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Kampen versteht es, Verse zu machen." Seine Bearbeitung der
Ramasage, in 12,000 vierzeiligen Strophen mit oft wechselndem
Metrum (die Tamulen haben eine sehr ausgebildete Poetik und Me¬
trik), wird von Manchen dem Sanskritoriginale vorgezogen. Kampen
lebte (wann?) in der Nähe von Madura in S. Indien. Die mitge¬
theilte Episode ist dem 2. Buche, Ayodhyä-Kanta genannt, ent¬
nommen, und versetzt nns in die Zeit, da Tesarada, der berühmte
König von Ayodhyä, nachdem er selbst 60,000 Jahre regiert, den
Rama zu seinem Nachfolger ernannt hatte. Am andern Tage sollte
er zum König gekrönt werden. Da gab ihm Vasishta, der Haus¬
priester, zuvor die oben enthaltenen Ermahnungen. Abgesehen von
den gotteslästerlichen Anmassungen der brahminischen Priesterscbaft,
welche darin vorkommen, wird man zugestehen müssen, dass dieser
„Indische Regentenspiegel" auch vieles wahrhaft Vortreffliche enthält.
lieber einige Thiernamen im Assyrischen.
Von Eberh. Schräder.
Ich habe bereits an einem anderen Orte die Aufmerksamkeit
der Fachgenossen auf die Uebereinstimmung des Assyrischeu mit
den übrigen semitischen Sprachen auch was die Namen für Thiere
betrifft gelenkt. Ich wies hin auf die Benennung der Fische und
Vögel >) als Nun = hebr. ti: und i.ssur = hebr. iiei: arab.
f- , o ,
jjÄ*^, des Pferdes als ^irs = hebr. ciD; des Kameeies als
r. ^ ^
gammal =bn;, des weiblichen Kameeies als nakat =
r-, , (j-, Gc >
iü'J, des Kam eel, jungen als bakar ar. ^Ju; des Löwen
als aria = hebr. n--^ , aram. jl^p; des gemeinen Esels als imir
r.
= "linn , ^,uj> ; des W a 1 d e s e 1 s als pari = hebr. nie , des Rind¬
viehs als alap , alpu = hebr. tj^N , des K 1 e i n v i e h s (Schaafe
uud Ziegen) als Sin = hebr. -ns. Ich nahm auch Veranlassung,
bei dieser Gelegenheit eine höchst interessante Liste von Vögeln
zu erwähnen (II Rawl. 37), die neben dem Adler nasru = ic:
auch den Storch lakalak d. i. ar. ^.^JläJ verzeichnet. Es mag mir
an diesem Orte verstattet sein, die Aufmerksamkeit uoch auf eine
ähnliche Liste zu lenken, welche, wie jeue Namen von Vögeln, so
11 Siehe Keiliusfhi-iftcn und A. T. Giess. 1872. (KAT zu 1. Mos. 49, 9 (S 6(')ff1.
Notixen und Correspondenzen. 707
solche von Vierfüssern uns vorführt. Wir finden dieselbe litho¬
graphirt bei Rawlinson inseriptions of West. Asia II. pl. 6. Sie
gehört zu der Reihe jener bilinguen Tafeln , weicbe den Zweck
haben, die Bezeichnungen von Gegenständen und Begriffen, in der
nichtsemitischen, turanischen Sprache, d. i. vom graphischen Stand¬
punkte aus geredet, die Ideogramme für dieselben durch die in
der assyrisch-semitischen Sprache üblichen zu erklären. Sie ist,
wie die meisten dieser Täfelchen, theilweise zerbrochen. Glücklicher¬
weise ist aber die die assyrischen Namen enthaltende Columne fast
durchweg unversehrt erhalten und auch die andere ist noch viel¬
fach vollständig uns überkommen.
1) Den Reigen eröffnet ein Thiername kir-ru. Derselbe
transcribirt das nichtsemitische LU, das gewöhnliche Ideogramm
für sin d. i. inj: (s. KAT. a. a. 0.), muss also selber ein Schaaf
oder Ziege bedeuten und kann somit nur das hebr. -|2 Lamm,
Schaaf sein (R. iis).
