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Abbildung 27: Fragebögen in Kinderhänden

Vorbehalt. Verändertes Antwortverhalten im Fragebogen kann jedoch den ersten Anfang einer Haltungs- und Bewusstseinsänderung widerspiegeln.

In der Kette von verändertem Bewusstsein, veränderten Handlungsabsich-ten, Beginn einer Verhaltensänderung und nachhaltiger Verstetigung einer Verhaltensänderung stehen daher die geänderten Fragebogenauskünfte am Anfang.

5.2.1 Ernährungsmodul

Essen die Kinder mehr Portionen Gemüse pro Tag?

In der ersten Abbildung (Abb. 28) ist dargestellt, wie viel Prozent der Kinder im Ernährungsmodul keine, weniger als eine, eins bis drei oder mehr Portionen Gemüse pro Tag essen, jeweils gemessen zum Zeitpunkt vor Beginn (A) der Intervention (=Ernährungsmodul), zum Ende der Intervention (B) und sechs Monate nach Ende der Intervention (C). Deutlich wird vor allem, dass es eine Verschiebung nach Ende der Intervention gibt: Wo vor Beginn der Interven-tion die meisten Kinder eine PorInterven-tion Gemüse pro Tag aßen, konsumierten sie unmittelbar nach der Intervention (Zeitpunkt B) zwei und mehr Portionen Gemüse pro Tag. Dieser Effekt entspricht einer Zunahme von etwa 0,2 Portio-nen pro Tag (ca. 6%) über alle Kinder gemittelt und scheint damit bedeutsam.

Weitere sechs Monate später (C) sind es nur noch 0,1 Portionen mehr, was kein sicherer Effekt mehr ist. Der Effekt der Intervention auf den Gemüse-konsum direkt nach Intervention der Kinder ist statistisch gesichert.

liste), aber bereits zweimal im Abstand von sechs Monaten den vollständigen Messzyklus von Fragebogen und objektiver Messung durchliefen. Auf diese Weise können für alle nachfolgend dargestellten Ergebnisse die Verände-rungen, die sich durch Altern der Kinder, durch Jahreszeit oder durch andere systematische Effekte ergaben, berücksichtigt werden. So bereinigen wir um Veränderungen, die auch ohne das Programm zustande gekommen wären.

In einem weiteren Schritt haben wir zusätzliche Verzerrungen herausgerech-net, die sich aus der etwas unterschiedlichen Zusammensetzung der einzel-nen Kindergartengruppen ergeben könnten, etwa durch unterschiedliches Alter der Kinder, Geschlechtszusammensetzung, Jahreszeit bei der Messung, der Lage des Kindergartens (städtisch oder ländlich). Dieses Herausrechnen von Verzerrungen benennen wir im Text mit „Berücksichtigen von fl üssen“. Während wir im Text die um mögliche Verzerrungen und Fremdein-fl üsse bereinigten Ergebnisse berichten, zeigen wir in den Abbildungen die tatsächlichen Rohdaten, so wie sie gemessen wurden.

Bei der Darstellung der Ergebnisse unterscheiden wir zwischen „bedeutsam“

und sogenannter „statistischer Signifi kanz“. Anders als im umgangssprach-lichen Gebrauch, bei dem mit signifi kant oft ein bedeutsames und für die Praxis relevantes Ergebnis bezeichnet wird, benennt der statistische Begriff der Signifi kanz eine Irrtumswahrscheinlichkeit. Statistisch signifi kant bedeu-tet nichts anderes, als dass die vorliegenden Ergebnisse mit einer Wahrschein-lichkeit von weniger als 5% durch den Zufall bedingt sein können. Um diese begriffl iche Verwirrung so gering wie möglich zu halten, beschreiben wir die Ergebnisse in diesem Abschnitt daher mit den Worten „bedeutsam“, um einen wichtigen Zusammenhang darzustellen. „Statistisch gesichert“ bezeich-nen wir alle Ergebnisse, bei debezeich-nen die Wahrscheinlichkeit unter 5 % liegt, dass dieses Ergebnis allein durch Zufall hätte zustande kommen können.

Bei allen im Fragebogen berichteten Ergebnissen muss berücksichtigt werden, dass Eltern um die Teilnahme am Programm „Komm mit in das gesunde Boot“

wussten. Es ist daher nicht abschließend nachprüfbar, ob die im Fragebogen gemachten Angaben den Tatsachen entsprechen oder durch soziale Er-wünschtheit beeinfl usst wurden. Wir berichten die Ergebnisse unter diesem

Abbildung 28: Gemüsekonsum der Kinder (Rohdaten)

Trinken die Kinder weniger gesüßte Getränke?

Unter Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremdeinfl üsse gibt es keine statistisch gesicherte oder be-deutsame Veränderung durch die Intervention, weder direkt nach dem Programm (B) noch weitere sechs Monate nach Ende des Programms (C).

Essen die Kinder mehr gesunde Lebensmittel pro Tag?

