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Aussenräume gestalten, bauen und pflegen.

16. – 20. Februar 2010 Messegelände Berlin

www.bautec.com

Fachmagazin für kommunale Frei-Räume

FreeLounge

Ausgabe 4/2009 9. Jahrgang 12,00 Euro

Stadt am Wasser

Wasser in der Stadt

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Stebacher Straße 64 56276 Großmaischeid Telefon 02689 92710-0 Fax 02689 92710-199 info@hotel-tannenhof.info www.hotel-tannenhof.info ruhige, zentrale Lage direkt an der A3

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Wir wünschen Ihnen

Frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr!

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Liebe Leserinnen und Leser,

Deutschland ist Wasserland: Flüsse, Seen, Stauseen, Nord- und Ostsee, Bäche sowie zahlreiche Brunnen und Wasserspiele sind allgegenwärtig.

Und es wird immer weiter daran gearbeitet, dieses Wasser in Szene zu setzen. Bei dem Schwerpunktthema „Wasser in der Stadt – Stadt am Was- ser“ möchten wir Ihnen einen Überblick geben, welche sinn- und kunstvol- len Ideen und Projekte hierzulande aktuell mit Wasser, im Wasser und am Wasser umgesetzt werden. Natürlich immer mit der Freiraumgestaltung im Fokus. Stöbern Sie in der Vielfalt der Beiträge, und lassen Sie sich jetzt, in den Mußestunden des Winters, für die nächste Wasser-Saison inspirie- ren.

Neben dem Schwerpunktthema liegt unser besonderes Augenmerk wieder auf Kindern und Jugendlichen: Gastbeiträge von Ruth Gilmore und Daniel Rimbach beschäftigen sich mit Freiräumen für Kinder. Zum besseren Ver- ständnis der „Jugendlichen Lebenswelten“ zeigen wir Bilder des Fotogra- fen Uwe Nölke von Jugendlichen an ihren Lieblingsplätzen und berichten über Skateparks in Stuttgart und Hemer.

Zusammen mit dem Redaktionsteam wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine entspannte Weihnachtszeit und einen gelungenen Jahres- wechsel.

Dr. Anke Münster

FreeLounge auf der freispielberlin 20

10 !

Wir sehen uns in Berlin!

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4 | Inhalt

I n h a l t

TOP THEMA

Aufbruch zu neuen Ufern 6

Clevere Inseln für die Spree 13

Die Stadt wird sehen, wie gut ihr Umweltschutz tut 14

Maximales Vergnügen 17

Großprojekt „Stadtmitte am Fluss“ 20

Seepark, Waldpark, Feldpark 24

Autor: Angelika Jacobs

Wasser in Leipzig – Wasserstadt Leipzig 28 Autor: Frank Fechner

Wasserwelten – zwischen Kunst und Technik 30 Autor: Gerhard Hauber

Stadträume am Rhein 34

Autoren: Christoph Hölzer, Tobias Hundt, Carolin Lüke

Wassertourismus in Deutschland 38

Marktmonitor 44

Eau de Kalkmann 47

GESELLSCHAFT

Sprechende Bücher für mehr Toleranz 50

Jugendliche Lebesnwelten 54

Fotografi en von Uwe Nölke REPORT

Heiß auf Eis 58

Winter-Highlands in der Autostadt 61

BUGA 2011 – Koblenz verwandelt 62

Skaterparadies in Stuttgart 64

Was Skater brauchen? 67

Flußradwege 71

SPIELRAUM

Kinderfreundliche Stadtplanung – Teil 3 74 Autor: Ruth-Esther Gilmore

Zur Entwicklungsgeschichte der öffentlichen

Freiräume für Kinder – Teil 2: 1850 – 1900 80 Autor: Daniel Rimbach

STADT & KUNST

Der große Auftritt der Schiffshörner 84 Die verrückte Magie von Kränen und Kraftwerken 86

Skulpturenufer Remagen 89

Go beyond borders 94

Buchtipps 96

MESSE

freispielberlin 2010 98

FSB 2009 – Rokordzahlen und hohe Besucherqualität 101

KOMCOM NRW 2010 in Essen 106

RECHT

Kommunale Gestaltungsmöglichkeiten zum

Alkoholkonsum auf öffentlichen Feifl ächen 108 VERBAND

Zu viel Lärm, zu wenig Gelder 111

TIVOLI

Branchen- und Herstellerverzeichnis 112

TERMINKALENDER 117

ENTDECKT! 118

Herausgeber:

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft

Gewerbegebiet Larsheck, 56271 Kleinmaischeid Telefon: +49 (0) 2689 9591-37

Telefax: +49 (0) 2689 9591-38 Erscheinungsweise:

vierteljährlich Chefredaktion:

Dr. Anke Münster (V.i.S.d.P.) E-Mail: chefredaktion@free-lounge.de E-Mail: info@free-lounge.de Anzeigenleitung:

E-Mail: anzeigen@free-lounge.de DTP, Bildredaktion:

Maike Söltl (verantwortlich) Redaktion:

Lutz Keißner, Dagmar Thiemann Titelfoto:

Atelier Dreiseitl

z. Zt. gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Mai 2009

Internet: www.free-lounge.de

www.free-lounge.com

Copyright:

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Terminveröffentlichungen kostenlos, aber ohne Gewähr. Keine Haftung bei unverlangt eingesandten Manuskripten.

Namentlich gekennzeichnete Berichte und Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Quellennachweis:

Top Thema: T. C. Kraus; Quelle: HafenCity Ham- burg GmbH (S.6); DMT – Düsseldorf Marketing Tourismus GmbH (S. 10); Botschaft der Republik Korea (S. 10); Hamburg Wasser, Studio Andreas Heller (S. 11); Foto: ELBE&FLUT, Quelle: Hafen- City Hamburg GmbH (S. 12); Regionale 2010 Agentur, Ralf Schuhmann (S. 32); Entwurfsgruppe Rhein - Henri Bava, Dirk Christiansen, Undine Giseke, Daniel Lauber, Hans-Jörg Reinicke, Marcus Schütte, Jorg Sieweke (S. 32); Montag Stiftung Urbane Räume (S. 33 & S. 35); plandrei Landschaftsarchitekten, Pool 2 Architekten (S.

34); Ludwig Keißner (S. 46)

Herstellerportrait: Hans-OisEAU Kalkmann (S.

48/49)

Report: Bundesgartenschau Koblenz 2011 GmbH (S. 62/63); Doppelmayr Seilbahnen GmbH (S. 63); Eisfi gurendesign Horst Birekoven (S. 56);

Ice Alaska, Rhonda Konicki (S. 56); IZ Naturpark Altmühltal (S. 72)

Kunst: Erwin Wortelkamp im Stande, 2009,

© VG Bild-Kunst, Bonn 2009, Foto: Mick Vincenz (S. 90); Heimat, Berlin (S. 94/95)

Messe: Messe Berlin (S. 100); KOMCOM Messe GmbH (S. 106/107)

Recht: SilverBlack, fotolia.com (S. 109);

Otto Durst, fotolia.com (S. 110); jookatoons, fotolia.com (S. 110)

Verband: Ludwig Keißner (S. 111) Entdeckt! (S. 118): IEA.de; Volkswagen AG;

Caparol Farben Lacke Bautenschutz Gerichtstand:

Montabaur Druckaufl age:

5.000 Exemplare international Druck:

Johnen Druck GmbH,Bernkastel-Kues Einzelbezugspreis:

Euro 12,– (inkl. Porto)

Jahresabonnement: (4 Ausgaben) Euro 45,– (inkl. Porto)

IMPRESSUM

FreeLounge

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Für Ihr Vertrauen und die angenehme Zusammenarbeit im vergangenen Jahr möchte sich das Team von Conradi+Kaiser

herzlich bedanken.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest,

viel Glück, Gesundheit und Erfolg im neuen Jahr.

Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

(Wilhelm von Humboldt)

Living Industries

FROHE WEIHNACHTEN

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6 | Top Thema

Foto: www.hafencity.de

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Aufbruch zu neuen Ufern

Städte und Gemeinden setzen mehr denn je auf das Element Wasser zur Belebung des Freiraums. Die Öffnung zu den Flüssen und Häfen spielt dabei eine ebenso große Rolle wie das Anlegen neuer Seen oder die Freilegung zugebauter Wasserläufe.

Am 11. Juli werden hunderttausende von Men- schen in ganz Europa ihren „Big Jump“ wagen, um ein deutliches Signal für die Rückeroberung der Flüsse zu setzen. Ziel der Aktion ist es, mit einem beherzten Sprung auf die fortschreitende Verbesserung der Wasserqualität hinzuweisen und zugleich das Interesse für ein bewusstes Leben am Wasser zu wecken. Ein düsteres Ka- pitel der Umweltverschmutzung und der daraus resultierenden Missachtung der europäischen Wasserläufe neigt sich mit diesem symboli- schen Sprung in eine bessere Zukunft dem Ende zu. Fast über ein ganzes Jahrhundert entfrem- deten sich die Menschen von den verschmut- zen und gefährlichen Wassern, deren Zugänge von den Städten aus oft systematisch verbaut worden waren. Über Generationen wurden die Flüsse kaum wahrgenommen, nicht selten ver- schwanden die Bäche komplett unter Asphalt.

Mit Begeisterung erleben die Bürger heute, wie sehr die Lebensqualität mit der Rückkehr zum Wasser steigt. Die Voraussetzung dafür wur- de und wird weiterhin durch die Verbesserung der Wasserqualität gelegt, insbesondere auch durch die Vorgaben der im Jahr 2000 in Kraft getretenen Europäischen Wasserrahmenrichtli- nie. Zwar werden die meisten Ländern nicht im vorgegeben Zeitrahmen die strengen Ziele er- reichen, aber deren Umsetzung hat begonnen.

