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Notizen.
Von Th. Anfrecht.
1) Das yatjäj^iiäl^a-
Das (pätyäyaua-Brähmana^, gewöhnlich Qä^J^janaka genannt,
wird in den Qrautasütra von Agvalftyana (I, 4, 13), von Lft^yftyana (I, 2, 24), von Apastamba (nach Y&jnikadeva zn Kätyäyana Qranta- sütra VII, 5, 7), und nach BorneU (Samhitopanishadbrähma^a,
introd. p. III) im Phnllasütra citirt. Erwähnt wird es femer in
Kätyäyana's Sarvänukrama^l zu ^Iv. 7, 32. Es muss demnach ein
altes Brähmana' gewesen sein, obwohl es kein ursprüngliches zu sein
braacht, da Ueberarbeitungen auf diesem wie auf anderen Gebieten
der Literatur schon in alter Zeit stattfanden. Zu Säyana's Zeiten
muss es noch vorhanden gewesen sein, da er im Oommentar sowohl
zum ßigveda als zum Tändyabrähmana viele Stellen daraus citirt.
Im Süden Indiens sind bereits manche wichtige alte Werke
entdeckt worden. Im zweiten Bande von Oppert's ,Lists of Sanskrit
Manuscripts in private Libraries of Southem India", der im Jahre
1885 erschien, wareü unter 414. 7917 zwei Exemplare des Qätyä-
yanabrähmana verzeichnet. Ein Brief, den ich 1886 an Oppert
mit der Bitte um Abschriften dieser Handschriften richtete, ist bis
heute unbeantwortet gebheben. Auf meinen Wunsch wendete sich
im März v. J. Dr. Beinhold Rost, der zu solchen Liebesdiensten stets
bereit ist, an die Regierung in Madras. Nach langer Zögerung
antwortete diese unter dem 11. October d. J. wie folgt: ,With
reference to his letter dated 18. March 1887 to His Excellency
the Governor, Dr. Rost vriU be informed that no copies of Sä-
ty äyanabrähmana can be obtained, neither of the M. S. S.
named in Dr. Oppert's hst being traceable at present*.
So sind wir wieder einmal um eine Erwartung ärmer, dürfen
aber die HofEnung auf einstige Auffindung des Werkes nicht auf¬
geben. Die Sache sei hiermit dem scharfen Auge des im Süden
weilenden Dr. Hultzsch augelegenthch empfohlen.
152 Aufrecht, Notizen.
2) Das B&iiäyantyasütra.
Dass es ein Sutra mit dem Titel Ränäyanisütra gebe,
stelle ich entschieden in Abrede. Wohl aber findet sich der Name
Bänäyanlyasütra, und dieses wird im Parigeshakhanda des
Caturvargacmtämani öfters citirt. I, 1424. TW^rf^^Pg^ ^^t-
f^W: I I, 1456. TWnr'fhjf^Wm aftf^i^ I I, 1460. 1465.
gehobenen Sätze finden sich im Gobhilagrihyasütra.
Bei dieser Gelegenheit wiU ich das Bedauem aussprechen, dass
die Herausgabe des wichtigen Caturvargacintämani Leuten anver¬
traut worden ist, die von Textkritik nicht die fernste Almung haben.