In der folgenden Abbildung (Abb. 30) ist dargestellt, wie viel Prozent der Kinder zum jeweiligen Messzeitpunkt wie häufi g gesunde Lebensmittel verzehren. Zu den gesunden Lebensmitteln werden beispielsweise Reis, Salat, Rohkost und Naturjoghurt gezählt.

Beim Blick auf die Abbildung zeigt sich, dass anfangs (d.h. zum Zeitpunkt (A), vor der Intervention) mehr Kinder gesunde Nahrungsmittel weniger als einmal pro Woche zu sich nahmen. Es lässt sich nach Ende des Programms (B) eine Verschiebung von etwa 6 % der Kinder hin zur Kategorie „1- bis 3-mal/

Woche gesunde Nahrungsmittel wie Rohkost und Salat/Woche“ beobach-ten. In der Abbildung sind noch nicht die Veränderungen in der Kontroll-gruppe berücksichtigt.

Unter Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremdeinfl üsse konnten wir eine statistisch gesicherte und bedeutsame Erhöhung des Verzehrs von gesunden Lebensmitteln um 0,13 Portionen täglich durch das Ernährungsmodul zeigen, jedoch nur zum Essen die Kinder mehr Portionen Obst pro Tag?

In der Abbildung (Abb. 29) ist sichtbar, dass zum Ende der Intervention (Mess-zeitpunkt B) deutlich mehr Kinder zwei und drei Portionen Obst pro Tag essen.

Dadurch gibt es zum Ende der Intervention weniger Kinder, die nur eine Por-tion Obst pro Tag essen. Sechs Monate nach Ende der IntervenPor-tion scheint sich dieser Effekt jedoch etwas verwischt zu haben. Langfristig sind nun aber mehr Kinder in der höchsten Kategorie: 10% der Kinder essen nach der Inter-vention mehr als drei Portionen Obst pro Tag, verglichen mit 5 % vorher.

Zusammengefasst zeigt sich, dass die Kinder unter Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremdeinfl üsse (siehe oben) nach der Intervention etwa 0,2 Portionen mehr Obst essen als vorher, entsprechend ca. 6 % mehr über alle Kinder gemittelt ein bedeutsa-mer Befund. Auch diesen statistisch gesicherten Effekt gibt es jedoch sechs Monate später (C) nicht mehr.

Trinken die Kinder mehr Gläser Wasser pro Tag?

Unter Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremdeinfl üsse wie Alter der Kinder zeigte sich keine statistisch gesicherte oder bedeutsame Verbesserung durch die Intervention, weder direkt nach dem Programm (B) noch weitere sechs Monate später (C).

Abbildung 29: Obstkonsum der Kinder (Rohdaten)

Abbildung 30: Konsum gesunder Nahrungsmittel (Rohdaten)

Nach Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremdeinfl üsse verbringen die Kinder in beiden Studienar-men laut Elternangaben weder zum Ende der Intervention (B) noch sechs Monate nach Ende der Intervention (C) mehr Zeit draußen. Es ergibt sich für das Standard-Bewegungsmodul keine sichere Veränderung der drau-ßen verbrachten Zeit. Im Arm mit dem zusätzlichen Elternbaustein gibt es im Gegensatz wohl eine statistisch gesicherte und auch bedeutsame Zunahme der draußen verbrachten Zeit.

Zeitpunkt (C), also sechs Monate nach Ende der Intervention.

Helfen die Kinder mehr mit beim Zubereiten der Mahlzeiten?

Unter Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremdeinfl üsse konnten wir nachweisen, dass es einen statis-tischen Trend dahingehend gibt, dass die Kinder nach der Intervention mehr bei den Mahlzeiten oder beim Tischdecken mithelfen als vor der Intervention.

Ein statistisch gesicherter Effekt fehlt jedoch zu beiden Messzeitpunkten zum Ende der Intervention (B) und sechs Monate nach Ende der Interven-tion (C).

Das Mithelfen bei den Mahlzeiten spiegelt eine Intention des Ernährungs-moduls wider. Dessen Ziel ist, dass die Kinder mehr Kompetenz rund ums Essen entwickeln. Eine gesteigerte Kompetenz der Kinder hätte sich bei-spielsweise darin manifestieren können, dass sie nach dem Modul mehr bei der Zubereitung der Mahlzeiten mitgeholfen hätten.

5.2.2 Bewegungsmodul

Nach Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremdeinfl üsse verbringen die Kinder in beiden Studienarmen zum Ende der Intervention (B) und auch noch sechs Monate nach Ende der Intervention (C) laut Elternangaben unter der Woche statistisch gesichert weniger Zeit vor dem Fernseher. Sichtbar wird dies in Abbildung 31 an einer Verschiebung der Verteilung in Richtung der Kategorien „keine“ oder

„weniger als eine halbe Stunde pro Tag Fernsehzeit“. Dieser Befund gilt auch für den Arm mit dem zusätzlichen Elternbaustein.

