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it dem Motto „Messen – Steu- ern – Weiterentwickeln“ setz- ten die Organisatoren und Moderatoren den Hauptakzent des 3.Moor-Symposiums in Bad Aibling auf den Themenkomplex „Qualität – Qualitätssicherung – Qualitätskon- trolle“: Professor Dr. Dr. Dipl.-Phys.
Jürgen Kleinschmidt vom Institut für Medizinische Balneologie und Kli- matologie der Ludwig-Maximilians- Universität München aus der Sicht von Forschung und Lehre; Dr. med.
Rainer Neumann, Ärztlicher Direk- tor der Aiblinger Harthausen-Klini- ken, aus der Sicht der orthopädischen und rheumatologischen Praxis.
Für beide gab es keinen Zweifel daran, daß die Frage „Hat die Kur noch eine Zukunft?“ bejaht werden kann. Beide zeigten aber auch auf, daß der qualitative Standard, den sich die Kurmedizin selbst auferlegt, gera- de auf diesem Tätigkeitsfeld schwerer zu erzielen ist als auf anderen ärztli- chen Arbeitsgebieten.
Denn „Qualität“ kann sich in der Kurmedizin nicht auf die eigentlichen ärztlichen Beurteilungen, Entschei- dungen und Verrichtungen beschrän- ken. Sie muß stets auch das „Medi- um“ einschließen, mit dem die Ärzte arbeiten und auf dessen gleichblei- bend verläßlichen und wirksamen Zu- stand die Patienten Anspruch haben – wie im Fall von Bad Aibling das Na- turheilmittel Moor, das weder in sei- ner Konsistenz verändert noch im Wortsinn „verwässert“ werden darf.
Die Skala der Anregungen, die dazu angeboten wurden, schloß hoch- spezialisierte Themen wie „Rationa- lität biologischer Grenzwerte in der Hygiene“, „Methodische Möglichkei- ten zur Evaluation von Kurerfolgen“
oder „Qualitätskriterien bei Pelo- iden“ ein, deckte aber auch das in der Kurmedizin täglich anfallende Erfah- rungsgut ab.
In der Diskussion wurde allzu theoretischen und schematischen Mo- dalitäten der Qualitätssicherung mit Skepsis begegnet: „Genormte Qua- lität ist ein Widerspruch in sich.“
Überdies bedürften normative Rege- lungen im Einzelfall der Mitwirkung erfahrener, mit den Arbeitsbedingun- gen „vor Ort“ vertrauter Mitarbeiter.
Hoher fachlicher Kompetenz war zu verdanken, daß das Symposi- um ohne Schuldzuweisungen blieb.
So löste beispielsweise das Thema
„Trennung von Kurmedizin und Tou- rismus“ als Richtschnur der künftigen Entwicklung keinen Widerspruch aus. Laut protestiert wurde allerdings gegen die „von oben verordnete“
Drei-Wochen-Kur, deren „Erfin- dern“ Unkenntnis und Verständnis- mangel im medizinisch-biologischen Bereich attestiert wurde.
Die Beziehungen zwischen der stationären und der „offenen“ Kur er- wiesen sich als noch immer gespannt.
Es zeichnete sich sogar ab, daß die Klinik schon bald die besseren Karten haben könnte, falls der Partner „Offe- ne Kur“ sich nicht bald zu mehr Ak- zeptanz der Qualitätssteigerung be- reit finden sollte.
Neue Schwerpunkte der Qua- litäts- und damit auch der Imagepfle- ge von Kurstätten und -einrichtungen sind derzeit offenbar am ehesten von den Kurmedizinern zu erwarten. Das darf aber, allein unter Arbeitsmarkt- Gesichtspunkten, gleichläufige An- strengungen bei den anderen Teilha- bern des Kurwesens nicht aus- schließen. Kurt Gelsner A-3392 (20) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 50, 12. Dezember 1997
P O L I T I K TAGUNGSBERICHT