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Praktikabilität der maschinellen Lemmatisierung 6

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MASCHINELLE LEMMATISIERUNG ZUR ERSTELLUNG

SUMERISCHER TEXTKONKORDANZEN

Michael Adam zum Gedächtnis

Von Horst Steible, Freiburg/Brsg.

0. Allgemeine Vorbemerkung

1. Definition der Begriffe Lemma und Lexem

2. Isolierung der Lexeme

3. Koppelung mehrerer Lexeme zu einem Lemma

4. Weitere im Programm gelöste Probleme

5. Praktikabilität der maschinellen Lemmatisierung 6. Schlußbemerkung

0. Vorbemerkung

Die Computerlinguistik hat auf ihrem ungestümen Vordringen auch nicht

vor den schier uneinnehmbaren Bastionen der (alt-)orientalistischen Philo¬

logien Halt gemacht. Am besten bekannt sind auf diesem Sektor zweifelsoh¬

ne die Arbeiten der Abteilung Nichtnumerik am Deutschen Rechenzentrum

Darmstadt auf dem Gebiet der Ägyptologie. Aber auch innerhalb der Hethi¬

tologie, der Semitistik - hier besonders auf dem Zweig der Hebraistik und

der Arabistik - gibt es inzwischen einige Ansätze.

Nur wenigen Eingeweihten dürfte dagegen bekannt sein, daß Miguel Civil

in Zusammenarbeit mit Robert Biggs an einem Computerversuch zur Erstel¬

lung sumerischer Textkonkordanzen am Oriental Institute of the University

of Chicago arbeitet, ein Versuch, der in der Zeitschrift "Computer and the

Humanities, Newsletter" 11,2 (1967) S. 85 unter« L 155 als "Sumerian Com¬

puter-Concordance" in einer 11-zeiligen Notiz angekündigt wurde. Nähere An¬

gaben über das Projekt Miguel Civils hinsichtlich Erfolg, Schwierigkeiten

oder Mißerfolg liegen, soweit ich sehe, nicht vor; ich kann deshalb in mei¬

nen folgenden Ausführungen über "Die Möglichkeiten" bzw. besser "Zwei Mög¬

lichkeiten der maschinellen Lemmatisierung für die Erstellung sumerischer

Textkonkordanzen" leider nicht eventuelle Lösungsversuche M. Civils berück¬

sichtigen.

Die hier vorzutragenden Möglichkeiten einer maschinellen Lemmatisierung

sind das Ergebnis eingehender Diskussionen zweier Teams, die zunächst un¬

abhängig voneinander in Freiburg und Würzburg die Möglichkeiten der Elek¬

tronischen Datenverarbeitung (EDV) für die Sumerologie nutzbar zu machen

suchten, seit Sommer 1974 aber zusammenarbeiten. Beim ersten Team ar¬

beiteten mit Michael Adam, Hermann Behrens, Adelheid Schwab-Schlott, Geb¬

hard Selz und Horst Steible, im zweiten Alfred Lohr und Walter Sommerfeld.

Das Ausgangsmaterial bildeten einerseits die 'Königsinschriften' der altsu¬

merischen Zeit (l), die, zu diesem Zweck vollständig und neu bearbeitet,

nach einem computergerechten Code aufgenommen wurden, andererseits das

Lugalbanda-Epos in der Bearbeitung von Claus Wilcke (2).

(2)

1. Definition der Begriffe Lemma und Lexem.

Von zentraler Bedeutung für die Erstellung eines Lemmas durch die EDV

war die Isolierung der lexikalischen Basen, d.h. die Trennung der 'freien

Morpheme', auch Lexeme genannt, von den 'grammatischen Morphemen' ,

bisher als Affixe d.h. Prä-, In- und Suffixe bezeichnet. - Vielleicht eine

kurze Bemerkung zur Definition der hier unterschiedlich gebrauchten Be¬

griffe Lemma und Lexem: Lexem ist im Programm gebraucht als kleinste

semantische Einheit eines Lexikons, oder besser: unserer Konkordanz (lexi¬

cal item). Ein einzelnes Lexem mit selbständiger Bedeutung kann selbstver¬

ständlich zugleich ein Lemma sein und erhält dann seinen Kontext. Ein ein¬

zelnes Lexem, das nicht an sich verwendet wird, sondern einen Teil eines

komplexen Lemmas bildet, erhält einen Verweis auf das komplexe Lemma,

wo auch der Kontext zu finden ist. Daraus ergeben sich für die Definition ei¬

nes Lemmas zwei Kriterien:

1) Ein Lemma kann aus einem Lexem oder mehreren bestehen.