Nach Berücksichtigung der Veränderungen in der Kontrollgruppe sowie auch weiterer Fremdeinfl üsse schätzen statistisch gesichert mehr Eltern ihre Kinder bei der ersten Messung nach Intervention (B) sowie auch sechs Monate nach Ende der Intervention (C) als aktiver ein (Abb. 32). Dies gilt auch für den Arm mit dem zusätzlichen Elternbaustein.

Abbildung 32: Einschätzung der Aktivität durch die Eltern (Standard-Modul, Rohdaten) Abbildung 31: Täglicher Fernsehkonsum (Standard-Modul, Rohdaten)

5.2.3 Elternbaustein im Bewegungsmodul

Es gab einen Trend dazu, dass Kinder im Studienarm mit zusätzlichem Eltern-baustein weniger fernsehen und mehr draußen spielen als Kinder im Stan-dard-Bewegungsmodul (Abb. 33 und 34). Die Unterschiede waren statistisch jedoch nicht völlig gesichert. Bei der Fernsehzeit unter der Woche gab es keine Unterschiede zwischen den Kindergärten mit und denen ohne Eltern-bausteine.

Zusätzlich wurde von uns noch überprüft, wie sich der partizipative Eltern-baustein auf die von den Eltern berichtete Lebensqualität, Schlafqualität und allgemeine Gesundheit der Kinder auswirkt. Hier schnitten Kinder im Studienarm mit partizipativem Elternbaustein statistisch gesichert bedeut-sam besser ab als Kinder im Standard-Bewegungsmodul ohne Elternbau-stein (Abb. 35–37).

Abbildung 33: Fernsehzeit am Wochenende im Standard-Bewegungsarm und im Studienarm mit zusätzlichem Elternbaustein (adjustiert für Kontrollvariablen)

Abbildung 34: Draußen verbrachte Zeit im Standard-Bewegungsarm und im Studienarm mit zusätzlichem Elternbaustein (adjustiert für Kontrollvariablen)

Abbildung 35: Von Eltern berichtete Lebensqualität von Kindern im Standard-Bewegungsarm und im Studienarm mit zusätzlichem Elternbaustein (adjustiert für Kontrollvariablen)

In diesem Abschnitt berichten wir die Ergebnisse der objektiven Messungen, die vor Beginn der Intervention, unmittelbar nach der Intervention (sechs Monate) und zum Nachweis der Nachhaltigkeit sechs Monate nach Ende der Intervention durchgeführt wurden. Um diese objektiven Messungen zu erhalten, reisten jeweils Messteams mit zwei leitenden Fachpersonen zu den teilnehmenden Kindergärten. Die Messungen umfassen die Körperma-ße, eine genaue Ermittlung des Körperfettanteils mittels Hautfaltendicken, das Messen der Körpermaße wie Gewicht, Größe, Taillenumfang sowie das Messen des Blutdrucks. Im Bewegungsmodul erhielten alle Kinder zusätz-lich ein miniaturisiertes Aufzeichnungsgerät, das über mehrere Tage den Pulsschlag und die Bewegungsaktivität aufzeichnete. Eine Aufzeichnung des Bewegungsverhaltens und des Pulses über mehrere Tage an drei unter-schiedlichen Messzeitpunkten und dies bei nahezu 1.000 Kindern ist welt-weit derzeit die umfassendste Untersuchung zum Bewegungsverhalten bei Kindern im Kindergartenalter. Bei der Betrachtung der objektiven Ergebnis-se ist wichtig, die Wirkungskette im Blick zu behalten: Zuerst ändern sich die Einstellung und das Wissen von Kindern und Eltern. Dies wird durch ver-änderte Antworten im Fragebogen dokumentiert. Auf eine verver-änderte Hal-tung und Einstellung folgt verändertes Verhalten. Dies kann sich bei den objektiven Messungen niederschlagen durch die im Sitzen verbrachte Zeit, die mittlere Bewegungsaktivität oder die Zeit mit hoher Bewegungsaktivität.

Erst als Folge und daher mit einer zeitlichen Verzögerung wird sich das ge-änderte Bewegungsverhalten auch in gege-änderten Messwerten für Körper-fett und Body-Mass-Index niederschlagen.

Aus der Vielfalt der Ergebnisse beschränken wir uns bei der Darstellung in diesem Bericht auf diejenigen, bei denen es im Vergleich zur Kontrollgruppe (keine Bewegungs- oder Ernährungsintervention) statistisch gesicherte Veränderungen gab. Ferner berichten wir diejenigen Messwerte, die be-deutsam sind.

Abbildung 36: Von Eltern berichtete Schlafqualität von Kindern im Standard-Bewegungsarm und im Studienarm mit zusätzlichem Elternbaustein (adjustiert für Kontrollvariablen)

Abbildung 37: Von Eltern geschätzte allgemeine Gesundheit von Kindern im Standard-Bewegungsarm und im Studienarm mit zusätzlichem Elternbaustein (adjustiert für Kontrollvariablen)