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hedwig

JOURNAL DER

DRK-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN E.V.

AUSGABE II/2013

Zeiten dankbarer Erinnerung

Neue Serie Die DRK-Schwesternschaft Berlin und ihre Friedhöfe

(2)

W

er sind wir? Was ist das Besondere unserer Schwestern- schaft? Eine Antwort auf diese Frage fi nden wir auch auf Friedhöfen:

Dort, wo jede Berliner Rot-Kreuz- Schwesternschaft Ruhestätten für ihre verstorbenen Schwestern errichtet hat.

Sie sind die Sinnbilder einer funk- tionierenden Gemeinschaft, und genau diese Gemeinschaft macht das Beson- dere unseres Vereins aus. Sie umfasst auch heute noch alle Lebensphasen ab der Ausbildung: Es ist das Zusam- menspiel von Jung und Alt, das Von- einander-Profi tieren der Genera- tionen. Jung und Alt ergänzen sich in unseren Einrichtungen, den DRK Kliniken Berlin. Ihr Miteinander ist eine Bereicherung – in vielfältiger und besonderer Weise. Und das muss auch so bleiben. Bei uns arbeiten immer mehr ältere Pfl egekräfte, ihr Anteil steigt stetig. Eine Kultur der Solidarität wird von uns längst gepfl egt. Andere Kompetenzen, aber keine geminderten – das zeichnet unsere älteren DRK- Schwestern aus. Von ihrem Erfahrungs- schatz profi tieren wir nämlich alle. Wir müssen ihn uns nur zu eigen machen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein frohes, entspanntes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr.

Oberin Doreen Fuhr,

Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Berlin e.V.

editorial

Ansprechpartner für die Pflege

Der Bedarf an einer solchen Veranstaltung sei klar erkennbar, sagt Astrid Weber, „wir müssen unseren Pflegekräften doch ein Forum bieten, damit sie sich austauschen können, Informationen einholen und vielleicht Bekanntes aus einer ganz anderen Perspektive betrachten.“ Das alles in einem Netzwerk, dem Symposium für Pflegende.

Nicht nur die Pflegequalität in den eigenen Einrichtungen soll nämlich auf einem kontinuierlich hohen Niveau gehalten werden, „diesen Anspruch stellen wir an die Gesundheitsversorgung im ganzen Bezirk Köpenick-Treptow“. Die Idee zur Veranstal- tung kam von der Pflegedienstleiterin der DRK Kliniken Berlin | Köpenick selbst. Im Mai war die Premiere, und es wird nicht bei nur einem Symposium bleiben. „Wir wollen eine Veranstaltungsreihe initiieren.“ Für die Mediziner zum Beispiel gehört der regelmäßige Besuch von Symposien zum Beruf, „das wollen wir auch für die Pflege erreichen.“ Mit einem ersten, kleinen Erfolg: Fast fünfzig Teil- nehmer kamen zur Auftaktver anstaltung. Unter ihnen waren viele externe Kollegen aus ande- ren Krankenhäusern, Pflege- heimen und Sozialstationen,

„und sie wollen wir unbedingt als Multiplikatoren nutzen.“ Die im Stadtbezirk be- kannten DRK Kliniken Berlin | Köpenick sollen an ihrem guten Ruf weiter arbeiten.

Denn mit ihm lassen sich die Kompetenzen der Klinik besser herausstellen. „Für die Pflege wollen wir hier im Bezirk der Ansprechpartner überhaupt sein“, meint Astrid Weber. Dass ein Symposium allein nicht das Spektrum an Pflegethemen abdecken wird, war dem Organisationsteam schon bei der Programmplanung bewusst. Trotz- dem sollte der Themenmix ausgewogen und vielfältig sein. „Die Resonanz nach dem Symposium hatte dann gezeigt: Wir lagen mit unserem Angebot richtig.“ Besonders gut gefiel den Teilnehmern die Nähe zur Praxis und dass die Themen verständlich aufbereitet wurden – Pflegende informierten Pflegende. Und auch Themenwünsche äußerten die Gäste. Entlassmanagement und die sektorenübergreifende Zusammen- arbeit wollen sie auf dem nächsten Symposium aufnehmen. Vielleicht schon in zwei Jahren, „zumindest aber in regelmäßigen Abständen“, verspricht Astrid Weber.

inhalt

20

Einen Koffer in Berlin

In der Ausstellung

der Schwesternschaft erzählt ein Koffer eine besondere Geschichte

26

Chemnitzer Allerlei

Der Bundeskongress in Chemnitz:

Drei Tage Infotainment

32

Die Teamspielerin

Martina Parow im Vorstandsporträt

34

24 Alle sind Schwestern

150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz: Jubiläumsfeier in Stuttgart

Zeiten dankbarer Erinnerung

Gekommen, um zu wählen

Die Mitgliederversammlung 2013: Großes Interesse auf das viele Neue

04

Endlich schön spielen!

Die Schwesternschaft hat einen Spielplatz gebaut:

„SpieltSchön!“

10

Neue Serie: Die DRK-Schwesternschaft Berlin und ihre Friedhöfe

12

„Es hat immer ein gutes Verhältnis gegeben.“

Der Präsident des Berliner Roten Kreuzes im großen hedwig-Interview

Der Organisator

René Borchert arbeitet für den Versorgungsdienst und mit der DRK- Schwesternschaft

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neue Jahr.

Oberin Doreen Fuhr,

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Gekommen, um zu wählen

05

JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2013

Großes Interesse auf das viele Neue: Die Mitgliederversammlung 2013

hedwig

Als The Cube – der Würfel – wird das Seminaris Hotel in Dahlem wegen seiner strengen geometrischen Form bezeichnet. Entworfen hat das Tagungshotel Star- architekt Helmut Jahn.

Das bekanntere Sony Center am Potsdamer Platz projektierte er übrigens auch. Sein Hotel in der Nähe der FU Berlin hat sich auf die Ausrichtung von Groß- veranstaltungen spezialisiert – wie die der Mitglieder- versammlung der Schwesternschaft. Etwa 350 Gäste hatten sich zum Jahrestreffen angemeldet, am Empfang registriert wurden schließlich 342.

// FOTOS: HOLGER GROSS, SEMINARIS BETRIEBSGESELLSCHAFT

(4)

V

ielleicht war ihre Neugier auf den neuen Versammlungsort ein Grund für das große Interesse. Ein anderer könnte ein Tagungsordnungspunkt gewesen sein, der nach dem Verlesen

des Rechenschaftsberichtes durch die Vorsitzende der Schwes- ternschaft aufgerufen wurde: Nämlich ihre Wahl selbst. Oberin Doreen Fuhr war zwar am Tag der Mitgliederversammlung bereits seit einem Jahr im Amt. Doch kam sie zu dieser Funktion über die Berufung durch den Vorstand der DRK-Schwestern-

schaft, die anschließend der Verband der Schwesternschaften vom DRK formal bestätigte: Oberin Doreen Fuhr hatte ein Pro-

bejahr zu absolvieren. Ihr erster Amtsbericht, den sie auf der Mitgliederversammlung im Oktober 2013 vortragen sollte, war somit auch eine Bewerbungsrede für ihre anstehende Wahl.

Schwesternschaft ist gemeinsames Lebensprojekt

Als dann knapp zwei Stunden später Generaloberin Brigitte Schäfer vom Verband der Schwesternschaften ihrer Kollegin die Oberinnennadel an das Revers heftete, da hatte Oberin Doreen Fuhr längst ihre Legitimation durch die Mitglieder der Berliner DRK-Schwesternschaft erhalten. 94 Prozent der anwesenden Rot-Kreuz-Schwestern hatten in geheimer Wahl für ein Weiter- führen der Amtsgeschäfte gestimmt. Auch dieses Ergebnis war ein Superlativ, keine ihrer Vorgängerinnen seit dem Zusammen- schluss von 1975 hatte bei ihren Wahlgängen eine so hohe Zu- stimmung erzielen können. Ihren Wählerinnen und Mitgliedern dankte Oberin Doreen Fuhr für den großen Zuspruch. Der sei eine große Motivation, stelle aber für sie eine Verpflichtung dar.

„Ich möchte hier und jetzt das Versprechen abgeben, alle meine

Kraft in die Weiterentwicklung des Vereins und seiner Einrich- tungen zu stecken.“ Und dafür brauche sie die Unterstützung jeder einzelnen Berliner Rot- Kreuz-Schwester, „denn die Schwesternschaft ist unser gemeinsames Lebensprojekt!“

Projekte – viele kleinere, einige große – hatte die Vorsitzende zuvor im Rechenschaftsbericht vorgestellt. Ob nun SpieltSchön!

– die Spielplatzbauaktion für die Kinder- und Jugendpsychiatrie im Westend – oder diverse Spenden für Vereine und Initiativen – wie die für die Berliner Tafel oder Krankenhäuser in Bulgarien:

Die Schwesternschaft möchte sich nicht nur in ihren Einrich- tungen engagieren, also im Rahmen der täglich zu leistenden Arbeit. Hilfe und Unterstützung durch den Verein fallen viel- fältig aus. Und sie haben einen wichtigen Nebeneffekt: „Wir machen uns dadurch bekannter“ – Imagepflege heißt das im Marketingdeutsch. Darum setze der Verein auch auf Öffentlich- keitsarbeit mit vielen Facetten. Die Ausstellung Schwesternschafts- jahre ist solch eine Maßnahme, die auch erfolgreich ist, weil sich die pensionierten Schwestern hier aktiv einbringen. Ein weiterer

Baustein ist der Internetauftritt des Bildungszentrums www.biz-bildungs- zentrum.de, der seit Frühjahr besucht werden kann. Die Seiten der Schwes- ternschaft hingegen haben mittler- weile die dritte grafische Überar- beitung seit ihrer Freischaltung im Jahr 2007 bekommen.

