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Reinisch, L., 1909 Das persönliche Fürwort und die Verbalflexion in den Chamito-Semitischen Sprachen

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(1)

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ERLÄUTERUNGEN ZU DEN ZÄHLWEISEN

IM OSTHAMITISCHEN: EINE BESTANDSAUFNAHME

FÜR DIE ERFORSCHUNG DER KARDINALIA

VON EINS BIS ZEHN IM KUSCHITISCHEN

Von Paul P. De Wolf

O. Einleitung

Unsere Kenntnis der Zählweisen Afrikas ist sehr ungleichmässig verteilt.

Innerhalb der Niger-Kongo-Familie sind diese Zusammenhänge vielleicht für

das Bantu am besten erforscht worden'.

1 Vgl. hierzu Hoffmann 1953,Mecussen 1962, Seidenberg 1963,Stappers 1965 und für Afrika im allgemeinen: Schmidl 1915.

(2)

Erläuterungen zu den Zählweisen im Osthamiüschen 561

Die Zahlwörter gehören zu den zerbrechlichsten Bestandteilen des Grund¬

wortschatzes und die unkritische und unbeschränkte Anwendung derselben für

komparatistische Zwecke kann leicht zu einem verfänglichen Unternehmen

heranwachsen. Diesen Tatbestand zeigen ebenfalls die Zahlen und Zählweisen

in den osthamitischen Sprachen, wo viele Wechselbeziehungen mit sehr unter¬

schiedlichen und keineswegs miteinander verwandten Sprachgruppen (darunter

Nilodsch, Niger-Kongo und Khoisan) ans Licht gebracht werden können.

Wir haben den Begriff Afroasiatisch abgelehnt, weil wir - mit Vycichl - die

Auffassung vertreten, daß Semitisch und Hamitisch bemerkenswerte Unter¬

schiede aufweisen, welche eine ebenbürtige Aufgliederung in sechs Familien

(Semitisch, Aegyptisch, Berberisch, Tschadisch, Kuschitisch, Omotisch) als

sehr unglaubwürdig erscheinen lassend

Unter Osthamitisch verstehen wir kuschitisehe und omotische Sprachen. Ob

letztere wirklich eine getrennte Familie bilden, halten wir vorläufig als unbe¬

wiesen.

1. Zählweisen

In Afrika begegnet man vor allem folgenden Zählweisen:

1. Die einheitliche Zählweise, wobei jedem Begriff ein eigenes nicht weiter

analysierbares Morphem entspricht^ Für die unten behandelten Sprachen

trifft das einheitiiche Zählen für 1 bis 5 und manchmal auch für 1 bis 10 zu.

2. In vielen Fällen zeigt sich fürdie Zahlen von 6 bis 9 und über 10 hinaus eine der drei vorkommenden Rechnungsmethoden:

2a. Addition wobei unterschiedliche Zahlen als Basis Verwendung finden

können'*. Typisch für Afrika ist das Quinarsystem:

6 = 5-1-1; ll = 10-Hl

7 = 5-i-2usw. 12 = 10-1-2

2 Für diese Unterschiede, vgl. Vycichl 1981. Zu diesen Unterschieden rechnet Vycichl die Verbalwurzeln mit 3 oder 4 Radilcalen im Semidschen (gegenüber 2 im Hamitischen), emphatische und Kausaüvbildungen durch Gemination im Semitischen, maskuline Formen der Numeralia 3-10 mit weiblichen Nomina und das Umgekehrte für männliche Substanüva im Semitischen (aber nie im Hamiüschen) und die Kasusendungen im Semidschen. S.

Vycichl 1981:6-9.

3 Von Flexion und Derivaüon abgesehen.

4 Der Begriffrfezi'ma/kann auch additiv gemeint sein (11 = 10-t- 1 usw.) als auch multiplikativ:

20 = 2 mal 10 usw. Es gibt Sprachen mit einem additiven Quadragesimalsystem usw.

(3)

Es gibt Sprachen, wo die Icleinere Zahl zuerst genannt wird: das mexi¬

kanische Otomi; auch im Kuschitischen sind Spuren vorhanden.

2b. Subtraktion:

8= 10-2 9= 10-1

Auch diese Zählweise ist im Nilotischen und im Kuschitischen belegt.

2c. Multiplikation, welche öfters für die Zehner verwendet wird:

20 = 2 mal 10 (oder 2 Zehner) 30 = 3 mal 10 (oder 3 Zehner) usw..

Es ist klar, daß in einer beliebigen Sprache, sogar in der ältesten Schicht,

verschiedene dieser Systeme nebeneinander Verwendung finden konn¬

ten, z.B. einheidich für 1-5, additiv (quinar) für 6-9,16-19,26-29 usw.

aber zugleich auch multiplikativ für 20 (2 mal 10), 30 usw. Beim

Vigesimalsystem gilt der einheitliche Ausdruck für ,20' als Basis für die multiplikadve Bezeichnung von 40, 60, 80 und die multiplikativ-addi- dve von 30, 50, 70, 90, wie im Baskischen.

