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NEWSLETTER DER

DRK-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN E.V.

AUSGABE I/2012

Die Station ruft Die Schwesternschaft und ihr Bildungszentrum Seite 12

Runde Sache

20 Jahre DRK Kliniken Berlin I Köpenick Seite 23

© DANIEL FLASCHAR

(2)

Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Frauenquote: Seit Monaten diskutieren die Politiker das Für und Wider ihrer verbindlichen Einführung.

Die EU-Kommission hat nun ein Gut- achten vorgestellt, das zum – für mich nicht so überraschenden – Ergebnis kommt: Frauen in verantwortungs- vollen Positionen zeigen sich innovativer, sind produktiver und tragen deshalb zu mehr Wachstum bei. Warum das so ist, wurde nicht mitgeteilt. Gleichstellung im Arbeits- alltag ist für die Schwesternschaft per se Teil ihres Selbstverständnisses und sie zu fördern, war auch Anlass zur Gründung dieses Vereins – von Frauen für Frauen. Fast alle Leitungs- funktionen im Pfl egebereich werden von Frauen besetzt, mit den männ- lichen Kollegen arbeiten wir auf Augenhöhe. Und doch vollzieht sich längst eine Verschiebung ganz anderer Art: Waren in der Pfl ege bislang die Männer unterrepräsentiert, so holen sie auf. Ihr Anteil hat sich in den letzten Jahren sprunghaft erhöht, das belegen die Schülerzahlen.

Ihre

Oberin Heidi Schäfer-Frischmann Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.

editorial

Fitnesstraining für DRK-Schwestern

„Fit für Führung“ – so lautete der Titel eines im März abgeschlossenen Weiterbildungskurses.

Führen erlernen sollten hier die Rot-Kreuz-Schwestern, die schon leiten: nämlich Abtei- lungen und Wohnbereiche in den DRK Kliniken Berlin. Zum Führen, also Mitarbeiter anleiten, gehört mehr, als nur Anweisungen erteilen und auf deren exakte Erfüllung zu setzen.

Das wussten die Teilnehmer, die sich für den Kurs meldeten. Die beiden Psychologen Dina Loffing und Professor Christian Loffing übernahmen das Training der „Führungswilligen“, beide arbeiten für das Essener Institut für Personalpsychologie. Im Juni vergangenen Jahres hatten die Teilnehmer ihre erste Seminarstunde. Aber nicht in der Mozartstraße – dort, wo normalerweise die Kurse der Abteilung Fort- und Weiterbildung stattfinden – sondern an der Steinbeis-Hochschule. Bernd Brüggenjürgen zeigte und erklärte ihnen die „Finanzströme im Gesundheitswesen“. Die Teilnehmer lernten vom Professor für Gesundheitsökonomie, wie Kosten entstehen und welche Möglichkeiten ihrer Steuerung es gibt. Drei Monate später startete das eigentliche „Fitnesstraining“ mit der Einstiegsfrage: Was ist eigentlich Führung?

In Arbeitsgruppen mach- ten sich die Teilnehmer auf die Suche nach Defi- nitionen und Antworten.

Wo Komplikationen beim Führen drohen, wie man diese erkennt und vermeidet, auch solche Szenarien aus dem Alltag spielten sie durch.

Jeder führt anders, das zeigte sich im Auftreten der Seminarteilnehmer. Die Bewertung über- nahmen die Kursteilnehmer selbst und stellten sich anschließend dem Urteil ihrer Kollegin- nen. Wie wichtig es ist, die Mitarbeiter zu motivieren, zeigte sich immer wieder. Drei Trai- ningsphasen hatten die Schwestern insgesamt zu absolvieren, im Abschluss-Workshop am 23. März konnten sie zeigen, wie fit für Führung sie tatsächlich sind. Und das sind sie nun:

Oberin Heidi Schäfer-Frischmann gratulierte im Anschluss jeder Absolventin, das Zertifikat und dazu ein kleines Präsent übergab ihnen die Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Berlin. Sie dankte Dagmar Avital von der Abteilung Fort- und Weiterbildung, diese hatte den Kurs hervorragend organisiert und begleitet. Auch den Dozenten Dina und Christian Loffing sprach Oberin Schäfer-Frischmann ihren Dank aus; die beiden „Fitnesstrainer“

stellten ihren Schülern zum Schluss ein ganz besonderes Zeugnis aus: Starke Frauen hätten sie getroffen, „alle sind sie beeindruckende Führungspersönlichkeiten“.

inhalt

schwerpunktthema:

Immer ein wenig mehr

Vorstandsschwester Doreen Fuhr im Porträt

04 04

Lieber Häuser als Menschen

Die Titzenthaler-Sammlung zeigt Aufnahmen vom Marienheim

08 08

Pflegen kann nicht jeder

Am Bildungszentrum bereiten sich Schüler auf ihren Beruf vor

Rückblende:

Pflegeschulen

Die Schwesternschaft und ihre Pflegeschulen

12 12

Die Station ruft

Das große hedwig-Gespräch zum Thema „Ausbildung“

18 18 16 16

Laufen lassen

Ingrid Neumann, eine von 142 Praxisanleiterinnen in den DRK Kliniken Berlin

22 22

Runde Sache

Auch dieses Jahr feiert eine Klinik der DRK-Schwestern- schaft Berlin ein besonderes Jubiläum

Preußin

mit Wachhund

Christa Rohr war bis 1987 Oberin der DRK-Schwestern- schaft Berlin

Für immer

Schwesternschaft

Auch als pensionierte Schwester engagiert sich Elga Stockmann für ihren Verein

23 23 24 24 26 26

© DRK-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN

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»Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist« BEN GU R ION

hedwig

N E W S L E T T E R D E R D R K- S C H W E S T E R N S C H A F T B E R L I N E .V. A U S G A B E I / 2 0 1 2 0 5

Mit Spitzenmedizinern am Urban-Krankenhaus

Es waren interessante Menschen, die die damals Neunzehnjährige im Klinikum Am Urban kennenlernte. Die Kollegen, mit denen sie nun zusammenarbeitete, und die Patienten, die das gesamte soziale Spek- trum Kreuzbergs abbildeten. Aus der

Schülerin wurde drei Jahre später eine examinierte Krankenschwester, der Arbeitsplatz blieb. In der Kreuzberger Klinik arbeitete Doreen Fuhr nun auf einer Station mit interdisziplinärer Belegung:

Patienten der Orthopädie, der Chirurgie, der Inneren Medizin und der Plastischen Chirurgie pflegte sie. Und manchmal

kümmerte sich die Krankenschwester auch um Wöchnerinnen und ihre Neu- geborenen. Die ersten Jahre im Beruf wurden für Doreen Fuhr unvergesslich, sehr lehrreich und prägend sei die Zeit gewesen und gern erinnert sie sich dabei an die Arbeit mit Chefärzten wie den bekannten Medizinprofessoren Wolfgang Dißmann und Manfred Weigert. Dißmann – bekannt geworden als Initiator des Deutschen Herzzentrums – war Chefarzt der I. Inneren Abteilung; Kollege Weigert arbeitete als Orthopäde und war 25 Jahre lang Mannschaftsarzt von Hertha BSC – ehrenamtlich, „heute eigentlich unvor- stellbar“. Hier wurde Spitzenmedizin geboten, „auch das war ein Grund für das spannende Patientenklientel“. Fußball- profis, Schauspieler, Wirtschaftsbosse – die Krankenhausbetten hoch oben auf der neunten Etage waren prominent belegt.

Dann, „es war ein Sonntag, ich hatte Frühdienst“, gab ihr die Oberschwester

eine Zeitschrift, „schau dir mal den Artikel an“. Doreen Fuhr las ihn und änderte ihre Karriereplanung. „Studium für Pflegema- nager von morgen“ berichtete über eine neue Studienrichtung, „ich war Feuer und Flamme und immatrikulierte mich sofort“.

Sie gehörte zu den ersten, der Studiengang

„Pflegemanagement“ wurde 1994 gerade eingerichtet – „wir waren sozusagen die Pioniere“. Im alten Agfa-Gebäude am Maybachufer besuchte die Studentin die Vorlesungen und Seminare, dort war die Alice-Salomon-Fachhochschule unterge- bracht, die zog 1998 in den Osten der Stadt.

Die Diplomandin kam nach Hellersdorf nur noch, um ihre Prüfungen abzulegen, und dann wieder Jahre später – als Gastdozentin. Wie die meisten Studenten arbeitete Doreen Fuhr während des Studiums. In den ersten Semestern noch im Krankenhaus, aber die Schichtdienste konnte sie nicht immer mit ihrem Stun- denplan an der Hochschule vereinbaren.

Sie wechselte den Arbeitsort, blieb jedoch Krankenschwester: im KaDeWe.

Sie begleitete die betriebsärztlichen Untersuchungen für das Kaufhausper- sonal. Nicht nur für die Angestellten war sie zuständig, auch um die Gäste des berühmten Konsumtempels kümmerte sie sich. Eine Kaufhauskundin, die vom

Pelztragen bei Frühlingstemperaturen einen Schwächeanfall erlitt, der Spitzen- koch, dem der ums Überleben kämpfende Hummer in den Finger schnitt – der Arbeitstag einer Betriebskrankenschwe- ster war alles andere als langweilig. Die

Bedürfnisse ihrer Patienten wechselten halbstündlich, „mich darauf einzustellen gelang mir bestens“; die Zeit im KaDeWe war eine schöne, an die sie sich immer wieder gern erinnert.

Studieren, arbeiten, reisen

Zugreifen, Neues anpacken, noch mehr Verantwortung übernehmen – das wollte und konnte Doreen Fuhr schon in diesen ersten Berufsjahren. So nimmt sie noch während des Studiums ein zusätzliches

Immer ein

wenig mehr

An manchen Tagen, gibt Doreen Fuhr zu, vermisst sie die Arbeit am Krankenbett. Dabei hatte sie als Abiturientin ganz andere Berufspläne. Krankenschwester stand nie ganz oben auf ihrer Wunschliste, „das war nicht unbedingt mein Traumberuf“. Gerade einmal ein Praxistag in einer Klinik musste vergehen, da änderte sie ihre Meinung:

die Arbeit als Schwesternschülerin gefiel ihr, „ich hatte richtig Glück“.