Längst hat sich www.drkschwesternschaft-berlin.de zu einem Informationsportal entwickelt: Etwa jede Woche veröffentlicht der Verein eine Meldung über sich oder seine DRK Kliniken, Tag für Tag lockt das Informationsangebot achtzig Internet- nutzer auf die Schwesternschaftsseiten. Außerhalb der virtuellen Welt findet ein anderes Medium großen Zuspruch:

die hedwig. Im April 2006 als Vier-Seiten-Faltblatt erstmals herausgegeben, hat sich diese Publikation zu einem Journal mit über dreißig Seiten entwickelt – „wir haben viel zu berichten“.

Wie zum Beispiel über den MamaTreff, der zum ersten Mal über- haupt stattfand; ein Treffen von Müttern in Elternzeit.

Mit zehn DRK-Schwestern rechneten die Organisatorinnen, gut drei Mal so viele kamen, und viele hatten ihre Babys dabei.

„Unseren MamaTreff werden wir auf jeden Fall wiederholen“, kündigte die Oberin an. Aber auch die andere, die ältere Gene- ration war Gast des Mutterhauses: auf der Jubiläumsfeier der pensionierten Schwestern. Die Schwesternschaft ist ein Kommu- nikationsforum, man tauscht sich aus. So auch mit Mitgliedern anderer Rot-Kreuz-Schwesternschaften aus ganz Deutschland.

»Die Welt kann verändert werden. Zukunft ist kein Schicksal .« ROBERT JUNGK

hedwig

„Die Schwesternschaft muss sich ihrer

basisdemokratischen Prinzipien bewusst sein.“

Meinungen erwünscht: Befragung am Ende der Mitgliederversammlung

„Ich möchte hier und jetzt das Versprechen abgeben, alle meine Kraft in die Weiterentwicklung des Vereins und seiner Einrichtungen zu stecken.“ Oberin Doreen Fuhr

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JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2013

Wissen und Können garantieren den Erfolg

Krankenhäuser kennen keinen Stillstand. Sie verändern sich und müssen reagieren, auch auf gesellschaft- liche und politische Rahmenbedingungen.

Darauf habe sich die DRK-Schwesternschaft Berlin einzustellen. Das, so Oberin Fuhr, gelinge ihr durch berufliche Qualifizierung. „Denn wir wollen und müssen engagierte Mitglieder und natürlich auch Mitarbeiter mit ihren zu uns passenden Talenten binden.“ Erfolg sichern, so nannte es die Oberin – den vom Verein und seinen Einrich- tungen. „Mein erklärtes Ziel als Vorsitzende ist es, die Ausbildungsanforderungen des Unter- nehmens wie auch die Qualifizierungswünsche unserer Mitglieder bestmöglich zu vereinen.“

Am Thema Akademisierung der Pflege kämen Schwesternschaft und Kliniken glücklicherweise schon lange nicht mehr vorbei. Dabei müsse das Bestreben dahin gehen, „die Flucht vom Kranken- bett abzuwenden und das Know-how studierter und qualifizierter Pflegekräfte an patienten- nahen Prozessen zum Einsatz kommen zu lassen.“ Wissen und Können der Mitarbeiter bestimmen den Erfolg ihres Unternehmens. Wesentlichen Anteil an diesem Wissen und Können habe zum einen das Bildungszentrum für Pflegeberufe: Es biete längst die Möglichkeit, den Bachelor of Science in Kooperation mit der Hamburger Fernhochschule zu absolvieren. Zum anderen sei dafür auch die Abteilung Fort- und Weiterbildung verantwortlich, so Oberin Doreen Fuhr – mit Kursen, die mittlerweile sogar von anderen großen Klinikverbunden nachgefragt werden

würden. „Schwester Dagmar Avital, Schwester Daniela Köhler, ich danke Ihnen beiden für Ihr nie nachlassendes Engagement und für Ihre konzeptionelle Arbeit“, lobte die Oberin die Leiterin des Bildungszentrums und die der Abteilung Fort- und Weiterbildung, „denn von ihr profitieren unsere Mitglieder und damit unsere Schwesternschaft immens.“

Wer lacht, hat Ideen

Der Rechenschaftsbericht fasst Vergangenes zusammen, der Wirtschaftsplan hingegen befasst sich mit Kommendem: Diane Bedbur als Leiterin der Abteilung Verwaltung und Buchhaltung und Miloš Stefanovic´ , der Schatzmeister im Vorstand, erklärten den Mitgliedern die Ausgaben für das nächste Jahr. Nach den beiden Vorstandsmitgliedern trug Schwester Margitta Konzack den nächsten Rechenschaftsbericht vor: den des Beirates. Und während die Wahlkommission die 891 abgegebenen Stimmzettel auswertete, konnten Mitglieder und Gäste endlich erfahren, warum sie noch nie Krokodile Krokodilstränen haben vergießen sehen. Die Antwort darauf gab Deutschlands Vortragsrednerin 2013: Den Reptilien fehle das Limbische System im Gehirn,

„sie werden nicht mit Gefühlen belästigt“, meinte Margit Hertlein. Diesen Vortrag über die Gefühlswelt von Mensch und Tier hatte die Kommunikationstrainerin aus Bayern bereits auf dem Bundeskongress des Schwesternschaftsverbandes gehalten – mit großem Erfolg. Lachen, so Margit Hertlein, sei nicht nur gesund: „Es steigert unsere Leistungsfähigkeit, verändert unser Denken, baut Stress ab, fördert das soziale Miteinander und hilft Konflikte lösen.“ Denn wer lacht, der droht nicht, „und wer viel lacht, ist nicht nur glücklicher und entspannter, sondern hat auch mehr Ideen.“ Und Ideen und Anregungen sollten die DRK-Schwestern dann selbst noch mitteilen.

Am Ende des offiziellen Teils der Mitgliederversammlung wurden sie von der neuen, alten Vor- sitzenden um erneute Stimmenabgabe gebeten: Die Meinungen der Mitglieder werden einfließen in die Agenda.2014 – den Fahrplan der Schwesternschaft für die kommenden Monate.

Eine Gelegenheit dazu bot der Bundeskongress im Mai, „es war eine gelungene, kurzweilige und vor allem informative Veran- staltung“, schickte Oberin Doreen Fuhr ein Lob in Richtung Generaloberin Brigitte Schäfer. Wichtigster Partner in Berlin ist der Landesverband des Roten Kreuzes. Das ist auch ein Verdienst seiner ehemaligen Präsidentin: Sabine Bergmann-Pohl ist als DRK-erfahrene Persönlichkeit Mitglied des Vorstandes der

DRK-Schwesternschaft Berlin. Im Gegensatz zu den vielen anderen Funktionen: Ihr Engagement für die Schwesternschaft wird sie fortsetzen. Und sie bleibt dem Berliner DRK verbunden,

als dessen Ehrenpräsidentin. Sabine Bergmann-Pohl und den anderen Vorstandsmitgliedern dankte die Oberin. Besonders dafür, dass das Gremium sie „bei der Realisierung der ver- schiedenen Projekte ermutigt und jederzeit unterstützt habe“

– wie auch der Aufsichtsrat: Der Vorsitzenden, Oberin i.R.

Heidi Schäfer-Frischmann, und den anderen Mitgliedern dankte Oberin Doreen Fuhr für ihren wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der DRK Kliniken Berlin.

Großen Dank für viel Arbeit

Die Schwesternschaft muss sich ihrer basisdemokratischen Prinzipien bewusst sein, be- tonte die Vorsitzende immer wieder. „Sie gestalten unsere Gemeinschaft!“, und dabei sei es egal, ob ein Mitglied sich aktiv engagiere oder vielleicht zurückhalte. „Die Schwestern- schaft hat sich hinsichtlich ihrer Aufgaben und Anfor- derungen letztlich an Ihren Bedürfnissen zu orientieren.“

Neue Mitglieder zu gewinnen und auch weitere Arbeitsfelder zu erschließen, das gab Oberin Fuhr als ihr mittel- und lang- fristiges Ziel aus. Kurzfristig hingegen solle sich der Verein auf seine jetzigen Mitglieder und die aktuellen Arbeitsfelder konzentrieren. Mit dieser Auffor- derung leitete Doreen Fuhr über zu ihrem Bericht über die Kliniken. Und auch den begann sie mit einem Dank, dieses Mal ging er an Kliniken-Geschäftsführer Ralf Stähler und seine beiden Kollegen Irene Uebing und Dirk Engelke wie auch an den entschuldigt fehlenden Stefan Just. „Es war und bleibt keine

leichte Arbeit, immer wieder müssen Widerstände überwunden werden.“ Großen Respekt habe die Oberin vor der Leistung der Klinikverantwort- lichen, „und ich bin sehr froh, Sie an meiner Seite zu wissen.“ Jede einzelne der schwesternschafts- eigenen DRK Kliniken Berlin präsentierte die Oberin nun in einer kurzen Zusammenfassung der wichtigen, auch jenseits der Einrichtung interessanten Er- eignisse, um schließlich diesen Themenblock wieder mit einem Dank abzuschließen: an die Schwester Christine Baermann, Schwester Martina Parow

und Schwester Astrid Weber wie auch an deren Stellver- treterinnen „und natürlich an alle Pflegekräfte in unseren Einrichtungen“.

Sieben Jahrzehnte mit der Brosche

70 Jahre Rot-Kreuz-Schwester:

Dieses beeindruckende Jubiläum feierte am 3. November Ilse Woitschaetzky. 1943 trat sie in die Schwesternschaft Paulinen- haus ein. Ilse Woitschaetzky arbeitete dann in mehr als nur einer Einrichtung der Schwes- ternschaft: So war sie zum Beispiel Chirurgische Schwester und später dann Vertreterin der Oberschwester am DRK Kranken- haus Jungfernheide. Ihre letzte Station war bis 1989 die Klinik am Roseneck, einem Senioren- heim. Auf der Mitglieder- versammlung 2013 bekam Ilse Woitschaetzky für ihre

„70 Jahre“ stehenden Applaus von ihren Mitschwestern.

