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hedwig

JOURNAL DER

DRK-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN E.V.

AUSGABE I/2013

Große Spuren Ausstellung zeigt besonderes Erbstück Seite 16

Wir sind vier Millionen Ein karitativer Superlativ Schwesternschaft hilft „Seltenen“ Seite 4

150 Jahre Rotes Kreuz Seite 10

171 Jahre alt, die Kinderschuhe der

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pielplatz ist nicht gleich Spielplatz.

Es reicht längst nicht, ein Kletter- gerüst hinzustellen – den „Spielplatz- klassiker“ –, dazu noch die obliga- torische Rutsche; das alles aufgebaut in einem großen Sandkasten. Schnell langweilen sich die Kinder. Wenn die zudem älter sind als zehn Jahre und der Spielplatz selbst in einem schlechten Zustand ist – die Spielgeräte sind marode und eine echte Gefahr – dann ist dieser Spiel- platz „spiel-ungerecht“. Und genau das ist die Anlage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in den DRK Kliniken Berlin | Westend, spielende Kinder und Jugendliche haben unsere Mitarbeiter dort seit langer Zeit nicht gesehen.

Als das Rote Kreuz vor genau 150 Jahren seine organisatorischen Struk- turen bekam, da standen die „Grün- dungsväter“ (!) um Henry Dunant noch unter dem Eindruck blutiger Schlachten, an ihnen justierten und formulierten sie die Rot-Kreuz-Grund- sätze. Die sind für uns Rot-Kreuz- Schwestern verbindliche Werte, die sich zusammenfassen lassen mit: allen Menschen helfen. Hilfe kann vielfältig sein. Auch mit der Neugestaltung eines Spielplatzes. Unser Schwestern- schaftsprojekt „SpieltSchön“ fi ndet großen Anklang, ein erster Spenden- aufruf brachte fast dreitausend Euro.

Ein wunderbares Signal, dafür danke ich allen Unterstützern im Namen des Vorstandes der DRK-Schwesternschaft Berlin – und natürlich auch im Namen unserer Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Oberin Doreen Fuhr

Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.

editorial

Für sich und alle

Frauen in leitender Position setzen stärker auf Weiterbildungsangebote als ihre männlichen Kollegen - das meint zumindest eine aktuelle Untersuchung des

„Verbundes der Deutschen Unternehmerinnen“. Eine andere, ebenfalls gerade veröffentlichte Studie des „Instituts der Deutschen Wirtschaft“ stellte zum Thema

„Fort- und Weiterbildung“ fest: Den Arbeitnehmern fehlt dafür einfach die Zeit.

Für die DRK-Schwesternschaft Berlin sind Fort- und Weiterbildung ihrer Mitglieder unverzichtbar, „davon profitieren wir alle: Schwesternschaft, Einrichtungen und natürlich auch Sie“, betonte Oberin Doreen Fuhr in ihrem Grußwort an die Teil- nehmer des neuen Managementkurses. Die Schwesternschaft fördere daher die

Qualifizierung ihrer Mitglieder und auch die der Mitarbeiter ihrer Einrichtungen – zum Nutzen aller, „im Management- deutsch heißt das passend Win-Win-Situation“, sagte die Vorsitzende. Auch die erforderliche Zeit für den Besuch von Weiterbildungs- veranstaltungen investieren beide: der Einzelne und die Schwesternschaft.

18 Teilnehmer besuchen den Kurs, einer von ihnen arbeitet übrigens nicht in den Einrichtungen der DRK-Schwesternschaft Berlin. Zwei Jahre wird die Weiterbildung dauern: Am 20. März 2015 werden die Kursteilnehmer dann zehn Theorieblöcke absolviert haben mit insgesamt eintausend Unterrichtsstunden, hinzu kommen die 456 Stunden Praktika. Neben dem offiziellen staatlich anerkannten Abschluss als

„Pflegekraft für leitende Funktionen in Einrichtungen der Pflege im Gesundheits- und Sozialwesen” werden weitere Qualifikationen bescheinigt: “Praxisanleiter/-in”

und “Fachkraft für gesundheitsgerechte Gestaltung der Arbeit in der Pflege”

inhalt

12 12 22 22

schwerpunktthema:

16 16

biz im Web

Zum Anklicken:

Bildungszentrum empfängt jetzt Online-Besucher

Schwere Bürde Oberinnenamt

Oberinnen-Reihe:

Elisabeth Schlegtendal, Paulinenhaus-Oberin

Im Traumberuf nebenbei die Welt entdecken

Zwischen „Mitte“ und Äquator:

Christine Baermann im Vorstandsporträt

24 24 24 26 26 29 29

Wir sind vier Millionen

Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen:

Helfen mit Hilfe der Schwesternschaft

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Ein karitativer Superlativ

Das Rote Kreuz:

Vor 150 Jahren gegründet, heute weltweit größte humanitäre Organisation

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Lebenslang fürsorglich

Ulrike Laschinsky leitet ein Pflegeheim – und schreibt für ihren Hund Kolumnen

„Ich blicke zu allen Schwestern-

schaften...“

Generaloberin Brigitte Schäfer im großen hedwig-Interview

Große Spuren

Schwesternschaftsausstellung zeigt neue Themen – und ein besonderes Erbstück

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Wir sind vier Millionen

Seit 2006 hat ACHSE, die „Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen“, in Berlin ihre Geschäftsstelle.

Die DRK-Schwesternschaft Berlin unterstützt das Netzwerk: mit mietfreien Büroräumen.

„Wir müssen diese Krankheit lesen wie ein fremdes Land“: Jede freie Minute verbringt Augusto Odone in der Bibliothek des „National Institute of Health“ in Washington. Er kämpft sich durch die wohl weltweit größte Samm- lung medizinischer Literatur, liest hunderte Fachbücher über Immunologie, Biochemie, Genetik, Molekularbiologie:

Odones Sohn leidet an einer seltenen Nervenkrankheit. Die lässt ihm höchstens noch zwei Jahre seines Lebens, sagen die Fachärzte; jeder prophezeit dabei einen anderen Krankheitsverlauf, alle kommen sie aber zum gleichen schrecklichen Ergebnis. Nicht für die Eltern, Odone – von Beruf Banker – wird Amateur-Naturwissenschaftler, seine Frau kümmert sich um den schwächer werdenden Lorenzo. Vater Augusto entdeckt bei seinen Forschungen schnell ein ganz anderes Problem: Die globale Vernetzung der Wissenschaftler ist löchrig, die Mediziner teilen nur unzureichend ihre Erkenntnisse über seltene Erkrankungen. Die Familie schafft es, 38 internationale Spezialisten zusammenzurufen; zu sich nach Hause, der Vater kocht für seinen privaten Wissenschaftsgipfel. Bei Odones wird erstmals das so unterschiedliche, große Wissen über die Krankheit des Sohnes zusammengeführt:

Ein ganz bestimmtes Fett kann dem Jungen das Leben retten – „Lorenzos Öl“.

»Ich kann, weil ich will, was ich muss.« IMMANUEL KANT

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992 läuft der gleichnamige Film in den Kinos. Susan Sarandon wird für ihre Darstellung der Mutter für den Oscar nominiert, auch Nick Nolte als Augusto Odone loben die Filmkritiker. Ein romantischer, sehr emotionaler Hollywood-Streifen mit Happy End, und doch entstammen Lorenzo und sein Öl nicht der Phantasie von Drehbuchautoren. Diese Story erzählt nämlich kein Einzelschicksal, auf etwa sechstausend chronisch seltene Erkrankungen und für Deutschland allein auf vier Millionen Betroffene kommen die Schätzungen der Mediziner. Trotzdem bleiben die Zahlen ungenau. Wie auch das Begriffspaar „selten“

und „Erkrankung“, „ein Sammelbegriff ist das, der zudem missverständlich ist“, meint Lisa Biehl von der Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen aus Berlin, kurz „ACHSE“, „einen besseren haben wir aber nicht“. Brüssel habe zwar eine EU-Definition vorgegeben – eine seltene Erkrankung liegt demnach vor, wenn

es nicht mehr als fünf Betroffene unter zehntausend Menschen gibt – bei vielen seltenen Erkrankungen lassen sich keine genauen Angaben zur Häufigkeit machen. Und Verschiebungen in der Statistik treten ständig auf, „Erkrankungen werden zusammen gefasst, neu benannt oder die Diagnostik verbessert sich“. Lisa Biehl und ihre Kollegen von der ACHSE werden regelmäßig nach verlässlichem Zahlenmaterial gefragt, „leider können wir es ebenso wenig liefern wie das Bundesgesundheits- ministerium oder die anderen Fachinstitutionen“. Verständlich, denn regelmäßig berichten Ärzte von neuen seltenen Krank- heiten, gerade die Genmedizin entdeckt früher gänzlich unbekannte Defekte im Erbgut. Die chronisch seltenen Erkran- kungen sind alles andere als gleich. Jede Körperfunktion, alle Organe können betroffen sein, auch im Schweregrad unter- scheiden sich die Funktionsstörungen, „den Patienten selbst helfen letztlich nur wenige ursächliche Therapien“.

Sie sind die „Waisenkinder der Medizin“– eine plakative Selbst- bezeichnung, die aber das grundlegende Problem verdeutlicht:

Die Betroffenen fühlen sich oft mit ihrer Krankheit allein gelassen, vor allem von Ärzten, den Krankenkassen und der Pharmaindustrie. Aber „die Seltenen“ haben zueinander gefun- den und sich organisiert, Hilfe durch Selbsthilfe eben. Lisa Biehl ist bei der ACHSE auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und sie weiß, „eine große Gruppe kann sich natürlich leichter Gehör verschaffen und wahrgenommen werden als der Betroffene allein“. Von diesen „großen Gruppen“ gibt es in der Bundesrepublik über einhundert; es sind die Selbsthilfe- oder Patientenorganisationen. Und die schlossen sich 2004 zusamen – zur „Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen“.

