Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 110|
Heft 22|
31. Mai 2013 A 1103 rung mit allen hierdurch verursach-ten „Zivilisations“-Krankheiten zu einer für alle verbindlichen unein- geschränkten Grundversorgungs- verpflichtung – „back to the roots“
– zurückzuführen. Ein überzeugen- des langfristiges Vorsorgekonzept.
Prof. Dr. med. Arne Burkhardt, 72764 Reutlingen
Was ist Patienten zumutbar?
In dem Artikel über die Neustruktu- rierungen des ärztlichen Bereit- schaftsdienstes geht es ausschließ- lich um die Entlastung der Ärzte, besonders im ländlichen Bereich.
Diese Diskussion ist berechtigt, er- fasst aber die Problematik nicht ganz, da man auch die Zumutbar- keit für die Patienten einbeziehen muss und das Verantwortungsbe- wusstsein des Arztes, der die Pa- tienten schnell erreichen will.
So soll zum Beispiel in Marburg durch die Neustrukturierung und damit verbundene Zentralisierung der Notarztzentralen der Radius für die Patientenversorgung auf 30 Ki- lometer erweitert werden.
Eine Fahrt von 30 Kilometern ist für die Patienten nicht mehr zumutbar.
Ebenso sind längere Fahrten für den Arzt eine Zumutung. Die meisten Hausbesuche sind ein potenzieller Notfall, bis der Arzt sie gesehen hat. So kann sich hinter einem Hus- ten ein Lungenödem verbergen oder hinter Bauchschmerzen ein lebens- bedrohliches Ereignis . . .
Es besteht so der Zwang, den Pa- tient möglichst schnell zu erreichen.
Dieses erhöht den psychischen Druck auf den diensthabenden Arzt.
Nachts bei Eis und Schnee, zum Beispiel im Hessischen Bergland, bei Fahrten mit dem eigenen PKW, der meistens kein sicherer Gelände- wagen ist, besteht immer eine laten- te Unfallgefahr.
So muss das Thema Neuregelung im Notdienst besonders sorgfältig geprüft werden. Dieses sollte nicht nur KV-intern, sondern unter Einbe- ziehung der betroffenen Ärzte und unter Anhörung der Bürgermeister von den betroffenen Ortschaften ge- schehen.
Daniel Kaufmann, Arzt für Allgemeinmedizin, 35091 Cölbe
MEDIZINPRODUKTE
Warum hochwertige klinische Studien dringend erforder- lich sind (DÄ 10/
2013: „Neue Medi- zinprodukte: Unzu- reichende Datenla- ge“ von Annegret Herrmann-Frank und Monika Lelgemann).
Allgemeingültige Regeln
Mit großem Interesse habe ich den Artikel gelesen. Die Autorinnen verweisen auf eine Analyse aus dem Februar 2012. Sicher dauern Publi- kationen ihre Zeit. Dennoch er- scheint es mir wichtig, gerade wenn von medizinischen Innovationen gesprochen wird, darauf hinzuwei- sen, dass die Daten heute nicht mehr aktuell sind.
So existieren zum Beispiel alleine zum Verfahren der minimal-invasi- ven Lungenvolumenreduktion mit- tels Coils heute bereits viel mehr Daten, unter anderem auch die Er- gebnisse eines RCT . . .
Darüber hinaus sind eine Reihe mehr Studien bereits abgeschlossen oder gestartet . . .
Ich war als Gutachter in die Bewer- tung eines MDS-Gutachtens selbst involviert und kann sagen, dass sol- che Gutachten zwar meist eine gute Literaturanalyse enthalten, die Schlussfolgerungen jedoch besten- falls als „einseitig“ zu bezeichnen sind.
Ich denke, es ist wichtig, derartige Informationen kritisch zu betrach- ten, da ansonsten der „Generalver- dacht“ entsteht, dass in Deutschland Medizinprodukte weithin ungeprüft Eingang in die klinische Versorgung finden.
Sicher kann man von neuen Pro- dukten nicht erwarten, dass sie be- reits über eine große Menge von Daten mit hoher Evidenz verfügen.
Es stellt sich aus meiner Sicht mit- hin die Frage, ob wir in Deutsch- land nicht allgemeingültige Regeln brauchen, wann und wie Medizin- produkte sinnvollerweise eingeführt werden . . .
Dr. med. Michael Wilke, Dr. Wilke GmbH, inspiring.health, 81829 München
O
W k d l 2 z r ge“von Annegret He
JOH A NNA W A NK A
Neue Bundesfor- schungsministerin (DÄ 10/2013: „Sie- ben Monate For- schungsministerin“
von Falk Osterloh)
Parteiische Plagiatsjäger
Jetzt wollen die Plagiatsjäger also versuchen, auch unsere neue Bun- desforschungsministerin Prof. Dr.
Johanna Wanka wegen fehlender Fußnoten in ihrer Doktorarbeit als Betrügerin an den Pranger zu stel- len – ebenso wie erst kürzlich ihre Vorgängerin Annette Schavan.
Einige Fragen drängen sich da auf:
Handelt es sich bei diesen Plagiats- detektiven wirklich um ehrliche, engagierte Tugendwächter, welche die Wissenschaft vor Unredlichkei- ten schützen wollen? Und warum nehmen sie immer nur Spitzenpoli- tiker von CDU/CSU und FDP ins
Visier? Wer finanziert ihre aufwen- digen Nachforschungen, und war - um berichten die meisten unserer Medien so eifrig und anhaltend über jeden neu ertappten angebli- chen Fußnotensünder?
Die Antworten fallen nicht schwer:
Der Anführer der Plagiatsjäger, der Programmierer Martin Hei- dingsfelder, ist aktives Mitglied der SPD. Er hatte bereits im Bundestagswahlkampf 2005 die Plattform „angela-nein-danke.de“
gegründet . . .
Wer rückt nun das inzwischen ver- zerrte Bild wieder zurecht, um weiteren Schaden von unserer De- mokratie abzuwenden? Wo sind die neutralen Plagiatsjäger, die auch in rot-grünen Revieren auf die Pirsch gehen? Sicher würde de- ren Trefferquote dort nicht niedri- ger liegen als die der roten „Tu- gendwächter“ in schwarz-gelben Gefilden!
Prof. Dr. med. Wilhelm Mühlenberg, 30449 Hannover
JO
N s ( b s v