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Archiv "1. Moor-Symposium in Bad Aibling: In der Klemme zwischen Heilbedarf und Naturschutz" (04.12.1992)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

aß die Veranstaltung hohen Aktualitätswert hatte, ging aus dem weitgefächerten Programm ebenso hervor wie aus der Zusammensetzung des Audi- toriums, dem Hochschulleh- rer, Forscher verschiedener naturwissenschaftlicher Dis- ziplinen, Ärzte und Kurdirek- toren aus mehr als dreißig in- und ausländischen Heilbä- dern angehörten. Ungeachtet unterschiedlicher Überzeu- gungen stimmten die Teilneh- mer darin überein, daß be- züglich der Beschaffung, An- wendung und Erhaltung des Heilmittels Moor Handlungs- bedarf bestehe und daß keine Zeit versäumt werden dür- fe, wenn der „Naturschatz Moor" gegen oberflächliches Unverständnis, aber auch ge- gen unangemessene Schutz- maßnahmen erfolgreich ver- teidigt werden solle.

Wichtigster Diskussions- punkt des vom Münchener Professor Dr. Dr. Dipl.-Phys.

Jürgen Kleinschmidt geleite- ten Seminars war die Klemme zwischen Heilbedarf und Na- turschutz. Waren nämlich Moorflächen jahrhunderte- lang als „minderwertige Bö- den" eingestuft worden — so daß die zuständigen Behör- den im Sinne einer Nutzungs- Optimierung deren „Bereini- gung" betrieben —, so hat der neuzeitliche ökologische Um- denkprozeß bewirkt, daß Moorgebiete nunmehr nahe- zu rigoros geschützt und vor jedem Eingriff bewahrt wer- den. Naturschutz und medizi- nische Anwendung von Moor schlössen sich jedoch nicht notwendigerweise aus, da bei- de im Grunde das gleiche Ziel verfolgten, nämlich der Gesundheit der Menschen zu dienen. Es müsse deshalb ge- fordert werden, so der einhel- lige Tenor, daß über diese Er- kenntnis die Möglichkeit er- halten bleibt, Moor auch in Zukunft umsichtig und vorsichtig für medizinische Zwecke abzubauen.

Der Appell von Dr. med.

Rainer Neumann an die ge- meinsame Verantwortung, die vorhandenen Moorflä- chen ohne Einbuße an Quali-

tät noch sparsamer als bisher zu nutzen, brachte zwangs- läufig das Reizthema „Groß- wanne" ins Gespräch. Entge- gen der traditionellen, aber festgefahrenen Auffassung, therapeutische Behandlun- gen mit Dickbrei-Moor — wie es beispielsweise in Bad Aib- ling aufbereitet zur Verfü- gung steht — dürften nur in

Einzelwannen erfolgen, eta- bliert sich jetzt augenschein- lich ein neues Denken, das bei aller Beachtung medizini- scher Prioritäten auch die härter gewordenen wirt- schaftlichen Konditionen be- rücksichtigt.

Der Verbrauch an Frisch- moor habe, so Neumann, in Harthausen durch den Ein- satz der Großwanne im Ver- lauf von vier Jahren von 4690 auf 2976 Kubikmeter gesenkt werden können. Allerdings erfordere der Betrieb einer Großwanne mit mehr als zehn Sitzen einige unerläßli- che Voraussetzungen: tägli- chen Moorwechsel, verschärf- te Keimkontrolle, Auswahl der geeigneten Patienten durch den Arzt, Zuverlässig- keit und Sauberkeit jedes teil- nehmenden Patienten und

Trennung nach Geschlech- tern Finanzielle Erwägungen haben, wie der Ärztliche Di- rektor betonte, bei der Op- tion für die Großwanne nicht im Vordergrund gestanden, dürften aber wegen der ho- hen Entwicklungskosten auch nicht vernachlässigt werden.

Neben Überlegungen zur Erhaltung der Moor-Thera-

pie blieb auf dem zweitätigen Aiblinger Symposium noch viel Raum für interessante Mitteilungen aus den medizi- nischen Anwendungsgebie- ten. Prof. Dr. med. Claus Goecke vom Balneologischen Institut Bad Aachen berichte- te, daß Moor die Bildung von Östrogenen auch bei solchen Patientinnen stimuliere, de- ren Ovarialfunktionen erlo- schen sind. Seine Beobach- tung, daß Moor einen brem- senden Einfluß auf onkogene Viren auszuüben vermag, will er weiteren klinischen Nach- prüfungen unterziehen. Dr.

med. Johannes Dietrich, Lehrbeauftragter für Bal- neogynäkologie an der Lud- wig-Maximilians-Universität München, stellte sein Ar- beitsfeld als wissenschaftlich abgesichertes Teilgebiet der

modernen Gynäkologie vor.

Diese Einschätzung stützte er unter anderem darauf, daß es unter dem Einfluß der Moor- Therapie bei 36 bislang kin- derlosen Frauen zu 21 Schwangerschaften und 20 Geburten gekommen sei.

Daß auch den vom Ta- gungsthema nicht unmittel- bar betroffenen niedergelas- senen Ärzten — aber auch deren Patienten — einige Moor-Probleme auf den Nä- geln brennen, zeigte eine leb- hafte Debatte über häufig wiederkehrende Unsicherhei- ten. Wann darf der Hausarzt eine als notwendig oder wün- schenswert erkannte Moor- Therapie verordnen und wann nicht? Wie soll er sich verhalten, um einem Regreß zu entgehen? Da wegen un- terschiedlicher Sachlagen kei- ne schlüssige Auskunft erteilt werden konnte, erging der Rat, diese Fragen in verstärk- tem Umfang zum Gegenstand der ärztlichen Fortbildung zu machen.

Professor Dr. Ing. Gerd Lüttig vom Lehrstuhl für An- gewandte Geologie an der Universität Erlangen dämpfte die Sorgen derjenigen, die fürchten, der Vorrat an the- rapeutisch nutzbarem Moor könne möglicherweise schon bald erschöpft sein. Allein im Landkreis Rosenheim reiche das Moor-Vorkommen noch hundert Jahre — vorausge- setzt, es werde nur noch für Zwecke der Vorbeugung und Heilung und nicht mehr, wie lange Zeit hindurch gesche- hen, zur Gartenpflege oder als Brennmaterial verwendet.

Mehr Aufklärung Als aussichtsreichen Schritt, dies den Behörden, aber auch den Verbrauchern verständlich zu machen, emp- fahl Lüttig die Gründung ei- ner Gesellschaft „Badetorf Management Bayern". Deren Aufgabe soll es nach seiner Vorstellung sein aufzuklären, zu beraten, Erfahrungen wei- terzugeben und vor Ort den Moor-Abbau zu kontrollie- ren. KG

1. Moor-Symposium in Bad Aibling

Zu einem internationalen Symposium trafen sich kürzlich erstmals Balneologen und Kli- matologen im bayrischen Bad Aibling. The- menschwerpunkt: Der Kampf zwischen Me- dizinern und Ökologen um den „Natur- schatz Moor".

In der Klemme zwischen

Heilbedarf und Naturschutz

A1-4242 (94) Dt. Ärztebl. 89, Heft 49, 4. Dezember 1992

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