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Vorhofflimmern: Antiarrhythmische Kurzzeitbehandlung versus Langzeit - behandlung nach Kardioversion

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Academic year: 2022

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In einer randomisierten offenen Studie erwies sich eine Kurzzeit - behandlung mit Flecainid zur Prä- vention des Wiederauftretens von Vorhofflimmern nach Kardiover- sion als etwas weniger wirksam im Vergleich zur Langzeitbehandlung.

Für Patienten, bei denen keine Langzeittherapie möglich ist, stellt sie dennoch eine geeignete Alter- native dar.

LANCET

Die elektrische Kardioversion stellt bei den meisten Patienten mit Vorhofflim- mern den normalen Sinusrhythmus wieder her. Allerdings ist die Rezidiv- rate hoch. Antiarrhythmika reduzieren das Risiko des Wiederauftretens, kön- nen aber mit Nebenwirkungen wie einer ventrikulären Proarrhythmie ver- bunden sein (1).

Vorhofflimmern führt zu ausgeprägten Veränderungen der atrialen Elektro- physiologie, zum sogenannten elektri-

schen Remodelling, das in einer Ver- kürzung des atrialen Aktionspotenzials resultiert. Kann der Sinusrhythmus über zwei bis vier Wochen nach der Kardio- version aufrechterhalten werden, nor- malisiert sich das atriale Aktionspoten- zial wieder. Die meisten Rezidive treten jedoch bereits in diesem Zeitraum auf.

Antiarrhythmika verlängern das atriale Aktionspotenzial und verhindern so das Wiederauftreten von Flimmern im remodellierten Atrium. Nach einer Normalisierung des atrialen Aktions- potenzials – etwa vier Wochen nach der Kardioversion - ist dieser Behandlungs- effekt möglicherweise nicht mehr erfor- derlich. Paulus Kirchhof vom Klinikum der Universität Münster und seine Ar- beitsgruppe untersuchten nun in der Studie Flecainid Short-Long (Flec-SL), ob die Kurzzeitbehandlung mit dem Antiarrhythmikum Flecainid (Tambo- cor®) zur Rezidivprävention des Vor- hofflimmerns nach einer Kardioversion vergleichbar wirksam ist wie die Lang- zeittherapie (1).

Methoden

In die prospektive randomisierte offene Studie wurden im Zeitraum von März 2007 bis März 2010 Patienten mit persistierendem Vorhofflimmern aus 44 deutschen Zentren eingeschlossen.

Nach erfolgreicher Kardioversion wur- den sie drei Behandlungsarmen zuge- ordnet:

❖keine Behandlung mit Antiarrhyth- mika (Kontrollgruppe)

❖Flecainid (200–300 mg/Tag) über vier Wochen (Kurzzeitbehandlung)

❖Flecainid über 6 Monate (Langzeit- behandlung)

Als primären Endpunkt definierten die Wissenschaftler die Zeit bis zum persis- tierenden Vorhofflimmern oder den Tod. Die Analyse erfolgte per Proto-

koll. Die Evaluierung der Endpunkte wurde verblindet vorgenommen.

Ergebnisse

Zunächst wurden 635 Patienten ran- domisiert auf die Behandlungsarme verteilt. Von diesen wurden 34 von der Analyse ausgeschlossen. Bei den meis- ten Patienten lag keine strukturelle Herzerkrankung vor. Eine erste Aus- wertung der Daten von 242 Patienten nach 4 Wochen zeigte, dass die Be- handlung (Kurzzeit- und Langzeitbe- handlung) mit Flecainid wirksamer war als die Unterlassung einer Therapie (Kontrollgruppe).

Im Studienverlauf trat der primäre Endpunkt des persistierenden Vorhof- flimmerns bei 120 (46%) der Patienten unter der Kurzzeitbehandlung und bei 103 (39%) der Patienten unter der Langzeitbehandlung ein. Todesfälle wurden nicht beobachtet. Die Diffe- renz der durchschnittlichen prozentua- len Anteile der Patienten, bei denen kein erneutes Vorhofflimmern auftrat, betrug 7,9 Prozent in der Kaplan- Meier-Abschätzung. Eine Nichtunter- legenheit der Kurzzeitbehandlung konnte somit nicht gezeigt werden (p = 0,2081).