Promenaden statt vielspurigem Verkehr

Oft trennen ausgebaute Straßen als wichtige Verkehrsadern die Stadt vom Fluss. Dann ent- scheidet das Finanzierungskonzept eines Tun- nels letztendlich darüber, ob die Öffnung zum Fluss überhaupt möglich ist. In Köln entstand nach dem Bau des Rheinufertunnels in den 80er Jahren der intensiv genutzte Rheingarten.

Auch in Düsseldorf gelang zehn Jahre später die strukturelle Aufwertung des Flussufers durch die Tieferlegung des Verkehrs. Mitten in dem Pla-

nungsprozess dieser besonderen Chance für die Stadt- und Freiraumentwicklung befi ndet sich Heidelberg. Die Ausgangssituation heute zeigt sich so: Stadtimage und Wirklichkeit klaffen am Altstädter Neckarufer weit auseinander. Von der Neuenheimer Uferseite aus präsentiert sich den Besuchern und Bewohnern der Stadt ein weltberühmtes Postkartenmotiv, aus der Nähe jedoch eine hoch belastete Durchgangsstraße und ein gestalterisch vernachlässigter öffent- licher Raum. Mit dem Projekt Neckaruferpro- menade mit Neckarufertunnel wird das Fluss- ufer auf einer Länge von zwei Kilometern vom Durchgangsverkehr befreit und weitgehend als Fußgängerbereich entwickelt. Die Hauptstraße soll mit der Promenade um einen weiteren für Bewohner wie Besucher attraktiven Stadtraum ergänzt werden. Die Vernetzung beider Räume bietet neue und vielfältige Möglichkeiten der Wegewahl, der Stadtwahrnehmung und des Stadterlebens sowie der gezielten Aufwertung weiterer Straßen und Gassen. Im Gestaltungs- wettbewerb für die neue Promenade konnte sich der Zusammenschluss von vier Architek- turbüros aus der Region durchsetzen: das Land- schaftsarchitekturbüro Palm hat den Entwurf in einer Arbeitsgemeinschaft mit den freien Archi- tekten Loebner Schäfer Weber, dem Architek- turbüro Jürgen Mayer und den freien Architek- ten Schröder Stichs Volkmann entwickelt.

Freiraumgestaltung ohne Schnick- schnack

Ein wichtiges Ziel ist, die historische Stadtan- sicht zu bewahren und keine neuen Ausrufe- zeichen zu setzen. Weil eben keine Konkurrenz zu der historischen Silhouette der Stadt auf- gebaut werden soll, wird die Promenade am Neckar ohne spektakuläre Um- und Neubauten auskommen. Die Architekten setzen auf hoch- wertige und zeitlose Materialien wie Sandstein

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8 | Top Thema

und Granit. Gegliedert wird der Raum durch unterschiedliche Oberfl ächenstrukturen und den Rhythmus der Plätze. Das besondere Au- genmerk liegt auf zwei Bereichen: zum einen die Stadthalle mit Jubiläumsplatz und die Alte Brücke. An der Alten Brücke führen eine Treppe und verschiedene Terrassen bis hinunter zum Fluss. Die Freifl ächen und ein Cafe sollen hier zum Verweilen und Flanieren einladen. Nichts wird vom weltweit bekannten Postkartenblick ablenken, doch zusätzlich haben insbesondere die Ebenen der Terrassen das Potential, zu ei- nem neuen Highlight des städtischen Lebens zu werden.

Gute Ideen sind gefragt

Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner hat ein Bürgerbeteiligungsverfahren mit zunächst fünf Werkstattgesprächen initiiert, in denen bis Mai 2010 die Ideen der Heidelberger zu dem Projekt zusammengetragen werden. Die Beteiligung ist allen Planern besonders wichtig, denn das auf Jahrzehnte gesehen wichtigste Projekt der Stadtentwicklung soll eine möglichst große Akzeptanz fi nden. Bei ersten kurzen Interviews zeigt sich, dass man auf die Ergebnisse der Werkstattgespräche gespannt sein darf, denn die Bürger nehmen die Informationsangebote wie Ausstellungen, Broschüren und Stamm- tischgespräche gerne an und beschäftigen sich intensiv mit dem Projekt. Viel geäußert wurde ganz spontan der Wunsch, in den Entwurf mehr

„Grün“ aufzunehmen. Aber auch das Verkehrs- konzept und eine stärkere Einbeziehung des Neckars, sei es durch eine Wiederaufnahme des Fährbetriebs oder freizeitliche Nutzungen, sind in der Diskussion. Die langen Jahre der Planung und Vorbereitung neigen sich in Heidelberg laut Eckart Würzner langsam dem Ende entgegen:

„Wir arbeiten jetzt die Pläne im Detail aus und werden im Frühjahr 2010 den Förderantrag abgeben, so dass wir 2012 mit dem Tunnel beginnen können und 2016 mit der Oberfl ä- chengestaltung.“ Die Heidelberger können also anfangen, sich auf die Rückkehr an den Fluss zu freuen.

Postindustrielle Nutzung der Häfen

Der wirtschaftliche Aufstieg der Städte hing im 19. und 20. Jahrhundert oft maßgeblich von der gewerblichen Hafenentwicklung ab.

Danach entstanden durch den Strukturwandel und die Entwicklung der Containertechnolo- gie über viele Jahre immer mehr Brachen. Vor ungefähr 20 Jahren wurden einige Neuge- staltungen von Häfen vorgenommen, die als Leuchtturm-Projekte den Weg zu einer neuen gewerblichen oder gemischten Nutzung der Wasserlagen wiesen. Die Städte begannen, ihr urbanes Entwicklungspotential am Wasser zu entdecken. Ein besonders gelungenes Projekt für eine gewerbliche Nutzung ist der Düsseldor- fer Medienhafen, dessen Bau 1989 beschlossen wurde und der bis heute immer weiter wächst.

Die Mischung der Zutaten hat hier gestimmt:

anspruchsvolle Architektur von internationalen Stararchitekten wie Frank O. Gehry oder Claude Vasconi, eine professionelle Vermarktung sowie ein günstiger Zeitpunkt, denn die Ausrichtung auf den Medienbereich funktionierte durch die fortschreitende Privatisierung mehr als nur gut.

Der Medienhafen ist mit einer Vielzahl von Re- staurants und Clubs zudem sehr bald zu einer gefragten Ausgehadresse geworden. Architektur und Hafen prägen die Kulisse des „Urban Life“, die das Thema Wohnen bislang ausklammert.

Rhythmisch gegliedert präsentiert sich die Promenade an der Alten Brücke in Heidelberg im Entwurf des Planungsteams. Schönes Detail: Die schlichten Holzbänke auf den Stufen.

Links

» www.netzwerk-fl ur.de

» www.lebendige-hase.de

» www.neuewegezumwasser.de

» www.heidelberg.de (Projekt: Stadt an den Fluss)

» www.hafencity.com

Foto: Planungsgruppe Neckarpromenade

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Neue Hafen-Quartiere am Wasser

Die Gestaltung des öffentlichen Raums be- kommt eine noch höhere Priorität, wenn am Wasser neue Quartiere oder Stadtteile entste- hen, die eine gemischte Nutzung vorsehen. Ver- schiedene Projekte befi nden sich hier in ganz unterschiedlichen Phasen der Realisation. Allen voran steht die HafenCity in Hamburg, schon aufgrund der Dimension mit Wohnraum für 12.000 Menschen und dem Raum für 40.000 Arbeitsplätze. Im Oktober lebten etwa 1.500 Menschen in der HafenCity und 4.000 Men- schen hatten ihre Arbeitsplätze dort. Die Zah- len steigen kontinuierlich an. Im fertiggestell- ten Quartier Am Sandtorkai/Dalmannkai zeigt sich, dass die Lebendigkeit des neuen Quartiers maßgeblich auf die Vielzahl der unterschiedli- chen Nutzungsansprüche zurückzuführen ist.

Nachbarschaftliches Leben und urbane Begeg- nungen werden gezielt gefördert: So besitzt die HafenCity ein soziales Netzwerk mit Nachbar- schaftstreffs und Anwohnertrödelmarkt, Verei- nen oder einem Stadtteilbeirat. Gemeinschafts- räume, die Schule oder auch der Spielplatz sind zu wichtigen Kommunikationsorten geworden.

Das Quartier ist als öffentlicher Ort gut ange- nommen worden. Dafür sorgen Promenaden und Plätze, öffentliche Nutzungen in den meis- ten Erdgeschoßfl ächen, aber auch ein breites Angebot an Veranstaltungen und Kulturprojek- ten. Von den Planern wird das Mobilisieren von Nachbarschaft und urbaner Begegnung als eine der schwierigsten Aufgaben urbaner Stadtent- wicklung gesehen. Dieses Zusammenwirken ist ein anspruchsvoller Balance- und Lernakt, denn beides ist notwendig aber in den Ansprüchen häufi g nicht deckungsgleich. Es wird in einem der kommenden Hefte ein eigener und sehr lohnenswerter Beitrag sein, die verschiedenen Freiraumkonzepte der neuen Hafenviertel in Köln, Bremen oder Duisburg, wie auch die Pla- nungen für den Hafen in Offenburg unter die- sem Aspekt zu beleuchten.

