• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Diabetes durch Antihypertensiva?" (18.05.2007)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Diabetes durch Antihypertensiva?" (18.05.2007)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 20⏐⏐18. Mai 2007 A1411

M E D I Z I N

Aufgrund des Tropismus für Erythroblasten exis- tiert bisher kein Zellkultursystem zur In-vitro-Ver- mehrung von Parvovirus B19. Daher ist es unmöglich, die in Biopsiematerialien vorhandenen Infektionser- reger direkt zu bestimmen. Die einzig praktikable Methode ist die quantitative Bestimmung der Virusge- nome mittels Polymerasekettenreaktion (PCR); die Genomzahl gilt als identisch mit der Partikelzahl. Das heißt aber nicht, dass alle Partikel noch infektiös sind.

Einschlägige Veröffentlichungen und eigene Untersu- chungen zeigen, dass die Virämie und daher Virusaus- scheidung mit 1012 bis 1014 Partikel/mL Blut oder Speichel vor Auftreten des Ringelröteln-Exanthems am größten ist.

Das Exanthem gilt als Zeichen der einsetzenden An- tikörperantwort. Es wird vermutlich durch Virus-Anti- körper-Komplexe, die sich am Endothel der Hautka- pillaren ablagern, verursacht. Immunsupprimierte mit eingeschränkter Antikörperbildung entwickeln daher kein Exanthem. Eine ähnliche Pathogenese gilt für die Exanthembildung der Röteln- und Masernvirusinfek- tionen, bei diesen nehmen die Virusmengen ab Exan- thembildung ebenfalls deutlich ab. Jedoch sind auch bei unkomplizierten B19-Infektionen mehr als 3 bis 4 Wochen nach Exanthembeginn die Erreger in Blut wie Speichel (103bis 104Partikeln/mL) nachweisbar, ihre Mengen unterscheiden sich kaum. Dies zeigen die Werte in der Grafik 2 unseres Artikels. Sie repräsentie- ren die durchschnittlichen Virusmengen, die ab Fieber- beginn, dem ersten Anzeichen der Infektion, in eige- nen Analysen bestimmt wurden. Proben, die den Infek- tionsverlauf vom Früh- bis Rekonvaleszenzstadium darstellen, sind sehr selten. Systematische prospektive Studien sind praktisch unmöglich.

In älteren Veröffentlichungen, überwiegend basie- rend auf epidemiologischen Studien, ging man davon

aus, dass B19-Infizierte ab Auftreten des Exanthems nicht mehr infektiös sind. Die Daten zeigen, dass ab diesem Zeitpunkt der beginnenden IgM-Antikörper- produktion die Virusausscheidung deutlich, aber nicht komplett zurückgeht. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass große Virusmengen mit 1012 bis 1014 Parti- keln/mL Blut – so viele sind bei Exanthembeginn im Organismus vorhanden – innerhalb eines oder weniger Tage mit Antikörpern komplexiert und somit immunologisch kontrolliert werden können. Bei Ma- sern, einer Infektionserkrankung mit ähnlicher Patho- genese, aber deutlich geringeren Viruslast, empfiehlt man, Kinder 5 Tage nach Exanthembeginn wieder in Gemeinschaftseinrichtungen zuzulassen, um Übertra- gungen zu vermeiden (1). Erst dann ist davon auszu- gehen, dass die Patienten keine Viren mehr übertra- gen.

Wir empfehlen eine ähnliche Vorgehensweise bei Parvovirus-B19-Infektionen. Weiterhin sollte nicht übersehen werden, dass B19-Infektionen gelegentlich auch bei Kindern schwer verlaufen und mit Myokarditis und Enzephalitis verbunden sind. Auch dies sollte man bei der Frage der Wiederzulassung zum Schul- oder Kindergartenbesuch mitberücksichtigen.