2) Unter jedem Lemma ist zumindest ein eigens abgegrenzter Kontext zu fin¬

den.

2. Isolierung der Lexeme.

Bei der Struktur des Sumerischen mit den normalerweise absolut starren,

nicht wandelbaren Lexemen/'freien Morphemen', denen die grammatischen'

Morpheme prä- und suffigiert werden, ergaben sich fast zwangsläufig zwei

Systeme für die Fixierung der 'freien Morpheme' / Lexeme:

1) Isolierung der Lexeme durch die unterschiedliche Kennzeichnung der ein¬

zelnen Lexeme nach Wortklassen.

2) Isolierung der Lexeme durch Kennzeichnung der grammatischen Morpheme.

Durch diese Kennzeichnung wird erreicht, daß nur die Lexeme allein als Lem¬

mata an entsprechender Stelle in der lexikographischen Konkordanz mit Kon¬

text erscheinen, die grammatischen Morpheme hingegen lediglich innerhalb

des Kontextausdruckes unter dem jeweiligen Lemma aufgeführt sind; aller¬

dings sind die grammatischen Morpheme sowohl in einer gesonderten Affix-

Konkordanz erfaßt, wie sie auch allein oder in gewissen Gruppen abrufbar

sind. Beide Systeme wurden erprobt, das erste in Zusammenarbeit mit Mi¬

chael Adam, das zweite in dem Programm, das Alfred Lohr geschrieben hat.

2. l.Bei dem Programm Michael Adams, das die Lexeme für die Konkordanz

durch die Kennzeichnung der einzelnen lexikalischen Basen nach Wortklassen

fixiert, werden die substantivischen Basen durch ein Dreieck ( A), die Ver¬

balbasen durch ein Pluszeichen ( + ), die Adjektive durch ein Doppelkreuz

(1^) gekennzeichnet. Zahlwörter werden den Adjektiven, absolute Personal¬

pronomina den Substantiven zugerechnet. Die Kennzeichnungen stehen unmit¬

telbar vor der Basis, bei Großlesungen, die hier durch runde Klammern ein¬

geschlossen sind, vor der linken Klammer.

Erklärende Großlesungen erhalten keine Kennzeichnung, bei Lesungsvari¬

anten dagegen sind die Varianten einzeln nach Wortklassen für sich zu kenn¬

zeichnen.

Determinierte Wörter gelten ohne weiteres als Substantive. Ferner besteht

nach diesem Programm die Möglichkeit, undeterminierte Personennamen

durch das künstliche Determinativ :P:,nicht determinierte Ortsnamen durch

das künstliche Determinativ :0: zu erfassen. Nach Bedarf können weitere

künstliche Determinative Verwendung finden, jedoch dürfen sie immer nur

(3)

einen Großbuchstaben, der durch Doppelpunkt eingeschlossen ist, umfassen.

In Ausnahmefällen können Lexeme auch durch eine beliebige Kombination

der (Sonder- ) zeichen

A , 4- ,

gekennzeichnet werden, bei komplexen Lemmata jedoch nur das erste Lexem.

Beispiel:

konventionell umkodiert

Substantiv gana-ensf-ka-ke4 AGANA2-AENSI2-KA-KE4

Adjektiv kü-babbar-r a AKU3-1^BABBAR-RA

Verbum gur-ra-da-am p +GUR-RA-DA-AM6

2.2.Das zweite System, nach dem das Programm Alfred Lohrs arbeitet, und

nach dem die gesamten Textdaten der frühdynastischen 'Königsinschriften'

erfaßt sind, isoliert die Lexeme/'freien Morpheme' durch die Kennzeichnung

der grammatischen Morpheme. Dabei wird lediglich zwischen Präfixen und

Suffixen unterschieden, nicht jedoch nach ihrer Affigierung an bestimmte Wort¬

klassen differenziert.

2.2. l.Die Suffixe bei Substantiven, Adjektiven und Verben werden in gleicher

Weise gekennzeichnet, und zwar durch das Sonderzeichen, das wie ein Sand¬

uhr aussieht ( S ); dieses Sonderzeichen wird unmittelbar vor jedes Suffix

gesetzt. Eine Differenzierung nach verschiedenen Suffixen durch bestimmte

Sonderzeichen innerhalb einer Suffixkette wird nicht vorgenommen, sondern

jedes Suffix wird in gleicher Weise durch dieses Sanduhr-artige Sonderzei¬

chen gekennzeichnet. Durch diese Kennzeichnung wird auch jedes Suffix allein

in der Affix-Konkordanz lemmatisiert, bei Bedarf können bestimmte Suffixe

auch einzeln abgerufen werden.