Wasser wieder sichtbar machen

Stadtbäche oder kleinere Flüsse sind nach wie vor in vielen Städten und Gemeinden ein

„wohlgehütetes Geheimnis“. Die Kölner ken- nen ihre alten überbauten Stadtbäche nur, weil Straßennamen von ihrer Existenz zeugen. In Stuttgart wurde der durchquerende Nesenbach nach dem 2. Weltkrieg komplett verrohrt und zum Hauptsammler Nesenbach - also letzt- endlich zu Abwasser. Das ist sicher eines der Extrembeispiele, doch auch sonst sind die

Eine Brücke zum Verweilen

Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson hat für die Stadt Kopenhagen eine Brücke geplant, die aus fünf runden Plattformen besteht. Als „Ort der Entschleunigung“ wird ein attraktiver Freiraum auf dem Wasser entstehen.

Olafur Eliasson sucht für seine Arbeiten den öffentlichen Raum, um durch Inter- ventionen den Blick auf die gewohnte Umgebung der Stadt zu verändern. Parallel dazu konstruiert er Naturphänomene in der Welt der Museen. Mit dem Antasten der Grenzen zwischen der „echten“ Natur und ihrer künstlichen Inszenierung hat der Künstler in den letzten Jahren viel Beachtung und Anerkennung gefunden.

Besonders spektakulär waren 2008 „The New York City Water Falls“ die an vier Orten am East River gigantische Mengen Wasser bewegten. Eliasson hat Flüsse mit ungiftigen Substanzen eingefärbt, Gebäude in gelben Nebel gehüllt und in der Londoner Tate Gallery die Sonne aufgehen lassen. Die sinnliche Erfahrung ist eine wichtige Ebene seiner Kunst, die auch bei den stilleren Werken zum Tragen kommt, zum Beispiel bei den Dufttunnels für die Autostadt in Wolfsburg.

Wenn Olafur Eliasson eine Brücke konzipiert, kann man also mehr erwarten als einen schnellen Weg über das Wasser. Zwar folgt auch seine Brücke der Funktio- nalität, denn sie wird über den Christianshavans Kanal reichen und den Hafen in Richtung Innenstadt öffnen. Doch Eliasson schafft mit seiner „Circelbroen“ eine neue Freiraum-Qualität im Umkreis des Hafens, einen Ort für das öffentliche Le- ben und das kulturelle Erleben. Denn die fünf kreisrunden Plattformen führen in Windungen über das Wasser, werden neue Blicke auf die Stadt eröffnen und zum Verweilen einladen. Olafur Eliasson hat einen Ort der Entschleunigung geplant, der durch nach oben gespannte Seile an die Takellage von Segelschiffen erinnert.

Der auf Segelschiffen spielende Roman „Die Entdeckung der Langsamkeit“ fi ndet im Entwurf von Olafur Eliasson sein städtebauliches Echo. Das Projekt ist eine Schenkung der Nordea Fonden an die Stadt Kopenhagen und soll 2012 fertigge- stellt werden.

Foto: www.nordeafonden.dk

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10 | Top Thema

„Er sprach von der Macht des Wassers. Und diese Macht ist eine sehr wahrnehmbare,

wirkliche Macht, wie ich heute weiß.“

John von Düffel, Vom Wasser

Von der Rückkehr an den Fluss hat Düsseldorf extrem profi tiert.

In der täglichen Nutzung, aber auch als Veranstaltungsort ist die Promenade eine besondere Adresse: vom Japan-Tag bis hin zum Ski-Langlauf-Weltcup auf Kunstschnee.

Metropole mit romantischem Bachlauf

Der Fluss Cheonggyechon fl ießt durch die Stadt Seoul, war aber bis 2005 für die Bürger nicht zu sehen. Er war in den 60er Jahren zubetoniert, später dann mit einer Stadtautobahn überbaut worden. Um für Seoul und das angrenzende Ballungsgebiet naturnahe Erholungsfl ächen zu schaffen und um Verbesserun- gen der Luft zu erreichen, entschied sich die Stadt zu einem gigantischen Projekt: Auf einer Länge von knapp vier Kilometern wurde die Straße entfernt und ein künstlicher Bachlauf für das Wasser des Cheonggyechon geschaffen.

Verschiedene inszenierte Ufersituation mit Grünanlagen und eine aufwendige Beleuchtung haben die Wege entlang der Ufer zu einem Lieblingsort in der Stadt werden lassen, an dem die Seouler sich bis spät in die Nacht hinein auf- halten.

Fotos: DMT

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strukturellen Defi zite bei Fließgewässern im urbanen Raum gravierend. Schon seit längerem gibt es Projekte, die Flüsse und Bäche wieder sichtbar werden zu lassen, indem überdeckte Wasserläufe geöffnet werden und naturnahe Strukturen die harten Uferverbauungen er- setzen. Das ist auch ein Thema, mit dem sich das 2007 gegründete „Netzwerk Fließgewäs- ser im urbanen Raum - FluR“ beschäftigt. FluR hat es sich zum Ziel gesetzt, die vorhandenen Erfahrungen und das Wissen in verschiede- nen Bereichen der Gewässerentwicklungspla- nung zu bündeln und es den Kommunen und deren Partnern zur Verfügung zu stellen. Auf der FluR-Website wurde eine Datenbank mit Best-Practice-Beispielen aufgebaut, die konti- nuierlich weiter wächst und mittlerweile über 60 Gewässer-Steckbriefe mit beispielhaften Projekten bereitstellt. FluR veranstaltet zudem regelmäßig Netzwerktagungen zum Thema ur- bane Fließgewässer, bei denen Teilnehmer aus Kommunen, Vereinen, Wissenschaft und Un- ternehmen unter anderem den Umgang mit der Europäischen Wasserrahmen Richtlinie und der Lebensader Fluss in der Stadtgestaltung disku- tierten.

Die Kommunen und ihre Partner stehen vor komplexen Aufgaben, wenn es darum geht, überdeckte Flüsse und Bäche wieder ans Tages- licht zu holen. Besondere Strukturfördermaß- nahmen sind in vielen Fällen die Voraussetzung dafür, dass überhaupt daran gearbeitet werden kann. So hat sich der Märkische Kreis im Rah- men der Regionale 2013 vorgenommen, Flüsse und Bäche zu öffnen: „Ein Kreis packt aus - Wir befreien unsere Flüsse und Bäche" lautet der

Derzeit wird in einem Kooperationsprojekt der Kommunalen Umwelt-AktioN U.A.N.

und dem Netzwerk FluR eine Untersu- chung von urbanen Fließgewässerrevita- lisierungen durch die Deutsche Bundes- stiftung Umwelt gefördert. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden im März 2010 in einer „Handreichung für die kom- munale Ebene“ münden, die übertragbare Lösungen, praktische Hinweise und Tipps beinhaltet. Das Motto ist dabei Empfeh- lungen von kommunalen Akteuren für kommunale Akteure bereitzustellen und so zum Nachahmen für Aktivitäten am eigenen Bach oder Fluss anzuregen. Lesen Sie in der Ausgabe 1/2010 mehr dazu!

Wasserkunst Kaltehofe: Ein Gebäude taucht auf

Das Thema Wasser wird im Mittelpunkt eines rund 14 Hektar großen Freizeita- reals auf der Halbinsel Kaltehofe stehen. Im Sommer 2010 soll die Umwandlung der ersten Hamburger Wasserfi ltrationsanlage zu einem kulturhistorischen Na- turdenkmal abgeschlossen sein. Ins Auge fällt bei dem Konzept vor allem das neue Ausstellungshaus „Wasserkunst“ hinter der historischen Verwaltungsvilla, die zum Besucherzentrum mit Gastronomie werden wird. Ein außenliegender Vorhang aus Wasser und eine Wasserfl äche auf dem Dach sollen den Eindruck entstehen lassen, das rechteckige Gebäude tauche aus einem Becken auf. Der In- nenraum des Neubaus wird als multifunktional nutzbarer Ausstellungs- und Vor- führungsraum dienen. Die Villa und die „Wasserkunst“ befi nden sich auf einem für die Besucher gestalteten Platztableau und sind durch einen unterirdischen Gang verbunden.

Auf dem Gelände wurde lange Jahre das Trinkwasser für Hamburg aufbereitet.

Seit der Stilllegung 1990 ist die Anlage verwildert, so dass sich viele verschiedene Tierarten dort ansiedeln konnten. Der Naturerhalt wurde deshalb ebenso zum Ziel gesetzt, wie die Aufarbeitung als kulturhistorisches Denkmal. Mehr als zwei Drittel der gesamten Insel werden durch das Projekt nicht berührt und dienen als Rückzugsgebiet. In dem abgetrennten Parkgelände werden die ehemaligen Filterbecken nach verschiedenen Themen gestaltet. Für die Besucher wird es da- bei auch Aktionsbereiche geben, zum Beispiel mit Modellbooten. Die Gestaltung um die Becken beschränkt sich auf eine klare Wegeführung nach historischem Vorbild.

Die Pläne für den Ausbau der Elbinsel waren im Anschluss an die Vorstellung des Masterplans von dem Architekten Andreas Heller weiterentwickelt worden.

Dabei wurden im Sinne des zugrundeliegenden Agenda-21-Prozesses öffentliche Anregungen soweit wie möglich berücksichtigt. Die Wasserkunst Kaltehofe ist ein Projekt des städtischen Unternehmens HamburgWasser, das zusätzlich mit Bundesmitteln aus dem Konjunkturpaket gefördert wird.

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12 | Top Thema

Titel des Projektes. Der Kreis verfügt über rund 226 Kilometer Flusslauf, von denen viele Flüsse und Bäche im Laufe der vergangenen Jahrzehn- te verrohrt oder überbaut wurden. So weiß in Meinerzhagen kaum jemand, dass die Volme eigentlich mitten durch die Stadt fl ießt, denn zu sehen ist davon nichts. Im Rahmen der Re- gionale sollen nun die Flüsse und Bäche wieder in die Wahrnehmung der Menschen gebracht werden. Selbstverständlich wird zudem das Ziel verfolgt, durch die Renaturierungsmaßnahmen die Gewässerstruktur und -güte zu verbessern und zugleich zum Hochwasserschutz beizutra- gen.

