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Archiv "Krankheiten und Leiden: Anthropologische Medizin" (16.03.1989)

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Insuffizienz. Die kardiovaskulär aus- gerichtete Pharmakotherapie mit Vasodilatatoren und Diuretika wirkt auf die hämodynamischen Störungen ein und verbessert damit auch die re- spiratorische Insuffizienz. Prof. H. -P.

Schuster, Hildesheim, machte deut- lich, weshalb im allgemeinen Vasodi- latatoren vor Diuretika eingesetzt werden: Wenn man den Effekt von Furosemid mit dem von Isosorbiddi- nitrat auf den Pulmonalkapillar- druck vergleicht, so zeigt sich, daß durch beide Substanzen eine Ver- besserung der Lungenstauung und

auch der respiratorischen Funktion erreicht werden kann. Bei der zwei- ten Zielgröße, die ebenfalls beein- flußt werden soll, nämlich beim Herzminutenvolumen, gibt es einen Unterschied. Unter Nitraten steigt es etwas an, unter Diuretika nimmt es nach kurzer Zeit jedoch ab, was durch die Einschränkung des Plas- mavolumens infolge der Diurese be- dingt ist. Deshalb werden heute im allgemeinen Vasodilatatoren vor Di- uretika gestellt, diese werden dann addiert, um so das kumulierte Was- ser definitiv zu beseitigen.

Wie Schuster berichtete, weist das neue Schleifendiuretikum Pireta- nid eine dem Furosemid vergleichba- re Wirkung auf. Bei Patienten mit akuter schwerer Linksherzinsuffi- zienz und Lungenödem läßt sich da- mit neben der vom Furosemid her be- kannten starken diuretischen Wir- kung auch ein günstiger Einfluß auf den Pulmonalarteriendruck und da- mit auf die Lungenstauung erreichen.

Dr. med.

Dieter Müller-Pettenberg Herzkamper Straße la 5600 Wuppertal

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Krankheiten und Leiden

Zu dem Editorial von

Professor Dr. Dr. Rudolf Gross in Heft 47/1988

Anthropologische Medizin

In einem seiner eu-hermeneuti- schen Editorials denkt Prof. Rudolf Gross über semantische Beziehun- gen des deutschen Morphempaares Krankheit/Leiden zum englischen disease/illness nach. Für den fachge- meinsamen objektsprachlichen Hin- tergrund der hier wie dort ausgeüb- ten Medizin als Wissenschaft ist noch anzumerken: Der von Th. S.

Kuhn vorgeschlagene, im Editorial zitierte Paradigmenwechel als Vor- aussetzung für eine „revolutionäre Weiterentwicklung der Wissen- schaft" ist für die Medizin schlicht- weg irrelevant. Die Gegenstände der Medizin selbst, eben die Krankheiten mit ihren topisch und/oder systemisch vom Arzt diagnostizierbaren Sympto- men, und die Leiden, die übersyste- misch vom Patienten psychisch rea- lisiert werden, verhindern als dauernd sich wandelndes Beispiel-Erleben per se die für eine „richtige" Wissenschaft notwendigen orthologischen Grund- lagen. Das von dem Pathologen Ro- bert Rössle eingeführte Syntagmem

„Panoramawechsel der Krankheiten"

bedeutet metachron nichts anderes, als daß der Kuhnsche Paradigmen- wechsel in der Medizin systemimma- nent impliziert ist.

Es ist überhaupt wenig hilfreich, wenn wir Mediziner im Wahne, Wis- senschaft im naturwissenschaftlichen Sinne betreiben zu müssen, immer wieder fremde Theorienbildungen für unser Fach heranziehen, die letztlich nicht oder nur sehr mittel- bar auf den Menschen als somatisch- physiologisch-psychisch-mentale Da- seins-Einheit bezogen sind. Eine facheigene Philosophie als Grundla- ge für eine Epistemologie der Medi- zin ist allein über eine Ausbildung im Fach „Anthropologische Medizin"

zu erreichen. Solange ein solches Fach nicht methodisch-didaktisch ausgereift ist, sollten derartige psy- cho-linguistische Überlegungen in den Fachzeitschriften immer wieder thematisiert werden.

Dr. med. Horst Uebel Am Zaarshäuschen 24 5060 Bergisch Gladbach 1

Keine Zeit für „Leiden"

...

Ich begrüße sehr die Auffor- derung von Professor Gross, die Zu- sammenhänge von naturwissen- schaftlichen und anthropologischen Dimensionen im Kranksein „nicht nur im Prinzip zu kennen (was für die meisten Arzte auch zutrifft), son- dern auch auf den einzelnen anzu- wenden (was vielfach in der Hektik des Krankenhaus- oder Praxisbe- triebs unterlassen wird)." Empiri- sche Befunde zu diesen Unterlassun- gen gibt zum Beispiel die Münchner Follow-Up-Studie von H.-U. Witt- chen und D. v. Zerssen. Die Studie zeigt bei Hausärzten eine vielfach falsche Indikation angesichts von

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„Leiden" im Sinne anthropologi- schen Krankseins auf, so daß die Au- toren in einer Presseinformation (23.

September 1988) erklärten: „Keine Therapie ist oft schlecht, aber bei be- stimmten Störungen oft besser (für Patienten und gesundheitsökono- misch) als eine falsche Therapie."

Welches sind die Gründe für jene Hektik in Klinik und Praxis? Eine wissenschaftliche Untersuchung die- ser Frage aus interdisziplinärer Sicht unter Einschluß unbewußter Motive auf individueller und kollektiver Ebene wäre der Bedeutung von Kli- nik und Praxis wohl angemessen.

Was ist Hektik? Dem griechischen Wort folgend ein Festhalten am Be- stehenden aus vollem Bewußtsein subjektiv pseudo-ethischer Selbst- rechtfertigung, wenn auch die (ärzt- liche) Welt in Scherben fällt — also eine Subspezies des Topos „Aussit- zen".

Dr. med. Christoph Biermann Nervenarzt — Psychoanalyse

— Psychotherapie Paul-Löffler-Weg 7 7400 Tübingen

Schlußwort

Beiden Herren darf ich für ihre Leserbriefe danken. Sie ergänzen meine Ausführungen wesentlich. Ich habe deshalb auch nichts Weiteres anzufügen.

Prof. Dr. med. Dr. h. c.

Rudolf Gross

Herbert-Lewin-Straße 5 5000 Köln 41

Dt. Ärztebl. 86, Heft 11, 16. März 1989 (61) A-729

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