LITERATUR

1. Masern. RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten: Merkblätter für Ärzte vom 25. 8. 2006

Prof. Dr. rer. nat. Susanne Modrow

Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Universität Regensburg

Franz-Josef-Strauß-Allee 11 93053 Regensburg

Interessenkonflikt

Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

REFERIERT

Diabetes durch Antihypertensiva?

Seit 50 Jahren ist bekannt, dass blutdrucksenkende Medikamente die Glucosetoleranz senken; demgegenüber ist ein Bluthochdruck mit ei- ner verminderten Glucosetoleranz, Übergewicht und Insulinresistenz assoziiert.

Mit einer sogenannten Netzwerk-Metaanalyse gingen die Autoren dem Zusammenhang zwischen Diabetesinzidenz und der Einnahme blutdrucksenkender Medikamente nach. Bei den untersuchten Sub- stanzklassen handelte es sich um Thiaziddiuretika, ACE-Hemmer, An- giotensin-Rezeptorblocker, Betablocker, Calciumantagonisten und Pla- cebo; ausgewertet wurden die Daten von 143 153 Patienten aus Pu- blikationen der Jahre 1996 bis 2006.

Ein Diabetes trat bei initialer Medikation mit Angiotensin-Rezeptor- blockern am seltensten, bei Diuretika am häufigsten auf. Setzte man das Risiko für eine Diabetesinzidenz unter der Einnahme von Diuretika mit 1 an, lag die Odds Ratio für Angiotensin-Rezeptorblocker bei 0,57, für ACE-Hemmer bei 0,67, für Calciumkanalblocker bei 0,75, für Placebo bei 0,77 und für Betablocker bei 0,9.

Legt man die Empfehlungen der Hochdruckliga zugrunde, so ergibt sich aus diesen Daten für den behandelnden Arzt, dass bei der Wahl des Antihypertensivums das individuelle Risiko, einen Diabetes zu entwickeln, berücksichtigt werden sollte. Das heißt, die regelmäige Überwachung der Blutzuckerwerte beziehungsweise der Glucosetole-

ranz ist wichtig. w

Elliott WJ und Meyer PM: Incident diabetes in clinical trials with antihypertensive drugs: a network meta-analysis. Lancet 2006; 369: 201–7, E-Mail: welliott@rush.Edu.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Als besonders bedeutsam wur- de die Senkung des adjustierten Ri- sikos für schwere kardiovaskuläre Ereignisse wie kardiovaskulären Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall durch

Die Studie umfasst 2 000 Personen, von denen 1 000 Personen einer Coloverio-Belastung ausgesetzt sind und 1 000 Personen nicht mit dem Farbmittel belastet sind. Von den

Bei Patienten mit stimuliertem Renin-An- giotensin-System (zum Beispiel Vorliegen einer Nierenarterienstenose, Diuretikavorbehand- lung, Kochsalzrestriktion, Herzinsuffizienz)

Verschlimmerung einer Prote- inurie unter einer Therapie mit ACE-Inhibitoren sollte unseres Er- achtens jedoch nicht unerwähnt blei- ben, daß von verschiedenen Autoren auch

Eine Infektion mit dem Hepati- tis-C-Virus verläuft in der Regel chro- nisch und führt unbehandelt bei vie- len Patienten zu einer Leberzirrhose mit der Gefahr einer Leberinsuffizi-

Die Initialdosis muss wegen der Gefahr einer anfänglichen Hypotonie bei gleichzeitiger Diuretikatherapie, Volumen- oder Salzmangel, renovaskulärer Hypertonie und

Setzte man das Risiko für eine Diabetesinzidenz unter der Einnahme von Diuretika mit 1 an, lag die Odds Ratio für Angiotensin-Rezeptorblocker bei 0,57, für ACE-Hemmer bei 0,67,

Bevor aber die Hochdruck-Liga ACE-Hemmer auch als Mittel der ersten Wahl bei leichteren Hyperto- nien empfehlen könne, bedürfe es noch Langzeit- Untersuchungen über die