A-515 Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 9, 5. März 1999 (11)
S P E K T R U M LESERBRIEFE
müßte er wissen, daß die Mo- tivation und Belastungs- fähigkeit dieses Personen- kreises häufig sehr groß ist.
Widersprechen möchte ich seiner Meinung, daß ein Be- hinderter nicht als Chirurg tätig sein kann. Ich kenne mehrere körperlich behin- derte Chirurgen, die voll über viele Jahrzehnte Dienst versehen (haben). Ich selbst bin als Schwerbehinderter (MdE 80 Prozent nach Ski- unfall als Student) seit fast 30 Jahren als Chirurg tätig, da- von 18 Jahre in leitender Po- sition. Die Chirurgie hat sich bis heute nicht „geistig und körperlich entlastend ent- wickelt“, wie im Leserbrief vermutet wird. Auch die De- finition der Behinderung hat sich in den letzten Jahrzehn- ten nicht geändert.
Herr Dr. Stelzner ver- sucht, als „Gesunder“ ohne nähere Begründung, gegen besseres Wissen Behinderten die Qualifikation zur ärztli- chen Tätigkeit einzuschrän- ken beziehungsweise abzu- sprechen. Dies ist unärztlich, Herr Kollege! Als Betroffe- ner verwahre ich mich aus- drücklich gegen Ihre Aussa- ge.
Dr. med. Max Lindemann, Kreiskrankenhaus, 66386 St.
Ingbert
Hypertonie
Zu dem Medizinreport „,Zuverlässig‘
soll der Druck gesenkt werden“ von Klaus Koch in Heft 4/1999:
Bedenklich
. . . Insbesondere die für Diabetiker geforderte Sen- kung unter 130/80 scheint mir nicht ohne Risiko und daher bedenklich. Ich selbst habe beim Versuch einer radikalen Druckabsenkung einen Kreis- laufkollaps erlitten.
Eine Sicherheitsspanne von einigen mm Hg sollte man meines Erachtens gera- de beim Diabetiker über der Schockgrenze belassen. Die Gruppe der im Report ange- sprochenen über Fünfund- sechzigjährigen weist nicht
selten einen Erfordernis- hochdruck auf, dessen Ex- tremabsenkung eine Isch- ämie in Herz und Hirn riskie- ren würde. Die Hoffnung auf eine Verringerung der In- farktrate ist also nicht ganz gerechtfertigt.
In den überfüllten Alten- heimen vegetieren dezere- brierte 90jährige mit phanta- stischen Blutdruckwerten!
Dr. med. O. Behr, Kreis- straße 54, 66127 Klarental
Vergangenheit
Zu dem Beitrag zur „Erklärung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheil- kunde und Jugendmedizin über die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Pädiater“: „Spätes Ge- denken“ in Heft 3/1999:
Aufarbeiten
. . . 708 jüdischer Kin- derärzte wurde gedacht, die ihr Leben lassen mußten oder zumindest ihre Existenz verloren, weil sie Juden wa- ren. In der Bibel wird das Volk der Juden Gottes Volk genannt. Die Bibel sagt dazu in Sacharja 2/12: Wer mein Volk antastet, der tastet mei- nen Augapfel an. In 5. Mose 30/7: Alle diese Flüche wird der Herr, dein Gott, auf dei- ne Feinde legen und auf die, die dich hassen und verfol- gen.
Wenn eine Nation die Sünde des Antisemitismus begangen hat, so bringt ihr das unweigerlich Gericht.
Die Beweise dafür sind Glaubenslosigkeit, geistige Verirrung und zielloses Le- ben des deutschen Volkes heute. Die Vergangenheit muß aufgearbeitet werden.
So entstehen an manchen Orten Bewegungen von staatlicher oder von kirchli- cher Seite. Die Schuld ist vor Gott beim Namen zu nen- nen. Unser Volk kann durch das Kreuz Jesu Christi Sühne empfangen. So wird uns Gott gnädig sein und unserem Volk helfen.
Dr. med. Charlotte Spindler, Ernst-Thälmann-Straße 9, 04602 Pähnitz