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Ein melkitischer Hymnus an die Jungfrau Maria.
Veröffentlicht von Friedrich Baethfen.
(Mit einer Tafel.)
Das syrische Manuscript der Könighchen Bibhothek zu Berhn
Petermann 23 bietet auf einer Reihe von Blättem Schriftzüge dar,
welche auf den ersten Blick durcb ihre mannigfachen Eigenthüm¬
lichkeiten aufiallen. Herr Professor Sachau, welcher zuerst diese
Beobachtung machte, hatte die Güte, mir die Sacbe zur genaueren
Untersucbung zu überlassen; ich theile demnach im Polgenden das
Resultat meiner Untersucbung mit, bemerke aber, dass über das
Aeussere des Codex hier nur das Nothwendigste gegeben wird,
da wir in kurzer Zeit den lange ersehnten Katalog der syrischen
Handschriften zu Berlin erwarten dürfen.
Die Papierbandschrift Petermann 28 besteht aus 270 Blättern;
'Anfang und Ende fehlen, Datum ist nicht vorhanden. Die mel-
kitische Schrift gehört nach Professor Sachau's Urtheil dem 13.
oder 14. Jahrhundert an; sie kommt der bei Wright im Katalog
auf Platte 16 veröffentlichten am nächsten. Der Codex scheint
nun aber ziemlich früh gelitten zu haben und ist deswegen später
ausgebessert und zwar so, dass an zwei Stellen (Bl. 9 und 78)
neue Blätter eingefügt sind; an andern Stellen sind die ursprüng¬
lichen Blätter ganz oder zum Theil mit anderem Papier überklebt
worden , auf welches die Ergänzungen geschrieben sind ; solche
Ergänzungen von derselben Hand finden sich Bl. 20. 21. 35. 43.
44. 48. 49. 52. 53. 79. 99. 100. 101. Ausserdem sind die ur¬
sprünghchen undeutlich gewordenen Buchstaben bisweilen nach¬
gezogen. Von Bl. 116 an ist die Hand des Ergänzers eine andere,
doch findet sich die erste wieder Bl. 217.
Die Nachträge des ersten Ergänzers sind an mehreren Stellen
schon sehr abgeblasst , zum , Theil wohl in Polge von schlechter
Tinte und Feuchtigkeitseinflüssen, doch scheinen sie mir immerhin
nicht später als ein bis zwei Jahrhunderte nach dem Codex selbst
geschrieben zu sein. — Blatt 9, welches gut erhalten ist und zu
Cod. syr. Peterm HS. fol. S.
Mtichrmd.D.M.a.m^ TafV-
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Baethgen, ein melkitischer Hymnus an die Jungfrau Maria. 667
gleicher Zeit alle Buchstaben ausser ^ enthält, habe ich durch¬
gezeichnet und theüe es hier mit; besonders charakteristiscbiÄnd
die Formen des Of und jl, weiterhin des ^ und das öftere Fort¬
lassen des Punktes bei y und i eine Eigenthümliehkeit, die sicb
besonders häufig in palaestinensischen Schriften findet. Die Sprache
hat einzehie Besonderheiten, worüber nachher. —
Den Inhalt des Codex bildet eine Sammlung von Hymnen
(|jQXO) an Christus, die Jungfrau, die Apostel, Heilige, für Ver¬
storbene u. s. w, Sie sind nach den acht Kirchenmelodien (UoV)
geordnet und für die einzelnen Wochentage bestimmt. Das Buch
gehörte, wie schon die Schriftzeicbcn der ersten Hand andeuten,
einer melkitischen Gemeinde; die Nestorianer kommen schon nach
der mitgetheilten Probe nicht in Betracht, dass aber auch an
Jacobiten (Monophysiten) und Maroniten (Monotheleten) nicht zu
denken ist, lehrt eine dogmatische Stelle auf Bl. 30b, wo die
Jungfrau folgendermassen angeredet wird: ^ —L^S^-/ jL»*« J A ^
(sie) ^JJ .w.oiofc^/ ).X)\v ^QO )a-.*o oot
jo^ ^otol^/ I^V*^; 6o) . luaiä oo) |oi.g^\o . Jj^o^ ^jo ^IVl
J.«_i'^ , Ein neues Kind hast du uns geboren , das vor
aller Ewigkeit ist {rp 55, 20), Sobn im Verhältniss zum Vater (?)