3. Neben den obenerwähnten Einheits- und Rechnungszählweisen ist in Afrika

noch eine dritte Art belegt, welche man die figurative Zählweise genannt

hat'. In einem solchen Fall wird der Wortausdruck mit Gebärden in Ver¬

bindung gebracht. Im Bantu kommen - wie Meeussen gezeigt hat - spora¬

disch figurative Zahlen für die Begriffe 7,8,9 und sehr selten für 10 vor. So heißt im Pangwa ,8': henekakoha, wördich ,laß überall auseinander-stehen',

wo an das Auseinanderstehenlassen der Ring- und Mittelfinger an beiden

Händen gedacht wird. Für das Bantu folgen hier, in freier Übersetzung, die am häufigsten vorkommenden Ausdrücke für 6, 7, 8, 9 in der figurativen Zählweise:

6 : a: Dreigebärde auf beiden Seiten; nur Dreigebärde

b: Springe einen über (d.h. einen Finger auf die zweite Hand)

7 : a: Viergebärde auf einer Seite (und Dreigebärde auf der ande-

5 S. Meeussen 1969 11 ff.

6 Der zweite (zwischen Klammem stehende) Teil der Beschreibung wird nicht gegeben. Vgl.

Fußnote 7.

c:

b:

ren)'

Springe zwei über Zeigefingerzahl

(4)

Erläuterungen zu den Zählweisen im Osthamitischen 563

8 a:

b:

Viergebärde überall Springe drei über

Fünfgebärde (z.B. das Ballen der Faust) auf einer Seite (und die Viergebärde auf der anderen)

Fünfgebärde überall = an beiden Händen.

9

10

Da bei diesen figurativen Zahlangaben das ,Princip der zwei möglichst gleich großen Summanden' als Basis fungiert', ist es begreiflich, daß Abkür¬

zungen häufig vorkommen, denn z.B. in 7a. (nach diesem Prinzip als Vier¬

gebärde auf einer Hand, Dreigebärde auf der anderen zerlegt), darf Viergebärde

auf einer Hand als Ausdruck genügen, wie z.B. im Sango munana lubäli ,7',

wörtlich ,die Viergebärde auf einer Seite'.

Für die Zahlen 1 und 2 sei auf Cemlli 1934 verwiesen. EINS: Das altku-

schinsche Numerale scheint *iNik gewesen zu ein, das sehr früh zu *ik-

verstümmelte. Vgl. Saho iniik. Afar inik, Shinasha ikkä, Anfiilo ikkö, Kaffa

ikka, ikkö , iikkaa, Mocha ', ikko, die alle Verschmelzung mit den früheren mask, und fem. Endungen -kö bzw. -fäzeigen. Vgl. auch Zala istaa, Wolamo ista, isso, issinoo, Ometo issi, issino, Janjero issoo, Chara issä, Kullo ita, itu, itti. In allen

obenerwähnten Formen ist also nur die erste Silbe als das Überbleibsel des

eigentlichen Zahlwortes für ,1' erhalten; -ti scheint eine emphadsierende Partikel zu sein.

Eine zweite urkuschitische Wurzel ist *mit-~*mat - .allein, einzig'. Vgl.

Burji micca, Sidamo mite, mitte, mitto, mite, Darasa mitte, Somali mid, und mit

a-Vokalismus in Hadiyya mato, Kambatta mato, Somali madi .einziger', Galla

matümä ,durchaus', Jimira-Bienascio mät (in Komposita wafä, sonst auch mittö

,allein'). Sehe mittö ,einzig'. Cerulli* führt die Wurzel tok- auf das Nilotische zurück, aber sie erscheint auch im Tschadischen, so daß sie vielmehr als eine urhamitische Form anmutet'.

Vgl. Galla tokkö, takkä, tookko, tokko, Dasenech tdkac, Werizoid to:tte <*

took-te, Munyo tok', Elmolo t'öko, t'dka, Galla toco-toco ,ein jeder'; Sidole Sokko; die W. fmdet sich vielleicht auch im Dahalo wättükwi < waC-tok-waC.

Diese fo/t-Formen sind in sog. omotischen Sprachen ebenfalls belegt : Kaffa tok- ki, tok ,zusammen mit, in Vereinigung mit'.

7 Vgl. Schmidl 1915: 173.

8 Vgl. Cenilh 1951:308.

9 Z.B. dok im Pero, dok im Tangale, und als 2. Bestandteil in 'ändek des Ron von Bokkos und nd des Pidimdi. Vgl. Kraft 1981: 109, 120 usw. und Jung-raiüimayr 1970: 115.

2. Die Zahlen im Osthamitischen

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Eine vierte Icuschitische Urfonn ist *g''Vl-V: vgl. Saho- Afar uulaa .Allein¬

heit, allein', Bedauye ngääl -gaal ,1' und verstümmelt in -gür—gwir. ^asagwir ,6' (5+1), Galla wa/j,waa/ , einem, der andere'. Spuren sind belegt in den Agau- sprachen Qwara laa(waa), Chamir la-(wa), Bilin loa-, Chamir ellaa ,Alleinheit'.

S. Mukarovsky 1971: 147.

Ungeklärt bleiben die mit Bilabial anlautenden Formen: Zaisse bizzö, Haru- ro bezzo, alle ,omotisch'. Hat man hier eine Häufung vom nilotischen *pVt- ,1' + kusch, izzö <*inik-tol In diese Gruppe gehören auch Doqqo pettane, pöttö, Dollo pettän, Basketo/arrön und we im Ma'a, als auch Iraqw wäk. Die Form *pVt

ist ostnilodschen Ursprungs: Turkana -pei, Camus -bd, Ongamo o-boito.