»Ich berühre die Zukunft – ich unterrichte.« UNBEKANNT

hedwig

„Sie gestalten unsere Gemeinschaft“: Die Mitglieder der DRK-Schwesternschaft Berlin

Kurzfristig soll sich der Verein auf

seine jetzigen Mitglieder und die aktuellen

Arbeitsfelder konzentrieren.

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Eine Idee, viele Unterstützer

Im Winter kamen die Schwestern aus dem Mutterhaus zur Vor-Ort-Begehung ins Westend. Schneematsch und trüber Himmel verstärkten den traurigen Ein- druck, den das knapp einhundert Quadrat- meter große Areal auf die Besucher machte. Eine Arbeitsgruppe gründeten die Rot-Kreuz-Schwestern, den Titel für das Projekt fanden sie schnell: Spielt- Schön! Denn genau das sollten die kleinen und großen Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie möglichst bald.

Einen konkreten Fahrplan für den Bau der neuen, dann tatsäch- lichen Spielwelt konnten Oberin Doreen Fuhr und ihre Kolleginnen nicht ausarbeiten: Die Baufinan- zierung blieb ungesichert.

Die Vorsitzende warb beim Vorstand der DRK-Schwes- ternschaft Berlin um Mit- hilfe. Die bekam Oberin Fuhr, das Gremium sicherte dem SpieltSchön-Team seine volle Unterstützung zu. Die Schwestern recherchierten nach Spielplatzbauern und stießen auf „Merry go round,“

ins Deutsche übersetzt

Karussell. Karussell-Chef Ulrich Paulig traf sich im Frühjahr mit den Projekt- initiatoren, die längst begonnen hatten, intensiv für SpieltSchön zu werben.

Mit Erfolg, der Kreis der Unterstützer wuchs. Im Gespräch mit dem Spielplatz- bauer formulierte das Projektteam erste verbindliche Spielvorgaben: Geräte von hoher Qualität, dauerhaft spannend, keineAltersbeschränkung nach oben – eine Fantasiewelt für Groß und Klein.

Paulig zeichnete einen Plan mit ersten Gestaltungsvorschlägen: den Klassiker Rutsche – „Die Kinder sollen den Hosen-

»Ich weigere mich, ohne Hoffnung zu sein.« NADINE GORDIMER

hedwig

in ihrer Ansprache an die Gäste und fand dann gleich eine mögliche Erklärung:

„Einige von Ihnen denken vielleicht:

Da möchte ich unbedingt wieder Kind sein.“ Ihnen, vor allem aber denen, für die die DRK-Schwesternschaft Berlin den neuen Spielplatz eigentlich bauen ließ, wünschte sie ein Spielt schön! Martina Parow sprach im Namen der Krankenhausleitung der DRK Kliniken Berlin | Westend. Die Pflege- dienstleiterin und auch der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Professor Michael von Aster, bedankten sich bei allen Unterstützern.

Dann war es Bärbel Zeran, die als Letzte sprach und als Erste die neue Rutsche hinabrutschte und ihren persönlichen Hosenboden-Koeffizienten testete.

Die Abteilungsleiterin für die Pflege in der Kinder- und Jugendpsychiatrie eröffnete so symbolisch den Spielplatz.

Ihr folgten endlich mit lautem Jubel die Kinder. Und nun, ganz zum Schluss, durften auch die Erwachsenen

mitspielen.

Rutsche, Kletterstangen, eine Hangelstrecke – viel Plastik, Metall, Holz und vor allem: Langeweile. Dass hier Kinder spielten, muss lange her gewesen sein. Die, die vielleicht noch Lust hatten, sich auf dem Spielplatz der Kinder- und Jugendpsychiatrie auszutoben, durften es nicht. Schrauben an den Geräten waren mit Rost überzogen, Farbe blätterte ab, an einigen Stellen lauerten streichholzlange Splitter auf Kinderhände. Spielen ohne Spaß, und darüber ärgerten sich vor allem die Mitarbeiter am Hedwig-von-Rittberg-Zentrum in den DRK Kliniken Berlin | Westend. Der Spielplatz war eine Brachfläche und vieles deutete darauf hin, dass sich an diesem Zustand nichts ändern würde. Bis die DRK-Schwesternschaft den KJP-Spielplatz auf die Agenda ihrer Unterstützungsprojekte nach ganz oben setzte.

Endlich schön

spielen!

boden-Koeffizienten erforschen und die Erdanziehungskraft feiern“ – dazu einen Spielturm als markanten Punkt und schließlich viele kleine Elemente zum Testen von Kletter- und Balancierfähigkeiten. Pauligs spontane Ideenskizze fand große Zustimmung.

Spielt schön – auch die Erwachsenen

In den letzten Wochen der Sommerferien 2013 rückte der Merry go round-Bautrupp an. Vor dem Neubau kam jedoch der Abriss. Keines der Altgeräte rechtfertigte seine Weiterverwendung als Teil der

neuen Anlage. In nur einer Woche verwandelten die Profi-Spielplatzbauer das Areal. Noch mussten sich die Kinder der KJP als Hauptnutzer gedulden.

Auf der offiziellen Eröff- nungsfeier sollten sie endlich das Startsignal bekommen zum Entdecken und Erobern der neuen Spielwelt. „Dass sich heute mehr Erwachsene als Kinder auf einem Spielplatz befinden, bleibt bestimmt eine Ausnahme“, vermutete auch Oberin Doreen Fuhr

Spielplatzaktion der Schwesternschaft:

Fröhliche Kinder

// FOTOS: HOLGER GROSS

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aus dem Altpräsidium ausgeschieden. Es war also notwendig, dass einer bleibt, um den Übergang zu schaffen. So habe ich mich auch verstanden – als einen Präsidenten des Überganges.

Dass das auch zu einer neuen Art von Harmonie im Landes- verband führte, ist ein erfreuliches Ergebnis.

Das heißt, Frau Oberin, die Zusammenarbeit mit dem Berliner Roten Kreuz hat sich verändert, seit Dr. Kärgel Präsident ist? Oberin Fuhr:

Vorher war die Zusammenarbeit auch gut. Aber natürlich hat sie sich aus meiner Sicht verändert – weil ich jetzt in einer anderen Position bin und daher anders in dieses Gremium hineingehe. Für mich war es sehr angenehm, bereits jemanden in der Führungsspitze zu kennen. Diese Zusammenarbeit mit dem Landesverband erlebe ich als gegenseitige Wertschätzung.

Als Rot- Kreuz-Schwesternschaft müssen wir den guten Kontakt zum Landesverband pflegen. So wie das Präsidium jetzt aufgestellt ist, ist es wunderbar – Landesgeschäftsführer Volker Billhardt und seine Vertreterin Petra Gude mit eingeschlossen. Die Zusammenarbeit ist ergebnisorientiert und sie macht Spaß.

Seit wann kennen Sie sich? Dr. Kärgel:Wir kennen uns nicht erst seitdem Frau Oberin Fuhr Vorsitzende der DRK- Schwesternschaft ist – wir hatten schon vorher Kontakt.

Oberin Fuhr: Ja, das stimmt: Ich nahm regelmäßig anstelle der damaligen Oberin an den Landesausschusssitzungen teil.

Da habe ich Dr. Kärgel noch in seiner Funktion als Vize- präsident des Berliner Roten Kreuzes kennengelernt.

Herr Dr. Kärgel, Sie sind seit einem Jahr Präsident des Berliner Roten Kreuzes. Wie gefällt Ihnen das Amt? Dr. Kärgel:Es hat mit Gefallen wenig zu tun. Es ist vielmehr eine sehr konkrete fordernde Aufgabe, die ich übernommen habe, und genau diese Aufgabe als solche gefällt mir.

Und was ist Ihre Aufgabe? Dr. Kärgel: Kontinuität im Wechsel des Rot-Kreuz-Landesverbandes darzustellen: Durch die neue Satzung gibt es auf der verbandspolitischen Ebene einige wesentliche Änderungen: Es wurde ein hauptamtlicher Vorstand installiert. Damit ist das Präsidium mehr zu einer Art Aufsichtsrat geworden. Dann haben wir eine neue Landes- geschäftsführung bekommen, auch sind zwei Protagonisten // FOTOS VON HOLGER GROSS UND MATHIAS WODRICH

„Es hat immer

ein gutes Verhältnis gegeben.“

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JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2013

Für die DRK -Schwesternschaft ist es der wohl wichtigste Partner in der Stadt: Der Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes.

Was beide verbindet, aber auch worin sie sich unterscheiden:

Das erklären Oberin Doreen Fuhr und der Präsident des Berliner Roten Kreuzes, Uwe Kärgel.

hedwig

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Wir können aber wohl beide gut damit leben, wenn wir nicht zu deutlich unterschieden werden. Diese Zusammen- arbeit ist eine gewünschte.

Ist sie aber auch eine Notwendigkeit, die sich aus der Satzung der Schwesternschaft ergibt? Oberin Fuhr: Herr Dr. Kärgel hatte schon die Satzung für den Landesverband angesprochen: Für die Arbeit der Berliner Schwesternschaft ist die Satzung des Ver- bandes der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz bindend. Und die sieht ausdrücklich die enge Kooperation mit dem Landesverband vor. Ich engagiere mich im Landes- ausschuss also auch aufgrund meines Amtes. Es ist für mich jedoch eine gewünschte Verbindung, keine Pflichtverbindung.

Wer sich dem Roten Kreuz verbunden fühlt, der muss mit den anderen zusammenarbeiten. Das geht gar nicht anders.