Doreen Fuhr gehörte zu den Ersten in Berlin,

die Pfl egemanagement studierten.

Doreen Fuhr arbeitet im Zentralen Pflegemanagement – und sie ist die Zweite Stellvertretende Vorsitzende der Schwesternschaft

berühmten Konsumtempels kümmerte sie

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»Geh nicht immer auf dem vorgezeichneten Weg, der nur dahin führt, wo andere bereits gegangen sind« A LEX A N DER GR A H A M BELL

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„ZPM ist letztlich das Bindeglied zwischen den Pfl egedienstleitungen und der Vorsitzenden der Schwesternschaft“

Republik, das Leben aus Koffern – „ich wollte wieder Beständigkeit und meinen Fixpunkt“, und eine Herausforderung:

Neues wagen setzte bei ihr schon immer Energie frei. Wieder hatte Doreen Fuhr Glück, abermals nach einer Zeitungs- lektüre.

Sie entdeckte eine Stellenausschreibung – das Anforderungsprofil passte, der Arbeitgeber sowieso. Schon das erste Treffen mit den DRK-Schwestern hätte sie überzeugt, „ich wusste gleich: ja, das ist es“.

Es lag auch an der neuen Chefin, Oberin Heidi Schäfer-Frischmann, „ihr verdanke ich sehr viel“. Und mit ihr arbeitet sie nun eng zusammen, im ZPM – dem Zentralen Pflegemanagement. Das ZPM vertritt in den vielen verschiedenen Gremien und Projekten die Inter- essen der Berufs- gruppe der Pflegen- den, „ZPM ist letzt- endlich das Binde- glied zwischen den Pflegedienstlei- tungen und der Vorsitzenden der Schwesternschaft“.

Betreute Doreen Fuhr anfangs zwei Einrichtungen, sind es heute alle Kliniken und die stationäre Pflegeeinrichtung in Mariendorf. Ihre Aufgaben sind das Controlling des Pflegebereichs, hinzu kommen die Personalgespräche und vielen Bewerbungen, auch erstellt sie Konzepte und Strategien für die Einrichtungen.

Das alles zugleich für das Bildungszentrum der Schwesternschaft, für das Doreen Fuhr ebenfalls zuständig ist, „gerade im großen

Die Vorstandsarbeit, die Bearbeitung der vielfältigen Themen, mit denen die Schwesternschaft sich jetzt und in der Zukunft zu beschäftigen hat, geben Doreen Fuhr die beste Vorbereitung auf das, was kommt: Im Oktober wird Doreen Fuhr die Nachfolge von Oberin Heidi Schäfer-Frisch- mann antreten. Größere Verantwortung, noch mehr Arbeit – eine Herausforderung, die sie mit Vorfreude annimmt. Sie zeigt sich zuversichtlich, auch das zu schaffen:

Ihr zur Seite stehe doch ein Team mit kompetenten Mitarbeitern – und dann sei da noch die Familie. Der Sohn, drei Jahre alt, und ihre achtjährige Tochter, „meine Kinder zeigen mir, was wirklich zählt im Leben“, und Beiden gelingt es, die Mutter zuhause abzulenken vom oft anstren- genden Arbeitsalltag. Ausgleich findet sie beim Laufen, obwohl das Schritttempo gemächlicher geworden ist, wie die 42-Jährige lachend zugeben muss. Auch ein gutes Buch – „da bevorzugt Biographien“

– hilft ihr zu entspannen. „Und wenn dann noch Zeit nur für mich und meinen Mann bleibt, bin ich mehr als zufrieden“.

Jobangebot an. Der Malteser-Hilfsdienst bat die Noch-Studentin und Betriebskranken- schwester, die Schwesternhelferinnen auszubilden. Das lag ihr: Unterricht gegeben und neue Pflegekräfte angeleitet hatte sie schon auf der Station, als Mento- rin. Sie sagte den Maltesern zu, blieb als Diplom-Pflegewirtin auch nach dem Studium. Für die Geschäftsführer des Verbandes organisierte sie Weiterbil- dungen, den kompletten Nordosten des Landes musste Doreen Fuhr bereisen. Nicht nur die Funktionäre hätten sich fortgebil- det, sagt sie, auch sie selbst habe in der Zeit viel gelernt. Und die vielen Dienstreisen?

Schienen ihr zunächst nichts auszuma- chen. 1999 nahm sie die Stelle bei einem der größten Anbieter von Seniorenresi- denzen an, sie begann als Qualitätsmana-

gerin, wechselte später in die überregio- nale Pflegedienstleitung, Mit nicht einmal 30 Jahren betreute Doreen Fuhr eine Region bis nach Saarbrücken. Aber Berlin sollte wieder zu ihrem Lebensmittelpunkt werden. Die Fahrten quer durch die

Thema Aus, Fort- und Weiterbildung und der Verzahnung der Bereiche sehe ich eine herausragende Bedeutung“. Die große Belastung stört Doreen Fuhr wenig, „da laufe ich erst recht zur Höchstform auf“.

Seit 2005 ist sie auch verantwortlich für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Die sei gerade der Oberin ein großes Bedürfnis,

„zur Professionalisierung in der Pflege gehört nun mal eine professionelle Kommunikation“. Zu wenig, findet Doreen Fuhr, ist die Rolle der DRK- Schwesternschaft in der Öffentlichkeit bekannt, „viele haben doch ein vollkom- men verzerrtes Bild von Rot-Kreuz- Schwestern“. Mit Oberin Heidi Schäfer- Frischmann stimmt sie sich ab, wie der Verein das korrigieren kann.

Bald kommt mehr

Die Vorsitzende war es auch, die Doreen Fuhr bat, im Vorstand des Vereins mit zu arbeiten. Für sie eine große Ehre, „die Schwesternschaft ist für mich schnell zu einer Herzensangelegenheit geworden“, seit 2006 ist Doreen Fuhr Vorstandsmit- glied. Seit 2009 in der Funktion der Schriftführerin, vor

gut acht Monaten wählte sie das Gre- mium zur Zweiten Stellvertretenden Vorsitzenden.

© DANIEL FLASCHAR

Im Oktober

übernimmt Doreen Fuhr das Amt der Vorsitzenden

der DRK-Schwestern-

schaft Berlin.

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Ein Berlin-Chronist. Zehn plus zwei Foto- grafien zeigt die Ausstellung. Zehn Fotos hängen im Eingangsbereich, eine Aufnahme fungiert als Raumteiler im ersten Ausstel- lungsraum und eine ist das Rollo am Ende des Flurs, das die Marienheimschwester zeigt.

Es sind besonders gut erhaltene Abzüge, trotz ihres Alters von fast einhundert Jahren. Die Fotografien sind von außerordent- lich dokumentarischem Wert. Sie stammen von Waldemar Titzenthaler, dem Berlin-Chronisten des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Titzenthaler wurde am 19. August 1869 in Laibach (heute Slowenien) geboren. Auf einem Foto von 1896 blickt ein Junge zu seinem Vater hoch, dessen Hand schwer auf seinem Nacken ruht und der den Blick ins Nichts schweifen lässt – die Mutter hat sich am anderen Bildrand positioniert, der große Bruder steht an der Tür, will das Zimmer scheinbar verlassen – Waldemar Titzenthaler. Eine Familiengeschichte, der Vater und

seine Söhne – alle waren sie Fotografen. Franz Titzenthaler, der Patriarch, war oldenburgischer Hofphotograph, Sohn Edgar – der Junge auf dem Foto – wird später bei seinem älteren Bruder in die Lehre gehen; bei Waldemar, der lieber Gebäude als Menschen fotografierte; fachlich einer der größten seiner Zunft, menschlich ein zweifelhafter Charakter, ein Naturfreund und Patriot, der mit dem Alter zum überzeugten Antisemiten wurde. 1896, als das Familienporträt entstand, war auch das Jahr, in dem Waldemar Titzenthaler nach Berlin zog. In der Reichshauptstadt machte

der 27-Jährige sich selbstständig, bezog sein Atelier erst in der Leipziger Straße 105 und dann 1910 in der Friedrichstraße 242.

Dort, im dritten Stockwerk, lebte und arbeitete er fast ein Vierteljahrhundert lang. In seinem Werbeprospekt bot sich der Fotograf an „mit der Specialität für Aufnahmen von Tagesereig- nissen, Architecturen, Landschaften, Innenräumen, von Maschi- nen-, Kunst- und Industriegegenständen, Sportbildern, Gruppen- porträts“. Einer seiner wichtigsten Kunden war der Ullstein- Verlag, für den er mehrere Bilderserien erstellte. Eine Werbekarte, mit der Titzenthaler neue Projekte zu akquirieren versuchte, listet namhafte Betriebe auf, für die er jeweils mehrere hundert Fotos angefertigt hatte. Er besaß einen großen Namen in der Branche, war Vorsitzender des „Photographischen Verein zu

Berlin“, die Kollegen beriefen ihn dann zum Ehrenmeister ihrer Innung, auch war er Sachverständiger bei Gericht und seit 1918 Mitglied der Staatlich-Preußischen Sachverständigenkammer für Photographie. In den ersten zehn Jahren machten Waldemar Titzenthaler und seine Mitarbeiter 20.000 Aufnahmen, das waren

jeden Tag bis zu sieben. Bedenkt man die technischen Vorausset- zungen, so war das eine enorme Anzahl. Alle seine Fotos kenn- zeichnete er mit „WT“; so auch die zehn Aufnahmen in der Schwesternschaftsausstellung.

Kulisse: Krankenheim Mariendorf.

Wer Titzenthaler mit der Anfertigung beauftragte, bleibt unklar.