Leuchtturmprojekte für ein schöneres Land

In Landschaften, die durch Bergbau intensiv industriell genutzt worden sind, können neu angelegte Seen alte Narben verdecken und Impulse für die Zukunft einer Region setzen.

Diese Form der Bergbausanierung wurde in den neuen Bundesländern intensiv betrieben.

Ein prominentes Beispiel ist das Neuseenland

in der Lausitz. Auch im Ruhrgebiet setzt man stark auf das Element Wasser, um den Struktur- wandel durch die Schaffung attraktiver Land- schaften zu begleiten. Zunächst umstritten war der Bau des Parallelkanals zur Errichtung der Wasserwelt Wedau, weil in diesem Fall primär keine Industrielandschaft aufgewertet wurde, sondern die Rodung eines Waldstücks vorge- nommen werden musste. Geht man dort heute spazieren, dann zeigt sich aber deutlich, wie sehr die weitere Sport- und Freizeitorientierung der Stadt Duisburg an dieser Stelle genutzt hat.

Auch in den nördlichen Stadtteilen von Essen wird verstärkt auf Wasser gesetzt, um den Frei- raum aufzuwerten. So soll auf einer nicht mehr benötigten Erweiterungsfl äche des Nordfried- hofs ein etwa 1,5 Hektar großer See mit einem grünen Umfeld entstehen. Durch die unmittel- bare Nähe zu bereits bestehenden Freizeit- und Erholungsangeboten soll der Kuhlhoffsee zum zentralen Bindeglied zwischen dem Emscher Landschaftspark im Norden und dem Weltkul- turerbe Zollverein im Süden werden.

Die Orientierung zum Wasser bedeutet für die Menschen aller Altersstufen einen Zugewinn an Lebensqualität durch neu geschaffene Freiräu- me. Unterschiedlichste Freizeitangebote und neue Perspektiven auf Landschaften und urba- ne Räume entstehen. Überraschend plötzlich kann auch eine Stadt wie Leipzig, obwohl sie an keinem großen Fluss liegt, zur Wasserstadt werden. Oder Oldenburg erhält durch einen neuen, 200 Meter langen Flusslauf mit einem natürlichen Flussschwimmbad einen weißen Sandstrand. In München zeigt sich nach lan- gen Jahren der vorbildlich betriebenen Renatu- rierung die Isar wieder in der alten Gestalt als Gebirgsfl uss. Jedes Projekt für sich ist auf seine Weise ein Aufbruch zu neuen Ufern. A.M.

Die Sulz in Oberbayern ist ein Beispielprojekt, das auf der Website von FluR als Flusssteckbrief vorgestellt wird.

Der Fluss konnte wieder aus dem tiefen und engen, ab 1929 gebauten Bett "befreit" und zu einen natur- nahen Gewässer rückgebaut werden.

Foto: WWA Ingolstadt

Foto: www.hafencity.de Foto: Stadt Beilngries

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Angefangen hat alles mit einer Diplomarbeit.

Daraus wurde das Projekt „SPREE2011. Baden im Fluss. Mitten in Berlin“, das jetzt kurz vor der Umsetzung steht und im kommenden Jahr im Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Shanghai als besonders zukunftsweisend vor- gestellt werden wird. Es bietet eine verblüffend einfache und technisch durchdachte Lösung für ein Problem, mit dem viele Städte konfrontiert sind. Und gleichzeitig lassen sich damit Auf- enthaltsfl ächen auf dem Wasser einrichten, die ganz unterschiedlich genutzt werden können.

Ein zentrales Problem beim Gewässerschutz in Europa besteht darin, dass zwar die Flüsse durch die Reduzierung der Einleitungen aus der Industrie grundsätzlich sauberer geworden sind, aber dennoch Verschmutzungen zu ver- zeichnen sind. Die Wasserqualität entspricht fast überall noch immer nicht der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Das liegt oft an einer mangelnden Kapazität der städtischen Kana- lisation. Bei Starkregen läuft deshalb das mit Haushaltsabwasser vermischte Regenwasser ungeklärt in die Flüsse, in Berlin im Schnitt 28 Mal im Jahr. Die klassische Lösung für dieses Problem ist der Bau von unterirdischen Rück- haltebecken, in die das Mischwasser kurzfristig einfl ießen kann. Doch in den Städten fehlt zum einen vielfach der Platz dafür, zum anderen sind kosten- und zeitintensive Baumaßnahmen damit verbunden. Hinter dem mit öffentlichen Mitteln geförderten Projekt steht nun die Idee, dass ein Modulsystem im Wasser an den Stellen der Einleitungsrohre angebracht wird. Im Fall von Starkregen dient dieses System als tempo- rärer Speicher. Wenn die Kanalisation wieder aufnahmefähig ist, wird das Wasser zurückge- pumpt, und die Tanks werden intensiv gespült.

A.M.

Clevere Inseln für die Spree

Unter Wasser befi nden sich Tanks, die bei Starkregen Abwasser auffan- gen – über Wasser entstehen Inseln als attraktive Freiräume in schönster Lage.

Fotos: Sven Flechsenhar

Links

» www.spree2011.de

» www.luritec.com

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14 | Top Thema

„Die Stadt wird sehen,

wie gut ihr Umweltschutz tut“

FreeLounge: Wie gestaltet sich in zehn Jahren das städtische Leben an der Spree, Herr Steeg?

R. Steeg: Na, ganz anders, weil kein braunes Wasser mehr durch die Stadt fl ießt, sondern klares! Campingstühle werden am Ufer stehen, Kinder spielen am Wasser, aus einem Kanal ist ein Fluss geworden. Die Spree wird wieder zum Mittelpunkt der Stadt, mit mehr Parks an den Ufern, die zur Erholung einladen. Wenn ein Teil dieser Vorstellungen eintreten sollte, würde dies einen großen Zuwachs an Lebensqualität für die Stadt und einen Sprung im Ressourcen- schutz bedeuten.

FreeLounge: Welche Nutzung können Sie sich für die neu entstehenden Freifl ächen auf dem Wasser vorstellen?

R. Steeg: Grundsätzlich eignen sich die Platt- formen für viele Nutzungen, jedoch setzen wir uns dafür ein, dass sehr zurückhaltend mit der Bebauung umgegangen wird. Pavillons sind in Ordnung. Aber es sollen Flächen sein, die von der Öffentlichkeit genutzt werden können.

Es würde gut passen, dort auch einfach Bän- ke aufzustellen, so dass die Menschen die Zeit am Wasser und den Fluss genießen können. Im Osthafen der Spree sollen jetzt zwei Plattfor- men eingerichtet werden. Auf der ersten wer- den einige Service-Module installiert: eine Bar, ein Café und ein Solarbootverleih sowie Gärten.

Für die zweite Plattform gibt es bereits Anfra- gen. Als Anrainer hat dort ein Modezentrum mit Showrooms Interesse daran, einen Teil der Plattform für Modenschauen und auch als Büh- ne für kulturelle Veranstaltungen zu nutzen.

Aber 70 Prozent der Fläche wird ein Schilffeld bedecken.

FreeLounge: Wie groß werden die Plattformen denn sein, und wie viele wird es in Berlin ge- ben?

R. Steeg: Die Pilotanlage hat 96 Meter in der Länge und neun Meter in der Breite, also knapp 900 Quadratmeter.

FreeLounge: Das ist nicht wenig!

R. Steeg: Sehen Sie das als Symbol für die Menge des Abwassers, das in die Spree gelei- tet wird. Aber stellen Sie das auch der Fläche von 265.000 Quadratmetern gegenüber, die das Wasser der Spree im Osthafen einnimmt. Eine solche Insel bedeckt dann eben mal 0,3 Prozent der Wasseroberfl äche. Das ist wenig. Wir haben aktuell eine Anfrage aus einer anderen Stadt, bei der die Plattform eine andere Dimension einnehmen würde: 10.000 Quadratmeter.

FreeLounge: Beachtlich! Können Sie dazu schon etwas sagen?

R. Steeg: Nein. Ich bin abergläubisch. Erst muss es feststehen. Für die Spree bräuchten wir 14 Systeme mit Speichermodulen, um den saube- ren Fluss bis in die Mitte der Stadt zu bewah- ren.

FreeLounge: Und alle würden als Freifl äche ge- nutzt?

R. Steeg: Das kann so sein, muss aber nicht.

Außerhalb von Städten mag es durchaus Sinn machen, einfach nur Schilfbepfl anzungen an- zulegen. Aber es ist ja so, dass auf den Spei- chersystemen Bedienstege angelegt werden müssen, über die Techniker das System warten können. Das Anlegen dieser Stege ist relativ teuer und kann über eine Nutzung der Inseln co-fi nanziert werden.

FreeLounge: In Hamburg war man eine Zeit lang sehr optimistisch, über eine Kolonie von Hausbooten auch zu einer Freiraumnutzung auf dem Wasser zu kommen. Das hat bislang nicht geklappt, weil zwar viele Menschen gerne auf dem Wasser in Hausbooten leben möchten, aber die hohen Kosten ebenso abschreckend wirken wie die Schwierigkeiten bei der Versor- gung mit Strom und Wasser. Viel langsamer als geplant entwickelt sich dort die Besiedlung durch Hausboote. Von Freiräumen ist man weit entfernt.

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Sind bei Ihnen die technischen Voraussetzun- gen zu 100 Prozent geklärt?