Im Westnilonschen findet man die W. *kelVr\ : vgl. Shilluk akyel, Nuer kel, Bari gelet] usw. Ob -6 kaldai des kusch. Rendille hierher gehört, oder vielmehr zu *g"Vl-V (die Sprache hat auch köw, wenn betont; -ko, -to, -o für unbetonte

Formen) können wir noch nicht entscheiden. Vgl. auch die Dizi-Form k' öy mit

Rendille köw.

ZWEI: Die urkuschitische Form *lamag- (öfters mit der verstärkenden

Pardkel -aa -die man auch bei 1,3 und 4 antrifft -), hat im ganzen kusch. Bereich

Spuren hinterlassen. Vgl. Kambattta lamo, Burji lama, Galla lammaa, lama, So¬

mali läba, Saho lammaa; Afar nammaayaa; Darasa lame, Munyo lam", Elmolo /'ddma,Rendille lamma, Badditu lame, Sidamo läme; Bilin lariaa; Chamir lir]aa, Quara liriaa; Agaumeder lariaa; Dembea lirjao; lam-ki > lakki, lakke im Werizoid und Sidole; laam > naa(m) in: Kullo naa ~laa, Ciara nantaa, Zaisse naam, Gofa

noma ~namae, Basketo narnä, Dasenech naama, Konta nä'a, Zala «^'ä'". Be¬

dauye mallo ist nicht deudich.

Eine zweite Wurzel *kVt- erscheint im Anfiilo guttö, Kaffa güttö, güttä,

Mocha gutta, Gonga gittä, gitto, Shinasha gittä. Hierzu vgl. das sem. Harari mit köt.

Als südkuschinsches Lehnwort iietrachtet Ehret" die au{*sala:i ,Zwillinge' zurückgehenden Formen in den Rift-Sprachen des Proto-Südnilotischen (*tsar).

Iraqw tsar ,2' und Bedauye m-haloo-b gehören hierher. Vgl. im Nilotischen

Ongamo o-/i'<ire, Camus -ar^, Turkana -arei. Vgl. ,7' unten. Ungeklärt bleiben Dizi tä.gn; Ma'a nnu und hep des Janjero (vgl. ,12': asr-eppe).

DREI: Zwei Muster sind für das Urkuschidsche anzusetzen: *sadih-V und

*kadVkV. Ersteres wäre rein kuschitisch im engeren Sinne, letzteres fast rein- omodsch.

Zu *sadih-V^'^ vgl.: Oromo sadii, sadi, Dasenech seddi, Werizoid isäh.

10 die *lamag-Form ist auch ins Nilotische gewandert: vgl. Mursi rämän.

11 Vgl. Ehret 1971: 114. 118: Nandi-Kony *saram- u. Pt-WRift *tsw- (mit südkuschit.

Pluralsuffix -am-).

12 S. Mukarovsky 1971: 147: *sadihu > sihüaa.

(6)

Erläuterungen zu den Zählweisen im Osthamiüschen 565

Munyo sadi, Somali sdddeh, Sidamo M^e, sase,sdsse, HadiyyaDarasa ra^e,

Kambatta saso^^.

Zu *kadVkV- vgl. Welamo hezza, Ma'a xai, Kullo hezu, Dizi kädü, Na'a

kaddu, Kaffa käjä, kdmö, Chara kezä, Gonga keja, kejo, Zala hezzä, Sofa hezzä,

Wolamo hezzä, Sidamo des Omo hezzä, Nord-Sidamo kez, Janjero kez, (in Ver¬

bindungen als -keze), Basketo hayzzä, Zaisse hayts, Wolaitza hezza, Yämma

kies, qez, Badditu hayzzä, haytze, Doko hayza, Gofa hidza, Mocha kä.^^o,

ke^iä, Garo ke§§ö, Anfülo keggö, Shinasha kezä, Bienascio käz, Maji kaddu,

Nao kaddö, Sciacco kädem, Kaffa keemoo; Bedauye mhäy, Buiji fadiya und hal-

als erstes Segmentim Sidole halbatt; vgl. hierzu Dahalo k'abä<*kad-b.. u. seipe des Elmolo? Ungeklärt bleiben Iraqw tham und der 2. Teil (-batt) der Sidole- Form.

Die meisten der obenerwähnten *kadVCV-¥ovmtn sind besser zu erklären,

wenn man wieder die Verschmelzung mit den Endsilben -ta —sa, -ko und ähn¬

liche berücksichtigt.

VIER: Auch hier kann man zwei Grandformen rekonstraieren: *sVgVl-aa

und *abVdV-(ta). Erstere ist nur eng-kuschidsch, die zweite ist vorwiegend ,omotisch', kann aber kaum als Neuerang gelten, da sie auch außerhalb dieses Bereiches belegt ist'''.

Reflexe von *sVgVl-aa erscheinen im Sidamo Sole, Soole, Buiji/oo/a, Ha¬

diyya sooro, sorö, Darasa Soole, Kambatta sooro, Dahalo sä^dlä.

