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Fachmagazin für kommunale Frei-Räume

FreeLounge

Ausgabe 2/2009 9. Jahrgang 12,00 Euro

Die Inszenierung

öffentlicher Räume

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Editorial | 3

Liebe Leserinnen und Leser,

in den letzten Jahrzehnten haben sich die Straßenzüge der Innenstädte immer mehr vereinheitlicht: Allerorts fi nden sich gleiche und ähnliche Handelsketten und machen das Einkaufserlebnis in den City-Freiräumen immer verwechselbarer.

Inzwischen ist glücklicherweise das Bewusstsein dafür gewachsen, dass es schade ist, den individuellen Charakter der Städte zu opfern. Ob futuristisch oder historisch:

Städte werden wieder inszeniert! Mit Licht und Klang, mit Stadtmöbeln und Spiel- geräten, in der Landschaft und auf Friedhöfen, mit Projekten und Konzepten.

Unsere Recherche zeigt, dass in dieser Hinsicht überall viel in Bewegung ist:

Hoyerswerda bekommt eine grüne Kulisse, Schmalkalden spiegelt seine Geschichte in Bodenplatten und im österreichischen Linz wird der Freiraum mit Klang gestal- tet. Auch die Inszenierung als Wissenschaftsstadt spielt eine Rolle bei der neuen Individualisierung des kommunalen Charakters: So grenzt sich Oldenburg in diesem Jahr als „Übermorgenstadt“ von anderen ab. Lassen Sie sich von den zahlreichen Beispielen in diesem Heft inspirieren.

Ab sofort fi nden Sie in der FreeLounge auch Fachartikel externer Autoren: Neben mehreren Beiträgen zu verschiedenen Themen der Stadtplanung und Architektur machte sich Professor Dr. Guido Spars Gedanken über den Image- und Wertgewinn durch Freiraumentwicklung, Dipl.-Ingenieurin Ruth Esther Gilmore startet eine vierteilige Serie zur kinderfreundlichen Stadtplanung und die Landschaftsplaner des Kasseler Büros Planrat berichten aus der Praxis einer Spielplatzsanierung.

Mit dieser Ausgabe der FreeLounge halten Sie wieder ein inspirierendes Paket voller Ideen in Händen, wovon sich das ein oder andere sicher auch in Ihrer Planung umsetzen lässt.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihre FreeLounge-Redaktion

Foto: Stadt OldenburgFoto: Balancity.de

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I n h a l t

TOP THEMA

Städte gekonnt in Szene setzen 6

Die Plattform tourismusarchitektur.de 14

Sind wir nicht alle ein bißchen urbanophil? 17 Image- und Wertgewinn der Stadtquartiere

durch Freiraumentwicklung 19

Entwicklung der Innenstädte 22

Neuinszenierung in Bayreuth 25

Jungbrunnen für den Jungbusch 27

Oldenburg – die Übermorgenstadt 30

Marktmonitor 34

Gummi und Stahl im Zusammenspiel 40

GESELLSCHAFT

Freifl äche Friedhof 44

Spielplatz als alkoholfreie Zone? 51

Shared Space 52

REPORT

Balancity in Shanghai 56

Stadtplanung in der Balance 58

Inszenierung der Landschaft 62

Der Liebesbankweg im Harz 63

Umbau statt Neubau 64

Kinderwanderwege – Freizeitspaß ohne Gequengel 67 SPIELRAUM

Kinderfreundliche Stadtplanung – Teil 1 70

Parkours – Überwindung der Schwerkraft 74

STADT & KUNST

Eine Lobby für das Hören 76

Luftverschmutzung war auch lange kein Thema 80

Buchtipps 82

Oper am Unort 84

MESSE

FSB 2009 88

Kommunen als Konjunktur-Motor 92

Ökologie und Ökonomie im Einklang 94

RECHT

Produktsicherheit und Rechtssicherheit 96

Der neue Bundesverband für Freiraumgestaltung 100

Haftungsbeschränkung durch AGB 101

Wettbewerb

Kommunen in neuem Licht 103

TIVOLI

Branchen- und Herstellerverzeichnis 101

TERMINKALENDER 104

ENTDECKT! 110

Herausgeber:

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft

Gewerbegebiet Larsheck, 56271 Kleinmaischeid Telefon: +49 (0) 2689 9591-37

Telefax: +49 (0) 2689 9591-38 Erscheinungsweise:

vierteljährlich Chefredaktion:

Maike Söltl (V.i.S.d.P.)

E-Mail: redaktion@free-lounge.de E-Mail: anzeigen@free-lounge.de Anzeigenleitung:

Martina Müller

E-Mail: anzeigen@free-lounge.de DTP, Bildredaktion:

Maike Söltl (verantwortlich) Textredaktion:

Dr. Anke Münster, Lutz Keißner, Dagmar Thiemann

Titelfoto:

Mike Haufe – fotolia.com

z. Zt. gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Mai 2009

Internet: www.free-lounge.de

www.free-lounge.com

Copyright:

freizeit&spiel Verlagsgesellschaft mbH.

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Terminveröffentlichungen kostenlos, aber ohne Gewähr. Keine Haftung bei unverlangt eingesandten Manuskripten.

Namentlich gekennzeichnete Berichte und Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Quellennachweis:

Simone Hendricks – fotolia.com (S. 15); Franz Pfl uegel – fotolia.com (S. 20); T.H. Klimmeck – fotolia.com (S. 20); Jürgen Triebe – fotolia.com (S. 21); silan – fotolia.com (S. 21); Magic of Art – fotolia.com (S. 24); scusi –fotolia.com (S. 33);

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Montabaur Druckaufl age:

5.000 Exemplare international Druck:

johnen Druck GmbH, Bernkastel-Kues Einzelbezugspreis:

Euro 12,– (inkl. Porto) Jahresabonnement:

(4 Ausgaben) Euro 45,– (inkl. Porto)

IMPRESSUM

FreeLounge

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Was Sie interessiert, interessiert uns!

uninteressant interessant sehr interessant Innenstadt

Soziale Stadt

Umweltfreundliche Stadt

Jugend Kinder Senioren Zukunft Demographischer Wandel

Finanzierung Kunst & Kultur

Sportstätten- & Plätze

Spielplätze Wasser Grünanlagen Friedhöfe Internationale Beispiele

Produkte zur Grünflächenpflege Produkte zur Bodengestaltung Produkte zur Beleuchtung Messevorschau- und Rückblicke Normen und Vorschriften

Rechtliches

Liebe Leserin, lieber Leser,

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Wenn Sie sich die Zeit nehmen möch- ten, nebenstehende Fragen zu beantwor- ten und an uns zu faxen, helfen Sie uns, die FreeLounge noch besser zu machen.

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Faxantwort an: 02689 9591-38

Welche Themen interessieren Sie rund um kommunale Frei-Flächen und wie sehr?

Bitte markieren Sie Ihre Lieblingsthemen in den Feldern entsprechend.

Gibt es ein Beispiel eines gelungenen (Stadtentwicklungs-)Projektes, auf das Sie uns aufmerksam machen möchten?

Per Fax an 02689 959

1-38

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Foto: © boris storz

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Top Thema | 7

Städte gekonnt

in Szene setzen

Die Zukunft gehört den Städten und Gemeinden, denen es gelingt, ihren individuellen Charakter zu bewahren oder auszubauen. Sie bie- ten eine interessante Bühne sowohl für das alltägliche Leben als auch für die Entdeckungen der Touristen. Vielfältig sind die Möglichkeiten und das Engagement, mit denen die Inszenierung des öffentlichen Raums erfolgt.

Keine Frage: Der Bevölkerungsrückgang und die Krise des Einzelhandels setzen den Städten zu.

Außerdem sorgen die immer gleichen Geschäf- te oft für eine ungewollte Uniformität der Fuß- gängerzonen. Die Auswirkungen von Bausünden und Planungsfehlern der Vergangenheit treten deutlicher zu Tage, wenn Innenstädte durch die Einkaufszentren auf der grünen Wiese und durch den Internethandel in ihrer Struktur be- droht sind. Doch gleichzeitig wächst die Zahl nachhaltiger Konzepte, wie durch eine Insze- nierung des öffentlichen Raums das Leben in Städten attraktiver gestaltet werden kann. Ein wichtiges Kennzeichen aktueller Stadtplanung ist, dass die ad-hoc-Planung früherer Jahrzehn- te zugunsten von strategischer Planung in den Hintergrund tritt. Es werden Masterpläne oder integrierte städtebauliche Entwicklungskon- zepte aufgelegt und langfristig wirkende Ideen entwickelt. Dahinter steht ganz offenkundig der Wille, die begrenzten Mittel dort einzusetzen, wo sie den größten Nutzen bringen. Außerdem reagieren viele Städte und Gemeinden darauf, dass in den letzten zehn Jahren das Leben im städtischen Freiraum eine ganz andere Bedeu- tung bekommen hat. Die Bürger nutzen in ih- rer Freizeit die Plätze und Parks in ihrer Stadt sowie die Zonen an Gewässern viel intensiver.

Ganz häufi g ist ein interdisziplinäres Denken notwendig, um die Städte so zu inszenieren, dass all diesen Faktoren Rechnung getragen wird. Dass sich ein solcher Einsatz lohnt, zeigt eine Reihe von Beispielen, die von städtebauli- chen Maßnahmen bis hin zu Ideenwettbewer- ben reichen.

