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als der BMI. So hat sich gezeigt, dass ein Verhältnis von über 0,5 bei Kindern mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung des sogenannten metabo-lischen Syndroms (mit Übergewicht nicht selten einhergehende, ungüns-tige Stoffwechsellage) verbunden ist. Allerdings wird deutlich, dass unter Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie weiterer Fremdeinfl üsse zu beiden Messzeitpunkten nach Intervention keine signi-fi kante Abnahme des Taillen-Größen-Verhältnisses der Kinder festgestellt werden kann.

Im Vergleich zur Kontrollgruppe ergaben sich also für Body-Mass-Index und Taillen-Größen-Verhältnis keine statistisch gesicherten oder bedeutsamen Veränderungen zwischen der Kontroll- und Interventionsgruppe. Die Ana-lyse des Körperfettanteils bei Kindern im Ernährungsmodul zeigte eben-falls keine statistisch gesicherte Abnahme (Abb. 39), aber einen Trend zur Abnahme zum Zeitpunkt 6 Monate (B = direkt nach Ende der Intervention), nicht aber weitere sechs Monate später (Zeitpunkt C = sechs Monate nach Ende der Intervention = zwölf Monate).

5.3.1 Ernährungsmodul

Verändert sich der mittlere Body-Mass-Index der Kinder?

In der folgenden Abbildung ist dargestellt, wie sich der mittlere Body-Mass-Index der Kinder über die Messzeitpunkte verändert hat (Abb. 38).

Wie zu sehen ist, haben die Kinder im Mittel zum Ende des Programms (Messzeitpunkt B) einen niedrigeren BMI, was ein erwünschter Effekt sein könnte, jedoch hält dieser Effekt nach Ende des Programms nicht an. Sechs Monate später scheint der BMI wieder auf das Ausgangsniveau zurückge-kehrt zu sein. Die Abbildung enthält jedoch keine Korrektur für die Verän-derungen in der Kontrollgruppe und damit auch nicht für den natürlichen, entwicklungsbedingten Verlauf des BMI.

Unter Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremdeinfl üsse nimmt der BMI weder direkt nach dem Er-nährungsmodul (B) noch weitere sechs Monate später signifi kant ab.

Verändert sich das Verhältnis von Taille zu Größe der Kinder?

Das Verhältnis von Taille zu Größe ist bei Kindern möglicherweise ein besse-rer Anhaltspunkt für die mit Übergewicht verbundenen Gesundheitsrisiken

Abbildung 38: Veränderung des mittleren BMI (Rohdaten)

Abbildung 39: Körperfettanteil bei Kindern im Ernährungsmodul vor Intervention (0 Monate) und zum Ende der Intervention (6 Monate) im Vergleich zur Wartelistekontrollgruppe (adjustierte für Kontrollvariablen)

zusätzlich der Elternbaustein lief. Alles in allem gibt es also keine statistisch gesicherte Veränderung des Body-Mass-Indexes in beiden Armen des Bewe-gungsmoduls.

Verändert sich der mittlere Körperfettanteil oder das Taillen-Größen-Verhältnis der Kinder?

Nach Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremdeinfl üsse wie Alter und Geschlechtsverteilung hatten die Kin-der im Standard-Bewegungsarm zum Ende Kin-der Intervention (B) wie auch sechs Monate nach Ende der Intervention (C) einen statistisch gesicherten Trend zu weniger Körperfett als vor der Intervention. Dies gilt ebenfalls für den Studienarm, in dem zusätzlich der Elternbaustein lief. In der Abb. 42 sind nicht die statistisch gesichert verbesserten adjustierten Werte, son-dern die Rohwerte ohne Berücksichtigung der Fremdeinfl üsse dargestellt.

5.3.2 Bewegungsmodul

Objektiv gemessene Bewegung

Im Bewegungsmodul ohne Elternbaustein zeigte sich keine statistisch ge-sicherte oder bedeutsame Änderung der im Sitzen oder in hoher Aktivität verbrachten Zeit oder des mittleren Aktivitätsniveaus (Abb. 40). Allenfalls war direkt nach Ende des Programms ein Trend zur Zunahme der in hoher Aktivität verbrachten Zeit zu verzeichnen, dieser Unterschied war jedoch statistisch nicht gesichert und ließ sich nach weiteren sechs Monaten nicht mehr beobachten.