Wahrscheinlich war es die Heeresleitung, die den Fotografen nach Mariendorf schickte, um dort Weltkriegsveteranen, Krankenschwestern und Ärzte zu fotografieren. Es muss gegen Ende des Ersten Weltkrieges gewesen sein, zwischen 1917 und 1920. Im Krankenhaus arbeiteten Pflegerinnen von der Schwes- ternschaft Marienheim, die 1889 auf Vorschlag des Vaterlän- dischen Frauenvereins Teltow gegründet wurde. Geschickte Zu- und Verkäufe ermöglichten dem Verein, an der Ecke Britzer Straße / Grüntenstraße ein etwa 17.000 Quadratmeter großes Grundstück zu erwerben, auf das später ein Krankenhaus mit vierzig Betten und für die Schwesternschaft das Mutterhaus

gebaut wurden. Im Ersten Weltkrieg ließ die Heeresverwaltung das Krankenhaus in ein Lazarett umfunktionieren. Statt der Pflege kranker Bürger aus Mariendorf und Umgebung betrieben die Schwestern und ihre Kollegen nun Kriegsbeschädigtenfür- sorge, sie kümmerten sich um Soldaten mit Schuss- und Schrap- nellverwundungen. Waldemar Titzenthalers Aufnahmen sind

»Man muss eine Aufgabe vor sich sehen und nicht ein geruhsames Leben« LEO NIKOLAJEWITSCH GRAF TOLSTOI

hedwig

N E W S L E T T E R D E R D R K- S C H W E S T E R N S C H A F T B E R L I N E .V. A U S G A B E I / 2 0 1 2 0 9

Lieber Häuser als Menschen

Aus der Dunkelheit ans Licht. Wie die meisten Exponate, die Schwesternschaftsjahre zeigt, lagerten auch die wohl wertvollsten Ausstellungsstücke Jahrzehnte im Keller der Mozartstraße:

die Titzenthaler-Sammlung – Aufnahmen vom Krankenheim Mariendorf

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»Der Preis des Erfolges ist Hingabe, harte Arbeit und unablässiger Einsatz für das, was man erreichen will« FRANK LLOYD WRIGHT

hedwig

In der letzten Ausgabe der hedwig schrieb ich über Veränderungen, die uns dieses Jahr erwarten werden, ohne darauf näher einzugehen. Nun, eine – und die damit wohl wichtigste – Veränderung haben wir Ihnen vor Ostern mitgeteilt: Ich gehe in den Ruhestand und ab Oktober wird Doreen Fuhr neue Oberin und damit Vorsitzende der DRK- Schwesternschaft Berlin sein. Der Vorstand hat sie ohne Gegenstimme nominiert.

Ich selbst werde mich auf mein neues, altes Amt als Vorsitzende des Aufsichts- rates konzentrieren. Ich freue mich über diese Personalentscheidung: Mit Doreen Fuhr übernimmt ein verdientes Mitglied dieses sehr verantwortungsvolle Amt. Ich kenne Schwester Doreen seit mehr als zehn Jahren, in denen sie zu einer meiner wichtigsten Mitarbeiterinnen wurde. Sie bringt die Eigenschaften mit, die Voraussetzung sind für dieses schwere Amt. Doreen Fuhr wird das fortführen, was meine Vorgängerinnen und ich begonnen und vollbracht haben, aber sie wird mit Sicherheit Veränderungen vornehmen und ihre Ideen umsetzen wollen. Ihr Führungsstil wird ein anderer sein. Für mich ein ganz normaler, ja ein wichtiger Vorgang. Und wird das nicht auch von einer „Neuen“ erwartet? Unsere Einschät- zungen und Vorstellungen, die die Schwesternschaft und DRK Kliniken Berlin betreffen, decken sich; was wir gemeinsam, im Team, erarbeitet haben, hat sich bewährt und wird fortgeführt. Ich werde der neuen Oberin zur Seite stehen und damit natürlich auch der Schwesternschaft und bitte Sie alle, Doreen Fuhr zu unterstützen: Das Ziel bleibt immer gleich, egal wie die Oberin heißt:

die Schwesternschaft und ihre Einrichtungen weiter zu entwickeln und auf dem Gesundheitsmarkt nachhaltig zu positionieren – und damit die Arbeitsplätze unserer Mitglieder zu sichern. Und das ist für mich der Grund, warum ich meine langjährigen Erfahrungen und wichtigen Kontakte weiterhin einbringen möchte und dafür im Aufsichtsrat das für mich passende Forum sehe. Obwohl es in den nächsten Wochen bestimmt noch viele Gelegenheiten geben wird: Ich möchte die hedwig nutzen, um mich bei Ihnen zu bedanken. Nicht nur für die fünfzehn Jahre als Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Berlin, sondern für über vierzig Jahre gemeinsames Arbeiten; es war eine schöne, wenn auch manchmal sehr kräftezehrende Zeit. Ich bin überaus stolz auf das, was wir

gemeinsam erreicht haben.

In eigener Sache Zu wa chs chs

Ordentliche Mitglieder der DRK-Schwesternschaft seit dem 1. Januar 2012:

DRK Kliniken Berlin

Köpenick

Rüdiger, Manuela (1. Februar) Nagler, Susanne (1. April) Ziegler, Juliane (1. April) Höfchen, Nina (1. Mai)

Mitte

Dettmann, Diana (1. Mai) Zwanzig, Lisa (1. Mai)

Westend Irion, Sindy (1. Januar) Witte, Sylvi (1. Januar) Maguhn, Ria (1. April) Stürtzbecher, Ines (1. April) Heinze, Franziska (1. Mai) Jähner, Franzisca (1. Mai) Könitzer, Sarah (1. Mai) Müller, Dorothea ( 1. Mai) Ruthenberg, Sara (1. Mai) Schalk, Winja (1. Mai) Stanislawska, Nina (1. Mai) Ullrich, Josefina (1. Mai)

Mariendorf

Rust, Melanie (15. Februar)

„Kompositionen“ – nichts überließ er dem Zufall. Optimale Lichtverhältnisse suchte und fand er mit Kompass und Uhr – es heißt, er habe sich dabei auch an der Größe der Pupillen orien- tiert. Die Mariendorf-Serie: Selbst die Aufnahmen, die Aktivität vermitteln sollen – der Veteran bei der Gartenarbeit, die Soldaten

beim Schachspiel und gemeinsamen Musizieren – sie alle beeindrucken als Stillleben. Beim Betrachten des Fotos, auf dem die bebrillten Kriegsversehrten zu sehen sind, müssen die meisten Besucher schmunzeln. Dabei wird hier hochmoderne Medizin- technik anno 1915 gezeigt: „Bei oberflächlichen torpiden Schuß- wunden der Haut finden wir jedoch, daß der Prozeß der Wund- heilung durch den Einfluß der Besinnung in die Bahn möglichst günstiger physiologischer Bedingungen gelenkt wird“– schrieb 1916 Doktor Thedering, „Spezialarzt für Hautkrankheiten und Strahlenbehandlung“, in seiner Abhandlung über „Das Quarzlicht im Dienste des Kriegslazaretts“. Titzenthaler machte die Marien- dorf-Aufnahmen mit Glasplatten im Format 24 x 30 Zentimeter, eine durchschnittlich scharfe Aufnahme kann ohne weiteres bis zu zehnfach vergrößert werden, ohne dass Unschärfen entstehen – das Platten- und Filmmaterial, das Titzenthaler vewendete, war

relativ unempfindlich. Jede der belichteten Platten musste der Kamera einzeln entnommen werden, um sie dann – lichtdicht verschlossen – in einer Kassette ins Labor zu bringen. Der Wechsel

dauerte mehr als eine Minute, jedes Mal musste anschließend die Kamera neu ausgerichtet werden – ein mühevolles Unterfangen.

Aber das Ergebnis hat sich gelohnt.

W

aldemar Titzenthaler starb am 7. März 1937, der „Ötztaler Bergbote“ – Titzenthaler war Ehrenvorsitzender der Sektion Mark Brandenburg im Deutschen und Österreichischen Alpenverein – schrieb in seinem Nachruf: „Kampf für deutsches Wesen war sein Element“ – Titzenthalers Sektion hatte bereits im

Mai 1933 unter seiner Leitung den Boykott jüdischer Geschäfte organisiert. Der Fotograf hatte übrigens nachträglich auf den Mariendorf-Fotos seine Signatur durch das Hakenkreuz ergänzt.

Ob er wusste, dass der Gardeoffizier mit der Pickelhaube, der auf dem Gruppenbild vorn in der ersten Reihe sitzt, Julius Schoeps ist, der berühmte jüdische Mediziner, auch er ein überzeugter Patriot, deportiert und gestorben im Vernichtungslager Theresienstadt...

in den DRK Kliniken Berlin | Westend, Haus S, Eingang Nord, Zugang über Spandauer Damm 130 oder Fürstenbrunner Weg.

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie im Internet unter www.drk-schwesternschaft-berlin.de

Schwesternschaftsjahre 1875 bis heute. Die Ausstellung der DRK-Schwesternschaft Berlin

S chwe st er ns ch afts jahr e

BIS HEUTE

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BIS HEUTE

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»Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind« ALBERT EINSTEIN

hedwig

Pfl egen kann nicht jeder

fertig sind, mit dem Bewusstsein in die Praxis gehen, dass das Lernen niemals aufhört“, denn „was heute gilt, muss morgen nicht mehr sein“. Das vermitteln Daniela Köhler und ihre Kollegen den Schülern bereits in der Ausbildung. Wie die Lehrer den Schülern auch schon jetzt ihre besonde- re Verantwortung verdeutlichen wollen,

„sie sollen ihr Handeln kritisch hinterfragen und diese Einstellung jeden Tag einbringen“.

Nicht nur das Berufsbild des Pflegenden wandelt sich: Auch der zu Pflegende ist es, der sich verändert. Statt passiv im Bett zu liegen, ist der Patient von heute ein aktiver. Kommt er ins Kranken- haus, hat er sich vorher informiert, er hinterfragt und will sich in seine Behand- lung einbringen. Darauf müssten sich Schwestern und Pfleger einstellen, auf eine „Pflegebeziehung mit Beratung und Anleitung“, so nennt es

Schulleiterin Köhler. >

// FOTOS VON DANIEL FLASCHAR

K

rankenschwester, Krankenpfleger.