Haben Sie gemeinsam konkrete Ziele definiert? Dr. Kärgel: In der Satzung gibt es einen klaren Arbeitsteilungsauftrag: Die DRK- Schwesternschaft Berlin ist für die Gesundheits- und Kranken- pflege in Berlin ausdrücklich berufen. Wir dürften beispielsweise kein eigenes DRK-Krankenhaus aufmachen. Denn das würde gegen die Aufteilung der Zuständigkeit in der Satzung verstoßen.

Ist das nur in Berlin der Fall? Dr. Kärgel: Nein, das trifft generell zu und hat nachvollziehbare Gründe: Ich kann nicht versuchen, ein Gesamtbild darzustellen, nur um gleichzeitig in den Wettbewerb einzutreten. Alles, was wir tun, sind gegenseitiges Ergänzen und Voneinanderlernen. Und das wollen gerade wir zwei weiterentwickeln, das heißt auch: konkrete Projekte umzusetzen. Da erwarten wir beide sehr schöne Erfolge.

Welche konkreten Projekte sind das? Oberin Fuhr: Wir machen uns zum Beispiel gemeinsam Gedanken zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein entsprechendes Projekt haben wir uns intensiv für das Jahr 2014 vorgenommen. Zu gegebener Zeit werden wir noch ausführlicher darüber berichten.

Kommen wir zurück zum Berliner Roten Kreuz. Was waren für Sie die größten Herausforderungen im Jahr 2013?

Dr. Kärgel: 2013 war überwiegend von Veranstaltungen zum Jubiläum 150 Jahre DRK geprägt. Ob eine Jubelfeier eine Heraus- forderung ist oder nicht, darüber kann man streiten. Es war schlichtweg notwendig, eine Vielzahl an Aktivitäten, die vom Bundesverband initiiert und gesteuert wurden, zu begleiten.

Wir haben da wunderbare Veranstaltungen erlebt, gerade hier in Berlin. Ich denke nur an das große rote Kreuz vor dem Branden- burger Tor. Da haben unsere Ehrenamtlichen großartige Leis- tungen vollbracht. Und wir haben viel Aufmerksamkeit erzielt, gerade durch diese Aktion am Brandenburger Tor. Die Arbeit des DRK wird zum großen Teil von Ehrenamtlichen geprägt.

Wie gelingt es Ihnen, junge Menschen vom Mitmachen zu bewegen?

Müssen Sie das überhaupt? Dr. Kärgel: Ich will es ganz deutlich sagen: Wir haben eher ein Nachwuchsproblem, als dass wir den Luxus genießen könnten, von Freiwilligen überrannt zu werden. Wir müssen uns um jedes Mitglied ernsthaft und nachhaltig bemühen. Und wir fangen jetzt verstärkt sehr früh damit an. Nein, es ist nicht selbstverständlich, dass die Frei- willigen kommen. Es gibt immer wunderbare Menschen, die das innere Bedürfnis haben, Hilfe zu leisten und die sich sozial engagieren wollen. Aber in unserer Gesellschaft sind sie nach wie vor in der Unterzahl. Die Möglichkeiten für junge Menschen, sich anderweitig zu interessieren, sind in der heutigen Zeit unendlich groß: Als Rotes Kreuz müssen wir da etwas ganz Besonderes bieten.

Was wäre dieses Besondere? Dr. Kärgel: Das Besondere ist eine Gemeinschaft, die nicht auf Druck und Zwang aufgebaut ist, sondern auf gemeinsame Interessen: Hier steht der Mensch im Mittelpunkt. Wer sich engagieren möchte, um anderen zu helfen, der bekommt von uns jede Unterstützung.

Das sind auch die Attribute, mit denen die Schwesternschaft wirbt.

Oberin Fuhr: Richtig, wir haben ähnliche Intentionen. Auch wir müssen um Nachwuchs werben und schauen, wie wir neue Mitglieder in die Schwesternschaft einbinden.

Und da bieten sich durchaus dieselben Überzeugungsmuster an: Zu einer Gemeinschaft zu gehören, in der jedes einzelne Mitglied seine Wertschätzung erfährt.

Herr Dr. Kärgel, Sie sind 71 Jahre alt und Mitglied in Aufsichtsräten, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Menschlichkeit, Sie sind als Rechtsanwalt tätig und vieles mehr: Sehnen Sie sich nicht nach weniger Arbeit? Dr. Kärgel: Ich bin dankbar, überhaupt noch sinnvoll arbeiten zu können! Das ist nicht selbstverständlich. Ich habe viele Jahre für die Anwaltschaft höchst interessant und, wie ich glaube, erfolgreich im Bereich der Standes- und Berufs- politik in verantwortlicher Position mitgearbeitet.

Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Berliner Rotem Kreuz und Schwesternschaft beschreiben? Dr. Kärgel: Es hat immer ein gutes Verhältnis gegeben, ohne jeden Zweifel. Dass dieses Verhältnis auch in der Vergangenheit funktionierte, ergibt sich beispiels- weise aus der nach wie vor bestehenden persönlichen Ver- knüpfung: Unsere Ehrenpräsidentin, meine Vorgängerin Frau Dr. Bergmann-Pohl, ist im Vorstand der Schwesternschaft aktiv. Die Satzung des Landesverbandes sieht eigentlich vor, dass der Präsident dort Mitglied sein sollte. Aber wir waren

uns alle einig, eine solch profilierte, langjährige Kollegin als Vertreterin des DRK Berlin im Vorstand zu belassen.

Ich kann nur zurückgeben: Es war für uns, und auch für mich persönlich, sehr angenehm, die Kontinuität hier im Hause der Schwesternschaft zu erleben.

Der Kontakt ist also ein intensiver? Dr. Kärgel: Ja, er ist sehr intensiv.

(lacht) Oberin Fuhr: Es ist nicht so, dass wir täglich telefonieren.

Aber dort, wo es Schnittstellen gibt, denken wir aneinander.

Wir haben uns so abgestimmt, dass wir immer im Hinterkopf haben: Das ist jetzt ein Thema, das mich zwar nicht direkt betrifft, aber ich kann beim Landesverband nachfragen, ob es dort von Interesse ist. Es ergibt sich keine Konkurrenzsituation!

Wir stimmen uns in der Außendarstellung ab, wir wollen ein einheitliches, ein gutes Bild abgeben. Wir können doch nur voneinander profitieren! Die Schwesternschaft profitiert natürlich vom Roten Kreuz, nicht zuletzt durch die Verwen- dung des Symbols, das eine sehr bekannte Marke ist.

Wie profitieren Sie von der Schwesternschaft? Wir profitieren von der Schwesternschaft über deren Einrichtungen – die DRK Kliniken Berlin. Dort wird das Rote Kreuz, unser Symbol, noch viel näher an die Menschen herangetragen: Viel näher als im Krankenzim- mer kann ich eigentlich nicht ans Rote Kreuz kommen.

Für die Öffentlichkeit ist das Deutsche Rote Kreuz das gleiche wie die Schwesternschaft, beide tragen im Namen „DRK“. Ist das ein Vorteil oder ein Problem? Dr. Kärgel: Ich sehe darin einen eindeutigen Vorteil.

Die an sich schon sehr bekannte

„Marke“ Rotes Kreuz kommt noch näher an den einzelnen Menschen heran. Aber eine bewusste Gleich- setzung wiederum wäre aus mei- ner Sicht nicht richtig. Auch aus diesem Grund wurde das gesonderte Logo für die DRK Kliniken Berlin entwickelt. Es ist eine wesentliche Aufgabe des Roten Kreuzes, kranken Menschen zu helfen. Und dies übernimmt, jedenfalls für den Bereich der Krankenhäuser, in einer hohen Eigenverantwortung die Schwesternschaft.

Wenn wir das alles vermischen, würden die Effizienz sinken und unterschiedliche Leistungen unsinnig gleichgemacht.

Kommt es oft vor, dass Außenstehende das Verhältnis zwischen Schwes- ternschaft und DRK nicht eindeutig einordnen? Oberin Fuhr: Wenn die Patienten bei uns im Krankenhaus sind und das Rote Kreuz sehen, dann kommt diese direkte Verbindung automatisch.

Wenn wir danach gefragt werden, müssen wir also immer wieder aufklären: Die Schwesternschaft ist ein juristisch und wirtschaftlich autonomer Verein. Was uns natürlich verbindet, sind die sieben Rot-Kreuz-Grundsätze. Was uns hingegen unter- scheidet, sind die Strukturen. Dieses Konstrukt zu verstehen und dann noch zu erklären, dass es da noch den Verband der Schwesternschaften gibt und den DRK-Dachverband – da müssten Patienten mindestens drei Wochen bei uns verbringen, um alles genau zu verstehen.

»Wer die Freundschaft aus dem Leben verbannt, entfernt aus der Welt die Sonne .« MARCUS TULLIUS CICERO

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„Das Besondere ist eine Gemeinschaft, die nicht auf Druck und

Zwang aufgebaut ist, sondern auf gemeinsame Interessen.“

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JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2013

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Irgendwann muss man dann von Eigeninteressen Abstand nehmen und etwas zurückgeben. Das hört sich vielleicht etwas groß an, aber es ist wirklich so, dass ich das Gefühl hatte:

„Du musst der Gesellschaft, die dir so viel ermöglicht hat, etwas zurückgeben.“ Es ist schön, in diesem Sinne gerade den nicht so Privilegierten gegenüber Danke sagen zu können – das ist meine Motivation.

Helfen Ihnen die Erfahrungen aus Ihrer Anwaltstätigkeit jetzt bei der Ausübung Ihres Amtes? Dr. Kärgel: Sicherlich. In dem Beruf sind häufig Entscheidungen vorzubereiten, als Jurist bin ich wes gewohnt, unterschiedliche Meinungen zusammenzubringen und Rechtsfolgen zu erklären. Man muss diese Bereitschaft und Geduld mitbringen, anderen auch schwierige Sachverhalte zu erklären und sie zu überzeugen – mit einer entsprechend guten Vorbereitung. Ich denke, dass mir das recht gut gelingt.