2) Ein weiteres Syll. erklärt (col. I, 13) das häufige Ideo-
c- t, ,
gramm für Hund: UR. KU. durch kal-bu d. i. abs, >.^JLJ'. Wenn
nnmittelbar nachher (Z. 14) an einer leider links verletzten Stelle
des Täfelchens das ideogr. TUR = „männlich" durch mi-ra-nu er¬
läutert wird, so liegt es nahe au den „männlichen Hund" zn
denken. In diesem Falle erwartete man nur die gewöhnliche An¬
deutung, dass das Hauptwort des vorhergehenden Syllabars (hier
kalbu) durch das Wiederholungszeichen (zwei nebeneinanderstehende
Keile) als ein hier zu supplirendes bemerklich gemacht wäre. Da
dieses nicht der Fall, scheint es geboten, an ein anderes, wenn
aueh in die Kategorie der Hunde irgendwie gehörendes, männliches
o
Thier zu denken und so bietet sich uns das arab. in der
Bed. „Wolf" unmittelbar dar. Wir werden aber sehen, dass genau
wie das Arabische auch das Assyrische noch einen anderen uud
offenbar gewöhnlicheren Namen für dieses Thier in Gebrauch hatte.
3) Der Verfasser macht uns aucb noch mit einigen besonderen
Hundebenennungen bekannt. Wir lesen Z. 29 ff. von einem ka-lab
il-la-ti d. i. imbi aba = Hund mit Jungen, sowie von einer
kal-ba-tuv d. i. einer Hündin. Weiter erfahren wir von einigen
Bezeichnungen für Thiere in gewissen Zuständen (31 ff.). Wir
lesen ein ni-is-tuv d. i. rd: = iiirs (jüL*o!) - Weibchen
(Opp. vgl. Taf. 5, 8: ni-is-ti), ein a-lid-tuv d. i. nbN = Gebä-
rende. Werfende; ein mu-na-sik-tuv d.i. rpd:n = Säugende
(eigl. Küssenmachende), endlich ein na-tir-tuv d. i. niu:. R. na: =
IJTS = „Trächtige".
4) Die erste Zeile der zweiten Columne macht uns mit dem
assyrischen Nameu für Wolf, nämlich dem gemeinsemitischen und
offenbar gewöhnlichen, bekannt, im Assyrischen zi-i-bu lautend
4 I
708 Notizen und Correspondenzen.
d. i. SNT, u^i; Z. 3 erläutert das den Wolf bezeichnende Ideo¬
gramm auch durch a-ki-luv d. i. bas = „Fresser" oder =
reissendes Thier.
5. Ein folgendes Syllabar maeht uns mit dem assyrischen
>,
Namen ftir Bock nämlich Ziegenbock, hebr. Tiry , arab. j^Xc
bekannt, im Assyr. lautend: a-tu-du.
ü) Der Name des Schaafbocks oder Widders lautete gemäss
Z. 9 ai-luv d. i. b-N.
7) Wenn wir weiter Z. 14 von einem sa-bi-i lesen, so kann
dieses füglich nur lait die Gazelle sein. Und so überrascht es
nicht, wenn wir Z. 18 auch von dem Hasen lesen, uämlich als
an-na-bu d. i. >_.o^!, jAiiV, <^Gr Hase.
9) Auch der Bär fehlt nicht, bei den Assyrern als der
„Lciscauftreteude" bezeichnet, offenbar wie bei den Hebräern, Ara¬
bern u. s. w. Er heisst bei ihnen (Z. 19) da-bu [a] d. i. ai,
v^, !=>?, jp-n:.
10) Mit dab dem Bär, haben wir in der Aufzählung die
Gruppe jener Thiere erreicht, welche die alten Nichtsemiten mit SAH
d. i. wilde Thiere bezeichneten. Als ein solches wird weiter von
ihnen aufgeführt (Z. 23): kur-ki-za-an-nu, welches vielleicht OJ^ S
Rhinozeros ist. Die Umstellung der beiden letzten Consonanten
wird schwerlich bedenklich gefunden werden können. Derartiges be¬
gegnet uns ja auch sonst bei solchen , von einem Volke zum andern
wandernden, Nameu; ich erinnere nur an bin, J^j und griech.