Beispiel:

konventionell umkodiert

ganä-ensi-ka-ke ^ GANA2-ENS12-'XKA- XkE4

kü-babbar-ra KU 3 -BAB BAR-XR A

gur-ra-da-am ^ GUR- XrA-EdA-E AM6

2. 2. 2.1m Gegensatz zu den Suffixen werden die Verbal-Präfixe nicht einzeln,

sondern global gekennzeichnet, dabei sind die Präfixe definiert als die Sum¬

me der vor einer verbalen Basis präfigierten Affixe, d.h. es wird nicht, wie

es der sumerologischen Terminologie entspräche, zwischen Präformativen,

Konjugationspräfixen, Präfixen und Infixen unterschieden. Die Isolierung der

verbalen Basis für die Lemmatisierung wird in diesem zweiten System viel¬

mehr erreicht durch die globale Klammerung der Präfixe mit Doppelpunkt.

Beispiel :

konventionell umkodiert

ba-ni-gar :BA-NI:-GAR

Für die Verbindung von Präfixen und Suffixen beim Verbum:

konventionell umkodiert

ba-ra-mu-bal-e :B A-RA-MÜ : -BAL- XE

be-da-kar-re : HE2-DA:-KAR- XRE2

Durch die Klammerung der Präfixe in eine morphologische Einheit werden

die Präfixketten zugleich für die Affixkonkordanz zusammenhängend lemma-

(4)

ti siert und sind so auch abrufbar.

3. Koppelung mehrerer Lexeme zu einem Lemma.

Aufgrund philologischer Kriterien, aber auch wegen der Übersichtlichkeit

des Computerausdruckes schien es sehr oft geboten, mehrere Lexeme zu ei¬

nem Lemma zu koppeln.

3.1. Wenn in einem Text ein Lexem mit anderen Lexemen oder Lexem- bzw.

Zeichengruppen verbunden ist, die als ein Lemma erfaßt werden sollen, ist

in beiden Programmen die Möglichkeit gegeben, durch die Klammerung mit

dem Gleichheitszeichen { = ) die zusammengehörigen Lexeme bzw. Zeichen¬

gruppen für die Lemmatisierung zu verbinden: d.h. unmittelbar vor dem

ersten Zeichen bzw. Lexem einer derartigen Verbindung und unmittelbar nach

dem letzten Zeichen bzw. Lexem dieser Verbindung ist jeweils ein Gleichheits¬

zeichen zu setzen. Die Möglichkeit der Koppelung von Lexemen zu einem Lem¬

ma ist zunächst besonders relevant bei den sogenannten "abgeleiteten Verba"

im Sinne Adam Falkensteins (3). So wird bei der Verbalform

SU i-bal-e durch die Klammerung

= SHU :I3:-BAL=- Xe

das Lemma SHU — BAL (4) erreicht. Desgleichen kann bei

su-bal ba-ra-ak-ke, 4 durch die Klammerung

=SHU-BAL :BA-RA:-AK=-EkE4

das Lemma SHU-BAL — AK erfaßt werden.

Diese Möglichkeit ist aber auch bei Attributen und Epitheta von Bedeutung:

Beispiel :

dumu-a-kur-gal =DUMU-; A-KUR-GAL;= (5)

3.2. Schließlich ist auch die Möglichkeit gegeben, innerhalb einer derartigen

Klammerung mit dem Gleichheitszeichen ein Lexem bzw. ein oder mehrere

Lexemgruppen durch Klammerung mit dem Ungleichheitszeichen ("/") für

die Lemmatisierung zu isolieren. Innerhalb einer Klammerung mit dem Un¬

gleichheitszeichen gelten die gleichen Prinzipien wie bei der Klammerung

mit dem Gleichheitszeichen:

Dies bedeutet, daß die Klammerung mit dem Ungleichheitszeichen unmit¬

telbar an der Stelle gesetzt wird, wo die Klammerung mit dem Gleichheits¬

zeichen unterbrochen werden soll.

Ebenso wird das Ende der Klammerung mit dem Ungleichheitszeichen an

der Stelle erwartet, wo die Klammerung mit dem Gleichheitszeichen fort¬

gesetzt werden soll.