Unsere letzten Sitzungen und Versammlungen jedenfalls haben so eine vollkommen neue Struktur bekommen.

Wie sind Sie zum DRK gekommen? Dr. Kärgel: Ich bin durch einen engen Freund zum DRK gekommen: Professor Hans-Joachim Driehaus. Er war in den besonders schwierigen Zeiten der Sanierung des Landesverbandes Vizepräsident und für juristische Fragen im Präsidium zuständig. Er bat mich, ergänzend einige rechtliche Fragen zu prüfen. Ich bin also zunächst als Rechtsberater, dann als kooptiertes Mitglied des Präsidiums und schließlich wegen anderer Umstände in die Position des formellen „Vizepräsidenten für Recht“ hinein gewachsen. Meine Eintrittspforte für das Amt des Präsiden- ten war letztlich die Durchsetzung der neuen Satzung.

Das waren extrem schwierige Verhandlungen mit den Kreis- verbänden, die teilweise in persönlichen Auseinanderset- zungen gipfelten. Die habe ich entschärfen können: Wir haben die Satzungsänderung schließlich quasi einstimmig zum Abschluss gebracht, das hatte kaum jemand erwartet.

Oberin Fuhr: Dem kann ich nur zustimmen. Das hätte auch ich nicht erwartet: Die Themen waren sehr problematisch, so viele Befindlichkeiten mussten beachtet werden und vieles sollte neu in der Satzung installiert werden.

Dr. Kärgel: Das ist auch alles nachvollziehbar: Wir hatten ursprünglich einen sehr starken Landesverband, der ging jedoch in die Insolvenz. Die Aktivität des Roten Kreuzes in Berlin übernahmen dann zunächst praktisch die Kreis- verbände. Und nun meldet sich dieser Landesverband zurück und sagt: „Jetzt sind wir wieder vorn, jetzt geht es wieder nach unserer Richtung!“ Das war schon überaus kompliziert.

In diesem Fall war Diplomatie gefragt? Dr. Kärgel: Ja, es gab Vier- Augen-Gespräche, Sechs-Augen-Gespräche: Wir wollten zeigen, dass es ein sinnvolles Ende geben wird. Es gab gerade am Anfang in den Kreisverbänden Unsicherheiten und Irritationen wie zum Beispiel: „Darf ich nun Präsident bleiben? Oder bin ich nur noch Vorsitzender? Was ist mit unserem Einzugsbereich, wer bleibt für was zuständig?“ Wir müssen verstehen, dass diejenigen, die ein Ehrenamt leisten, sehr viel Herzblut einbringen.

Veränderungen empfinden sie manchmal als Herabwürdigung oder Herabstufung, was sie selbstverständlich nie sein dürfen.

Dieser ganze Prozess hat nun fast drei Jahre gedauert.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Berliner Roten Kreuzes?

Dr. Kärgel: Ich wünsche mir insbesondere, dass wir von unten nach oben wachsen, dass die vielen ehrenamtlichen Mit- arbeiter weiter zu uns stehen. Ereignisse wie die große Flut

in diesem Jahr haben die Menschen wieder zusammen- gebracht und ihnen gezeigt, dass wir nicht nur Trocken- übungen machen, sondern im Ernstfall auch konkret helfen können. Als die Helfer zurückkamen, gefiel es ihnen sehr, dass ich sie für das Prä- sidium des Landesverbandes empfangen habe. Sie fühlten sich persönlich und ihre Leistung ernst genommen und das ist das Allerwichtigste.

Die Leistungen der Ehrenamt- lichen sind keine Selbstver- ständlichkeit für den Landesverband und das Präsidium; ihnen sind wir dankbar für die freiwillige Leistung, die sie erbringen.

Das müssen und wollen wir immer wieder deutlich machen.

Kann da die DRK-Schwesternschaft helfen? Oberin Fuhr: In dem konkreten Fall nicht unbedingt. Aber wir können weiterhin unsere jeweiligen Kernkompetenzen an den Stellen, wo es sinnvoll ist, zusammenbringen. Und es gibt da so viele Ansätze.

Ich nehme wirklich gern Anteil an dem, was im DRK-Landes- verband passiert. Und ich denke, wenn wir uns da gegenseitig unterstützen, haben wir voneinander nur Gutes zu erwarten.

Women on Board

, Frauen sollen in Aufsichtsrat und Vorstand.

Vor fünf Jahren startete eine Gruppe von Frauen diese Kampagne:

das European Women Management Development Network, kurz EWMD.

Eine Forderung, die ein anderes Frauennetzwerk als Gründungs- motiv und Alleinstellungsmerkmal festgeschrieben hat – die

DRK

-Schwesternschaft. Diese Gemeinsamkeit – Frauen

in Führungspositionen – waren ein Grund für ein Treffen und Kennenlernen. Acht Mitglieder aus der Berliner

EWMD

-Gruppe kamen zu Besuch, um sich von Oberin Doreen Fuhr die vielen Besonderheiten der Rot-Kreuz-Schwesternschaft erklären zu lassen.

Wie zum Beispiel, konsequent und bewusst eine andere Unterneh- menskultur zu pflegen, als dies in so vielen anderen, von Männern dominierten Großunternehmen der Fall ist. Das ist übrigens auch die zentrale Forderung der im

EWMD

organisierten Frauen, die selbst alle in Führungspositionen tätig sind. Wo sonst, als in den Aus- stellungsräumen im Haus S auf dem Westend-Gelände lässt sich

das Besondere einer Schwesternschaft besser vermitteln. Die Führung durch die Geschichte endete mit überraschenden Einsichten. „So habe ich das noch nicht gesehen“, meinte zum Beispiel eine der Frauen vom

EWMD

. Nach dem Besuch von Schwesternschaftsjahre blieb noch Zeit, die vielen Fragen zu beantworten. Dieser erste Besuch soll seine Fortsetzung finden: Schwesternschaft und der Verband der berufstätigen Frauen in Europa vereinbarten, in Kontakt bleiben zu wollen.

Jubiläumsbuch

Es ist ein Wälzer geworden, das Buch über die Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes. Auf knapp vierhundert Seiten schildert hier der Journalist Stefan Schomann die 150 Jahre der Organisation: von den Anfängen im 19. Jahrhundert über die schweren Zeiten mit großen Kriegen und deutscher Teilung bis in die Gegenwart. Zugang hatte Schomann zum umfangreichen Archiv des DRK, auch besuchte er historische Orte wie Genf und Solferino. Der Autor über sein Buch: „Angefangen mit Henry Dunants Erinnerung an Solferino hat die Rotkreuz- und Rothalbmond- bewegung einen reichen Schatz an Selbstzeugnissen, Tagebüchern und Augenzeugenberichten hervor- gebracht. Sie bilden das Herzstück des Buches.

Es sind Berichte aus vorderster Front, von Schauplätzen historischer Ereignisse – erzählt von Menschen, für die der Ausnahmezustand der Normalfall war und ist.

Ihre Erlebnisse besitzen exemplarischen Charakter, sie spiegeln mehr als nur die Geschichte einer Hilfs- organisation. Wer will, kann sie als die Memoiren einer schwierigen Nation lesen, gesehen und erzählt durchs Medium des Roten Kreuzes. DRK-Präsident Rudolf Seiters lobte das Buch als „informa-

tive und unterhaltsam geschriebene Gesamtdarstellung zur Geschichte des DRK. Die Geschichten sind ver- gnüglich, anrührend, manchmal schmerzhaft und traurig, manchmal auch beschämend für uns als Orga- nisation. Sie zeigen alle, wie stark unsere Idee ist und wie notwendig unsere Hilfe.“

17

JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2013

Quote erfüllt

iStefan Schomann:

Im Zeichen der Menschlichkeit.

Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes, Deutsche Verlags-Anstalt,

384 Seiten gebunden, € 24,99

»Weihnachten ist das ganze Jahr dort, wo Liebe verschenkt wird.« MON I K A M I N DER

hedwig

iÜber das Berliner Rote Kreuz

Das Berliner Rote Kreuz wird in der Bundeshaupt- stadt durch etwa 66.000 Fördermitglieder unter- stützt. Über zweitausend Berliner sind ehren- amtlich im Roten Kreuz aktiv. Sie engagieren sich bei Sanitätsdiensten auf Großveranstaltungen, dem Wasserrettungsdienst auf dem Wannsee, den Aktionen des Jugendrotkreuzes oder verschie- denen sozialen Projekten wie der Kältehilfe für Obdachlose. Hauptberufl iche DRK-Schwerpunkte sind die Notfallrettung und der Krankentransport, die ambulante Pfl ege und Unterstützung von Senioren, die Betreuung von Behinderten, die Kinder- und Jugendarbeit und die Organisationen von Freiwilligendiensten (zum Beispiel dem Freiwilligen Sozialen Jahr). Der DRK-Landesver- band Berliner Rote Kreuz e.V. besteht aus neun Kreisverbänden und einem Landesverband.

Dr. Uwe Kärgel ist seit Oktober 2012 Präsident des Berliner Roten Kreuzes.

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Zu den Einrichtungen der Schwestern- schaft kam er durch den Tipp eines Kom- militonen. Am 1. April 1997 trat der Jura- student seinen Job an, erster Arbeitsort war die Frauenklinik in der Pulsstraße.

Vier Wochen blieb er dort. Dann wechselte er von Charlottenburg nach Lichterfelde, in das Pflegeheim am Rittberg-Kranken- haus. „Nach dem Abitur hatte ich mich entschieden: In Stralsund bleibe ich nicht.“

Hamburg war für ihn eine Option.

München vielleicht, als Kontrast zur pommerschen Heimat. René Borchert wählte Berlin, schrieb sich in Potsdam an der Uni ein und er besserte sein Bafög mit dem Job im Krankenhaus auf. Das Studieren der Rechtswissenschaften er- setzte er später durch ein Abendstudium, Fachwirt für Wirtschaft wollte er nun werden. Seine praktischen Erfahrungen sammelte der Student weiter in den DRK Kliniken. Nach dem Pflegeheim wurde er im Westend-Krankenhaus gebraucht.