Auch wenn umgangssprachlich diese Berufsbezeichnungen verwendet werden:

Seit 2004 lauten sie – geschlechtergerecht – „Gesundheits- undKrankenpfleger/in“

und „Gesundheits- und Kinderkrankenpfle- ger/in“; das Krankenpflegegesetz (offiziell

„Gesetz über die Berufe in der Krankenpfle- ge“) schreibt die neue Regelung vor, die den erweiterten Ansatz in der Krankenpflege betont. Pflegekräfte müssen einiges mehr leisten als noch vor ein paar Jahren. Darauf geht der Gesetzgeber ein und benutzt für seinen Pflegebegriff Adjektive wie kurativ, präventiv, rehabilitativ, palliativ – und das alles „qualitativ hochwertig“. „Pflegen kann nicht jeder“, begründet Daniela Köhler kurz und knapp die Notwendigkeit einer Ausbildung, „einer wissenschaftlich fundierten“, ergänzt sie. Die letztlich nicht mit der Zeugnisübergabe nach drei Jahren enden wird, „die Schüler müssen, wenn sie

Nein, die Schwesternschaft bildet nicht nur für ihre Einrichtungen aus, auch wenn sie möglichst

viele Schüler* nach dem Examen übernehmen möchte. „Wir erfüllen letztlich unseren gesellschaftlichen Auftrag“, meint Daniela Köhler. Das heißt: Jeder Jugendliche, der die Aufnahmebedingungen erfüllt,

bekommt seine Chance. Nutzt er die, könnte der erste Arbeitgeber im Berufsleben DRK Kliniken Berlin heißen.

Und noch einen wichtigen Punkt nennt die Kommissarische Leiterin des Bildungszentrums für Pflegeberufe:

„Auszubildende sind für unsere Stationen eine Unterstützung“, je länger sie dabei sind, umso größer und auch vielfältiger fällt die in den drei Jahren Ausbildung aus.

Das Bildungszentrum für Pflegeberufe bereitet Schüler auf ihren Beruf vor

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»Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen« DIETRICH BONHOEFFER

hedwig

das Amt für Statistik mit. Sie kommen nicht nur als Schüler, seit Februar unter- richtet ein Mann am Bildungszentrum.

Er kommt wie seine Kolleginnen aus der Pflege, „Berufserfahrung ist nur eine Vor- aussetzung, um unterrichten zu dürfen“, sagt Daniela Köhler. Die andere ist ein Hochschulabschluss zum Beispiel in der Medizin- oder Pflegepädagogik. Noch vor knapp zehn Jahren genügte es, zwei Jahre lang einen Weiterbildungskurs zu besu- chen. Bis dann Bundestag und Bundesrat 2003 das neue Krankenpflegegesetz verab- schiedeten und in einem Passus die Zu-lassungsvoraussetzungen für den Betrieb von Krankenpflegeschulen verschärften. Auch das Thema „Akade- misierung der Pflege“ findet im novel- lierten Gesetzestext stärkere Beachtung,

„außer Deutschland und Österreich bilden längst alle europäischen Länder auf Fachhochschulniveau aus“– hierzulande ist Pflege noch ein normaler Ausbildungs- Sind es die DRK Kliniken Berlin, aus denen

solche Vorgaben kommen? „Nein, die sind generell im Krankenpflegegesetz festge- schrieben, und dann gibt es ja noch die Ausbildungs- und Prüfungsordnung“. Und trotzdem hätten die Pädagogen Spielraum,

„interne Standards und Verfahren, auch bestimmte Besonderheiten, das alles beeinflusst schon den Ausbildungsinhalt unserer Schule und wir haben das fest in unser Curriculum integriert“. Sie meint Besonderheiten wie die Zertifizierung der Einrichtungen durch die Joint Commission;

„die Prüfungsergebnisse – was war gut, was gelang weniger gut – die fließen direkt in den Unterricht ein“, weiß Daniela Köhler und verdeutlicht noch einmal den Stellen- wert, den die vier erfolgreichen Zertifi- zierungen für die Ausbildung am Bildungs- zentrum haben: „Das ist doch ein sehr strenges Qualitätssicherungsverfahren und schon aus dem Grund müssen wir uns daran orientieren“. Auch wenn das Lehrbuch manchmal andere Richtlinien

Daniela Köhler sucht nach weiteren Erklärungen: „Manche fangen nicht an, weil sie meinen es nicht zu schaffen. Viele erkennen auch noch nicht die Notwendig- keit und sagen sich, die Ausbildung genügt vollkommen“. Da ist mehr als nur ein Umdenken erforderlich, ist sich die Päda- gogin sicher, „man muss ganze Strukturen ändern“, die vor allem das Praxisfeld der Pflege beträfen. Das am wenigsten zu erklärende Argument, warum sich das kombinierte Qualifizierungsangebot lohnt, schiebt Daniela Köhler nach: „Die Schüler, die sich im Studium befinden, bringen gute Voraus-setzungen für ihre Übernah- me mit“. Fast eine Jobgarantie.

bei über zweitausend, Schulleiterin Köhler kennt die Gründe, einerseits kämen jetzt die geburtenschwachen Jahrgänge, andererseits seien weniger Jugendliche bereit, in die Pflege zu gehen – „der gesellschaftliche Blick auf den Pflegeberuf ist kritischer geworden“. Arbeitszeiten und Vergütung entsprechen nicht immer den Erwartungen der Jobeinsteiger. Die Kurse am Bildungszentrum sind dennoch voll.

Was dabei überrascht: Immer mehr Abiturienten wollen in die Pflegeausbil- dung, „einen aktuellen Kurs besuchen fast nur Schüler mit Abitur“, sie haben im März alle die Probezeit bestanden. Nach sechs Monaten erwartet die Schüler ein erster Höhepunkt ihrer noch jungen Schulzeit:

Haben sie diese Probezeit geschafft, bekommen sie die Schwesternschaftsbro- schen. Jedoch nur die Schülerinnen, den

Männern bleibt die Mitgliedschaft – auch wenn sie eine außerordentliche ist – ver- sagt. Noch ist Krankenpflege ein typischer Frauenberuf, „ein frauendominierter Zweig“. Aber Männer interessieren sich mehr und mehr für diese Ausbildung. In den letzten zehn Jahren hat sich in Berlin ihr Anteil fast verdreifacht, teilte im April

beruf. Seit drei Jahren bietet das Bildungs- zentrum daher eine neue Qualifikation;

„es besteht hier die Möglichkeit, parallel zur Ausbildung und später zum Beruf einen akademischen Abschluss in der Pflege zu erlangen“. Nach einem Jahr Aus- bildung beginnen die Schüler mit dem Studium, „einem Fernstudium an der Hamburger Fernhochschule“. Die schickt den immatrikulierten Schülern Lehrbriefe,

„wir helfen ihnen natürlich bei der Bear- beitung der Studienaufgaben“, betont Daniela Köhler. Nach Hamburg müssen die

„Schülerstudenten“ nicht, die Hanseaten haben einen Campus in Berlin und dort kann die Präsenzpflicht ohne Reisestress erfüllt werden. Für die Schüler vom Bildungszentrum ist das Studium eine große Herausforderung. Lernen für Schule und Praxis, lernen für das Studium – die Belastung ist eine doppelte. Vielleicht ein Grund, warum diese Qualifikation bislang nur auf zurückhaltendes Interesse stößt.

beschreibt – „die sind eben nicht in jedem Punkt so präzise“. Für die Kommissarische Schulleiterin ist die Praxisnähe ein Beispiel für die funktionierende Vernetzung mit dem theoretischen Unterricht am Bil- dungszentrum: Lehrer können bei Sit- zungen der Abteilungsleitungen in den Einrichtungen dabei sein, Ärzte wiederum unterrichten am Bildungszentrum in medizinischen Fächern genauso wie hochqualifizierte Pflegekräfte aus speziali- sierten Pflegebereichen und Qualitätskoor- dinatorinnen erklären zum Beispiel, wie Qualitätsmanagement funktioniert. „Und wir arbeiten natürlich eng mit unserem Träger, der Schwesternschaft zusammen“.

Hier vor allem mit der Abteilung Fort- und Weiterbildung. Die aktuell fast 150 Praxis- anleiter – sie sind so etwas wie die Lehrer in den Kliniken – haben fast alle in der Mozartstraße ihre berufspädagogische Zusatzqualifikation absolviert, also nicht am Bildungszentrum. „Aber wir werden in die Kurse eingebunden, wir gestalten Stundenpläne mit und halten Referate“.

Anders ist es bei den Praxisbegleitern. Die sollen Ansprechpartner für die Praxisan- leiter sein - und es sind ausnahmslos Kolleginnen vom Bildungszentrum. Den Schülern sollte das Zusammenspiel von Aus-, Weiter- und Fortbildung in der DRK-Schwesternschaft zu denken geben:

Wer glaubt, das Lernen sei nach drei Jahren Berufsschule vorbei, der irrt.

Karriere machen, so Daniela Köhler, kann man nur mit ständiger Wissensanpassung.

Und das ein Berufsleben lang. Die, die sich am Bildungszentrum bewerben, haben mindestens zehn Schuljahre hinter sich, vergangenes Jahr waren es 1.300. Vor sechs Jahren lag die Zahl der Bewerbungen noch

„Die Schüler müssen mit dem Bewusstsein in die Praxis gehen, dass das Lernen niemals aufhört“

Daniela Köhler, Leitende Pädagogin Immer mehr Männer

interessieren sich für den Krankenpfl egeberuf

* SchülerInnen, LehrerInnen, KollegInnen:

Texte lesen sich besser, wenn auf das Binnen-I verzichtet wird – das haben wir und möchten zugleich darauf hinweisen, dass trotz generischen Maskulinums immer auch weibliche und männliche Personen gemeint sind. (Die Redaktion)

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M

ehr als fünfzig Jahre alt ist diese Textpassage aus der „Schwestern- schülerinnen-Ordnung für die Schwestern- schaften vom Deutschen Roten Kreuz“.

