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Gesundheitsförderung im KindergartenEvaluation des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ der Baden-Württemberg Stiftung in Kindergärten in Baden-Württemberg

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Academic year: 2022

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Gesundheitsförderung im Kindergarten

Evaluation des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“

der Baden-Württemberg Stiftung in Kindergärten in Baden-Württemberg

Ein Programm der

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Impressum

Gesundheitsförderung im Kindergarten Herausgeberin

Baden-Württemberg Stiftung gGmbH Im Kaisemer 1 • 70191 Stuttgart Verantwortlich

Birgit Pfi tzenmaier Autor

Dr. Freia De Bock

Prof. Dr. Joachim E. Fischer

Mannheimer Institut für Public Health, Universität Heidelberg Bildmaterial

Baden-Württemberg Stiftung

Mannheimer Institut für Public Health, Universität Heidelberg Konzeption und Gestaltung

FLAD & FLAD Communication GmbH

© September 2011, Stuttgart

Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung Soziale Verantwortung: Nr. 59

ISSN 1610-4269

Gesundheitsförderung im Kindergarten

Evaluation des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“

der Baden-Württemberg Stiftung in Kindergärten in Baden-Württemberg

(3)

6. Was wurde erreicht, was ist noch zu tun? 80 6.1 Kinder mit Migrationshintergrund

6.2 Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Kindergärten

6.3 Sozioökonomischer Hintergrund 6.4 Geschlechterunterschiede 6.5 Einbezug der Eltern

6.6 Integration und Qualifi kation der Fachkräfte

6.7 Einbau in das Curriculum der Erzieherinnen-Ausbildung 6.8 Integrierter Ansatz

6.9 Förderung der Nachhaltigkeit 6.10 Abstimmung der Interventionen 6.11 Ownership, Leadership

6.12 Verankerung in der Alltagskultur

7. Methodenanhang 92

7.1 Rekrutierung der Kindergärten und Kinder 7.2 Messausfälle

7.3 Evaluationsbausteine – Zielparameter und Modelle 7.4 Ablauf der Messungen

7.5 Evaluationszeitplan

Fußnoten 106

Notizen 108

Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung 110

Grußwort der Baden-Württemberg Stiftung 6

Christoph Dahl, Geschäftsführer

Birgit Pfi tzenmaier, Abteilungsleiterin Soziale Verantwortung

1. Zusammenfassung 10

2. Die Herausforderung 16

2.1 Grundlegendes zu Übergewicht und Adipositas 2.2 Bewegungsmangel

2.3 Ernährung

3. Das Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ 24 3.1 Das Ernährungsmodul „lecker essen und trinken“

3.2 Das Bewegungsmodul „locker hüpfen und lustig spielen“

4. Die Evaluation 32

4.1 Warum Evaluation?

4.2 Die Methodik der Evaluation von

„Komm mit in das gesunde Boot“

4.3 Der partizipative Elternbaustein

4.4 Welche Kindergärten und Kinder nahmen an der Evaluation teil?

5. Die Ergebnisse der Evaluation 52

5.1 Die Rückmeldungen der Erzieherinnen 5.2 Die Rückmeldungen der Eltern

5.3 Die Ergebnisse der objektiven Messungen 5.4 Vergleich mit anderen Projekten

(4)

Das „gesunde Boot“ fi ndet spielerisch in zwei Modulen – dem Ernährungs- modul „lecker essen & trinken“ und dem Bewegungsmodul „locker hüpfen

& lustig spielen“ – statt. Von der Baden-Württemberg Stiftung ausgebildete Ernährungs- und Bewegungsfachkräfte unterstützen die Kindergärten da- bei, die Bedeutung von gesunder Ernährung und Bewegung zu vermitteln.

In den Modulen wird vor allem auf das gemeinsame Erleben und Mitmachen Wert gelegt. Um die Kinder zu begeistern, führt die Figur eines Gesundheits- piraten die Kinder spielerisch durch das Programm.

Im Ernährungsmodul „lecker essen & trinken“, das sich über sechs Monate erstreckt, kommt eine externe Fachkraft einmal wöchentlich für zwei Stun- den in den Kindergarten, wo sie mit den Kindern Mahlzeiten zubereitet und verschiedene Nahrungsmittel erklärt. Die Eltern werden über einen Eltern- abend und verschiedene Termine, an denen Eltern und Kinder gemeinsam kochen und backen, mit einbezogen.

Im Bewegungsmodul „locker hüpfen & lustig spielen“ erhalten die Kinder ebenfalls über einen Zeitraum von sechs Monaten zweimal wöchentlich eine strukturierte Bewegungsstunde. Darüber hinaus werden dem Kindergar- ten in Beratungsgesprächen Möglichkeiten aufgezeigt, den Kindergarten- alltag bewegungsfreundlicher zu gestalten. Der Auftakt-Aktionstag und

„Der bewegte Elternabend“ laden die Eltern ein, selbst aktiv zu werden und mehr Bewegung in ihren und in den Alltag der Kinder zu bringen.

Die Erzieherinnen sind während dieser Zeit dazu eingeladen, sich aktiv an den Stunden zu beteiligen. So sollen sie von den Fachkräften zur eigenstän- digen Durchführung des Programms befähigt werden. Nach Ablauf der sechs Monate, in denen die externe Fachkraft vor Ort ist, kann das Programm dann idealerweise durch die Erzieherinnen fortgeführt werden.

Durch die breite Förderung von gesunder Ernährung und Bewegung soll vor allem dem zunehmenden Bewegungsmangel und Übergewicht bei Kindern entgegengewirkt werden. Das Programm „Komm mit in das gesunde Boot“

wurde auf möglichst breiter wissenschaftlicher Grundlage entwickelt, jedoch gibt es in der Förderung von Ernährung und Bewegung in Kindergärten und Kinder sind unsere Zukunft. Deshalb engagiert sich die Baden-Württemberg

Stiftung schon seit Jahren in der Gesundheitsförderung unserer Jüngsten.

Durch sich verändernde Familienstrukturen verbringen Kinder heute viel mehr Zeit in den Lebenswelten Kindergarten und Schule. Gesundheitsbe- wusstes Verhalten im Kindesalter wird maßgeblich von diesen Lebenswelten beeinfl usst. Diese Orte für die Förderung der Gesundheit unserer Kinder zu nutzen, ist daher eine bedeutende gesellschaftliche Aufgabe. Ausreichende und vielseitige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind für die gesunde körperliche und geistige Entwicklung unserer Kinder unverzichtbar.

Die Baden-Württemberg Stiftung hat deshalb im Jahr 2006 mit dem Gesund- heitsförderungsprogramm „Komm mit in das gesunde Boot“ ein umfassendes Bewegungs- und Ernährungsprojekt entwickelt und fl ächendeckend für ganz Baden-Württemberg umgesetzt. Seit 2009 wird das Kindergartenprogramm auch auf die Grundschule ausgeweitet und inhaltlich entsprechend angepasst.

Im Programm „Komm mit in das gesunde Boot – Kindergarten“ lernen Kinder, was es heißt, gemeinsam zu speisen, einfache Gerichte selbst zuzubereiten sowie Freude an der Bewegung und an sportlicher Aktivität in der Gruppe zu erfahren.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Christoph Dahl Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung

Birgit Pfi tzenmaier

Abteilungsleiterin Soziale Verantwortung der Baden-Württemberg Stiftung

(5)

deren Effektivität bisher nur wenig gesichertes Wissen. Es existieren zahl- reiche Programme, die zur Bekämpfung der „Übergewichtsepidemie“ ent- wickelt wurden, ob die Kinder und Familien davon aber wirklich profi tieren, muss jeweils durch eine begleitende Evaluation untersucht werden.

Die Baden-Württemberg Stiftung hat sich bewusst dafür entschieden, das Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ einer solchen wissenschaft- lichen Prüfung zu unterziehen. Jede Evaluation dient letztlich dazu, eine Ver- besserung der Programme durch gesichertes Wissen über die Effektivität der durchgeführten Maßnahmen zu erzielen.

Die vorliegende Broschüre bietet einen umfassenden Überblick über die Er- gebnisse der Evaluation des Programms „Komm mit in das gesunde Boot – Kindergarten“. Unser besonderer Dank gilt daher Professor Dr. med. Joachim E. Fischer und seinem Team vom Mannheimer Institut für Public Health für die Durchführung der wissenschaftlichen Untersuchung des Kindergarten- programms und der fundierten Aufarbeitung der Evaluationsergebnisse.

Unser Dank gilt auch dem Forschungszentrum für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen in Karlsruhe sowie der Deutschen Gesell- schaft für Ernährung für die umfangreiche und kompetente Unterstützung bei der Entwicklung der Konzeption der Kindergartenmodule. Wir möchten auch dem Team um Professor Dr. Jürgen M. Steinacker vom Universitäts- klinikum Ulm herzlich für die Umsetzung und die wissenschaftliche Beglei- tung des Programms „Komm mit in das gesunde Boot – Grundschule“ danken.

Nicht zuletzt geht der Dank und die Anerkennung der Baden-Württemberg Stiftung an die zahlreichen Fachkräfte und Erzieherinnen, aber auch die vielen Kinder, die mit ihrem Engagement und ihrer Begeisterung das Pro- gramm „Komm mit in das gesunde Boot“ lebendig werden lassen.

