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Archiv "Dialyseversorgung in Deutschland (II): Den hohen Standard sichern" (11.04.2014)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 15

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11. April 2014 A 623 DIALYSEVERSORGUNG IN DEUTSCHLAND (II)

Den hohen Standard sichern

Die Zahl dialysepflichtiger Menschen wird nach Berechnungen des IGES-Instituts steigen. Gleichzeitig rechnen die Experten mit weniger Nephrologen als heute.

Ihre Empfehlung: Stärkung der ambulanten Versorgung und mehr Heimdialyse.

D

ie Zahl der Dialysepatienten wird bis 2020 voraussicht- lich um 2,7 Prozent pro Jahr steigen und dann die 100 000er-Marke er- reichen. Gleichzeitig wird bis dahin altersbedingt fast jeder zwölfte nie- dergelassene Nephrologe fehlen, weil Nachwuchs ausbleibt. Das er- gibt sich aus einer Studie des IGES- Instituts zur Heimdialyse. In Auf- trag gegeben hat sie das Medizin- technik- und Arzneimittelunterneh- men Baxter Deutschland.

IGES hat den Bedarf mit Hilfe epidemiologischer Daten hochge- rechnet. Die steigenden Patienten- zahlen (+ 20 Prozent bis 2020) ha- ben demnach drei Hauptursachen:

Gefäßschädigende Volkskrankhei- ten nehmen zu. Es gibt immer mehr jüngere Patienten. Erfolge führen in der Nierenersatztherapie zu einem längeren Leben mit Dialyse.

Der Verband Deutsche Nieren- zentren hat die Prognose allerdings angezweifelt. Er geht derzeit von etwa 50 000 kontinuierlich betreu- ten Dialysepatienten aus statt von 83 000 wie IGES und von einem eher marginalen Zuwachs. Die höhere Zahl bilde die Dialysefälle ab, nicht die kontinuierliche Patientenzahl,

und spiegele auch die erhöhte Fluk- tuation in den Dialysezentren wider.

In Deutschland habe man für dialysepflichtige Patienten gute Strukturen aufgebaut, betonte Prof.

Dr. med. Mark Dominik Alscher, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie. Ein wichtiger Tätigkeitsbereich der Kollegen sei es zudem, die Dialyse- pflicht von Nierenkranken aufzu- halten. Nach Ansicht von Alscher werden aber sogenannte Heimdia- lyseverfahren zu selten eingesetzt.

Heimdialyse: Limitationen Nur fünf Prozent der ständig dialy- sepflichtigen Patienten nutzen sie den vorliegenden Daten zufolge, obwohl sie nach Schätzungen von IGES für circa ein Drittel infrage käme. Ein häufigerer Einsatz könne dazu beitragen, den künftigen Ver- sorgungsbedarf zu decken, urteilte Hans-Holger Bleß, Leiter des Be- reichs Versorgungsforschung bei IGES. „Deutschland ist im Ver- gleich zu den internationalen Ver- teilungen stark auf die Hämodia lyse in Dialysezentren ausgerichtet. Es fehlen häufig Wissen und Ausbil- dungsvorgaben zur Peritonealdialy-

se sowie zu Heimdialyseverfah- ren“, so Alscher. In der Studie wird darauf hingewiesen, dass Ärzten ein höherer Aufwand für Dialysepa- tienten nicht vergütet wird, auch nicht für eine umfangreichere Bera- tung rund um die Heimdialyse. Zu- dem muss sich die Auslastung der Dialysegeräte rechnen.

Ob Heimdialyse tatsächlich für etwa ein Drittel der Patienten eine Option sein könnte, erscheint aber auch aus andere Gründen fraglich.

„Wir behandeln zunehmend ältere Patienten“, erläuterte Alscher. Sie seien bei der assistierten Dialyse auf die Unterstützung durch Famili- enangehörige oder professionelle Dienste angewiesen. Daran fehle es häufig, erläuterte Peter Gilmer, Vor- sitzender des Bundesverbands Nie- re e.V. Er forderte mehr Beratung, eine differenzierte Honorierung der Behandlungsteams und, zur Förde- rung der Heimdialyse, ein Patien- tenbudget zur Bezahlung von damit verbundenen Assistenzleistungen.

Alscher wies auf einen weiteren Aspekt hin. Bei Heimdialysen sehe man die Patienten seltener: „Das kann negativ sein, was die Begleit- erkrankungen angeht.“ Er appellier- te, verschiedene Verfahren sequen- ziell einzusetzen, passend zur Le- benssituation: „Wir sollten eine ge- wisse Flexibilität haben.“

Von IGES befragte Experten hat- ten weitere Anregungen, um den hohen Standard zu halten. Die Ar- beitsbedingungen für die Teams müssten verbessert werden, ein ge- setzlicher Personalschlüssel für das Pflege- und Assistenzpersonal ver- ankert. Prävention zur Vermeidung der Dialysepflicht gehöre gestärkt, Kommunikationsprobleme zum Beispiel mit Migranten gelöst. Und:

Dem Profitstreben großer Zentren müsse man entgegenwirken.

Sabine Rieser In Deutschland bieten neben niedergelassenen

Nephrologen in eigenen Praxen große Anbieter Leistungen für Dialysepatienten, ambulante Dialy- seformen und die Betreuung von Heimdialyse an:

Kuratorium für Dialyse und Nierentransplanta- tion e.V.: 206 ärztlich geleitete Nierenzentren sowie drei Medizinische Versorgungszentren Betreuung von 18 500 Dialysepatienten

Diaverum: 17 Dialysezentren

Fresenius Medical Care: 18 Dialysezentren

Dialyse Trainings-Zentren: 21 ambulante Zen- tren in Kooperation mit Niedergelassenen

Patientenheimversorgung Gemeinnützige Stif- tung: 86 Dialysezentren, elf überregionale Trai- ningszentren für Heimdialyse. Kooperation mit Vertragsärzten und ermächtigten Kranken- hausärzten. Betreuung von 7 000 Patienten Als Dialyseformen werden angeboten: Hämo- dialyse (üblicherweise dreimal pro Woche), Hämo- filtration (vor allem bei akutem Nierenversagen im Krankenhaus), Hämodiafiltration (Kombination), Peritonealdialyse (überwiegend als Heimdialyse).

Quelle: „Status quo und Zukunft der Heimdialyse“, IGES-Gutachten, Nomos Verlag, 39 Euro

DATEN ZUR DIALYSE IN DEUTSCHLAND

P O L I T I K

Referenzen

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