Die *aöß<iv-. .-Formen zeigen zwei Arten von Reflexen. Die erste Gruppe ist die zahlreichste: Mocha ä wuddo, Kaffa äudö, aüdä, aüdö; Chara obdä, Welamo oydda, oyda, Kullo oyda, Shinasha auda, awöä Janjero aöed, Gonga äuda, awdo;

Dawrowa öidda, Doko öidda, Wolaitza öidda. Sehe öd, Gimira od, Ometo oyda,

Zaysse oyt, Badditu oydde, oittä, Basketo oydda. Die zweite Reihe zeigt afur- ähnliche Formen: Oromo afur, afor, Dasenech ''ajfur, Sidole afur, Rendille afar, äfär, Munyo qfüri, Elmolo 'dfur.

Vgl. hierzu auch Beja faDig und die schon rekonsü-uierten Protoformen P-

Baz *cfartam, P.Kuschitisch *Artmm und P-Sam *afartam für ,40'.

Ungeklärt bleiben Iraqw tsiiyah, Ma'a xai. Die Dizi-Form kübm hingegen

wird wohl nilodsch sein. Vgl. Turkana -omon, Ongamo o-h'örjwan und Camus

-orjwän.

FÜNF: Die Verstümmelung ist hier noch größer als bei den anderen Nume¬

ralia. Unter Deumngsversuch soll nur als vorläufige Annäherung gesehen wer¬

den.

Mukarovsky" rekonstraiert *küan. Unweigerliche Reflexe sind aber nur

13 Die *kadV- ähnlichen Formen sind ebenfalls als proto-hamiüsch anzusetzen. Vgl.

Berberisch karadh.

14 Nämlich im Aegyptischen fdw (vgl. kopüsch m.ftow, mit Zehnem -a//e).

15 S. Mukarovsky 1971: 148.

(7)

spärlich vorhanden: Iraqw ko'^an, Ma'a kooi (?) und - falls es sich um dasselbe

Etymon handelt - die *kanl*canlhan-ä\\n\\c\\tn Formen: Somali shän, Oromo

äa«, Sana, scian, Dasenech cen, Sidole hene, Munyo shen', Elmolo ken, ein;

Rendille cdn, sowie die -on-Formen (mit Schwund des Anlautkonsonanten):

Sidamo ante, Hadiyya onto, Darasa onde, Kambatta onto, Sodamo onte, önte.

Das Nilotische hat diese Form gelegentlich entlehnt: Mursi hä:nän, Turkana -

kan. Reinisch'* erklärt Bilin, Agaumeder, usw. anküä als aus *ancä < *anka entstanden. Das bringt uns aber nicht weiter, es sei denn, man hätte hier ein Kom¬

positum von an- (Bedeutung ,eins'? aus *in-) + ,eine Hand (nur)'.

Noch schwieriger ist die Deutung der omotischen Formen vom Muster

*VhukV-taa/koo. Eine Möglichkeit wäre, daß man hier eine Häufung von *ik-

(eins) und *kuan (,fünf', aber dann ursprünghch ,Hand') + eventuell auch die

alten Flexionsendungen *-ta, *-ko usw. haben könnte. Vgl. Na'a ucun, Basketo iSin und ähnliche. Dies würde somit auch die -punalfuna- ähnlichen Formen für ,6,7,8,9' in einigen omotischen Sprachen erklären und zwar als Reste (nicht als Neuerungen) einer früheren figurativen Zählung (siehe unten).

Als mögliche Reflexe von *ik-k"an-ta/ko usw. wären noch da: Dizi üxcü, Badditu iSiä, iöiööe, Ometo iödäöäa, Wolamo idöaSä, iSöaca, Zala iöeSä, Kullo iceS, Zaisse iSiä, Mocha u.ööo, ü.ööo, Gofa iöeSä, Nord-Sidamo üS, Chara uööä, Kaffa üjä, üjö, hüca (hier ist also keine Spur von *ik- erhalten geblieben), Janjero üd, Gonga uco, hüca, Yämma uce, uc, hue; Jimira uöum; Sehe uc, Shinasha uüäö,

Nao uöäu, Bienascio wud, Sheko udem. Zu bemerken sind die Formen mit

bilabialem Nasal in Jimira und Sheko.

Burji umutta wud wohl nilotische Ahnen haben: vgl. Ongamo mi'iti, Camus

(mi'^t u.ä..

Ungeklärt bleiben Dahalo däwatje und Werizoid xüpin.

SECHS: Eine erste Urform, die sich rekonstruieren lässt ist *llehoya. Vgl.

dazu: Afar lähäy, Iraqw laho, Kambatta lohoä, Hadiyya loho, Ost-Sidamo lohö,

Kambatta leho; lehe des Basketo; Sidole leh, Somali leh, Saho leh, lih, Somali lifl (und lißdan ,60'), Proto-Baz *lVß, Proto-Kuschitisch *lla und Proto-Sam

*lifi, Rendille lih, Dasenech //, Sidamo (nach Cerulli) le, Sidamo (nach Moreno) le'ä, le, Burji liya, Sidamo leye und Elmolo yd.

Als vorläufige Interpretation würden wir folgendes vorschlagen: *llehoya könnte aus *g"Vl-V-hoy-aa entstanden sein. Das erste Segment bedeutet dann ursprünglich ,eins' und der zweite Bestandteil wäre dann die (zweite) Hand, d.h.

,nimm nur einen Finger auf der zweiten Hand hinzu [zu der schon gezählten

ersten Hand], was ein Beleg fürdie figurative Zählung sein würde. Zu ,eins' vgl.