Birgit Pfi tzenmaier Christoph Dahl

(6)

Die Ergebnisse

eine kleine

Zusammenfassung

1. 1. Zusammenfassung

Mangelnde Bewegung und Überernährung kennzeichnen den Alltag einer zunehmenden Zahl von Kindern im Kindergartenalter. Da Kinder aber die für ihre Gesundheit wichtigen Verhaltensweisen dort lernen, wo sie ihren Alltag verbringen und gestalten, haben Kindertagesstätten für die Förderung der kindlichen Gesundheit eine herausragende Bedeutung.

Verschiedene Programme versuchen, dem Bewegungsmangel und der un- günstigen Ernährung vieler Kinder bereits im Kindergartenalter entgegen- zuwirken. Im Einklang mit dem Bildungsplan Baden-Württemberg hat die Baden-Württemberg Stiftung ein Programm entwickelt, das unter dem Titel

„Komm mit in das gesunde Boot“ sowohl in Kindergärten als auch in Schulen einen Beitrag zur nachhaltigen Förderung gesünderer Ernährung und mehr Bewegung im Alltag leisten soll.

Die Programme für Kindertagesstätten und für Grundschulen sind unter- schiedlich angelegt. Die Baden-Württemberg Stiftung griff bei der Entwick- lung der Programme die Erkenntnis auf, dass nur längerfristig angelegte Maßnahmen eine Chance haben, nachhaltig das Verhalten von Kindern zu verändern. Das Ziel des Kindergartenprogramms ist, den Anteil übergewich- tiger Kinder bei Schuleintritt durch ausgewogene Ernährung und Bewe- gung zu vermindern. Kindergärten aus Baden-Württemberg konnten sich wahlweise für das Ernährungs- oder Bewegungsprogramm bewerben. Jähr- lich nehmen jeweils 100–200 Kindergärten am Ernährungs- oder Bewe- gungsprogramm teil.

Das Ernährungsmodul hat zum Ziel, die Handlungskompetenz der Kinder rund um das Essen und Trinken zu erhöhen. Eine externe, von der Baden- Württemberg Stiftung ausgebildete Fachkraft führt die zehn Bausteine des Moduls von je zwei Stunden Dauer für die Kinder durch und moderiert weitere fünf Bausteine für Eltern und Kinder im Kindergarten. Die Bausteine des Er- nährungsmoduls erstrecken sich über 20 Wochen und sind als aufeinander ab- gestimmte Einheiten konzipiert. Sie führen teils neue Themen wie etwa das Kennenlernen von Obst und Gemüse ein, es gibt jedoch auch Wiederholungs- module. Lernen durch Vorleben und Erleben steht dabei im Mittelpunkt.

(7)

Die Evaluation war so angelegt, dass die teilnehmenden Kinderta- gesstätten den Programmen nach dem Zufallsprinzip zugeteilt wur- den und auf diese Weise systema- tische Verzerrungen der Ergebnisse etwa durch Unterschiede im Alter und Geschlecht, Unterschiede durch städtisches oder ländliches Umfeld oder Unterschiede durch Jahreszei- ten vermieden wurden.

Das Ernährungsmodul zeigte gegenüber der Kontrollgruppe folgende Veränderungen:

Die Angaben aus dem Elternfragebogen legen nahe, dass der Konsum von Obst, Gemüse und gesunden Lebensmitteln sich nach der Intervention ver- besserte. Dies steht im Einklang mit dem, was das Personal der Kindergärten in Befragungen berichtete, die ebenfalls Teil der Evaluation waren. Bei den Körpermaßen, namentlich dem Body-Mass-Index (BMI) und dem Taillen- Größen-Verhältnis, ließen sich in der Zeitdauer der Untersuchungen indes keine statistisch gesicherten Veränderungen beobachten – je nach gewählter Analysemethode wies allenfalls die Körperzusammensetzung (prozentualer Körperfettgehalt) eine geringe, aber nicht statistisch gesicherte Verbesse- rung auf.

Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass das Ernährungsmodul mög- licherweise die Einstellung zur Ernährung und das Essverhalten günstig beeinfl ussen kann, dass dies jedoch nicht ausreicht, um nachhaltige Verän- derung von Körpermesswerten innerhalb von zwölf Monaten zu erreichen.

Dies steht im Einklang mit den in der wissenschaftlichen Literatur beschrie- benen Ergebnissen zu vergleichbaren Interventionen.

Das Standard-Bewegungsprogramm führte nach Aussagen der Eltern zu mehr körperlicher Aktivität der Kinder und weniger, vor dem Fernseher ver- brachter Zeit. Bei den objektiven Messungen ließ sich eine Änderung des Das Bewegungsmodul erstreckt sich ebenfalls über eine Dauer von 20 Wochen.

Ziel des Bewegungsmoduls ist, die kindliche Freude an Bewegung und sport- licher Aktivität zu stärken und die koordinativen und konditionellen Fähig- keiten der Kinder zu verbessern. Auch dieses Modul wird durch eine externe, geschulte Bewegungsfachkraft durchgeführt, die zweimal wöchentlich eine Bewegungsstunde im Kindergarten sowie einen Auftakt-Aktionstag und einen „bewegten Elternabend“ abhält.

Die Literatur zu Verhaltensänderungen in Lebenswelten legt nahe, dass Verhaltensänderungen besonders dann nachhaltig verankert werden kön- nen, wenn das Umfeld der Kinder aktiv miteinbezogen wird. Daher wurde innerhalb des Bewegungsmoduls eine Erweiterung entwickelt, die gezielt um die aktive Teilnahme der Eltern wirbt. Dieser partizipative Elternbaustein erweiterte das Bewegungsmodul mit dem Ziel, die aufgegriffene Freude an Bewegung und körperlicher Aktivitäten in diesem Modul weit in den Alltag der Kinder und Familien zu überführen.

Nie zuvor ist in Deutschland ein Bewegungs- und Ernährungsinterventions- programm so sorgfältig auf seine Wirksamkeit untersucht worden wie das Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ der Baden-Württemberg Stiftung. Die Evaluation ging in Umfang und Intensität weit über bisherige Versuche, Nachhaltigkeit von Bewegungs- oder Ernährungsprogrammen zu dokumentieren, hinaus. Neben einer qualitativen Untersuchung durch die Befragung von Erzieherinnen wurden die Eltern zu drei Messzeitpunkten, nämlich vor Programmbeginn, bei Programmende und sechs Monate nach Programmende, zu mehr als 100 Punkten befragt. Ferner wurden zu allen drei Messzeitpunkten an insgesamt 1030 Kindern in 52 Kindergärten ob- jektive Messungen der Bewegung und der Körpermaße durchgeführt. Für die Bewegungsmessung trugen die Kinder jeweils über mehrere Tage ein Messgerät, das Herzschlag und Bewegungsaktivität aufzeichnete und so ermöglichte, objektiv das Ausmaß und die Intensität der Bewegung sowohl im Kindergarten als auch zu Hause zu dokumentieren (Abb. 1).

Abbildung 1: Kinder mit Actihearts

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vention sogar mehr Zeit draußen als Kinder ohne Migrationshintergrund.

Was bedeuten diese Ergebnisse für die zukünftige Gestaltung von Kinder- tagesstätten sowie eine Weiterentwicklung des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ für Kindergärten? Die durch externe Fachkräfte abgehal- tenen Unterrichtseinheiten in der Kindertagesstätte konnten sowohl im Ernährungs- als auch Bewegungsmodul noch keine nachhaltige und konsis- tente Veränderung der objektiv messbaren Werte erreichen. Insbesondere konnten Kinder mit Migrationshintergrund nicht von dem Programm in gleicher Weise profi tieren wie Kinder ohne Migrationshintergrund. Stärkere Effekte zeigten sich überall dort, wo Kindergärten aktiv das Ergänzungs- modul der Elternpartizipation aufnahmen und umsetzten (siehe Abb. 2).

Hier gab es keinen Unterschied des Interventionserfolges bezüglich des Migrationshintergrundes. Die zukünftige Weiterentwicklung des Programms

„Komm mit in das gesunde Boot“ sollte daher darauf abzielen, die Ernäh- rungs- und Bewegungselemente stärker in den Alltag der Kindertagesstät- ten zu verankern und die Einbindung der Eltern zu intensivieren. Dies ist dann am ehesten möglich, wenn die Leiterinnen und Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätten selbst befähigt werden, die Ernährungs- und Bewegungs- module im Kindergartenalltag umzusetzen und ihre Rolle als Brücke zu den Familien nutzen zu können, um die Eltern „mit in das gesunde Boot zu neh- men“. Besonders wertvoll scheint eine solche Ergänzung des Programms im Hinblick auf Chancengleichheit zwischen Kindern mit Migrationshinter- grund und Kindern ohne Migrationshintergrund zu sein.

Die Evaluation zeigt, dass eine bessere Wahrnehmung der Gesundheitsbe- dürfnisse der Kinder durch alle Programmbestandteile angestoßen werden konnte, die Übersetzung von Bewusstseinsveränderung in nachhaltige Ver- haltensänderung jedoch einer Verankerung im Alltag der Kindergärten und des elterlichen Umfelds bedarf, die durch externe Fachkräfte alleine im Rah- men der zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht zu leisten ist. Im Sinne des Bildungsplans Baden-Württemberg sollten daher dringend die Priori- täten der Ausbildung und der Curricula für die Kindergärten dahingehend überarbeitet werden, dass ein höheres Gewicht auf die Vermittlung von Kompetenzen zu Bewegung und Ernährung gelegt wird.