Längst war aus der studentischen Aushilfs- kraft ein gleichberechtigter Mitarbeiter geworden. Immer mehr Zeit verbrachte René Borchert im Krankenhaus. Sein Stu- dium wurde allmählich zum Nebenprojekt, das er trotzdem mit Erfolg abschloss.

Bewerbungen musste der Absolvent nicht verschicken: Die DRK Kliniken, sein Arbeit- geber seit mittlerweile acht Jahren,

wollten ihn 2005 als festen Mitarbeiter.

Er blieb dort, wo er schon vor der Über- nahme gearbeitet hatte: im Team vom Versorgungsdienst für das Westend- Krankenhaus. „Ich bin schon stolz, in der Umbauphase dabei gewesen zu sein“:

als das Westend „fit gemacht wurde“, so beschreibt Borchert diese Zeit der gro- ßen Klinikmodernisierung. Trotz vieler Provisorien und noch mehr Einschrän- kungen schafften es Borchert und Kollegen, dass der Klinikalltag ohne große Zwischen- fälle funktionierte. „Einmal, es war acht Uhr, da meldete sich das Gesundheitsamt und kündigte seinen spontanen Besuch an“

– am selben Tag, nur vier Stunden später.

„Nur waren die Bauarbeiter noch längst nicht fertig.“ Es wurde knapp, doch die Amtsärztin hatte nach ihrem Stations- besuch nichts zu beanstanden.

„Wir hatten es mal wieder geschafft.“ Der andere große Umbau, an dem auch René Borchert wohl noch länger mitwirken wird, ist ein struktu- reller: Sein Versorgungsdienst expandiert. Zum Westend hinzu ist zuerst die Verantwortung für die DRK Kliniken Berlin | Mitte gekommen, dann die für das Pflegeheim in Mariendorf und seit einem Jahr kümmert sich

seine Abteilung auch um die DRK Klinik in Köpenick. „Diese Zentralisierung ist das Thema überhaupt“ und für den Versor- gungsdienst mit seinen gut zweihundert Mitarbeitern eine Umstellung. Die Zusam- menarbeit mit der Pflege sei dabei sehr eng.

Borcherts Büro – das er mit Corinna Körner teilt, der Abteilungsleiterin, die ü brigens auch DRK-Schwester ist – liegt von dem der Pflegedienstleitung nur ein paar Türen entfernt – Absprachen auf kurzen Dienst- wegen also. Es gibt Tage, an denen kommt René Borchert nicht weg von seinem Schreibtisch, er erledigt dann Verwaltungs- vorgänge wie Dienstpläne erstellen.

An anderen Tagen ist er ständig unterwegs, wenn zum Beispiel Veranstaltungen im Westend vorbereitet werden müssen – zuständig ist auch dafür der Versorgungs- dienst. „Die Veranstaltungen hier

beeinflussen meine Urlaubsplanung.“

Wer am Tag der offenen Tür im Juni die DRK Kliniken Berlin | Westend besucht hat, der kann den Grund nachvollziehen:

„Das war die bislang größte Veranstaltung im Westend.“ Übersichtlicher fiel da das Kunstfest im September aus, aber auch dieses kleine Event bedeutete Arbeit und Aufwand. „Was ich immer wieder fest- stelle, das ist der Zusammenhalt im Unter- nehmen“, egal ob beim Drachenbootren- nen in Köpenick oder während des Team- staffellaufs durch den Tiergarten. Die Einweihung des Spielplatzes der Kinder-

und Jugendpsychiatrie wurde auch für René Borchert zum besonderen Erlebnis:

Das Areal abseits der klassisch-schönen Sichtachsen des Westends wollte er schon immer aufhübschen lassen. Der Umbau der potenziellen Gefahrenquelle in eine Erlebniswelt für Kinder ist da für ihn nur ein erster Schritt. „Das war wieder ein Projekt, bei dem ich eng mit der Schwes- ternschaft zusammengearbeitet habe.“

Ein anderes ist die Ausstellung, „die DRK- Schwesternschaft Berlin sorgt für Kon- turen“. Ein Verein mit Geschichtsbewusst- sein, mit Tradition und Werten.

Der Organisator

Durchaus beruhigend findet der 42-Jährige es, dass genau diese Werte überdauert hätten und noch immer verbindlich seien – auch im Berufsalltag in den Kliniken.

Vielleicht, meint René Borchert, sei das der Grund, warum er Kollegen kenne, die seit vierzig Jahren und länger für die DRK Kliniken Berlin arbeiten.

„Und auch ich könnte mir vorstellen, hier noch ganz lange zu bleiben.“

„Stationshilfe, Pförtner, dann die Arbeit in der Wäscherei.“ René Borchert zählt seine Jobs auf – Studentenjobs. „Ich habe damals fast alles gemacht.“ Also genau die Tätigkeiten, die er heute im Hauptberuf koordiniert: Borchert arbeitet im Wirtschafts- und Versorgungs- dienst der DRK Kliniken Berlin, „ich kann so ziemlich gut nachvollziehen, was meine

Kollegen bewegt“, die Studentenzeit sei jetzt von großem Vorteil.

René Borchert arbeitet im Versorgungsdienst der DRK Kliniken Berlin

„Die DRK -Schwesternschaft sorgt für Konturen.“

»Mein Job ist es nicht, es den Leuten besonders leicht zu machen. Mein Job ist es, sie besser zu machen. « STEV E JOBS

hedwig

Packt an: René Borchert organisiert auch Großveranstaltungen wie die TEAM-Staffel im Tiergarten // FOTOS: DRK KLINIKEN BERLIN

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JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2013

hedwig

98 Jahre alt ist sie geworden, eine andere nur zwei Jahre weniger. Oder die Schwester dort, auch sie hat die Einhundert fast erreicht: Auf so vielen

Grabsteinen beträgt die Differenz zwischen den beiden Jahreszahlen mehr als acht Jahrzehnte. Rot-Kreuz- Schwestern scheinen eine beeindruckend hohe Lebenserwartung zu haben, die eingemeißelten Lebensdaten bestätigen es.

Letzte Ruhe für Berlins Rot-Kreuz-Schwestern.

R

entenversicherungsvereine korrigierten jüngst ihre Sterbetafel nach oben. Die Generation von heute wird älter als ihre Vorfahren – Rot-Kreuz-Schwestern hatten schon immer eine höhere Lebenserwartung als ihre Mitmenschen. Alleinstehend, kein Familienzwist, der an Gesundheit und Nerven zehrt, trotzdem in einer Gemein- schaft leben, nie wirklich einsam sein: Das könnte ein Grund sein, vielleicht der wesentliche für das Erreichen eines so hohen Alters. Diese Gemeinschaft – sie endete nicht mit dem Tod. In der Gemeinschaft fanden die DRK-Schwestern auch ihre letzte Ruhe. Jede der Berliner Rot-Kreuz-Schwesternschaften hatte ihre Begräbnisstätte und oft war es mehr als nur eine. Die Friedhöfe lagen in der Nähe von Mutterhaus oder Feierabendheim. Sieben Grabfelder sind es heute, um die sich die DRK-Schwestern- schaft Berlin kümmert. Fünf befinden sie sich in Berlin, zwei Grabstätten liegen gleich hinter der Stadtgrenze.

Ein Monolith oder ein Grabkreuz bilden jeweils den Fixpunkt zur Anordnung der Gräber. „Sei getreu bis in den Tod“, das Bibelzitat aus der Offenbarung des Johannes, ist dort nachzulesen, immer in Verbindung mit dem Rot-Kreuz-Zeichen. Die Erinnerung zu pflegen, sich um die Gräber ihrer vor vielen Jahren verstorbenen Mit- schwestern zu kümmern, das ist nicht nur eine logistische Herausforderung: Sie kostet dem Verein immense Verwal- tungsgebühren. Vor sechs Jahren beschloss der Vorstand der Schwesternschaft, Mitgliedern nur noch eine letzte Ruhestätte anzubieten: den Parkfriedhof in Lichterfelde, zehn DRK-Schwestern wollen hier noch bestattet werden.

Den Begriff Gemeinschaft hat der Verein an die modernen Gegebenheiten angepasst: Zwei Ehepaare wünschen sich eine gemeinsame Ruhestätte – ein Novum in der Schwes- ternschaftshistorie. Auch die Erinnerungskultur an die verstorbenen Rot-Kreuz-Schwestern erfindet sich neu.

Da unklar ist, wie lange die anderen Grabstätten nach Ablauf diverser Fristen erhalten bleiben, wird die Schwes- ternschaft die Toten nun anders als nur über Grabmäler

ehren. Der Verein veröffentlicht Grabbücher, für jede Berliner Rot-Kreuz-Schwesternschaft eines. Isabella Trendel aus dem Mutterhaus hat die ersten dieser Gedenkalben erstellen lassen. „Alles hat seine Zeit:

Es gibt eine Zeit der Stille, eine Zeit des Schmerzes und eine tiefe Trauer – aber auch eine Zeit der dankbaren Erinnerung.“

Zeiten dankbarer Erinnerung

hedwig Neue Serie: Die DRK-Schwesternschaft Berlin und ihre Friedhöfe

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Die Rittbergschwestern

und der Lichterfelder Parkfriedhof

Fast fünf Meter ist es hoch: das Steinkreuz, das an irische Keltenkreuze erinnert. Nur sein oberes Viertel mit Kreuz und Kreis ist im Originalzustand. Der Kreuzschaft wurde später restauriert, auf frühere Verzierungen dann verzichtet.