Zeitspuren und Zeit spüren in Schmalkalden

Bodenbeläge haben ähnlich wie die Beleuch- tung einen immer wieder überraschend großen Anteil an der Gesamtwirkung der Innenstädte.

Dass sie sogar einen Beitrag dazu leisten kön- nen, Geschichte lebendig werden zu lassen, zeigt das Beispiel der knapp 18.000 Einwohner zählenden Stadt Schmalkalden in Thüringen.

Der Umbau befi ndet sich in der dritten Pro- jektphase und wurde durch ein Bund-Länder- Programm möglich gemacht. Das Konzept der Bodengestaltung wird hier zum Spiegel der stadtgeschichtlichen Entwicklung, die nun bei jedem Gang durch die Stadt gegenwärtig ist. In ganz herausragender Weise macht das Konzept aber nicht nur die Stadtgeschichte erlebbar, sondern schafft zugleich moderne Stadtansich- ten und entwickelt eine Art Corporate Design für die historische Mitte von Schmalkalden.

Verdient erhielt das Projekt im Juni in dem Wettbewerb „Stadt bauen. Stadt leben“ einen ersten Preis in der Kategorie „Städte besser gestalten“. Geplant wurde die weitreichende Umgestaltung von Peter Wich und dem Team des Münchener Büros Terranova Landschafts- architektur. Die Bereiche der Alt- und der Neustadt sind als Grundelement je mit einem eigenen homogenen, ruhigen Bodenbelag ge- staltet. Während in der Altstadt entsprechend der stark variierenden Zuschnitte der Freiräu- me eine unregelmäßige Verlegeweise (Wilder Verband) Anwendung fi ndet, wurde der Bereich der Neustadt mit einem regelmäßigen Belags- muster (Reihen- und Netzverband) gestaltet. So

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wird die jeweilige epochale Entstehung durch eine Art ‘Teppich‘ sichtbar. Deutlich erkennbar sind innerhalb der Gestaltung die historischen und heutigen Marktplätze - der Altmarkt und der Neumarkt - als zentrale Orte des kulturellen und öffentlichen Lebens hervorgehoben. Stadt- geschichte wird beispielsweise zudem durch die effektvoll beleuchteten Wasserläufe visualisiert, die sich an dem Netz der historischen Entwäs- serungsgräben orientieren. Alte Brunnenstand- orte spiegeln sich durch einfache geometrische Elemente, Bodenreliefs, Wasserteppiche oder Wassersäulen. Schlicht und wirkungsvoll ist die sorgfältig auf das Gesamtkonzept ausgewähl- te Stadtmöblierung. Baubronze kommt zum Einsatz, um auf Metallgießerei als bedeutende handwerkliche Tradition in Schmalkalden hin- zuweisen.

Aufschwung Innenstadt in Bayreuth

Bis sich der Vorhang für die neu gestaltete In- nenstadt in Bayreuth öffnet, wird noch einige Zeit vergehen und die Bürger und Gewerbetrei- benden müssen Unannehmlichkeiten hinneh- men. Aktuell sind Teile der Fußgängerzone in Bayreuth eine Baustelle, denn vor etwa einem Jahr wurde mit einem weitreichenden Umbau dieses zentralen städtischen Areals begonnen.

Bis 2011 entsteht dort nach dem Entwurf des Münchener Architekturbüros Hirner + Riehl eine architektonisch städtebauliche Aufwertung der Innenstadt, die vor allem auch darauf abzielt, das urbane Leben zu bereichern. Als zentrale Fläche wird ein sogenanntes Stadtparkett für Veranstaltungen und Märkte eingerichtet, das von der Struktur unterschiedliche Nutzungen ermöglicht und unterstützt. So kann die Fläche zum Beispiel durch Schirme überdacht werden.

In die Fußgängerzone werden Wasserspiel- elemente und Klangkörper integriert, um den

Aufenthaltswert für Kinder in optisch anspre- chender Form zu verbessern. Außerdem werden ein neues Lichtkonzept, eine moderne Stadtmö- blierung und ein Fußgängerleit- und Informa- tionssystem die Gesamtwirkung abrunden. Die umfangreiche Umgestaltung war durch die Ver- legung des zentralen Busbahnhofs möglich ge- worden und wird einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass Bayreuth mit seinem schönen, historisch geprägten Stadtbild weiter an Profi l gewinnt. Parallel zur Planung der städtebau- lichen Maßnahmen wurde auf Einladung des Oberbürgermeisters das Beteiligungsverfahren

„Aufschwung Innenstadt“ für die Bürger und Gewerbetreibenden auf den Weg gebracht. Der von dem in Bayreuth ansässigen Unternehmen Geoplan moderierte Prozess ist sozusagen die zweite Säule der Innenstadt-Aufwertung, die die Bürger mit ihren Ideen aktiv einbezieht. In einer Bilanzkonferenz der Initiative „Aufschwung In- nenstadt“ im März wurde vorgestellt, welche Fortschritte Projekte wie die Entwicklung von einer Gestaltungsrichtlinie für ein einheitliches Stadtmobiliar oder die Planung eines Fußgän- gerleitsystems machen. Als dritte Säule – nicht nur für die Innenstadt, sondern für das gesam- te Stadtgebiet - kommt das Integrierte Städ- tebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) hinzu, dem der Stadtrat von Bayreuth im Mai diesen Jahres zugestimmt hat. In dem von einem in- terdisziplinären Gutachterteam entwickelten Konzept wurden räumliche und thematische Schwerpunkte der künftigen Stadtentwicklung herausgearbeitet, die schrittweise umgesetzt werden sollen. Dass die Stadt zudem den Zu- schlag für die Landesgartenschau 2016 bekom- men hat, passt zu der Aufbruchstimmung und wird sicherlich weitere interessante Impulse für die Stadtentwicklung geben. (Detailinformatio- nen zum Projekt: S. 25)

Stadtgeschichte wird in Schmalkalden durch die Bodengestaltung sowie die Brunnen und Wasserläufe auf Schritt und Tritt erlebbar.

Foto: © boris storz Foto: © boris storz

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Top Thema | 9 Grüne Mitte und grüner Saum

für Hoyerswerda

Was macht man mit einer Bühne, von der im- mer mehr Kulissen verschwinden? In dem für die DDR bedeutenden Kohle- und Energiezen- trum Hoyerswerda ist das zentrale Thema der Rückbau von Wohngebieten, da der Bevölke- rungsrückgang von ca. 70.000 Einwohnern in den 80er Jahren auf geschätzte 30.000 um 2020 bewältigt werden muss. Laut dem integrierten Stadtentwicklungskonzept (InSEK) sollen in der Neustadt insgesamt 12.100 Wohneinheiten ab- gerissen werden. Brachfl ächen können Städte zerfasern und täglich den Verlust zum Thema machen. Die Stadt Hoyerswerda hatte nach den Erfahrungen mit verschiedenen Rückbauprojek- ten bei der Technischen Universität Dresden ein

„Städtebauliches Leitkonzept zum – durch Rück- bau entstandenen – unbebauten Stadtraum“ in Auftrag gegeben. Seit 2008 orientiert sich nun die Entwicklung der neuen Freiräume an die- sem umsichtigen Konzept, das die Zielsetzung hat, die Freiraum- und Stadtstruktur nachhaltig zu verbessern. Wesentlich für die Lebensquali- tät in der Stadt wird die Aufwertung des Zen- trums durch die sogenannte „grüne Mitte“ sein.

Damit wird die Verbindung zwischen Alt- und Neustadt gestärkt und dem durch den Rückbau verursachten Auseinanderdriften der Stadtteile entgegengewirkt. Die Lage am Fluss „Schwar- ze Elster“ soll stärker im Stadtbild verankert und die Grünraumvernetzung verbessert wer- den. Einen wichtigen Part im Gesamtkonzept nimmt der neue grüne Saum am Stadtrand ein.

Das Leitkonzept zeigt auf, wie durch Auffors- tungen und Wiesen eine attraktive stadtnahe Erholungslandschaft entstehen kann. Als dritter Baustein kommt der Aufbau von Kleingarten- inseln in den Obstwiesen hinzu. Es ist geplant, dass durch den Bevölkerungsrückgang leerste- hende Kleingärten in Streuobstwiesen umge- wandelt werden. Das Konzept „Neue Freiräume Hoyerswerda“ gibt eine städtebauliche Klarheit, die allen Akteuren in der Stadt die Zusammen- arbeit erleichtert. Die für den Rückbau verant- wortlichen Wohnungsunternehmen arbeiten Hand in Hand mit der Stadtverwaltung und den städtischen Versorgungsunternehmen. Das zeigt sich auch bei dem nächsten anstehenden Projekt. In der „grünen Mitte“ wird voraussicht- lich ab Oktober eine Brache zu einer attraktiven Freiraumfl äche mit Promenade, Stadtgarten und einer Open-Air-Fläche umgebaut. Das Gelände befi ndet sich zu 70 Prozent im Besitz der Stadt, die anderen Besitzanteile liegen überwiegend

Perspektiven für Hoyerswerda: Am Stadtsee in der Grünen Mitte.

In Bayreuth wird das sogenannte Stadtparkett die Innenstadt aufwerten.

Foto: Hirner + Riehl ArchitektenFoto: TU Dresden Studie NEUE FREIRAEUME HOYERSWERDA

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bei einem der zwei Wohnungsunternehmen von Hoyerswerda.