R. Steeg: Das ist wirklich gar kein Problem.

Denn die ganze Struktur ist vorhanden, weil sie von dem Speichersystem benötigt wird. Es gibt selbstverständlich Strom sowie die Leitungen von Frisch- und Abwasser. Die Infrastruktur steht also. Vermutlich sind in Hamburg die Ver- sorgungswege sehr lang.

FreeLounge: Und es gab wohl Probleme mit den Eigentümern der Ufergrundstücke.

R. Steeg: Das hat bei uns auch zu einer Verzö- gerung des Projektes um anderthalb Jahre ge- führt. Wir mussten ein zweites Rohr für den Ab- fl uss des gespeicherten Abwassers anlegen. Die rechtliche Vorgabe ist so, dass das Mischwasser nicht durch das gleiche Rohr abgeleitet werden darf, durch das es eingeströmt ist. Das Grund- stück, über das diese Ableitung laufen musste, war an einen englischen Investor verkauft wor- den, der sich in der Krise verabschiedet hatte, ohne den Kaufpreis zu bezahlen. Dadurch pas- sierte einige Zeit gar nichts mehr. Jetzt ist das endlich geklärt. Es ist aber immer sinnvoll, Ko- operationen mit den Grundstücksbesitzern ein- zugehen, sie für das Projekt zu begeistern und auch als Partner zusammenzuarbeiten.

FreeLounge: Welche Erfahrungen haben Sie bei der Planung der Freiraumnutzung gemacht?

R. Steeg: Nun, wir haben Verträge aufgesetzt, die zum Beispiel die öffentliche Nutzung regeln.

Das macht beim ersten Mal viel Arbeit, aber mit dem Wissen wird man weitere Projekte einfa- cher realisieren können.

FreeLounge: Wie sieht das Interesse anderer Städte aus? Wartet man, bis in Berlin das erste System installiert ist?

R. Steeg: Das sah erst so aus, doch im Moment scheint es sich anders zu entwickeln. Obwohl der Pilot noch nicht fertig ist, ist das Interes- se anderer Städte enorm. Weil wir das ja mit den Berliner Wasserbetrieben realisiert haben, denken offenbar immer mehr: „Wenn die Ber- liner Wasserbetriebe jede Schraube der Anlage angeschaut haben, dann wird das funktionie- ren.“ Lange war der ausstehende Pilot ein Hin- dernis, jetzt ist das Thema in den Hintergrund gerückt. Aber das System ist ja schließlich auch 20 bis 30 Prozent kostengünstiger als andere Lösungen und grundsätzlich drei bis vier Mal so schnell in Betrieb.

FreeLounge: Herr Steeg, wir danken Ihnen für das Gespräch und kommen gerne mal zum Ba- den nach Berlin.

Das Interview führte Dr. Anke Münster

Ralf Steeg

ist Diplomingenieur für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung. Nachdem er in Bern erlebt hat, wie sehr ein sauberer Fluss das urbane Leben bereichern kann, begann seine berufl iche Entwicklung zum „Flussverbesserer“. Auf- bauend auf seiner Diplomar- beit hat er mit der Technischen Hochschule Berlin und vielen weiteren Partnern das System der Mischwasserspeicher in Flüssen entwickelt. Hinter ihm und dem Unternehmen LURI.

watersystems liegt ein langer Weg: Die Idee überzeugte in Berlin schnell, doch die Reali- sation gestaltete sich sehr zäh.

Im nächsten Jahr wird nun endlich das erste Speicher- system gebaut.

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Zwischen Achterbahnen und jeder Menge Ani- mation fi ndet sich im Phantasialand in Brühl ein kleiner Wasserspielplatz, an dem viele Eltern schon mehr Zeit verbracht haben, als erwartet.

Sogar bei einer solchen Konkurrenz kann sich Wasser als Attraktion sehr gut behaupten, denn Kindern tut es immer gut, wenn sie selbst etwas in Gang setzen können, überraschende Erfah- rungen machen und sich durch das Wasser ins- piriert bewegen. So wundert es nicht, dass im- mer interessantere Angebote von Spielräumen am oder mit Wasser geschaffen werden.

Spielplätze, die begeistern

Attraktive Wasserspielplätze tragen erheblich dazu bei, eine Region oder einen Park famili- enorientiert zu gestalten. Diese Erfahrung hat man zum Beispiel auf der Insel Mainau ge- macht. Durch die Spielplätze und insbesonde-

An Wasser kommt kein anderes „Spielzeug“ heran:

Es fasziniert Kinder, ver- bindet Spiel mit Naturer- fahrung und bietet immer neue Anregungen. Wie nutzen Kommunen dieses Element, um Spiel- und Erlebnisräume für Kinder zu gestalten?

re durch den Wasserspielplatz ist es laut dem Pressereferenten der Insel, Florian Heitzmann, gelungen, mehr junge Familien für die Mai- nau zu begeistern. „Es lässt sich nicht exakt nachvollziehen, wie viele Besucher wir auf dem Wasserspielplatz im Sommer täglich hat- ten. Aber, dass mehr Familien kommen, steht außer Frage. Und wir erhalten sehr positive Rückmeldungen.“ Die Wasserwelt dort ist ein Spielbereich, der die Bodenseeregion vergan- gener Zeiten widerspiegeln soll. Um einen See mit Insel gruppiert sich eine Pfahlbausiedlung.

Kleine Häuser und Türme sind auf unterschied- liche Weise miteinander verbunden. So ist es möglich, sich über Hängebrücken oder Ketten- stege von einem Haus zum nächsten zu han- geln, ohne den Boden zu berühren. Von einer Seeseite zur anderen gelangen die Kinder mit Seilfähre oder Flößen. Der Spielplatz hat eine

Fotos: Mainau GmbH

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Gesamtgröße von 1100 Quadratmetern. Eben- so hat das Zentrum für Gartenkunst und Land- schaftskultur Schloss Dyck in diesem Jahr sein Angebot für Kinder durch einen Wasserspiel- platz aufgewertet. Auch hier verfolgt man das Ziel, durch passende Freizeitangebote ein brei- tes Publikum anzusprechen. Für Kinder fehlte bis dahin eine Möglichkeit zur Beschäftigung mit dem Element Wasser – eigentlich ein Muss auf dem Gelände eines Wasserschlosses.

Der Hersteller Richter Spielgeräte, der auf indi- viduelle Wasserspielplätze spezialisiert ist und häufi g die aufwendigen Wasserwelten der Lan- desgartenschauen ausstattet, bestätigt, dass im Segment der Wasserspielplätze ein steigender Trend festzustellen ist.

Wasserpark statt Schwimmbad

In Neuwied wurde in diesem Jahr auf dem Ge- lände eines geschlossenen Freibads ein Wasser- park eröffnet. Die Stadtwerke Neuwied hatten mit der Gestaltung des Parks den Umweltkünst- ler Dieter Magnus beauftragt, der die Gestal- tung öffentlicher Räume für Kinder als zentrale Aufgabe sieht. Mit seiner Weitläufi gkeit, den bunten Mosaiken und Wasserkaskaden sowie einer Vielzahl von Stationen, an denen die Kin- der mit Wasser spielen und arbeiten können, ist der Wasserpark schnell zu einem neuen Lieb- lingsort geworden. Thorsten Reuschenbach von den Stadtwerken Neuwied berichtet, dass die Besucherzahlen die Erwartungen für das ers- te Jahr deutlich übertroffen haben. Mehr als 14.000 Kinder und 12.000 Erwachsene haben den Park besucht. Der Eintritt liegt bei zwei Euro pro Kind. Einige alte Komponenten des früheren Freibades wurden in das neue Gesamtkonzept eingebunden. Das Schwimmbecken wurde zu einer Freilichtbühne für Kulturangebote, das alte Schwimmbadgebäude zum Café und Res- taurant und dient mit einem Platz am Wasser als Anlaufpunkt für Wanderer und Ausfl ügler.

Wandern? Erleben!

Nachhaltig angelegter Tourismus hat in Öster- reich eine Reihe von besonderen Angeboten für Kinder entstehen lassen. Als eines der wasser- reichsten Länder Europas hat man dort schon vor Jahren defi niert, dass Wasser die wichtigste Ressource für den Tourismus darstellt. Nicht neu, aber überdurchschnittlich durchdacht und kreativ ist das „Hexenwasser Hochsöll“, das sich als naturnahe Inszenierung am Berg versteht.

Im Jahr 2000 als ehrgeiziges Projekt zur Bele- bung des alpinen Sommers gestartet, gilt das Schön und weiträumig gestaltet ist der Wasserpark Feldkirchen in Neuwied. Insbesondere

für kleinere Kinder übertrifft das Angebot den Besuch im Schwimmbad.

Der Eisvogelsteig führt durch den Fluss Chamb und lässt Kinder und Erwachsene einen Fluss hautnah erfahren

Foto: Stadtwerke NeuwiedFoto: Maike SöltlFoto: LBV-Zentrum „Mensch und Natur“

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„Hexenwasser Hochsöll“ heute weit über die Grenzen hinaus als Vorreiter und Auslöser eines alpenweiten Trends, der vielerorts Nachahmer fand. Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Staatspreis für Touristik bieten sich den Kin- dern von der Bergbahnstation aus insgesamt 60 Stationen, oft mit Wasser, an denen sie zum Mitmachen und Ausprobieren eingeladen sind.

Regelmäßig gibt es Erweiterungen im Angebot, um das Ausfl ugsziel für Familien aktuell zu hal- ten. Die Stationen bringen immer die Magie des Ortes mit besonderen Ideen in Einklang, die sich ganz nachdrücklich von „Funpark-Attraktionen“

abgrenzen. Um in einem Holzbottich als „He- xenbad“ Erfrischung zu fi nden, muss das Wasser über eine komplexe Anlage selbst hochgepumpt und -geleitet werden, Wassertropfen führen über kreative Instrumente ein Trommelkonzert auf oder Steine können in einer Wassermühle geschliffen werden. Natürlich fällt Kindern so motiviert das Wandern viel leichter.