Beim Ausdruck des Lemmas in der Konkordanz wird diese Unterbrechung

mit zwei Bindestrichen kenntlich gemacht.

Innerhalb einer Klammerung mit dem Ungleichheitszeichen können wieder¬

um beliebig viele Klammerungen mit dem Gleichheitszeichen eingeschoben

werden. Dieses Verfahren ermöglicht also einerseits, die Verbindung von

(5)

direktem und wo gewünscht erweitertem Objekt mit dem Verbum im Lemma

sichtbar zu machen, auf der andern Seite die einzelnen appositionellen Erwei¬

terungen, so komplex sie auch sein mögen, geschlossen zu lemmatisieren.

3.3. Anhand eines Textbeispiels der Geierstele (6) möchte ich wenigstens zwei

verschiedene Klammerungsmöglichkeiten demonstrieren, Eannatum 1 XVII

Z. 16-20 (7):

(16) sa-sus-gal- (17) dgn-lil-la (18) nam e-ta-kud-rä (19) umma*^^

(20) an-ta fae-sus

"(l6) Das große Fangnetz (17) Eniils, (18) auf das er ( = der Mann von

Umma) geschworen hat, (19) möge auf Umma (2o) vom Himmel her (bzw.

von oben her) fallen!"

3.3.1. Der erste Klammerungsvorschlag sieht folgendermaßen aus:

=SA-SHUSH-GAL- * ; A D (8) - EN-L1L2; - XlA2/ * =NAM :E-TA:-KUD=-

XrA2 * /iUMMA-AKIi * AN.TA :HE2:-SHUSH =

Die Klammer mit dem Gleichheitszeichen wird eröffnet vor SA in SA-SHUSH-

GAL- und reicht bis nach LA2 in D-EN-LIL2- LA2. NAM E-TA-KUD-RA2 ist

durch Ungleichheitszeichen ausgeklammert, so daß die Klammerung mit dem

Gleichheitszeichen mit UMMA-'KI automatisch fortgeführt und nach SHUSH

in HE2-SHUSH geschlossen wird. Bei einer derartigen Klammerung werden

in der Lexemkonkordanz zwei Lemmata mit abgegrenztem Kontext ausge¬

druckt.

1) SA-SHUSH-GAL-'D-EN-LIL2-LA2—UMMA-'KI (9) - AN.TA— SHUSH und

2) NAM— KUD,

wobei NAM--KUD deshalb geschlossen lemmatisiert wird, weil innerhalb

der Klammerung mit dem Ungleichheitszeichen bei NAM E-TA-KUD-RA2

die Verbindung NAM — KUD wiederum mit dem Gleichheitszeichen geklam¬

mert ist. - Die einzelnen lexikalischen Bestandteile werden in der Lexem-

und Namenskonkordanz (10) an entsprechender Stelle mit Hinweis auf das

jeweilige komplexe Lemma erfaßt.

3.3.2. Durchaus sinnvoll wäre auch folgende Klammerung:

=SA-SHUSH-GAL- * ; AD-EN-LIL2;- XlA2/ * =NAM :E-TA:-KUD=

- ErA2 * ;UMMA-AKI; * AN.TA/ :HE2:-SHUSH=

Beginn der Klammerung mit dem Gleichheitszeichen und Unterbrechung ge¬

nau wie in dem vorigen Beispiel (s. 3.3.1. ), also Beginn bei SA in SA-SHUSH-

GAL und Unterbrechung nach LA2 in D-EN-LIL2-LA2; diese Klammerung mit

dem Gleichheitszeichen wird dann erst in HE 2 von HE2-SHUSH weitergeführt

und schließt bereits nach SHUSH inHE2-SHUSH. D.h. die Klammerung mit

dem Ungleichheitszeichen beginnt unmittelbar nach LA2 in D-EN-LIL2-LA2

und reicht bis unmittelbar nach AN.TA. Bei einer derartigen Klammerung

würden vier Lemmata mit abgegrenztem Kontext in Lexem- und Namenskon¬

kordanz erfaßt:

1) SA-SHUSH-GAL-'D-EN-LIL2-LA2— SHUSH

2) NAM--KUD

(6)

3) UMMA-'KI 4) AN.TA

Auch in diesem Beispiel wird die geschlossene Lemmatisierung von NAM —

KUD wiederum durch die Klammerung mit dem Gleichheitszeichen innerhalb

der vorrangigen Klammerung mit dem Ungleichheitszeichen erreicht.