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echs Vorstandsmitglieder und zehn Mitarbeiter arbeiten für ACHSE, von Berlin aus betreuen sie das komplette Bundesge- biet, dazu kommen Anfragen aus den Nachbarländern Schweiz und Österreich. Offiziell firmiert ACHSE unter einer „c/o“-Adresse – die Büroräume befinden sich in den DRK Kliniken Berlin Westend. Im Januar 2006 bezog ACHSE dort im „Haus V“ zwei

Zimmer. Ohne Miete bezahlen zu müssen: ein Angebot der DRK-Schwesternschaft Berlin, das ACHSE gern annahm, „dafür sind wir der Schwesternschaft unendlich dankbar“. Miriam Mann ist die Geschäftsführerin, ihr Netzwerk – als das ACHSE

sich letztlich sieht – lebt von Kontakten.

Und diese persön- lichen Beziehungen ermöglichten so auch den Umzug des Vereins von Düsseldorf nach Berlin, in die mietfreien Räume im Westend. „Arpad von Moers ist hier Chefarzt der Kinderklinik“,

erklärt Miriam Mann die Verbindung von ACHSE und Westend- Krankenhaus, von Moers sitzt im Wissenschaftlichen Beirat der ACHSE und „er vermittelte dann den Kontakt zur Schwestern-

schaft“. Mit Erfolg, der Verein expandierte räumlich und nutzt mittlerweile Büros auf zwei Etagen. Einen Flur teilt sich ACHSE übrigens mit der Pflegedienstleiterin der DRK Kliniken Berlin Westend. Diese Nachbarschaft ist Zufall, aber von Vorteil, „wir

bekommen so einiges mit von Klinikalltag und Rot-Kreuz- Schwesternschaft.“ > WEITER AUF SEITE 9

»Das Leben ist eine, die heimwärts führt.« HERMANN MELVILLE

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I n Deutschland leiden vier Millionen Menschen an seltenen Krankheiten, von diesen Erkrankungen sind etwa sechstausend bekannt. Über einhun- dert Selbsthilfeorganisationen sind Mitglied im Netzwerk ACHSE: Sie beraten die Betroffenen und ihre Angehörigen, informieren und ver- treten ihre Interessen in Politik und Gesellschaft, stoßen Forschung an.

Mehr als drei Viertel der Erkrankten sind übrigens Kinder. „Alternating Hemiplegia of Childhood“, kurz AHC heißt eine dieser seltenen Krankheiten, deren deutsche Übersetzung unmiss- verständlich ein Symptom beschreibt:

„abwechselnde Halbseiten-Läh- mungen im Kindesalter“. Nur vierzig Fälle sind in der Bundesrepublik bekannt, die Zahl der Erkrankten dürfte – nicht zuletzt wegen fehlender Diagnosemöglichkeiten – höher liegen.

Die Kinder leiden schon im Säuglingsalter unter heftigen Krampfanfällen, die in besonders schweren Fällen epileptisch werden. Der Verein „AHC-Deutschland“

entstand aus einer Elterninitiative.

Häufiger und bekannter ist wohl die Glasknochenkrankheit, in Fachkreisen auch „OI“ von „Osteogenesis imperfecta“:

Auf durchschnittlich fünfzehntausend Menschen kommt ein OI-Erkrankter.

Krankheitsursache ist ein Gendefekt, das Krankheitsbild selbst ist unterschiedlich ausgeprägt: Symptome sind neben der erhöhten Knochenbrüchigkeit zum Beispiel Minderwuchs, Schwerhörigkeit und brüchige Zähne. Seit dreißig Jahren kümmert sich die „Deutsche Gesellschaft für Osteogenesis imperfecta Betroffene“

um „OI‘ler“ und ihre Angehörigen.

33 sogenannte „Mitgliedsfamilien“ hat der Hilfsverein „Nephie“; 21 Kinder und vier Erwachsene sind am nephrotischen

Syndrom erkrankt, einer überaus seltenen, immunologisch bedingten Störung der Nierenfunktion.

Die Ursachen sind – wie bei vielen anderen seltenen Erkrankungen – noch unbekannt. Bei den Kranken bilden sich Ödeme: im Gesicht, an den Beinen und im Bauchraum, in der Lunge und sogar im Herzen;

totales Nierenversagen droht.

Am „Ullrich-Turner-Syndrom“

leiden in Deutschland 16.000 Betroffene – es sind ausschließlich Mädchen und Frauen. Eines der beiden X-Chromosomen fehlt ihnen oder ist strukturell verändert. Unfruchtbarkeit, kleine Körpergröße, Herzfehler, Nieren- probleme sind die Folgen dieser Störung. Die „Turner-Syndrom-Ver- einigung Deutschland“ berät und vertritt die Betroffenen.

Benni Over ist an „Muskeldystrophie Duchenne“ erkrankt, verursacht durch Mutationen am Erbgut, die zum Mangel an Proteinen in der Muskulatur führen – betroffene Kinder wie Benni leiden unter Muskelschwäche und Muskelschwund. Bennis Familie gründete 1996 „aktion benni & co e.V.“, 2010 wurde die Deutsche Duchenne Stiftung errichtet.

Eine Übersicht aller ACHSE- Selbsthilfeorganisationen bietet eine Onlinedatenbank unter www.achse-online. de

„Die Seltenen“ haben zueinander gefunden und sich organisiert.

Waisen der Medizin

Letztes Foto: Lorenzo Odone und Vater Augusto

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»Das Vertrauen gibt dem Gespräch mehr Stoff als Geist.« FR A NÇOIS DE LA ROCH EFOUCAU LD

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ACHSE selbst schon organisiert, im Oktober 2010 fand die erste

„Nationale Konferenz für Seltene Erkrankungen“ statt – im Westend, mit über zweihundert Teilnehmern aus ganz Europa.

Wieder half die DRK-Schwesternschaft Berlin, wieder mit kostenlos zur Verfügung gestellten Veranstaltungsräumen:

„Sie haben hier einen zentralen Anlaufpunkt geschaffen – für Patienten und ihre Angehörigen“, lobte in ihrem Grußwort Oberin Doreen Fuhr die Arbeit der ACHSE, und die heute Vor- sitzende der Schwesternschaft versicherte damals „wir werden Sie auch in Zukunft unterstützen“, und dieses Versprechen lösen die Rot- Kreuz-Schwestern weiter ein.

Für die ACHSE war diese Konferenz von 2010 ein großer Erfolg, denn ein Ergebnis war die Gründung von NAMSE, des Nationalen Aktionsbündnisses für Menschen mit Seltenen Erkrankungen.

Und das soll noch dieses Jahr einen „Nationalplan“ entwickeln.

Erfolg bei der ACHSE sei immer auf mehreren Ebenen spürbar, meint Lisa Biehl und zitiert einen Patienten, der ihr gestand:

„Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass jemand unsere Probleme so nachvollziehen kann und sich Zeit für uns nimmt“.

Und genau das ist die Aufgabe von Lisa Biehl und ihren Kollegen von der ACHSE.

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ie Nähe zum Charlottenburger Krankenhaus kann jedoch irritieren. „Einige Betroffene gehen davon aus, hier sofort diagnostiziert und therapiert zu werden“, sagt Lisa Biehl, die ihre Hauptaufgabe mit „Informationsverbesserin“ zusammenfasst,

„Informationen sam- meln und verbessern – um die Lebens- und Versorgungssituation von Menschen mit seltenen Erkrankungen zu verbessern.“ Für Ratsuchende ist die Betroffenenberatung den Erstkontakt. „Die Patienten finden uns“

– ACHSE aktiviert und nutzt sämtliche Kommunikationskanäle, auch informieren Ärzte und Krankenkassen – „unsere Flyer liegen fast überall aus“ – regelmäßig berichten zudem die Medien. Am Morgen nach der Ausstrahlung eines Beitrages über ACHSE, der im rbb-Gesundheitsmagazin „Praxis“ zu sehen war, klingelten in der Geschäftsstelle die Telefone: Klassischer Nocebo-Effekt, weil Gesundheitssendungen angeblich Zuschauer krank werden lassen? Nein, viele Anrufer melden sich nämlich aus gutem Grund.

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twa eine halbe Stunde dauert durchschnittlich ein Gespräch; ein statistischer Wert, denn jede Erstberatung verläuft anders. Aus den Patientengeschichten hören die Be- troffenberater dann oft Verzweiflung heraus. „Ja, es gibt immer wieder Situationen, in denen die Mitarbeiter von schweren

Schicksalen erfahren müssen“. Die Erkrankten berichten nicht nur von körperlichen Leiden, sie erzählen von existenziellen Ängsten, manchmal auch über das Unverständnis bei Ange- hörigen und Freunden, „viele werden psychosomatisiert, ihnen wird nicht geglaubt“, sagt Lisa Biehl. Was die „Seltenen“ eher

darin bestärkt, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen,

„das ist bewundernswert, wie selbstaktiv viele Betroffene und ihre Angehörigen sind.“ Eltern wie die Odones aus „Lorenzos Öl“

als Experten für seltene Erkrankungen – für die Mitarbeiter der ACHSE war das kein dramaturgischer Kunstgriff: Patienten und die Menschen, die ihnen nahestehen und helfen wollen, sie alle sind „aus der Not zu Experten geworden“, und sie teilen Wissen und Engagement mit und in den Patientenorganisationen.