Business Improvement Districts (BIDs)

Die drei bisher genannten Beispiele sind sehr stark durch gravierende bauliche Veränderun- gen geprägt. Versteht man die Stadt als eine Bühne, dann sind auch kleinere Nebenschau- plätze oft wichtig für die Gesamtwirkung. Das führt zu der Frage, was die exklusive Hambur- ger Einkaufsmeile Neuer Wall mit der Holstei- ner Straße in Rendsburg verbindet. Beim Neuen Wall passte die Straßengestaltung nicht zu den mondänen Shops. Es waren einige Baumaßnah- men und Verschönerungen notwendig, um Geh- wege einzurichten, die zum Flanieren einladen.

In Rendsburg sind die Vorzeichen natürlich ganz andere und es standen zunächst einmal Maß- nahmen wie beispielsweise eine ansprechende Weihnachtsbeleuchtung auf dem Programm, um die Stadt als sympathische Einkaufsadres- se zu positionieren. Doch beide Projekte kamen aufgrund eines relativ neuen Lösungsansatzes zustande, der in Deutschland seit fünf Jahren zum Einsatz kommt. Business Improvement Districts (BID) sind private Eigeninitiativen von örtlichen Gewerbetreibenden und Grundeigen- tümern, die sich in einer besonderen Form von Public Private Partnership (PPP) organisieren.

Sie verpfl ichten sich, in einem räumlich ge- nau begrenzten Gebiet Verbesserungen für das Quartier zu realisieren. Die Ziele sind ganz un- terschiedlich, beziehen sich immer ganz indivi- duell auf die jeweilige Situation: Maßnahmen der Wirtschaftsförderung können ebenso dazu gehören wie Freiraumgestaltung, Stadtent- wicklung, Instandhaltung oder die Realisation von Sicherheitskonzepten. In der Regel wird dafür ein Zeitraum von fünf Jahren angesetzt.

Informationen erhalten die Gewerbetreiben- den über die Industrie- und Handelskammern, die Veranstaltungen zu diesem Thema durch- führen. In einem ersten Schritt ist zunächst eine landesgesetzliche Grundlage erforderlich, damit die kommunalen Aufgaben auf das BID übertragen werden können. Bislang haben Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Hessen, das Saarland und seit 2008 auch Nordrhein- Westfalen ein solches Gesetz verabschiedet. In diesen Ländern steht das Drehbuch damit. Die Akteure in den Städten müssen jetzt sehen, wie sie zusätzlich zum kommunalen Engagement Akzente setzen können.

Preisgekrönte Umgestaltung: Die mit dem BID-Award ausgezeichnete Fußgängerzone in Flensburg.

Foto: Stadt Flensburg

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Top Thema | 11 Demokratische Entscheidungen

für das Quartier

Manche Kritik wurde anfangs an dem Modell der BIDs geübt, weil mit der Entscheidung für diese Form der Aufwertung von Innenstädten eine Zwangsabgabe verbunden ist. Wenn eine qualifi zierte Mehrheit der Gewerbetreibenden und Grundeigentümern für das BID stimmt, dann wird eine kommunale Sonderabgabe fäl- lig, die mit der Grundsteuer erhoben wird. In der Praxis hat sich allerdings gezeigt, dass der Abstimmung ein breiter demokratischer Prozess vorausgeht, und es sich vom Wesen her eher um eine Selbstverpfl ichtung handelt. „Bei den bisher eingerichteten BIDs lag die Zustimmung bei über 90 Prozent“, erklärt Tine Fuchs, Refe- ratsleiterin Stadtentwicklung, Planungsrecht, Bauleitplanung, nationale Verbraucherpolitik bei der Deutschen Industrie- und Handelskam- mer (DIHK). „Die Initiative geht von den Gewer- betreibenden aus, bringt alle örtlichen Player an einen Tisch und wird vor einer Abstimmung über einen längeren Zeitraum vorbereitet. Es gab in Wiesbaden und Kiel die Situation, dass der Versuch ein BID einzurichten scheiterte. Das ist Basisdemokratie, denn das Gelingen dieses Instruments der integrativen Stadtentwicklung hängt davon ab, alle Beteiligten in ein Boot zu bekommen. In Nordrhein-Westfalen wurde zunächst die Entscheidung getroffen, dass der BID-Ansatz auf dem Prinzip der Freiwilligkeit über Immobilien- und Standortgemeinschaften (ISG) realisiert werden sollte. Doch aufgrund des Projektverlaufs forderten die ISGs sowie die IHKs sehr bald eine landesgesetzliche Grundla- ge.“

Warum BIDs von Vorteil sind

Ein wichtiger Pluspunkt der BIDs besteht darin, dass alle beteiligt sind und gemeinsam von der Aufwertung eines Quartiers profi tieren. In der Regel gibt es bei PPP-Modellen sonst eine be- stimmte Anzahl engagierter Unternehmer, die viel Zeit und Geld in ihre Stadt oder Gemeinde investieren. Und es gibt Nutznießer, die ohne eigenes Engagement an den Erfolgen partizi- pieren. Außerdem gibt der Zeitrahmen von fünf Jahren eine Planungssicherheit, dass die defi - nierten Projekte auch alle tatsächlich realisiert werden können. Wichtig ist jedoch, dass BIDs

„On-Top-Leistungen“ sein müssen. Es darf nicht dazu kommen, dass klassische kommunale Auf- gaben übernommen werden und die Verant- wortung somit übertragen wird.

Ausgezeichnete Ideen in Flensburg

Da die ersten Erfahrungen aus realisierten Pro- jekten jetzt vorliegen und das Interesse stetig wächst, hat der DIHK Ende Juni einen ersten BID-Bundeskongress in Hamburg veranstaltet.

Neben Fachvorträgen gab es zwei Foren, in de- nen sich zum einen Städte und Gemeinden mit

„BIDs to come“ zum anderen die BIDs in den unterschiedlichen Phasen der Realisation aus- tauschen konnten. Außerdem wurde der ers- te BID-Award verliehen. Der Sieger Flensburg überzeugte durch seinen ganzheitlichen Ansatz und die schnelle Umsetzung. Die gesetzlichen Grundlagen für diese BID-Initiative waren vom Land Schleswig-Holstein Mitte 2006 geschaf- fen worden. Daraufhin begann bereits im März 2007 nach breiter Zustimmung der Grund- eigentümer der Umbau der gesamten Flens- burger Innenstadt: Die Fußgängerzone erhielt beispielsweise eine Bepfl asterung mit Blinden- leitsystem, einheitliche Straßenlaternen und Pfl anztöpfe sowie barrierefreie Zugänge zu den Geschäften. Die Bauarbeiten erstreckten sich über zwei Jahre. Das BID in Flensburg hatte ein Finanzvolumen von vier Millionen Euro.

BIDs beruhen klassischerweise auf privatem En- gagement und benötigen keine fi nanzielle För- derung durch öffentliche Institutionen. Doch ist es durchaus üblich, dass staatliche Förderpro- gramme wie beispielsweise „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ eingebunden werden, um die Handlungsspielräume zu erweitern.

Ein Wettbewerb macht Karriere

Eine wirksame Inszenierung der Innenstädte muss nicht immer mit städtebaulichen Maß- nahmen verbunden sein. Seit 1999 gibt „Ab in die Mitte! Die City-Offensive NRW“ Motiva- tion und fi nanzielle Mittel für eine “weiche”

Standortbelebung. Im ersten Jahr waren zehn nordrhein-westfälische Städte angesprochen

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worden, sich zu beteiligen. 2000 wurde „Ab in die Mitte!“ zum ersten Mal als Wettbewerb ausgeschrieben. Seitdem ist die positive Reso- nanz ungebrochen und es sind über die Jahre viele innovative Ideen auf den Weg gebracht worden, die eine Attraktivitätssteigerung von Innenstädten, Stadtteilzentren und Ortskernen erreicht haben. Mittlerweile wurde das Konzept von Berlin, Sachsen, Niedersachen und Hessen übernommen. Die Zielsetzung der Initiative ist es, in enger Zusammenarbeit der unterschied- lichen Initiativgruppen in Verantwortung der beteiligten Kommunen Attraktivität, Nutzungs- vielfalt, Urbanität und Lebendigkeit der Innen- städte zu steigern. Im Mittelpunkt steht dabei die Verbindung von Freizeitgestaltung, Enter- tainment, Kommunikation und Kultur. Bei der Auswahl der Projekte geht es immer auch um die nachhaltige Wirkung der Maßnahmen. Die Förderung der Projekte wird durch eine PPP- Initiative realisiert.

Stadt der Wissenschaft

Dass auch eine gemeinsame Idee dabei helfen kann, wichtige Impulse für die Stadtentwicklung zu setzen, zeigt der Wettbewerb „Stadt der Wis- senschaft“, der aktuell für 2011 vom Stifterver- band für die Deutsche Wissenschaft ausgelobt worden ist. Ziel des bislang fünf Mal verliehe- nen Titels ist, Wissenschaft und Bildung in den Regionen sichtbar zu machen und zu stärken, und die Stadt als Akteur für die Stärkung der Wissenschaft zu mobilisieren. Die Menschen in der Region sollen für das Thema Wissenschaft begeistert werden. Der Jury kommt es auf Kon- zepte an, die neue Formen der Zusammenarbeit zwischen städtischen Akteuren, Unternehmen sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen anstoßen. Die Städte erhalten die Möglichkeit, sowohl auf nationaler als auch auf internati- onaler Ebene, ihre Bekanntheit als Wissen- schaftsstandort zu stärken. „Es hat sich gezeigt, dass einer „Stadt der Wissenschaft“ in der Regel ein Gesamtbudget zur Verfügung steht, das zwi- schen einer und eineinhalb Millionen Euro liegt.