Qwara laa(waa), Bilin laa-, Bedauye gaal -ngääl; zu ,Hand/fünf' vgl. z.B. Kaffa ujä, hüca^''.

16 Reinisch 1888: 57.

17 Die uujaa-Form des Kafa ist Mukarovsky 1971: 146 entnommen.

(8)

Erläuterungen zu den Zählweisen im Osthamitischen 567

Eine zweite, eine identische Zählweise befolgende Reihe - obwohl mit teil¬

weise unterschiedlichen Morphemen - ist die *usuppuna- Serie, welche in einem

Teil des Omotischen vorherrscht - andere omotische Sprachen haben Reflexe

von *llehoya -. Vgl. usuppuna des Welamo, Kullo osop''una, Gofa usüppuna,

Wolamo usuppunä, usuffunä, Zala usuffunä, Janjero issun (,7' = n^un), Jimira

säpm, Sidamo des Omo ussu-ffunä und ussu-ppunä, Badditu izzu-p, izzupe,

Chaxas^un, sapmä, Zaisse izup, Badditu izup (,7' = Werizoid cappi. Auch

hier ist der erste Bestandteil als ,1' zu deuten vgl. z.B. 2^1a istaa < *inik-taa ,eins' geg. usuffunä ,6'. Für *punaa ist ,Hand' die einfachste Erklärung. Vgl. hierzu

,wievier?: Janjero appun, Wolamo appö, Ometo appuna usw. Wir haben somit

ein zweites Beispiel der figurativen Zählung. Bemerkenswert ist die Tatsache,

daß in keiner der *usuppunaa-¥oTm&n verwendenden Sprachen die allein¬

stehende Zahl für ,5' ein Reflex von *punaa ist. Für die wirklichen Formen, siehe

FÜNF oben.

Eine dritte Gruppe - in den galaboiden Sprachen beheimatet - geht auf

*JaanV.. oder Ähnliches zurück: Vgl. Oromo ja'^a,jaa^', ^aä, giaa, Darasa jaane

und Munyoy'a. Da das Darase dem Hochland-Ostkuschitischen angehört, könnte

diese Form älter sein, als aus den Galaboid-Sprachen vermutet werden dürfte.

Die Lösung ist nicht leicht zu erörtern. Wenn *jaa- mit ^asa- (in ^asagwir ,6'

[5+1]) und ^dy ,5' des Bedauye zusammenhängt, so haben wir nochmals eine

Form für ,fünf'. Da letztere Deutung nur auf 5+1 zurückgehen kann, muß man

des Schwund des letzten Bestandteiles voraussetzen.

Dem Äthiosemitischen entnommen (vgl. Harari siddisti ,6') sind: Kaffa

siritä, sind, Sirita u. Sirittö; Gonga Slrta, siritto, Mocha Si'ritto^^.

Schwierigkeiten bieten Ma'a matisu und Dizi yäkü. Einige nilonsche

Sprachen haben die *//e/to)'a-Formen aus dem Kuschitischen übernommen:

Mursi ill^, Camus ile. Im übrigen haben viele nilotische Sprachen ein quinares System.

SIEBEN: die figurative Zählweise zeigt sich wieder in den Komposita vom

Typus laappunaa{2 [auf der zweiten] Hand): vgl. Welamo laappuna, laphunades

Kullo (,2' = laa~ naa), Gofa läppuna, Wolamo läppunä, läffunä, Zala l^unä,

Sidamo läffuno, läppund, Chara läpun, l^un, läpmä, Zaisse läp und Janjero n^un, alle also aus *lamag-pun <*lamag-k''u(a)n-aa entstanden.

Eine zweite Gruppe zeigt ebenfalls /oa-ähnliche (<*lamag) Formen im

ersten Teil, aber dann folgt -r^ataa. Diese Entwicklung trifft man ausschließlich bei den Agausprachen an: Bilin larjataa, Chamir larjeta, Quara lariataa, Agau¬

meder lariataa, Dembea lirjataa. Ich halte diese Bildungen ebenfalls für figu¬

rative Zählweisen, etwa aus *lam(ag) + k'^an + -taa entstanden, also ,zwei auf der [zweiten] Hand', was dieselbe Etymologie ergibt wie die laappunaa-Formtn, 18 Cerulli (1938: 148 ff) erklärt Galla ^aä aus *li-taa, eine Lösung, die fraglich ist.

19 Die Form ist wahrscheinlich hamito-semitisch: vgl. äg. ij^, hausa shida. Berberisch: Tuareg sedis u.ä.

(9)

aber mit einer noch stärkeren Verschleifung bei der Form für ,Hand'.

Eine dritte Reihe weist wiederum Komposita auf, die aber eher addierend vorgehen (2+5). Die Urform könnte man vorläufig als *tar-do(m)b-Caan-V ansetzen, d.h. ,zwei [auf] der zweiten (oder: folgenden) Hand'. Die Wurzel *tar

ist dieselbe, welche wir schon beim Wort für ,Zwillinge' angetroffen haben.

*do(m)b- oderdoba ist ,2' oder ,folgender' vgl. Somali dombe ,derjenige, der

hinten kommt, der zweite'; Caan ist wahscheinlich mit *jaanV (in den

Bildungen für ,6' besprochen) identisch. Vgl. Bedauye ^asagwir ,6' (5+1).