in zwei Wirkungsweisen {IvtQyBta) und Willen, und er ist von
zwiefacher Natur {iv övo (pvaeaiv), er der in Wahrheit Gott und
Mensch ist". Vgl. Bl. 265 a, wo es von Christus heisst Jo)S^.
wOtO^^/ ^ OpPOjaao 0)XJ33 jo» |*J'*2o.
Sprachlich bietet der Codex einige Eigenthümlichkeiten, die
zum Theil an den syrisch-palaestinensischen Dialect erinnern; hier¬
her gehört zunächst, dass die Gutturale häufig ihre Kraft verloren
baben; der Imperativ von «».6^3 lautet so viel ich gesehen habe
regelmässig ,.>.ofcsS Bl. 22 a, 64 a bis, 113 b. ofcsÄ/ mit vor¬
geschlagenem Alaf IIb. — Die erste Person Sing, des Perfects
wird regelmässig mit Jud geschrieben und fc^j^o/ 2 b.
b^'ACD 7b, 12a, 28b. N.\oi\o> 12a. 15b. 28a.
bk.^^ 30 b, 41a, 91a. — Eben dasselbe Jud findet sich in No¬
minibus wjju\ (meine Zunge) 68 a, 181b. jb>jLJD (Bogen) 173 a.
J-^^^.^^ (Netze) 10 a; ebenfalls im Participium Peal der hohlen
Verben, z. B. .a^Jj (hinschmachtend). — iO)^ wird wie in der
mitgetheilten Probe äusserst häufig für JjO)^^. geschrieben, ebenso
habe ich jtO) Bl. 200 b für ]jLOt gefunden. Die verba primae
S68 Baethgen, ein melJcitüieher Hymnus an die Jungfrau Maria.
Jud nehmen m den Formen, in welchen das Jud keine consonan¬
tisch»^ Kraft hat, vorne gern ein Alaf an, so ..1 fast regel¬
mässig in der Anrede an die Jungfrau, vgl. 1 a, 2 a, 3 a, 7 a, 16 a,
91a. JO*/ 8 a u. a. — Das mehr chaldäische b^ habe ich nur
vereinzelt gefunden 67b w^bc. . Eine eigenthümliche Neubildung ist
^W,JdN» 83 b (^WjofcJOj Ja*) von JIqjlmJD V 'W-, vgl. z. B.
^ ^ c * P
^>1 - I . — ''^a*, (leiten), Denominativ von Jl.-s» , ist nicht selten,
vgl. z. B. 12a, 71a bis. — Griechische Worte sind nicht über¬
mässig viel vorhanden.
In der Transscription der mitgetheilten Probe habe ich der
VoUständigkeit wegen Anfang und Ende des Hymnus vom vorher¬
gehenden und folgenden Blatt hinzugefügt.
J^^, \\-n\ (fol. 9 a) [^\^dOO b^/j (Cod. Petermann 28, fol. 8 b)
"ViS^o \^ bAa o/ . y,'\\r< ,*.QjL J.JI1 Jv3 ') . ,fir»^ ^^J?
joi^o . Jiotoj Lc^ Jaju. ^ iw- ^) ^jojt *) ^ojoj
Jojl^t. ^ h^ooi la^h Jiotoj^ J)«.J; '^1 °) JVqqdJI
Jb^j Jb\obo 0/ JJ/ po/ JJj J*,obo ii/ Jjio wa-^iooo*) ^
.w>ab>^«al ^ otldS^ .xi>a;.o JKo',-nvnw o^do")
^pcu^ L^jj [Joi] . . . w^lozi^fc^j jLosiS. -M^aitjo JjoJj ^/
OO) .jLcboj .a-.^ Jb^ Jv.:i\ .JiofOJ b\D .jN-oj Jb^obo
jLoNoöno Jb^VoA. ^•o^lb.i^ . o)l.oo>:^.j Jaoobcs J^o ^^jajtj
Jbw^j «x-a.\ J_CD^QjajD «) (fol. 9 b) ^ Jisx<o0o joi^o Jx^j
1) Für J»Ja.