Das Preisgeld beträgt 250.000 Euro. Die Städte, als Vermittler und Leiter der Kommunikations- und Informationsprozesse, sind sehr erfolgreich darin, die beteiligten Wirtschaftsunternehmen auch als Sponsorpartner zu gewinnen. Dass bei der Planung in den Städten viel Motivation und Enthusiasmus mit dabei ist, zeigt sich auch in der Höhe der zusätzlichen Förderung“, erklärt Andrea Frank, Programmleiterin Forschung und Wissenschaftsdialog beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.

Oldenburg – Die Übermorgenstadt

Für das Jahr 2009 trägt Oldenburg den Titel

„Stadt der Wissenschaft“. Die Stadt konnte sich mit einem sehr zukunftsorientierten Kon- zept unter dem Motto „Übermorgenstadt“ ge- gen konkurrierende Bewerber durchsetzen, die teilweise von einer viel breiteren Basis wissen- schaftlicher Forschung in ihrer Region ausge- hen konnten. Entscheidende Pluspunkte des Konzepts der Oldenburger waren zum einen gute Ideen, die Verankerung in der Bevölkerung und die Entwicklung einer Linie, bei der die Auszeichnung als Stadt der Wissenschaft nicht das Ende, sondern nur einen Punkt auf einem längeren Weg markiert. Unter den drei Schlüs- selbegriffen „Talente“, „Toleranz“ und „Techno- logie“ sind 16 Leitprojekte angesiedelt, die in diesem Jahr durch Aktionen und ungewöhnli- che Ausblicke Wissenschaft in den Alltag einbe- ziehen. Ganz konkret haben solche Ideen auch ... und belebt verschiedene Plätze durch temporär angelegte Wissenschaftsgärten.

Oldenburg inszeniert sich in diesem Jahr als „Stadt der Wissenschaft“ ...

Foto: Stadt OldenburgFoto: Stadt Oldenburg

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Top Thema | 13

Einfl uss auf die Freiraumgestaltung. Dieses Jahr können die Bürger und Besucher von Oldenburg beispielsweise die Wissenschaftsgärten erleben.

An verschiedenen Orten der Stadt sind Themen- gärten angelegt, die zum einen Wissenschaft visualisieren und zum anderen den Blick auf die Stadt ebenso verändern wie das Lebensge- fühl. Außerdem können die Menschen an einer temporären Installation auf einem zentralen Platz viele interessante Details zum Energiebe- darf der Stadt erfahren. Wie viel Strom wird in diesem Moment benötigt und wie hoch ist der Anteil der Windenergie bei der bereitgestellten Strommenge? Das führt die Menschen auf den Platz und sorgt für Diskussionsstoff: Auch das ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Stadt zur Bühne werden kann. (Detailinformationen zum Projekt: S. 30)

Entscheidend: Der nachhaltige Nutzen

Der Stifterverband legt schon in der Ausschrei- bung Wert darauf, dass die Ideen in der Stadt der Wissenschaft und der Region weiterwirken.

Nach den ersten fünf Jahren der Durchführung mit den Preisträgern Bremen, Dresden, Braun- schweig, Jena und eben Oldenburg wird derzeit an einer Evaluation gearbeitet, die aufzeigt, welchen langfristigen Nutzen das Engagement den Städten gebracht hat. Erste Ergebnis- se wurden im Juni in Saarbrücken, bei einem Workshop zur neuen Ausschreibung vorgestellt.

Es zeigt sich, dass der Wettbewerb in vielen Fällen als Impulsgeber diente und die neuen Al- lianzen der tatsächliche Gewinn der Städte war.

Die Netzwerke, die im Rahmen der Bewerbung gebildet wurden, halten die Themen präsent und geben weitere Anregungen für die Zukunft.

Davon profi tieren sogar vielfach Städte, die sich um den Preis beworben haben, aber nicht ausgezeichnet wurden. So hat beispielsweise die Stadt Rostock mit dem gegründeten Verein

„Rostock denkt 365 Grad“ basierend auf dem Bewerbungskonzept ein eigenes Wissenschafts- jahr realisiert und wurde dafür aktuell mit dem Preis für bestes Standortmarketing ausgezeich- net. Auch die Städte Konstanz und Kreuzlingen haben ihr Konzept im Jahr 2009 umgesetzt und machen sich für die Wahrnehmung der Region als Wissenschafts- und Bildungsstandort stark.

Diese beiden Beispiele zeigen, dass der Prozess, der alleine durch die Bewerbung losgetreten wird, letztendlich wesentlich ist und unabhän- gig von der Fördersumme und der Auszeichnung einen wichtigen Wert darstellt.

Andrea Frank weist auf weitere Nutzen für die „Stadt der Wissenschaft“ hin: „Neben den Netzwerken bleibt in vielen Städten nach dem Aktionszeitraum dauerhaft ein zentraler An- laufpunkt, um den Dialog zwischen Wissen- schaft, Wirtschaft und Gesellschaft fortzuset- zen. Braunschweig und Bremen haben zum Beispiel ihr Haus der Wissenschaft bestens in die Stadtkultur integriert. Neben diesen Orten übernehmen die Städte auch die interessanten Formate der Wissenschaftsvermittlung für die Zukunft.“

Bilderbogen im Internet

Nach all diesen breit angelegten städtebauli- chen Konzepten und durchdachten Maßnah- men ist es vielleicht inspirierend, kleinere gute und schlechte Beispiele aus dem täglichen Alltag nicht aus den Augen zu verlieren. Da- bei kann eine Website helfen, die eigentlich nicht an Stadt- oder Freiraumplaner adressiert ist. Das fotografi sche „Baukultur ABC“ (www.

baukultur-abc.de) im Netz lenkt den Blick auf die Vielzahl der von Menschen für Menschen gestalteten Orte, Plätze und Landschaften in unseren Städten. Die Internetplattform visu- alisiert wie ein fotografi scher Bilderbogen die gestaltete Umwelt und versteht sich als Schritt zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die gebaute Umwelt – von der unterbewussten Wahrnehmung zur Bewussteren. Die Art der Präsentation hat Charme und lädt auch dazu ein, eigene Beispiele einzureichen.

Viele Städte überzeugen derzeit in ihrer Rolle als „Bühnenbildner“ in eigener Sache. Ein guter Teil der jetzt sichtbaren Veränderungen, wurde jedoch in den wirtschaftlich glücklichen Zeiten in die Wege geleitet. Es bleibt zu hoffen, dass nicht zu viele der positiven Entwicklungen den dramatisch sinkenden Gewerbesteuereinnah- men zum Opfer fallen. Jede Bühne braucht ihr

Budget. A.M.

Hightech und Heimatkunde

Die Zusammenarbeit funk- tioniert, wenn umtriebige

„Schnittstellenaktivisten“, Unternehmer und in alle Rich- tungen bewegliche Forscher zusammentreffen und neue Verbindungen eingehen. Das Buch zeigt, wie wichtig die regionale Verankerung von Unternehmen und Hoch- schulen ist, die wechselseitig Problemlöser sein können.

Im Mittelpunkt stehen jene Regionen, die man nicht ohne Weiteres als Innovations- schmieden auf der Rechnung hat: das Ruhrgebiet, die Städte der Wissenschaft Bremen, Oldenburg und Braunschweig, Deutschlands „forscher Osten“

(Jena und Dresden), Berlin und Brandenburg.

Susanne Weiss –

Hightech und Heimatkunde Wirtschaft und Wissenschaft in den Regionen

Edition Stifterverband.

Essen 2009 176 Seiten.

ISBN 978-3-922275-27-5 24,90 Euro

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Nicht nur Experten sind sich darin einig, dass Deutschland in der Qualität seiner Hotellerie und Tourismusinfrastruktur keineswegs optimal dasteht. Und das betrifft ganz besonders die Architektur (innen und außen!) und nicht selten auch die städtebauliche Struk- tur ganzer Ortsteile. Das Meiste ist in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts relativ ungeplant gewachsen. Aus Dörfern wur- den Kurorte, aus Pensionen durch Anbauten größere Hotels. Ergebnis war ein hässliches MischMasch. Akzeptable Planungen gezielt für den Tourismus blieben die Ausnahme.

In den alpinen Nachbarländern ist gute und innovative Tourismus-Architektur seit Jahren ein wichtiges Thema in Fachpolitik und Öffent- lichkeit.1 Moderne Architektur zieht dort auch selbst immer mehr Touristen an! Es muss kei- neswegs immer ein spektakuläres Museum sein.

Der sog. „Bilbao-Effekt“ (das Guggenheim-Mu- seum in Bilbao katapultierte die bis dahin recht unbekannte Stadt in wenigen Jahren auf die touristische Landkarte der absoluten „Musts“) läuft sich langsam tot. Mit der Finanzkrise sind die fi nanziellen Spielräume für spektakuläre Bauten ohnehin erst einmal geschlossen.