Aus der Perspektive der Eisvögel

Noch enger liegen Umwelterfahrungen und Spielen am und im Wasser bei einem Programm des Landesbunds für Vogelschutz LBV-Cham

„Mensch und Natur“ zusammen. Dort wird seit 2009 in der Zeit von März bis Ende Oktober der sogenannte Eisvogel-Steig in dem Fluss Chamb aufgebaut. In Gruppen von bis zu acht Personen können Besucher in den Fluss steigen und Strö- mung und Sandbänke spüren. Der Eisvogelsteig führt auf einem festgelegten Weg durch die Chamb. Wie bei einem Klettersteig gesichert werden die Fluss-Abenteurer durch die Vielfalt eines frei fl ießenden Flussabschnitts geführt.

Sie spüren das Element Wasser mit all seiner Kraft am eigenen Körper. Aus der Perspektive

des Eisvogels dicht über der Wasseroberfl ä- che eröffnet sich ein elementares Naturerleb- nis. Damit das Ganze zwar abenteuerlich, aber ohne Gefahr abläuft, werden Stelen in dem Fluss platziert und ein Seilsystem daran auf- gebaut, so dass jeder Schritt gesichert ist. Die Stelen wurden von regionalen Künstlern mit Skulpturen versehen. Ausgestattet werden die Teilnehmer übrigens mit Wathosen und einem Audioguide.

Klassisches Strandvergnügen am Meer

Wenn Wasser und Strand in großen Mengen zum Spielen einladen, dann sind besonders fan- tasievolle Freiraum-Angebote nicht unbedingt gefragt. Sehr aufwendig gestaltete Wasser- spielplätze wie im niederländischen Deltapark Neeltje Jans fi ndet man an den Küsten eher selten. Bei der Gestaltung von Wasserspiel- plätzen hat die Materialfrage einen ganz an- deren Stellenwert, denn eigentlich gewährt nur Edelstahl der Güte V4A eine zufriedenstellende Haltbarkeit. Besondere Wasserthemen werden am Meer häufi g auch als Indoor-Thema aufge- arbeitet, um attraktive Angebote für Schlecht- wetter-Phasen bieten zu können. An solchen Tagen sind die Warteschlangen am Eingang des Ozeaneums in Stralsund zum Beispiel beeindru- ckend lang. Kreative Begegnungen mit Wasser bieten am Meer auch vielfach Naturerlebnis- zentren, wie beispielsweise das NEZ Maasholm, Oehe, Schleimünde, das Ende der 80er Jahre entstand. Ein Wind-Wasser-Küsten-Spielplatz, ein großes Freigelände und eine Erlebnis-Aus- stellung sind die festen Bestandteile des Zent- rums, hinzu kommt ein sehr breites Naturerleb- nis-Programm für Kinder, das unter dem Motto

"Meer Natur erleben" steht. A.M.

„Hexenwasser Hochsöll“ ist ein mehrfach ausgezeichneter Erlebnisraum für Kinder, der Wasser als Element des Gebirges kreativ und authentisch erlebbar macht.

Fotos: Hexenwasser Hochsöll

Links

» www.wasserpark-feldkirchen.de

» www.lbvcham.de

» www.mainau.de

» www.pro-regio-gmbh.de

» www.stiftung-schloss-dyck.de

» www.hexenwasser.

bergbahnsoell.at

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20 | Top Thema

Flüsse sind seit jeher Lebensadern von Siedlun- gen. Wichtig für Verkehr, Handel, Wasserver- sorgung - und früher sogar für den Fischfang.

Saarbrücken, die Landeshauptstadt des Saar- landes und einzige saarländische Großstadt, hat ihre Entstehung auch der Saar zu verdan- ken. Der Fluss formte die Landschaft mit ihrer breiten Talaue und war eine Voraussetzung für die Besiedlung. Gleichzeitig bildet ein Fluss aber immer eine Abgrenzung, die es zu überwinden gilt. Obwohl der Name Saarbrücken ursprüng- lich nicht mit dem Begriff einer Brücke zu- sammen gebracht werden kann, schufen diese Bauwerke neue Verbindungen.

Die Stadtautobahn – ein Kind der 1960er Jahre

Die Idee neuer Verkehrsverbindungen war auch der treibende Gedanke dabei, die Autobahn A 620 (Saarbrücken-Saarlouis) zwischen den Anschlussstellen Saarbrücken-Güdingen (AS 21) und Saarbrücken-Klarenthal (AS 11) als

Großprojekt

„Stadtmitte am Fluss“

Mit einem Aufwand von rund 370 Millionen Euro soll die Saarbrü- cker Innenstadt wieder belebt, der Bevölkerungsrückgang gestoppt, die Zukunftsfähigkeit gesteigert und die Eigenständigkeit des Saar- landes gesichert werden. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das Politiker und Bürger seit 2003 bewegt. FreeLounge stellt eine Momentaufnahme des Projektes vor.

Saarbrücken will Stadtentwicklung neuen Schub geben

Foto: Atelier Loidl

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Stadtautobahn für Saarbrücken anzulegen. Ein herausragender Ausdruck damaliger Urbanität.

Um den Bau der A 620 an der Saar entlang zu ermöglichen, wurde die Schlossmauer des Saar- brücker Schlosses um ca. 20 m versetzt und die daran angeschlossene Alte Brücke um mehrere Bögen gekürzt. Seit Dezember 1963 kann über 11 Anschlussstellen im Saarbrücker Stadtgebiet jeder Saarbrücker Stadtteil problemlos erreicht werden. Auf diesem Teilstück, welches die Stadt entlang der Saar durchschneidet, kommt es ne- ben einer starken Lärmbelastung regelmäßig zur Überfl utung, was den weitgehenden Zu- sammenbruch des Individualverkehrs nach sich zieht. Die Strecke hat sich im Volkmund seit langem etabliert: „Linker Nebenfl uss der Saar mit 13 Buchstaben = Stadtautobahn“. Mittler- weile hat sich auch der Begriff der städtischen Qualität weg von der autofreundlichen Stadt und hin zu mehr Aufenthaltsqualität und Frei- zeitwert entwickelt.

Ab in den Tunnel

Mit dem zentralen Leitprojekt Stadtmitte am Fluss sollen ein qualitativ hochwertiger, ur- baner Raum in der Stadtmitte geschaffen, die Lebensqualität deutlich verbessert und private Folgeinvestitionen initiiert werden. Die heuti- ge Situation in der Stadtmitte von Saarbrücken ist geprägt durch die lärmende Asphaltband der mit ca. 95.000 Kfz/Tag belasteten Stadt- autobahn. Die Aufenthaltsqualität an beiden Seiten der Saar wird heute extrem von dieser Lärmbelastung durch den Verkehr beeinträch- tigt. Durch die Autobahn sind Fluss, Straße und Uferbereich zu einem verlärmten, unwirtlichen Freiraum geworden, der zudem die Stadtteile Alt-Saarbrücken und St. Johann voneinander trennt. Für die Stadt und die Region ist damit der Bereich mit dem wichtigsten Entwicklungs- und Identifi kationspotenzial durch die Auto- bahn stark geschwächt.

Der zentrale Ansatzpunkt des Projektes „Stadt- mitte am Fluss“ für die Entstehung neuer urba- ner Qualitäten ist es, die rund 1,5 km lange, in- nerstädtische Teilstrecke der BAB 620 in einen hochwassersicheren Tunnel zu verschieben. Die Führung im Tunnel ermöglicht es, die bisherige Autobahntrasse für die Entwicklung hochwerti- ger innerstädtischer Frei- und Entwicklungsfl ä- chen zu nutzen.

In der Bürgerwerkstatt konnten alle Interessenten ihre Ideen einbringen

Foto: Projektgemeinschaft Berliner Promenade/lu mediaFoto: Dirk Michler

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Planung mit vorbildlicher Bürgerbeteiligung

Der Tunnel soll aus Parallelröhren mit jeweils zwei Fahrspuren im Bereich zwischen Bismarck- brücke und Luisenbrücke bestehen. Teilweise wird der Tunnel unter der heutigen Hochwasse- rumfahrung (Franz-Josef-Röder-Straße, Saaru- ferstraße), teilweise unter der bestehenden Au- tobahn geführt. Derzeit befi ndet man sich noch im Stadium der Vorplanung, Für das Teilprojekt liegt eine aktuelle Machbarkeitsstudie, inklusi- ve verkehrstechnische Untersuchung, Lüftungs- gutachten, Emissionsgutachten, Risikoanalyse und Kostenschätzung vor. Im Jahr 2008 gab es eine Bürgerbeteiligung, in der die verschiede- nen Planungsentwürfe der beteiligten Wettbe- werbsbüros vorgestellt und diskutiert wurden.

Die Wettbewerbsentwürfe wurden auch in ei- nem dreistufi gen Bürgerbeteiligungsverfahren weiterentwickelt. Zum Schluss wurden zwei Siegerentwürfe ausgewählt und miteinander verbunden. Der erste Siegerentwurf beinhaltet die Planungen, die die Stadtmitte betreffen. In diesen Entwurf wurden die Planungen des an- deren Büros integriert, die für den Bereich der Brücken die überzeugenderen Ideen lieferte.

Diese Planungen sind zunächst nur Bilder, die nach und nach der Realität angepasst werden müssen. In diesem Prozess werden die Bilder immer konkreter.

