• Keine Ergebnisse gefunden

Alles steht Kopf

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Alles steht Kopf"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

158 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2016 | www.pta-aktuell.de

Der Animationsfilm spielt in der Gefühlswelt einer Elfjährigen und behandelt Fragen wie „Wie ticken wir Menschen?“, „Welche Funktion haben Emotionen?“ oder

„Was passiert in unserem Inneren?“.

F

ünf Emotionen, dar- gestellt als bunt ani- mierte Weiblein und Männlein, leisten im Hauptquartier, dem Kontroll- zentrum der elfjährigen Riley, Schwerstarbeit. Sie heißen Freude, Angst, Wut, Ekel und Kummer und streiten sich stets um den Steuerknüppel der Ge- fühle: Freude führt dem Mäd- chen das Positive vor Augen.

Wut ist ein roter Hitzkopf, dem immer wieder die Hutschnur platzt, und der einschreitet, wenn Ungerechtigkeit droht. Ekel mäkelt andauernd und meldet sich, wenn Gefahren wie Spinat drohen, während Kummer von einer Brille-tragenden Heulsuse dargestellt wird. Angst, ein dünnes Männchen mit Pullun- der, macht sich ebenfalls be- merkbar, wenn Gefahren wie beispielsweise Stromkabel im Anmarsch sind – und Riley ist die Anführerin dieser fünfköp- figen Truppe. Das Mädchen führt mit ihrer Familie in der ländlichen Gegend von Min- nesota ein beschauliches Leben, bis ihr Vater ankündigt, dass

aufgrund seines neuen Jobs ein Umzug ansteht.

Als es dann soweit ist und die Familie nach San Francisco fährt, beginnen Rileys Emotio- nen verrückt zu spielen. Im neuen Zuhause angekommen muss sich die Familie zunächst provisorisch einrichten, weil der Umzugswagen nicht recht- zeitig eintrifft. Das Gefühl Freude versucht, die Situation ins Positive zu retten, doch es will einfach nicht gelingen:

Riley muss sich plötzlich in einer Großstadt zurecht finden, fühlt sich sehr unwohl und es beginnt die bisher schwerste Zeit im Leben des Mädchens.

Nun sind die Emotionen ge- fragt, Riley wieder ins Gleichge- wicht zu bringen, doch das scheint nicht so einfach. Inner- halb weniger Tage ist aus dem einst glücklichen Kind ein frus- trierter Teenager geworden:

Schöne Erinnerungen kommen plötzlich mit Kummer in Be- rührung und stimmen Riley nun eher traurig. Und als der unglückliche Kummer und die optimistische Freude sich auch

noch streiten, geht wirklich alles schief, denn beide Gefühle werden dabei tief ins Langzeit- gedächtnis befördert und sind erst einmal nicht mehr erreich- bar. Versehentlich haben sie wichtige Kernerinnerungen von Riley mitgenommen und müs- sen diese nun unbedingt wieder ins Hauptquartier zurückbrin-

gen, damit sie nicht für immer verloren gehen. Die beiden ver- irrten Emotionen treffen auf ihrer Reise durch unbekannte Hirnregionen, durch Areale des abstrakten Denkens und durch Bereiche der Traumproduktion auf Rileys imaginären Freund Bing Bong, der über eine La- dung guter Laune verfügt und vorschlägt, einfach den Gedan- kenzug zurück zu nehmen. Ei- gentlich eine gute Idee, doch auch das geht schief, denn als Riley am Abend einschläft, bleibt der Zug auf halber Stre- cke stehen.

Während beide Emotionen ver- suchen, wieder in Rileys Kom- mandozentrale zu gelangen, dominieren Wut, Angst und Ekel die Gefühlslage des Teen- agers und überlegen, wie es ohne Freude und Kummer wei- tergehen soll. Riley wird in der Zwischenzeit ein richtiger Miesmuffel und legt sich stän- dig mit ihren Eltern an. Im Ge- hirn des Teenagers geht es drunter und drüber: Freude versucht schließlich, über die Rohrpost zurückzukehren, al-

Alles steht Kopf

PRAXIS KINO – SCHON GESEHEN?

ÜBERBLICK

In unserer Serie „Kino – Schon gesehen?“ stellen wir Ihnen demnächst folgende verfilmte Krankheitsthemen vor:

+ Elephant Man + Sucker Punch + Voll verzuckert + Moon

(2)

159

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2016 | www.pta-aktuell.de

lerdings wird diese zerstört, als Teile der Familieninsel abstür- zen, sodass sie mit Bing Bong zusammen in den Abgrund fällt, in dem Erinnerungen ent- sorgt werden. Mit einem Rake- tenwagen gelingt es Freude dann endlich zu entkommen, Bing Bong bleibt allerdings und wird für immer aus den Erinne- rungen verbannt. Freude sucht Kummer und zusammen kön- nen sie mithilfe eines Trampo- lins wieder in die Schaltzentrale zurückkehren.