Reflexe dieser Form sind belegt für: Oromo torbä, torba, Darasa torbaane,

Somali todoba, toddobä, Munyo tolb", Basketo tabzä, Dollo tabezä, Sidole tapp,

Dizi tü:sü, Gimira tubsu und in den rekonstruierten Formen P-Baz *tizzaba, P-

Kuschidsch *tIsAp und P-Sam tVzzoba; mit zusätzlichem Endnasal im Nao

teSSen. Eine nilotische Sprache wie das Mursi zeigt Oa.bäi, möglicherweise eine

Entlehung aus dem Kuschidschen. Die Dasenech-Form tiyya wird auch zu

*tizzaba (P-Baz) gehören.

Den zweiten Bestandteil der obigen Form könnte man noch im nilotischen

Xamus vermuten: sapa, aber wahrscheinlicher ist Entlehnung aus dem Äthio¬

semitischen: vgl. Kaffa Sabäta, Sabäto, Sabattö, Gonga sabdta, sibato, Rendille tiba, Mocha Sab'ba'tto, Elmolo s'äpa (neben tüpa <*tizzaba?).

Schließlich haben wir noch ein weiteres Kompositum, die laamalaa-ahn-

lichen Formen: Sidamo laamalaa, lamala, Hadiyya lamarä, lamara, Kambatta

lamanä, lamala, Burji lamala und Bedauye '^asaramaa-(b). In der letzteren

Sprache bedeutet ^asagwir ,6'. Sollte obenstehende Parallele stimmen, so sind die laamalaa-Formen als Kürzungen aus *jaanV-lama(g)- l-aa zu interpretieren, d.h. ,fünf + zwei'..., möghcherweise eine addierende Zählweise.

Saho maleheen und Afar maleheeny zeigen einerseits einen Reflex aus

*malag- ,zwei', andererseits zusätzlich ein nur schwer erklärliches heeny ~heen.

Wenn die Herkunft aus der lCanlpun-¥orm für Hand stimmt, so haben wir auch

hier eine figurative Zahl: ,zwei auf der [zweiten] Hand' d.h. ,man nimmt, beugt

usw. zwei Finger auf der zweiten Hand'. Ungeklärt bleibt/aan^w des Iraqw.

ACHT: Als erste Bildungsweise begegnen wir Formen wie Wolamo hos-

punä, hosfunaa (,drei auf der [zweiten] Hand'), auch belegt für das Gofa:

höspuna, Kullo hosp''una, Zala. hosfunaa, Ometo hospuna, Badditu hazzup,

hazzuppe. Dazu vgl. Wolamo hezza ,drei' usw.

Die drei omotischen Sprachen Kaffa, Mocha u. Gonga zeigen ein Lehnwort

aus dem Aethiosemitischen: Kaffa Simintaa, Simmta, Slmittö, Simmittö; Mocha

Si'mitto, Simitto; Gonga seminta, simitto. Vgl. Semitisch aus Aethiopien: Gafat

seminta, Ennamor semmut, Ennaqor, Walane und Ulbarag summut, Gafat

Simmittö, Gurage-Aymallal Simmittö, Amharisch Simmittö, Muher und Gurage

simmut. Diese Form ist sehr alt^".

Als urkuschidsche Form ist *saddeen-to anzusetzen, das man unter folgen- 20 Vgl. altäg. sfh, Akkadisch sibä. (m.), f sibetu usw., Harari sabätti u.ä..

(10)

Erläuterungen zu den Zählweisen im Osthamiüschen 569

den Reflexen findet: Somali siddeed, siyyed, siddeed, Oromo sadeeti, saddeet, saddet, P-Baz *siziet, P-Kuschitisch *sisi:t, P-Sam *sizyeet, Munyo saddeed,

Hadiyya sadeento und sadiento, Darasa saddeeta, Sidamo sette, sette, site,

seette, sette, Werizoid sätte, Dizi zyed, Dasenech si(e)t, und mit Lautwandel von

*s>h: Burji hiditta, Kambatta hezzetto. Das Rendille hat noch das alte s in siyyit, siyet. Das nilotische Camus zeigt isiet.

Die Agau-Sprachen und vielleicht auch das Iraqw zeigen Reflexe einer

addierenden 3-t-5- Bildung *sadih + k^at-aa die aber auch als figurative Zählung ,drei [Finger] auf der [zweiten] Hand' zu interpretieren wäre. Vgl. Agaumeder

saxüata, Quara sagataa, Chamir sahüataa, Bilin sagüataa, Dembea sagataa und

Iraqw däkät.

Die Bedauye-Form asamhay, asimhay, "^asamhay läßt sich in ^asa- ,5' +

mhäy ,3' zerlegen und ist also addierend.

Die Saho- und Afarformen bahaar bzw. bahaaraa sind nur schwer inter¬

pretierbar. ,Vier' ist aber im Saho afaar. Irgendwie müßte ein Zusammenhang

bestehen zwischen afaar und b-ahaar, was wiederum auf einen Rest von einer

früheren figurativen Zählung (etwa ,vier [Finger] sind auf jeder Hand zu zeigen') schließen ließe.