Auf das vedische uloka hat zuerst Adalbert Kuhn im ersten
Baude der Indischen Studien (1850) hingewiesen. Wenn Bollensen
neuerdings (XLI, S. 499) äussert „vne Roth und Aufrecht darüber
denken, weiss ich nicht', so ist des ersteren Ansicht im PW. klar
ausgesprochen. Die meinige lege ich zur Prüfung vor. Loka,
Ranm, ist ein selhstständiges Wort, welches im Baltischen seine
Stammgenossen findet. Diese hat bereits Nesselmann (Die Sprache
der alten Preussen. Berhn 1845, S. 113) natürlich nicht so genaü,
wie es jetzt möghch ist, angegeben. Kurschat: „Lanka- m. Acker
und Wiese insgesammt im Gegensatz zum Garten, der Hofstelle
und andem eingehegten Räumen eines Gutes oder Dorfes' Nessel¬
mann Wörterbuch: „das Peld, der Acker, das Preie, im Gegen¬
satz des Hauses*. Altpreussisch: 1 auk a-m. der Acker. Lettisch:
lauka- m. „freies Peld, Acker* '). Diese Zusammenstellungen müssen
zuerst als verfehlt beseitigt werden, ehe man die Selbstständigkeit
von loka leugnet. Das alte uloka sehe ich als eine Zusammen¬
setzung von uru-lpka an, und ich glaube, dass es aus einem
älteren urur oka durch Dissimilation entstanden ist, etwa wie die
Desiderativstämme bhiksha, giksha, dipsa, lipsa, slksha
aus bhibhaksha, gigaksha u. s. w. hervorgegangen sind. In
dieser Ansicht lasse ich mich dadurch nicht stören, dass mit uloka
das Adj. uru mehrfach verbunden ist, wie z. B. in I, 93, 6.
VI, 23, 7. VII, 33, 5 u. s. w. Die Bildung von uloka hegt
eben so weit zurück, dass uru nicht mehr darin gefühlt wurde.
AUe an diesen SteUen aus-
3) nloka.
1) Lottner hat auch das lat. lüco vergUchen, welches bekanntlich alt¬
lateinisch louco heisst.
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Anzeigen.
Randbemerkungen zu Fr. SpiegePs „Die arische Periode und
ihre Zuständef. Leipzig (W. Priedrich) 1887.
Die folgenden Zeilen sollen keine Kritik des Spiegel'schen
Bnehes vorstellen. Eine solche zu geben fehlt mir Veranlassung
und Wüle. Unmittelbar beim Lesen des Buches haben sich mir
eine Anzahl Einwände gegen Einzelheiten darin aufgedrängt, und
solche Einwände, zu Papier gebracht, sind es, was die folgenden
Seiten enthalten. Einen Vorwurf darum, dass ich sie nicht zurück¬
gehalten, glaube ich weder vom Verfasser noch von anderer Seite
befürchten zu müssen. Zwei Gründe waren es, die mich zu ihrer
Veröffenthchung bestimmten: Einmal die Wichtigkeit des von Spiegel
behandelten Thema's, und sodann die Thatsache, dass diejenigen,
welche mit jenem Thema einigermassen vertraut sind, ein gar ge¬
ringes Häuflein ausmachen Zweifellos aber wird ja Spiegel's Buch
von vielen Seiten benutzt werden.
Dass ich dem Avesta gegenüber auf einem wesenthch andem
Standpunkt stehe als Spiegel, ist dem Avestisten nicht unbe¬
kannt. Ich messe für dessen Uebertragung und Erklärung dem
Veda höhere, den mitteliranischen Uebersetzungen geringere Be¬
deutung bei als Spiegel, und stelle in grammatischen Dingen
ungleich strengere Pordemngen, als Spiegel es für angezeigt
hält. Meine Stellung, die ich insbesondere den Gatha's gegenüber
einnehme, glaube ich A. P. HI, S 4 fif. mit hinreichender Deutlich¬
keit bestimmt zu haben.
In der Umschreibung der indischen und iranischen Wörter
habe ich mich, um keine Irrthümer zu veranlassen, an die Spiegel'¬
scbe angeschlossen, nur dass ich für sh, § und zh vielmehr S und
i,, und für den indischen r-Vokal r statt ri setze.
S. 23, Z. 12 flf.: Ich verweise auf das av. vanri^ vahär
im Z.-P.-gl., ed. Haug, S. 23, Z. 7.
S. 28, Z. 17 ff.: Die Vergleichung ist falsch. Das np. rüd
geht viehnehr auf altir. raut* zurück, cf. ap. rauta Sz b 9 = ai.
srö tas. Intervokalisches altir. d wird np. i; vgl. S. 39, Z. 31.
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