Die Sockelinschrift erklärt, wem dieses Kreuz gewidmet ist:

Gräfin Rittberg Schwestern Verein, darunter eingemeißelt das Motto der Schwesternschaft Sei getreu bis in den Tod und die Widmung Der Gründerin unserer Schwesternschaft Gräfin Hedwig Rittberg, Oberin von 1875-1896 zu ehrenden Gedenken.

Eine U-förmige Ringmauer umfasst das Kreuz und dominiert die ursprünglich genau 135 Quadratmeter große Anlage.

1906 hatte die Gemeinde Groß-Lichterfelde das etwa acht Hektar große Areal erworben, um hier einen Central-Friedhof einzurichten. Erstmals in der Berliner Friedhofsgeschichte wurde dafür ein Wettbewerb ausgeschrieben, den gewann der Gartenarchitekt Friedrich Bauer. Er schuf einen natur- nahen Friedhof mit Kiefern- und Birkenbeständen, bezog auch die große Sandgrube ein. Die Friedhofsordnung, die dann die Gemeinde erließ, war überaus streng. Sie sicherte aber den Bau aufwendiger Grabdenkmäler: Wer einen Künstler beauftragte, der konnte die Regularien umgehen. Und das planten die Rittberg-Schwestern.

„E.F.“

1918, mit Ende des ersten großen Krieges, hatte die Rittberg- Schwesternschaft die Homöopathische Klinik von Lichterfelde- West übernommen – das spätere Rittberg-Krankenhaus „und damit Heimatrecht für seine Schwesternschaft begründet.

Um dieser das Gefühl der Familienzugehörigkeit zum Mutter- haus zu bekräftigen, wünscht das Kuratorium auf dem Lichter- felder Friedhof einen angemessenen großen Bestattungsplatz

zu sichern“, schrieb das Kuratorium des Vereins an den Gemeindevorstand von Lichterfelde. Und der zeigte sich vor allem am Angebot der Rittberg-Schwesternschaft interessiert,

„das äußere Bild des Parkfriedhofs durch eine von Künstler- hand gestaltete zentral gelegene Grabstätte größeren Umfangs zu verschönern“. Mit dem Künstler hatten die Rot-Kreuz- Schwestern schon seit 1918 verhandelt: Ernst Müller. Müller war bis 1890 Kaufmann. Als Dreißigjähriger schlug er dann eine komplett andere berufliche Laufbahn ein: Er arbeitete als Bildhauer, ein Gehörleiden zwang ihn dazu. Es wurde eine erfolgreiche Neuorientierung, im fünften Jahr als Künstler erhielt Müller eine Einladung zur Großen Berliner Kunstaus- stellung von 1895 – ein Ritterschlag in der Szene. Schon vor der Gedenkstätte für die Rot-Kreuz-Schwestern hatte er imposante Grabmäler gestaltet, nun sollte die Anlage auf dem Parkfried- hof sein nächstes großes Projekt werden. „Ich bestätige hiermit den mir heute erteilten Auftrag nach vorgelegter Zeichnung und auf Grund meines Kostenanschlags No. 1 vom 20. Juli ca. sobald wie möglich auszuführen“, schrieb Professor Müller an Oberin Elsbeth von Keudell und er wies im Brief anschlie- ßend darauf hin: „Nicht eingerechnet in obigen Betrag ist:

Luxussteuer, etwa zu entrichtende Friedhofsgebühren und gärtnerische Anlagen.“ 25.800 Mark forderte der Bildhauer, umgerechnet 100.000 Euro. Diese hohe Summe konnte Oberin von Keudell nur über Spenden aufbringen, aber „ich bekomme nirgends die Summen, die ich zu erbringen, zu erbitten hoffte:

Die Revolution hat die Gemüter so erschüttert, die Sorge um die eigene Existenz ist größer geworden und bei uns werden die Baureparaturen durch Ungunst der Verhältnisse, die hohen Löhne, die unberechenbaren Notwendigkeiten an Lebensmit- teln und Erhaltungskosten der Kleidung der Schwestern so hoch, dass wir an das, was sich erübrigen lässt, nicht denken dürfen!“ Emmy Friedländer war eine gute Bekannte Müllers, sie selbst wohnte in Lichterfelde, war die Witwe Benedict

Friedländers. Seine letzte Ruhe hatte der berühmte Soziologe und Ökonom 1908 auf dem Parkfriedhof gefunden – in einer von Ernst Müller gestalteten Grabanlage. Emmy Friedländer wollte den Schwestern helfen. Als ihr der Künstler den Preis verriet, „da konnte ich meine Zusage unbedenklich geben, einen wesentlichen Beitrag dazu zu leisten, umso mehr als Professor Müller andeutete, da ihm gerade diese Sache sehr am Herzen liege, würde er auch seinerseits ein Opfer bringen.“

Opfer bringen mussten in den folgenden Monaten alle: Aus der Inflation wurde eine Hyperinflation, die Mark verlor an Kraft und Wert. Sechs Jahre sollte es dauern, bis 1926 endlich die Grabanlage errichtet werden konnte. Zwei Jahre später starb Ernst Müller, der seinen Nachnamen um den Namen seiner Geburtsstadt Braunschweig ergänzt hatte. Im gleichen Jahr wurde Emmy Friedländer wieder zur Witwe. Ihren Ehemann, den Schriftsteller und Philosoph Bruno Wille, ließ sie neben dem ersten Gatten beisetzen; dort, wo seit 1920 auch das einzige Kind ruhte: Eugen, der mit 16 Jahren verstorbene Sohn.

Ihr Platz, den sie sich freigehalten hatte, er blieb leer: Emmy Friedländer wurde 1942 nach Auschwitz deportiert. Auf der Rückseite des Rittberg-Kreuzes sind die Namen eingraviert:

E. MÜLLER-BRAUNSCHWEIG 1926.SCULP., darunter die Initialen Emmy Friedländers. Und daneben zwei Buchstaben, die nicht mehr zugeordnet werden können: D.H. Für den zweiten, heute unbekannten Spender.

Warten auf den Popen

1964 waren alle 24 Grabplätze belegt, „somit sehen wir den Zeitpunkt gekommen, über zusätzliche Grabstellen zu verhan- deln“, schrieb Oberin Liesel Scheld an das Bezirksamt Steglitz, nur um zwei Jahre später die nächste Erweiterung beantragen zu müssen: Für sechs neue Plätze bekam die Rittberg-Schwes- ternschaft die amtliche Zusage; 37 Grabstätten umfasste die gesamte Anlage im März 1967, neun Jahre später dann 48.

Im Jahr 2004 ließ die Schwesternschaft die Begräbnisstätte neu gestalten: Granitplatten wurden an der Ringmauer angebracht, auf denen alle Namen der beigesetzten Schwestern aufgeführt werden. 2008 kam der Name Olga Amburgers hinzu, 99 Jahre alt ist die Rot-Kreuz-Schwester geworden.

Olga Amburger kam 1908 in St.-Petersburg zur Welt, sie musste während der Unruhen im Zarenreich nach Deutschland fliehen und wurde hier von einer deutschen Familie adoptiert.

An ihre russische Herkunft erinnerten nur noch ihr slawischer Vorname – und ihr Glaube an die russisch-orthodoxe Kirche.

Ein traditionelles Begräbnis mit Popen hatte sich Olga Ambur- ger noch auf dem Totenbett gewünscht. Die DRK-Schwestern- schaft wollte der Verstorbenen ihren letzten Wunsch erfüllen und bat einen orthodoxen, russischstämmigen Priester um die Leitung der Zeremonie. Am Tag der Bestattung standen weitere Beerdigungen auf dem Programm, das Zeitfenster für die gesamte Trauerfeier war klein. Die Trauergemeinde aus Rot-Kreuz-Schwestern war vollzählig versammelt – nur der Geistliche ließ auf sich warten. Aber die Zeit drängte, die nächste Gruppe wartete vor

der Friedhofskapelle und wollte ihren Angehörigen verabschieden. Nach zwanzig Minuten ungeduldigen

Wartens übernahmen die Schwestern selbst die Trauerzere- monie für Olga Amburger: Oberin Heidi Schäfer-Frischmann, Isabella Trendel, Renate Lawrenz und Lotti Krummholz füllten mit Gebeten, Ansprachen und Gesang das Verabschiedungs- programm. Später dann, am Grab, übernahm der Erzpriester Mikliail: Zuvor hatte er sich – noch völlig außer Atem – bei den Trauergästen für seine Verspätung entschuldigt.

Gegen Verkehrsstaus helfe auch kein Beten.

Mitarbeit: Diane Bedbur

Heimatrecht durch Krankenhauskauf Heimatrecht durch Krankenhauskauf Heimatrecht durch Krankenhauskauf

»Was wir am nötigsten brauchen, ist ein Mensch, der uns zwingt, das zu tun, was wir können.« R A LPH WA LDO EM ER SON

hedwig

iParkfriedhof Lichterfelde

Ruhestätte für Schwestern der DRK-Schwesternschaft Rittberghaus und der DRK-Schwesternschaft, Thuner Platz 2/4, Berlin Steglitz-Zehlendorf

(13)

D

och grelles Scheinwerferlicht und fehlende Markierungen ließen Deutschlands obersten Repräsentanten irritiert nach dem richtigen Abgang suchen. So wie ihm erging es vielen anderen Bühnengästen auch: Keiner fand ohne Probleme den Weg hinab ins Auditorium, jeder hätte sich die helfende Hand oder zumindest einen zeigenden Finger gewünscht. Dabei kannte der Bundespräsident die Bühne. Genau vier Wochen zuvor hatte er hier im Stuttgarter Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle eine viel beachtete Rede gehalten: am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit.

Dieses Mal besuchte Gauck die baden- württembergische Landeshauptstadt auf Einladung des Deutschen Roten Kreuzes.