Bewegungsverhaltens allerdings nicht beobachten. Bei der um den partizi- pativen Elternbaustein erweiterten Bewegungsintervention beobachteten die Eltern ebenfalls mehr körperliche Aktivität und weniger, vor dem Fern- seher verbrachte Zeit. Dies ließ sich auch bei der objektiven Messung des Bewegungsverhaltens nachverfolgen, bei der sich in der „angereicherten“

Bewegungsintervention insbesondere eine Zunahme der mittleren körper- lichen Aktivität und eine Abnahme der im Sitzen verbrachten Zeit zeigte (Abb. 2). Bei beiden Programmen nahm bei fast gleichbleibendem BMI das prozentuale Körperfett der Kinder ab. Dieser Effekt blieb auch nach Ende des Programms erhalten.

Bedeutsam waren die Unterschiede bei Kindern mit und ohne Migrations- hintergrund. So zeigte sich beim Bewegungs- und beim Ernährungmodul, dass sich bei Kindern mit Migrationshintergrund bereits vor der Interven- tion bestehende Unterschiede im Body-Mass-Index und beim Körperfett zulasten der Kinder mit Migrationshintergrund vergrößerten. Dies gilt auch für die täglich in hoher Aktivität verbrachte Zeit im Bewegungsmodul. Dieser Zusammenhang war im Studienarm mit Elternbaustein nicht nachweisbar, hier verbrachten die Kinder mit Migrationshintergrund nach Ende der Inter-

Abbildung 2: Vergleich der Entwicklung der täglich im Sitzen verbrachten Zeit im Studienarm mit Standard-Bewegungsmodul und im Arm mit dem zusätzlichen partizipativen Elternbaustein.

(grün = Bewegungsprogramm plus Elternbaustein; blau = nur Bewegungsprogramm)

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Warum fördern wir

gesunde Ernährung und Bewegung im Kindergarten?

2. 2. Die Herausforderung

Kinder erlernen die für ihre Gesundheit wichtigen Verhaltensweisen dort, wo sie ihren Alltag verbringen und gestalten. Daher sind gerade Kinder- garten und Schule wichtige Orte, in denen die Gesundheit von Kindern gefördert werden kann.

Eine der entscheidenden Aufgaben ist dabei die Förderung von Bewe- gung und gesunder Ernährung. Dies ergibt sich aus der in den letzten 20 Jahren stark angestiegenen Zahl kindlichen Übergewichts und den zunehmenden motorischen Defi zi- ten bei Kindern.

Anliegen der Baden-Württemberg Stiftung ist es daher, bestehende Programme zur Verbesserung von Bewegung- und Ernährungsver- halten in Kindergärten in Baden-

Württemberg zu implementieren und wissenschaftlich auszuwerten, um die Programme nach Maßgabe des Stands der wissenschaftlichen Forschung weiterentwickeln zu können.

Liegt ein Kind mit dem Gewicht oder dem Body-Mass-Index (BMI) für sein Alter und Geschlecht oberhalb der 90%-Perzentilenkurve, so gilt es als über- gewichtig (ganz grob liegt sein Körpergewicht dann etwa ein Fünftel über dem „Mittelgewicht“ seiner gleichgeschlechtlichen Altersgenossen). Viele dieser Kinder haben langfristig mit Gesundheitsproblemen zu rechnen. Bei

2.1 2.1 Grundlegendes zu Übergewicht und Adipositas

Abbildung 3: Poster zur Ankündigung des Messtermins

(10)

Weil die Kinder ihren Körper weniger belasten, sind sie auch insgesamt weniger fi t 4. Das lässt sich mit Zahlen belegen: Zehnjährige Jungs, die 1970 im Schnitt bei einem Sechs-Minuten-Sprint noch 1.150 Meter weit kamen, schaffen es heute nicht einmal mehr zur 900-Meter-Marke. Eine Übersichts- arbeit kommt zu demselben Schluss 5: Nach neueren Untersuchungen be- ginnt der Bewegungsmangel schon sehr früh im Kleinkindalter 6.

2.2.1 Grundbaustein der Entwicklung

Bewegung ist weit mehr als ein Mittel, um schlank und gesund zu bleiben.

Bewegung ist vielmehr ein Grundbaustein der kindlichen Entwicklung. Denn Kinder brauchen Bewegung zum einen, um ihre überschüssige Energie loszu- werden – um sich „auszutoben“. So schlafen Kinder eindeutig besser, wenn sie sich tagsüber im Spiel anstrengen dürfen. Sie sind zudem emotional aus- geglichener.

Aber Bewegung ist auch die Eintrittskarte in eine spannende Erfahrungswelt, die Eintrittskarte in neue Lernräume – indem Kinder ihre Umgebung mit ihrem Körper erforschen, lernen sie sich auch selbst kennen. Diese Selbst- wahrnehmung ist nach Ansicht der heutigen Hirnforschung eine wichtige Voraussetzung, um ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln.

Es ist also nicht nur der Körper, der durch mangelnde Belastung unbeweg- lich wird, sondern auch das Gehirn, oder anders gesagt: Durch Bewegung wachsen Körper und Seele zusammen. Kein Wunder also, wenn Lehrer berich- ten, dass die Entwicklung von Lern- und Konzentrationsfähigkeit von einem ausreichenden körperlichen Auslauf und regelmäßiger körperlicher „Ent- ladung“ abhängt. Wer Kindern Belastung und Auslauf vorenthält, nimmt also nicht nur ihrem Körper, sondern auch ihrer Seele den Schwung.

Noch ein Weiteres kommt dazu: Für Kinder ist Bewegung Teil des Spiels, und das Spielen ist häufig eine Gemeinschaftserfahrung. Durch das ge- meinsame Erforschen der Umgebung wachsen Kinder deshalb auch in die Gruppe hinein, übernehmen Aufgaben und Rollen – kurz: Sie werden sozial kompetent.

Überschreiten der 97. Perzentilenkurve spricht man von Adipositas (auch als Fettleibigkeit bezeichnet). Die meisten adipösen Kinder haben ein noch deut- licher erhöhtes Risiko, während ihrer Kindheit oder im frühen Erwachse- nenalter gesundheitliche Probleme zu entwickeln.

Die Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas ist in Deutschland, wie in den anderen Industrielän- dern auch, seit etwa 1980 ange- stiegen. Heute sind in Deutschland etwa 15 % der Schulkinder überge- wichtig, 6 % sind adipös 1.

Übergewicht entsteht, wenn über längere Zeit mehr Kalorien mit der Nah- rung zugeführt werden, als durch den Grundumsatz und körperliche Aktivi- tät verbrannt werden. Übergewicht ist deshalb immer die Folge einer relativ zu hohen Kalorienzufuhr und/oder zu geringer körperlicher Aktivität, also ein Ungleichgewicht von Energieaufnahme und Energieverbrauch.

Die Balance zwischen Kalorienzufuhr und -verbrauch ist von Natur aus fein austariert. Untersuchungen an Kindern zeigen, dass 125 kcal Überschuss pro Tag (etwa 2% der zugeführten Kalorien bzw. 15 Minuten Fernsehen statt Bewegung) zu einer deutlichen Gewichtszunahme führen 2.

Sicher ist: Kinder bewegen sich heute weniger als früher. Dies scheint vor allem durch einen Mangel an Bewegungsmöglichkeiten für die Kinder in unserer modernen Gesellschaft bedingt zu sein 3.

2.2 2.2 Bewegungsmangel

Abbildung 4: Markierung der Wade zur Hautfaltenmessung

(11)

tergrund mehr beeinfl usst durch die veränderte „Ernährungsumgebung“

von heute als Kinder aus ressourcenreichen Umfeldern.

Das beginnt schon im Säuglings- und Kleinkindalter. Kinder, die nicht gestillt werden, haben ein erhöhtes Risiko, später übergewichtig zu sein – insbeson- dere dann, wenn früh mit der Beifütterung begonnen wird 7, 8. Auch eine ungünstige Wahl der Säuglings- und Kleinkindgetränke (zu süß, zu eiweiß- und kalorienreich 9) oder die auch im Kleinkindalter fortgesetzte Ernäh- rung mit der Babyfl asche sind bekannte Risikofaktoren 10. Tatsächlich zeigen Erhebungen aus den USA, dass Übergewicht sehr häufi g schon im Säuglings- und Kleinkindalter beginnt 11.

Aber auch der weitere Lebensweg fi ndet oft in einem „adipogenen“ Um- feld statt. Kinder und Jugendliche verzehren insgesamt wenig pfl anzliche Lebensmittel wie Gemüse und Obst. Nur 33% der sechs- bis elfjährigen Mäd- chen und 27 % der Jungen erreichen die Verzehrsempfehlungen für Obst und Gemüse 12. Die Ergebnisse von EsKiMo, einer repräsentativen Studie zur Ernährung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland 12 belegen, dass außerdem zu viele fettreiche, tierische Lebensmittel (Fleisch und Wurst) und deutlich zu viele Süßigkeiten gegessen werden. Obwohl in Ernährungsem- pfehlungen die letzteren nur etwa 10% der täglich aufgenommenen Gesamt- energie ausmachen sollten, liegen viele Kinder bis um das Dreifache darüber.

Als gesichert gilt zudem, dass bei älteren Kindern und Jugendlichen der An- teil von gesüßten Getränken wie Limonaden, die eine erhebliche Kalorien- zufuhr darstellen, zu hoch ist.

Ungünstige Einfl üsse gehen auch von der in den letzten Jahren zu verzeich- nenden starken Zunahme der kommerziellen Portionsgrößen sowie der heute weitaus höheren Kaloriendichte der industriell fertig zubereiteten Nahrung aus – die heute einen immer größeren Teil der Kinderernährung ausmacht.