Noch nicht in trockenen Tüchern – die Finanzierung

Während der Vorplanungsphase hat die Stadt auch mit der Akquise der Finanzmittel begon- nen. Mit dem Land wurde ein Memorandum of understanding vereinbart, in dem die Halbie- rung der Kostenübernahme über die Summen geregelt ist, die nicht über Drittmittel verfügbar

sind. Auch die neue Landesregierung steht zu der Vereinbarung. Nach dem derzeitigen Stand kommen auf Land und Stadt jeweils 100 Millio- nen zu. Der Rest soll über Fördermittel fi nanziert werden. 64 Millionen sind vom Bund bereits zu- gesagt. Hinzu kommen Mittel der Europäischen Union. Die Stadt bemüht sich auch um weitere Fördermittel. Bevor die konkrete Zusage der EU nicht gegeben ist und dadurch die Umsetzung generell gewährleistet ist, werden auch keine konkreteren Planungen veranlasst. Man plant Teilprojekte weiter, die unabhängig von der Tunnellösung umgesetzt werden können.

Neugestaltung der Berliner Promenade

Neben der städtebaulichen Gestaltung der Alt- Saarbrücker Seite mit dem dazu notwendigen Bau eines Tunnels ist die Revitalisierung der Berliner Promenade ein weiteres Teilprojekt der Stadtmitte am Fluss. Die vorhandene Pro- menade von 1959 war über lange Jahre eine beliebte Flaniermeile und der „Balkon“ zur Saar.

Nach der Umgestaltung der Bahnhofstraße zur Fußgängerzone in den 90ger Jahren des letzten Jahrhunderts und der Aufgabe von attraktiven Passagen zwischen Bahnhofstraße und Berliner Promenade verlor die Promenade selbst dann zunehmend an Attraktivität. Leerstand und deutlicher Modernisierungs- und Instandset- zungsbedarf kennzeichnen seitdem die Situa- tion der Berliner Promenade. Hier im Zentrum der Stadt entsteht eine moderne Flaniermeile am Fluss mit urbanem Charakter entstehen. Die Kosten von rund 25 Millionen Euro sind in der Gesamtsumme enthalten, ihre Finanzierung ge- sichert. So konnten die Arbeiten an der Berliner Promenade, denen ein städtebaulicher Wettbe- werb vorausgegangen ist, im August beginnen.

Abendstimmung an der Saar - so könnte es sein. Großzügige Grünfl ächen sollen an der Stadtmitte am Fluss entstehen.

Foto: Atelier Loidl Foto: Atelier Loidl

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Zentraler Leitgedanke ist die gestalterische und funktionale Aufwertung der oberen Berliner Promenade und Anhebung der Verbindungs- gassen Ufergasse, Am Steg und Schifferstraße.

Eine einheitlich gestaltete Uferzone gewähr- leistet die Aufwertung der unteren Berliner Promenade. Die Verbindung der Ebenen erfolgt über großzügige Treppen und zwei Aufzüge.

Die Schaffung von 2 gastronomischen „hot- spots“ durch Verbreiterung der Berliner Prome- nade wird ebenso wie eine urbane Funktions- mischung aus Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Einkaufen zur Stärkung der Aufenthaltsqualität beitragen.

Zwei Jahre neue Zeitreserve

Weitere Teilprojekte müssen ohnehin angegan- gen werden. Beispielsweise die Luisenbrücke, die dringend saniert werden muss. Hier gehen die Planungen weiter. Auch der Umbau des Osthafens in eine attraktive Marina gehört zu den Teilprojekten, die unabhängig von der Tun- nellösung sind. Grund für die Aufgliederung des Gesamtprojektes waren die Bedenken bei der Finanzierbarkeit des Tunnels. Kann man sich das überhaupt leisten in einer Zeit der leeren Kassen? Oberbürgermeisterin Charlotte Britz hatte die Idee, die Planungen neu zu überden- ken, dass man zunächst weiter in die Planungen der Dinge einsteigt, die losgelöst von der Tun- nellösung sind. Mit der Umsetzung für den Tun- nel hat man sich eine Zeitreserve geschaffen bis zum Jahr 2011. In diesen zwei Jahren können zusätzliche Fördergelder akquiriert werden.

Ausgezeichnet

Für Rückenwind bei der Finanzierung könn- te auch die Tatsache sorgen, dass das Projekt schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Bei-

spielsweise hat im Rahmen des Wettbewerbs

„Stadt bauen. Stadt leben. Nationaler Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur“

Mit der Vergabe des Preises würdigt das Bun- desministerium für Verkehr, Bau und Stadtent- wicklung vorbildliche Projekte zur nachhaltigen Entwicklung in Städten und Regionen, die zur Nachahmung, zu neuen Überlegungen und weiterem Handeln anregen. Insgesamt nahmen 430 Projekte aus 221 Städten und Gemeinden aus ganz Deutschland am Wettbewerb teil, der in diesem Jahr zum ersten Mal ausgerufen wurde. In fünf Kategorien wurden insgesamt 55 Preise vergeben.

Die Landeshauptstadt wurde in der Kategorie

„Integriert und regional handeln – Entwicklung von Stadt, Region und Landschaft“ ausgezeich- net. Die zehnköpfi ge Jury hat bei dem Saarbrü- cker Projekt zum einen der „vorbildlich geführte Dialog mit den Bürgern bei der Planung über- zeugt“, zum anderen biete das Projekt „die gro- ße Chance, Bausünden aus der Nachkriegszeit zu korrigieren und eine Fläche mit hohem Ent- wicklungspotenzial neu zu erschließen“. Auch die Aspekte einer Verbindung von Verkehrs- und Stadtentwicklung könnten sich positiv auf die Akquise von Finanzmitteln auswirken.

Die Stadtmitte am Fluss bleibt ein spannendes Projekt, dessen weitere Entwicklung die Re- daktion der FreeLounge aufmerksam verfolgen

wird. L.K.

Die neue Berliner Promenade: Wohnen, Arbeiten, Shoppen und Freizeit.

Foto: Projektgemeinschaft Berliner Promenade/lu media

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24 | Top Thema

Das Gelände der Landesgartenschau umfasst die Baggerseen im ehemaligen Kiesabbauge- lände des Kalksandsteinwerks der Firma Poten- berg, den bestehenden Stadtpark sowie weitere angrenzende überwiegend landwirtschaftlich genutzte Bereiche im Ortsteil Harksheide der Stadt Norderstedt. Die Flächen befi nden sich im Eigentum der Stadt Norderstedt.

Die erfolgreiche Durchführung der Landesgar- tenschau (LGS) wird als Initialzündung und als künftiger Motor eines langfristig angelegten, dynamischen Planungsprozesses betrachtet, der insbesondere die Entwicklung der landschaft- lich-strukturell zurzeit sehr unterschiedlichen und großfl ächig gestörten Freifl ächen um den See zu einem attraktiven Freizeit- und Naher- holungsgebiet vor allem für die Norderstedter Bevölkerung zum Ziel hat, gleichzeitig aber auch die nachhaltige Sicherung von Lebens- räumen für die heimische Flora und Fauna.

Angesichts der von Natur aus gewässerarmen sandigen Geestlandschaft bietet sich mit den Kiesseen für Norderstedt eine besondere Chan- ce, das Wasser in die Stadt zu holen bzw. die Stadt ans Wasser zu bringen.

Drei Parks mit sehr verschiedenen Atmosphären

Im Zuge der Landesgartenschau-Vorbereitung wurde ein „Masterplan“1 erarbeitet, der mög- liche Inhalte sowohl für die temporäre Gestal- tung des Landesgartenschau-Geländes als auch für die anschließende Entwicklung des erwei- terten Stadtparks aufzeigt. Die Durchführung der Landesgartenschau und die nachhaltige Entwicklung des Natur- und Erholungsraumes Stadtpark sind dabei nicht als konkurrierende Planungen, sondern als aufeinander aufbauen- de Einheiten zu verstehen.

Im Jahr 2006 wurde von der Stadtpark Nor- derstedt GmbH in Vertretung für die Stadt Nor- derstedt ein freiraumplanerischer Wettbewerb ausgelobt. Der Entwurf des 1. Preisträgers2 bil- det die Grundlage für die konkrete Gestaltung und Detailplanung des Landesgartenschau- und Stadtparkgeländes. Auf einer Gesamtfl äche von 72 ha entstehen drei Parkteile mit sehr ver- schiedenen Atmosphären:

der Seepark mit seinem Freizeitschwerpunkt

auf den jetzigen Brachfl ächen des Westufers und den stärker landschaftlichen, naturhaf- ten Partien des Ostufers

Seepark, Waldpark, Feldpark

Eine 25 ha große Wasserfl äche wird Herzstück des Naherholungsgebiets sein.

Die Stadt Norderstedt hat im Dezember 2004 den Zuschlag für die Durchführung der zweiten Landesgartenschau in Schleswig-Holstein im Jahr 2011 erhalten. Gemäß dem Motto „Eine Idee voraus“ sieht die Stadt in der Ausrichtung einer Landesgartenschau die besondere Chance, die Weichenstellung für die nächste Phase einer nachhaltigen Stadtentwicklung entscheidend bestimmen zu können.

Mit der Landesgartenschau 2011 bekommt Norderstedt einen neuen Stadtpark

1 bs.pro / sinai., Berlin 2 Landschaftsarchitektin Gabriele Kiefer, Berlin 3 Landschaftsarchitekt Wolfram Fischer, Hamburg

Foto: Landesgartenschau Norderstedt

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der Waldpark als Abfolge von naturnahen

Waldrelikten, Heiden und Restmoorfl ächen als Ort der Kontemplation und Beschaulich- keit in wertvollem Biotopgefüge und

der Feldpark mit seinen klassischen Spiel-

und Sportangeboten eines Stadtparks inmit- ten der historischen Feldfl ur.