4. Weitere im Programm gelöste Probleme.

Auf folgende spezielle Probleme, die in unserem Programm gelöst sind,

möchte ich Sie aufmerksam machen:

1) Aufnahme von Textvarianten.

2) Abgrenzung von Kontexten; hier bietet das Programm die Möglichkeit,

Haupt- und Unterkontexte zu unterscheiden. Dabei wird das gleiche Prin¬

zip angewandt, wie Sie dies bei der Lemmatisierung durch Klammerung

mit dem Gleichheits- und Ungleichheitszeichen kennengelernt haben.

5. Praktikabilität der maschinellen Lemmatisierung.

Es bleibt schließlich die Frage: Worin liegen die Vorteile der maschinellen

Lemmatisierung gegenüber der konventionellen Methode des Verzetteins, et¬

wa mit Hilfe von Matritzen ? Ich möchte diese Frage mit einem Beispiel be¬

antworten: Nehmen wir als Textbeispiel die Geierstele mit etwa 700 über¬

lieferten Zeilen. Ich glaube, wir können ohne Übertreibung davon ausgehen,

daß das Ablochen der Textdaten für die Aufnahme in den Computer und das

Schreiben der Matritzen und Abziehen derselben in etwa den gleichen Zeit¬

aufwand benötigen. Wenn wir dann festhalten, daß der Computer für die Er¬

rechnung, d.h. Erstellung der Lemmata eine Rechenzeit von 36 Sekunden be¬

nötigt, möchte ich es jedem einzelnen von Ihnen überlassen herauszufinden,

welche Zeit er selbst für die Beschriftung und Ordnung der Zettel von 700

Zeilen brauchen würde.

Auf zwei Vorzüge der maschinellen Lemmatisierung ist noch hinzuweisen:

1) Die absolute Sicherheit, mit der bei der maschinellen Lemmatisierung

die Erfassung der einzelnen Lexeme an entsprechender Stelle gewährlei¬

stet wird und

2) die Möglichkeit, Suffixe einzeln und global und die Präfixe global abzu¬

rufen.

6. Schlußbemerkung.

Abschließend dürfen wir sagen, daß unser Programm systematisch so ange¬

legt ist, daß alle sprachlichen Phänomene, die uns bisher in den Texten be¬

gegnet sind, erfaßt werden können. Es hat sich gezeigt, daß das Programm

absolut zuverlässig arbeitet, praktikabel und übersichtlich ist und sich schlie߬

lich problemlos auch auf andere Textgattungen als die bisher bearbeiteten über¬

tragen läßt. Wir planen jedoch zunächst bei der Gattung der 'Königsinschriften'

zu bleiben und die Textaufnahme und Lemmatisierung als Grundlage, und nur

als solche, für Spezialglossare bis zum Ende der altbabylonischen Zeit wei¬

terzuführen.

Anmerkungen

1. Vgl. jetzt die neue Text-Zusammenstellung bei R. Borger, Handbuch der

Keilschrift-Literatur III, Berlin/New York 1975, S. 2 ff. § 5 "Königs-

(7)

insehriften des dritten Jahrtausends".

2. C. Wilcke, Das Lugalbandaepos, Wiesbaden 1969, S. 90-129.

3. Grammatik der Sprache Gudeas von Lagas 1, Schrift- und Formenlehre

(Analecta Orientalia 28), Rom 1949, S. 118-128 § 37.

4. Der zweifach gesetzte Bindestrich markiert, daß zwei Lexeme nicht un¬

mittelbar aufeinander folgen. In unserem Beispiel sind die Lexeme SHU

und BAL durch /l3/ ( = Konjugationspräfix) voneinander getrennt. S. auch

in dem folgenden Beispiel die morphologische Markierung in dem Lemma

SHU-BAL—AK.

5. Durch die Klammerung mit Semikolon werden alle Eigennamen (Götter-,

Personen-, Orts- und Tempelnamen) für eine separate 'Namenskonkordanz'

geschlossen mit Kontext (1 ) lemmatisiert. Die einzelnen Lexeme eines Na¬

mens werden mit Hinweis auf den Namen ohne Kontext an entsprechender

Stelle erfaßt.

6. S. E. Sollberger, Corpus des inscriptions "Royales" Presargoniques

de Lagas, Genf 1956, S. 9-16.