Über die Hälfte der Kleinkinder nehmen regelmäßig zu süße „Kindernahrung“

(dazu gehören auch speziell für Kinder beworbene „Kinderprodukte“) zu sich.

Diese Risikofaktoren für ungünstige Ernährung lassen sich auf verschiede- nen Ebenen beeinfl ussen. Die Eltern spielen dabei insbesondere im Säug- lings- und Kleinkindalter eine erhebliche Rolle – am Lebensanfang bilden Bei so vielem, was für Bewegung spricht, überrascht eines nicht: Kinder

WOLLEN sich bewegen! Sie sind von Natur aus dazu motiviert. Tatsächlich ist der Spiel- und Erforschertrieb der stärkste Antrieb für Bewegung. Dieser kindliche Bewegungsdrang ist so stark, dass er erst erlischt, wenn Kinder richtig krank oder erschöpft sind. Der Grund: Der Spieltrieb ist die Voraus- setzung dafür, dass Kinder LERNEN – dass sie Kompetenzen erwerben und ihre Entwicklung altersgerecht abläuft.

2.2.2 Hindernisse im modernen Alltag

Alles spricht also dafür, dass sich Kinder gerne bewegen. Warum bewegen sich Kinder heute so wenig? Die Forschungsergebnisse der letzten Untersuchung weisen darauf hin, dass die abnehmende Bewegung bei Kindern vor allem ein Spiegel des sozialen Wandels ist, der mit einer deutlich veränderten Bewe- gungsumgebung einhergeht. Die Straßen, auf denen früher gespielt wurde, sind heute meistens zu gefährlich, die unbebauten Flächen und Grundstücke sind „saniert“. Kinder, mit denen man spielen könnte, sind weniger geworden – und sie wohnen oft ein ganzes Stück weg. Viele Wege werden den Kindern heute abgenommen, auch weil sie zu gefährlich sind. Und die großen Bewe- gungskonkurrenten wie Computer und Fernseher nehmen im Leben von Kin- dern (wie natürlich auch Erwachsenen) immer mehr Platz ein. Die meisten dieser Faktoren sind in den ressourcenschwachen Schichten besonders ausge- prägt. Tatsächlich betreffen zumindest die stärkeren Formen des Überge- wichts (Adipositas) in erster Linie eine Risikogruppe von Kindern aus res- sourcenschwachen Familien oder aus Einwandererfamilien.

Auch bei der Ernährung unserer Kinder hat sich der soziokulturelle Wandel der letzten 20 Jahre ausgewirkt. Und: Wie auch beim Übergewicht, sind Kinder aus ressourcenschwachen Familien oder Kinder mit Migrationshin-

2.3 2.3 Ernährung

(12)

insbesondere Mutter und Kind eine Art „Ernährungseinheit“. Ernährungsge- wohnheiten lassen sich nur in diesem gemeinsamen Gewohnheitsrahmen verschieben 13.

Im späten Kleinkindalter wird das soziale Lernen im Kindergarten als prä- gender Faktor für die Ernährungsgewohnheiten wichtig. Kinder orientieren sich bei der Wahl der Nahrungsmittel jetzt stark an Vorbildern unter den Erwachsenen und den anderen Kindern, etwa im Kindergarten.

(13)

Was gibt’s für die Kinder

im Programm „Komm mit in das gesunde Boot“?

3. „Komm mit in das gesunde Boot“

„Komm mit in das gesunde Boot“ ist ein durch die Baden-Württemberg Stiftung fi nanziertes Programm. Das langfristige Ziel ist die Unterstützung einer gesunden Entwicklung der Kinder und die Reduktion des Anteils übergewichtiger Kinder bei Schuleintritt, was durch eine ausgewogene Ernährung und Bewegung erreicht werden soll. Die Module des Programms

„Komm mit in das gesunde Boot“ stehen im Einklang mit den Bildungs- und Entwicklungsfeldern, die im Orientierungsplan für Bildung und Erziehung Baden-Württemberg formuliert sind (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, 2006), hier vor allem in den Entwicklungsfeldern „Körper“ und „Sinne“.

Kindergärten aus Baden-Württemberg können sich für das Ernährungs- und/oder das Bewegungsmodul bewerben. Eine Fachkraft, die für das Projekt von der Baden-Württemberg Stiftung geschult wird, übernimmt die Durch- führung der Intervention im Kindergarten vor Ort. Die Kosten für Fachkraft und Organisation des Programms übernimmt die Baden-Württemberg Stiftung. Jährlich nehmen ca. 100–200 Kindergärten entweder am Ernäh- rungs- oder Bewegungsmodul teil.

Im Folgenden werden die beiden Module des Programms kurz vorgestellt.

Das Ernährungsmodul hat zum Ziel, die Handlungskompetenz der Kinder rund um Essen und Trinken zu erhöhen, das kindliche Verhaltensrepertoire zu erweitern und zu vermitteln, dass Essen und Trinken Spaß macht. Im Modul werden diese Ziele so umgesetzt, dass die Kinder mit ihnen unbe- kannten gesunden Lebensmitteln wiederholt in Kontakt gebracht werden, und die Fachkraft den Kindern und teilweise auch den Eltern die Zuberei- tung dieser Lebensmittel vermittelt. Außerdem üben die Kinder im Modul immer wieder alltägliche Situationen, wie etwa das Helfen beim Tisch-

3.1 3.1 Das Ernährungsmodul

„lecker essen und trinken“

(14)

ein gesundheitsförderliches Ernährungsverhalten unterstützen. „Lernen bein- haltet hierbei alle Vorgänge, die durch Erfahrungen entstehen und zu Ver- haltensänderung führen“ 14. Dieses Ziel soll vorrangig durch die Erhöhung des Konsums löslicher Faserstoffe (in Obst, Gemüse, Vollkorn, ...), die Erhö- hung des Wasserkonsums und die Verminderung des Konsums kalorienhal- tiger Getränke erreicht werden.

Lernen durch Vorleben und Erleben steht im Mittelpunkt. Dies soll durch eine speziell entwickelte „Piratenkultur“ unterstützt werden. Das Ernährungs- modul steht unter dem Motto der „Lebensmittelpiraten“. Zwei Piratenpup- pen (jeweils ein Mädchen und ein Junge) begleiten die Kinder durch die Module, und jede Einheit wird mit einer Piratengeschichte untermalt.

Da Eltern den größten Einfl uss auf die Ernährung ihrer Kinder haben 15–18, werden diese aktiv mit in das Projekt einbezogen. Hierfür wurden fünf Elternbausteine konzipiert, welche die Kinderbausteine unterstützen bzw.

ergänzen. Diese Elternbausteine umfassen:

- Knackig und bunt – schnelle Obst- und Gemüsesnacks (Baustein 1 mit Kindern)

- Ess- und Trinkoase 1 – Ernährung nach optimiX®* (Baustein 2) - Väter backen mit ihren Kindern (Baustein 3 mit Kindern) - Ess- und Trinkoase 2 – Essverhalten der Kinder (Baustein 4)

- Ess- und Trinkoase 3 – Erfahrungsaustausch unter Eltern (Baustein 5) Durch den Einbezug der Eltern soll gewährleistet sein, dass das gesundheits- bewusste Ernährungsverhalten über die Lebenswelt im Kindergarten hinaus, also zu Hause, weitergelebt und unterstützt wird. Das Ernährungsmodul soll zudem die Erzieherinnen inspirieren, Teile des Programms nach Ende der Tätigkeit der Fachkraft in ihrem Kindergarten eigenständig fortzusetzen.

* optimiX® = Optimierte Mischkost, ein Konzept für die gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen des Forschungsinstituts für Kinderernährung Dortmund

abräumen oder Spülen (Abb. 5) und Abtrocknen.

Das Ernährungsmodul erstreckt sich über eine Dauer von 20 Wochen und enthält Bausteine für Kinder und Eltern. Das Programm wird von den externen Fachkräften durchgeführt und von Erzieherinnen begleitet. Das Modul für Kinder ist in zehn Bau- steine à zwei Stunden gegliedert, die sich jeweils mit einem Schwerpunkt der Ernährung befassen. Diese Bau- steine umfassen folgende Themen:

- das Kennenlernen von Obst und Gemüse (Bausteine 1 und 2)

- Erzeugung von Lebensmitteln/Anbau von Pfl anzen (Bausteine 3 und 4) - Lebensmittelvielfalt im Supermarkt (Baustein 5)

- Zubereitung von Essen (Baustein 6)

- Kennenlernen von Vor- und Nachteilen unterschiedlicher Essgewohnheiten (Baustein 7)

- Zusammenhänge von Essen/Trinken und dem Körper (Baustein 8) - die Bedeutung von Wasser für den Körper (Baustein 9)

- gemeinsames Essen und Wiederholung der vorherigen Bausteine (Baustein 10)

Kinder sollen durch das Ernährungs- modul lernen, sich gesünder zu er- nähren. Dies soll aber nicht durch die direkte Wissensvermittlung stattfi nden. Den Kindern soll nicht vorgegeben werden, was gesund ist und was nicht. Vielmehr sollen nach dem Konzept der partizipa- tiven Gesundheitserziehung Kompe- tenzen vermittelt werden, welche

Abbildung 6: Essen im Kindergarten Abbildung 5: Abspülen im Kindergarten

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die Bewegungsstunden – analog zu den Ernährungsstunden im Ernäh- rungsmodul – in Form einer durchgängigen Piratengeschichte umgesetzt.

