Mediatoren sind hauptsächlich für die Symptomatik bei TSS verant- wortlich, das also als eine Folge der T-Zellstimulation betrachtet werden kann Ähnliche schockartige Sym- ptome können auch durch Enteroto- xine oder durch erythrogene Toxine (beim sogenannten toxischen Schar- lach) hervorgerufen werden. Daß Stimulation des T-Zellsystems zum Schock führen kann, ist durch die immunsuppressive Therapie mit dem T-zellstimulierenden monoklonalen Antikörper OKT3 bekannt: bei der Erstgabe des Antikörpers werden häufig schockartige Symptome beob- achtet.
Bei Applikation eines Superan- tigens in vivo folgt auf eine initiale Stimulation von T-Lymphozyten eine Immunsuppression. Sie resultiert aus einer noch nicht ganz verstandenen Abschaltung, einer sogenannten An- ergie, derjenigen T-Zellen, die mit einem Superantigen mit hoher Affi- nität reagieren. Die abgeschalteten
T-Zellen sind noch vorhanden, rea- gieren aber nicht mehr auf Antigen oder andere Stimuli.
Die Immunsuppression ist ver- mutlich für die verschiedenen Patho- gene, die Superantigene produzie- ren, von Vorteil. Daher scheinen die verschiedenen Superantigene auch in der Evolution an das Immunsy- stem des jeweiligen Wirtes adaptiert worden zu sein. Die von verschiede- nen Stämmen des Maus-Mammary- Tumorvirus kodierten Superantigene der Maus zeigen keine Homologien zu den Toxinen der grampositiven Kokken, sie sind anscheinend unab- hängig entstanden. Einige dieser re- troviralen Superantigene liegen in die Keimbahn bestimmter Maus- stämme integriert vor, sie führen hier zur Elimination der reaktiven T- Zellen im Thymus.
Ob es ähnliche „endogene Su- perantigene" beim Menschen gibt oder Superantigene, die von anderen Pathogenen des Menschen produ-
ziert werden, ist bisher unklar. Soll- ten bei Erkrankungen des Menschen Vermehrungen von T-Zellen mit be- stimmten Vß-Teilen des T-Zellrezep- tors gefunden werden, muß an die Beteiligung von Superantigenen ge- dacht werden. Eine Anwendung der Superantigene zur gezielten selekti- ven Induktion von Anergie als im- munsuppressiver Maßnahme ist zur Zeit noch nicht in Sicht. Bei der ra- santen Entwicklung auf diesem For- schungsgebiet sind neue Erkenntnis- se über eine mögliche Relevanz für die Klinik jedoch zu erwarten.
Weiterführende Literatur in:
Fleischer, B.: Immun Infekt. 19 (1991) 8-11
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Bernhard Fleischer 1. Medizinische Klinik
der Johannes Gutenberg-Universität Obere Zahlbacher Straße 63
W-6500 Mainz
Sensibilität gegen Triazolam bei älteren Patienten
Ältere Patienten reagieren an- scheinend häufig empfindlich auf Wirkungen vieler Arzneimittel, die das zentrale Nervensystem dämpfen.
Die Autoren untersuchten bei älte- ren Patienten den Einfluß des Alters auf Pharmakokinetik und Pharmako- dynamik des Benzodiazepin-Hypno- tikums Triazolam, des heute in den USA am häufigsten verschriebenen Hypnotikums.
26 gesunde Probanden (Durch- schnittsalter 30 Jahre) und 21 gesun- de ältere Probanden (Durchschnitts- alter 69 Jahre) nahmen an einer Vierweg-Crossover-Studie teil. Nach einem Einzelblind-Adaptationsver- such mit Plazebo erhielt jeder Pro- band nach Randomisierung oder im Doppelblindverfahren einmalige Plazebodosen sowie 0,125 mg und 0,25 mg Triazolam. 24 Stunden nach der Gabe von jeder der drei Unter- suchungsmedikationen wurden die
Plasma-Triazolamspiegel bestimmt und psychomotorische Leistung, Er- innerungsvermögen und Sedierungs- grad bewertet.
Die Plasma-Triazolamspiegel nahmen proportional zur Dosis zu, ältere Patienten hatten jedoch auf Grund der verminderten Arzneimit- telclearance höhere Plasmakonzen- trationen. Der durch einen Beobach- ter ermittelte Sedierungsgrad und die Leistungsminderung der Proban- den beim Zahlensymbol-Austausch- test waren bei gleicher Dosierung bei den älteren Probanden größer als bei den jüngeren.
Das Verhältnis der Plasma-Tri- azolamspiegel zum Grad der Beein- trächtigung war bei beiden Gruppen ähnlich. Ein Teil der Studie bestand aus der Präsentation einer Informa- tion eineinhalb Stunden nach Ein- nahme der Arzneimittel; die Fähig- keit der Probanden, sich 24 Stunden später an die Information zu erin- nern, wurde durch die beiden Tri- azolamgaben gemindert, und der prozentuale Erinnerungsverlust war bei den Jüngeren ähnlich wie bei den Älteren.
FÜR SIE REFERIERT
Triazolam bewirkte bei gleicher Dosierung einen größeren Beruhi- gungsgrad sowie eine größere Beein- trächtigung der psychomotorischen Leistung bei gesunden älteren Pro- banden als bei jungen Probanden.
Diese Wirkungen resultierten eher aus einer reduzierten Clearance und höheren Plasmaspiegeln des Triazo- lam als aus einer erhöhten konstitu- tionellen Sensitivität gegenüber dem Arzneimittel.
Auf der Basis dieser Ergebnisse sind die Autoren der Ansicht, daß die Triazolamdosis bei älteren Pa- tienten um durchschnittlich 50 Pro- zent reduziert werden sollte. jhn
Greenblatt, D. J. et al.: Sensitivity to Tri- azolam in the Elderly. N. Engl. Journ.
Med. 324 (1991) 1691-1698.
Dr. Greenblatt, Division of Clinical Phar- macology, Box 1007, Tufts — New England Medical Center, 171 Harrison Ave., Bo- ston, MA 02111, USA.
A-3518 (54) Dt. Ärztebl. 88, Heft 42, 17. Oktober 1991