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Archiv "Palliativ-Kongress in Berlin" (09.06.2000)

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Academic year: 2022

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orschung wird im Eid des Hip- pokrates nicht erwähnt. Ärztli- ches Wissen und Können er- lernte der angehende Arzt durch sei- nen Lehrer, und er soll seine Fähigkeit und sein Urteil nutzen, um die richti- gen Verordnungen zu treffen. Mit dem Fortschritt der modernen Medi- zin ist es für den Arzt aber nicht mehr möglich, sich allein auf seine eigene Erfahrung zu verlassen. Ärzte über- schätzen die Zahl der Patienten, die sie mit einer bestimmten Therapie be- handelt haben, und die Effektivität der Behandlungen, die sie anwenden.

Barrieren und Vorurteile beeinflussen die Auswahl des therapeutischen Vor- gehens. Wir sehen nur, was wir sehen wollen. Forschung kann uns aus die- sem Dilemma heraushelfen.

Klinische Studien ermöglichen es, neue Behandlungsoptionen zu erpro- ben. Neue Konzepte in der Evaluation wie die „Number needed to treat“

oder die „Number needed to harm“

liefern objektive Einschätzungen der

untersuchten Maßnahmen und ver- gleichen Vor- und Nachteile für den Patienten (Kosten-Nutzen-Analyse).

Im europäischen Gesundheitswesen kann eine neue Fachrichtung wie die Palliativmedizin nur bestehen, wenn sie die Effektivität ihrer Methoden in wissenschaftlichen

Untersuchungen be- stätigen kann. In den meisten europäi- schen Ländern ist jedoch noch lange nicht ein Stand wie in Großbritannien er- reicht, wo Palliativ- medizin ein aner- kanntes Fach ist und

die Notwendigkeit zur klinischen For- schung von Patienten und Behand- lungsteams akzeptiert wird.

Forschung in der Palliativmedi- zin ist nicht nur ein komplexes und kontroverses Thema, sondern infolge ethischer Probleme oft nicht einfach durchzuführen. Die Patienten erfül- len oft nicht die Einschlusskriterien für klinische Studien, sie leiden unter Schwäche, Müdigkeit und kognitiven Einschränkungen. Die Lebenserwar- tung ist oft zu kurz, um an Studien mit langen Beobachtungszeiten teilzu- nehmen. Neben diesen Gründen be- stehen Hindernisse auf einer emotio- nalen Ebene. Forschung in der Pallia- tivmedizin gilt bei manchen Patien- ten, Angehörigen und sogar Ärzten als unethisch. Ärzte und Krankenpfle- gepersonal möchten die Patienten nicht in klinische Studien aufnehmen, da sie die Belastung für den Patienten für zu groß halten. Für viele Ärzte passen Forschung und Palliativmedi- zin einfach nicht zusammen. Dies ist jedoch nur ein Teil des Problems. Die Diskussion um palliativmedizinische

Forschung erstreckt sich oft nur auf das Symptom Schmerz. Genauso wichtig sind aber Forschungsfragen zu anderen körperlichen Symptomen, in den Bereichen Sozialhilfe, Psychothe- rapie, Einstellungen zum Sterben und Trauer. Palliativmedizin ist einer der wenigen Bereiche, die nicht nur den Patienten, sondern auch Angehörige und Bezugspersonen in die Forschung einbezieht.

Das Research Steering Commit- tee wurde 1997 von der European As- sociation für Palliative Care (EAPC) eingerichtet, um die palliativmedizini- sche Forschung zu fördern. Das Netz- werk möchte erfahrene Wissenschaft- ler zusammenführen und solche mit geringen Erfahrungen und Möglich- keiten unterstützen. Seitdem wurden von dem Komitee in einer Reihe von Workshops Emp- fehlungen zu einzel- nen Bereichen der Palliativmedizin wie Schmerzerfassung, Nebenwirkungen der Opioidtherapie, Corticosteroide in der Palliativmedizin oder Angst und De- pression bei Tumor- patienten erarbeitet. Im nächsten Schritt müssen nun die Informationen über die Forschungstätigkeiten ver- breitet werden und eine größere Zahl von Palliativmedizinern und Einrich- tungen an der Diskussion der For- schungsfragen beteiligt werden. Dazu dient eine eintägige Anwendungsbe- obachtung, die deskriptive Daten der palliativmedizinischen Praxis quer durch Deutschland erfassen soll. Als weitere Maßnahme wird eine Konfe- renz zur palliativmedizinischen For- schung und Entwicklung veranstal- tet. Die Veranstalter hoffen, mit der Konferenz der palliativmedizinischen Forschung in Europa einen entschei- denden Impuls geben zu können.

Dr. med. Lukas Radbruch Dr. med. Franco deConno Dr. med. Eberhard Klaschik

Anschrift für die Verfasser Dr. med. Lukas Radbruch Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin Universität zu Köln

50924 Köln A-1578 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 23, 9. Juni 2000

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

Palliativmedizin

Klinische Forschung ist notwendig

Manchen gilt Forschung in der Palliativmedizin als unethisch. Mehr Information soll Akzeptanz schaffen.

F

PPa alllliia attiivv--K Koonng grreessss iinn BBeerrlliinn

Die Konferenz zur palliativmedi- zinischen Forschung wird vom 7. bis 9. Dezember 2000 in Berlin stattfin- den (Informationen im Internet: www.

kenes.com/eapcresearch). Der Kongress soll den Teilnehmern eine Gelegenheit bieten, ihre eigenen Forschungsergeb- nisse vorzustellen und mit anderen Pal- liativmedizinern zu diskutieren, aber auch eine Übersicht über aktuelle For- schungsprojekte und Empfehlungen für die klinische Praxis geben. Ein Schwer- punkt wird die Diskussion über ethi- sche Fragen in der palliativmedizini- schen Forschung darstellen. Workshops werden zur Planung, Durchführung und Auswertung von Studien angeboten.

. . . Ärztliche Verordnungen werde ich treffen zum Nutzen der Kranken

nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich

davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise

anzuwenden . . . Eid des Hippokrates

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