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Archiv "Schlusswort" (05.03.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 9

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5. März 2010 151

M E D I Z I N

DISKUSSION

Blaudämpfende Linse vorziehen

Die spektrale Durchlässigkeit der Intraokularlinsen (IOLs) bestimmt das bekannte Blaurisiko für die Retina mit Konsequenzen für die AMD-Entwicklung (altersbe- dingte Makuladegeneration). Der „blue hazard“ bewirkt zum einen irreversible Schäden an den Blaurezeptoren.

Außerdem fluoreszieren die beim täglichen Teilersatz der Photorezeptoren-Außensegmente auf der Netzhaut abgelagerten gelblichen Lipofuszine im Blaulicht. Die- se Lichtenergie aktiviert den anwesenden Sauerstoff, so dass hochaktive, toxische Radikale (ROS) entstehen.

Diese können nur bedingt abgewehrt werden.

Das Auge schützt sich vor UV-Schäden, da die Linse UV-Licht absorbiert und damit aber gegebenenfalls ei- ne Katarakt entwickelt. Die mit dem Alter steigende Vergilbung der Augenlinse ist eine Verstärkung des Blau-Schutzes und ist physiologisch sinnvoll, weil mit steigendem Alter zugleich die Gefahr von Retinaschä- den durch die Dysbalance zwischen ROS-Lipofuszinen und Reparaturmechanismen zunimmt.

Der von einer farblosen Kunstlinse erzeugte „blue hazard“ übersteigt den einer Linse von 4-jährigen Kin- dern (!) deutlich und trifft auf eine bereits geschwächte Retina und verstärkt die Gefahr von AMD. Die blau- dämpfende Kunstlinse imitiert im Violett- und Blau- Bereich die Durchlässigkeitskurve der Linse eines 50-Jährigen. Trotz einer Reihe noch offener Fragen (1), sollte man der blaudämpfenden Linse den Vorzug ge- ben und die Farblose nur noch bei bestimmten Indika- tionen einsetzen.

Darüber hinaus entscheidet die Qualität einer Son- nenbrille über das Lichtrisiko und die Progredienz der AMD (2, 3).

DOI: 10.3238/arztebl.2010.0151a

LITERATUR

1. Carson, et al: New approach to evaluate retinal protection by intra - ocular lenses against age-related lipofuscin accumulation-mediated retinal phototoxicity. J Catact Refract Surg 2008; 34: 1785–92.

2. Hünig S: Optimierter Lichtschutz der Augen: eine dringende Aufgabe und ihre Lösung. Z prakt Augenheilkd 2009; 29: 111–6; 197–205.

3. Hünig S: Meine Sonnenbrille; beste Sicht durch dreifachen Schutz.

(Informationsblatt) 2009.

4. Kohnen T, Baumeister M, Kook D, Klaproth OK, Ohrloff C: Cataract surgery with implantation of an artificial lens [Kataraktchirurgie mit Implantation einer Kunstlinse]. Dtsch Artzebl Int 2009; 106(43):

695–702.

Prof. Dr. Ing. Dr. h. c. mult. Siegfried Hünig Institut für Organ. Chemie

am Hubland, 97074 Würzburg

Schlusswort

Vielen Dank für die Hinweise im Bezug auf den von uns verfassten Artikel zur Kataraktchirurgie mit Im- plantation einer Kunstlinse (1).

Auch wir sind der Meinung, dass aufgrund der spek- tralen Transmissionseigenschaften der natürlichen Lin- se der Einsatz von sogenannten Blaufilterlinsen heute den Standard der Intraokularlinsenimplantation darstel- len sollte, da sich diese Variante der natürlichen Trans- mission am ähnlichsten zeigt.

Allerdings konnten von uns die oft angeführten Vor- teile in der Kontrastempfindlichkeit (ebenso in der Seh- schärfe) nicht nachgewiesen werden. Im Gegenteil, es kommt sogar zu einer leichten Verschlechterung der Farbwahrnehmung (2).

Letztlich steht allerdings der finale Beweis der AMD-Prophylaxe, ebenfalls ein oft angeführter Punkt bei der Diskussion um Blaufilter-Intraokularlinsen, noch aus. Ein Kunststoff mit UV-Schutzfilter könnte eventuell ebenfalls als ausreichender Schutz angesehen werden (3). Weitere Langzeitstudien zur Evaluation der mit Blaufilterlinsen erreichbaren Schutzeffekte sind notwendig, um eine wissenschaftlich fundiertere Aus- sage zu treffen (3).

Da jedoch bei der Anwendung von gelben Blaufilter- Intraokularlinsen insgesamt nicht mit größeren Nachtei- len zu rechnen und die Wahrscheinlichkeit des Auftre- tens von Vorteilen gegeben ist, stimmen wir Prof. Hü- ning und Dr. Hüning in Ihren Aussagen insgesamt zu.

DOI: 10.3238/arztebl.2010.0151b

LITERATUR

1. Kohnen T, Baumeister M, Kook D, et al.: Cataract surgery with im- plantation of an artificial lens [Kataraktchirurgie mit Implantation ei- ner Kunstlinse]. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(43): 695–702.

2. Mester U, Holz F, Kohnen T, et al.: Intraindividual comparison of a blue-light filter on visual function: AF-1 (UY) versus AF-1 (UV) intra - ocular lens. J Cataract Refract Surg 2008; 34: 608–15.

3. Cuthbertson FM, Peirson SN, Wulff K, et al.: Blue light-filtering intra - ocular lenses: review of potential benefits and side effects. J Cata- ract Refract Surg 2009; 35: 1281–97.

Prof. Dr. med. Thomas Kohnen Institut/Lehrstuhl: Klinik für Augenheilkunde Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt am Main E-Mail: kohnen@em.uni-frankfurt.de

Interessenkonflikt

Die Universität Frankfurt erhielt Studienunterstützung zur Bewertung von In- traokularlinsen von Alcon Pharma GmbH, AMO Germany GmbH, Bausch &

Lomb Surgical, Pharmacia Ophthalmics und Rayner Surgical GmbH.

zu dem Beitrag

Kataraktchirurgie mit Implantation einer Kunstlinse

von Prof. Dr. med. Thomas Kohnen, Dr. med. Daniel Kook,

Dr. med. Martin Baumeister, Dipl. Ing. Oliver K. Klaproth, Prof. Dr. med. Christian Ohrloff in Heft 43/2009

Dr. med. Georg Hünig Hefnersplatz 10 90402 Nürnberg

E-Mail: georg.huenig@t-online.de

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

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