Wie zum Beispiel beim Seminar „Betroffene beraten Betroffene“, das ACHSE für die Mitgliedsorganisationen anbietet. Aber auch Nicht-Betroffene aus der Medizin oder der Gesundheitspolitik fragen den Verein an und laden ACHSE ein zu kleinen Symposien und großen Kongressen. Eine solche Großveranstaltung hat

Aus der Not zu

Experten geworden.

S echs Mal wurde er bereits vergeben, der „Eva Luise Köhler Forschungspreis für Seltene Erkrankungen“: Initiiert wurde der Preis von der „Eva Luise und Horst Köhler Stiftung für Menschen mit Seltenen Erkrankungen“; die ACHSE ist hier der Kooperationspartner – die Gattin des ehemaligen Bundespräsidenten ist übrigens Schirmherrin der ACHSE. Der mit 50.000 Euro dotierte Forschungspreis ging dieses Jahr an ein Forscherteam von der Medizinischen Hochschule Hannover.

Unter der Leitung der beiden Professoren Gesine Hansen und Thomas Moritz entwickelten die Wissenschaftler einen

Ansatz zur gentherapeutischen Behandlung einer seltenen Lungenerkrankung: Viele Betroffene, die an der Krankheit leiden, ersticken schon im Kindesalter; bislang gibt es keine heilende oder lang wirkende Therapie. Die Forscher aus Hannover haben nun eine Therapie entwickelt, bei der die gesunde Kopie des Gens in reife Immunzellen eingeführt wird.

Diese korrigierten Zellen wollen sie dann nicht in das Knochenmark verpflanzen, sondern direkt in die Lunge geben.

Der „ACHSE-Central Versorgungspreis für chronische seltene Erkrankungen“ ist eine weitere Auszeichnung, den Preis schreibt ACHSE gemeinsam mit der Central Krankenversicherung aus. Prämiert werden Projekte, „die sich in innovativer Herangehensweise der Versorgung von Menschen mit Seltenen Erkrankungen widmen“. ACHSE-Geschäftsführerin Mirjam Mann erklärt, warum: „Es fehlen abgestimmte Formen der Zusammenarbeit und umfassende Konzepte, die sicherstellen, dass die Betroffenen eine fachkundige und bei Bedarf interdisziplinäre sowie sektorenübergreifende

Versorgung erhalten“. Mit der Verleihung des Preises wollen ACHSE und die Central Kranken- versicherung diesem Mangel in der Versorgung von Menschen mit chronischen seltenen Erkran- kungen entgegenwirken: „Projekte sollen gefördert, kommuniziert und multipliziert werden“.

Allianz Chronisch Seltener Erkrankungen (ACHSE) e.V.

c/o DRK Kliniken Berlin | Westend Spandauer Damm 130, 14050 Berlin Telefon 030 33 00 708-0 www.achse-online.de

Engagement - ausgezeichnet

»Unser Leben ist das, wozu es unser Denken macht.« MARCUS AURELIUS

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Lorenzo starb 2010, er wurde dreißig Jahre alt. Die Prognosen der Mediziner, die ihm bei Ausbruch der Krankheit im Alter von sechs Jahren nur noch zwei Jahre Lebenszeit schenkten, hat er weit übertroffen – dank des Öls, das sein Vater Augusto mit seiner Selbsthilfegruppe aus Wissenschaftlern und Familienangehörigen entwickelte und dessen Wirkung gerade eine Studie auch offi ziell bestätigte.

Auch in Zukunft von der Schwesternschaft unterstützt:

Lisa Biehl und ihre Kollegen von der ACHSE

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uni 1859, der Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant erlebt in Italien die Schlacht von Solferino: Österreich kämpft gegen die französisch-sardinische Armee.

Ein Massaker, vierzigtausend Soldaten werden schwer verwundet oder getötet.

Vom Elend der Männer zutiefst verstört, mobilisiert Dunant die Anwohner der umliegenden Ortschaften und organisiert die medizinische Versorgung. Die Bilder dieses Erlebnisses lassen ihn nicht mehr los: „Es gibt keinen Pardon. Es ist ein allgemeines Schlachten, ein Kampf wilder, wütender, blutdürstiger Tiere. [...]

Zu Tausenden fallen Menschen, verstüm- melt, zerfetzt, durchlöchert von Kugeln oder tödlich getroffen durch Geschosse aller Art“. In seinem drei Jahre später erschienenen Buch „Erinnerung an Solferino“ verarbeitet er allerdings nicht nur das erlebte Elend, sondern formuliert auch zum ersten Mal die Idee ziviler Hilfeleistungen in Krisengebieten;

er legt damit die ideelle Grundlage für

Hilfsorganisationen wie das DRK. Dunant beließ es allerdings nicht bei der bloßen Idee. Er wollte seine Vorstellungen auch umsetzen. Unter seiner Mitwirkung wurde 1863 in Genf das „Internationale Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwun- detenpflege“ (seit 1876 „Internationales Komitee vom Roten Kreuz“) gegründet.

Ein Ziel: Die systematische medizinisch- pflegerische Ausbildung freiwilliger Helfer bereits in Friedenszeiten und ihre Vor-bereitung auf mögliche Einsätze in Kriegsgebieten. Auf einer noch im selben Jahr abgehaltenen Konferenz beschlossen Vertreter aus sechzehn europäischen Nationen die Gründung einzelner nationaler Hilfsorganisationen.

1866 wurde mit dem sieben Jahre zuvor gegründeten Badischen Frauenverein die erste nationale Rot-Kreuz-Organisation vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes in Genf anerkannt; als „Badischer Frauenverein vom Roten Kreuz“ erhielt er die Funktion einer „Abteilung des Interna-

tionalen Hilfsverein“ für das Großherzog- tum Baden. Im November 1863 gründete sich dem „Württembergischen Sanitäts- verein“, auch aus ihm wurde später eine Rot-Kreuz-Gesellschaft gegründet. Es folgten 1864 im Großherzogtum Olden- burg der „Verein zur Pflege verwundeter Krieger“, 1866 in Sachsen der „Verein der Albertinerinnen“ und einige weitere Landesverbände. 1866 trat der Vaterlän- dische Frauenverein dem Roten Kreuz bei.

Erst 1921 schlossen sich alle deutschen Landesvereine zum Deutschen Roten Kreuz e.V. zusammen. Zu dieser Zeit hatten sie bereits einen der größten Einsätze hinter sich: Im Ersten Weltkrieg waren insgesamt sechstausend ausgebildete Schwestern an den Fronten tätig, dazu eintausend Hilfsschwestern und etwa siebentausend zusätzliche Helferinnen.

Nach ebenfalls aufopfernder Arbeit im Zweiten Weltkrieg, bei dem nun bereits über 600.000 Helferinnen im Einsatz waren, wurde das Deutsche Rote Kreuz

Das Rote Kreuz feiert 150 Jahre

»Große Werke vollbringt man nicht mit Kraft, sondern mit Ausdauer.« SAMUEL JOHNSON

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Ein karitativer

tionalen Hilfsverein“ für das Großherzog- tum Baden. Im November 1863 gründete sich dem „Württembergischen Sanitäts-

Superlativ

Vier Millionen Mitglieder, davon vierhunderttausend Aktive, ein jährliches Spenden- aufkommen von vierzig Millionen Euro: Das Deutsche Rote Kreuz ist die wohl größte und wichtigste nationale Hilfsorganisation. Mit seiner Geschichte, die vor genau 150 Jahren

begann, ist die Organisation auch eine der ältesten. 150 150 150 150 150

1945 von den Alliierten aufgelöst.

1950 erfolgte in der Bundesrepublik die offizielle Neugründung, in der DDR dann zwei Jahre später. Nach der Wende schlossen sich beide Einzelorganisationen wieder zusammen. Aktuell zählt neben der Tätigkeit in Krisengebieten wie Syrien oder bei Naturkatastrophen vor allem

auch die Organisation und Durchführung von Blutspenden zu den Aufgaben. Das Konzept organisierter, ziviler Hilfe hat sich lange bewährt. Mittlerweile gibt es ähnliche Organisationen weltweit. Dem deutschen Symbol des Roten Kreuzes auf weißer Armbinde entsprechen sowohl der rote Halbmond als auch der rote Kristall

auf weißem Grund, die zum Teil von anderen Nationalen Gesellschaften verwendet werden. Alle diese Wahr- zeichen sichern den Helfern den Schutz der Genfer Konventionen zu.

Werbung für Dunants Vermächtnis – Fahnen vor dem DRK-Generalsekretariat

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Als Verband übernehmen Sie die überregionale Lobbyarbeit für die Rot-Kreuz-Schwestern – nicht nur beim Deutschen Roten Kreuz, auch gegenüber politischen Institutionen wie Bundes- regierung, Bundestag, das alles natürlich ebenfalls in den einzel- nen Bundesländern. Wie muss man sich das vorstellen?

Delegierte aus den Schwesternschaften vertreten uns zum Beispiel in den berufspolitischen Gremien – denken Sie an den Deutschen Pflegerat oder den Deutschen Bildungsrat. Das umfasst auch die Länderebene, dort sind wir aktiv in den Landespflegeräten und so weiter.

Sie sind seit dem 1. Februar Präsidentin und Generaloberin und für das Amt nach Berlin gezogen.

Als die Entscheidung fiel, dass ich nach Berlin als Präsidentin wechseln werde, da habe ich die Gelegenheit genutzt, auch meinen Lebensmittelpunkt hierher nach Berlin zu verlegen.

Drei Monate vor Amtsantritt bin ich mit meinem Mann nach Berlin gezogen. Wir haben erwachsene Kinder, wohnen jetzt in Lichterfelde, Luftlinie anderthalb Kilometer von hier entfernt. Heute Morgen bin ich von meiner Wohnung aus in die Carstennstraße geschlendert: bei Sonnenschein und Frühlingsluft. Es ist einfach wunderschön hier.