Diskussion und Kommentar

In der Studie Flec-SL kamen die Wis- senschaftler zum Schluss, dass eine kurzzeitige antiarrhythmische Behand- lung bei Patienten, bei denen das elek- trische Remodelling eine wichtige Rolle im Hinblick auf das Wiederauftreten von Vorhofflimmern spielt, weniger wirksam ist als eine Langzeitbehand- lung. Allerdings konnten mit der Kurz- zeitbehandlung etwa 80% der sechs- monatigen Wirksamkeit einer Lang- zeitbehandlung erreicht werden, und die Verbesserung der Lebensqualität nach Kardioversion war in beiden Gruppen vergleichbar (1).

Die Langzeitbehandlung scheint für die meisten Patienten die beste Option zu sein. Die Kurzzeitbehandlung könnte nach Meinung der Autoren jedoch eine geeignete Alternative für Personen dar- stellen, die sich nicht für eine Langzeit- behandlung eignen. Dazu gehören Patienten mit erhöhtem Risiko für eine ventrikuläre Proarrhythmie oder Personen mit einem geringen Risiko für ein Wiederauftreten des Vorhofflim- merns (1).

Vorhofflimmern: Antiarrhythmische Kurzzeitbehandlung versus Langzeit - behandlung nach Kardioversion

STUDIE REFERIERT

ARS MEDICI 21 2012

1163

Merksätze

❖Eine Langzeitbehandlung mit Flecainid ist zur Prävention des Wiederauftretens von Vorhofflimmern nach einer Kardioversion wirksamer als eine kurzzeitige Behandlung.

❖Die Kurzzeitbehandlung weist etwa 80 Prozent der Effektivität der Langzeitbehandlung auf.

❖Die Kurzzeitbehandlung ist eine geeignete Alternative für Patienten, bei denen keine Langzeitbehandlung durchgeführt werden kann.

(2)

In einem Kommentar in derselben Ausgabe des «Lancet» weisen Alan John Camm und Irene Savelieva vom Department of Cardiological Sciences der St George’s University of London nochmals auf die Toxizitäten in Ver - bindung mit Antiarrhythmika hin.

Diese sind so ausgeprägt, dass die kli nische Anwendung weitgehend vom Nebenwirkungsprofil determi- niert wird (2).

Die Kurzzeitbehandlung stellt mögli- cherweise eine wirksame Strategie zur Reduzierung dieser Problematik dar.

Eine kurzfristige Aufrechterhaltung des Sinusrhythmus und die durch Flecainid induzierte Chance zur Rückbildung des

Remodellings können mit einer lang- fristigen antiarrhythmischen Wirksam- keit verbunden sein. Dieser Effekt wurde in klinischen Studien beobach- tet. Eine Langzeitbehandlung ist nach Ansicht der Kommentatoren jedoch er- forderlich, wenn die Rückbildung des Remodellings nicht alle Veränderungen des Atriums, die zum ersten Auftreten des Vorhofflimmerns geführt hatten, ausgleichen kann. Dies ist beispiels- weise bei strukturellen Herzerkrankun- gen, autonomen Aberrationen sowie bei inflammatorischen oder toxischen Effekten der Fall (2). ❖ Petra Stölting

Quellen:

1. Paulus Kirchhof et al.: Short-term versus long-term antiarrhythmic drug treatment after cardioversion of atrial fibrillation (Flec-SL): a prospective, randomi- zed, open-label-blinded endpoint assessment trial.

Lancet 2012; 380: 238–246.

2. John A Camm, Irene Savelieva: The long and short of antiarrhythmic drug treatment. Lancet 2012; 380:

198–200.

Interessenkonflikte:

1. Drei der zwölf Autoren haben ausserhalb der Flec-SL- Studie Honorare von MEDA Pharma erhalten.

2. Beide Autoren arbeiten in verschiedenen Funktionen für mehrere Pharmaunternehmen.

STUDIE REFERIERT

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ARS MEDICI 21 2012

Referenzen

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