Dazu wird mit den teilnehmenden Kindern (ab vier Jahren) ein Piraten- tanz einstudiert. Die Piratengeschichte enthält als Stundenthemen bei- spielsweise die Vorbereitung des Schiffs, eine Reise mit vielen Landgängen, Aktivitäten an Bord und die Rückkehr in den Heimathafen. Für eine genau- ere Beschreibung der Stundenabläufe verweisen wir auf das Arbeitshand- buch zum Bewegungsmodul, das Sie bei Interesse an der Tätigkeit einer Bewegungsfachkraft bei der Baden-Württemberg Stiftung anfragen können und das alle Bewegungsstunden von 1 „ Komm mit auf das Pira- tenboot – die Mannschaft lernt sich kennen“ bis 40 „Eine Ball-WM als Abschiedsfest“ enthält. Alle verwendeten Materialien sind Alltagsmate- rialien und einfach zu beschaffen. Die Stunden beginnen mit einem Auf- wärmspiel, gehen in einen Hauptteil über und klingen entspannend aus.

Dieser Ablauf und die Dauer von 60 Minuten sind Qualitätskriterien gemäß den sportwissenschaftlichen Vorgaben, die von der Baden-Württemberg Stiftung formuliert wurden und von den Bewegungsfachkräften einge- halten werden sollen. Zu Beginn wie auch zum Schluss des 20-Wochen- Zeitraums (in Bewegungsstunde 3 und 38) führt die Bewegungsfach- kraft einen Piraten-Fitnesstest durch, der die Kinder vor allem motivie- ren soll, und mit dessen Hilfe die Eltern eine kleine Rückmeldung über ihr Kind bekommen. Angelehnt an sportmotorische Tests werden vor allem die koordinativen Fähigkeiten der Kinder getestet. Die Testaufgaben umfassen daher beispielsweise, wie gut die Kinder auf einem Bein stehen, rückwärts auf einer Langbank balancieren und wie häufi g sie seitlich hin und her springen können. Weiter wird überprüft, wie weit die Kinder sich mit ihrem Rumpf vornüber beugen,wie weit sie aus dem Stand springen, und wie viele Liegestütze sie in 40 Sekunden durchführen können. Die Ergebnisse des Piraten-Fitnesstests werden jedoch nicht standardisiert erhoben und sind somit für eine Ergebnisevaluation des Programms

„Komm mit in das gesunde Boot“ nicht geeignet.

3) Eingangsberatung

Das Ziel der Beratung durch die Bewegungsfachkraft ist, dass der Kinder- garten bewegungsfreundlicher wird. Im Gespräch mit den Erzieherinnen greift die Bewegungsfachkraft damit im Sinne eines Moderators die Wünsche Das Bewegungsmodul erstreckt sich über eine Dauer von 20 Wochen.

Hauptziel des Bewegungsmoduls ist es, die kindliche Freude an Bewegung und sportlicher Aktivität aufzunehmen und zu stärken sowie dadurch die konditionellen und koordinativen Fähigkeiten der Kinder zu verbessern.

Hauptzielgruppe der Intervention sind die Kinder, die Tageseinrichtung für Kinder wird jedoch an zwei Terminen hinsichtlich „Bewegungsfreundlich- keit“ beraten. Mittels des Elternabends und des Auftakt-Aktionstag sollen die Eltern dafür sensibilisiert werden, wie wichtig Bewegung für die Entwick- lung ihrer Kinder ist. Die Intervention wird durch externe, speziell geschulte Bewegungsfachkräfte durchgeführt, die mit maximal drei Kindergruppen à maximal 15 Kindern pro Kindergarten zweimal wöchentlich über 60 Minu- ten eine Bewegungsstunde abhalten. Während der Bewegungsstunden sind die zuständigen Erzieherinnen anwesend, um bei der Organisation der Stunde zu helfen, vor allem aber, um zu lernen, wie das Bewegungs- programm durchgeführt wird, und um teilweise selbst die Bewegungs- stunden unter Anleitung durchzuführen. Wenn die Fachkraft im Kinder- garten das Programm beendet hat, soll die zuständige Erzieherin darauf vorbereitet sein, die Bewegungsstunden selbst im Rahmen des normalen Kindergartenalltags fortzusetzen.

Bausteine des Bewegungsmoduls 1) Erstkontakt vor Ort

Zu diesem Termin wird vor allem die Organisation der folgenden Bewe- gungsstunden besprochen sowie eine sogenannte Ist-Analyse durchge- führt. Bei der Ist-Analyse geht es darum, welche Bewegungsrituale, -mög- lichkeiten und -angebote sowie Personalfortbildungen zu „Bewegung“

es vor der Intervention im Kindergarten schon gibt.

2) Beginn der Bewegungsstunden und anfänglicher bzw. abschließender Piraten-Fitnesstest

Über einen Zeitraum von 20 Wochen führt die Bewegungsfachkraft zwei Bewegungsstunden wöchentlich (2 x 60 Minuten) durch. Dabei werden

3.2 3.2 Das Bewegungsmodul

„locker hüpfen und lustig spielen“

(16)

des Teams auf und stößt Veränderungsprozesse an. Diese beinhalten beispielsweise eine bewegungsfreundliche Umgestaltung des Außenge- ländes oder von Räumen, um mehr Platz für Bewegung im Kindergarten zu schaffen etc.

4) Auftakt-Aktionstag

Der Auftakt-Aktionstag soll alle Eltern des Kindergartens über das Förder- programm „Komm mit in das gesunde Boot“ informieren und die Freude am gemeinsamen Aktivsein von Eltern, Kindern und Erzieherteam fördern.

Nach einer Piratenrallye in verschiedenen Gruppen wird der Auftakt- Aktionstag mit einem gemeinsamen Familienpicknick abgerundet.

5) Der bewegte Elternabend

Im Verlauf des Elternabends werden den Eltern die Vielfalt der kindlichen Bewegung und die Notwendigkeit von Bewegung für die kindliche Ent- wicklung bewusst gemacht, sowie ihre eigene Vorbildfunktion thema- tisiert. Der Elternabend wird von der Bewegungsfachkraft durchgeführt, eingeladen dazu sind alle Eltern der Kindergärten, nicht nur die Eltern der am Programm teilnehmenden Kinder. Mittels mehrerer kleiner Spiele, die auch zu Hause durchgeführt werden können, soll bei den Eltern selbst die Freude an gemeinsamer Aktivität, Bewegung und Spiel geweckt werden.

6) Abschlussberatung

Hier haben die Erzieherinnen Raum für ein Feedback zum Programm und zur Bewegungsfachkraft. Die Bewegungsfachkraft selbst stellt die durch das Eingangsgespräch erzielten Veränderungen für mehr Bewegung im Kindergartenalltag dar und gibt einen Ausblick zur dauerhaften Veran- kerung von Bewegung im Kindergarten, beispielsweise durch Kooperati- onen mit Sportvereinen oder eine Bewerbung für das Zertifi kat „Bewe- gungskindergarten“.

Abbildung 7: Kindergartenstimmung

(17)

Wie wir die

Veränderungen

darstellen können ...

4. 4. Die Evaluation

Welche Methoden oder Maßnahmen am besten geeignet sind, um Kinder- gartenkinder nachhaltig zu einem gesünderen Verhalten zu motivieren, weiß auch die Forschung nicht bis ins

letzte Detail. Zwar sind einzelne Elemente bekannt, die allen Kindern helfen, sich mehr zu bewegen und ein vielfältiges, also nicht einseitiges Nahrungsangebot zu nutzen – aber bekannt ist auch, dass diese Ele- mente möglicherweise in sehr unter- schiedlichem Maße wirken und dass diese Elemente stets auch verbessert werden können. Jedes Projekt ist damit eine Chance, die Gesund- heitsförderung an Kindergärten zu verbessern und noch stärker auf die Bedürfnisse und Motivation der

Kinder zuzuschneiden, es ist sozusagen ein „lernendes System“. Dieses Po- tenzial wird durch eine methodisch hochwertige Evaluation optimal genutzt.

Das Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ besteht aus zwei Modulen, die beide unterschiedliche Ziele haben. Daher teilt sich die Evaluation in zwei getrennte Analysen auf, nämlich in die Analyse der Effekte des Ernäh- rungsmoduls und in diejenige der Effekte des Bewegungsmoduls.

4.1 4.1 Warum Evaluation?

Abbildung 8: Blutdruckmessung

4.2 4.2 Die Methodik der Evaluation von

„Komm mit in das gesunde Boot“

(18)

Daraus resultieren für die Evaluation des Bewegungsmoduls folgende Fragestellungen:

1. Verändert das Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ die Einschät- zung der kindlichen Bewegung durch die Eltern?

2. Ändert sich durch das Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ die objektiv gemessene Bewegung der Kinder? Die objektive Bewegung wird eingeteilt in 1) im Sitzen verbrachte Zeit; 2) in hoher Aktivität verbrachte Zeit; 3) mittlere tägliche Aktivität.

3. Ändern sich durch das Programm die Körpermaße der Kinder?

Um diese Fragestellungen beantworten zu können, sind komplexe Berech- nungen, Modelle und Variablendefi nitionen vonnöten, deren Beschreibung den Umfang dieses vorliegenden Berichts sprengt, jedoch beim Mannheimer Institut für Public Health (MIPH) erfragbar ist. Eine kurze Darstellung der erhobenen Parameter ist in Abb. 9 gegeben.