Deutschland hat vielmehr in der „Alltagsar- chitektur“ seiner Tourismusorte Nachholbe- darf. Hotels, Pensionen und Ortsbilder strahlen vor allem in Westdeutschland noch zu häufi g den baulichen „Charme“ der Boomzeiten des Deutschland-Tourismus in den 1970ern und danach aus. Wie lange kann man sich hier auf das Stammpublikum verlassen, das Modernisie- rungs-Defi zite übersieht?

die Plattform tourismusarchitektur.de

Mehr Baukultur in deutschen Tourismus-

Regionen durch Vernetzung:

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Top Thema | 15

In Ostdeutschland ist nach der Wende viel in die touristische Infrastruktur investiert worden, so dass die neuen Länder heute teilweise besser dastehen.

Insgesamt ist die gerade beginnende breite Dis- kussion über die Bedeutung von guter Architek- tur für den Erfolg von Tourismus-Orten längst überfällig.

Denn „Architektur macht Gäste“, wie eine Stu- die in Österreich 2007 nachweisen konnte.2 Gute Architektur erhöht die Belegungs- und Besucherzahlen und bringt mehr Umsatz, ver- bessert also die wirtschaftliche Situation der Betriebe und Orte. Diese Verbindung wird noch zu selten gesehen. Architekten planen und bau- en, und Touristiker verfolgen ihr Geschäft. Das Zusammenspiel wird auch nicht gelehrt: sowohl in den Architektur-Ausbildungen als auch in den Hotel- und Tourismus-Studiengängen gibt es den Link zueinander äußerst selten.3

Die Plattform tourismusarchitektur.de will die Brücke schlagen zwischen den Fachgebieten Planung und Architektur einerseits und Touris- musmanagement andererseits.

Wie sehen die Touristen Architektur?

Es ist nachgewiesen, dass mit zunehmender Bildung die ästhetischen Ansprüche wachsen.

Im Urlaub haben die Menschen Zeit, ihre Um- welt bzw. das Ambiente bewusst zu betrach- ten. Selbst wenn sie es nicht ausdrücklich ar- tikulieren: eine zeitgemäße Ästhetik trägt für viele Gäste zum Wohlbefi nden bei. Das betrifft insbesondere die Angehörigen der höheren Ein- kommensgruppen, die für jede Tourismus-Des- tination zu den begehrten Gästen gehören, und die jüngeren Gäste, die mit modernem Design aufgewachsen sind.

Wir wissen allerdings recht wenig über Wahr- nehmung und Präferenzen der Touristen in Bezug auf Architektur. Dieser Wissensmangel verleitet leider viele Bauherren dazu, in ver- meintlich traditioneller Weise zu bauen, was dann häufi g in ein gebautes Klischee von „Ge- mütlichkeit“ oder „regional typisch“ mündet.

Während in den Städten zunehmend moder- ne Architektur verwirklicht wird, bleibt man in ländlichen Regionen – und aus ihnen be- steht das touristische Angebot in Deutschland hauptsächlich - aus Ratlosigkeit lieber „kon- servativ“.

Die Qualität eines Urlaubs oder eines Wochen- endes in Deutschland hängt extrem von den Wetterbedingungen ab. In vielen Quartieren, seien es Privatvermieter und Pensionen oder

Hotels ist die Aufenthaltsqualität im Zimmer/

Haus jedoch keineswegs optimal. In der Ver- gangenheit wurde das mit öffentlicher Infra- struktur (vor allem Bäder, Häuser des Gastes) relativ aufwändig zu kompensieren versucht.

Inzwischen sind Wellness-Bereiche fast Stan- dard, auch wenn sie in ihrer Qualität stark va- riieren.

Das Zentrum des Urlaubs in einem Land ohne Sonnengarantie bleibt jedoch der private Wohnbereich. Gäste brauchen vermehrt ganz persönliche Rückzugsräume und wollen das Zusammensein mit anderen gezielt selektieren können. Das bevorzugte Ambiente unterschei- det sich nach Lebensstil-Gruppen, die ja im- mer auch Wohnkultur-Gruppen sind. Auf die unterschiedlichen ästhetischen Codes muss in Zukunft in der Hotellerie viel stärker Bezug ge- nommen werden.

Da ist in der Praxis viel Ratlosigkeit zu beobach- ten. Hier fehlt es an intelligenten Lösungen, die z. B. bei Renovierungen zum Einsatz kommen, ohne dass zuviel investiert werden muss. Pri- vatvermieter und Betriebe im unteren Sterne- Bereich brauchen Hilfestellungen, wie sie mit kleiner Investition viel bewirken.

Was tut die Plattform

tourismusarchitektur.de konkret?

Die Plattform tourismusarchitektur.de stößt Forschung zu Urlaubswohnbedürfnissen und Architekturwahrnehmung von Touristen an und gibt Investoren und Tourismus-Unternehmen Hinweise, wie sie ihr Angebot hinsichtlich der Architektur bedürfnisgerecht gestalten. Das be- trifft nicht nur die Ästhetik, sondern auch die Funktionalität.

Tourismus-Architektur hat viele Bausünden hevorgebracht.

Foto: fotolia.com

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Die Plattform tourismusarchitektur.de steht noch am Anfang und entwickelt sich ständig weiter. Geplant ist eine Datenbank von Best Practice-Beispielen und – weil es die Sicht auf die Probleme schärft – auch von Bad Practice Beispielen. In diesem Zusammenhang wird auch die Ausschreibung eines Preises für Tourismus- Architektur vorbereitet, wie es ihn in Österreich schon länger gibt.

Die Plattform ist ein offenes Netzwerk – Part- ner, die sich für die Verbesserung der touristi- schen Baukultur in Deutschland einsetzen, sind jederzeit willkommen.

Felizitas Romeiß-Stracke

Stadt- und Ortssanierung erfolgt heute selten explizit unter dem Gesichtspunkt des Touris- mus, weil Planer diesen Bereich einfach nicht auf ihrer Festplatte haben. Tourismus-Fachleu- te vor Ort werden in der Regel erst gar nicht in den Planungsprozess einbezogen, aber es ist auch schwierig, weil sie eine andere Sprache sprechen. Vielerorts wäre eine besucherge- rechte Umgestaltung von Fußgängerzonen und Promenaden notwendig oder die Ordnung von Wege- und Blickbeziehungen sowie der Abriss und die Neugestaltung von Kur-Bezirken. Auch kommunale Sporthallen, Bäder, Spielplätze brauchen häufi g ein „face-lifting“.

Die Plattform tourismusarchitektur.de ist des- halb eine Anlaufstelle für alle überwiegend vom Tourismus lebenden Gemeinden, die sich ihrer städtebaulichen Defi zite bewusst sind und et- was dagegen tun wollen.

Der Rückzug von Landwirtschaft und Indust- rie bietet in vielen schrumpfenden Regionen Deutschlands Chancen für Freizeit- und Touris- mus-Nutzungen. Die Aufhebung der Trennung von Arbeit und Freizeit bzw. von Arbeitsort und Freizeitort (mobiles Arbeiten) bietet enorme Chancen. Zweitwohnsitze als Kreativ-Räume sind heute schon ein lukrativer Markt, werden in vielen Regionen jedoch immer noch mit gro- ßer Skepsis betrachtet (Angst vor „Überfrem- dung“). Vielfach wird hier relativ kurzsichtig operiert oder die betroffenen Kommunen sind in der Auswahl ihrer Partner schlecht beraten.

Die Plattform tourismusarchitektur.de hilft, Partner zu fi nden, die baulich und ökonomisch tragfähige Modelle entwickeln können.

Prof. Dr. Felizitas Romeiß-Stracke

Frau Romeiß-Stracke studierte Soziologie und im Postgraduate-Studium in England Urban Design.

Von 1970 bis 1977 arbeitete sie als wis- senschaftliche Mitarbeiterin bzw. Sachge- bietsleiterin in Stadtentwicklungsreferat und Sozialreferat der Landeshauptstadt München (Freizeit, Soziale Brennpunkte, Stadtsanierung).

1977 -2007 leitete sie das „BSF-Büro für Sozial- und Freizeitforschung“, speziali- siert auf die Beratung von öffentlichen Institutionen und privaten Unternehmen in der Freizeit- und Tourismuswirtschaft (Entwicklung von Zukunfts-Strategien, Erfolgspfade für Destinationen und innovative Infrastrukturen). Projekte in Deutschland, Österreich, Schweiz, Südtirol und Norditalien.

Seit 1990 ist Frau Romeiß-Stracke in der Lehre tätig: von 1990 bis 1999 im Fach- bereich Tourismus an der FH München, 2002 bis 2006 im Laureats-Studiengang Tourismus der Freien Universität Bozen, seit 2001 in der Architektur-Fakultät der Technischen Universität München.

Aus Österreich stammen originelle Lösungen wie die Camparchitektur der Firma Holzbox.

1 Österreich vergibt einen Tourismus-Architektur- Preis, in Tirol und Vorarlberg entstanden in den letzten Jahren innovative Tourismus-Bauten, in Südtirol gibt es einen Beirat für Tourismus-Archi- tektur. Vorarlberg hat einen eigenen Tourismus- Führer zu neuer Architektur aufgelegt, in Tirol gibt es ihn seit Jahren. Südtirol veranstaltet regelmäßig einen Wettbewerb zu neuer alpiner Architektur.

2 Hromas,B. , Architektur macht Gäste, in:

Romeiß-Stracke,F. (Hrsg.) Tourismus Architektur.