Er sollte die Festrede halten zu einem ganz besonderen Anlass: Deutschlands größte humanitäre Organisation ist in diesem Jahr genau 150 Jahre alt geworden. Wobei nicht das DRK selbst 1863 gegründet wurde – es war der Württembergische Sanitätsver- ein, der nach einem Aufruf von Pfarrer Christoph Ulrich Hahn und mit Unterstüt- zung seines Königs verwundeten Soldaten helfen wollte. Als ihn nur einen Monat später das Internationale Komitee als Freiwillige Hilfsgesellschaft im Sinne der Beschlüsse der Genfer Konferenz anerkannte,

Der Jubiläumsfestakt 150 Jahre Rotes Kreuz in Stuttgart

Wie schnell auch ein mächtiges Staatsoberhaupt die Hilfe anderer benötigt, zeigte ein kleiner Zwischenfall am Rande einer Festveranstaltung, die sich ausgerechnet dem großen Thema Helfen widmete. Eben noch hatte

Bundespräsident Joachim Gauck seine Laudatio auf die Arbeit des Deutschen Roten Kreuzes gehalten. Jetzt, nach dem Applaus der fast zweitausend Zuhörer, wollte Gauck das Bühnenpodest verlassen.

wurde dieser Sanitätsverein zur ersten Rot-Kreuz-Gesellschaft in Deutschland.

Erst die Frauen, dann Dunant

So lautet die offizielle Version der DRK- Gründungsgeschichte. Denn eine Fest- rednerin in Stuttgart wollte dann doch kleine Wurzelkorrekturen am DRK-Stammbaum vornehmen. Baden- Württembergs Sozialministerin Katrin Altpeter wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass in Baden seit 1859 ein von Großherzogin Luise gegründeter Frau- enverein wirkte. Ganz Unrecht hatte die Politikerin nicht: Dieser und die vielen anderen Frauenvereine im Deutschen Reich waren die eigentlich Ersten, die die Idee humanitärer, schran- ken- und grenzenloser Hilfe organisato- risch umsetzten; auch wenn ihr Kreuz, das die Vaterländischen Frauenvereine als Symbol zeigten, in ihren ersten Jahren das Eiserne war. Und diese Frauenvereine waren letztlich die Vorläuferorganisationen der Rot-Kreuz- Schwesternschaften. Der kurze histo- rische Exkurs zurück in das 19. Jahrhun- dert fand mindestens bei einer Gruppe unter den Festakt-Gästen ein offenes Ohr, wenn nicht sogar freudige Zustim- mung – bei den DRK-Schwestern.

Und als dann Sozialministerin Altpeter – übrigens ausgebildete Altenpflegerin und viele Jahre Lehrerin für Pflegebe- rufe – die Gründung der Badischen Schwesternschaft ausdrücklich „einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Pflegeberufe“ nannte, da applaudierten vor allem die Rot-Kreuz-Schwestern.

Aber letztlich zählt für alle, die sich dem Deutschen Roten Kreuz auf ganz unterschiedliche Weise verbunden fühlen, nur eines: der Gemeinschafts- gedanke, der die Hilfe bedürftiger Menschen leitet. Oder wie es der Bun- despräsident mit einem von ihm erwei- terten Zitat Henry Dunants ausdrückte:

„Tutti fratelli, alle sind Brüder – e sorrelle, und Schwestern!“ Auch wenn er hier nicht die Helfenden meinte, sondern die Hilfsbedürftigen. Dennoch passte dieses tutti fratelli e sorrelle auch auf die DRK- Protagonisten, denn gerade hier in Deutschland knüpfe die Rot-Kreuz- Bewegung auch an die Tradition der Frauenvereine an, erklärte Gauck.

Die Fahrt ins Ländle: „fantastisch“

Dass die Schwesternschaften ihren Anteil haben an der Entwicklung des DRK zu Deutschlands größter Hilfsor- ganisation, erwähnte Bundeskanzlerin

Angela Merkel in ihrer Videobotschaft.

Regierungschefin und Bundespräsident verwiesen auf ein aktuelles Beispiel, warum die Genfer Konvention auch nach anderthalb Jahrhunderten ihre Gültigkeit besitzen muss: Syrien.

„Wenn unsere Helfer heute dort Nah- rung, Trinkwasser und Hygieneartikel verteilen, fragen auch sie dabei weder nach Religion noch nach politischer Gesinnung“, betonte Rudolf Seiters, der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes.

Nicht nur der Hochwasserschutz an Elbe oder der Sanitätsdienst bei Bundes- ligaspielen gehören zu den Aufgaben des DRK, auch die Hilfe von Menschen

in Not überall auf der Welt ist eine seiner großen Leistungen. Seiters dank- te den 400.000 ehrenamtlichen Helfern, den 3,5 Millionen Mitgliedern, 140.000 hauptamtlichen Mitarbeitern und den vielen Millionen, die das Deutsche Rote Kreuz unterstützen. „150 Jahre nach Gründung des Roten Kreuzes durch Henry Dunant ist die Idee der Mensch- lichkeit und der unparteilichen und neutralen Hilfe unverändert stark und aktuell.“ Mitarbeiterinnen – fest angestellt oder ehrenamtlich-freiwillig – sind Rot-Kreuz-Schwestern nur indirekt, die beiderseitige Verbunden- heit ist dennoch eine traditionell enge.

Für die 23 Schwestern aus Berlin,

die zur Jubiläumsfeier gekommen waren, wurde die Reise in die schwä- bische Landeshauptstadt zu mehr als nur einem Ausflug. Von „gelungen“ über

„beeindruckend“ bis zu einem begeister- ten „fantastisch“: der Festakt hinterließ bei den Berlinerinnen einen bleibenden, durchweg positiven Eindruck. Dass nicht nur die obersten Repräsentanten von Staat und Rot-Kreuz auftraten, sondern den Gästen in der Liederhalle auch ein großartiges kulturelles Rahmenprogramm geboten wurde, erweiterte die Palette schöner Erin- nerungen an diesen 31. Oktober 2013.

25

JOURNAL DER DRK-SCHWES T ERNSCHAF T BERLIN E.V. AUSG A BE II/2013

Alle sind Schwestern

»Vieles kann der Mensch entbehren, nur den Menschen nicht.« LUDWIG BÖRNE

hedwig

»Sie müssen eine Vision haben und sie durchsetzen – mit Motivation und Überredungskuns.« FR I EDR ICH EBELI NG

hedwig

Zwei Präsidenten in Stuttgart: DRK-Präsident Rudolf Seiters mit seinem Ehrengast, Bundespräsident Joachim Gauck // FOTOS: DEUTSCHES ROTES KREUZ

(14)

H

andgepäck für alle Fälle:

Jede Rot-Kreuz-Schwester hatte solch einen Koffer bereitzuhalten – für den Notfall. Ein Notfall konnte zum Beispiel eine kurzfristige Versetzung der Schwester in ein anderes Arbeitsfeld sein. Gerade in den Kriegsjahren war er unerlässlich, wenn die Schwester ihren Einsatzbereich oder die häusliche Unterkunft plötzlich verlassen musste. Auch für den Fall eines Krankenhausaufenthaltes bedeutete dieser Koffer eine große Erleichterung.

Ständig kamen neue Besucher in die Aus- stellungsräume;

sie hatten auf dem Spaziergang über das Westendgelände eher zufällig die Schwes- ternschaftsausstellung gefunden. Oder sie sind dem Dutzend Aufkleber gefolgt, die den direkten Weg vom Haupteingang zum Haus S wiesen. Es war der Tag der offenen Tür in den DRK Kliniken

Berlin | Westend. Einige tausend Gäste wollten sich umschauen, informieren, auch endlich die sonst für Besucher verbotenen Räume besichtigen. Viele, die sich dann noch Schwesternschafts- jahre anschauten – die Ausstellung der DRK -Schwesternschaft Berlin – verweil- ten vor einem Ausstellungsstück länger, einige fassten es an. Es ist der Koffer in Raum II, direkt am Fenster, auf dem die Rittberg-Klinik zu sehen ist. Ein kleiner Koffer, der Schwester Herma Schiefler gehörte. Ein Koffer für den Notfall.

Einen Koffer

in Berlin

hedwig

Schwester Herma Schiefler hat der Schwesternschaft ein besonderes Erinnerungsstück hinterlassen

// FOTOS: DRK KLINIKEN BERLIN (1), INTERFOTO (1), ARCHIV DER DRK-SCHWESTERNSCHAFT BERLIN (3), CHRISTIAN SCHULZE (1)

Mit dem Koffer im internationalen Rot-Kreuz-Einsatz:

Herma Schiefl er

Referenzen

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(4) Wenn die Nacherfüllung fehlgeschlagen ist oder eine für die Nacherfüllung vom Käufer zu setzende angemessene Frist erfolglos abgelaufen oder nach den gesetz- lichen

es sollte eigentlich ein fröhliches werden: 135 Jahre Schwesternschaft wollten wir angemessen feiern. Was nun bleibt, ist auch eine gewisse Anspannung vor dem Ungewissen. Aber

Die neuen Kollegen aus Köpenick brachten eigene Erfah- rungen und Mentalitäten ein; auch wenn es – auf beiden Seiten – Vor- behalte gab und Unterschiede noch immer gibt: Die DRK

Mit dem Buch- titel wird übrigens Hedwig von Rittberg zitiert: Als 25-Jährige hatte die Gründerin der ersten Berliner Rot-Kreuz-Schwesternschaft ihr Elternhaus verlassen, um

es ist die Basis für die tägliche arbeit in den DrK Kliniken Berlin i Pflege & Wohnen Mariendorf, damit auch die Grundlage für alle pflegerischen tätigkeiten in

ScHWeSTer daGmar aViTaL: Ja, hier hatten die Oberin und ich gerade ein Gespräch: das Level in der Weiterbildung der abteilungsschwestern ist bereits sehr hoch, denn sie haben

bedenkt man jedoch, in welch schwieriger wirtschaftlicher Situation sich das Gesundheitssystem befi ndet und dass die DRK Kliniken Berlin als Arbeitgeber bereits Zugeständnisse