7. E. Sollberger, a.a.O. S. 13.

8. Determinative werden hier durch ein vorausgestelltes Sonderzeichen, ein

Dreieck ( A ), gekennzeichnet, vgl. auch die Verwendung desselben Son¬

derzeichens im Programm M. Adams (Ziffer 2.1), das hier in keiner

Weise tangiert wird.

9. UMMA-'KI im ersten Lemma erscheint außerdem noch in der separaten

Namenskonkordanz mit Kontext, vgl. Anm. 5.

10. Zur Lemmatisierung der Eigennamen s. Anmerkung 5 dieser Arbeit.

(8)

SEKTION 111; ALTES TESTAMENT

Sektionsleiter; Arnold Maria Goldberg, Frankfurt/M.

ZUR RELIGIONSGESCHICHTLICHEN BEDEUTUNG DES

GRIECHISCHEN ALTEN TESTAMENTS, DER SOGENANNTEN

SEPTUAGINTA

Von Georg Bertram, Fernwald

Das Schlagwort "Hellenisierung des semitischen Monotheismus" (l) kann

in gewissem Sinne die religionsgeschichtliche Bedeutung des griechischen Al¬

ten Testaments, der sogeneinnten Septuaginta, umschreiben. Das Schlagwort

meint die Summe der Einflüsse, die die hellenistische Umwelt seit der Zeit

Alexanders d.Gr. und wohl früher schon auf das Judentum ausgeübt hat. Das

Volk des Alten Bundes hat in dieser Zeit die griechische Sprache als Umgangs¬

sprache in Ägypten, Kleinasien, schließlich im ganzen Mittelmeergebiet und

z.T. sogar in Palästina aufgenommen (2), hat in der Synagoge, wohl vor al¬

lem für Proselyten eine griechische Verdolmetschung, ein Targum bei der

Verlesung der Heiligen Schrift veranlaßt und damit die Ubersetzung des Al¬

ten Testaments ins Griechische vorbereitet und begonnen. So wurde auch dem

nichtjüdischen Leser ein Einblick in die Überlieferungen des AT ermöglicht

und nach dem Bericht des Aristeasbriefes (3) geht die Entstehung der Über¬

setzung jedenfalls der 5 Bücher Moses auf die ptolemäische Religionspolitik

zurück, die auch das Judentum umfassen wollte (4). Die Erzählung des Ari¬

steas setzt für die Zeit um 100 v.Chr. literarische Berührungen des Juden¬

tums mit der Umwelt voraus, wenn sie die seit Piatons Symposion geläufige

Form der Deipnosophie (5) benutzt, um in Frage und Antwort Beispiele jü¬

discher Lebensweisheit zu entfalten. Gewisse Voraussetzungen einer Verwandt¬

schaft zwischen Judentum und Hellenismus sind gegeben. Denn wenn etwa in

den Verhaltensregeln der Proverbia Einflüsse der Spruchweisheit des Amen-

em-ope nachweisbar sind, so kehren die entsprechenden Motive in der alex¬

andrinischen Übersetzung gewissermaßen in ihr Heimatland zurück. Ähnli¬

ches gilt von dem orientalisch-ägyptischen Märchen vom weisen Achikar.

Auch die Lebenserfahrung der "Werke und Tage" des griechischen Hesiod er¬

scheint in vielem als ein Gemeinbesitz der Welt des östlichen Mittelmeers,

der in der hellenistischen Zeit auf der Grundlage der gemeinsamen Sprache

von neuem zu gegenseitigem Austausch und zur Bereicherung der gemeinsa¬

men Kultur führte (6).

Der Anteil, der dem Judentum dabei zukommt, ist nur schwer zu erfassen,

da kaum Überlieferungen vorliegen, die nicht schon durch die Legende ihre

besondere Färbung erhalten hätten. Immerhin zeigt die Einleitung des grie¬

chischen Jesus Sirach aus der Zeit um 130 v.Chr. mit der Bemerkung des

Ubersetzers, daß man Israel um seiner Weisheit und Bildung willen loben

muß, die Absicht, auch den nichtjüdischen Leser anzusprechen. Zweimal ist

in diesem Vorwort die Rede von Gesetz, Propheten und den übrigen Schriften

des /.T, die also wohl in dieser Zeit bereits vollständig ins Griechische Uber¬

setzt waren (7). Der weltweite Anspruch dieser at.liehen Weisheit ist in der

Schrift des Großvaters selbst als des Verfassers in der Zeit um 180 v.Chr.

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