Obwohl einige Formulierungen und Bezeichnungen vielleicht nicht mehr zeitgemäß sind: Ihr Inhalt selbst ist durchaus aktuell. Pflegeberuf und Ausbil-

dung gehören zusammen – das gilt für jede Arbeit, die mit Attributen wie Professiona- lität und Qualität wirbt. Als Hedwig von Rittberg 1875 endlich die Anerkennung für ihren Hilfsschwesternverein erhielt, war ihr bewusst, dass sie sich nun auch um das Thema Bildung zu kümmern hatte – Kran- kenbetreuung kann nur mit Fachwissen

erfolgreich sein, professionelle Pflege setzt Examina voraus. 1907 führte dann Preußen die staatliche Prüfung für Krankenpflege- rinnen ein. Gesetzlich vorgeschrieben war die zwar nicht, dennoch übernahmen alle Rot-Kreuz-Schwesternschaften diesen freiwilligen Leistungsnachweis – ein vergleichbarer und verbindlicher Standard

in der Krankenpflege setzte sich durch. Jede der Berliner Rot-Kreuz-Schwesternschaften hatte eigene Krankenpflegeschulen, meist waren die angegliedert an die Kranken- häuser, mit denen die Vereine Gestellungs- verträge abgeschlossen hatten. Fünf Kran- kenpflegeschulen waren es Ende der sech- ziger Jahre, deren Träger Berliner Rot- Kreuz-Schwesternschaften waren. Seit den fünfziger Jahren arbeiteten die Vereine immer enger zusammen, so auch in der Pflegeausbildung. Sechs Jahre vor Grün- dung der DRK-Schwesternschaft Berlin blieb eine einzige Bildungseinrichtung übrig: Im Herbst 1969 startete der erste Krankenpflegekurs am DRK-Krankenhaus

Mark Brandenburg (heute die DRK Kli- niken Berlin| Mitte). Den Schulbetrieb dort organisierten die Schwesternschaften gemeinsam, auch wenn einige Ärzte gegen diese Zentralisierung waren. Der Berliner Senat zumindest unterstützte das Vor- haben der Rot-Kreuz-Schwestern, da auch die Politik die Pflegeausbildung verein- heitlichen wollte. Mit der Übernahme des Salvador-Allende-Krankenhauses in Köpenick wechselte 1992 zugleich dessen Schule zur Schwesternschaft – diese Einrichtung hatte erst ein Jahr zuvor mit der Ausbildung von Pflegekräften begon- nen. 1995 veranlasste die Schwesternschaft den Umzug ihrer Ausbildungsstätten von

Rückblende: Die Schwesternschaft und ihre Pfl egeschulen

»Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben« WILHELM VON HUMBOLDT

hedwig

der Drontheimer Straße nach Charlotten- burg, auf das Gelände der DRK Kliniken Berlin| Westend, parallel wurde die Schule für Kinderkrankenpflege – die bis dahin im Rittberg-Krankenhaus untergebracht war – in die Pulsstraße verlegt. Die zog im Oktober 1997 ebenfalls in das Haus S im Westend, wie dann im August 2004 auch die Köpenicker Schule.

„Die gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung zur staatlich anerkannten Kranken- oder Kinderkrankenschwester dauert insgesamt 3 Jahre. Die Schwesternschülerinnen werden ausgebildet in Krankenpflege- oder Kinderkranken- pflegeschulen, die staatlich anerkannt sind und in Anstalten, die unter Aufsicht der Schulleitung stehen

und zur Ausbildung staatlich ermächtigt sind.“

N E W S L E T T E R D E R D R K- S C H W E S T E R N S C H A F T B E R L I N E .V. A U S G A B E I / 2 0 1 2 17 // FOTOS DRK-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN (2), PABLO CASTAGNOLA

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hedwig

Judith, damit sind Sie Mitglied in der Schwesternschaft.

Judith Weißbach: Ja, mindestens bis zum Ende meiner Ausbildung, danach hängt es davon ab, ob ich übernommen werde.

Nicolas, Sie dürfen nicht die Brosche mit dem roten Kreuz tragen...

Nicolas Bildstein: Nein, leider nicht. (lacht) Pflege ist noch heute ein typischer Frauenberuf.

Fühlen Sie sich manchmal als Exot?

Nicolas Bildstein: Eigentlich nicht: Von 21 Auszubildenden in mei- ner Klasse sind wir sieben Männer.

Woran könnte es liegen, dass der Anteil von Männern in der Pflege gestiegen ist?

Kerstin Schmidt: Es ist seit einigen Jahren ein Veränderungspro- zess zu beobachten. Einerseits verändern sich die Rolle und das Selbstverständnis des Mannes in der Gesellschaft. Andererseits gewinnt der Pflegeberuf zunehmend an Attraktivität, die Ver- dienst- und Qualifizierungsmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren verbessert. Wir freuen uns sehr darüber, mehr Männer in der Ausbildung zu haben. Allerdings ist dieser Trend bislang in der Gesundheits- und Krankenpflege und im Operati- onstechnischen Dienst zu beobachten - in der Kinderkranken- pflege sind Männer nach wie vor die große Ausnahme.

Wie hoch ist eigentlich der Praxisanteil in der Ausbildung?

Kerstin Schmidt: Der Gesetzgeber hat das Gewicht klar auf die praktische Ausbildung gelegt. Daher finden bei uns etwa sechzig Prozent der Ausbildung in der Pflegepraxis statt, vierzig Prozent absolvieren unsere Auszubildenden in der Schule. Die Schüler stehen später am Krankenbett und da müssen sie sich im Um- gang mit Pflegebedürftigen auskennen. Der praktische Teil der Ausbildung erfolgt direkt in den DRK Kliniken, also in unseren eigenen Einrichtungen, das hat für alle Beteiligten viele Vorteile.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass sich durch diese enge Ver- bindung die Vernetzung von Theorie und Praxis einfach und qua- litativ hochwertig gestalten lässt. Wir kennen die Praxisanleite- rinnen von den Stationen gut und pflegen einen regelmäßigen Austausch mit ihnen. Davon profitieren auch unsere Schüler.

Judith und Nicolas, wie ist es, wenn Sie „draußen“ in den Kliniken sind: Fühlen Sie sich von den Kollegen akzeptiert?

Nicolas Bildstein: Da machen wir unterschiedliche Erfahrungen.

Ich persönlich komme, glaube ich, besser in den Teams zurecht, in denen überwiegend jüngere Pflegekräfte mitarbeiten.

Ist es Ihr Ziel, nach der Ausbildung in den DRK Kliniken Berlin zu bleiben?

Nicolas Bildstein: Ja, ich kann mir gut vorstellen, hier erste Berufs- erfahrungen zu sammeln - für die weitere berufliche Entwick- lung sind die nun mal eine wichtige Voraussetzung.

Frau Schmidt, was genau wollen Sie den Schülern vermitteln?

Kerstin Schmidt: Vor allem sind es Fähigkeiten und Fertigkeiten, um im beruflichen Alltag zu bestehen. Wir setzen auf die beruf- liche Handlungskompetenz, wir legen Wert darauf, dass unsere Auszubildenden fachlich gut ausgebildet sind, sie also Pflege- techniken anwenden können, dass sie aber genauso eine hohe Sozialkompetenz entwickeln und Einfühlungsvermögen vor allem gegenüber den Patienten zeigen. Der Beruf kann körper- Warum haben Sie sich für die Pflegeausbildung entschieden?

Judith Weißbach: Mir ist es wichtig, mich sozial zu engagieren und Menschen, die Hilfe benötigen, zu helfen. Und mir lag schon im- mer sehr viel daran, mit Kindern zu arbeiten – jetzt erlerne ich den Beruf der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin.

Und wie kamen Sie zu dieser Ausbildung, Nicolas?

Nicolas Bildstein: Auf Umwegen. Nach dem Abitur belegte ich zu- nächst einen Lehramtsstudiengang für Politik und Geschichte.

Ich habe aber letztlich gemerkt: Der Lehrerberuf ist einfach nichts für mich. In dieser Situation erinnerte ich mich an meine guten Erfahrungen, die ich während meines Zivildienstes in der Altenpflege gesammelt habe. Ich habe mich dann wieder um ei- nen Job in der Altenpflege bemüht, ihn in einer Demenzkran- ken-WG gefunden und schnell festgestellt: Es macht mir immer noch Spaß.

War es einfach für Sie, einen Ausbildungsplatz zu bekommen?

Nicolas Bildstein: Nein und ja. Ich hatte mein Studium abgebro- chen. Zu diesem Zeitpunkt waren in vielen Berliner Pflegeschu- len die Bewerbungsfristen bereits abgelaufen. Daher konnte ich nur drei oder vier Bewerbungen abschicken. Das Bildungszen- trum der DRK-Schwesternschaft hat sich als einzige Pflegeschule auf meine Bewerbung innerhalb weniger Tage gemeldet und sich als sehr flexibel erwiesen, alles verlief schnell: Am 23. März 2011 hatte ich meinen Einstellungstest, ein paar Tage später schon das Vorstellungsgespräch und am 1. April 2011 begann für mich die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger.

Dieser Einstellungstest, was genau wird da geprüft?

Nicolas Bildstein: Es wurden unter anderem empathische Fähig- keiten getestet: So wurde uns ein Bild gezeigt, wir sollten dazu unsere Gefühle und Gedanken aufschreiben und so zeigen, wie

gut wir uns in die Person auf dem Bild hineinversetzen können.

Das berührte schon ein wenig den pflegerischen Aspekt. Außer- dem wurde auch unser Allgemeinwissen geprüft – Mathe, Deutsch, Sozialkunde – und Fragen zum Gesundheitswesen mussten wir auch noch beantworten.

Judith, verläuft die Ausbildung so, wie Sie sie sich vorgestellt hatten?

Judith Weißbach: Die Frage ist schwer zu beantworten. Ich glaube, wenn man sich so wie ich direkt von der Schule bewirbt, weiß man nicht genau, was da auf einen zukommt. Es ist etwas voll- kommen Neues, in das Berufsleben zu gehen. Aber ich bin positiv überrascht und finde alles sehr spannend.