Das Sidole (kuschitisch) und die .omotischen' Sprachen Zaisse, Basketo,

Janjero, Ciara zeigen Reflexe einer subtrahierenden Zählung: Basketo lama-

koy^\ Zaisse lakkuä, Ciara nandirsä, landersä u. Janjero nangerin, nangidin. In

all diesen Bildungen ist das erste Element als Reflex von *lamag ,zwei' zu

interpretieren. Was den zweiten Teil anbelangt, so kann man ihn für vier der

sechs Formen als aus *gidir-s/taa entstanden interpretieren. Die Bildung ist

jedenfalls figurativ und kann als ,von den zwei Händen sind zwei Finger

abzuziehen' übersetzt werden. *gidir- hat wahrscheinlich verbale Wertung. In

lakkud und lamakoy will CeruUi -kay mit der Bedeutung ,nicht sein' aus dem

Nilotischen entnommen haben, aber die Bildung mutet vielmehr als rein

kuschitisch an, wobei kuö an das vorher rekonsUuierte k'^'atlpun {+-tV) erinnert, also ,zwei sind auf einer Hand abzuzählen'.

Ungeklärt bleibt die Elmolo-Form/«e.

NEUN: das Bedauye hat, seinem addierenden Prinzip treu bleibend, folge¬

richtig aSSadig ,5h-4' (4 = fadig). Für aS-, s. FÜNF oben.

Kaffa, Mocha und Gonga haben wieder ein äthiosemitisches Lehnwort für

,9': Kaffa yitiyö, yitiyä, yidiyä, itiyö; Mocha 'yitiyo, yiitiyo; Gonga jeeta, yeca.

Vgl. Gurage zitan Kullo, Ometo-Gofa, Wolamo und Zala haben die alte figu¬

rative Zählweise ,vier (auf der zweiten) Hand (müssen hinzuzählt werden)' vgl.

Kullo uDup''una, Ometo-Gofa uddufuna, uddüfuna, Wolamo udduffunä, uddu-

punä, zala uddupunaa, uduffunä.

Ebenfalls figurativ ist *sagal-k"at-Vlaa-ne ,4 [Finger sind auf] Hand zwei 21 Cerulli (1963: 109) bezeichnet diese Bildungen als ein .sistema proprio del Niloüco' <-kay

,non essere', lamakay = .mancano due (al dieci)'.

(11)

[abzuzählen]'. Vgl. unsere vorläufige Urform für ,vier' oben: *sVgVl- und die

heuügen Sprachformen: Afaxsagaalaa, Basketo^a^ä/, Darasa M/Zane, Dasenech

saal, Dizi sägil, Dollo säkäl, Doqqo sahakale, Elmolo sääkal, s'ääkal, Oromo sagal, sagaal, Gimua sagn, Iraqw gwdlil (wo der erste Bestandteil [für ,vier']

verschollen ist); Mieqen säqäl, Munyo sdgal', Rendille saagdl, saagal; Saho

sagaal, Sciacco sagen, Somali sagaal, P-Baz *sagaal, P-Kuschitisch *sakaal, P- Sam *saagal. Endehnung ist belegt für das nilotische Camus: saal, wie auch für das Mursi Gäkäl.

Kurz aber schwierig sind die *honselwonfa- ähnlichen Formen: Sidamo

hönse, onsi, honse; Hadiyya honso, Kambatta honso; Burji wonfa. Vorläufig

würde ich sie als den Rest einer früheren addierenden (5-h4) Zählweise deuten.

Dann wäre hon- bzw. won ein Reflex von k^anlpun für ,fünf' oder ,Hand' und

die 2. Silbe ist ein stark verstümmelter Relikt von *sVgVl- ,vier' und (für das Burji) von *abVd- mit derselben Bedeutung.

Die Agausprachen haben wieder die addierende Zählweise, wobei die klei¬

nere Zahl zuerst genannt wird: 4-t-5: vgl. Bilin sassaa, Chamir saycaa, Quara sassaa, Agaumeder ieifa und Dembea sossaa, wohl aus *sVgVl- -(- *jaa- (eher als

*kwan) + taa.

Figurativ sind auch die subtrahierenden Formen in den als omotisch klassi¬

fizierten Idiomen Chara, Badditu, Haruro, Zaisse und Janjero: Chara bizä,

Badditu bizzö, Haruro bizzo, Zaisse bizzö u. tsingö; Janjero izgin. Nur das

Janjero hat noch ein Überbleibsel von -gidirlgidin (wie wir unter ACHT gesehen

haben, wahrscheinhch das Morphem, das die Subtraktion in der Gebärde fest¬

legen soll), in den anderen Sprachen ist nur ein Reflex für ,eins' übrig: vgl. Zaisse bizzö, Haruro bezzo ,eins'.

ZEHN: Entlehnung aus dem Semitischen zeigt sich im Janjero assir, Kaffa

dSirö, azeraa, dzraa, dSerö, Mocha aaSiro, 'a'Siro; vgl. Harari assir, akkadisch eSru (m.), eSertu (w.). Falls keine nilotische Herkunft bewiesen werden kann (vgl.

