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Archiv "Das französische Gesundheitssystem: Versorgungsqualität und Finanzierbarkeit vereinen" (18.02.2000)

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ie Krise im französischen Ge- sundheitswesen ist vor allem wirtschaftlich bedingt; denn die Kosten der Sozialversicherung laufen aus dem Ruder, und die Ge- sundheitsausgaben steigen weiter.

Die Rechnungsprüfungskommission schätzt, dass der Haushalt der Kran- kenversicherung 1998 um 9,1 Milliar- den Francs (1,5 Prozent des Gesamt- budgets) überschritten wur-

de. Für diese Fehlentwick- lungen werden vor allem die niedergelassenen Ärzte (ins- besondere bei Verschrei- bungen), die medizinisch- sozialen Einrichtungen und die Privatkliniken verant- wortlich gemacht. Anderer- seits sollen die öffentlichen Gesundheitseinrichtungen gegenüber dem ursprüng- lich festgelegten Kostenrah-

men Einsparungen erzielt haben. Es ist jedoch sehr schwer, sich eine Vor- stellung vom Transfer der Kranken- hausausgaben auf die niedergelassene Ärzteschaft zu machen. Zumindest lässt sich sagen, dass die 1996 ersonne- nen Mechanismen zur Kostenregulie- rung ihr Ziel nicht erreicht haben.

Daneben gibt es eine strukturelle Krise: Das 1971 aufgebaute System von Vereinbarungen zur Regelung der Beziehungen zwischen den Ärz- ten und der staatlichen Krankenversi- cherung erscheint überholt. Der zu Anfang kaum interventionistische Staat weitete seinen Zugriff auf das System immer stärker aus, indem er eine Reihe von Gesundheitsaufwen- dungen aus Steuereinnahmen finan- zierte. Er begünstigte die Unterzeich- nung von Vereinbarungen mit be- stimmten Verbänden, ohne deren tatsächliche Vertretung innerhalb der

Ärzteschaft zu berücksichtigen. Dies schadete der Einheit der Ärzteschaft, die in eine Reihe von Berufsverbänden mit unterschiedlichen berufspoliti- schen Vorstellungen gespalten ist. Ge- genwärtig gibt es eine mit dem Ver- band „MG France“ als Vertretung der Allgemeinärzte unterzeichnete Ver- einbarung, deren Bestimmungen zum Teil vom Staatsrat aufgehoben wor-

den sind. Ihre Umsetzung stößt auf zahlreiche Schwierigkeiten. Die Fachärzte hingegen unterliegen einer vertraglichen Minimalregelung, da keine Vereinbarung zwischen einem fachärztlichen Verband und der staat- lichen Krankenversicherung zustande gekommen ist.

Das französische Gesundheitssy- stem wirkt erstarrt, obwohl es sich un- bedingt anpassen muss, um den An- forderungen an Qualität, Effektivität und Sicherheit gerecht zu werden.

Modernisierungswerkzeuge, wie die Einführung der Datenverarbeitung in den Arztpraxen oder der Aufbau von Versorgungsnetzen, werden kaum ak- zeptiert, da sie kaum bekannt und we- nig ausgebaut sind. Zwischen den Re- gionen, teilweise sogar innerhalb der Regionen, bestehen Ungleichheiten:

Dies führt zu Problemen beim Finanz- ausgleich und bei der Arbeitsplatz-

sicherheit. Zumindest dürfte der in diesem Jahr eingeführte allgemeine Krankenversicherungsschutz die Un- gleichheiten beim Zugang zu Versor- gungsleistungen verringern.

Trotz unterschiedlicher Ansich- ten sind die meisten Akteure im Ge- sundheitswesen zurzeit bestrebt, neue Wege zu gehen, um die Qualität zu verbessern. Die staatliche Kranken- versicherung hat einen „Strategie- plan“ veröffentlicht, der Abgeordnete der Sozialistischen Partei und ehema- lige Sozialminister Claude Evin „Ori- entierungen zur Verbesserung der Qualität des Gesundheitssystems und der Übernahme von Versorgungslei- stungen“, der Nationale Rat der Ärz- tekammer (Ordre des Médecins) eine

„Plattform zur Entwicklung des Ge- sundheitssystems“.

Die Ärztekammer als repräsen- tative Institution aller französischen Ärzte, unabhängig von der Art ihrer Berufsausübung (als nieder- gelassene, im Krankenhaus tätige oder angestellte Ärz- te), will die Gräben zwi- schen den verschiedenen Versorgungsbereichen schlie- ßen. Darin unterstützt wird sie durch die Ergebnisse einer landesweiten Umfra- ge im Jahr 1997; rund 62 000 Antworten ermöglichten es, die Sorgen und Zukunfts- vorstellungen der Ärzte bes- ser zu verstehen. Es wurden vier Leit- linien festgelegt:

❃Besseres Kompetenzmanage- ment;

❃Aufbau von Versorgungsnetzen;

❃Regionalisierung des noch zu stark zentralisierten Systems;

❃Neubestimmung der Beziehun- gen zwischen Patienten und Ärzten im Gesundheitsmanagement.

Fraglich ist nur, ob die Ärztekam- mer für ihre ehrgeizigen Ziele auch die erforderlichen Mittel hat: Die Re- form des Kammersystems, die ihr die Möglichkeit böte, ihre Befugnisse auszuweiten, ist von der Ministerin für Beschäftigung und Solidarität immer noch nicht eingeleitet worden. Aber nur unter dieser Voraussetzung wird die Ärztekammer in der Lage sein, gleichzeitig für Qualitätssicherung und finanzielle Stabilität des Systems Sorge zu tragen. Claire Peltier A-350 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 7, 18. Februar 2000

P O L I T I K AKTUELL

Das französische Gesundheitssystem

Versorgungsqualität und Finanzierbarkeit vereinen

Seit rund zehn Jahren kriselt es im französischen Gesund- heitswesen – wie bei all seinen europäischen Pendants.

D

Das Deutsche Ärzteblatt und das Bulle- tin de l’ordre des médecins, die Zeit- schrift der französischen Ärztekammer, Paris, wollen künftig regelmäßig und wechselseitig über die jeweilige Gesundheits- und Sozialpolitik in- formieren. Das Projekt entstand vor dem Hinter- grund des europäischen Einigungsprozes-

ses und des wachsenden Einflusses der EU auf die Gesundheits- und Sozialpolitik.

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