4.2.1 Fragestellungen

Das Ernährungsmodul hat zum Ziel, die Handlungskompetenz der Kinder rund um Essen und Trinken zu erhöhen, das kindliche Verhaltensrepertoire zu erweitern und zu vermitteln, dass Essen und Trinken Spaß machen. Im Modul werden diese Ziele so umgesetzt, dass die Kinder mit neuen, gesun- den Lebensmitteln wiederholt vertraut gemacht werden, und die Fachkraft den Kindern und teilweise auch den Eltern die Zubereitung dieser Lebens- mittel vermittelt. Außerdem kommen im Modul immer wieder alltägliche Situationen zum Zuge, wie etwa Tisch abräumen, spülen und abtrocknen.

Daraus resultieren für die Evaluation des Ernährungsmoduls folgende Fragestellungen:

1. Verändert sich durch das Ernährungsmodul des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ der kindliche Konsum von Obst und Gemüse, Wasser und gesunder Indikator-Lebensmittel?

2. Konsumieren die Kinder nach dem Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ weniger gesüßte Getränke?

3. Ändert sich nach dem Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ das Ausmaß, in dem die Kinder im Haushalt mithelfen?

4. Gibt es durch das Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ Zeichen dafür, dass sich Body-Mass-Index, Körperfettgehalt oder Taillen-Größen- Verhältnis signifi kant ändern?

Das Bewegungsprogramm hat zum Ziel, die Kinder spielerisch und durch Einbinden in eine Piratengeschichte altersgerecht in Bewegung zu bringen, in ihnen die Lust an Bewegung und sportlicher Aktivität zu entfachen und die Erzieherinnen in den Kindergärten zu beraten, wie sie mehr Bewegung

in den Kindergartenalltag bringen können. Abbildung 9: Primäre und sekundäre ZielparameterAbbildung 9: Primäre und sekundäre ZielparameterAbbildung 9: Primäre und sekundäre ZielparameterAbbildung 9: Primäre und sekundäre Zielparameter

Parameter Wie erhoben?

Bewegung Ernährungsverhalten

Actiheart – Accelerometrie und Puls über 6 Tage

Fragebogen

Objektiv gemessene Bewegung Gemüse- und Obstkonsum

Parameter Wie erhoben?

Primäre Zielparameter

Parameter Wie erhoben?

Körpermessdaten

Ernährungsverhalten Bewegungsverhalten

Größe, Länge Hautfaltendicken Taillen- und Hüftumfang

Fragebogen Fragebogen

Body-Mass-Index Körperfettanteil

Wasserkonsum, Konsum gesüßter Getränke, Mithelfen im Haushalt

Draußen verbrachte Zeit, Fernsehzeit, von Eltern einge-

schätzte Bewegung

Parameter Wie erhoben?

Sekundäre Zielparameter

Operationalisierung

Operationalisierung

(19)

4.2.2 Die Methodik: Kontrollierte, randomisierte Evaluation

Die Evaluation beruht auf einem kontrollierten Design. Dies bedeutet, dass die Effekte der Module mittels einer Kontrollgruppe beurteilt werden. Es wird also überprüft, ob durch das Programm über eine gewisse Zeit der Beobach- tung mehr Veränderung erreicht werden kann als in Kindergärten, die diese Programme nicht bekommen. In Untersuchungen mit Kontrollgruppen gibt es immer zwei Studienarme, einen Interventionsarm und einen Kontrollarm.

Der Kontrollarm ist in der vorliegenden Untersuchung ein Wartelisten-Kon- trollarm. Dies bedeutet, dass in den Kindergärten im Kontrollarm erst nach sechs Monaten Wartezeit das Programm „Komm mit in das gesunde Boot“

stattfi ndet und diese in der vorangehenden Wartezeit als Kontrollgruppe dienen, während in den restlichen Kindergärten das Programm durchgeführt wird (Abb. 10).

Ein weiteres Qualitätskriterium für wissenschaftliche Untersuchungen ist, dass es dem Zufall überlassen bleibt, ob eine Person direkt an der Interven- tion teilnimmt oder der Kontrollgruppe zugewiesen wird. Das Verfahren, bei dem die Versuchspersonen unter Verwendung eines Zufallsmechanis- mus entweder der Interventionsgruppe oder der Kontrollgruppe zugeteilt werden, nennt man Randomisierung.

In der vorliegenden Untersuchung, bei der ja alle Kinder eines teilnehmen- den Kindergartens die gleiche „Intervention“ erhalten, wird nicht das ein- zelne Kind, sondern der teilnehmende Kindergarten per Zufall in einen der beiden Studienarme verteilt. Man nennt diese Form der Evaluation auch eine

„cluster-randomisierte“ Untersuchung („cluster“ bedeutet wortwörtlich

„Ansammlung“, siehe auch Methodenteil bei weitergehendem Interesse).

Da die teilnehmenden Kindergärten in unterschiedlichen Regionen Baden- Württembergs lokalisiert sind, wurde durch eine wissenschaftliche Methode (genannt Stratifi zierung) dafür gesorgt, dass ungefähr gleich viele städtische wie ländliche Kindergärten sowie gleich viele Kindergärten aus benachtei-

ligten und weniger benachteiligten sozialen Umfeldern dem Kontroll- oder Interventionsarm zugeteilt wurden. Bei Interesse fi nden Sie mehr zur Bildung der Kontrollgruppen, zu Randomisierung und Stratifi zierung im Methoden- anhang.

4.2.3 Die Zeitpunkte der Messungen

Bestimmte Messgrößen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit durch das Pro- gramm „Komm mit in das gesunde Boot“ beeinfl usst werden könnten, wer- den vor Beginn des Programms, gegen Ende des Programms und noch ein- mal sechs Monate nach Programmende von allen teilnehmenden Kindern erhoben. Da die Kindergärten im Kontrollarm eine Warteperiode von sechs Monaten durchlaufen, bevor sie mit dem Programm starten können, gibt es für diese Kindergärten also insgesamt vier Messungen: zwei vor Start des Programms, eine gegen Ende des Programms und eine sechs Monate nach Programmende.

Diese Messzeitpunkte, relativ zur Intervention, sind im Folgenden durch bestimmte Buchstaben bezeichnet (systematisch dargestellt in Abb. 10):

Z: Messzeitpunkt sechs Monate vor Intervention (nur in Kontrollkindergärten) A: Messzeitpunkt direkt vor Beginn der Intervention (0 Monate)

B: Messzeitpunkt gegen Ende der Intervention (6 Monate)

C: Messzeitpunkt sechs Monate nach Ende der Intervention (12 Monate) Veränderungen im Ernährungs- und Bewegungsverhalten können auch durch andere Faktoren wie beispielsweise die Jahreszeit beeinfl usst werden.

Aus diesem Grund wurden Kindergärten in zwei Wellen in die wissenschaft- liche Untersuchung einbezogen, einmal im Herbst 2008 und einmal im Frühjahr 2009 (Abb. 10).

(20)

Aus diesem Grund wurde beschlossen, Kindergärten des Bewegungsmoduls die Möglichkeit zu einer Teilnahme an einem durch Elternpartizipation intensivierten Programm zu geben. Für diese „Anreicherung“ des Bewe- gungsmoduls wurde ein spezielles, eigenes Projekt entwickelt: ENE MENE FIT, der partizipative Elternbaustein im Bewegungsmodul.

4.3.1 Beschreibung des partizipativen Elternbausteins

Dieser Ansatz zur Elterneinbindung wurde zusätzlich in der Hälfte der eva- luierten Kindergärten angeboten. Diesem – nach dem Zufallsprinzip, also randomisiert zugeteilten – Zusatzangebot lag die Idee des sogenannten

„Empowerments“ zugrunde. Empowerment bedeutet hier die „Ermächti- gung“ der Eltern, selbst für die gesunde Bewegung ihrer Kinder zu sorgen.

Dazu müssen Eltern nach den Vorstellungen der Verhaltensforschung Erfah- rungen machen, die sie zu neuen Einstellungen und Gewohnheiten führen.

Diese Erfahrungen konnten sie bei gemeinsamen Projekten im Rahmen des Elternbausteins machen. Ziel des partizipativen Elternbausteins war, das Umfeld der Kinder (Eltern, Erzieherin, Lebensverhältnisse) in die Lage zu versetzen, durch gemeinschaftliche Aktivitäten, die allen Kindern zugute kommen, für mehr Bewegung und gesündere Ernährung zu sorgen. Gemein- schaftlich bedeutet dabei der Einbezug von Kindern, engagierten Eltern, Fachkräften („Komm mit in das gesunde Boot“, als Moderatoren und lokale Vermittler), Erzieherinnen (auf freiwilliger Basis, nicht bezahlt) und Großel- tern. Der Elternbaustein war durch seinen partizipativen Ansatz auf die vor Ort vorgefundenen Fragestellungen, Probleme und Ressourcen zugeschnitten.

Um in den lokalen Evaluationskindergärten einen solchen partizipativen Elternbaustein durchführen zu können, wurden Fachkräfte aus dem Pool der Bewegungsfachkräfte von „Komm mit in das gesunde Boot“ rekrutiert und geschult. Der partizipative Elternbaustein umfasste Elternabende und Workshops, in denen die Idee der Erarbeitung und Durchführung gemein- samer Bewegungsprojekte im Rahmen des Kindergartens besprochen wurde.