2) Fiir «<0)QJk und k*1V** • ^° später nocli einige Male.
3) Für ,X.J.
4) Das Jud nach dem Risch wird die Bezeichnung eines Mehagyänä-Vocals 7 P >■ 7>■
sein = ...1..^0QD = mJmV QCS . Ii
.0) Die ersten Buchstaben des folgenden Wortes zum Ausfüllen der Zeile.
6) Schreibfehler für J<in\'Af>-s
Baethgen, ein melkitischer Hymnus an die Jungffau Maria. 669
*^o; ^ jailsx lv3 wJ3&k^; )*.oa.') 060 ❖^m\f>v>
.J6^-Dj MJiija;» c»^ -fcuL^ Jv2o\ ..n.Vv Joo»
IOJlS^O . 000» C^^^»J.<' mJOV-J? *) JjOJ ,$0)^1 OO)
jNÄaj;^) Jio>3Qjk .^nn\ov> oo) iö ööi*)
»if^Jo ^) wJüD w^^o . ^oN2) Jboobwi ^) JVN«x> J^Vl
.^.nN.? JV2^ wwOJb/ N*Ja.*30 . JboJLCD ^1 Jt\VY>\ . wwS/ )OfA
Nj^S^2) J«°»\o .N>ai^ ^«'^'^ o^gpi^xua oo) 001 ^1 Joj:^o
«..r>\»? JjoJlii J'\o>ii^ JJ/ JuQD J^^o^^) Juooo ^
1) Für J ■ "^ft» J über diese Aussprache vgl, M&r Elias von Tirhän (t 1049) J-<-^iO-0D il\ Vi X> jiol Cod. Berol. Petermann 9 fol. 225 b
JloJL/ No iboo No oiiboo .o. otN\j»3 Jooij j-S^^NS^
.. jA9oi .^oovs \vD ^ No wO) J-^N» jN.aiL*)l.N»
.N^JiOlO NOw^ ^0| ^JlO ^O) .J«OOJt 'l^Oj- Vgl Bar
Hebräyä kleine Grammatik ed. Martin v. 366—378 und besonders v. 375 f.
,^2» v'N'^Yt ^Aj/ Jas;»; No\o
JJa» Jlr^Q^o ^vjÖ JI<^/ Jl^^^JI p
.J^ ^ .|\\yiv> jJdjj J^/ ^ ^ Nj/
Die Worte des Textes sind ein Citat aus ip 45, 14 nach der Peschita.
» > •«
2) Für wOMO^J; Luc. 10, 24.
3) Schreibfehler für ^•>|\r« oder ^jXaS.
4) Getilgte Buchstaben ; der Schreiber merkte, dass er ■- *^ ausgelassen habe.
5) Diose Abkürzung kann kaum etwas Anderes bedeuten , als wie in der Transscription angegeben ist, obgleich die Züge nicht recht pa^en.
6) Der Zusammenhang fordert Etwas wie Jl.Q^*l. , doch halte ich die obige Form nicht für einen Sehreibfehler, sondern für eine besondere Bildung wie 3ip^ •
7) Weini die Puncte wie oben angegeben zu ergänzen sind , so wird vor
)0«J0 ein zu ergänzen sein; ich weiss mit dem Wort sonst Nichts an¬
zufangen.
