wert erscheine, mit einem lapidaren
„Nichts", so sieht es heute anders aus. 50 Prozent der „Wessis" und beinahe 70 Prozent der „Ossis" glau- ben nunmehr, daß es erhaltenswerte Dinge gab. Als Beispiel nennen sie die soziale Sicherheit, die Kinderbe- treuung und die Arbeitsplatzsicher- heit.
Nur gut ein Drittel der Jugendli- chen ist bereit, sich für das Zusam- menwachsen der alten und der neu- en Bundesländer auch persönlich zu engagieren. Zwar ist die „Opferbe- reitschaft" im Westen deutlich um zehn Prozentpunkte auf 36 Prozent gestiegen, im Osten hingegen ist eine fallende Tendenz (von 38 auf 34 Pro- zent) zu beobachten.
MJugend
Ost: „DeutscheWIzweiter
Klasse"?Dennoch verbindet Alt- und Neubundesbürger ein neues nationa- les Selbstwertgefühl. 57 Prozent sind zumindest teilweise stolz darauf, Deutsche zu sein. Ihr Anteil ist im Osten mit 70 Prozent sogar deutlich höher als im Westen (54 Prozent).
Gleichzeitig jedoch fühlen sich sich
Quo vadis Jugend? Foto: dpa
vier von fünf ostdeutschen Jugendli- chen als „Deutsche zweiter Klasse."
Im Zusammenhang damit för- dert die Studie von 1992 eine bisher nicht gekannte Staatsverdrossenheit zu Tage. Nur noch jeder siebte Ju- gendliche ist mit den politischen und ökonomischen Leistungen des Staa- tes zufrieden. Besonders groß ist die Enttäuschung bei den jungen Leuten im Osten: Hier sind rund 70 Prozent nicht mit den Aktivitäten der Bun- desregierung einverstanden.
Zwar ist die SPD die beliebteste Partei unter den Heranwachsen, wä- ren am kommenden Sonntag Bun- destagswahlen, müßte sich sich je- doch mit einem „Jugend-Stimman- teil" von mageren 28 Prozent begnü- gen. Noch schlechter stände die CDU/CSU da: Sie käme auf einen Anteil von 14 Prozent. Die Grünen/
Bündnis 90 würden gemäß der Stu- die bei 17, die FDP bei sechs, die Re- publikaner bei vier und die PDS bei zwei Prozent landen. Ein Viertel der Jugendlichen würde gar nicht erst wählen gehen.
Bezeichnend für die Unzufrie- denheit der jungen Generation sind die Antworten auf die Frage nach dem herausragenden Politiker: Mit Hans-Dietrich Genscher (26 Prozent der Nennungen) und Michail Gor- batschow (24 Prozent) führen zwei Staatsmänner die Hitliste an, die sich bereits aus der aktiven politischen Arbeit zurückgezogen haben. Hel- mut Kohl erreicht gerade sieben Pro- zent, Björn Engholm muß sich mit vier Prozent begnügen.
IBIJeder
dritte JugendlicheMist
ausländerfeindlichBeinahe ein Drittel der Heran- wachsenden muß als „konsequent ausländerfeindlich" eingestuft wer- den. Darunter gibt es einen harten Kern, der etwa 13 Prozent aller jun- gen Menschen umfaßt und einer „fa- schistischen Nachfolgegruppe gleich- zusetzen" ist. „Gewaltbereit" ist al- lerdings ein Anteil von „nur" einem Prozent. Auf der anderen Seite gibt es eine Gruppe von Jugendlichen (etwa 25 Prozent), die jegliche Form von Ausländer— und Fremdendiskri- minierung ablehnen. 70 Prozent der Heranwachsenden im Westen und
78 Prozent im Osten sprechen sich für eine Grundgesetzänderung beim Asylrecht aus. 50 Prozent (West) und 62 Prozent (Ost) sind der Mei- nung, daß es genug Ausländer in der Bundesrepublik gebe. Nur ein Drit- tel glaubt, daß Deutschland ein Ein- wanderungsland sei. ch
10 704 Ärzte mit betriebsärztlicher Qualifikation
Insgesamt 10 704 Ärzte hatten zum 31. Dezember 1991 im vereinten Deutschland eine betriebsärztliche Qualifikation. Die Tabelle enthält die Zahl der Ärzte mit den nach § 4 Ar- beitssicherheitsgesetz in Verbindung mit § 3 Unfallverhütungsvorschrift
„Betriebsärzte" in der Fassung vom 1. Januar 1985 vorgegebenen be- triebsärztlichen Qualifikationen. Ge- gliedert nach den Bereichen der Ärz- tekammern in den alten und neuen Bundesländern sowie zusammenge- faßt auf Bundesebene sind neben den Ärzten mit der Gebietsbezeich- nung „Arbeitsmedizin" und der Zu- satzbezeichnung „Betriebsmedizin", die ab 1. Januar 1985 alleinige Vor- aussetzung für eine betriebsärztliche Tätigkeit sind, auch diejenigen Ärzte aufgeführt, die noch auf der Grund- lage der zum 31. Dezember 1984 aus- gelaufenen Rechtsvorschriften eine Bescheinigung über die arbeitsmedi- zinische Fachkunde („Kleine Fach- kunde") erworben hatten und nach Erfüllung der Voraussetzungen der Übergangsregelungen gem. § 3 Abs.