Körpermaße

Bewegung, Sport oder Inaktivität haben bekanntlich Einfl uss auf Körperge-wicht und andere Körpermaße wie Body-Mass-Index und Körperfett. Nach-folgend wird berichtet, ob sich Body-Mass-Index, Körperfettanteil und Taillen-Größen-Verhältnis der Kinder durch die Intervention verändern.

Verändert sich der mittlere Body-Mass-Index der Kinder?

Nach Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremdeinfl üsse nahm der Body-Mass-Index im Standardarm zum Zeitpunkt (C) nicht bedeutsam zu. Zum Zeitpunkt (B) gab es eine nicht be-deutsame Abnahme (Abb. 41). Dies gilt auch für den Studienarm, in dem

Abbildung 40: Veränderung der in hoher Aktivität verbrachten Zeit im Standard-Bewegungsmodul (Rohdaten)

Abbildung 41: Veränderung des Body-Mass-Indexes im Standard-Bewegungsmodul (Rohdaten)

Abbildung 42: Veränderung des Körperfettgehalts im Standard-Bewegungsmodul (Rohdaten)

Weder die in hoher Aktivität verbrachte Zeit noch die objektiven Körper-maße (Body-Mass-Index und prozentuales Körperfett) waren statistisch ge-sichert unterschiedlich im Studienarm mit dem Elternbaustein verglichen mit dem ohne Elternbaustein. Damit haben weder das Bewegungsprogramm mit noch das ohne Elterbaustein einen eindeutigen und nachhaltigen Effekt auf die Körpermaße der Kinder. Bewegung muss jedoch gerade bei den sich noch in der motorischen Entwicklung befindlichen Kindern unabhängig gesehen werden von der Gewichtsentwicklung alleine.

Das Taillen-Größen-Verhältnis der Kinder blieb in beiden Studienarmen mit Bewegungsmodul statistisch unverändert.

5.3.3 Elternbaustein im Bewegungsmodul

Im Gegensatz zum Standard-Bewegungsmodul hat sich das objektiv gemes-sene Bewegungsverhalten der Kinder in den Kindergärten, in denen es den zusätzlichen, partizipativen Elternbaustein gab, statistisch gesichert positiv verändert.

Verglichen mit dem Standard-Bewegungsmodul zeigte sich sowohl bei einer Analyse nach Gruppenzuteilung wie einer Analyse nach tatsächlich durch-geführtem Programm eine statistisch gesicherte Wirkung des Programms mit Elternbaustein im Hinblick auf die täglich im Sitzen verbrachte Zeit. Diese nahm über zwölf Monate statistisch gesichert ab, während die mittlere täg-liche Aktivität bei den Kindergärten, die tatsächlich den Elternbaustein um-setzten, in statistisch gesicherter Weise zunahm (Abb. 44 und 45.) Im Ver-gleich zu Kindern im Standard-Bewegungsmodul verbringen die Kinder im Elternbaustein täglich mehr als fünf Minuten weniger Zeit im Sitzen und haben auch bedeutsam höhere Werte für die mittlere tägliche Aktivität. Der Elternbaustein schafft es damit, die für die psychomotorische Entwicklung von Kindern ausschlaggebende Bewegung unabhängig von Migrations- oder sozialem Hintergrund zu erhöhen.

Abbildung 43: Veränderung des Taillen-Größen-Verhältnisses im Standard-Bewegungsmodul (Rohdaten)

Abbildung 44: Täglich im Sitzen verbrachte Zeit (Minuten) im Standard-Bewegungsarm und im Studienarm mit zusätzlichem Elternbaustein (adjustiert für Kontrollvariablen)

Abbildung 45: Mittlere Aktivität täglich im Standard-Bewegungsarm und im Studienarm mit zusätzlichem Elternbaustein (adjustiert für Kontrollvariablen)

Bewegung ist ein Grundbedürfnis von Kindern, das über die Prävention von Übergewicht hinaus ein sehr breites Spektrum von positiven Einfl üssen auf die kognitive, motorische und psychische Entwicklung von Kindern ausübt.