Baukultur als Erfolgsfaktor, Berlin 2008, S. 17-29 3 Das Ergänzungsfach „Freizeit und Tourismus- wissenschaft“ in der Architekturfakultät der TU München, das die Autorin vertritt, ist hier eines der wenigen Angebote.

Foto: www.holzbox.at

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Top Thema | 17

urbanophil?

Sind wir nicht alle ein bisschen

Urban

1. städtisch, die Stadt betreffend 2. weltläufi g, gebildet ...phil

Wortteil bei der Bildung von Adjektiven: ‚etwas zugeneigt, ...liebend‘

“Urbanophil ist ein Netzwerk von Stadtplanern und Architekten, die sich gemeinsam auf die Suche nach Entwicklungen im Kontext des Ur- banen begeben. Denn Städte begreifen wir als besondere Lebensräume, Spielwiese, Nährboden für Ideen und Experimente - Pool unterschied- lichster Lebensgefühle.“ In Auseinandersetzung mit dem Thema Stadt, ihrer baulichen Manifes- tation, aber auch den sich darin abspielenden Prozessen, entwickelten wir eine Leidenschaft für „das Urbane“. Eine Leidenschaft für die dort entstehenden kreativen Ideen, die besonderen Momente, die Vielfalt und die so unterschied- lichen, uns immer wieder inspirierenden Men- schen. Wir wurden urbanophil.

Um diesen vielfältigen Interessen und unserer Neugier Ausdruck zu verleihen, sie zu bündeln und zu kommunizieren, gründeten wir den Weblog urbanophil.net. Wir wollten Themen entdecken, Diskussionen führen und neue Ide- en entwickeln. Denn gerade an den – zu den klassischen Disziplinen - angrenzenden Feldern und deren Schnittstellen, eröffnen sich neue Wege, die wir entdecken und begehen möch- ten. Eine gute Möglichkeit, um diese Ideen zu verwirklichen, bietet uns das Internet. Denn nirgends können wir schneller neue Themen fi nden, selbst publizieren und uns mit weite- ren Aktiven vernetzen. Mit unserem kollektiven

Weblog leisten wir redaktionelle Arbeit in den Bereichen Urbanismus, Architektur und urbane Kultur - und stellen damit sowohl eine Kom- munikationsplattform, als auch ein Archiv einer wachsenden Leserschaft zur Verfügung. Und mit jedem Beitrag füllte sich unser Online-Ar- chiv zu einer Sammlung von zur Zeit etwa 350 Artikeln.

Inspiriert durch die gemeinsame Begeisterung und positive Resonanz, entwickelten wir die Idee eines Film- und Diskussionsabends. Wir wollten unsere Idee aus der digitalen in die

„echte“ Welt übertragen – und eine Veranstal- tung etablieren, die das facettenreiche Angebot in Berlin erweitert. Mit unserer Filmreihe urba- noFILMS organisieren wir ein Abendprogramm, bei dem das Medium Film mit einer spannenden Podiumsdiskussion verbunden wird. Den Ein- stieg in das (stadtbezogene) Thema leistet dabei der Film, im späteren Verlauf diskutieren dann Experten und das Publikum. Neben dem Zusam- menbringen von Interessierten ist es auch Ziel, besondere Orte in der Stadt kennen zu lernen.

Daher bespielten wir bereits die tentstation, den Szeneladen Möbelfabrik und den Kult(ur) ort Gelegenheiten in Neukölln. Die Filmreihe setzte sich in unregelmäßigen Abständen fort und feiert bald ihr zweijähriges Bestehen.

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Neben der Filmreihe sind wir in anderen Be- reichen aktiv: So zeigen wir unsere Stadtliebe bei unserer Reihe von Stadtspaziergängen, den sogenannten urbanoTOURS, welche wir bei un- terschiedlichsten Anlässen durchführten und in deren Rahmen wir neue, unbekannte und abseits liegende Orte erlaufen.

Durch die vielfache Aktivität erweiterte sich das Netzwerk. Anfangs war urbanophil eine Gruppe von sechs Personen, welche dieselben Interes- sen verfolgten. Mittlerweile werden die urbano- FILMS von weiteren Mitstreitern mitorganisiert und für den Blog schreiben neue Autoren aus verschiedenen Städten (Dortmund, Amsterdam, Warschau). Einzelbeiträge von Gastautoren komplettieren das Bild (z.B. aus Mumbai).

Ziel ist einerseits der Ausbau des Weblogs, die Weiterentwicklung der Reihe urbanoFILMS und weitergehend der Austausch mit anderen urba- nen Visionären. Denn wir wollen weitere Ideen abseits der klassischen Pfade entwickeln und unsere Stadtliebe mit anderen teilen.

Wir freuen uns auf eine spannende Zukunft!

Galene Haun, Stefan Höffken

Galene Haun

ist bei urbanophil als Autorin und Organisatorin verschiedener Veranstaltungen tätig und für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Sie stu- diert Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin und arbeitet als freie studenti- sche Mitarbeiterin in der Senatsverwal- tung für Stadtentwicklung.

Stefan Höffken

hat das Forum urbano- phil gegründet und ist als Autor, Web- master und Redakteur tätig. Der Diplom Ingenieur für Stadt- und Regionalplanung arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin. Mit digiphil.de betreibt er zudem einen Weblog, der sich mit dem Thema Stadtplanung und Digitalkultur auseinandersetzt.

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Insbesondere für zahlungskräftige neue Urbaniten bzw. Bewohner der Innenstädte stellt das grüne Umfeld und die Erreichbarkeit von ansprechenden Erholungsfl ächen in den Wohnquartieren eine besondere Wichtigkeit dar. So stimmen z. B. 47,2 % der Befragten in einer Studie des Deutschen Instituts für Ur- banistik (Difu) in München der Aussage zu, dass mehr Grünfl ächen in der Wohnumgebung not- wendig sind, um die Wohn- und Lebensqualität des Stadtteils zu verbessern. Damit liegt diese Antwortmöglichkeit auf Platz 2 der „Dringlich- keitsliste“. In einer weiteren, repräsentativen Befragung unter 2 000 Bürgern (über 14 Jah- ren) nach wichtigen Dingen für das Leben und Wohnen in der Stadt kamen „gepfl egte Park- und Grünanlagen“ in der Innenstadt mit einer Zustimmungsquote von 71 % auf den ersten Platz. Damit rangieren sie vor der „Erreichbar- keit der Innenstadt“, den „Freizeit- und Kultur- angeboten“ und den Themen „Sicherheit“ und

„Sauberkeit“ etc..

Die Immobilieneigentümer und die Projekt- entwickler achten zunehmend darauf, dass bei ihren Projekten die Grün- und Freifl ächen nicht mehr nur eine Alibi-Funktion im Sinne von „Abstandsgrün“ oder natürlich wirkendem Accessoire übernehmen. Ein Zusammenhang zwischen Immobilienwert und Erreichbarkeit schöner und interessanter Frei- und Grünfl ä- chen lässt sich nachweisen. Es ist z. B. auffällig, dass die Bauträger und Entwickler im Rahmen der Projektentwicklungsschritte von Baupro- jekten häufi g den „Stadtpark“ inmitten des Projektgebiets bereits recht frühzeitig anlegen lassen, um den neuen Bewohnern zu signali- sieren, dass bereits erste Qualitäten Einzug in das Baugebiet gehalten haben. Dies wird insbe- sondere aus der Perspektive des Marketings als wichtiger Schritt angesehen.

Die Qualität urbaner Freiräume aus immobilienwirtschaftlicher Sicht

Image- und Wertgewinn

der Stadtquartiere durch Freiraumentwicklung

Dass ein grünes Umfeld für Immobili-

ennutzungen eine besondere Qualität

aufweisen kann, die wirtschaftliche

Vorteile aufweist, ist nicht mehr nur die

Meinung einiger „grüner“ Freiraum-

gestalter. Zunehmend wird auch von

der Immobilienbranche erkannt, dass

Grün- und Freiraumqualitäten ein die

Immobilie und die Quartiere qualifi -

zierendes Merkmal darstellen, das für

Immobiliennutzer und -käufer eine

große Bedeutung aufweist.

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Gestaltung urbaner Freiräume

Eine Vielzahl interessanter Beiträge zur Gestaltung urbaner Freiräume bietet die folgende Publikation: Werkstatt: Praxis Heft 61, Hrsg.: BMVBS/BBR, Bonn 2008.

Sie zeigen, dass es einer integrierten Planung bedarf, um Freiräume für Jung und Alt zu schaffen: nötig ist ein offener Prozess, der schon bei der Programmfi ndung beginnt, eine umfassende Vermittlung an alle Nutzer, eine qualitätvolle bauliche Lösung. Da die öffentliche Hand nicht mehr in der Lage ist, all diesen Anforde- rungen nachzukommen, stellt sich immer wieder die Frage nach der Finanzier- barkeit des Um- und Ausbaus und der Unterhaltung. Hier ist eine Aktivierung und Beteiligung aller Quartiersakteure, junger und alter Bewohner ebenso wie der Gewerbetreibenden nötig. In der Ausgabe von Werstatt: Praxis werden neue Ideen und neue Partnerschaften aufgezeigt, die solche sozialen und räumlichen Gestal- tungsprozesse in Gang zu setzen. Das Heft ist vergriffen, kann von der Website des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung (BBR) als Download bezogen werden: http://www.bbsr.bund.de

Der Beitrag „Image- und Wertgewinn der Stadtquartiere durch Freiraumentwick- lung“ von Prof. Dr. Guido Spars ist in dieser Publikation erstmals erschienen und wurde der FreeLounge vom BBSR freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Freiräume als Basis für Kreativität und Identität

Bei dem Bedeutungszuwachs von Grün- und Freifl ächen geht es jedoch nicht nur um Marke- tingargumente. Es wird immer deutlicher, dass eine wachsende Gruppe der potenziellen neuen Innenstadtbewohner Wert auf Erlebnis- und Erholungsfl ächen in der Nähe ihrer Wohnquar- tiere und Dienstleistungsarbeitsplätze legt.