i'/.iq:ng Elephant. Beiläufig wird nach eiuer mir mitgetheilten
sinnigen Vermuthung Oppert's '), auch dieser Name den Assj-
reru nicht unbekauut geweseu sein. Wenn wir nämlich auf dem
Obelisk Salmanassars II. unter den Tributgetrcnstäudeu eines Kö¬
nigs des Landes Musri (Layard cuneif, inscr. 98. III) auch eines
al-ap Erwähnung gethan finden, auf der die Inschrift illustrirenden
Abbildung aber einen Elephanten erblicken, so ist von vornherein
zu vermuthen, dass iu diesem al-ap auoh der Name dieses Thieres
stecken wei de, um so mehr, als das Wort, an das man sonst denken
könnte, nämlich alap, alpa „Ochs" (s. o), gemäss den Gesetzen
der assyr. Schrift (.\BK. S. (31 ff.) a-la-ap hätte geschrieben werden
1) Diesellie zuerst Iiii)Renorl'eii zu haben, ist das Verdienst Hinck's (Dubl, Univ. Magaz. Octob. 18.')3 s. Norr, (547), der sie dann aher sonderbarerweise später — olfenbar geblendet durch das inzwischen bekannt gewordene, gemein- semitische alpu, alap — wieder fallen liess. Oppert umgekehrt ging iu seinen früheren Pubiicationen vou der Uebers. ,,Ochs" — alpa aus uud hat sich erst jüngst — uud wir meinen duichaus mit Hecht — für die Uebers.
,, Elephant" entscliieden.
4 ii
Notizen und Correspondenxen. 709
müssen. Nimmt man nuu hinzu, dass sich das hebr. an, a^aij in
Diari?Tü „Elephantenzahn" d. i. Elfenhein mit der Verdoppelung
des ä ara besten aus ursprünglichera abn d. i. hal-ab = assyr. al¬
ap erklärt, so scheiut kaum zu bezweifeln, dass in jenem assyr.
al-ap, als fremder Eigenname in seiner graphischen Incorrektheit
unbedenklich (s. ABK. 87 unt.), der Name des Elephanten zu
suchen sei, die Hebräer aber ihr all, Dian; direkt vou den
Assyrern überkommen haben.
11) Es folgen iu Z. 30 und 31 zwei Thiernaraen, die jedeu¬
falls wesentlich eiu und dieselben Thiere bezeichen müssen, dieses
deshalb, weil sie zur Erklärung des gleichen Ideogramms (SAH. HI.
NIR. A) dienen. Der erstere lautet: hu-us-su-u, der andere ru-us-
c* -
su-u. Nun wird im Arabischen mit iji-io» ein Hirsch oder
S
Reh, mit Uij eiu Hirschkalb bezeichnet. Das passt zu eiu¬
ander, sei es nuu, dass ira Assyrischen hussu uud russu sich
unterschieden wie Hirsch und Reh, oder aber wie Hirsch und
Hirschkalb. Haben wir es aber so unter allen Umständen hier
mit Wildprett zu thun, so überrascht es uns nieht, wenn wir
12) anch dem Wildschweine begegnen, dieses nämlich in dem
€•«, Ooj
ap-par-ru-u Z. 33 d. i. arab. ^ii, jäc, lat. aper, unser Eber, r
Ayäs, avayäs.
Von Siegfried Goldschniidt.
Bekanntlich gehört, wie ishta u. s. w. zeigen, die V yaj
zu denen, deren j nach Ascoli die Media nicht von c soudern von f
bedeutet. Einen evidenten Beweis hierfür geben nach J. Schmidt
(die Verwandtschaftsverhältnisse der Indog. Spr., S. 11) die 2 sg.
aor. ayäs und der Nora, avayäs: „der Uebergang vou js in s
begreift sich nicht, wenn J die Media von c darstellt, ist aber
durchaus gerechtfertigt, wenn mit dem Schriftzeichen j der Laut z,
die Media von f ausgedrückt wird. In letzterem Falle musste z
(j) vor dem stummen s zunächst f werden uud floss danu mit
dem s zu s zusamraen, gerade wie in purodäs, nora. sg. von
purodä^ —".
Das j der v^bhafij gehört zu jener anderen Gattung, die
eine weiche Palatalis darstellt: trotzdem bildet auch diese y die
2. impf, ab banas (AV. III, 6, 3). folglich handelt es sich bei
ayäs nicht um einen eigeuthümlichen, jener einen Art des / zu¬
kommenden Sandhi, sondern der auslautende Wurzelconsonant ist
einfach vor dem s weggefallen, wie in arunas u. s. w. nnd der