Umfangreiche Genehmigungsverfahren

Obwohl es sich bei den Vorhaben Stadtpark und LGS Norderstedt 2011 um Grünfl ächen handelt, erforderte die Realisierung der Ent- wurfsinhalte umfangreiche und differenzierte Genehmigungs- und Planverfahren mit ganz unterschiedlichen Hintergründen:

Der geplante Stadtparksee entsteht durch

die Zusammenlegung der beiden ehemaligen Kiesseen und die naturnahe Umgestaltung ihrer Uferzonen. Für diesen Teilbereich wurde eine wasserrechtliche Planfeststellung ge- mäß § 31 (2) des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) erforderlich, welche die gleichzeitig einzuholenden naturschutzrechtlichen und umweltrechtlichen Genehmigungen nach dem Bundes- bzw. Landesnaturschutzgesetz (BNatSchG und LNatSchG) sowie dem Ge- setz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) bündelt.

Für den Wald- und Feldpark wurde ein

Schutz-, Pfl ege- und Entwicklungsplan (SPE- Plan)3 erarbeitet. Aufgabe dieses informellen Fachplans war die fachliche Optimierung der vorliegenden Potenziale des Stadtparks für den Arten- und Biotopschutz bei der Ent- wicklung von Stadtpark und LGS 2011. Dazu wurden Leitbilder für die verschiedenen Teil- bereiche von Wald- und Feldpark, die dazu- gehörigen Maßnahmen und deren zeitliche Abfolge formuliert. Neben den Maßnahmen zur Sicherung, Entwicklung und Pfl ege der Lebensräume selber soll der Öffentlichkeit dabei das Wesen der Landschaft, ihrer Le- bensräume und der getroffenen Maßnahmen näher gebracht werden und zu intensiverem Erleben, tieferem Verständnis und verstärkter Rücksichtnahme führen.

Auf der Grundlage dieses SPE-Plans wiede-

rum konnten für den Wald- und Feldpark die im weiteren notwendigen naturschutz-, artenschutz- und waldrechtlichen Geneh- migungen im planungsrechtlichen Außen- bereich beantragt werden, indem den un- vermeidbaren Eingriffen in den Boden, in Gehölzbestände und Waldfl ächen infolge der

Entwurfsumsetzung (Wegebau, Aufschüttun- gen, Biotopverluste, Waldschneisen etc.) die positiven Wirkungen der naturschutzbezoge- nen und waldbaulichen Maßnahmen gegen- übergestellt und im Sinne der einschlägigen gesetzlichen Vorschriften „bilanziert“ wur- den.

Für den stärker baulich geprägten Eingangs-

bereich von Stadtpark und LGS-Gelände wur- den die planungsrechtlichen Voraussetzun- gen durch einen Bebauungsplan geschaffen, der neben dem ruhenden Verkehr (temporär und dauerhaft) auch die Erschließungssitua- tion im Umfeld regelt.

Die geplanten baulichen Einrichtungen im

Wald- und Feldpark wie die Waldbühne, Kin- derspielplätze etc. wurden auf der Grundlage entsprechender Bauanträge mit landschafts- pfl egerischem Begleitplan genehmigt.

Wasser als zentrales Element

Die mit Abstand größten Geländeumgestal- tungen betreffen den Seepark. Der weiter- entwickelte Wettbewerbsentwurf sah die Zu- sammenlegung der beiden durch Kiesabbau entstandenen Wasserfl ächen und die Zonierung des Gesamtsees in nutzungsintensive und na- turnahe Bereiche vor. Der Damm zwischen dem großen und dem kleinen See sollte zu großen Teilen abgetragen und die Uferböschungen der- artig umgestaltet werden, dass sie dauerhaft

Foto: Landesgartenschau Norderstedt

Insgesamt hat der Stadtparksee eine 25 Hektar große Wasserfl äche. Der Strand des Naturbads wird im Dezember fertig aufgeschüttet sein.

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26 | Top Thema

standsicher sind und am Nordwestufer eine Badenutzung und eine den ganzen See umlau- fende Wegeführung (Loop) mit unterschiedli- chen landschaftlichen Perspektiven ermöglicht wird. Den Schwerpunktbereich der Sport- und Freizeitnutzung bildet die Uferpromenade am Westufer des großen Sees.

Für die gesetzlich vorgeschriebene Umweltver- träglichkeitsstudie und den landschaftspfl e- gerischen Begleitplan zu den Maßnahmen im Seepark wurden bereits im Vorfeld umfangrei- che Untersuchungen und gutachterliche Bear- beitungen zu den sog. Schutzgütern der Umwelt vorgenommen: lärmtechnische Untersuchung, luftschadstofftechnische Stellungnahme, Bau- grunduntersuchungen, Altlastenuntersuchun- gen, faunistische und fl oristische Kartierungen zu gesetzlich geschützten Biotopen, Fleder- mäusen, Brutvögeln, Rastvögeln, Amphibien und Heuschrecken, limnologische und fi sche- reibiologische Fachbeiträge, FFH-Vorprüfung zum Glasmoor im weiteren Umfeld.

Der Landschaftsausschnitt ist im Bestand durch den vorangegangenen Bodenabbau in hohem Maße anthropogen geprägt und vorbelastet.

Gleichzeitig haben sich infolge dieser Nutzun- gen besondere, durch Nährstoffarmut gepräg- te Boden- und Wasserverhältnisse eingestellt, welche für die heimische und z.T. spezialisier- te Pfl anzen- und Tierwelt die entscheidenden Standortbedingungen bilden. Durch die Nut- zungsaufl assung in den vergangenen Jahren haben sich einerseits vielfältige Biotoptypen, darunter auch nach Landesnaturschutzgesetz und Waldgesetz geschützte Bestände, ausge- bildet. Hervorzuheben sind besonders die an nährstoffarme Gewässer mit großen Sichttiefen gebundenen, fast fl ächendeckend vorkommen- den Armleuchteralgen, Amphibienvorkommen,

eine Vielfalt an in Röhrichten/Ufern und Ge- hölzen brütenden heimischen Vögeln sowie ein relativ breites Spektrum an Fledermausvorkom- men. Andererseits sind infolge der inoffi ziellen und unerlaubten Freizeitnutzungen, die seit Abbauende Anfang der 1990er besonders bzgl.

des Badebetriebs erheblichen Umfang einneh- men, deutliche Störungen dieser Natur aus 2.

Hand eingetreten.

Die für den Seepark formulierten Vermeidungs- und Minimierungs- sowie Kompensationsmaß- nahmen für Natur und Landschaft zielen im Wesentlichen auf die Erhaltung des geringen Trophiegrades, der sonstigen limnologischen Bedingungen des Gewässers als Standort für die spezialisierte Pfl anzen- und Tierwelt, die Aufrechterhaltung der Beziehungen zwischen den Teillebensräumen, besonders der Amphi- bien und auf die Bündelung und Steuerung der gewässerbezogenen Freizeitnutzungen bei gleichzeitiger Sicherung als sauberes, attrakti- ves Badegewässer ab. Dazu sind während der Bauphasen spezifi sche Verbotsfristen, Tabuzo- nen und besondere Schutzmaßnahmen für die Wasserbauarbeiten einzuhalten, was durch eine ökologische Baubegleitung und ein abgestimm- tes Monitoring sichergestellt wird.

Zwischen attraktiver Freizeitnutzung und Naturschutz

Das Genehmigungsverfahren für den Seepark zeichnete sich zum einen durch umfangreiche interdisziplinäre Abstimmungen bei der Plan- aufstellung, die Berücksichtigung der Natur- schutzbelange auf fachlich sehr hohem Niveau sowie frühzeitige und umfassende Abstim- mungen mit den zuständigen Fachbehörden aus, zum anderen gab es seitens der örtlichen Naturschutzverbände und der Bevölkerung zu-

Angelika Jacob

ist Dipl.-Ing. Landschaftsar- chitektin und führt seit 1993 ein Büro mit dem Schwerpunkt Landschaftsplanung. Sie ist spezialisiert auf die Erarbei- tung von Landschafts- und Grünordnungsplänen, die Erstellung landschaftspfl ege- rischer Begleitpläne sowie die Anfertigung von Gutachten zu allen Fragestellungen im Be- reich der Landschaftsplanung.

Das Naturbad wird ab 2011 eine der größten Attraktionen im Stadtpark sein.

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erst erhebliche Proteste gegen das Vorhaben.

Im Focus standen dabei die Freizeitnutzungen, besonders die später aufgegebene Wasserski- anlage und das Naturbad, zugunsten eines ver- meintlich unbelasteten Naturgebietes mit einer Vielzahl wilder Nutzungen.

Die Diskussion und Durchsetzung des Vorha- bens erforderte daher ein hohes Maß an nach- vollziehbarer Abwägung aller Belange und Inte- ressen und glich einer Gratwanderung zwischen den Zielen des Naturschutzes, alles im Einklang mit der Natur umzusetzen, und den städtischen Zielen, Naherholungsgebiete im besiedelten Umfeld im Rahmen einer nachhaltigen Stadt- entwicklung zu schaffen.

Die Stadtpark Norderstedt GmbH begleitet die Bauarbeiten seit eineinhalb Jahren durch inten- sive Öffentlichkeitsarbeit, indem regelmäßige öffentliche Führungen über die baulichen und gestalterischen Entwicklungen im zukünftigen LGS- und Stadtparkgelände veranstaltet wer- den. Das Interesse ist groß – der Fortschritt ist sichtbar – das Ziel rückt näher.

Angelika Jacob

Fotos: Landesgartenschau Norderstedt

Geländeplan der Landesgartschau Norderstedt 2011

Referenzen

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