Können Sie einschätzen, ob die Arbeit jetzt eine vollkommen andere ist als zuvor, als Sie noch Oberin einer Schwesternschaft waren?

Ich hatte es schon erwähnt: Letztlich ist der Verband ein Verein und identisch mit einer regionalen Schwesternschaft.

Hier im Verband haben wir natürlich auch das sogenannte

„Tagesgeschäft“ – nur ist die Dimension eine gänzlich andere.

Zuvor habe ich als Oberin in meine Schwesternschaft geschaut:

in die Arbeitsfelder, in die Häuser. Letztlich ist das geblieben, nur mit dem Blick in das ganze Bundesgebiet. Es ist nicht mehr nur die eine Schwesternschaft, ich blicke zu allen Vereinen und allen ihren Mitgliedern. Dafür nutze ich zum Beispiel auch die Vorstandssitzungen, die hier in der Carstennstraße stattfinden. Aber es ist mein ausdrücklicher Wunsch, selbst vor Ort zu sein, mir ein Bild von jeder DRK-Schwesternschaft zu verschaffen. Jede Schwesternschaft ist natürlich herzlich eingeladen, zu mir in die Geschäftsstelle nach Berlin zu kommen.

Das ist Basisdemokratie.

Ja, und diesen Anspruch müssen wir leben. Es ist mir sehr wichtig zu sagen: „Da sind die Menschen“. Natürlich ist es eine Herausforderung, mit jeder einzelnen von den 22.000 DRK- Schwestern persönlichen Kontakt zu haben, das ist mir bewusst. Aber ich interpretiere mein Amt mit „Nähe“ und

„Glaubwürdigkeit“. Und das sage ich jetzt nicht, damit es in der hedwig steht (lacht). Das Gespräch suchen, den Menschen mit seinen Stärken und seinen Schwächen wahrnehmen – darauf kommt es für mich an. Die Mitglieder, das sind die Menschen Frau Generaloberin Schäfer, was ist die Aufgabe einer

Generaloberin, können Sie die kurz und knapp beschreiben?

Ich führe die Bezeichnung „Generaloberin“ und bin Präsiden- tin des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK und damit erste Repräsentantin des Verbandes – genau das ist die Verbin- dung zum Deutschen Roten Kreuz: Ich repräsentiere den Verband der Schwesternschaften, also die 33 Schwesternschaf- ten Deutschlands mit ihren über 22.000 Mitgliedern. Der Verband der Schwesternschaften ist – analog zu den Schwes- ternschaften – ein eingetragener Verein. Wir haben im Verband demnach die identischen Strukturen, mit einem Vorstand und der Mitgliederversammlung. Und dem Ganzen stehe ich als Präsidentin vor.

Mitglieder sind die Schwesternschaften als Vereine?

Richtig, und die Mitglieder werden vertreten durch ihre Oberin.

Sie sagten, Ihre Aufgabe sei es, den Verband – und damit die DRK-Schwesternschaften – beim Deutschen Roten Kreuz zu repräsentieren.

Ja, und diese Zusammenarbeit mit dem DRK ist eine sehr lange und intensive: Wir werden zum Beispiel eingebunden in die Entwicklung von Strategien, auch in politische Entscheidungen, dort können wir Stellung beziehen zu unterschiedlichen Fachthemen.

Mit dem DRK-Generalsekretariat teilen Sie sich hier in Berlin mehr als nur die gemeinsame Adresse „Carstennstraße 58-60“.

Wie ist da der Austausch: eher formell, also über gemeinsame Gremien, oder doch ein informeller dank kurzer Wege?

Sowohl als auch: Ich vertrete den Verband in den Gremien

„Präsidialrat“ und „Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes“.

Wegen der räumlichen Nähe zum DRK tauschen wir uns natürlich auch auf der informellen Ebene aus.

D er Wechsel werde für sie viele Veränderungen bringen, natürlich neue Aufgaben und auch span- nende Herausforderungen: Das sagte Generaloberin Brigitte Schäfer auf ihrer offiziellen Amtseinführung im Februar. Im hedwig-Interview erzählt die neue Präsidentin des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK, welche dieser Vorhersagen sich erfüllt hat – soweit man das in dieser kurzen Zeit überhaupt schon sagen kann.

// FOTOS VON HOLGER GROSS UND MATHIAS WODRICH

„Ich blicke zu allen

Schwesternschaften und all ihren

Mitgliedern“

Generaloberin Brigitte Schäfer:

hedwig

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Sind Fort- und Weiterbildung die Argumente, die auch andere überzeugen könnten und die man vielleicht noch stärker betonen müsste, um so neue Mitglieder zu gewinnen?

Auf jeden Fall, aber dazu gehört für mich unbedingt auch die berufsethische Frage, die sich jede Pflegekraft und jeder, der im Gesundheitswesen tätig ist, zu stellen hat; Tag für Tag.

Das erfordert Nachdenken und die Bereitschaft zur Auseinander- setzung. Aber zählt letztendlich nicht für die Mehrheit: regelmä- ßiges Einkommen – krisensicherer Arbeitsplatz?

Das eine schließt das andere doch nicht aus! Es ist legitim zu sagen, „ich tue es, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, ich bin verwurzelt: zwar auf der einen Seite mit der Schwes- ternschaft, aber eben auch mit meinem Arbeitsfeld“. Und sollte sich irgendwann die Frage nach Veränderungen stellen, so verstehe ich es, wenn die Entscheidung letztlich so ausfällt:

„Mir ist der Ort, an dem ich arbeite, wichtiger“. Das ist auch eine Realität, dafür habe ich Verständnis. Es hängt so viel daran: die Familie, das soziale Umfeld. Darüber müssen wir offen sprechen können.

an der Basis; der Besuch einer Schwesternschaft bedeutet für mich, Kontakt zu den Menschen zu haben, für die ich letztend- lich in dem gewählten Amt bin. Denn das unterscheidet sich maßgeblich von der Geschäftsführungsposition in einem Unternehmen: Da bewirbt man sich, dann entscheidet ein Gremium, man wird Vorgesetzter. Aber die Menschen, die einem nun zur Seite stehen, die haben nichts dazu beigetragen und die sagen vielleicht: „Wir sind gar nicht damit einverstan- den!“ Hier bei uns ist es ganz anders, hier haben die Menschen gesagt: „Ja, diejenige soll es sein, die wollen wir wählen“.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den einzelnen Schwesternschaften, abseits formaler Zusammenkünfte wie Oberinnentreffen oder Mitgliederversammlung?

Die ist sehr fruchtbar, das habe ich in den ersten Wochen erlebt: Weil ich doch aus dem Kreis der Kolleginnen komme, eine von ihnen bin. Es sind Kolleginnen gewesen, die mich gewählt haben, um dieses Amt auszufüllen. Die enge Zusam- menarbeit aus den letzten Jahren setzen wir also fort.

Den Vorteil der Nähe genießt zumindest die Berliner DRK-Schwesternschaft – eine Sonderrolle nimmt sie dadurch bestimmt nicht ein.

Nein (lacht), da würden mich die 32 anderen Schwestern- schaften in die Pflicht nehmen. Aber es ist trotzdem großartig, dass wir räumlich und vor allem auf der kollegialen Ebene so nah beieinander sind. Das finde ich wunderbar.

Seit wann sind Sie Rot-Kreuz-Schwester?

Seit elf Jahren, also keine „geborene“ Rot-Kreuz-Schwester, die seit Jahrzehnten im Verein ist, wenn man es so plakativ formulieren möchte.

Was hat Sie damals überzeugt, einzutreten und Mitglied einer DRK-Schwesternschaft zu werden?

Mich hat der Gedanke überzeugt, einem Verein für Frauen anzugehören und sich für ihre Qualifizierung, vor allem im Bereich der Pflege, einzusetzen. Das finde ich sehr wichtig. Und in diesem Netzwerk möchte ich mich engagieren, zum Beispiel für die Aus-, Fort- und Weiterbildung.

Generaloberin Brigitte Schäfer (49) wurde in der mittelhessischen Kleinstadt Laubach geboren. Die examinierte Krankenschwester ist seit 2002 Mitglied der DRK-Schwesternschaft Hamburg, wo sie sich auch in der Gremienarbeit engagierte, so zum Beispiel als Vorstands- mitglied im Verband der Schwesternschaften vom DRK, in der Arbeitsgruppe „Öffentlichkeits- arbeit und Kommunikation“ und im Aufsichtsrat des Schwesternschaftsversicherungsvereins.

Zwischen 2004 und 2008 war Brigitte Schäfer stellvertretende Vorsitzende der Hamburger Schwesternschaft; auch leitete sie als Geschäftsführerin eine Seniorenresidenz des Vereins.

Am 1. Februar 2008 übernahm sie den Vorsitz der DRK-Schwesternschaft Hamburg, genau fünf Jahre später wurde Brigitte Schäfer Präsidentin des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK.

