Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Internistenkongreß Wiesbaden
Um so wertvoller war die abschlie- ßende Übersicht von Oettgen, New York, der über 174 anfänglich mit partiell gereinigtem Leukozyten- Fibroblasteninterferon und neuer- dings mit hochgereinigtem Leuko- zyteninterferon behandelte eigene Fälle berichten konnte, sowie etwa weitere 160 Fälle aus anderen US- Arbeitsgruppen übersieht. Die klassischen Indikationen waren das osteogene Sarkom, das Me- lanom, maligne Lymphome und einige Bronchialkarzinome. Auch bei diesen Tumoren waren kom- plette Remissionen selten, partiel- le Remissionen hielten nur einige Wochen bis Monate über die Be- endigung der Behandlung hinaus an. Die Behandlung selbst kann mit schwerwiegenden Nebenwir- kungen wie Fieber, Schüttelfrost, allgemeiner Körperschwäche, An- stieg von Leberenzymen und (rasch reversibler) Knochenmark- depression verbunden sein. Immu- nologische Untersuchungen zeig- ten ein Ansteigen der sogenann- ten Natural-Killer-Zellen und eine Minderung der Lymphozytenproli- feration bei Reaktion auf Mitogene sowie eine Stimulierung der Frei- setzung von „Interleukin I" durch Makrophagen. Insgesamt steht nach diesen beiden Vorträgen die Indikation und die Chance einer Tumorbehandlung mit Interferon allenfalls am Anfang.
Hofschneider, München, berichte- te über die noch bescheidenen Er- folge der Deutschen Arbeitsgrup- pen mit gereinigtem Interferonaus Coli- und Fibroblasten-Kulturen.
Bei der derzeitigen Jahresproduk- tion reicht die hier verfügbare Menge bundesweit für etwa 50 bis 100 Kranke aus.
Professor Dr. med.
Rudolf Gross
Privatdozent Dr. med.
Albrecht Löffler
Medizinische Universitätsklinik Joseph-Stelzmann-Straße 9 5000 Köln 41
FÜR SIE GELESEN
Gesicherte Erkenntnisse über den
Einfluß der arteriellen Hypertonie auf die koronare Herzkrankheit
In einem Dokument der WHO wur- den die gesicherten Erkenntnisse über die Epidemiologie der arteriel- len Hypertonie und deren Einfluß auf die koronare Herzkrankheit (KHK) zusammengefaßt. In Querschnitt—
und Längsschnitt-Studien konnte wiederholt und übereinstimmend ein Anstieg des diastolischen und systolischen Blutdrucks in Abhän- gigkeit vom Alter festgestellt wer- den.
Dies gilt für alle untersuchten Indu- strie- und Entwicklungsländer (mit Ausnahme isolierter Populationen mit sehr niedrigem Kochsalzver- brauch), für alle Altersgruppen, Ras- sen und sozio-ökonomischen Grup- pen. Bei etwa einem Sechstel der Bevölkerung steigt der Blutdruck al- lerdings mit dem Alter nicht an. Fol- gende Variablen beeinflussen die Blutdruckhöhe:
O Körpergewicht O Natriumgenuß
(f)
Alkoholgenuß O Herzfrequenz.Das Risiko, an einer KHK zu erkran- ken, verdoppelt sich mit einem sy- stolischen Blutdruck über 150 mmHg im Vergleich zu Drucken un- ter 130 mmHg. Insgesamt können etwa 30 Prozent der KHK-Morbidität ursächlich dem hohen Blutdruck zu- geordnet werden. Die Korrelation zwischen Blutdruck und KHK ist eng, reproduzierbar und nicht ab- hängig von anderen Risikofaktoren (z. B. Fettstoffwechselstörungen, Rauchen, Diabetes). Je höher der Blutdruck, desto größer ist das Risi- ko, an einer KHK zu erkranken, und das gilt auch noch für diastolische Drucke zwischen 80 und 90 mmHg.
Aufgrund dieser Daten läßt sich er- rechnen, daß eine mittlere Reduk-
tion des diastolischen Blutdrucks in der Bevölkerung um 2 mmHg zu ei- ner Reduktion der KHK-Indidenz von etwa 5 Prozent führt, bei 8 mmHg um etwa 20 Prozent. Dies zeigt das präventive Potential von diäteti- schen (z. B. Gewichts- und Koch- salzreduktion) bzw. pharmakologi- schen antihypertensiven Maßnah-
men. Mnn
Stamler, J.: Population patterns of blood pressure and the problem of high blood pressure: Their nature, impact, correlates and estimated effects of its control. WHO Publica- tions, Geneva (1982), Northwestern University Medical School, Morton Bldg., 303 East, Chicago Ave., Chicago, 111.60 611, USA.
Strahlenbehandlung des Pankreaskarzinoms
Das Pankreaskarzinom läßt weltweit eine kontinuierliche Zunahme er- kennen; leider sind nur wenige Tu- moren operabel, die Fünf-Jahres- Überlebensrate liegt unter 2 Pro- zent. In einer kontrollierten Studie bei 194 Patienten mit histologisch gesichertem, lokal inoperablem Adenokarzinom des Pankreas ka- men verschiedene Therapieformen zum Einsatz. Eine Gruppe erhielt ei- ne hohe Strahlendosis (6000 rads), eine zweite Gruppe eine kombinierte Behandlung mit 4000 rads und 5- Fluoro-uracil und eine dritte Gruppe 6000 rads und 500 mg/m 2 5-FU an den ersten drei Tagen jeder 2000- rad-Folge. Die durchschnittliche Überlebenszeit mit der alleinigen Strahlentherapie betrug nur fünfein- halb Monate vom Zeitpunkt der Dia- gnosestellung. Unter der Kombina- tionstherapie lebten 40 Prozent der Patienten nach einem Jahr noch, in der ausschließlich mit Strahlenthe- rapie behandelten Gruppe nur mehr 10 Prozent. Die kombinierte Be- handlung scheint deshalb der allei- nigen Strahlentherapie überlegen zu sein.
Moertel, C. G.; Frytak, S.; et al.: Therapy of Locally Unresectable Pancreatic Carcinoma: A Randomized Comparison of High Dose (6000 Rads) Radiation Alone, Moderate Dose Radia- tion (4000 Rads + 5-Fluorouracil), and High Dose Radiation + 5-Fluorouracil, The Gastro- intestinal Tumor Study Group Cancer 48 (1981) 1705-1710. Mayo Clinic, Rochester, Minneso- ta, MN 55901
42 Heft 19 vom 14. Mai 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B