Aus Bund und Ländern
Fachberufe fordern das Ende des Verordnungschaos
KÖLN. Das derzeitige Chaos vor allem durch unter- schiedliche Verlautbarungen zur Verordnung von Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln muß beendet werden. Ein Dialog zwischen Politik, Heilmittel- erbringern, Krankenkassen und Ärzten ist dringend er- forderlich, um übergreifende und wissenschaftlich fundier- te Regelungen zu schaffen.
Das forderten die Vertreter der Beschäftigten im Ge- sundheitswesen und der Ärz- te auf ihrer 10. Konferenz der Fachberufe im Gesundheits- wesen bei der Bundesärzte- kammer Ende Januar in Köln.
Statt durch Rationalisie- rungsmaßnahmen, die mit den Betroffenen abgestimmt seien, die bewährten Struktu- ren des Gesundheitssystems zu erhalten, verunsicherten die derzeitigen Sparmaßnah- men die Patienten und stell- ten darüber hinaus die wirt- schaftliche Basis vieler im Gesundheitswesen Beschäf- tigter in Frage.
Weiteres Schwerpunkt- thema der Konferenz war die Qualitätssicherung. Die Teil- nehmer stimmten darin über- ein, daß interprofessionell ausgerichtete Maßnahmen künftig an Bedeutung gewin- nen werden. Die Vertreter der Fachberufe haben des- halb eine Zusammenarbeit mit der „Arbeitsgemein- schaft zur Förderung der Qualitätssicherung in der Medizin“ begrüßt. EB
Leichter Anstieg der Transplantationen
NEU-ISENBURG. Die Zahl der Organtransplanta- tionen in Deutschland ist 1996 leicht gestiegen. Das teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation mit. Im vergangenen Jahr wurden 3 435 Transplantationen vor- genommen (1995: 3 368). Bei
den Organspenden seien die Deutschen jedoch nach wie vor auf die Unterstützung der Eurotransplant-Partner- länder Österreich, Luxem- burg, Belgien und die Nieder- lande angewiesen. Von dort seien 207 Spenderorgane ge- kommen (1995: 279). EB
Ausland
Euthanasie: Künftig zwei Fallgruppen in den Niederlanden
DEN HAAG. Die nieder- ländische Regierung hat eine Bilanz der liberalen Euthana- sie-Regelung gezogen und angekündigt, daß künftig zwei sogenannte Fallgruppen unterschieden würden. Eu- thanasie auf eigenen Wunsch des Patienten könne ver- gleichsweise schnell geneh- migt werden, schlugen Ge- sundheitsministerin Els Borst und Justizministerin Winnie Sorgdrager vor. Euthanasie- Entscheidungen ohne aus- drücklichen Wunsch des Pati- enten blieben dagegen eine
„extrem schwerwiegende, im Grunde verbotene“ Praxis. In zu genehmigenden Sonder- fällen müsse gewährleistet sein, daß die Entscheidung dem Arzt nicht leichtfalle.afp
Europäische Union:
Gesundheitspolitische Schwerpunkte 1997
BRÜSSEL. Im Rahmen ihrer Präsidentschaft haben die Niederlande Prioritäten für den Bereich Gesundheit und Soziales festgelegt. Wie aus einer Mitteilung des Brüsseler Büros der deut- schen Ärzteschaft hervor- geht, wird die Versorgung mit Blut und Blutprodukten in der Europäischen Union ein zentraler Themenschwer- punkt sein.
Die niederländische Prä- sidentschaft will die Europäi- sche Kommission auffordern, einen rechtlichen Rahmen für die Blutspende vorzule- gen. Außerdem sollen die
Kriterien für die Blutspende vereinheitlicht werden. Wei- tere Schwerpunktthemen sind die Organtransplantati- on, die gesundheitlichen Aspekte der Drogenpolitik sowie die Gesundheitsüber- wachung und Kontrollnetze für ansteckende Krankhei- ten.
Außerdem sollen im 1. Halbjahr 1997 von der Europäischen Kommission Programme zu seltenen Krankheiten, Unfall und Ver- letzungen sowie Krankheiten im Zusammenhang mit Um- weltverschmutzungen vorge-
legt werden. HK
USA: Kürzungen bei Krankenversorgung
WASHINGTON. US- Präsident Bill Clinton hat massive Einschnitte in die ge- setzliche Krankenversorgung („Medicare“) vorgeschlagen.
Ab dem Haushaltsjahr 1998 sollten in einem Zeitraum von sechs Jahren insgesamt 138 Milliarden Dollar, umge- rechnet rund 222 Milliarden DM, eingespart werden. Me- dicare ist für die Krankenver- sorgung besonders bedürfti- ger Personengruppen zustän- dig, zum Beispiel für Arbeits- lose und mittellose Alte. afp
A-280 (16) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 6, 7. Februar 1997
P O L I T I K NACHRICHTEN
Radioaktive Stoffe an Menschen getestet
LONDON. Großbritanni- en hat fast vierzig Jahre lang an Menschen Versuche mit radioaktiven Substanzen durchgeführt. Die Testperso- nen hätten von 1957 an ver- schiedene Substanzen einge- atmet oder gespritzt bekom- men, sagte Janet Bloomfield, die Präsidentin der „Kampa- gne für nukleare Abrüstung“
(CND). Das britische Vertei- digungsministerium bestätig-
te die Versuche. Ein Sprecher erklärte jedoch, „ethische Standards“ seien eingehalten worden. Sämtliche Testperso- nen hätten freiwillig mitge- macht, seien ärztlich über- wacht worden und hätten ge- wußt, worum es ging.
Bloomfield dagegen er- klärte, die Versuchspersonen seien von der Regierung getäuscht worden, ebenso wie das Parlament und die Öf- fentlichkeit. Sie kündigte ei- nen umfassenden Bericht über die Versuche an. afp Im internationalen
Vergleich bewegen sich die Ausgaben für die Gesund- heitssicherung in Deutschland im mitt- leren Bereich. Die Ausgaben beliefen sich 1994 (letzt- verfügbare Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwicklung, OECD) in Westdeutschland auf 8,6 Prozent des Bruttoinlandsproduk- tes und lagen da- mit nur wenig über dem OECD-Durch- schnitt. In den USA wurden mehr als 14 Prozent des Bruttoin- landsproduktes in die
Absicherung des Gesundheitsrisikos „investiert“. In Luxemburg betrugen die
„Gesundheitskosten“ hingegen nur rund 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.