Über den Verband der Schwesternschaften vom DRK. Im Herbst 1882 beschlossen sieben Rot-Kreuz-Schwesternschaften, einen „Verband deutscher Krankenpfl ege-Institute vom rothen Kreuz“ zu gründen. Auf der Delegiertenliste an erster Stelle stand übrigens der „Hilfs- schwestern-Verein in Berlin (Gräfi n Rittberg)“, Vorgängerorganisation der DRK-Schwestern- schaft Berlin. Die Krankenpfl egerinnen sollten eine bessere Ausbildung durchlaufen; bereits 1874 hatte der „Verbandstag der deutschen Frauenvereine vom Roten Kreuz“ beschlossen, Krankenpfl egeschulen einzurichten. Nicht nur die Ausbildung wurde nun durchorganisiert:

Die Rot-Kreuz-Schwesternschaften erkannten schon damals, wie unerlässlich auch die Fortbildung für die Arbeit in der Pfl ege ist. Aufnahme, Ausbildung und Anstellung der Kranken- pfl egerinnen regelten die Schwesternschaften anfangs noch unterschiedlich. Der neugegrün- dete Schwesternschaftsverband erarbeitete die dafür verbindlichen Standards; eine dieser Regelungen besagte: „Die geprüften Krankenpfl egerinnen (...) heißen, Schwestern vom rothen Kreuz´. Eine Brosche mit dem rothen Kreuz wird als ,Legitimation´ vorgesehen.“

Der Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V. vertritt heute als Dachorganisation bundesweit 33 DRK-Schwesternschaften mit insgesamt 22.000 Rot-Kreuz-Schwestern, die sowohl in eigenen Einrichtungen der DRK-Schwesternschaften als auch über die Mitglieder- gestellung in Einrichtungen anderer Träger tätig sind. Der Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. gehört zum ältesten Teil der Rot-Kreuz-Bewegung.

2001 zog der Verband von Bonn nach Berlin: Seinen Sitz hat der Verband der Schwestern- schaften in einem Neunbau in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Rittberg- Krankenhaus der DRK-Schwesternschaft Berlin.

„Jede Schwesternschaft ist

herzlich eingeladen, zu mir in die Geschäftsstelle zu kommen.“

hedwig

(9)

Nach einjähriger Vorbereitungszeit – Räu- me mussten gesucht und geprüft werden – begannen im Frühjahr 2010 die Vorberei- tungen für „Schwesternschaftsjahre – Die Ausstellung der DRK-Schwesternschaft Berlin“. Die Nähe zum Bildungszentrum war durchaus beabsichtigt: Ausstellungen sollen Wissen vermitteln, und der Besuch von „Schwesternschaftsjahre“ zeigt Zusammenhänge, die den Schülern vielleicht nicht so bewusst sind.

Nach zweieinhalb Jahren wurde es Zeit für eine kritische Prüfung der bestehenden Ausstellungsinhalte. Übersichten zum Beispiel mussten aktualisiert werden; zwei Jahre von jetzt gut 138 Jahren Berliner Schwesternschaftsgeschichte sind ein nur anscheinend kurzer Zeitraum. Einige hundert Besucher haben sich die Räume im Haus S auf dem Westend-Gelände ange- schaut – die historischen Fotos fanden sie besonders interessant. Der Wunsch nach mehr wurde immer wieder geäußert.

D

urch die Arbeit am Schwestern- schaftsbuch hatten wir einen guten Überblick bekommen, was für einen kostbaren Fundus wir besitzen“, erinnert sich Renate Lawrenz. Es sind nicht nur hunderte Aufnahmen, die zahlreichen Briefe und Tagebücher aus den Nachlässen von Rot-Kreuz-Schwestern, von denen jedes einzelne Objekt die Erinnerung an

vergangene Zeiten aufleben lässt. Auch offizielle Schriftwechsel, kostbar gestaltete Urkunden und wichtige Verträge aus mehr als einhundert Jahren Schwesternschafts- geschichte könnten ganz bestimmt wegen ihrer Inhalte und der manchmal eigen- willigen Gestaltung auf Interesse stoßen.

Diese von den Schwestern wieder entdeck- ten Exponate sollten öffentlich zugänglich sein; ohne lange überlegen zu müssen, entschieden sich Oberin Heidi Schäfer- Frischmann und ihre Kolleginnen für die Einrichtung einer Ausstellung, „und die sollte unbedingt dauerhaft sein“.

Berlin-Lankwitz, Frühjahr 2009. Endlich war das Buch gedruckt, nun stand das Redaktions- team aus der Mozartstraße vor einer neue großen Aufgabe: Was soll geschehen mit Fotos, Briefen und den vielen anderen Zeitzeugnissen, vor allem mit denen, die nicht in „Leben nützlich für andere“, dem Buch der DRK-Schwesternschaft Berlin, gezeigt werden? Alles wieder zurück ins Archiv oder runter, in den Keller – und damit auf dem besten Weg ins Vergessen?

Auf großen

Spuren

»Bunt ist meine Lieblingsfarbe.« WA LTER GROPI US

hedwig

Im Archiv lagern dutzende Fotoalben aus Privatbesitz mit Aufnahmen aus dem Alltag der Berliner Rot-Kreuz-Schwestern- schaften; Material für die neu installierten digitalen Bilderrahmen schien somit aus- reichend vorhanden. Zwei Räume inklusive Flur erzählen aus den drei Jahrhunderten Schwesternschaftsgeschichte, die beiden Zimmer gegenüber standen bislang leer.

Der Förderverein „Kunst im Westend“

nutzte sie unter anderem als Archiv und Besprechungsraum. Diese Räume wurden nun in die Schwesternschaftsausstellung einbezogen. „Schwesternschaftsgeschichte werden selbstverständlich auch diese neuen Ausstellungsräume erzählen“, sagt Diane Bedbur vom Team „Ausstellung“ der DRK-Schwesternschaft Berlin, „das Thema für einen Raum stand für uns sofort fest“:

die „Geschichte der Ausbildung am Beispiel der Krankenpflegeschulen Berliner Rot-Kreuz- Schwesternschaften“, so der etwas sperrige Arbeitstitel, das Thema

Leere Räume mit neuen Ausstellungsthemen füllen

„SchwesternschaftsJahre“ wird zur Zeitreise mit Durchgangszimmern

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dann umgesetzt auf knapp zwanzig Quadratmetern Ausstellungsfläche – wie bereits in den bestehenden Räumen hatten sich die Ausstellungsmacher wieder auf das Wesentliche zu beschränken, „nicht so viel wie möglich, sondern ganz gezielt Infor- mationen anbieten, mit den passenden Exponaten als Ergänzung“, erklärt Diane Bedbur die optisch-inhaltliche Ausrichtung im Ausstellungskonzept. Eine Klassen- situation simuliert der Raum „Ausbildung“

– Schülerinnen des Krankenpflegekurses 1962 sind als lebensgroßes Postermotiv zu sehen, davor stehen Schultische, auch aus dieser Zeit. Wandtafel und historische Schaubilder, dazu Unterrichtsmaterialien wie Schulbücher und andere Notizen sollen den Eindruck vervollständigen.

Die Inhalte des anderen neuen Raumes sind bereits Thema im alten Ausstellungs- teil: die Einrichtungen. Die imposante Berlin-Karte im Treppenaufgang zum eigentlichen Ausstellungsbereich bietet einen ersten Blick über alle Einsatzorte Berliner Rot-Kreuz-Schwestern, über Berlin hinaus. Die schmalen Hochkanttafeln im Raum Zwei stellen eine Auswahl an Gesundheitseinrichtungen kurz vor: die DRK Kliniken Berlin, deren Träger die Schwesternschaft ist. Ihre Bedeutung für den Verein erklärt nun ausführlich der vierte und letzte Raum. Nicht nur über die fünf Kliniken und das Pflegeheim der Schwesternschaft können sich die Besucher hier informieren: Auch Einsatzorte, an denen die Berlinerinnen nicht mehr arbei- ten, die aber dennoch Teil der Geschichte ihres Vereins sind, werden mit der Aus- stellung aus der drohenden Vergessenheit geholt. Eine Änderung haben sich Diane Bedbur, Renate Lawrenz und Kollegen auch

bei der Gestaltung des Flures überlegt:

An der rechten, bisher blütenweißen Wand ist nun die Silhouette des Westend-Kran- kenhauses zu sehen, ein Verweis auf den geschichtsträchtigen Ort, zu dem seit 2010 „Schwesternschaftsjahre“ gehört.

Auch die Besucher, die die Ausstellung kennen, werden eine weitere „Aktualisie- rung“ sofort entdecken: In einer Glasstele steht ein Paar Schuhe, es sind die Kinder- schuhe Hedwig von Rittbergs, der Gründe- rin der ersten Rot-Kreuz-Schwesternschaft Berlins, „ein sehr emotionales Ausstellungs- stück für uns Mitglieder“, meint Diane Bedbur. Es sind die ältesten Exponate im Besitz der Schwesternschaft, 171 Jahre alt.

Zuletzt waren die Schuhe im Mutterhaus in der Mozartstraße zu sehen. „Schwestern- schaftsjahre 1875 bis heute – Die Ausstel- lung der DRK-Schwesternschaft Berlin“

befasst sich mit dem Erbe der Schwestern- schaft; der perfekte Rahmen, die Schuhe der Frau zu zeigen, die der Ausstellung im Westend ihr „Gesicht“ gab – Hedwig von Rittberg. Am 8. Juni laden die DRK Kliniken Berlin | Westend ein zum „Tag der offenen Tür“.

Offen sein wird dann auch wieder die Tür zur Ausstellung.

Wiedereröffnung am 8. Juni 2013, reguläre Öffnungs- zeiten dann dienstags und donnerstags von 14 bis 16 Uhr oder nach Vereinbarung unter 030-3035-5450 und per Mail: info@drk-schwesternschaft-berlin.de DRK Kliniken Berlin | Westend, 14050 Berlin, Spandauer Damm 130, Haus S (Bildungszentrum) Weitere Informationen über die Ausstellung finden Sie auf den Schwesternschaftsseiten

www.drk-schwesternschaft-berlin.de

Schwesternschaftsjahre 1875 bis heute. Die Ausstellung der DRK-Schwesternschaft Berlin

S chwe st er ns ch afts jahr e

BIS HEUTE

S chwe st er ns ch afts jahr e S chwe st er ns ch afts jahr e S

18 75

BIS HEUTE

»Aktivität ist nun einmal die Mutter des Erfolgs.« CLAU DE ACH I M H ELV ÉTI US

hedwig

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»Der verlorene Tag ist der, an dem man nicht gelacht hat.« N ICHOLAS CH A M FORT

hedwig

Viele externe Dozenten unterstützen die Abteilung Fort- und Weiterbildung der Schwesternschaft

Liegnitz, 1842.