Insbesondere „neue“ Dienstleistungsbranchen wie z. B. die Medien- und Kreativbranche suchen ein qualitätvolles und spannungsrei- ches Umfeld, um kreativ und damit produktiv zu sein. Dies lässt sich ebenfalls für die neuen Standorte der Wissensökonomie in den Städten nachweisen. Will man diese Klientel als Nutzer oder Käufer eigener Immobilienprojekte gewin- nen, so sollte man sich aus¬reichend Gedanken über diese Freiraumqualitäten machen.

Der Anspruch, den die modernen Städter an die Freiräume stellen, steigt ebenfalls an. Frei- räume sollten so gestaltet sein, dass es keine Ansätze für die Entstehung von Angsträumen mehr gibt. Ziel sollte es sein, sichere Räume mit guter, offener Gestaltung zu offerieren, die mit einer ausreichenden Vielfalt an Angeboten verbunden sind. Dazu gehören beispielsweise gastronomische Angebote und Angebote zur Freizeitnutzung. Auch die Einbindung von leichten bzw. temporären Bauten für öffent- liche Events (z. B. Open-Air-Bühnen, Sport- fl ächen, Angebote für Kinder, improvisierte Flächennutzungen unterschiedlicher Art) kann eine wichtige Ergänzung der Grün- und Frei- raumgestaltung darstellen. Hierbei ist freilich aus der Perspektive der Nutzer und Eigentümer darauf zu achten, dass es nicht zu Konfl ikten mit der Wohnnutzung kommt.

Eine erfolgreiche Gestaltung des Wohnumfeldes und der erreichbaren Grün- und Freifl ächen entfalten auch aus der Sicht der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft soziale Qualitäten, die sich in einer steigenden Identifi kation der Bürger mit ihrem Quartier, in geringeren Fluk- tuationsraten, abnehmendem Vandalismus und höherer Sicherheit der Anlagen zeigen.

Ausstrahlungseffekte öffentlicher Freiräume

Zudem haben Investitionen in das Wohnum- feld und die näheren Grün- und Freifl ächen so genannte Spillover- bzw. Ausstrahlungseffekte, die dazu führen können, dass andere Eigen tümer und Nutzer benachbarter Liegenschaften dem guten Beispiel folgen und ebenfalls Investitionen

Foto: fotolia.comFoto: fotolia.com

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Top Thema | 21

in ihre Bestände vornehmen. Häufi g kann in (insbeson¬dere problematischen) Quartieren abwartendes Verhalten der Investoren fest- gestellt werden. Dieses strategische Verhalten lässt sich mithilfe des Begriffs des „Gefange- nendilemmas“ beschreiben. Letztlich führt das Warten auf das Investieren anderer zu einem Stillstand im Gebiet: Niemand will der erste sein, der „gegen den Strom“ und damit mit einem höheren Risiko zum Wohle der anderen investiert. Mit einer gut geplanten gemeinsa- men Umfeld- und Freiraumstrategie kann eine derartige Handlungsblockade aufgebrochen und eine Negativentwicklung von Quartie- ren ins Gegenteil gedreht werden. Hierzu sind jedoch ein gutes Konzept, eine gemeinsame Überzeugung der Akteure und meist auch eine öffentliche Unterstützung vonnöten.

Neue Strategien zur erfolgreichen Entwicklung von Grün- und Freifl ächen können z. B. durch das erfolgreiche Branding bzw. Place-Making durch entsprechende Einrichtungen oder auch Happenings erfolgen. Die Fallstudie Mann- heim zeigt hier mit der Pop-Akademie und dem Gründerzentrum „Musikpark Mannheim“ als Initiatoren/Inkubatoren eindrucksvoll, wie ein solches Place-Making vonstatten gehen kann.

Aber auch die Aufwertung von Straßen und öffentlichem Raum mithilfe des Shared-Space- Konzeptes in Bohmte zeigt einen interessanten Ansatz zur Gewinnung neuer Nutzungspoten- ziale von öffentlichen Räumen durch die Ein- bindung von Bürgern und ihren Interessen.

Prof. Dr. Guido Spars

Prof. Dr. Guido Spars

Stadt- und Immobilienökonom, hat den Lehrstuhl „Ökonomie des Planens und Bauens“ an der Bergischen Universität Wuppertal inne und arbeitet zu Themen an der Schnittstelle zwischen Raumpla- nung und Stadt- und Immobilienwirt- schaft. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Fachartikel, berufenes Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung, stellvertretender Studien- gangleiter des REM/CPM-Masterstudien- ganges an der BU Wuppertal und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Berliner Stadtforums der Senatorin für Stadtent- wicklung.

Foto: fotolia.com

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Strukturelle Verbesserungen durch Bau- lückenschließung, Nachverdichtung und Entwicklung von Konversionsfl ächen

Baulücken stellen ein erhebliches Stadtent- wicklungspotential dar. Dabei wird die Baulü- ckenproblematik oft ausschließlich unter dem Blickwinkel der Erschließung einer klassischen Baulücke mit Wohnungsnutzung betrach- tet. Neben der klassischen oder suboptimal genutzten Baulücke besteht ein besonderes Potential in der städtebaulichen Erneuerung größerer Arrondierungsfl ächen oder Nachver- dichtungsfl ächen. Insgesamt sind hier die Chancen für Wohnumfeldverbesserungen oder Quartiersverbesserungen in innerstädtischen Lagen möglich. Es ist eine originäre kommunale Aufgabe, diese Potentiale zu identifi zieren und ihre Entwicklung anzustoßen.

Qualitative, wirtschaftliche und umweltbezogene Vorteile der Nach- verdichtung und Baulückenschließung

Maßnahmen der Nachverdichtung und Baulü- ckenschließungen bieten zahlreiche Vorteile für die Kommunen. Die Stadtgestaltung kann sich verbessern, weil sich mit dem kleinteili- gen Eingreifen in innerstädtischen Strukturen Bausünden wie ungestaltete Garagenhöfe, Ge- werbebrachen, untergenutzt Grundstücke und Baulücken gestalterisch aufarbeiten lassen und die Gestaltqualität ganzer Stadtviertel gestei- gert wird. Das Wohnumfeld wird verbessert. Mit der Nachverdichtung häufi g desolat genutz- ter Blockinnenbereiche lassen sich neben der Schaffung hochwertiger Wohnungen durch- grünte, von Parkplätzen und Schuppen befreite Lebensbereiche schaffen. Dem durch den de-

mographischen Wandel verursachten Bevölke- rungsrückgang kann durch qualitätvolle, inner- städtische Neubauangebote entgegnet werden, die Innenstädte werden mit altersgemischter Bevölkerung revitalisiert. Die städtebauliche Nachverdichtung reagiert zudem fl exibel auf die Angebotslücke in vielen Kommunen, mit der im innerstädtischen Geschosswohnungs- bau gerechnet wird. Die Nachverdichtung und Baulückenschließung bietet auch ökonomische Vorteile und fördern den lokalen Mittelstand.

Nach einem aktuellen Kostenvergleich der Siedlungsentwicklung im Innen- und Außenbe- reich liegen die Baulandentwicklungskosten im Außenbereich je nach Vergleichsgröße bis zum 25-fachen der Innenentwicklung (siehe Nr. 3).

Kleinteilige quartierbezogene Projekte sind in der Regel ohne hohe Vorlaufkosten von mit- telständischen Unternehmen realisierbar. Die vorhandene Infrastruktur wird weiter genutzt.

In allen Nachverdichtungsgebieten wird das komplette Angebot an Infrastruktureinrichtun- gen mit Straßen und Wegen, Fernwärme, Gas, Wasser, Telekommunikation, Strom, Müllent- sorgung, Abwasserbeseitigung etc. komplett vorgehalten, Neuinvestitionen sind nicht not- wendig, durch die Intensivierung der Nutzung wird der Bestand erhalten, die Gebühren sin- ken. In allen Nachverdichtungsgebieten ist ein komplettes Angebot sozialer Infrastruktur mit Kindergärten, Schulen, Nahversorgung etc. vor- handen. Die Nutzung der in allen Nachverdich- tungsgebieten vorgehaltenen umfangreichen Angebote des ÖPNV wird intensiviert, kosten- trächtige Neuinvestitionen im Außenbereich entfallen. Unbestritten sind die ökologischen Vorteile. Die in den Stadtbereichen vorgehal- tenen Nachverdichtungsfl ächen und Baulücken können den gesamten Zusatzbedarf an Wohn- und Nutzfl ächen ohne zusätzlichen Flächenver- brauch decken. Die Bebauung von Baulücken in Innenstadtgebieten mit geschlossener Bauwei- se ist oft energieneutral, da die zusätzlichen

Entwicklung der Innenstädte

Positionspapier der AKNW zur Nachverdichtung

und Baulückenschließung

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Top Thema | 23

Außenfl ächen weniger Energieverluste als die freistehenden Brandwände aufweisen. Inner- städtische Wohnformen vermeiden zudem Ver- kehr. Ein Beispiel: Ein Stadtquartier mit 400 WE im Außenbereich produziert bei nur einer Hin- und Rückfahrt von 10 km je WE und Tag rund 2,5 Mio. zusätzlicher Kilometer im Jahr mit dem entsprechenden CO2-Ausstoss. Die Innenentwicklung unserer Städte sollte daher eine Pfl ichtaufgabe jeder Kommune sein, um hochwertigen, preiswerten Wohnraum bereit- zustellen.

