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Archiv "Pharma-Fusionen: Die Bewährungsprobe kommt erst" (26.01.2007)

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A208 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 4⏐⏐26. Januar 2007

W I R T S C H A F T

A

m besten haben sich jene Ak- tionäre der Schering AG ge- standen, die so lange warteten, bis sie von Bayer herausgekauft wurden.

Das Kapitel wird gerade mit einem sogenannten Squeeze-out beendet.

Rechtlich wurden die alte Schering AG und der Bayer-Bereich Pharma Health Care im Dezember 2006 zur Bayer Schering Pharma AG mit Sitz in Berlin schon Ende 2006 zusam- mengefasst; die tatsächliche Zusam- menlegung hält noch an. Die Über- nahme von Schering sei zwar freund- lich, bemerkte ein Insider, doch nicht spannungsfrei. Mit ihrer Konzeption für das fusionierte Pharmageschäft hält sich die Bayer-Spitze bisher be- deckt. Das dürfte auch daran liegen, dass die Zusammenlegung mit Per- sonalabbau (die Rede war von 6 000 Personen) und -verschiebungen zwi- schen Leverkusen und Berlin einher- geht. Immerhin scheint einstweilen sicher zu sein, dass das Schering-Ge- schäft mit Kontrastmitteln beibehal- ten wird. Bayer hatte seine eigene Diagnostika-Sparte erst Ende Juni 2006 für 4,2 Milliarden Euro an Sie- mens verkauft. Die Übernahme durch Siemens ist mit Jahresbeginn 2007 abgeschlossen.

Bayer ließ sich Schering rund 17 Millarden Euro kosten, um im Phar- mageschäft wieder weltweit eine Rol- le spielen zu können. Mit etwa 15 Mil- liarden Euro Pharmaumsatz dürfte Bayer-Schering zu den ersten zehn in der Weltrangliste zählen – nach derzeitigem Stand. Bayer-Schering war die spektakulärste 2006 einge- stielte Übernahme. Weitere folgten und werden derzeit abgeschlossen.

Die Merck KGaA, Darmstadt, die zunächst für Schering geboten hatte, wollte allenfalls 14,6 Milliarden Eu- ro zahlen und wurde im Juni 2006 von Bayer ausgestochen. Das Sche- ring-Management hatte sich vehe- ment gegen Merck gewehrt und Bayer als weißen Ritter begrüßt. Die

Abfuhr, die sich die Darmstädter bei Schering geholt hatten, wurde in der Öffentlichkeit vielfach als Niederla- ge gewertet. Das war wohl ein wenig vorschnell. Denn Merck erzielte mit dem Verkauf seiner Schering-Aktien beiläufig 400 Millionen Euro Ge- winn und suchte im Stillen nach ei- ner Alternative. Die wurde mit dem Schweizer Biotechnologie-Konzern Serono, wie Merck mehrheitlich im Familienbesitz, gefunden. Merck zahlt 10,6 Milliarden Euro und refi- nanziert sich unter anderem durch den Verkauf seiner Generika-Sparte

(Merck dura). Spekuliert wird auch über den Verkauf des OTC-Geschäf- tes von Merck. Das erscheint konse- quent. Merck-Pharma würde aus der Prozedur als auf die Forschung kon- zentriertes Unternehmen hervorge- hen, zumal weiter zugekauft werden soll (Organon?). Die neue Merck- Serono S.A. wird in Genf beheima- tet sein.

Mit der Übernahme der Schwarz Pharma AG, Monheim, durch die UCB S.A., Brüssel, gibt eine erfolg- reiche familiengeprägte Gesellschaft ihre Selbstständigkeit auf. Die For- schungs- und Entwicklungskosten erscheinen für eine Firma dieser Größe (eine Milliarde Umsatz in 2005) auf die Dauer zu hoch. Die UCB S.A., die mit 2,3 Milliarden Umsatz etwa doppelt so groß wie Schwarz ist, zahlt 4,4 Milliarden Eu- ro. Das gilt als ein Spitzenpreis. Hin- ter UCB (Union Chimique Belge),

ursprünglich eine Chemiefirma, heu- te ein forschungsintensives Biotech- nologieunternehmen, steckt die In- dustriellenfamilie Janssen. Sitz auch der vereinten Firma ist Brüssel. In Monheim und weiterhin unter dem Namen Schwarz Pharma soll das weltweite allgemeinmedizinische Ge- schäft abgewickelt werden.

Gleichfalls in diesen Wochen geht der Verkauf der Altana AG an die dä- nische Nycomed über die Bühne.

Auch hier zieht sich eine Familie zurück, Susanne Klatten aus dem Quandt-Clan. Käufer Nycomed gehört, ganz zeitgemäß, drei großen Finanzinvestoren: Nordic Capital, Credit Suisse und Blackstone. In die- ser Branche ist es nicht ungewöhn- lich, dass ein „Kleiner“ (Nycomed- Umsatz knapp 750 Millionen Euro in 2005) einen größeren (Altana Phar- ma setzte 2005 rund 2,4 Milliarden Euro um) übernimmt. Die Altana AG hatte lange nach einem Käufer ge- sucht. Die Investoren zahlen nun für Altana-Pharma (bis 1977 als Byk- Gulden bekannt) 4,6 Milliarden Eu- ro, rund eine Milliarde weniger als von Altana erhofft. Das wichtigste Produkt ist Pantoprazol, dessen Pa- tente in Europa und in den USA 2009 und 2010 auslaufen. Ein neues Präparat, das die zu erwartenden Umsatzrückgänge von Pantoprazol ausgleichen könnte, ist nicht in Sicht, nachdem Daxas (zur Behandlung von Atemwegserkrankungen) die Zulassungshürden bisher nicht neh- men konnte. Ob Nycomed, das unter anderem mit TachoSil (zur Stillung örtlicher Blutungen) vor allem auf die chirurgischen Disziplinen zielt, und die Neuerwerbung zusammen- passen, bleibt abzuwarten.

Das gilt auch für die übrigen Zu- sammenschlüsse. Eine glatte Finanz- transaktion bürgt noch nicht für dau- erhaften Erfolg. Vor allem nicht in der wechselhaften Pharmaforschung. I Norbert Jachertz

PHARMA-FUSIONEN

Die Bewährungsprobe kommt erst

Die 2006 eingeleiteten Übernahmen werden derzeit abgeschlossen.

Nun muss sich zeigen, ob die fusionierten Unternehmen auch zusammenpassen.

TABELLE

Übernahmen 2006/2007

Käufer Gekauft wurde Preis in Euro

Bayer AG Schering AG 17 Mrd.

Merck KGaA Serono S.A. 10,6 Mrd.

UCB S.A. Schwarz Pharma AG 4,4 Mrd.

Nycomed ApS Altana Pharma 4,6 Mrd.

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