„Wissen Sie, Frau Gräfin, für die kleine Comtesse mache ich Ihnen die Schuhe die nächsten Jahre umsonst“, Schuhmacher Hentschel schaut die Gräfin nicht an, als er ihr das Angebot unterbrei- tet. Nachdenklich kratzt sich Hentschel sein schlecht rasiertes Kinn. Drei Jahre ist das Kind alt, denkt er, Tanzschuhe für den Manöverball werde ich ihr bestimmt nicht schustern, so alt wird die Kleine nicht.

„Nächste Woche bringe ich Ihnen die Schuhe vorbei, Frau Gräfin“, die Schuhgrö- ße musste sich Hentschel nicht aufschrei- ben, die Angaben merkt er sich, wär schade ums Papier, das sagt er immer dem Franz, seinem Gesellen, nur weil der sich ein paar Zahlen nicht merken kann. Wie viele Schuhe ich wohl schon für die von Ritt- bergs angefertigt habe, das hätte er sich doch aufschreiben sollen, zehn Kinder sind das bestimmt, jetzt noch die Jüngste, die Hedwig. „Herr Hentschel, und bitte schwarz: keine gelben oder weißen Schuhe“, natürlich, Frau Gräfin, brummt Hentschel, verbeugt sich knapp und setzt sich den Zylinder auf. Rosel, das Kinder- mädchen, bringt den Schuster bis zur Tür.

„Ich hoffe, die kleine Gräfin wird die Schuhe länger tragen, nicht nur bis zum Winter“, „wie kommen Sie darauf, Herr Hentschel?“, „na ja, sie ist drei Jahre alt, ihre Füße sind so klein wie die eines Einjähri- gen“ und richtig laufen könne die Comtesse doch auch nicht, „da machen Sie sich mal keine Gedanken, unsere Hedwig ist zäher als alle anderen Kinder ihres Alters“.

Neu-Babelsberg, 1889.

Nachdenklich streicht Hedwig von Rittberg über ein Paar Kinderschuhe, meine ersten, wie winzig die sind, nicht einmal elf Zentimeter. Der

alte Hentschel. Im Revolutionsjahr ´48 kamen er und Schneidermeister Enderlin in unser Haus, in Bürgeruniform. „Wir müssen uns dienstlich bei Ihnen melden, Herr Major von Rittberg“, die Bürgergilde hatte die Beiden geschickt, der Vater sollte nicht Posten beziehen, Enderlin und Hentschel übernahmen für ihn. Eine solche Harmonie zwischen den Ständen, in dieser unruhigen Zeit. Die Schuhe, Ziegenleder hatte Hentschel verwendet, zwei identische hatte er geschustert; einen linken und einen rechten Schuh fertigen die Schuh- macher nämlich erst seit ein paar Jahren, aus England kam diese Mode, dabei haben die Römer so schon vor zweitausend Jahren ihre Sandalen hergestellt. Lange trug Hedwig von Rittberg dieses erste Paar;

Schuhe und auch die ersten Strümpfe hatte die Mutter aufbewahrt, eine doppelte wertvolle Erinnerung an die ersten Lebensjahre. Die Mutter, die das Kind, ihr elftes, nicht haben wollte und es dennoch mehr liebte als all die anderen. So oft hatte mir die teure Mutter von meinem elenden Sein und ihren vielen Sorgen um mich gesprochen, so oft hat sie mir in ihrer teuren Mutterliebe dafür fast Abbitte getan. Rosel hat mir die ersten Schritte nach drei Jahren beigebracht, ausgerechnet als die Mutter verreist gewesen war.

Wie groß war ihre Freude, mich laufen zu sehen, wie ich mit unsicheren Schritten auf sie zukam...

Liebevoll legt Hedwig von Rittberg die Schuhe zurück in die kleine Holzkiste, ihre ständige Erinnerung an eine weit zurück- liegende Vergangenheit.

Lebendige Exponate

Aufsichtspersonal muss heute mehr können als nur „Bitte Ruhe“

zischen oder „No photos, no cameras“ zu sagen: Zu jeder nur möglichen Frage müssen die Ausstellungsmitarbeiter eine Antwort finden. Unser Ausstellungspersonal bringt dafür die besten Voraussetzungen mit: Es sind sieben Rot-Kreuz-Schwestern im Ruhestand, die sich an zwei Tagen in der Woche der gewünschten Neugier der Besucher stellen. An der Geschichte der Berliner DRK-Schwesternschaft haben sie mitgeschrieben; die Schwestern sind Zeitzeugen und damit ein lebendiger Teil von „Schwestern- schaftsjahre“. Wir möchten an dieser Stelle unseren Schwestern für ihre Unterstützung danken, ohne die die Dauerausstellung nie eine öffentliche gewesen wäre:

Margot Paul-Peetz Barbara Sommerfeld Elga Stockmann Susanne Groß

Lotti Krumholz Annelise Kurz Renate Lawrenz

„Ich weiß dies deshalb so genau,

weil dieselben in diesem Augenblick vor mir stehen“

(Frei nach: „Erinnerungen aus drei Jahrzehnten meines Berufslebens – nebst Selbstbiographie der Verfasserin Hedwig Gräfi n Rittberg“ Berlin, 1896)

(12)

„M

ogli ist einer unserer Haushunde“, erklärt Heimleiterin Ulrike Laschinsky, Tekla – „das ist der Friseur- hund“– der andere. Mogli, Promenadenmi- schung mit Widerristhöhe von geschätzten dreißig Zentimetern, ist meist dort zu finden, wo sich Ulrike Laschinsky aufhält – die übrigens die „Mogli-Kolumnen“

verfasst. Von ihrem Büro aus hat der Hund einen guten Überblick: Fremde – vor allem die Männer – begrüßt Mogli mit einem lauten Bellen, „da meldet sich sein Beschüt- zerinstinkt“. Für die Leiterin der Pflegeein- richtung sind Mogli und Tekla nur einer von vielen Gründen, warum sich Interes- senten für eine Wohnung hier im Heim entscheiden: „bei uns ist Leben“, keine verordneten Ruhezonen – die Einrichtung an der Britzer Straße will sich bewusst von anderen abgrenzen. Und das gelingt nicht nur über das Halten freilaufender Haus- tiere. Letztlich würde dann auch der optische erste Eindruck zählen, sagt Ulrike Laschinsky, „die meisten schwärmen, wie hell es hier ist.“ Ein guter Einstieg sei dies für das Kennenlerngespräch mit den künftigen Bewohnern und ihren Ange-hörigen, „denn ihr Vertrauen müssen wir gewinnen“. Und das schaffen meist dann auch Ulrike Laschinksy und ihre Kollegen aus den DRK Kliniken Berlin | Pflege & Wohnen Mariendorf.

1985 entstand hier der Neubau; in den Jahren danach wurde er immer wieder

verschönert und verbessert. Vor fünf Jahren beendeten die Handwerker zum Beispiel ihre großen Umgestaltungsar- beiten der vier Wohnbereiche. Und im März 2013 konnten neue Heimbewohner die nochmals renovierten Zimmer „An der Küste“ beziehen – dort wohnten eine Zeitlang Beatmungspatienten. Nach ihrem Auszug wurde die für die Behandlung erforderliche Infrastruktur zurückgebaut.

Ganz zufrieden ist Ulrike Laschinsky noch nicht, gerade der PVC-Fußboden, der noch auf einigen Fluren und in Bewohnerzim- mern ausliegt, erinnere an eine Klinik. Die Mariendorf ursprünglich auch war, „den Fußbodenbelag bitte noch austauschen, dazu noch schöne Gardinen und alles wirkt noch freundlicher“ ergänzt sie ihre

Wunschliste, „und am liebsten sollte es nur noch Einzelzimmer geben“, da sei die Nachfrage besonders hoch. Seit drei Jahren leitet die 53-Jährige die DRK Kliniken Berlin | Pflege & Woh- nen Mariendorf. Dabei haben nicht nur Besucher sie früher bereits in dieser Funktion gesehen – der Erstkontakt lief schon immer über sie. „Ich musste nicht überredet werden“, auch wenn „Heimleiterin“

nie wirklich in ihrer Karriere- planung vorgesehen war. Mit der Arbeit als Sozialarbeiterin der

Pflegeeinrichtung war sie nämlich glücklich: 1990 hatte sie ein Stelleninserat gelesen, das sie ein wenig missverstand:

Ulrike Laschinsky kannte das Haus, die Mutter war Mitte der Achtziger hier Patientin, „die Einrichtung gefiel mir schon bei meinem ersten Besuch“. Da ihr der Arbeitsweg von Rudow in das Reinicken- dorfer Krankenheim zu weit war, in dem sie Ende der Achtziger arbeitete, kam die Ausschreibung wie gerufen. Nur dass sie nun als Sozialarbeiterin für ein Kranken- haus zuständig sein sollte, schien un- gewohnt – spätestens beim Vorstellungs- gespräch klärte man sie über den Irrtum auf. Durch ihre Erfahrung mit einer Senioreneinrichtung bekam sie auch die Möglichkeit für einen Vergleich: Bei dem

lag Mariendorf vorn, „hier gab es schon damals den Luxus, Ein- und Zweibett- zimmer anzubieten“, während in anderen Pflegeheimen Zimmer für drei und mehr Bewohner üblich gewesen seien.