Frau Schmidt, vermittelt die Ausbildung auch, welche besondere Rolle die Schwesternschaft spielt?

Kerstin Schmidt: Ja, die DRK-Schwesternschaft Berlin ist unser Trä- ger und die Schülerinnen sind für die Dauer ihrer Ausbildung außerordentliche Mitglieder im Verein. Das erfahren unsere Be- werberinnen bereits in ihren Vorstellungsgesprächen. Was die Ausbildungsinhalte selbst betrifft kann ich sagen, dass die Grundsätze der Schwesternschaft sich in vielfacher Hinsicht in den Unterrichtsinhalten widerspiegeln. Sehr konzentriert set- zen sich unsere Auszubildenden zum Beispiel im Modul „Ethik“

mit den Grundsätzen auseinander. Hier sollen sie auch lernen, ihr eigenes Verhalten nach diesen Grundsätze zu reflektieren.

A m Bildungszentrum für Pflegeberufe der DRK- Schwesternschaft Berlin lernen dreihundert Schüler in den Ausbildungsgängen Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkranken- pflege und Operationstechnische Assistenz. Drei Jahre dauert ihre Ausbildung – und sie drücken dabei nicht nur die Schulbank: Den großen Teil ihrer Aus- bildung absolvieren die Schüler in den DRK Kliniken Berlin. Dort, wo viele von ihnen nach dem Examen erste Berufserfahrungen sammeln werden. hedwig sprach mit zwei Schülern und bat eine Lehrerin zum Gespräch hinzu.

„Unsere Schüler sollen mit echtem Interesse zu uns kommen“

Kerstin Schmidt, Lehrerin

„Ich fühle mich hier

gut aufgehoben, und das in jeder Hinsicht“

Nicolas Bildstein, Schüler

// FOTOS VON DANIEL FLASCHAR

Die Station

ruft

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hedwig

N E W S L E T T E R D E R D R K- S C H W E S T E R N S C H A F T B E R L I N E .V. A U S G A B E I / 2 0 1 2 2 1 Judith Weißbach: Das sehe ich genauso, der Unterricht bereitet uns

gut auf die Praxis vor. So kommen auch einige unserer Dozenten direkt aus der Praxis, das ist wichtig, denn manchmal unter- scheidet sich dann doch die Theorie von der Praxis.

Und der Unterricht vor Ort, in den Kliniken, wie gut funktioniert der?

Nicolas Bildstein: Es gibt Stationen, wo alles wirklich problemlos funktioniert, bei anderen Stationen muss man ein wenig Druck machen, da sind wir als Schüler auch in der Pflicht: Wir sind da- für verantwortlich, dass gewisse Dinge in der Praxis laufen, da- rauf haben wir ja auch ein Recht. Und manchmal muss man eben auch laut sagen: „Hallo, ich bin Schüler, das und das möchte ich lernen“. Wobei ich da die Schule loben muss: Gibt es Pro- bleme, dann sind die Lehrer sofort da und setzen unsere Interes- sen auch auf den einzelnen Stationen durch.

Judith Weißbach: Auf der Station haben wir die Praxisanleiter, die sind für die Schüler zuständig. Und auch ich habe die Praxis un- terschiedlich erlebt: Entweder wird auf der Station viel Engage- ment gezeigt oder wir müssen eben auch selbst immer wieder dranbleiben.

Wie viele Auszubildende erreichen im Durchschnitt nicht das Ausbildungsziel?

Kerstin Schmidt: Sehr wenige. Im Berliner Vergleich sind wir mit etwa dreihundert Auszubildenden eine Schule mittlerer Größe und haben pro Jahrgang lediglich ein bis zwei Auszubildende, die das Examen nicht bestehen.

Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Kerstin Schmidt: Ich denke, weil wir uns sehr bemühen, den Un- terricht wirklich anspruchsvoll und an den gesetzlichen Rah- menanforderungen orientiert zu gestalten und die Schüler dabei sehr gut betreuen. Wenn es Abbrecher während der Ausbildung gibt, dann oft wegen eines Wohnortwechsels oder weil doch ein Studium aufgenommen wird. Oder aber, der Schüler bewältigt die Leistungsanforderungen nicht.

Sie sind besonders motiviert, Ihre Schüler...

Kerstin Schmidt: Ja, bereits in den Bewerbungsgesprächen achten wir darauf: Unsere Schüler sollen mit echtem Interesse zu uns kommen. Gerade am Anfang sind sie sehr motiviert und interes- siert, fragen viel und sind wissbegierig. Und spätestes beim Exa- men zahlt sich dieses Interesse auch aus.

lich und seelisch belastend sein; die Auszubildenden müssen des- halb auch lernen, Stress abzubauen und ihre eigene Gesundheit zu erhalten.

Wie gut ausgebildet und vorbereitet sind die Schulabgänger dann tatsächlich auf den Job?

Kerstin Schmidt: Ich denke, unsere Schulabgänger haben nach drei Jahren eine qualitativ hochwertige Ausbildung hinter sich, sie werden in ihrem Beruf bestehen. Unmittelbar nach der Ausbil- dung sind sie selbstverständlich noch Berufsanfänger, echte Ex- perten werden sie erst nach zwei, drei Jahren Berufspraxis.

Ist es für Sie eine Belastung, ständig mit kranken Menschen konfrontiert zu werden? Wie gehen Sie damit um?

Judith Weißbach: Das ist nicht jeden Tag gleich. Ich finde es wich- tig, im Privatleben einen Ausgleich zu haben: Gute Freunde, eine Familie, mit denen man über die schwierigen Momente reden und sich austauschen kann.

Nicolas Bildstein: Da stimme ich Judith voll und ganz zu, aber ich glaube, dass es nicht immer leicht ist, in der Familie und bei Freunden einen solchen Ausgleich zu finden. Vielleicht kommt irgendwann der Zeitpunkt, dann setzt sich der Freundeskreis überwiegend aus Krankenschwestern und Pflegern zusammen - kein anderer hat nun mal einen solchen Bezug zum eigenen Be- ruf, kein anderer kann einen wirklich verstehen nach schwie- rigen Erfahrungen im Pflegealltag.

Irgendwann werden die Schüler auch mit dem Thema Tod konfrontiert: Wie werden sie auf den professionellen Umgang mit Tod und Sterben vorbereitet?

Kerstin Schmidt: Der Tod stellt eine brisante Situation dar. Sie ist nicht alltäglich und wird bei fast allen Menschen von Ängsten und Trennungsschmerzen begleitet. Am Anfang des zweiten Ausbildungsjahres setzen wir uns eine Woche lang mit dem The- ma „Tod und Sterben“ auseinander. In den ersten beiden Tagen geht es dabei um pflegerische Inhalte – wie die pflegerische Ver- sorgung und seelische Begleitung von Sterbenden. Daran schließt sich eine dreitägige Seminarfahrt an, in der auch der eigene Um- gang und die persönliche Auseinandersetzung mit diesem The- ma reflektiert werden. Ich freue mich sehr, dass die DRK-Schwes- ternschaft Berlin für jeden unserer Kurse die Kosten für diese Seminarfahrt übernimmt. Die Auszubildenden müssen in der Regel nichts dazu bezahlen.

Wie sehr verändern sich die Lerninhalte in der Pflegeausbildung?

Sie unterliegen doch sicherlich einem ständigen Anpassungsprozess.

Kerstin Schmidt: In allen Wissenschaftsdisziplinen, an denen sich die Pflege orientiert, kommt die Forschung ständig zu neuen Er- kenntnissen. Zudem hat es Veränderungen im Verständnis der Begriffe „Gesundheit“ und „Krankheit“ gegeben, und Gesundheit als Wert hat sehr an Bedeutung gewonnen - all das führte letzt- lich zu zahlreichen, den Pflegeberuf betreffenden, gesetzlichen Veränderungen. Auch im Krankenpflegegesetz von 2004 wur- den neue inhaltliche Schwerpunkte gesetzt, die liegen nun ins- besondere auf der Gesundheitsförderung und Gesundheitsprä- vention sowie der Anleitung und Beratung von Patienten und Angehörigen. Auch die Betrachtung der Qualitätssicherung in der Pflege unter ökologischen und ökonomischen Aspekten ist seit 2004 Bestandteil der Pflegeausbildung.

Und wie werden diese Vorgaben umgesetzt?

Kerstin Schmidt: Unser Bildungszentrum hat ein eigenes Curricu- lum entwickelt. Dieser Lehrplan und die daraus abgeleiteten Lerninhalte setzen die Anforderungen des Krankenpflegege- setzes von 2004 und der dazugehörigen Ausbildungs- und Prü- fungsverordnung um.

Was gefällt Ihnen besonders hier im Bildungszentrum?

Nicolas Bildstein: Ich muss einfach sagen: Ich fühle mich hier gut aufgehoben, und das in jeder Hinsicht. Ich merke, dass die theo- retische Ausbildung sehr umfassend ist und auf die Praxis gut vorbereitet. Wobei ich betonen muss: Es ist immer ein Unter- schied, ob man gerade in der Schule sitzt oder am Patientenbett steht. Außerdem spüre ich etwas, was man mit „guter Atmo- sphäre“ beschreiben könnte. Bei all meinen Belangen und Pro- blemen finde ich in den Lehrern immer gute Ansprechpartner.

Judith Weißbach (22) lernt Gesundheits- und Kinderkrankenpfl egerin, im Oktober wird sie ihre Ausbildung beenden.

Nicolas Bildstein (31) begann im April 2011 mit der dreijährigen Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpfl ege.

Kerstin Schmidt (34) arbeitet seit November 2008 als Berufspädagogin am Bildungszentrum.