Camus tomon, turkana-romo«, Ongamo Dm'anj, sondern vielmehr Entlehnung

durch letztere aus dem Kuschitischen, so ist die Wurzel *tordoban-(t)aa urku- schitisch, welche in folgenden Sprachen belegt ist: Afar tabanaa, Badditu tam-

mö, Basketo tabä, Bedauye tamin, tamun; Burji tanna; Chara tantsä, tansä;

Darasa tomme, Dasenech tommon, Dizi tdmü, Elmolo t'ömon, Oromo -tamä,

Gimira-Nao tamu. Sehe täm; Gofa tämma, Hadiyya u. Kambatta tommö,

tommo; Kambatta torduma, Kullo tamna, Mursi tomon, Na'a -tom (z.B. in ucun-

tom .fünfmal zehn': ,50'), Ometo-Gofa tamma, Rendille tomön, tgmön; Saho-

Afar töm; Saho tammon; Sehe -tam (wiein ucin-tam ,fünf Zehner': ,50'); Sheko

tamu, Sidamo tonne, tobanne, tonne, tonne, tobanne, Somali töban (in

Komposita -tan, -don, -dan), tooban, toomon, Walamo tammaa, Worätta -tam in

hi$o-tam ,fünf(mal) zehn', Zaysse täm, Zala tamma, tammä; P-Baz *tamman, P-

K *t/m\n, P-Sam *tomm'an. Die erste Silbe *tor- (noch in einer Nebenform des

Kambatta erhalten, falls keine Neuerung) bleibt ein Rätsel. Ansonsten mutet

(12)

Erläuterungen zu den Zählweisen im Osthamiüschen 571

*dobanldomon wohl als eine einheitliche Form mit der Bedeutung -zehn, Zeh¬

ner' an.

Alles andere bleibt ziemhch rätselhaft. Für das Galla ist u.a. auch kuda,

kuDan (vgl. kuDatokko ,\V), aber auch -dam in digdam ,20' belegt. Im nah¬

verwandten Munyo-Dialekt begegnet uns kü'dän; Ma'a ixadu, xadema könnte

damit zusammenhängen. Die Silbe kV- bleibt ungeklärt. Dasselbe gilt für die

Iraqw-Form mtbär].

Schließlich findet man in den Agausprachen untenstehende Formen: Bilin

Sekaa, sikka, Chamir sikaa, Quara Seka, Sika, Agaumeder sikaa, Dembea sikaa, cikaa. Das zweite Element ist identisch mit dem für ,9' k'^'an ,die Hand oder 5'.

Obwohl die genaue Etymologie für Se- ~si- u.ä. hier nicht erörtert werden kann, so liegt doch die Vermutung nahe, daß es sich hier ebenfalls um eine figuradve

Zablangabe handelt ,mache die Faust an beiden Händen zu' usw.

Schlußbemerkungen

Alle obenstehenden Formen, welche mit einem Sternchen versehen sind,

können nur als vorläufige Umschreibungen für ein regelmäßig belegtes Muster gelten, keineswegs als endgültige Rekonstruktionen.

Die kuschitischen Sprachen zeigen in ihrem Wortgut fürdie Zahlen von eins

bis zehn, wie groß die (oft irreführende) Wechselwirkung zwischen den unter¬

schiedlichen Sprachfamilien gewesen sein muß. Daß man die Zahl¬

bezeichnungen ohne weiteres für eine lexikostatistische Untersuchung heran¬

ziehen will, ist immerhin unberechtigt, denn erstens zeigen die Zahlwörter eine weit größere Abschleifung als die meisten anderen Sprachformen, und zweitens ist Entiehnung in diesem Bereich äußerst häufig. Drittens wirken in einer und

derselben Sprache mehrere Zählweisen nebeneinander nach. Für das Kuschi¬

tisehe sind das hauptsächlich drei: die einheitliche (für 1 bis 5, und 10), die

addierende (meistens mit der kleineren Zahl zuerst), und die figurative Art,

wobei die Gebärde beschrieben wird. Letztere ist die älteste und war für 6-9

wahrscheinlich die einzige.

Daß eine Sprache manchmal mit erstaunlicher Leichtigkeit von einem

Zählsystem zum andem übergehen kann, hat Klingenheben für das Berberische

bewiesen, wo man neben der alten vigesimalen Methode (z.B. in den Sus¬

dialekten), auch die quinar-vigesimale, die quinar-trigesimale (im Nefusa-

Dialekt) und die dezimale Methode (durch die arabische Invasion) vorfindet^.

Solche Überschichtungen, als auch die häufig vorkommende Verstümmelung

der alten Komposita, müssen in manchen Fällen zu meistens undurchsichtigen Formen geführt haben, welche schließlich von den Sprechern als einheitiiche

22 S. Klingenheben 1926: 48-51 u. passim.

(13)

Formen erfaßt wurden, auch dort, wo sie etymologisch als alte Komposita analysiert werden können: vgl. die IV- Formen für ,sechs'.

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DER WORTSCHATZ DER BEDSCHA-SPRACHE -

EINE VERGLEICHENDE ANALYSE*

Von Andrzej Zaborski

Die Bedscha-Sprache gehört zur kuschirischen Familie des hamito-semiri-

schen oder afroasiatischen Sprachstamms. Im Rahmen dieser Gruppe hat das

Bedscha eine besondere Position, so daß es als ein Zweig an sich oder als Nord- kuschitisch zu betrachten ist. Diese traditionelle Klassifikation der Bedscha-

* Diese Arbeit ist während meines Aufenüialtes als Humboldt-Stipendiat im Institut für Afrikanistik, Universität Köln enstanden.

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