Alle vorgestellten Projektideen stellten Möglichkeiten dar, gemeinsam Bewe- gungsräume für Kinder zu öffnen, Kinder mit anderen Kindern zusammen- zubringen, in die Natur zu gehen, alltägliche Transportwege bewegt zu gestalten. Aus der „Good Practice-Toolbox“, die Eltern und Erzieherinnen Bei der Planung der Evaluation wurde klar, dass eine wichtige Frage allein

durch die geschilderte Methodik nicht würde beantwortet werden können – nämlich ob nicht durch eine stärkere Einbeziehung der Eltern eine höhere Wirksamkeit des Programms er- reicht werden kann. Dies liegt nach dem in 1.2 und 1.3 Geschilderten nahe: Viele Aspekte des Gesund- heitsverhaltens der Kinder prägen sich auch am elterlichen Vorbild oder werden durch die Mitwirkung der Eltern verstärkt oder gefestigt.

4.3 4.3 Der partizipative Elternbaustein

Abbildung 11: Beim Badetag – ein von den Eltern neu konzipiertes Pro- jekt im Rahmen des Elternbausteins im Kindergarten in Plochingen

Abbildung 10: Studiendesign und Ablauf – Ernährungs- und Bewegungsprogramm

(21)

4.4.1 Teilnehmende Kindergärten nach Region

Die Bewegungs- und Ernährungskindergärten in der Evaluation sind wie in Abb. 13 dargestellt über Baden-Württemberg verteilt. Die meisten Kinder- gärten befinden sich in eher ländlichen Regionen, nämlich Göppingen, Rottweil und Horb. Als Landeshauptstadt trägt Stuttgart insgesamt 17 Kin- dergärten bei, die Regionen Karlsruhe und Heidelberg insgesamt zehn.

mittels einer Internetseite (www.ene-mene-fi t.de, Abb. 12) zugänglich ge- macht wurde, konnten die Eltern für „ihren“ Kindergarten abhängig von den vorhandenen Möglichkeiten, Angeboten und Problemen ein jeweils indivi- duelles „Menü“ zusammenstellen. Weitere Aufgabe der Fachkräfte war die Begleitung und Unterstützung von Eltern sowie eine gründliche Dokumen- tation der Projekte, die von den Eltern vorgeschlagen oder gewählt wurden.

Mittels dieser Projektdokumentationen konnten die Projekte auch von einem Elternbeirat zum nächsten weitergegeben werden.

4.3.2 Wie wurde dieser partizipative Baustein für die Evaluation genutzt?

Um den zusätzlichen partizipativen Elternbaustein in das Studiendesign einschließen zu können, bekamen die Bewegungskindergärten im Kontroll- arm nach Abschluss der Wartezeit zusätzlich zum Standard-Bewegungs- modul des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ eine partizipative Elternintervention. Zur Evaluation dieser Elternintervention wird also der Effekt des Standard-Moduls verglichen mit dem Effekt der Kombination Standard-Modul plus Elternbaustein (also sozusagen die „Normalinterven- tion“ mit der „angereicherten“ Intervention, Abb. 10).

Abbildung 12: Die Website des partizipativen Elternbausteins ENE MENE FIT

4.4 nahmen an der Evaluation teil?

Abbildung 13: Regionale Verteilung der Kindergärten Region MA/HD: n=2

Region Karlsruhe: n=8

Region Stuttgart: n=17 Region Göppingen: n=11

Region Rottweil: n=8 Region Horb: n=6

(22)

4.4.3 Charakteristika der teilnehmenden Kinder

Um die Übertragbarkeit der Stichprobe im Rahmen der Evaluation des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ beurteilen zu können, sind Informationen über die Zusammensetzung der Stichprobe wichtig. Im Fol- genden stellen wir deshalb dar, inwiefern sich die Kinder in der Evaluation in puncto Bildungsstatus, Migrationshintergrund und Vorkommen von Über- gewicht von den Kindern im bundesweiten Kindergesundheitssurvey von 2006 (KiGGs, Robert-Koch-Institut) unterschieden. Da Ernährungs- und Bewe- gungsmodul in getrennten Analysen ausgewertet wurden, sind auch die folgenden Charakteristika der Kinder für beide Module getrennt dargestellt.

„lecker essen & trinken“ – das Ernährungsmodul

Beim Ernährungsmodul waren etwa 80% aller Kinder vier oder fünf Jahre alt, was zu einem mittleren Alter von 4,3 Jahren führt. Zwischen Mädchen und Jungen gibt es keine signifi kanten Unterschiede bezüglich der Altersverteilung.

Der Bildungsstatus wurde defi niert anhand der Ausbildung der Mutter des Kindes. Von den Jungen in der Untersuchung sind etwa 40% aus einer mitt- leren Bildungsschicht, etwa 11 % aus niedrigen Bildungsschichten und ein relativ hoher Anteil (ca. 46%) aus hoch gebildeten Familien. Bei den Mädchen hingegen finden sich signifikant mehr in der mittleren Bildungsschicht,

4.4.2 Weitere Charakterisierung der teilnehmenden Kindergärten

Nach der Planung (siehe 3.2) sollten sich aufgrund der stratifi zierten Rando- misierung möglichst gleich viel ländliche und städtische sowie gleich viele Kindergärten aus den verschiedenen sozialen Hintergründen im Kontroll- und im Interventionsarm befi nden. Dieses Ziel wurde auch – in etwa – erreicht:

nach der Randomisierung im Rahmen der Evaluation des Bewegungsmoduls befanden sich elf ländlich gelegene Kindergärten im Interventionsarm ver- glichen mit 14 Kindergärten im Kontrollarm (Abb. 14). In beiden Armen fi nden sich sechs städtisch gelegene Kindergärten.

Auch die Stratifizierung des sozialen Hintergrunds der Kindergärten in beiden Armen scheint ausgeglichen (Abb. 14).

Bei der Evaluation des Ernährungsmoduls wurden ebenfalls ausgeglichene Zahlen für städtisch/ländlich gelegene Kindergärten sowie Kindergärten mit verschiedenem sozialen Hintergrund erreicht (Abb. 15).

Standardarm Bewegungsmodul ENE MENE

FIT-Arm Merkmal

11 6 17 (381 Kinder)

4 7 6

14 6 20 (383 Kinder)

4 9 7 Ländliche Kitas

Städtische Kitas Gesamtzahl hoher sozioökonom. Status mittlerer sozioökonom. Status niedriger sozioökonom. Status

Abbildung 14: Regionale und sozioökonomische Verteilung der Bewegungskindergärten.

Kindergärten, die beide Module durchlaufen haben, sind in dieser Tabelle nicht enthalten.

„Komm mit in das gesunde Boot“

Warteliste Kontrolle Merkmal

5 2 7 (145 Kinder)

3 3 1

5 3 8 (144 Kinder)

3 2 3 Ländliche Kitas

Städtische Kitas Gesamtzahl hoher sozioökonom. Status mittlerer sozioökonom. Status

niedriger sozioökonom. Status

Abbildung 15: Regionale und sozioökonomische Verteilung der Ernährungskindergärten.

Kindergärten, die beide Module durchlaufen haben, sind in dieser Tabelle nicht enthalten.

(23)

weniger in der niedrigeren und in der hohen Bildungsschicht. Im Vergleich zu gesamtdeutschen Zahlen aus dem Kinder- und Jugendgesundheits- survey (KiGGs) stammen insgesamt bei den teilnehmenden Jungen und Mädchen weniger Kinder aus sozial schwachen Familien und mehr aus den hohen Bildungsschichten (Abb. 16). Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass in Baden-Württemberg insgesamt weniger Familien mit niedrigem sozia- len Status leben als in anderen Bundesländern.

Kinder mit Migrationshintergrund wurden in unserer Untersuchung mit 25% bei den Jungen und 33% bei den Mädchen (Unterschied nicht statistisch gesichert) repräsentativ für Baden-Württemberg rekrutiert (33 % 19, 20).

Wie vergleichen sich nun die Körpermaße der teilnehmenden Kinder mit denen des deutschen „Normalkindes“? In der Tabelle ist die Verteilung von Übergewicht über die Altersgruppen in der Untersuchung dargestellt (Abb. 17).

Der prozentuale Anteil an Übergewicht nimmt mit steigendem Alter zu und liegt bei Jungen und Mädchen zusammen bei 5,45 %.

Verglichen mit den drei- bis sechsjährigen Kindern im KiGGs (6,4 % bei den Jungen, 6 % bei den Mädchen 1) sind dies über alle Kinder hinweg etwas weniger Übergewichtige wie im gesamtdeutschen Durchschnitt. Dies könnte mit dem relativ großen Anteil an Kindern aus Familien mit höherem Bil- dungshintergrund zusammenhängen.

Obwohl es unter den Mädchen im Ernährungsmodul kein vermehrtes Über- gewicht gibt, ist die Hautfaltensumme der Mädchen signifi kant höher als die der Jungen. Dies ist jedoch auf die weibliche Fettverteilung zurückzu- führen. Beim BMI liegen nämlich die Jungen vorn: Sie haben einen signi- fikant höheren BMI als die Mädchen.

„locker hüpfen & lustig spielen“ – das Bewegungsmodul

Beim Bewegungsmodul waren mehr als 80% aller Kinder vier oder fünf Jah- re alt, was zu einem mittleren Alter von 4,5 Jahren führt (Abb. 18). Zwischen Mädchen und Jungen gibt es keine statistisch gesicherten Unterschiede bezüglich der Altersverteilung.