4 UVV „Betriebsärzte" uneinge- schränkt hierüber verfügen und da- her auch weiterhin betriebsärztlich tätig sein dürfen. Darüber hinaus ist die Zahl derjenigen Ärzte ausgewie- sen, welche die nach § 3 Abs. 3 UVV
„Betriebsärzte" erforderlichen Vor- aussetzungen erfüllen, um im Rah- men einer zweijährigen selbständi- gen betriebsärztlichen Tätigkeit in einem „geeigneten Betrieb" die Zu- satzbezeichnung „Betriebsmedizin"
zu erwerben.
Dt. Ärztebl. 89, Heft 43, 23. Oktober 1992 (25) A1-3533
Zahl der Ärzte mit arbeitsmedizinischer Fachkunde gemäß § 3 UVV „Betriebsärzte"
18
215 29
(Stand: 31. Dezember 1991) Landesärztekammer Gebietsbe-
zeichnung
„Arbeitsme- dizin"
Zusatzbe- zeichnung
„Betriebsme- dizin"
Fachkunde
§ 3 Abs. 3 UVV „Be- triebsärzte"
Fachkunde
§3 Abs. 4 Nr. 1 u. 2 a)
UVV „Be- triebsärzte"
Fachkunde
§ 3 Abs. 4 Nr. 1 u. 2 b)
UVV „Be- triebsärzte"
Gesamt- zahl der Ärzte m. ar-
beitsmed.
Fachkunde
Baden-Württemberg 414 654 178 93 1423
Bayern 397
Berlin 235
915 257
163 18
179 1936
38 468
Hamburg 114 90 9 keine Erfassung möglich 213
Hessen 208 368 30 47 121 774
Mecklenb.-Vorpom. 72 72
Niedersachsen 158 494 48 82 33 815
Nordrhein 406
Rheinland-Pfalz 96
Saarland 39
474 125
234 102
73 17
68 1174
29 495
11 152
Sachsen-Anhalt 106
Schleswig-Holstein 85
384 9 499
15 362
Thüringen 151 38 15 204
Westfalen-Lippe 223 305 151 161 63 903
188 14
Brandenburg 57
101 34 12
Sachsen 235
74 12 98
6 136
Bremen 44
688
155
923
Bundesgebiet 3040 5267 988 753 656 10704
* Anerkennung erst ab 1992
Erstmals auch neue Bundesländer erfaßt
Die Statistik enthält erstmals auch Angaben über die neuen Bun- desländer. Für diese entfallen zwar entsprechende Angaben über die Zahl der Ärzte mit einer Fachkunde gemäß den genannten Übergangsre- gelungen, Fachkunden nach § 3 Abs.
3 UVV „Betriebsärzte" hingegen sind vielfach schon ausgestellt wor- den. Ferner sind in den neuen Län- dern die früheren „staatlichen Aner- kennungen als Betriebsarzt" nur teil- weise in Anerkennungen für die Be- rechtigung zur Führung der Zusatz-
bezeichnung „Betriebsmedizin" um- gewandelt worden. In einigen Ärzte- kammerbereichen ist diese nach den Bestimmungen des Einigungsvertra- ges für eine betriebsärztliche Tätig- keit ebenso ausreichende Qualifika- tion im Rahmen dieser statistischen Erhebung nicht berücksichtigt wor- den, sofern keine Umwandlung in die Zusatzbezeichnung „Betriebsme- dizin" erfolgte.
Beträchtlicher Zuwachs Im Vergleich zur Vorjahresstati- stik hat sich die Zahl der Ärzte mit
arbeitsmedizinischer Fachkunde von 8068 auf 10 704 zum 31. Dezember 1991 erhöht. Dieser Zuwachs ist im wesentlichen durch die Vereinigung Deutschlands und damit die Einbe- ziehung qualifizierter Ärzte in den neuen Bundesländern bedingt. Her- vorzuheben ist hier insbesondere der Anstieg in nunmehr Gesamt-Berlin, welcher sich vor dem Hintergrund ei- ner vergleichsweise hohen Zahl von Ärzten mit der Facharztbezeichnung
„Arbeitsmedizin" im ehemaligen Ost-Berlin durch die Vereinigung er- geben hat.
Dr. Hans-Jürgen Maas, Bundesärztekammer, Köln A1 -3534 (26) Dt. Ärztebl. 89, Heft 43, 23. Oktober 1992