Obwohl jetzt die Heimleitung hinzukam, Sozialarbeiterin ist Ulrike Laschinsky geblieben. Einen Vorteil hat ihr diese Per- sonalunion gebracht, „jetzt bin ich in der Position, Entscheidungen anzuschieben und die dann mit anderen durchzusetzen“;

auch aus dem Grund bereite ihr die neue Arbeit noch mehr Freude. Von der Kombi- nation Sozialarbeiterin/Heimleiterin profitieren letztlich die, die in ihrer Arbeit im Mittelpunkt stünden: die Bewohner, denn die soziale Komponente sei bei ihr doch viel stärker ausgeprägt als zum Beispiel bei einem Betriebswirt als Heim- leitung. Eine ihrer Aufgaben ist die Vertretung des Trägers, der DRK-Schwe- sternschaft Berlin: Auf Veranstaltungen begrüßt sie die Gäste auch in ihrer Funk- tion als Rot-Kreuz-Schwester. Seit 2006 ist Ulrike Laschinsky Mitglied – ein „außer- ordentliches“, da sie die vom Vereinsstatut geforderte Alten- oder Krankenpflege- ausbildung nicht vorweisen kann. Die Konsequenzen sind jedoch eher formal wie weniger Stimmmengen auf Mitglieder- versammlungen als ein „ordentliches“

Mitglied – die Akzeptanz untereinander und von außen ist natürlich gleich.

Der Eintritt in die Berliner Rot-Kreuz- Schwesternschaft war Folge einer inten- siver werdenden Zusammenarbeit mit dem Mutterhaus in der Mozartstraße, in dem bis 2005 Schwestern im „betreuten Wohnen“

lebten. Im Laufe der Jahre zogen auch von dort Schwestern im Ruhestand in die Mariendorfer Pflegeeinrichtung. „Durch die Pensionierten wurde der Kontakt zur Schwesternschaft enger und noch persön- licher“, ein Vereinseintritt wurde so nur zu einer Frage der Zeit. Mit dem Einzug der pensionierten DRK-Schwestern entwickelte sich die Einrichtung wieder zu einem Feierabendheim; Angehörige von Mitar- beitern und diese später selbst wollen ihren Lebensabend hier verbringen. Lebenslange Fürsorge, diese Schwesternschaftstradition helfen Ulrike Laschinsky und ihre Kollegen zu bewahren. Und sicherlich ist dies einer der Gründe für den hohen Anteil an examinierten Pflegekräften in den DRK Kliniken Berlin | Pflege & Wohnen Mariendorf; der ist nämlich größer als in anderen Berliner Seniorenheimen. Die Zusammenarbeit mit der Pflegedienst- leitung funktioniere übrigens schon immer hervorragend, betont Ulrike Laschinsky,

„sonst hätte ich es nicht gemacht“ und

Lebenslang fürsorglich

meint damit die Übernahme der Heim- leitung. Christine Baermann, Manuela Gallo und sie seien sich einig, was die Verbesserung der Lebensqualität für die Bewohner betrifft, „für uns ist es das Höchste, dass es ihnen gut geht“. Auch wenn der Einzug in ein Pflegeheim eine sehr emotionale Erfahrung ist – „für alle ist das ein großer Schritt, nicht nur der Tod ist eine traurige Phase, oft auch der Umzug ins Heim“ – hier in Mariendorf bekommen sie tatsächlich die versprochene bessere Lebensqualität: „Sie ziehen in eine kleinere Wohnung, also in ihr Zimmer, das sie nach ihren Vorstellungen einrichten, und erhal- ten zudem direkt die Pflege und medizi- nische Versorgung, die sie benötigen“, sagt die Heimleiterin. Das alles in einer Gemein- schaft, einer großen „Senioren-WG“. Kurze Zeit nach dem Umzug ins Pflegeheim meinte eine Bewohnerin, die sich schwer mit der Entscheidung getan hatte: „Frau Laschinsky, ich habe es nicht bereut“ – ein schöneres Lob für sich und ihre Kollegen kann sich Ulrike Laschinsky nicht vor- stellen. Eine potenzielle Nachfolgerin hat sie übrigens schon – die Tochter, auch sie studiert Sozialarbeit, „sie mag das Haus und ihr gefällt die Arbeit mit älteren Menschen“.

Wie die Mutter.

Ein Hund mit eigener Kolumne. „Und die wird von vielen zuerst gelesen“ – „Moglis Welt“

erscheint in jeder Monatsausgabe des „Mariendorfers“. Hund und Magazin gehören zu den DRK Kliniken Berlin | Pflege & Wohnen Mariendorf.

Ulrike Laschinsky leitet das Pflegeheim der Schwesternschaft

„Für uns ist es das Höchste,

dass es den Bewohnern gut geht“

»Die Art, wie man gibt, bedeutet mehr, als was man gibt.« Pierre Correille

hedwig

Seit drei Jahren Heimleiterin - Ulrike Laschinsky

(13)

Ja, nein – jein

Regionales Beiratstreffen auf der Suche nach wichtigen Antworten

Der 8. März war „Frauentag“, trotzdem wurden Männer an diesem besonderen Tag zum zentralen Gesprächsthema: In den DRK Kliniken Berlin | Köpenick traf sich der „Regionale Beirat der DRK-Schwesternschaften“. Zwanzig Teilnehmerinnen aus neun Vereinen diskutierten über das

„Pro & Contra: Männer in der Schwesternschaft“. Begrüßt wurden die Rot-Kreuz-Schwestern von den Gastgeberinnen: Oberin Doreen Fuhr und der Beiratssprecherin der Berliner Rot-Kreuz-Schwesternschaft, Margitta Konzack.

Als Fachreferenten auf dem Regionalen Beiratstreffen und Experten zum Thema „Männer in DRK-Schwesternschaften“ sprachen Dagmar Avital, Leiterin der Abteilung Fort- und Weiterbildung und der Berliner Anwalt Ralf Mydlak. Er stellte den DRK-Schwestern die Ergebnisse seiner juristischen Prüfung vor – die Aufnahme von lediglich weiblichen Mitgliedern in die Schwesternschaft sei rechtmäßig, „es besteht kein Aufnahmezwang“. Die besonderen Strukturen der DRK-Schwesternschaften sind historisch gewachsen, die Vereine Frauen-Netzwerke, „es liegen sachlich gerechtfertigte Gründe für die ausschließliche Aufnahme von Frauen vor“.

Und Männer könnten jederzeit über das Anstellungsverhältnis in eine DRK-Schwesternschaft eingebunden werden. Dagmar Avital von der DRK-Schwesternschaft

Berlin kam in ihrem Vortrag zu dem offnen Ergebnis, dass sich die zentrale Frage stellen muss, „ob es in Zukunft um das Pro und Contra von Männern in der Schwesternschaft geht oder aber um Schlüssel-Qualifikationen für die Zukunft“. Nach den Vorträgen und einer abschließenden Diskussionsrunde bekamen die Gäste aus ganz Deutschland die Möglichkeit, mit den DRK Kliniken Berlin | Köpenick einen der Arbeitsorte ihrer Berliner Kolleginnen näher kennenzulernen.

Stühlerücken für Bulgarien

Schwesternschaft und Kliniken spenden Möbel: Zweitausend Kilometer südöstlich Berlins werden sie dringend gebraucht:

Stühle und Tische, die bislang in den DRK Kliniken Berlin standen. Mit zwei Lastkraftwagen und acht Helfern wurden sie Ende April Richtung Bulgarien transportiert und einer Klinik übergeben. Verantwortlich für dieses Hilfsprojekt ist das Berliner Rote Kreuz; Präsident Dr. Uwe Kärgel kontaktierte im Januar Oberin Doreen Fuhr: Verfügen die Kliniken der Schwes-

ternschaft über ein Kontingent an nicht mehr benötigten Möbeln wie Betten, Tischen, Stühlen? Oberin Fuhr leitete die Anfrage umgehend weiter an die Pflege- dienstleitungen – ja, tatsächlich: Astrid Weber von den DRK Kliniken Berlin Köpenick bot zweihundert Tische und fünfhundert Stühle, Christine Baermann – Pflegedienstleitung für die Standorte Mitte und Mariendorf – meldete zehn nicht mehr benötigte Tische. Westends PDL Martina Parow hatte fünf Säuglingsbetten im Angebot, die bislang im Park-Sanatorium standen. Den Umzug der Möbel übernahm eine deutsch-bulgarische Firma, die in Ruse – einer Hafenstadt an der Donau – und in Lowetsch in Nordbulgarien zwei Fabriken hat. In den Krankenhäusern in diesen beiden Städten stehen jetzt die Möbelstücke aus Berlin.

Vorstandsmitglied ist

Ehrenpräsidentin

Zu den vielen Titeln, Ämtern, Funktionen,

die Sabine Bergmann-Pohl in ihren Karrieren als Politikerin, Medizinerin und sozial Engagierte sammeln konnte, ist ein weiterer hinzugekommen: Sie ist seit Januar Ehrenpräsidentin des Berliner Roten Kreuzes, für das sie bis Oktober 2012 als oberste Repräsentantin arbeitete. Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Dr. Rudolf Seiters, bedankte sich auf einer Feierstunde bei Dr. Sabine Bergmann-Pohl und dem früheren Vizepräsidenten, Frank-Michael Benndorf. Seiters verlieh der nun Ehrenpräsidentin anschließend die höchste Auszeichnung des DRK. Für ihren Nachfolger im Amt, Dr. Uwe Kärgel, sind die „(Damen-)Schuhe, die mir Frau Dr. Bergmann-Pohl hinterlassen hat, viel zu groß“. Das letzte Präsidium bezeich- nete Kärgel als ein „Trio ideale”; es habe den Berliner Landesverband nach dessen Insolvenz wieder in eine hervorragende Position geführt. Einen anderen Titel will die Ehrenpräsidentin und „Multifunktionärin“ – als die sie eine regionale Zeitung einmal beschrieb – unbedingt behalten:

Sabine Bergmann-Pohl bleibt – trotz Ruhestands – Mitglied im Vorstand der DRK-Schwesternschaft Berlin.