8) Zwischen Schin und Alaf ist deutlich ein Jud sichtbar; Payne Smith kennt freilich nur cin ]^ . plur. J«>\"j^ °, die obige Form ist eine nicht
670 Baethgen, ein melkitischer Hymnus an die Jungfrau Maria.
6^J«ojo .w.ö>.^j iJoö) .^ofi^la^ jDvao «-s^*-/ [Jfc\]obo o/
Lis-/ j-^j .ji-i^y W ❖^N o.» 6o) '^'v -y J',-n\ ;ä)/ ')
l.i'oMlv) ') j*jt.y JJyö«. .|ao >o(L. ^oN^Joly vA . JL p>.v\
wXo vx>|Jo . w>olov^'^ w^jo J-3ojt N\» I»/ o/
JJnoy .JJs:«.y •••^'^-s ^\nY> oot .jN*yol (fol. lo)]
■^fn.'.o J0o*a9 . jLoi^SoDy jv-^.jL\o w>.o cn <=>> jNoy .^ '^ - ^
"^os ^ ..oK^ao .1:^00 ^cn\oY>y ^ooy .«olaixu.o
^\OX> ÖOI .JO)S^. lO^ JiBC^NO ^XüXa Vs^w^ .fj ft-.«M
[. •> >«\\Y>0 ^^33
Uebersetzung.
[Tödte und erschlage] den Feind, der unser Geschlecht ge¬
tödtet hat ; Lebensfrucht entsprosst von dir , o lebensvolle , und
Jeden, der in der Hölle ist, rette und befreie von der Finstemiss
zum Licht. Und deswegen, o reine, löse meine Banden, damit ich
dein Licht schaue. —
Fem war icb von Gott durch meine Frevel und ich wandele
in der Irre ohne Pfad ; aber o Jungfrau, du reine und gebenedeite,
seltene Weiterbildung durch Jud, vgl. J » r>« Hoffmann, B. A. 153, und weiter (.XDOOD — JoOSOl — «'^^O^ — wCul , arab. 2. B. &I$>L/ _ Ä-fc^ij^ Dass letztere Kormen keine Nisbebildungen sind , zeigt das fehlende Teschdid. Auch hebr. wird weiterhin bierherzuziehen sein.
1) Im Te.xt scheint po)/ zu stehen, aber das ist kein Wort; der Schreiber hat den Strich des 1 etwas zu weit heruntergezogen ; vgl, das Wort im selben Zusammenhange in der letzten Zeile.
2) j ' v^\ '- - ; der 4. Buchstabe wird kaum etwas Anderes als ein 2D
~ i
sein können; der eine Strich vom darüberstehenden L ist auch hier zu weit heruntergezogen. Uas Wort ist oin Denominativ von l^f^^-- „die [böse] Träume erregenden Dämonen", wobei man an die bekannten Nöthe dor Einsiedler und Mönche zu denken hat, vgl. auch bei den Arabern don Dämon . Freilich kaim ich das Wort nicht belogen.
Baethgen, ein melkitischer Hymnus an die Jungfrau Maria. 671
bring mich ihm nabe von Neuem durch dein Gebet, damit ich
bekenne und preise die Grösse deiner Gnade, du, die du geboren
hast für unser Geschlecht, o reine Jungfrau, Braut des Lichts,
den Sohn, das Wort von zwiefacher Beschaffenheit*), ihn, der
getragen und ausgelöscht hat durch die Kraft seiner Gottheit
alle Sünden und Thorheiten der Welt; un3 deswegen loben alle
wir Gläubigen mit Lobpreisungen dich, du reine.
Lauter Herrlichkeit ist dein, du Königstochter drinnen ; David
verkündete von dir, denn den Herrn des All hast du getragen in
deinem Leibe, du reine, ihn, den alle Propheten zu sehen begehrten;
und deswegen lobt man dich alle Zeit, du Rubm der Seelen
unser aller.
Die lieblichen Thore der Busse öffne vor mir und mach
zu Schanden bei mir und wende ab von meinem Antlitz den
Herbeibringer alles Hassenswerthen; und gerettet *) will ich preisen
deinen Sohn und Gott unser Aller; er sei gelobt!
Den Leib habe ich beschmutzt und die Seele befleckt durch
Schulden und durch den Abscheu aller verabscheuungswerthen
Unreinigkeiten, aber durch die Pülle deiner Barmherzigkeit, o
Jimgfrau, wasche ab und verwische allen Stoff meiner Sünden,
und rein wiU ich singen deinem Sohne; er sei gelobt!