Auch beim Bewegungsmodul (genaue Zahlen siehe Abb. 18) fi nden sich mehr Kinder aus höheren Bildungsschichten als in gesamtdeutschen Untersu- chungen: Bei letzteren kommen 22% der Kinder (null bis 17 Jahre) aus sozial niedrigen Schichten und 30% aus hohen Bildungsschichten 21. Bei Migranten

Abbildung 16: Charakteristika der Kinder in Ernährungskindergärten Abbildung 16: Charakteristika der Kinder in Ernährungskindergärten Abbildung 16: Charakteristika der Kinder in Ernährungskindergärten Abbildung 16: Charakteristika der Kinder in Ernährungskindergärten Abbildung 16: Charakteristika der Kinder in Ernährungskindergärten Abbildung 16: Charakteristika der Kinder in Ernährungskindergärten Abbildung 16: Charakteristika der Kinder in Ernährungskindergärten Abbildung 16: Charakteristika der Kinder in Ernährungskindergärten Migrations-

hintergrund Bildungsstatus der Mutter Alter der Kinder

JungenN

144

141

MädchenN

132

127

Mädchen Prozent-

anteil der Jungen

19,4 50,5 27,8 2,8 11,3 42,6 46,1 25,6 74,4

Prozent- anteil der Mädchen

15,2 43,2 36,4 5,3 7,9 58,3 33,9 33,1 66,9

P-Wert für Geschlechter-

unterschied

nicht signifi kant n. s.

n. s.

n. s.

< 0,05

< 0,05

< 0,05 n. s.

n. s.

3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre niedrig mittel hoch

ja nein 3 Jahre

Ernährungskindergärten

JungenN

Prozent- anteil der

Jungen

MädchenN

Prozent- anteil der Mädchen

P-Wert für Geschlechter-

unterschied Ernährungskindergärten

Alters- klasse

Anteil der Kinder mit Übergewicht Übergewicht 3 Jahre

4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre

28 72 40 4

20 57 48 7 3,8

9,7 12,5 0

5,0 5,3 2,1 14,3

nicht signifi kant n. s.

0,05 n. s.

Body-Mass-

Index (kg/m2) 144144 15,715,7 131131 15,215,2 < 0,05

Mittelwerte für BMI

Abbildung 17: Verteilung von Übergewicht und Body-Mass-Index über die Altersgruppen

(24)

ist dies deutlich anders: es kommen 53 % aus niedrigen und 10 % aus hohen Bildungsschichten 21. Da die Kinder für die Evaluation des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ jedoch in Baden-Württemberg rekrutiert wurden, wo insgesamt weniger Familien mit niedrigem sozialen Status leben als in anderen Bundesländern, scheinen die sozial schwachen Familien nicht unbedingt unterrepräsentiert.

In dieser Evaluation hatten 34% der Kinder einen Migrationshintergrund. Das ist nahezu identisch mit dem Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund in ganz Baden-Württemberg (33 % 19, 20). Weder für Bildungsstatus noch für Migrationshintergrund gibt es statistisch gesicherte Unterschiede in der Verteilung zwischen Jungen und Mädchen.

In dieser Stichprobe sind ca. 5 % der Jungen gegenüber 5,9 % der vier- und fünfjährigen Mädchen übergewichtig. Verglichen mit den drei- bis sechs- jährigen Kindern im KiGGs (6,4 % bei den Jungen, 6 % bei den Mädchen 1) sind dies bei den Jungen etwas weniger, bei den Mädchen in etwa derselbe Anteil an Übergewichtigen wie im gesamtdeutschen Durchschnitt. Die drei- bis sechsjährigen Kinder in der Evaluation sind zu wenige, als dass die in den Spalten genannten Prozentzahlen interpretierbar sind (Abb. 19).

Obwohl es beim BMI keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, haben Mädchen (wie auch beim Ernährungsmodul) eine statistisch gesi- cherte höhere Hautfaltendicke als Jungen (Zahlen nicht in Abb. 19). Die Er- klärung ist der physiologisch höhere Körperfettgehalt beim weiblichen Geschlecht.

Außer den Körpermaßen haben wir die Bewegung der Kinder objektiv mittels der oben beschriebenen Accelerometrie gemessen. Im Vergleich der Accelero- metriewerte von Jungen und Mädchen wird deutlich, dass es im Kinder- gartenalter keine Unterschiede zwischen der Bewegung von Jungen und Mädchen gibt.

Im Studienarm, in dem der partizipative Elternbaustein zusätzlich zum Bewegungsmodul lief, befanden sich 15 Kindergärten. Hier wurden 18 Projekte durchgeführt (Abb. 21). Nur vier dieser 18 Projekte waren Ideen, die auf der Website des partizipativen Elternbausteins schon vorgestellt worden waren.

Damit handelte es sich bei der Mehrzahl aller umgesetzten Ideen um Pro- jekte, die auf eigenen Vorstellungen der Eltern in den jeweiligen Kindergär- ten beruhten. Viele Projekte bestanden aus Bewegung in der freien Natur in Gruppen von Kindern und Eltern, entsprechend der ursprünglichen Idee des partizipativen Elternbausteins. Leider wurden die wenigsten Projekte wirklich regelmäßig durchgeführt, die meisten liefen wenige Male, wurden

Abbildung 18: Charakteristika der Kinder in Bewegungskindergärten Abbildung 18: Charakteristika der Kinder in Bewegungskindergärten Abbildung 18: Charakteristika der Kinder in Bewegungskindergärten Abbildung 18: Charakteristika der Kinder in Bewegungskindergärten Abbildung 18: Charakteristika der Kinder in Bewegungskindergärten Abbildung 18: Charakteristika der Kinder in Bewegungskindergärten Abbildung 18: Charakteristika der Kinder in Bewegungskindergärten Abbildung 18: Charakteristika der Kinder in Bewegungskindergärten

JungenN

Prozent- anteil der

Jungen

MädchenN

Prozent- anteil der Mädchen

P-Wert für Geschlechter-

unterschied

Alter der Kinder 370 10

45,1 38,7 6,2

333 9

43,9 42,6 4,5

nicht signifi kant n. s.

n. s.

n. s.

3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre

Migrations-

hintergrund 427 34,2

65,8 395 35,4

64,6 n. s.

n. s.

ja nein Bildungsstatus

der Mutter 375 14,6

48,7 36,7

329 17,3

45,6 4,5

n. s.

n. s.

n. s.

niedrig mittel hoch 3 Jahre

Bewegungskindergärten

JungenN

Prozent- anteil der

Jungen

MädchenN

Prozent- anteil der Mädchen

P-Wert für Geschlechter-

unterschied Bewegungskindergärten

Alters- klasse

Anteil der Kinder mit Übergewicht Übergewicht 3 Jahre

4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre

37 167 143 23

30 145 142 15 5,4

4,8 6,3 13

3,3 3,4 8,5 0,0

nicht signifi kant n. s.

n.s.

n.s.

Body-Mass-

Index (kg/m2) 371371 15,315,3 333333 15,315,3 n.s.

Mittelwerte für BMI

Abbildung 19: Verteilung von Übergewicht und Body-Mass-Index über die Altersgruppen

(25)

Ein Problem war daher, dass der Elterbaustein von bestimmten Kindergärten als von außen auf- gezwungen empfunden wurde, so dass die Erzieherinnen sich die Idee des partizipativen Elternbausteins nicht zu eigen machen wollten oder konnten.

aber dann nicht weiter fortgesetzt. Oftmals waren die Abstände zwischen den einzelnen Terminen so groß, dass man nicht von einer regelmäßigen

„Bewegungskultur“ sprechen kann.

4.4.4 Der Elternbaustein – Wie wurde der Elternbaustein genutzt?

Nur in drei Kindergärten wurden mehr als drei Projekte gewählt, in zweien hiervon wurden sogar vier bzw. fünf Projekte umgesetzt. In zwei von 14 Kindergärten wurden weder Projekte gewählt noch umgesetzt, in einem weiteren wurde von den gewählten kein einziges umgesetzt. Für eine regelmäßige und nachhaltige Durchführung schienen beispielsweise die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erzieherinnen sowie die Identifi ka- tion der Erzieherinnen mit dem Programm ausschlaggebend.

In den meisten Kindergärten waren drei bis maximal zwölf Eltern, meist Mütter, aktiv bei der Umsetzung des partizipativen Elternbausteins dabei (Abb. 21). Bei den Kindergärten, in denen die Projekte sehr gut und wieder- holt liefen, bildete sich ein festes Projektteam, das über die Zeit auch noch Zuwachs interessierter Eltern erhielt. Obwohl durch den partizipativen Elternbaustein alle Kinder und Eltern im Kindergarten angesprochen waren, nahmen maximal 50 % der Kinder teil.

Die meisten Projekte wurden einmal bis wenige Male durchgeführt und werden daher in der Spalte fünf (Abb. 21) als 100 % umgesetzt beschrieben.

Trotzdem hat nur ein Kindergarten ein Projekt so entwickelt und dokumen- tiert, dass es als Elternprojekt auf die Website aufgenommen wurde und dort als Idee für andere Kindergärten und Eltern zur Verfügung steht.

Auch wenn der partizipative Elternbaustein primär auf das Engagement der Eltern baut, sind die Erzieherinnen als Drehscheibe, über welche die Aktivitäten organisiert werden, wichtig für das Gelingen des Programms.

Abbildung 20: Kinder nach dem Badetag – einem neuen Projekt im Rahmen des partizipativen Elternbausteins

Referenzen

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