Konkreter Kostenvergleich: Innenent- wicklung gegenüber Außenentwicklung

Im Auftrag der AKNW hat das Büro Drees und Huesmann anhand vergleichbarer Innen- und Außenentwicklungsplanungen konkret nachge- wiesen, um welchen Betrag Innenentwicklung günstiger sein kann als Außenentwicklung.

Der Vergleich behandelte eine Nachverdich- tungsfl äche, die ohne erheblichen Infrastruk- tur-aufwand auskommt. In dem Areal sind 14 Baulücken als sofort bebaubar eingestuft.

Fünf Flächen sind in den Blockinnen- bzw.

Randbereichen nach einer Neuordnung bebau- bar. Zwei Flächen sind als Freibereiche mit einer Blockrandbebauung als Ergänzung zu nutzen.

Insgesamt sollten 463 neue Geschosswohnun- gen entstehen. Als Beispiel für die Außenent- wicklung wurde eine Neubausiedlung gewählt, in der 417 neue Wohnungen entstehen sollten, hiervon 90 % ebenfalls als Mehrfamilienhäuser.

Verglichen wurden die Kosten für - Grunderwerb (allgemein, nicht refi nanzierbarer Anteil als ver- bleibende Fläche bei der Kommune, Bereich mit Erbauzins), - Planungskosten / Fachgutachten einschließlich Gebühren / Vermessung - Bürg- schaften für Erschließungsanlagen und Kosten Altlastensanierung - Erschließungsanlagen (Verkehrsfl ächen, Trinkwasser, Schmutzwasser- kanal, Oberfl ächenentwässerung, Zusätzlicher Ausbau, Gasnetz, Elektrizitätsversorgung) - Straßenerschließung (Grundstückskosten allge- mein, kommunaler Anteil der Straßener-schlie- ßung, Sonstige Wegeerschließung) - Errichtung öffentliche Infrastrukturen für Beleuchtung und Telekommunikation - Erwerb von Kompen- sationsfl ächen - ÖPNV-Anbindung - Ausbau und Betriebskosten eines Kindergartens, Schul- versorgung, (v. a. Grundschule) und weiterer Gemeinbedarfseinrichtungen - Unterhaltung der Straßen, Grünfl ächen und öffentlicher In- frastrukturen:

Zu besseren Vergleichbarkeit wurden die Kos- tenpositionen auf verschiedene Maßgrößen bezogen. Die Kosten für die Außenentwick- lungsfl äche betrugen 410.408 EUR/ha Brutto- Baufl äche (980.805 EUR/ha Nettobauland), bei der Innenentwicklungsfl äche 215.000 EUR/ha Brutto-Baufl äche (329.667 EUR/ha Nettobau- land). Noch drastischer fällt der Vergleich aus, wenn die Kosten auf die Wohneinheiten bezo- gen werden. Dann stehen 26.008 EUR/WE bei der Außenbereichsentwicklung lediglich 1.068 EUR/WE für die Innenbereichsentwicklung ge- genüber.

Grundsätzlich ist die Innenentwicklung der Außenentwicklung kostenmäßig deutlich über- legen. Auch wenn der Kostenvergleich nur für einen Einzelfall ermittelt wurde, wird es in anderen Fällen zu vergleichbaren Ergebnissen kommen, wenn eine Kommune ihre eigenen spezifi schen Daten zugrunde legt.

Baulückenkataster

Es ist von besonderer Bedeutung, vorhandene Baulücken identifi zieren zu können. Nach einer Studie der Universität Bonn verfügen 40 % der befragten Gemeinden über ein Baulückenkata- ster, bei den Großstädten sind es sogar 75 %.

Diejenigen Kommunen, die noch kein Baulü- ckenkataster erstellt haben, werden hierzu auf- gefordert. Gleiches trifft auf Kommunen zu, die zwar ein Baukückenkataster besitzen, dieses aber nicht mehr pfl egen. Nach der vom Land fi - nanzierten Studie der Universität Bonn werden immerhin ca. 78.500 Baulücken für NRW mit einer Gesamtfl äche von 7.100 ha geschätzt.

Das Baulückenkataster muss zusätzlich auch fundierte Aussagen zur Bebaubarkeit der Baulücke treffen können. Dabei darf die Bau- Tabelle: Ergebnis einer Vergleichsrechnung

1) Selbst wenn die Grunderwerbskosten für die Blockinnenbereiche und Freifl ächen mit einem Neuordnungsbedarf einbezogen werden, beläuft sich die Innenentwicklung nur auf 5.928 EUR/WE. Dies ist eine Folge des hohen Richtwertes für die zu erwerbenden Grundstücksfl ächen in der Innenstadtlage.

Kostenkriterium Außenentwicklungs- fl äche

Innenentwicklungs- fl äche

EURO/ha Bruttobauland 14.0408 215.000

EURO/ha Nettobauland 980.805 329.667

EURO/WE 26.008 1.068

EURO/WE1 26.008 2.9281

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lückenproblematik nicht ausschließlich un- ter dem Blickwinkel der Wohnungsnutzung betrachtet werden. Neben der Wohn- raumnutzung muss immer wieder auch eine andere mögliche Nutzung im Einzelfall betrachtet werden. Im Einzelfall können dies auch adäquate Zwischennutzungen sein.

Kommunale Baulückenberatung

Neben der für die Kommune wichtigen kommu- nalwirtschaftlichen Betrachtung (siehe Nr. 3) ist für die Einzelentscheidung eines Besitzers oder eines potenziellen Bauherrn einer Baulücke im- mer die eigenwirtschaftliche Betrachtung von Bedeutung. Nach Vorbild früherer Beratungs- leistungen bei der Stadt Köln sollten Bau- herrenberater aufgrund einfacher Parameter (ungefähre Nutzfl äche, ungefährer umbauter Raum) einen Kostenrahmen nennen, aus denen sich die monatlichen Belastungen für Kapital- kosten, Instandhaltungsrückstellungen, Verwal- tungsgebühren usw. ergeben. Dem gegenüber stehen im Mietwohnungsbau Mieteinnahmen, Steuererstattungen, Zuschüsse usw. Damit lässt sich leicht die Wirtschaftlichkeitsberechnung darstellen. Hinzu kommen immaterielle Vorteile der Lebens- und Wohnqualität und in der Regel nicht bezifferbare Einsparungen für den Indivi- dualverkehr. Baulückenberatung lohnt sich für die Kommune: Aus Untersuchungen der Stadt Köln ergeben sich Kosten für Beratungsleistun- gen von ca. 230 bis 400 EUR pro Wohneinheit.

Solche Beratungsleistungen könnten aus Mit- teln der Städtebauförderung fi nanziert werden und mit kommunalem Personal organisiert oder an freischaffende Büros vergeben werden. Mit diesen Beratungsaufwendungen könnten viel- fach Bauherren davon überzeugt werden, in ein innerstädtisches Projekt zu investieren statt auf

die grüne Wiese zu ziehen. Gerade im Vergleich zu den unter Nr. 3 ermittelten kommunalen Kosten von ca. 26.000 EUR/WE für Außen- entwicklungen sind ca. 400 EUR/WE für diese Überzeugungsarbeit gut investiertes Geld. Die unmittelbaren fi nanziellen Vorteile der Baulü- ckenschließung für die Kommune überwiegen bei weitem die entstehenden Kosten für eine Baulückenberatung.

Nachverdichtung und Baulücken- schließung als originäre Aufgabe für Architekten

Gerade die Nachverdichtung und Baulü- ckenschließung sind komplexe, langwierige und komplizierte Angelegenheiten. Wegen der damit verbundenen Probleme sind sie für Bau- träger oder renditeorientierte Investoren kaum von Interesse. Insoweit stellen gerade solche Projekte ein besonderes Tätigkeitsfeld für Ar- chitekten dar, die mit den besonderen Problem- lagen sehr viel besser umgehen können.

Unterstützung durch das Land NRW

Das Land wird in seiner Politik bestärkt, die Innenentwicklung der Kommunen vor die Au- ßenentwicklung zu stellen. Dabei muss aber ergänzend in besonderer Weise für Nachver- dichtung und Baulückenschließung geworben werden. Das Land sollte daher die Kommunen durch Anschubfi nanzierung oder aus den Mit- teln der Städtebauförderung fi nanziell un-ter- stützen, wenn sie eine besondere Bauherrenbe- ratung für die Baulückenproblematik anbieten.

Den Kommunen, die unter Haushaltssicherung stehen, muss es gestattet werden, zusätzliche Aufwendungen für dieses aktive Angebot zu betreiben.

Düsseldorf, Januar 2009

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Referenzen

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