A 500 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 10|
9. März 2012BÖRSEBIUS
Ein Großer streckt die Flügel
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ieben, aber auf mehrere Strei- che verteilt, waren bisher als flächendeckende Anlegerunfälle zu beklagen. Die Rede ist von offenen Immobilienfonds, die erst eingefro- ren waren, dann aber doch der Auf- lösung weichen mussten. Mit dem nunmehr achten in der traurigen Riege hat es just eben den KanAm- Grundinvest-Fonds erwischt, und damit streckt mit einem Volumen von knapp vier Milliarden Euro ein wirklicher Brummer die Flügel.Eigentlich hätte das Management des KanAm-Grundinvest noch bis Mai Zeit gehabt, über eine Wieder- eröffnung oder halt doch die Ab- wicklung zu entscheiden. Doch of- fenbar hatten die Verantwortlichen bei den Verkaufsverhandlungen von Objekten recht wenig Erfolg zu ver- melden. Am Ende war schlicht zu wenig Geld in der Kasse, um eine er- folgversprechende Wiedereröffnung eines der größten Publikumsfonds aus der Branche sicherzustellen.
Damit hat KanAm insgesamt schon drei Havarien zu beklagen.
Der auf die USA und Kanada zu - geschnittene KanAm-US-Grundin- vest-Fonds wird bereits Ende nächsten Monats komplett abge - wickelt sein. Etwa 70 Millionen Euro sind dann noch an die Anle- ger auszuschütten. Ein drittes, aus- schließlich für institutionelle In- vestoren zugeschnittenes Produkt (KanAmSpezial-Grundinvest-Fonds) wurde bereits zum Jahresanfang beerdigt.
Nun hat also die KanAm-Grund- invest-Kapitalanlagegesellschaft bis zum 31. Dezember 2016 Zeit, ihre Immobilien zu möglichst guten Preisen zu verkaufen. Für die Anle- ger beginnt jetzt natürlich eine Zeit langen Wartens, verbunden mit kle- ckerweise Teilzahlungen im Halb- jahresrhythmus. Das sind echt kei- ne schönen Aussichten.
Auf die beiden ganz großen Frachter der Spezies „offene Immo-
bilienfonds“ kommen vermutlich ebenfalls stürmische Zeiten zu. Die Verantwortlichen sowohl der CS- Euroreal (Credit Suisse) als auch des SEB-Immoinvest müssen spä- testens im Mai endgültig sagen, was gilt: wiedereröffnen oder eben- falls den Sack zumachen. Mit ei- nem Volumen von jeweils sechs Milliarden Euro geht es hier nicht gerade um Kleinigkeiten.
Aus heutiger Sicht sieht es – trotz anderslautender Wasserstands- meldungen – eher nach Liquidation aus. Für eine Wieder eröffnung wä - re ein Kassenbestand von 30 bis 40 Prozent des Fondsvermögens er- forderlich. Die aktuelle Cash-Quote ist aber davon deutlich entfernt.
Übrigens. Ohne jeglichen Ver- dacht auf sich selbst kündigte ein KanAm-Sprecher jüngst an, das En- de des Grundinvest sei keineswegs ein Abschied aus der Branche. Es gebe bereits Pläne für einen neuen offenen Immobilienfonds. Da wer- den sich aber viele Anleger drauf- stürzen. Oh Mann, was für ein Rea- litätsverlust. Oder, um mit Christian F. Hebbel zu sprechen: „Du siehst die leuchtende Sternschnuppe nur dann, wenn sie vergeht.“