5.3.4 Gruppen mit besonderem Risiko

Migrationshintergrund

Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund schnitten bei den Unter-suchungen schlechter ab und profi tierten weniger sowohl vom Ernährungs-programm wie auch vom BewegungsErnährungs-programm. Die schon vor Intervention bestehenden Unterschiede in BMI und Körperfett vergrößern sich nach dem Ernährungsmodul zulasten der Kinder mit Migrationshintergrund (Abb. 48).

Sechs Monate nach der Bewegungsintervention verändert sich für Kinder mit Migrationshintergrund die Zeit in hoher Aktivität pro Tag nicht, Kinder ohne Migrationshintergrund können sich jedoch teils verbessern (Abb. 47).

Kinder mit Migrationshintergrund verbringen gleich viel Zeit täglich im Sitzen, Kinder ohne Migrationshintergrund können sich eher verbessern (Abb. 46).

Beide Programme scheinen also Kinder mit Migrationshintergrund zu

„vernachlässigen“, wobei es sich beim Bewegungsmodul nur um statistische Trends und nicht gesicherte Ergebnisse handelt.

Abbildung 46: Im Sitzen verbrachte Zeit in Minuten vor und 6 Monate nach der Intervention für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund (keine Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe = Rohdaten)

Abbildung 47: In hoher Aktivität verbrachte Zeit in Minuten vor und 6 Monate nach der Intervention für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund (keine Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe = Rohdaten)

Abbildung 48: Body-Mass-Index in kg/m2 vor und 6 Monate nach der Intervention für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund (keine Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe = Rohdaten)

Abbildung 49: Körperfettgehalt in Prozent vor und 6 Monate nach der Intervention für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund (keine Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe = Rohdaten)

Unsere Ergebnisse zeigen: Erzieherinnen wie auch Eltern berichten über Ver-besserungen im Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Kinder nach dem Programm. Unsere objektiven Messungen aber können keine Veränderung beim relativen Gewicht (Body-Mass-Index), kaum Veränderung beim Körper-fettanteil und keine Verbesserung beim objektiv gemessenen Bewegungs-verhalten durch das Ernährungs- und Bewegungsmodul dokumentieren.

Diese Ergebnisse sind vergleichbar mit denen anderer Programme zur För-derung von gesunder Ernährung und Bewegung im Kindergarten in Deutsch-land und weltweit. Beispielsweise konnte auch bei einem anderen deutschen Kindergartenprogramm festgestellt werden, dass die Kinder nach Elternan-gaben mehr Obst und Gemüse nach dem Programm aßen als vorher. Jedoch konnten auch dort die objektiven Messungen weder eine Veränderung beim BMI noch bei der motorischen Geschicklichkeit der Kinder zeigen 22. Damit lässt sich zusammenfassen, dass die bisher mittels objektiver Maße evalu-ierten Programme zur Bewegungs- und Ernährungsförderung im Kinder-garten in Deutschland zwar sehr gut von den Erzieherinnen akzeptiert wur-den und gute Rückmeldungen der Eltern bekamen, aber keine „harten“

Daten zur Wirksamkeit bieten.

Sozialer Status

Kinder aus ressourcenreichen Familien haben schon vor den Modulen einen deutlich niedrigeren BMI als Kinder aus ressourcenarmen Familien. Es besteht eine lineare Abhängigkeit des BMI vom sozialen Status. Gleiches gilt für den Anteil an übergewichtigen Kindern und dem prozentualen Körperfett. Diese anfänglichen Unterschiede zwischen den Bildungsschichten werden eher größer nach Ende der beiden Module (Abb. 50–52).

Abbildung 50: Body-Mass-Index vor und 6 Monate nach der Intervention bei Kindern aus ressourcenschwachen, mittleren und ressourcenreichen Familien (keine Berücksichtigung der Veränderungen in der

Kontrollgruppe = Rohdaten)

Abbildung 52: Prozent an übergewichtigen Kindern vor und 6 Monate nach der Intervention bei Kindern aus ressourcenschwachen, mittleren und ressourcenreichen Familien (keine Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe = Rohdaten)

Abbildung 51: Körperfettgehalt vor und 6 Monate nach der Intervention bei Kindern aus ressourcenschwachen, mittleren und ressourcenreichen Familien (keine Berücksichtigung der Veränderungen in der

Kontrollgruppe = Rohdaten)