Riley ist inzwischen von zu- hause weggelaufen und sitzt in einem Bus nach Minnesota.

Aufgrund der wiederkehrenden Gefühle kommt sie zur Ver- nunft, fährt zu ihren Eltern zu- rück und erzählt ihnen von ihrem Heimweh. Als sie von ihnen getröstet wird, entsteht eine neue Kernerinnerung, die erstmals zwei Emotionen, und zwar Kummer und Freude, ver- bindet.

Grundlegende Gefühle Dem Film liegt die Theorie der soge- nannten Basisemotionen zu- grunde, welche besagt, dass jeder Mensch elementare, ange- borene und kulturunabhängige Grundgefühle besitzt. Entwi- ckelt wurde sie von Paul Ekman, der mit seinem Unternehmen weltweit Kurse im Emotionser- kennen anbietet und einer der einflussreichsten Psychologen der Gegenwart ist. Als Basis- emotionen werden jene Affekte bezeichnet, die als wesentlicher Bestandteil jeder menschlichen Existenz angesehen werden.

Beispiele hierfür sind Freude, Traurigkeit, Angst oder Über- raschung, häufig werden auch Liebe oder Hass dazu gezählt.

Gesichter lesen Ekman führte umfangreiche Studien durch, um die Existenz angeborener Gefühle zu beweisen. Dafür legte er Studenten aus Japan, Brasilien, Chile, USA und Ar- gentinien Fotos emotionaler

Gesichter vor und bat die Studi- enteilnehmer, den Bildern tref- fende Emotionsbegriffe zuzu- ordnen. Es stellte sich heraus, dass es sechs Emotionen waren, welche die meisten Studenten der unterschiedlichen Kulturen identifizieren konnten: Trauer, Freude, Überraschung, Angst und Ekel.

Bereits in den 1970er Jahren konnte der Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt nach- weisen, dass Basisemotionen angeboren sind. Er untersuchte blinde und taube Kinder, die die Mimik anderer nie beob- achtet hatten und stellte fest, dass auch sie primäre Emotio- nen zeigten. Sie lächelten, wenn sie sich freuten und weinten, wenn sie traurig waren. Der Ausdruck war allerdings weni- ger graduiert und die Mimik nahm mit zunehmendem Le- bensalter ab, weil keine kultu- rellen Vorbilder zur Verfügung standen.

Kulturbedingte Unter- schiede Zwischen Angehöri- gen der abendländischen Kultur und Asiaten gibt es immer wie- der Differenzen beim Interpre- tieren von Emotionen, vor allem bei negativen Gefühlen.

Oft bereitet es Asiaten Schwie- rigkeiten, die bewegten Gesich- ter von Europäern oder Ameri- kanern richtig auszulegen, um- gekehrt erscheinen uns die Ge- sichter von Asiaten oft emo- tionslos und starr. Der Grund dafür: Asiaten scheinen sich beim Dekodieren von Gesichts- ausdrücken eher auf die Au- gen zu konzentrieren, während Menschen der abendländischen Kulturen den Fokus auf die Mundregionen legen. ■

Martina Görz, PTA, B. Sc. und Fachjournalistin

© Fernando Gregory / 123rf.com

© Dieses Bild ist möglicherweise urheberrechtlich geschützt.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Es war 10.00 Uhr (Sommerzeit), und die Schlangen hatten deutlich ihre optimale Körpertempera- tur noch nicht erreicht, denn sie ließen sich ungestört mindestens

Es ist Ihr gutes Recht, sich zu allen Fragen rund um eine Schwangerschaft und Geburt Rat und Hilfe zu suchen – allein oder als Paar und ohne Ihren Namen zu nennen.. Wir sind für

Grosse Unterschiede bestehen je- doch darin, wie diese Begleitung aussieht, wer welche Person berühren darf, welche Rituale vor und nach Eintritt des Todes üblich sind

Nicht die Zahl der von einem Arzt pro Jahr durchgeführten Operationen ist an- geblich für die Qualität wichtig, son-... Ein Be- legarzt mit eventuell nur 40 Kniepro- thesen pro

über dem Flammrohrkessel einen kürzeren Heizrohrkessel anordnete und beide durch etwa 500 bis 600 mm weite Stutzen mit- einander in Verbindung brachte, so daß nur ein Dampfraum

gegen Kratzer und Schäden bietet eine Wachsschicht. Die sollte ein- bis zweimal im Jahr von Hand aufgetragen werden. Dazwischen reicht es, in der Waschstraße das Wachsprogramm

2008 nahm die Läuferin Samia Yusuf Omar aus Somalia an den Olympischen Spielen in Peking teil, erhielt jedoch danach in ihrer vom Bürgerkrieg zerrütteten Heimat keine

„Man kann nicht immer traurig sein“, heißt es im Kevin-Kanin-Text. Das Material soll eine Brücke zur Normalität bilden und zur Rückkehr in den Alltag ermutigen. Es knüpft an