„Sie werden in ihrem Beruf bestehen“

Kerstin Schmidt, Lehrerin

„Ich bin positiv überrascht

und finde alles sehr spannend“

Judith Weißbach, Schülerin

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D

ie Einrichtung liegt am südöstlichen Stadtrand, ist der wichtigste Gesund- heitsversorger im Bezirk – und seit genau zwanzig Jahren bei der DRK-Schwestern- schaft Berlin: die DRK Kliniken Berlin | Köpenick. 1992 war das Salvador-Allende- Krankenhaus Köpenick eine kommunale und damit staatlich geführte Einrichtung.

Der Berliner Senat bot der Schwestern- schaft das Krankenhaus an – Trägervielfalt, darauf legte die Politik nach der deutschen Einheit großen Wert. Der (West-)Berliner Verein nahm das Verhandlungsangebot an und wurde durch die Übernahme der (Ost-) Berliner Klinik nach mehr als fünfzig Jahren wieder zu einer Gesamt-Berliner Rot-Kreuz-Schwesternschaft.

„Köpenick“ war für die Schwesternschaft eine der größten Investitionen ihrer Geschichte. Die Zahl der Klinikenmit- arbeiter erhöhte sich um gut ein Drittel.

Hundertundein Jahre alt ist das Kranken- haus, das der Bezirk Köpenick nach dem Zweiten Weltkrieg umfassend erweiterte;

1983 – mit dem Bau des markanten Bettenhauses - bekam die Klinik einen neuen Namen: Dr.-Salvador-Allende.

Köpenick ist ein Kiezkrankenhaus, das allerdings den Anspruch hat, ein Schwer- punktkrankenhaus zu sein; seit dem Wechsel zur Schwesternschaft ergänzen die DRK Kliniken Berlin | Köpenick ständig ihr Leistungsportfolio – medizinisch und pflegerisch. Die Schwesternschaft hat ihre Köpenicker Klinik in den vergangenen zwanzig Jahren umfassend modernisiert:

neue Bauten entstanden als sichtbares Zeichen für den Wandel. Es gibt immer wieder diese kleinen Veränderungen, die in

ihrer Summe den ständigen Modernisie- rungsprozess ausmachen: die Komfortstati- on - die vor gut einem Jahr öffnete -, der komplett sanierte Empfangsbereich oder auch der Raum der Stille und das Kreiß- saal-Hotel mit seinen vier individuellen Apartments und drei Familienzimmern.

„Ich bezweifle, ob wir auf dem Gesund- heitsmarkt ohne unser Köpenicker

Krankenhaus genauso gut dastehen würden wie heute“, meinte einmal die Oberin. Fast tausend Menschen arbeiten in den DRK Kliniken Berlin| Köpenick:

Die Schwesternschaft und ihre Einrich- tungen sind nicht nur Gesundheitsver- sorger, sondern für Berlin auch ein wichtiger Arbeitgeber.

Runde Sache

»Es gehört oft mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben« FRIEDRICH HEBBEL

hedwig

Laufen lassen

Z

eigen und erklären – das muss sie fast jeden Tag, in jeder Schicht. Gut einen Monat bleiben die Schüler bei ihr auf der Station 8A; bis zu fünf sind es, die Ingrid Neumann anleitet oder wie die Praxisanlei- terin es formuliert, „die ich beobachte und dann kontinuierlich weiter laufen lasse“ - laufen lassen in die Selbstständigkeit. Das erste Kennenlerngespräch zwischen Praxisanleiterin und Schüler ist immer auch ein Abfragen: Wie viel Klinik kennt und kann er? Hat der Schüler schon Drainagen gezogen, eine Spritze gesetzt?

Kein Problem, denn das zeigt die Praxisan-

leiterin. Die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern macht ihr einfach Spaß, sagt Ingrid Neumann, „irgendwann wurden wir gefragt, wer von uns im Team die Zusatz- qualifikation zur Praxisanleitung machen möchte“; 2005 war das, sechs Wochen dauerte der Kurs. Neben der Betreuung der Auszubildenden vom BIZ muss sie sich parallel um die Patientinnen der Frauenkli- nik kümmern. Aber das sei keine Bela- stung, versichert die Rot-Kreuz-Schwester, sondern eine Investition: „die Schüler sind uns eine große Hilfe“ - wenn sie dann von Ingrid Neumann und ihren Kollegen

eingearbeitet wurden. Ein Mal im Monat trifft sich die Praxisanleiterin mit den Lehrern vom Bildungszentrum: den Praxisbegleitern, die die Abstimmung mit dem Theorieunterricht am Bildungszen- trum übernehmen; Schwester und Pädago- ge besprechen den Ausbildungsstand der Schüler, die auf der Station 8A zum Einsatz kommen. Die Ausbildung auf einem konstant hohem Niveau halten, „darum auch die hohe Anzahl an Praxisanleitern in unseren Einrichtungen“, erklärt Oberin Heidi Schäfer-Frischmann, „da sind wir Vorreiter in Berlin“.

In den Kliniken betreuen Praxisanleiter die Auszubildenden

„Ich zeige und erkläre den Schülern alles“, Ingrid Neumann ist Praxisanleiterin, eine von 142, die in den DRK Kliniken Berlin arbeiten.

© DANIEL FLASCHAR

Auch dieses Jahr feiert eine Klinik der DRK-Schwesternschaft Berlin ein besonderes Jubiläen

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»Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können« JEAN-JACQUES ROUSSEAU

hedwig

N E W S L E T T E R D E R D R K- S C H W E S T E R N S C H A F T B E R L I N E .V. A U S G A B E I / 2 0 1 2 2 5

Mit vielseitigen Talenten und Arbeitsfreude Geboren wurde Christa Rohr am 28. No- vember 1922 im ostpreußischen Lyck; der Vater – ein Rechtsanwalt und Notar – starb, als sie erst fünf Jahre alt war. Christa Rohr besuchte die Oberschule, erlangte die Primarreife. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus Lyck das polnische Elk; Christa Rohr zog nach Westdeutsch- land. Sie trat am 1. Oktober 1945 in die

„Cornelien- Schwesternschaft“ Hameln ein.

Diese Schwesternschaft war ursprünglich in Posen beheimatet und hatte – wie auch Christa Rohr – die nun unter polnischer Verwaltung stehende Heimat verlassen müssen. Am Städtischen Krankenhaus Süd in Lübeck begann sie die Ausbildung zur Krankenschwester. Vier Jahre später bestand sie das Examen, arbeitete dann als Krankenschwester in Bad Pyrmont und

Früher eine begeisterte Autofahrerin, reiste sie später mit der Bahn. Und das nicht nur an die Spree: Alte Wirkungs- stätten besuchte sie – Hannover, Seesen – auch ihre Geburtsstadt in Polen bereiste sie regelmäßig, war zudem beratend für andere Schwesternschaften in der gesamt- en Bundesrepublik unterwegs. Aber die Fahrten wurden weniger, in den letzten Jahren verschlechterte sich ihr Gesund- heitszustand zusehends. Im März 2010 ent- schloss sich Christa Rohr, nach Hannover umzuziehen: Im Alten- und Pflegeheim des Clementinenhauses lebt die Oberin nun.

Bremen. Nach einem Lehrgang an der Werner-Schule (1950 bis 1951), der sie für die späteren Leitungsaufgaben qualifi- zierte, ging Christa Rohr nach Hameln, am Stadtkrankenhaus arbeitete sie als OP- und Unterrichtsschwester. Die nächste Station war Berlin. Am 1. August 1957 begann für Christa Rohr das Probejahr als Oberin des Märkischen Hauses für Krankenpflege, das die 35-Jährige ohne Probleme absolvierte.

Sie wurde damit zum jüngsten aller Mitglieder in der Oberinnen-Vereinigung.

Auch dank ihrer „vielseitigen Talente und Arbeitsfreude“ (so Generaloberin Gisela Bohlken in einer Laudatio) gelang der Zusammenschluss aller Berliner Rot-Kreuz- Schwesternschaften. Ab 1975 wurde Christa Rohr die erste Oberin der DRK- Schwesternschaft Berlin e.V., zwölf Jahre lang übte sie dieses Amt aus. Alle Kliniken

und Krankenheime der Berliner Schwes- ternschaften wurden nun zusammenge- führt – die „DRK-Schwesternschaft Berlin Gemeinnützige Krankenhaus GmbH“

entstand. Die Oberin bekam nun neue, weitere Aufgaben: Sie wurde Vorsitzende des Verwaltungsrates der GmbH. Das schien ihr nicht genug, sie nahm zahl- reiche Ehrenämter an, war unter anderem Vizepräsidentin des Verbandes der Schwesternschaften vom Roten Kreuz und sie saß im Vorstand des Landesverbandes Berlin des Deutschen Roten Kreuzes.

„Preußischer Arbeitsethos“ war so typisch für Christa Rohr; mit „auch sonst sehr streng wirkend“ wurde sie einmal be- schrieben.

„Der tut doch nichts“

1982 zeichnete sie Bundespräsident Karl Carstens mit dem Bundesverdienstkreuz Am Bande aus und würdigte damit ihren Einsatz für die DRK-Schwesternschaft Berlin. Im Dezember 1987 wurde Christa Rohr in den Ruhestand verabschiedet:

„Ich habe mein Haus bestellt, die Nachfolge in der Schwesternschaft ist geregelt. Die Leitung der Krankenhäuser liegt in guten Händen.“ Ihre Nachfolgerin wurde Renate Lawrenz. In Erinnerung geblieben ist vielen der ständige Begleiter von Oberin Rohr: ihr Hund, der ihr nicht von der Seite wich und der die Anwesenheit von Männer nicht zu tolerieren schien, „ein riesiger Schäferhund, der einem beim Besuch der Oberin stets als Vorzimmer- löwe unablässig fixierte – wehe, man bewegte sich, dann kamen lautes Gebell und Zähnefletschen“, erinnerte sich ein Kollege und auch an die Reaktion der Oberin, die dann nur trocken kommen- tierte: „Der tut doch gar nichts“. Die Pen- sionärin Christa Rohr zog nach Hameln in die Nähe der Familie ihrer Schwester, besuchte hin und wieder die Hauptstadt und sie las jeden Tag den „Tagesspiegel“, den ihr die Berliner Schwestern abonniert hatten, „da bin ich im Allgemeinen immer ganz gut orientiert über alle Geschehnisse und Veränderungen in und um Berlin“.