Du, die du den Quell des Lebens geboren hast für die Todten,
mich, den meine bösen Schulden getödtet haben durch die Ver¬
lockungen der traumerregenden Dämonen, o Mutter voll von
Schöne, weck auf und belebe durch dein Gebet, imd singen will
ich deinem Sohn mit meiner Stimme [Dankesworte ; er sei gelobt
in Allem!
Die Netze der Mächte, die in List verborgen sind, zerreisse,
du reine, und den Schuldschein der Sünden vernichte (vgl. Colosser
2, 14) und schone in deiner Barmherzigkeit aller derer, die dich
loben in Liebe und rette von allem Hassenswerthen; denn in
dir haben wir unsere Zuflucht gefunden bei Gott; er sei gelobt
in Allem und erhöht!]
1) Tioiözr/t vgl. Payne Smith; die göttliehe und menschliche Natur ist gemeint.
2) Das Adverb ist hier sonderbar genug; allein es Icommt ein Paar Zeilen weiter ebenso vor (N«)«SfO) , — Eine Bedeutung „in vorzüglicher Weise", welche man annehmen könnte , vormag ich nicht nachzuweisen , obgleich sie nicht fern liegt, vgl. J« -',01 in der Bedeutung „nobilis" öfter in Kalilag und Damnag. — Eine ähnliche adverbiale Ausdrucksweise findet sich übrigens, freilich verwerflich, auch in anderen Sprachen; vgl. z. B. im Deutschen „ge¬
retteter Weise, reiner Weise, d, i. als Geretteter, als Reiner will ich dich preisen".
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Das japanische Schachspiel.
Von K. Himly.
(Mit einer Tafel.)
Das Sö-gi oder Schachspiel der Japaner, kurz beschrieben im
Chinese Repository, Band IX S. 631, später in Commodore Perry's
Narrative of the expedition of an American squadron to the China
Seas and Japan, performed in the years 1852—54. 2 vols, und
in den ,Mittheiliangen der Gesellscbaft für Natur- und Völkerkunde von Ostasien" Jahrgang 1874"), sowie in Dr. v. d. Linde's „Geschichte und Literatur des Schachspieles" I S. 94 ff., — ist wohl das ver-
wickeltste ünter den einfachen und älteren eigenthchen Schach¬
spielen. So verschieden dasselbe von dem jetzt in China üblichen
ist, so wenig ist wohl bei den doch vorhandenen Ueberein-
stimmimgen an der Gemeinsamkeit des Ursprungs vmd somit daran
zu zweifeln, dass der Weg des Spieles entweder unmittelbar, oder
über Korea (wie die chinesische Bildung überhaupt) aus China
nach Japan führt. Geschichthche Nachweise über einen fremd¬
ländischen Urspnmg beider Schachspiele , — welche vielmehr in
den betreffenden Ländern für einheimisch zu gelten scheinen, —
kann ich für jetzt noch nicht beibringen ; doch lohnt es sich hier
zu bemerken, dass z. B. das unserem Puff entsprechende Brett¬
spiel §waü lyu („zweimal sechs", japanisch ausgesprochen suftu
roku) aus Indien hergeleitet wird. Nach dem Yamato - Bumi *)
wurde ein Spiel dieses Namens Ende des siebenten Jahrhunderts
in Japan verboten. Genug, dass dieses jetzt jn Japan, früher auch
in China übliche Spiel auffallend dem persischen Nerd annelt*),
so dass auch bei diesem in Indien die neue kreuzweise Gestaltung
des Brettes die ältere verdrängt zu haben scheint. Solche sprung¬
weise Verbreitung ist eben nichts Seltenes, vrie z. B. auch das
1) Von V. Holtz. Ebendaselbst ist auch ein chinesisches Dreischach von O. von Möllendorff beschrieben.
2) S. San sai tsu i 17. S. 5 a.
3) Ueber dieses s. den nächstfolgenden Aufsatz.