vater wird nicht angeklagt" findet sich auch bei Praet. Nr. 39.
48t. P. erklärte: ,,Nimm dein Kopftuch ab, damit Gott
nicht Anstoß nimmt." Vor Menschen nimmt man es ab zum
Gruße, wie viel eher vor Gott als Zeichen der Demut.
483. Statt ayiSbqueW, las P. nach W. 'aiyibqöüä, als Ver¬
bum zum Subjekt sä'ri, also „Gras soll nicht auf ihr (d. h.,
der Erde) sprossen".
484. Praet. 33 sind die beiden ersten Sätze umgestellt.
485. Nach P. bedeutet qirqirtl auch „Quelle". Der Sinn
ist nach ihm: „Während du den Mareb an der Quelle suchst,
sieht ein andrer Mensch ihn in der Mitte (wörtlich : am Nabel)".
48S. Statt zeygebbir hat W. die Variante zaigäbrü.
48T. Statt nikuändebbä hat W. nilP'öndäiä.
488. Statt yqärebä las P. yiqq&raiiä.
489. Statt tewägW las P. tüwägd\ d. i. tSwwägd', also T 3,
und diese Form ist bei C. R. wohl auch gemeint.
Während des Druckes meiner Arbeit erschien in der Ras-
segna di Studi Etiopici, Anno III, S. 3—35, eine Sammlung
von 432 Proverbi tigrini, herausgegeben von Euobnio di Savoia-
Gbnova e Giovanni Simonini ; diese konnte hier nicht mehr ver¬
wertet werden.
Zur Chronologie der sassanidischen „Jagdschalen''
Von Kort Erdmuin, Berlin
Silber- und Goldarbeiten gehören zu den besten Erzeug¬
nissen der sassanidischen Kunst. Die Zahl der erhaltenen
Stücke ist verhältnismäßig groß, aber wie auf allen Gebieten
dieses Kunstkreises macht ihre chronologische Anordnung
erhebliche Schwierigkeiten. Das Bild ihrer Entwicklung ist
daher, obwohl die Wissenschaft sich rund ein Jahrhundert
mit ihnen beschäftigt hat, bisher nur in groben Umrissen
skizziert und an vielien Stellen problematisch, ja wider¬
spruchsvoll.
Nür in einer bewußten Beschränkung liegt Aussicht auf
einen besseren Erfolg. Ihre Grenzen sind vorgezeichnet durch
die besonderen Arbeitsbedingungen, die sich aus der Tat¬
sache ergeben, daß bei der Seltenheit von Inschriften und
dem fast völligen Mangel brauchbarer Quellen das wesent¬
liche Hilfsmittel für die Bestimmung sassanidischer Kunst¬
werke die Krone des Königs ist.
Jeder Herrscher dieser Dynastie hat eine Krone von be¬
sonderer Form getragen. Ihr Aufbau und die Auswahl ihrer
Abzeichen sind das Ergebnis sorgfältiger Überlegungen. Die
gegebene Grundform wird dabei unter den ersten vierzehn
Königen so lange variiert, bis die Erschöpfung der Möglich¬
keiten im 5. Jahrhundert zu einem Wandel im Aufbau
zwingt. Man ist aber auch dann noch bemüht, den ursprüng¬
lichen Charakter so weit wie möglich zu wahren und nur
durch eine andere Struktur des Kronenkerns den Weg für
neue Variationen freizumachen. Erschwert wird diese Auf¬
gabe nicht nur durch den besonders gegen Ende der Dynastie
raschen Wechsel der Könige und damit der Kronen, sondern
auch dadurch, daß die Einmaligkeit der Kronenform an-