»Keine Schuld ist dringender als die, Dank zu sagen.« CICERO

hedwig

15

Millionen Internetseiten mit der „de“-Domain hat das Deutsche Network Information Center aktuell registriert;

mit einem Klick auf „Veröffentlichen“ ging am 22. März um 15.16 Uhr ein weiterer Webauftritt online – der vom Bildungszentrum für Pflegeberufe. Pünktlich zum Beginn des neuen Ausbildungs- jahres finden die Besucher nun alles Wichtige über die Einrich- tung und wie auch den Träger, die DRK-Schwesternschaft Berlin.

Auch die DRK Kliniken Berlin werden als Ausbildungspartner vorgestellt. Die Farbgestaltung der Seiten orientiert sich am Logo der Schwesternschaft: Blau und Rot aus der Brosche sind die dominierenden Farben. Bei den Inhalten der neuen Webseiten

„dominieren“ natürlich die beiden Gruppen Lehrer und Schüler.

Durchschnittlich fünfzig Interessenten suchen jeden Tag auf den biz-Seiten nach Informationen. Viele von ihnen sind Schüler vom biz, die hier ein weiteres neues Onlineangebot nutzen möchten – das „biz itslearning“: Mit dieser E-Learning-Plattform können die Schüler ihr Lernen neu organisieren: Das Einloggen ist von jedem internetfähigen Computer aus möglich. Auf „biz itslearning“

können die Schüler Projekte anlegen, zu denen sie Mitschüler

einladen – um zum Beispiel für die nächste Gruppenarbeit eine Präsentation zu erarbeiten, Diskussionsforen einzurichten, Umfragen zu gestalten oder sich zur Prüfungsvorbereitung in Gruppenvideokonferenzen auszutauschen. Die Schüler können auch ein Lerntagebuch führen und wichtige Termine in ihrem eigenen Kalender vormerken. Auch die Dozenten vom Bildungs- zentrum für Pflegeberufe sind auf dieser Plattform aktiv, sie nutzen die Möglichkeiten interaktiver Kommunikations-, Bewertungs-, Medien- und Organisationstools. Die Dozenten hinterlegen zum Beispiel den Schülern die aktuelle Literatur wie auch Unterrichtsmaterial zu den jeweiligen Modulen.

Auch schafft das System die Möglichkeit, dass die Lehrer Lern- fortschritte beobachten können und Lernzielkontrollen in unterschiedlichen Varianten vornehmen. Vor dem 22. März fanden Besucher das Bildungszentrum nur auf den Unterseiten der beiden Webauftritte von Schwesternschaft und Kliniken – als sehr eingeschränktes Informationsangebot. Die neue Home- page des Bildungszentrums mit ihren mehr als zwanzig Seiten ist unter der Webadresse www.bizbildungszentrum.de abrufbar.

Seit März mit eigenen Internet- auftritt: Das Bildungszentrum für Pfl egeberufe der DRK-Schwestern- schaft Berlin

biz im Web

(14)

S

ie ging anschließend als Gemeinde- schwester nach Frankreich, in Paris arbeitete sie von Januar 1934 bis zum August 1935. Anschließend führte sie ihr beruflicher Weg nach Göttingen, an die Frauenklinik der niedersächsischen Stadt.

1937 kam Elisabeth Schlegtendal an die Charité und arbeitete dort im Labor und als Leitende Schwester auf einer Station.

Im Zweiten Weltkrieg versorgte sie im Heeressanitätsdienst verwundete Soldaten.

„Während dieser ganzen Zeit haben mir die Armeeoberinnen immer wieder versichert, dass sie ein besonders gutes Element im Gemeinschaftsleben ist. Sie denkt und handelt überlegen und selbst- ständig“, notierte wohlwollend ihre Oberin Gerda von Freyhold, „ihr sehr kameradschaftliche Art hat ihr immer die Zuneigung der Schwestern gesichert“. Für einige Monate ging Elisabeth Schlegtendal wieder nach Göttingen, dieses Mal

arbeitete sie an der Werner-Schule. Zurück in Berlin übernahm sie Führungsaufgaben an der Charité – sie vertrat die erkrankte Oberschwester der Hals-Nasen-Ohren- Abteilung. Ihr Vorgesetzter lobte „die außerordentliche Einsatzbereitschaft und die organisatorische Begabung“ von Schwester Elisabeth. Die Arbeit war oft nicht ganz einfach: Junge Assistenzärzte und ältere „Freie Schwestern“ widersetzten sich: An fast fünfzig Prozent aller Kranken- betten versahen diese freien Schwestern den Pflegedienst, die ohne strenge organi- satorische Bindung wie ihre Kolleginnen der Rot-Kreuz-Schwesternschaften Einzelangestellte der Krankenhäuser waren. Schwester Elisabeth organisierte den „Luftschutzdienst“ und leitete auch die Aufräumarbeiten nach den fast täglichen

D ie Tochter eines Fabrikanten wurde am 5. Oktober 1908 in Wuppertal-Barmen geboren, der Stadt

Friedrich Engels. Nach dem Besuch des Lyzeums und anschließender Praktika – sie arbeitete unter anderem als Kindergärtnerin und in einem Kinderheim – absolvierte Elisabeth Schlegtendal am 26. Juni 1933 in Bremen ihr Krankenpflege-Examen, in der Hansestadt besuchte sie dann das Ansgar-Schwestern-Seminar.

Bombenangriffen. „Da sie einen guten Humor und gute Umgangsformen besitzt, geschah alles ohne Schärfe, obwohl sie stets klar und deutlich ihre Meinung zum Ausdruck bringt“ – wieder lobte sie ihre Oberin.

Zweifache Oberin

Nach dem Krieg arbeitete sie für zwei Jahre im Wedding, am Krankenhaus in der Drontheimer Straße – den DRK Kliniken Berlin | Mitte. Ihre nächste Station war ab April 1949 das „Marien- heim“ (DRK Kliniken Berlin | Pflege &

Wohnen Mariendorf): Sie wurde Oberin der Brandenburgischen Schwestern- schaft Marienheim. Im Oktober 1955 übernahm Oberin Schlegtendal zusätz- lich die Leitung der Paulinenschwestern- schaft. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie kürzer treten, Elisabeth Schlegtendal litt unter Schlaflosigkeit, ein Arzt attestierte bei ihr eine akute Depression; er verschrieb Valium und Tryptizon: „ (...) Da es nach dem Gege- benen auch in absehbarer Zeit noch ausgeschlossen erscheint, daß die volle Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt werden kann, wird der Antrag auf vorläufige Bewilligung einer Berufsun- fähigkeitsrente gestellt.“ Am 1. April 1966 wurde sie pensioniert, zum neuen Lebensmittelpunkt wurde das Mutter- haus der DRK-Schwesternschaft Lübeck.

Trotzdem blieb die Oberin im Ruhestand mit ihren Schwestern in Berlin in ständigem Kontakt, sie ließ sich über alle Ereignisse in ihrem alten Mutterhaus informieren. Noch lange Zeit hoffte sie, eines Tages nach Berlin zurückkehren zu können. Jedoch verschlechterte sich der

Gesundheitszustand der pensionierten Oberin zusehends. Im April 1976 zog sie in ein Altersheim in Herne; dort, im nördlichen Ruhrgebiet, wohnte auch ihre Schwester. Elisabeth Schlegtendal starb am 4. Oktober 1976, einen Tag vor ihrem Geburtstag, an dem sie 68 Jahre alt geworden wäre. „Mit Ergriffenheit und großer Dankbarkeit denken wir an die Heimgegangene und an die Zeit ihres Wirkens hier in Berlin. Vieles aus der Zeit ihrer Führung der beiden Schwes- ternschaften wird in unserer Erinnerung immer lebendig bleiben“, schrieb Oberin Christa Rohr über Elisabeth Schlegtendal in einer Mitteilung an ihre Berliner Rot-Kreuz-Schwestern.

In der Reihe „Oberinnen im Porträt“

sind bereits erschienen:

Elsbeth von Keudell (hedwig I/2007) Anna Maria Luise Scheld (hedwig II/2007) Rose Zirngibl (hedwig I/2008) Hedwig von Rittberg (hedwig II/2008) Hertha Janke (hedwig I/2009) Cläre Port (hedwig II/2009) Gerda von Freyhold (hedwig I/2010)

Alexandrine von Üxküll-Gyllenband (hedwig II/2010) Ehrengard von Graevenitz (hedwig I/2011) Clementine von Wallmenich (hedwig II/2011) Christa Rohr (hedwig I/2012)

Else Wesenfeld (II/2012)

Elisabeth Schlegtendal, Oberin der Brandenburgischen Schwesternschaft Paulinenhaus

Mit „gutem Humor und guten Umgangsformen“

Oberin Elisabeth Schlegtendal

Schwere Bürde Oberinnenamt

»Vieles kann der Mensch entbehren, nur den Menschen nicht.« LUDWIG BÖRNE

hedwig

Oberin Schlegtendal mit Oberin Ehrengard von Graevenitz (rechts)

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