„Zu danken haben wir denen, die von Anfang an mit Weitblick, Mut und Entschlusskraft die Aufgaben erkannten, sie weiterentwickelten und sie im Geiste der Nächstenliebe, der Grundsätze des Roten Kreuzes und unbeirrt von den äußeren Geschehnissen zu erfüllen suchten“, schrieb Oberin Christa Rohr in einem Grußwort an die DRK-Schwesternschaft Berlin im Jahr 2000.

„An Alle ringsum sende ich herzliche Grüße“, lautete die knappe Botschaft ihrer bislang letzten Grußkarte an die ehemaligen Kolleginnen in Berlin; jedes Jahr zur Adventszeit hatte sie in langen Briefen, ihren „Rundbriefen“, detailliert berichtet – über Besuche von Freunden und Mitarbeiterinnen, Aktuelles aus ihrem Wohnort und von Plänen für das kommende Jahr. Am 28. November 2012 feiert Christa Rohr ihren 90. Geburtstag, die „Stimme von Vernunft und Herz“, wie sie Berlins Staatssekretär Albrecht Hasinger einmal beschrieben hat.

Preußin mit Wachhund

In der Reihe „Oberinnen im Porträt“

sind bereits erschienen:

Elsbeth von Keudell (hedwig I/2007) Anna Maria Luise Scheld (hedwig II/2007) Rose Zirngibl (hedwig I/2008) Hedwig von Rittberg (hedwig II/2008) Hertha Janke (hedwig I/2009) Cläre Port (hedwig II/2009) Gerda von Freyhold (hedwig I/2010)

Alexandrine von Üxküll-Gyllenband (hedwig II/2010) Ehrengard von Graevenitz (hedwig I/2011) Clementine von Wallmenich (hedwig II/2011)

„Stimme von Vernunft und Herz“ Staatssekretär Albrecht Hasinger über Oberin Christa Rohr (1987)

sie regelmäßig, war zudem beratend für andere Schwesternschaften in der gesamt- en Bundesrepublik unterwegs. Aber die Fahrten wurden weniger, in den letzten Jahren verschlechterte sich ihr Gesund- heitszustand zusehends. Im März 2010 ent- Schwesternschaften vom Roten Kreuz und

// FOTOS DRK-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN

Christa Rohr, Oberin des Märkischen Hauses,

und der DRK-Schwesternschaft Berlin.

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»Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert« OSCAR WILDE

hedwig

Friedensfeier, aber bald

Durch nichts zu ersetzen ist die Bestimmtheit,wenn sie fehlt.

Du kannst fast nichts lernen.

Du bist ein Aufbruch, dem nicht gesagt wird, wohin. Wenn alle Autos plötzlich führen, als führen sie zum selben Ziel. Kindische Wünsche.

Endlich mit den Armen nur noch umarmen, auch die Fallensteller, die Untersteller. Den Mund zu nichts mehr brauchen als zum Küssen. Die Hände zum Streicheln. Zu Fäusten haben sie nicht getaugt.

Wenn ich nur nicht vorsichtig werde. Ich spür ja, wie mir die Hölderlin-Mut fehlt. Viel zu wenig frech bin ich.

Dass ich nichts mehr wissen will von den Quartieren, in denen das Rechthaben blüht, ist schon fast ein Verbrechen. Umarmen, streicheln, küssen, aber alle. Alle Fallensteller, Untersteller, Verdächtiger. Mir ist zum Umarmen keiner zu schrecklich.

Zum Unterscheiden bin ich nicht blind genug. Wie jeder werd ich durch Zustimmung schön. Zur Friedensfeier komm ich, sagt mir, wohin.

Der himmlischen, still widerklingenden, Der ruhig wandelnden Töne voll, sei, was ist. Ich, das Echo der Freundlichkeit. Zu hoffen ist nichts, zu lieben viel. Überall willkommen ist niemand. Robinson wär ein Patron. Ich habe mich so vergangen und will

gefunden werden, wo ich am liebsten wär.

MARTIN WALSER wurde in Wasserburg am Bodensee geboren und lebt heute im benachbarten Überlingen.

Walser gehört zu den bedeutendsten Nachkriegsautoren.

Für sein literarisches Werk Preise, darunter 1981 den Georg- Büchner-Preis und 1998 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Außerdem wurde er mit dem Orden «Pour le Mérite» ausgezeichnet und zum « Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres » ernannt. Am 24. März feierte Martin Walser seinen 85.Geburtstag.

© Herausgeber: DRK-Schwesternschaft Berlin e.V., Mozartstraße 37, 12247 Berlin, Telefon: 030-3035-5450 Telefax 030-3035-5473, www.drk-schwesternschaft-berlin.de | hedwig@drk-schwesternschaft-berlin.de Verantwortlich: Oberin Heidi Schäfer-Frischmann, Diane Bedbur, Doreen Fuhr (DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.) Redaktion und Gestaltung: Brille und Bauch, Agentur für Kommunikation: www.brilleundbauch.de

© CHRISTIAN SCHULZE

Die Schwesternschaft ist ein Verein, und eine Besonderheit des Vereinslebens ist es, sich auch als Ehrenamtliche zu engagieren. Frau Stockmann, den meisten von Ihnen als Schwester Elga bekannt, wird heute von ihrer langjährigen Kollegin Isabella Trendel den Lesern der hedwig vorgestellt.

Für immer

Schwesternschaft

D

as Ende ihres beruflichen Weges bedeutete nicht auch das Ende ihres sozialen Engagements. Seit ihrer Pen- sionierung – das war 1996 – setzt sich Elga Stockmann ehrenamtlich ein. Der Schwes- ternschaft und ihren Mitglie- dern verpflichtet, stellte sie sich der Wahl in den Beirat des Vereins. In diesem Gremium ist sie ohne Unterbrechung seit dem Jahr 2000, wo sie besonders die Interessen der pensionierten Schwestern vertritt.

Schwester Elga Stockmann gehört zum Kreis pensionierter Schwestern, die unsere 2011 eröffnete Dauerausstellung über die DRK-Schwesternschaft Berlin betreuen. Durch ihre langjährige Mitgliedschaft kann sie den Ausstellungsbesuchern und vor allem unseren jungen Schwestern viel Wissenswertes vermitteln und auch Anekdo- ten erzählen. In 47 Jahren, die sie Mitglied des Vereins ist, hat sie viele Veränderungen der Schwesternschaft hautnah miterlebt und ist somit eine wichtige Zeitzeugin.

Die Schwesternschaft ist dankbar, dass Schwester Elga Stockmann diese durchaus kostbaren Erinnerungen teilt.

Schwester Elga Stockmann war und ist immer bereit, ehrenamt- liche Tätigkeiten für die

Schwesternschaft zu überneh- men. So leistet sie Unterstüt- zung beim „Tag der offenen Tür“, oder des „Tag des offenen Denkmals“. Tatkräftige Unterstützung erfährt der Verein, wenn es um die Pflege der Gemeinschaft der DRK- Schwesternschaft Berlin geht:

So ist sie Mitgestalterin des jährlichen Weihnachtsbasars.

In unserer Einrichtung „Pflege

& Wohnen Mariendorf“

besucht sie unsere dort

lebenden pensionierten Mitglieder. Bis zum Ende des Jahres kam es vor, dass sie mit ihrem Mann Carl Stockmann, der als Heimfürsprecher in den DRK Kliniken Berlin | Pflege &

Wohnen Mariendorf tätig war, zeitgleich anzutreffen war.

Für Schwester Elga Stockmann war und ist es wichtig, dass sie sich auch in anderen sozialen Einrichtungen engagiert. Sich auf etwas „Neues“ einzulassen, Kontakte zu fremden Men- schen herzustellen, brachte ihr den Gewinn, aktiv, aufgeschos- sen und somit geistig jung zu bleiben. Mit Schwester Elga Stockmann hat die DRK- Schwesternschaft Berlin e.V.

eine anerkannte und beliebte pensionierte Schwester in ihren Reihen.

Ihre positive Lebenseinstel- lung, ihre menschliche Zuge- wandtheit und ein immer

„offenes Ohr“ zeichnen sie aus.

Danke, Schwester Elga Stock- mann.“

Trotz ihrer

Pensionierung für die Schwestern- schaft aktiv:

Elga Stockmann

// FOTOS DRK-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN

Referenzen

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ScHWeSTer daGmar aViTaL: Ja, hier hatten die Oberin und ich gerade ein Gespräch: das Level in der Weiterbildung der abteilungsschwestern ist bereits sehr hoch, denn sie haben

bedenkt man jedoch, in welch schwieriger wirtschaftlicher Situation sich das Gesundheitssystem befi ndet und dass die DRK Kliniken Berlin als Arbeitgeber bereits Zugeständnisse

es sollte eigentlich ein fröhliches werden: 135 Jahre Schwesternschaft wollten wir angemessen feiern. Was nun bleibt, ist auch eine gewisse Anspannung vor dem Ungewissen. Aber

Die neuen Kollegen aus Köpenick brachten eigene Erfah- rungen und Mentalitäten ein; auch wenn es – auf beiden Seiten – Vor- behalte gab und Unterschiede noch immer gibt: Die DRK

reine Routine, da kann uns nichts mehr überraschen – könnte man meinen. Aber das war es überhaupt nicht, die Zertifi- zierung war alles andere als „normal“: Die Anspannung war

„der normale Betrieb muss doch weiter laufen“. Sein Terminkalender ist voll. Und dennoch hatte er damals mit seiner Zusage nicht gezögert, für die DRK-Schwesternschaft Berlin im

„Bildung“ wieder zum Gesprächs- und Diskussionsthema. Auch standen viele Veranstaltungen unter dem Eindruck des DRK -Jubiläums. Vor allem für die Berline- rinnen sollte

Wohnen Mariendorf. Der Unterschied zur Arbeit davor ist für die neue PDL immens, „man steht in der ersten Reihe – man steht für alles gerade“. Ihre Aufgaben als Stellvertretung